Nur ein Stückchen Papier... von DJ-chan ================================================================================ Kapitel 7: Alptraum ------------------- Kapitel 7 – ALPTRAUM Missmutig wischte ich mir das Gesicht ab. Wenigstens hatten wir jetzt aus. Die Umkleide war proppevoll und es stank nach Schweiß und tausend verschiedenen Deodüften. Ich hatte schon meine Hose an und kramte genervt nach meinem Hemd, als mich jemand von hinten antippte. Gereizt wandte ich mich um. „Was ist?“ Skin hatte sich vor mir aufgebaut und blickte dümmlich auf mich herab. „Wie lange braucht man den dafür?“ Was zum Teufel meinte er? „Wofür?“, zischte ich schlecht gelaunt. Skin jedoch grinste nur. „Na wie viele Stunden lang kämmst du dir deinen Haarmob?“ Jemand kicherte. Der Kerl war echt ätzend. Aber das war ja keine Neuigkeit und ich hatte keine Lust etwas darauf zu erwidern. Ich wollte mich schon einfach abwenden, da setzte er noch nach: „du solltest lieber mal ein bisschen mehr trainieren anstatt sie mit stundenlanger Haarpflege zu vergeuden, dann würdest du auch nicht mehr so memmenhaft umkippen!“ Meine Geduld mit diesem Idioten war nun langsam am Ende und so funkelte ich ihn bitterböse an. Man spürte richtig die Anspannung als wir uns gegenseitig herausfordernd anstarrten und einen Augenblick später wäre ich ihm wohl tatsächlich an die Gurgel gesprungen, wenn nicht plötzlich jemand an meinen Zopf gegriffen hätte. Es gab einen komischen Laut, kurz und schneidend. Es hatte ‚Ratsch‘ gemacht. Und es ziepte ein bisschen. Irritiert blickte ich mich um. Und traute meinen Augen nicht. Da stand Ticky. In seiner Hand eine Schere. In seinem Gesicht ein riesengroßes Grinsen. Und in der anderen Hand meine Haare. MEINE HAARE! Er hatte den Zopf direkt vor dem Haargummi abgeschnitten. Fassungslos starrte ich ihn an. In seinen Augen blitzte es kurz, dann drehte er sich ruckartig um und hob den Zopf in die Höhe, damit in jeder gut sehen konnte. Es wurde schlagartig laut, manche grölten, manche gaben einfältige Kommentare von sich, einige schwiegen vielleicht. Ich war wie versteinert und konnte für einige Augenblicke nur regungslos zusehen. Sah Ticky, der unter großem Gelächter meine Haare, meinen Zopf an den Hinterkopf hielt und amüsiert: „Ich bin Seidensträhne!“, posaunte. Die Leute schienen sich damit prächtig zu amüsieren. Eine unglaubliche Wut begann in mir aufzuwallen und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Er hat es doch nicht anders verdient! Doch noch bevor ich mich in Bewegung setzen konnte griff Rabi nach meinem Handgelenk. Wütend funkelte ich ihn an, aber er schien schon regelrecht immun dagegen zu sein. Er hielt mir mein Hemd hin und sagte nichts. Verärgert riss ich es ihm aus der Hand, schnappte meinen Rucksack und stampfte so schnell es ging aus der Umkleide. Jetzt hat mir sogar schon der idiotische Rotschopf helfen müssen, denn sonst hätte ich mich in dem Augenblick sicherlich vergessen! Verdammt! Schweigend marschierte ich wie von allein zur alten Steinmauer und setzte mich in den Schatten. Die groben Steine drückten mir ein bisschen in den Rücken, aber das war mir egal. Ich schloss die Augen und ließ die Zeit verrinnen. Ein leichter Wind kam auf und die Blätter raschelten leise. Ein paar kurze Strähnen kitzelten an meiner Wange. Ich sah vermutlich schrecklich aus. Meine Ponys waren ja wenigstens verschont geblieben, aber die vorderen Haare hatten vielleicht noch eine Länge von circa fünfzehn Zentimetern, wenn überhaupt. Und auch meine schönen Strähnen waren jetzt richtig kurz! Aber das schlimmste überhaupt war ja, dass Ticky den Zopf VOR dem Haargummi abgeschnitten hatte. Da ich meine Haare immer straff band waren sie nun an einigen Stellen meines Hinterkopfs nur noch wenige Millimeter kurz! Es war…es war… Wütend ballte ich meine Hände, als könnte ich so meine Wut irgendwie abbauen. Dann kniff ich die Augen zusammen und versuchte an irgendetwas anderes zu denken. Das änderte zwar auch nichts an der Situation, aber ich konnte mich so wenigstens ein bisschen beruhigen. Da ließ mich auf einmal ein Rascheln hochschrecken. Jemand war da. Doch als ich die Augen öffnete bemerkte ich, dass dieser Jemand auch gleich wieder hinter die Mauer gehuscht war. „Wer ist da?“, raunte ich ungnädig, bekam aber keine Antwort. Deswegen sprang ich auf und rannte hinterher. Als ich hinter die Mauer blickte konnte ich ihn Richtung Schulgebäude rennen sehen. „Ticky! Hey! Ticky Mick!“, aufgebracht schrie ich ihm hinterher. Was wollte der Kerl schon wieder von mir? Konnte der mich nicht einfach mal in Ruhe lassen? Für einen Moment blieb er stehen, drehte sich um und winkte. „An deiner Stelle würde ich lieber sehen, dass du noch heute einen Friseurtermin bekommst!“ Grinste noch einmal frech und lief dann einfach davon. So ein Mistkerl! … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)