Jaded von Palmira ({MadaIta}) ================================================================================ Kapitel 16: Magic Dance ----------------------- Magic Dance Untertitel: Indirekt Dies ist ein bewegender Moment – endlich kann ich mir einen langgehegten Traum erfüllen. Die wundervolle Konstellation von Madara und David Bowie! Denn „Magic Dance“ aus 1986 ist leicht Slapstick, mit einem leichten Augenzwinkern ist das ein bisschen auf die Handlung zu beziehen. Wenn jemand mit einer „Labyrinth“-Referenz reviewen will, würde mich das trotzdem enorm begeistern. Wirklich, schaut euch diesen Film an. Ich meine, David Bowie als Koboldkönig! Die Ähnlichkeit zum Manga erschlägt einen. Enjoy! Es mangelte diesem Bild gewiss nicht an Schönheit. Itachis dunkle Augen waren weit offen, die müden Schatten, die sich dort eingegraben hatten, schienen zu verschwinden. Es waren Augen wie ein Mahlstrom, von dem Itachi nicht zu wissen schien, wie er Menschen darin nach unten ziehen konnte. Nun, das machte das zu einem ziemlich unnützen Attribut, nicht wahr? Itachis Lippen pressten sich zu einer feuchten, farblosen Linie aufeinander; er strengte sich an, die zwei Sachverhalte, die nicht das kleinste bisschen miteinander zu tun hatten, miteinander zu verknüpfen. Madara beobachtete ihn schweigend, mit einer geheimen Genugtuung. Von Körperlichkeit leicht zu erschüttern, das hatte Madara früh festgestellt. Itachi war ein sinnlich veranlagter Mensch, der im Grunde nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Er war damit das Gegenteil von Hashirama. Itachis Lider senkten sich. „Ich verstehe.“ Er verlangte keine Erklärung. Das hieß vermutlich nicht, dass er keine wollte, aber Itachi war nicht so direkt. Er stellte keine Fragen, die er selbst beantworten konnte, dennoch wartete er stets, bis er eine ungefähre Vorstellung von der Antwort hatte. Es war sein System, sich nicht erschüttern zu lassen. Deshalb wirkte er so spröde. Deshalb war er so langweilig. Itachi überwand sich zur Bewegung und zog eine Schranktür auf, um die Zitrone in den Biomüll zu werfen. Seine Hände waren gerötet und bewegten sich etwas steif, als wären manche Stellen wund. Es sollte nichts mit Izuna zu tun haben – es ging ihn nichts an. Madara war kaum überrascht gewesen, dass sein kleiner Bruder, von dem ihn außer einem Lebensjahr noch einiges Weitere trennte, es wieder geschafft hatte, sich eine möglichst biedere Tussi zu angeln. Als würde er glauben, dass es war wie damals bei der Theater-AG, mit einer angemessen staubtrockenen Freundin sah jeder darüber hinweg, was für ein Raufbold und Herumtreiber man eigentlich war. Shizune wäre sicherlich erstaunt, wenn sie hörte, wie unausstehlich ihr Izzy mal gewesen war. Oh, wirklich. Wahrscheinlich hatte Izuna Itachi nur angesehen und schon gewusst, dass er ein ordentlicher, wohlerzogener Langweiler war. Izuna mochte Langweiler nicht nur, er war auch sehr geschickt darin, sie zu finden. Er umgab sich mit ihnen. Es war sein Kriterium, und das einzig Unberechenbare waren diese Kinder, die er mochte. Das war es, was Itachi so beschäftigte – oder war er bereits so gefangen von Izzy?! Madara wusste nicht viel über Itachis Präferenzen, ging davon aus, dass er langes Haar mochte, so wie Madara auch. Ansonsten ließ Itachi keine besondere Begeisterung für körperliche oder charakterliche Attribute erkennen. Eben. Dann konnte es irgendjemand sein, irgendjemand war ausreichend. Irgendjemand, der ihn vor seiner Scham beschützte, weil er bloßgestellt worden war. Madara kannte seine Rollen, er kannte Itachi, er kannte diese obskure Beschützerrolle. Was ihm noch fehlte, war die überfällige Bestätigung. Itachi hatte die Gläser weggestellt und spülte das Waschbecken von dem Kiwisaft aus, den er weggegossen hatte. Dann trocknete er seine Hand ab und wandte sich Madara zu. Seine sanft geröteten Lippen verschoben sich, und er blies seinen Pony beiseite – die Geste war neu. Es ließ ihn jünger erscheinen und täuschte doch nicht über seine ernsten, klaren Augen hinweg, die Madara jetzt beobachten wie eine komplexe Rechenaufgabe, wie ein Labyrinth, das er studierte und den Weg nach draußen suchte. Oder nach drinnen. „Komm her.“ Itachi verzichtete darauf, ihn an den Denkprozessen teilhaben zu lassen, die er gerade durchging – das war von jeher eine angenehme Seite, Itachi war ein unaufdringlicher Mensch, der andere mit seinem Innenleben verschonte, ohne es krampfhaft geheim zu halten. War ja eine tragische Entscheidung, Izuna und der kleine Pisser waren ja befreundet, falls man von Freundschaft sprechen konnte, wenn es diese maulfaule Nervensäge betraf, Sasuke. Madara war nicht entgangen, wie dieser Junge Menschen abschätzte, sie taxierte, hinter sie zu kommen versuchte. Er misstraute der ganzen Welt und fand sie unterm Strich alle scheiße, und dennoch führte jeder diesen Affentanz um ihn auf. Zum Kotzen. Diese ganze Entwicklung war zum Kotzen. Madara gehorchte ohne Eile und machte ein paar Schritte, bis er vor Itachi stand, die Arme locker an den Seiten. Und Itachi streckte die Hand nach seiner Hand aus, die Augen waren groß und aufmerksam auf dieses öde Konstrukt aus Knochen, Sehnen, Adern, Muskeln und Haut gerichtet. Fünf Komponenten, die etwas Zweckmäßiges, nicht allzu Erstaunliches ergaben. Itachi blinzelte und ergriff den Handteller an den Seiten, als wollte er einen Handkuss geben wie in einem kitschigen Film, ohne die korrekte Haltung zu beherrschen. Madara konnte sich das plötzliche Verlangen, darüber zu lachen, nicht erklären. Es schien nicht, als könnte ihn heute irgendetwas überraschen. I saw my baby, trying hard as babe could try What could I do? My baby’s fun had gone And left my baby blue Izuna hatte mit Sicherheit eine ähnliche Szene geschmissen, als er erfahren hatte, dass Madara und Shizune sich kannten – ‚kennen‘ war mit Sicherheit zu viel gesagt, aber diese Details waren meist verloren. Konkurrenzdenken war dieser primitive Mechanismus der Natur, der dafür sorgte, dass Testosteron zur falschen Zeit ins Hirn gelangte und archaische Verhaltensweisen hervorkratzte, bis man die Keule holte und Frauen in weißen Kleidern in die Höhle schleifte. Madara war der Besseraussehende von ihnen und verstand sich auf bleibende Eindrücke, und noch dazu hatte er Shizune Blumen geschenkt. Und er war der Ältere. Die Natur besagte, dass ausgewachsene Männchen nur dann miteinander zurechtkamen, wenn beiden ein ausreichend großes Territorium zur Verfügung stand. Izuna hatte seines verlassen, um hier zu wildern, und er war die bessere Version von Madara. Die Nettere, nein, die leichter Auszuhaltende. Und für Itachi war er die Alternative, die nicht schmollte und sich nicht über ihn hinwegsetzte. Have some Uchiha. Itachi zog an der Hand. Da er der Kleinere von ihnen war, machte er sonst immer einen Schritt auf Madara zu, anstatt zu versuchen, die Masse zu bewegen und sich darauf zu verlassen, dass Madara nicht wie ein bockiges Maultier stehen blieb. Das war heute nicht der Fall, sodass sie sich nah gegenüber standen und Itachi Madaras Hand immer noch auf diese eigentümliche Art festhielt. Itachi wirkte nicht wie jemand, der eine schwere Entscheidung fällen musste, er hatte immer noch dieses Brütende, Grüblerische. Jemanden mit weniger soliden Nerven als Madara hätte das nervös gemacht, und er fand es störend. „Ich kann dir das jetzt nicht sagen. Ich brauche Zeit“, sagte Itachi schlussendlich und sah auf. Sein Tonfall hatte nichts Bittendes, als wäre es vollkommen selbstverständlich, dass man ihm Zeit einräumte. Madara schnaubte verächtlich. „Wenn du noch hinzufügst ‚Ich rufe dich an‘, ist das Klischee perfekt. Tu mir den Gefallen, ja?“ „Ich muss mit jemandem reden. Dafür ist es heute zu spät.“ Itachi war so unverrückbar darin, dass Madara tatsächlich einen flüchtigen Blick auf die Wanduhr warf. Es war mittlerweile zwanzig nach acht; vorausgesetzt, man hatte kein kleines Kind oder das horizontale Gewerbe im Sinn, erreichte man da noch jeden. Es klang wie eine billige Ausrede. Aber Madara interessierten nur die Resultate, er war nicht hier, um tiefes Verständnis für einen anderen Mann aufzubringen. Wenn es im Leben nicht um Geld ging, dann um Sex – obwohl Madara sich darauf heute nicht viele Chancen ausrechnete, und wenn er ehrlich war, hatte er keine Lust dazu. „Meinetwegen“, grunzte er, ließ allerdings mitschwingen, wie wenig er von dieser Variante hielt, ihn zu vertrösten. Itachi würde zustimmen, und da war es egal, ob er Izuna noch ein letztes Mal sein Herz ausschüttete. Im besten Fall klang sein Innenleben sogar so faszinierend, dass er das Siegel eines langweiligen Menschen verlor, und das wiederum war Mist für Izuna. Tja, tragisch, tragisch. Und doch so vorhersehbar. Itachi entging der ätzende Tonfall nicht, und er zog die Augenbrauen hoch, was angesichts seiner bisher spärlich gezeigten Mimik geradezu ein wildes Gebrüll war. So was hast du denn gedacht?! Seine Finger umschlossen Madaras Hand fester, und Itachi hob den Kopf und küsste ihn. An Itachis Lippen haftete nichts mehr von süßlichem Kiwisaft, sie waren warm und klar wie dieser Abend. Obwohl Itachi ihn mit keiner Bewegung an sich zog und lediglich Madaras Hand hielt, hatte sein Kuss etwas Drängendes, Knisterndes – einen verborgenen Sexappeal. Sein Daumen rieb kleine Kreise auf Madaras Handfläche, knapp unterhalb der Lebenslinie, und sandte ein kribbliges Gefühl seinen Arm hinauf. Fast im selben Moment öffneten Itachis Lippen sich einen kleinen Spalt, nicht groß genug, um seine Zungenspitze hinauszulassen, bloß so viel, dass sein Atem auf die feuchte Haut fiel. Weniger Itachis forsches Vorgehen überraschte Madara als mehr die Erkenntnis, wie lange sie sich nicht mehr geküsst hatten – ein Monat, zwei allmählich? Unwillkürlich hob er seine freie Hand, sie schwebte unschlüssig in der Luft. Madara hätte geschworen, das er vorhin noch keine Lust gehabt hatte, sich länger mit Itachi und seinen obskuren Launen abzugeben, und im nächsten Moment strich seine Hand über die Kante von Itachis Unterkiefer, als kraulte er eine missmutige Katze. Wegen des Größenunterschieds musste Itachi aufschauen und legte somit diesen Bereich offen, und Madara spürte das Schlucken unter seinen Fingern. Itachi schloss seine Augen, wie um diesen Reiz zu genießen, ohne sich von ihm überwältigen zu lassen. Kurz gewann sein Kuss an Nachdruck, dann öffnete er die Lider wieder. Seine Fingerspitzen fuhren mit den Nägeln über Madaras Daumenballen und setzten an den empfindlichen Nervenenden einen neuerlichen Schauer frei. Madara zeigte sich erst jetzt nachgiebiger, neigte den Kopf leicht, damit ihre Blicke sich leichter begegnen konnten. Obgleich seine Lippen störrisch geschlossen blieben, erfasste ihn ein jähes Gefühl von Erwartung, als Itachi ihn so unverblümt ansah. Sekunden später war der Kuss zuende, und Itachi ließ seine Hand los. Er wirkte täuschend unbeteiligt, doch das winzige Räuspern, das doppelte Blinzeln, um sich wieder zur Ordnung zu rufen, verrieten ihn. So subtil sie waren, so leicht entdeckte Madara sie. Nicht, dass er danach gesucht hatte. Er hatte nie gezweifelt, dass er unvermindert anziehend auf Itachi wirkte. Lediglich etwas am Verhalten des Jüngeren war aus der Norm geraten. Itachi fuhr sich flüchtig mit der Zunge über die Unterlippe und trat ein Stück auf übliche Distanz zurück. „Ich rufe dich an.“ Es klang wie eine Retourkutsche, aber Itachi war bisweilen blind für Klischees, oder er ignorierte sie einfach, damit er seine Formulierungen nicht zugunsten anderer ändern musste. Madara gluckste spöttisch und tätschelte ihm die Wange, eine Geste, die Itachi nicht ausstehen konnte, wie er wusste. Vielleicht erinnerte er sich ja an eine weitere Retourkutsche über’s Ohrfeigen. Madara verließ die Wohnung ohne ein weiteres Wort und sortierte sich wieder in den Feierabendverkehr. Es war angenehm kühl geworden, und seine Gedanken wandten sich bald alltäglichen Belangen zu, als er in der U-Bahn den Rest der Tageszeitung las, den er in seiner Mittagspause nicht geschafft hatte. Dafür, dass er keine Überraschungen eingerechnet hatte, war es allerdings ein erstaunlicher Abend gewesen. Nobody knew: What kind of magic spell to use? Unruhig betrachtete Itachi das Telefon. Er hatte zwei Telefonate an diesem Tag vor sich, und er freute sich auf keines von ihnen. Noch konnte er den Inhalt eines der beiden jetzt feststellen. Es war Viertel nach vier am Morgen. Er hatte sich einen Wecker gestellt, um pünktlich wach zu werden, war im Bett sitzen geblieben und fragte sich zum hundertsten Mal, ob es das wert war. Er hatte sich das schon zuvor gefragt, und wenn er vor sechs Uhr geweckt wurde, war er noch einen Deut empfindlicher. Er hatte bereits die Nummer gewählt, und nach dem zweiten Klingeln wurde abgehoben. Itachi unterdrückte seine eigene Nummer nicht, weshalb er davon ausgehen konnte, sich nicht vorstellen zu müssen. „Itachi. Das ist unerwartet.“ „Ja. Störe ich?“ „Nein. Was ist?“ Itachi rieb sich den Augenrand und unterdrückte ein Gähnen. Ein Grund, warum die Ehe seiner Eltern in die Brüche gegangen war, bestand in den Arbeitszeiten seines Vaters. Nachtschichten bei einem Sicherheitsdienst wurden gut bezahlt, aber sie kanzelten einen auf lange Sicht vom Leben ab. Itachi konnte nur mit ihm telefonieren, wenn er auf den freien Tag wartete oder, wie heute, sich einen Wecker für den Dienstschluss stellte. Für eine Gattin war keins von beidem wirklich eine Alternative. Für einen Sohn auch nicht, doch da bestand immer noch ein kleiner Unterschied. Trotz seiner Schläfrigkeit verspürte Itachi eine nervöse Leere im Magen. Er konnte der direkten Frage seines Vaters nicht ausweichen, dennoch war ihm klar, dass er eigentlich kein Recht hatte, das zu erfahren, wonach er fragen würde. Kinder glaubten, sie hätten diese Rechte, tatsächlich konnte jedoch niemand gezwungen werden, Dinge über sich preiszugeben, die er nur mit anderen Menschen teilte. „Wie hast du dich damals von Mi-… von Mutter getrennt?“ Die Worte brannten in seiner Kehle; er kam sich schamlos und impertinent vor. Aber es war ausgeschlossen, jemand anders zu fragen. Itachi hatte willentlich den Einzigen erwählt, dessen Situation absolut nicht mit seiner zu vergleichen war. Fugaku schwieg. Zweifellos hatte er sich wie jedes Elternteil vorhin noch gewundert, ob es Probleme gab, die nicht warten konnten. Wäre Itachis Anliegen nicht so persönlich, wäre es sicherlich unter die normalen Sorgen gefallen. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es unvermeidlich ist, und haben alles Weitere nach ihrem Auszug geklärt, größtenteils telefonisch oder über den Anwalt.“ Theoretisch konnte Itachi nicht wissen, was geschehen war – seine Eltern hatten gewartet, bis der Wechsel von Schule auf Studium und sein eigener Umzug ihn völlig beschäftigt hatten. Was die Rückkehr in ganz andere Verhältnisse nicht angenehmer gemacht hatte, sodass er es regelrecht eilig gehabt hatte, endlich wegzuziehen und ein anderes Leben zu beginnen. „War es schmerzhaft?“ „Das sind Trennungen immer“, erwiderte Fugaku nüchtern. Itachi presste die Lippen zusammen und bohrte nach, obwohl es sich schlecht anfühlte. „Hättest du versucht, sie aufzuhalten?“ „Das hatte keinen Sinn.“ „Hättest du?“ Fugaku seufzte, und Itachi sah vor sich, wie er sich mit der Hand durch sein schütter werdendes, braunes Haar fuhr. Es war kein trauriges Seufzen und auch kein Verständnisvolles, sondern eher ein ärgerlicher Laut. „Nein. Nicht, dass ich das Recht dazu gehabt hätte, und die Umstände hätten das nicht erlaubt. Es wäre irrational gewesen.“ Er legte eine Pause ein, und Itachi setzte an, sich zu entschuldigen, als Fugaku fortfuhr: „Und im Übrigen wollten wir dich nicht belasten. Du warst schon immer ein vernünftiger Junge.“ Itachi verzog keine Miene, als er einen Hauch Stolz in der Stimme seines Vaters hörte – er wusste, dass Fugaku seine kühle, vernünftige Veranlagung schätzte, während Mikoto sich vielleicht ein emotionaleres Kind gewünscht hatte. Oder sie hatte das Gefühl, dass Itachis Mangel an Leidenschaft eine Mangelerscheinung war, weshalb sie so unheimlich besorgt um Sasuke war. Die Einsichten kamen ein paar Jahre zu spät, aber eventuell nicht völlig unnütz. Itachi griff nach dem Haarband auf seinem Nachttisch und dehnte das Gummi zwischen den Fingern. „Hast du Sasuke kennen gelernt?“ Die Umstände, von denen Fugaku gesprochen hatte, waren nichts Anderes als die unerwartete Schwangerschaft, mit der Mikoto vermutlich selbst nicht gerechnet hatte. Es war nicht wirklich tröstlicher, dass seine Eltern mit der offiziellen Scheidung gewartet hätten, bis Itachi sich eingelebt hatte, doch es war auch nicht zu vermeiden gewesen. „Nein.“ Fugakus Tonfall deutete an, dass er diese Richtung nicht wünschte, und Itachi respektierte das. „Wärst du ärgerlich, wenn ich es tue?“ Itachi wusste, dass sein Vater ihm das nicht zu verbieten hatte, aber ihm war klar, dass er, wenn er sich seiner Familie wieder annäherte, damit riskierte, das Verhältnis zu Fugaku zu beschädigen. Wenn man mindestens fünfzehn Jahre glücklich verheiratet gewesen war, gab es da nur noch Persönliches zwischen zwei Menschen, und Itachi wollte nicht zu verstehen geben, dass er eins für das andere aufgab. Fugaku sagte nicht gleich etwas. Er ließ es sich sorgfältig durch den Kopf gehen, wühlte zugunsten einer richtigen Antwort durch alles, was für ihn höchstwahrscheinlich schmerzhaft war, und Itachi wartete ab. Er war unruhig und fand es gleichzeitig nötig – wie Sitzen im Wartezimmer beim Zahnarzt. „Nein. Und ich wäre es auch nicht, wenn du es nicht tust. Solche Dinge kann man nicht pauschal entscheiden, und wenn du versuchst, mich frei von Minderwertigkeitskomplexen zu halten, bist du dreißig Jahre zu jung dafür“, schnauzte Fugaku, und es knisterte in der Leitung, als er irgendetwas tat, wahrscheinlich schlüpfte er aus seiner Jacke. Normalerweise schaltete er um diese Zeit sein Handy ab, damit ihn niemand beim Schlafen störte, und Itachi selbst hatte auch nicht im Sinn, Zeit zu verschwenden. „Nur noch eins“, murmelte er und zauderte kaum merklich, „wie war es, nachdem Mutter weg war?“ Fugaku atmete aus, es zischte leicht, als hätte er die Lippen halb dabei geschlossen. „Leer. Das kann man nicht beschreiben. Du weißt, dass etwas fehlt, und du willst nicht einmal etwas Neues wollen. Die Zeit macht es besser.“ „Wie viel Zeit?“ „Du sagtest, eins“, erinnerte Fugaku ihn scharf. „Eine Woche, zwei?“ Itachi biss sich auf die Lippe. „Höchstens, für einen vernünftigen Jungen wie dich.“ Fugakus Tonfall signalisierte, dass er müde war und das Telefonat beenden wollte, zweifellos war es auch geistig anstrengend für ihn. Gleichzeitig ließ er Itachi absichtlich merken, wo er eine Parallele zu ihm zog. Er fragte dennoch nicht nach, und dafür war Itachi ihm dankbar. „Danke“, brummte er und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Die roten Zahlen seines Weckers waren erbarmungslos, und Itachis Augen brannten mit dem Verlangen, sie zu schließen. Er brauchte acht Stunden Schlaf, daran würde sich nie etwas ändern. „Wenn weiter nichts ist…“ „Noch eine Sache.“ „Bitte?“ Diesmal klang Fugaku offen strapaziert. Itachi konnte ihm nicht verübeln, dass er eine weitere private Frage nicht gerade antizipierte. „Bekomme ich ein Motorrad?“ „Nicht von mir. Und auch nicht von deiner Mutter!“ Itachi grinste, bevor es ihm selbst bewusst war, und er hörte Fugaku schnauben. Er grinste noch immer, als er sich wieder ins Kissen fallen ließ. „Schlaf gut, Vater.“ Put that magic jump on me Slap that baby, make him free Es regnete in Strömen, und Madara war nicht begeistert davon. Er war nie begeistert von Regen, aber heute war es einfach nur scheiße. Als pisste der Himmel auf die ganze Stadt, weil er es lustig fand, oder noch schlimmer, als himmlische Reviermarkierung. Insgesamt hatte er heute einen miesen Tag. Freitag war meistens ein mieser Tag, und die Kopfschmerzen, die ihn seit dem Beginn des Jahres hin und wieder plagten, komplettierten den Eindruck. Es war ein Tag, an dem man den Rest der Welt einfach hassen musste. Madara unterdrückte ein Gähnen. Er erlaubte sich diese Blöße nicht am Arbeitsplatz, selbst wenn seine Schicht für heute sowieso um war. Um ehrlich zu sein, er hasste diesen Job, er hasste Verwaltungsarbeit. Der Grund, warum er nicht gekündigt hatte, war der, dass die Arbeitszeiten bequem waren – es war nicht die Branche, die er wollte. Und ein Großraumbüro wollte er auch nicht. Madara rieb sich die trocken gewordenen Augen, als er aufstand. Er hatte längst vorgehabt, das hier gegen etwas Anderes einzutauschen, die Werbebranche interessierte ihn mehr, und er hatte ein natürliches Talent darin, Menschen zu manipulieren, darauf kam es an. Er war nur abgelenkt gewesen, von vielerlei Faktoren. Von Personen wie Itachi, die ihr Leben nicht in den Griff bekamen, oder von solchen wie Hashirama, die man einfach nicht ignorieren konnte. In diesem Moment bedauerte Madara es, dass er die Aufzugtür hinter sich nicht knallen konnte; für gewöhnlich schreckte das den ganzen Betrieb ordentlich auf. Wie hatte er je so von sich selbst abkommen können? Rückblickend war es so erstickend wie die Kapsel des Aufzugs, angefüllt mit durchgeatmeter Luft und künstlichen Duftstoffen, muffiger Druckerschwärze und Desinfektionsmittel. Das Gemisch machte es schwer, nicht doch zu gähnen, und Madara traten die Tränen in die Augen, als er seine Kiefer zusammenpresste. Es war zum Kotzen, und er wusste nicht, warum er das nicht gemerkt hatte. Izuna zu sehen, hatte ihn daran erinnert, dass er anscheinend damit zufrieden gewesen war, nicht das zu tun, was man von ihm erwartete, und sich in irgendwelchen Nichtigkeiten treiben zu lassen. Das war nur die Hälfte des Plans. Sein Handy vibrierte in seiner Hosentasche. Idealer Moment dafür, im Aufzug. Madara konnte fast spüren, wie jeder hier die Ohren spitzte, begierig auf private Details. Es war ein Mechanismus, wenn man in diesem Ding feststeckte, und Madara entging die geballte Aufmerksamkeit nicht, als er das Handy aus seiner Tasche fischte und das Display überflog, nachdem er es aufgeklappt hatte. Itachi hatte ein grauenhaftes Timing, und er erwischte Madara auf dem falschen Fuß. Er hatte keinen Schirm dabei, er würde nass werden, er hatte Kopfschmerzen und war generell ungnädig gestimmt. Und dieser Idiot rief ihn jetzt an, nachdem er schon den Witz nicht kapiert hatte. Der Apparat summte beleidigt, und jeder der Anwesenden sah sich bereit, davon genervt zu sein. Madara war dadurch nicht zu beeindrucken, aber ihn nervte es auch, und er drückte seinen Daumennagel auf eine Taste. „Hör mal, du störst.“ Es knirschte in der Leitung, und Itachis Stimme klang verzerrt. „Bitte?“ Offenbar hatte er bei der miesen Übertragung von Aufzug zu Rest der Welt nichts verstanden. Wie unbefriedigend. „Bist du fertig?“, erkundigte Itachi sich, ohne auf eine Wiederholung zu warten. Die Worte mochten ihm entgangen sein, für den Tonfall hingegen brauchte er keine Erklärungen. „Völlig.“ Madara schoss die ältere Frau mit ihrem geschmacklosen Dutt mit einem bohrenden Blick ab, als sie ihre scheußliche Hornbrille ostentativ nach oben stupste. „Verdammt noch mal, fick dich doch.“ Die Frau wirkte verblüfft, und Madara grinste düster, als empörte Röte sich auf ihren runden Wangen ausbreitete. Die Aufzugtüren öffneten sich sirrend, und man konnte davon ausgehen, dass Itachi diesmal sehr wohl verstanden hatte. „Du bist vulgär.“ Madara schob sich an der Frau vorbei und atmete ein. Die Luft des Foyers war nicht besser, nicht so stickig zwar, aber schwer von der Feuchtigkeit des Regens draußen. Madara wusste, dass er so oder so nass werden würde, aber er wünschte sich trotzdem, er hätte die Hornisse hier, dann würde es wenigstens Spaß machen. „Am Telefon immer, das weißt du ja“, bemerkte er süffisant und holte seine Tasche aus dem Schließfach. Er klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter, um das störrische Schloss zu bedienen, und Itachis leises Seufzen klang, als stände dieser direkt neben ihm. Wobei Madara nicht sagen konnte, ob er aus Frustration seufzte oder aufgrund der Erinnerung. Die Erinnerung hätte es jedenfalls verdient. Allerdings brachte Madara das auf Shizune, und das war die Richtung, die er mittlerweile gründlich satt hatte. „Was willst du?“ „Mit dir reden.“ Itachi war nicht aus der Ruhe zu bringen. Madara schob den Polyestergurt seiner Tasche auf die Schulter und zog das Polster hoch, damit dieser nicht auf der Haut zu liegen kam und scheuerte. „Das weiß ich. Du hast sicher eine grandiose Idee, wo wir das tun sollen.“ Der sarkastische Tonfall war kaum zu ignorieren, aber Itachi schaffte es trotzdem. Manchmal musste man ihn für seine Dickfelligkeit bewundern. Madara hatte keine Lust, durch den Regen zu laufen, in eine U-Bahn zu steigen und dann wieder in den Regen zu kommen, also war es ihm egal, wo er nass wurde. Es war scheiße, und er war nah dran, sich leid zu tun. „Es gibt da ein ganz gutes Café“, sagte Itachi. Madara schnaubte ungehalten und trat vor die automatischen Schiebetüren, bei denen man fast davorrennen musste, damit sie aufgingen, und Menschen unter fünfzig Kilo mussten sowieso hüpfen. Damit es auch ja bescheuert aussah. „Ich bin sicher, dir fällt noch eine etwas unpräzisere Angabe ein“, schnurrte Madara und funkelte den dichten Vorhang aus Regen mürrisch an, der sich vor ihm auftat. Die Luft hier draußen war frischer und dabei so pappig-warm, dass es das Pochen zwischen seinen Schläfen schlimmer machte. „Natürlich“, erwiderte Itachi und legte den Hauch Nachgiebigkeit in seine Stimme, den man anwandte, wenn man mit zickigen kleinen Mädchen zu tun hatte. Madara machte einen Schritt vorwärts, und die Spitze eines zusammenklappbaren Regenschirms rammte sich ihm mit all ihrer plastik-metallenen Wucht in die Seite, als der Auslöser betätigt wurde. Itachi starrte ihn von der kleinen Insel aus Trockenheit, die sich nach dem Senken des Schirms rasch auflöste, mit einer Mischung aus Ärger und Milde an. Kleine Wasserperlen hafteten an seinem zusammengebundenen Haar, als er sein Handy vom Ohr nahm. „Deshalb dachte ich, ich bringe dich hin.“ You remind me of the babe What babe? Babe with the power What power? Power of voodoo… Itachi gab seinen Schirm nicht aus der Hand, als sie gingen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz der Etikette, dass derjenige, der größer war, auch den Schirm hielt und somit verhinderte, dass er sich ständig den Kopf an der Bespannung stieß oder sein Haar sich in einem der dünnen Eisenarme verhedderte. „Gib mir das verdammte Ding endlich.“ Madara hatte sowohl die Größe als auch das Haar, und ihn reizte jeder Schritt. „Nein. Du hättest deinen eigenen Schirm mitbringen sollen.“ „Bist du meine Mutter?“ Madara hätte schwören können, dass Itachis Lippen ihm verschmitzt zulächelten – seine Augen taten es in jedem Fall. „Eben nicht. Deswegen bleibt es mein Schirm.“ Für fünfzehn Meter ging das gut, dann griff Madara Itachis Handgelenk und drückte es grob höher, damit der elende Schirm ihn endlich in Ruhe ließ. „Wenn du dich nicht gerade machen kannst, müssen wir daran etwas ändern“, knurrte er und gab dem Stiel des Regenschirms einen Ruck. Doch Itachi hielt den Griff hartnäckig fest. „Das war kein Scherz“, beschied er Madara lediglich. „Es wäre mir auch neu, wenn du so etwas auf Lager hättest.“ „Du bist erstaunlich fantasielos heute. Hast du wieder Kopfschmerzen?“ Es war von Itachi aus wohl eine rhetorische Frage, denn er schien sich sicher zu sein. Die Vorstellung, dass Itachi nachsichtig mit ihm war, gefiel Madara nicht. Allerdings war es nicht schwierig, den Jüngeren aus der Reserve zu locken, man musste es nur wollen. Er senkte den Kopf und ließ seine Zunge über Itachis Fingerknöchel gleiten. Die feuchte Haut schmeckte nach Metall, Salz und Papier, die Muskeln zuckten instinktiv, und die Menschen, die ihnen entgegenkamen, blinzelten erschrocken. Itachis Griff lockerte sich, und Madara rupfte ihm den Regenschirm aus der Hand. In seinem Besitz wirkte selbst dieses farblose Ding wie eine Siegesfackel. Itachi rieb sich seine Fingerknöchel und musterte Madara dabei skeptisch. „Ich habe mir heute Morgen zum letzten Mal die Hände gewaschen, weißt du.“ „Ehrfurchtgebietend“, kommentierte Madara höhnisch. „Unhygienisch“, berichtigte Itachi ihn steif. Dafür zog Madara den Schirm über ihm weg und ließ Regen auf ihn prasseln. Diesmal zeigte Itachi die angewiderte Miene, die er vorhin hatte vermissen lassen, und packte den Stiel des Schirms. Madara tat ihm allerdings nicht den Gefallen, locker zu lassen. „Ich werde nass.“ „Tröste dich, indirekt bin es auch diesmal ich, der dich nass macht.“ Madara legte den Worten sein verruchtestes Grinsen bei. Itachi strich sich eine vor Nässe klebrige Haarsträhne aus der Stirn, und es gelang ihm, trotz seiner allmählich durchweichenden Kleidung noch Würde in seine Haltung zu legen. „Ich hätte nicht gedacht, dass du wiederum so indirekt dabei bist, dass ich mich dir an den Hals werfen soll.“ „Oh, versuch’s mal.“ Madara wusste sehr wohl, dass Itachi das nicht tun würde, aber er hatte sein Vergnügen an ihrem Geplänkel. Es war lange her, seit sie miteinander grundlos geredet hatten – egal, ob alles irgendwo einen Grund hatte, waren ihre Worte in der letzten Zeit abgewogen gewesen, ohne inhaltsloses Gesabbel wie dieses hier, das man sich nur erlaubte, wenn man jemanden kannte, weil man mit ihm lebte. Itachi kniff die Augen zusammen, als Regentropfen über die Lider liefen, und wich von Madaras Seite, um sich unter die Markise einer Eisdiele zu flüchten, und zupfte an seinem T-Shirt, um die vor Nässe klebrigen Stellen von seiner Haut zu lösen. Madara betrachtete die Eisdiele aus der Sicherheit des Regens kritisch. Er kannte Itachi und seine Fähigkeit, Süßes zu essen, auch zu Mittag oder zu Abend, wo es jedem anständigen Menschen Bauchschmerzen verursachen würde. Wenn sie schon ihr Gespräch führen mussten, dann nicht in einem Etablissement, wo man nur zwischen Eis und heißem Kaffee wählen konnte. Das war mehr als genug, um Madara bei der Aussicht in eine schlechte Stimmung zurückfallen zu lassen. Itachi verlagerte das Gewicht, wobei seine Sandale ein quietschendes Geräusch machte. Sein Pony klebte an Schläfen und Wangen, und er wirkte verschwitzt, obwohl bloß die verdunkelten Ränder seiner Kleidung diesen Eindruck erweckten. In gewisser Weise erinnerte Madara der Anblick an den gestrigen Abend, an die seltsame Art, auf die Itachi schön war – ähnlich vielleicht, wie man das Wetter schön nannte, schön wie ein blauer Sommerhimmel, der sich ihnen heute verweigerte. So lebendig Itachi auch war, schien es, als veränderte sich an ihm nichts. Aber dann hatte Madara wiederum gestern geglaubt, dass ihn nichts an dem anderen überraschte. „Schieß los“, forderte Madara ungeduldig und legte den Schirm über seine Schulter. Das stetige Trommeln des Regens ging Tack! Tack! Tack! Auf dem straff gespannten Stoff, wenn man genau genug hinhörte, klang es wie das Ticken einer Eieruhr. So viel Zeit rechnete Madara ihrem Gespräch auch in etwa zu, für ein hartgekochtes Ei. „Warum willst du Izuna aus deinem Leben heraushalten?“ „Ich wüsste nicht, dass wir neuerdings verheiratet sind, also hat das mit meinem Leben wenig zu tun“, erwiderte Madara kühl. Itachi taxierte ihn schweigend, als wägte er ab, ob es die Diskussion wert war, bevor er sagte: „Hätte es nichts mit dir zu tun, müsstest du dich nicht einmischen, oder irre ich mich da?“ „Ich dachte, wir reden nicht über persönliche Sachen“, tat Madara es lässig ab, und Itachis Ausdruck wurde eine Spur schärfer. „Mir war bis eben nicht klar, dass das persönlich ist.“ Score, goal. Und ob das persönlich war, es war sein verdammter Bruder! Slime and snails Or puppy dogs’ tails Thunder or lightning Then baby said Madara war entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen. Seine Schuhe begannen allmählich durchzuweichen, und er hatte Hunger. Dieses ganze Geplörre von oben kam ihm vor, als seien sie versehentlich in das Set eines wirklich schlechten Filmes geraten, und da er rein technisch gesehen derjenige war, der im Regen stand, war es wohl an ihm, auf die Knie zu fallen und hoffnungsvoll aufzuschauen. „Geht dich nichts an“, raunzte er missmutig. Was unter den Uchihas passierte, blieb unter den Uchihas. Itachi nahm Anstoß daran, wenn man ihn kategorisch ausschloss, das war ganz normal. Unerwartet wurde seine Miene allerdings weicher, eine Reaktion, die er, da war Madara sich sicher, gestern nicht gezeigt hatte. Es war nicht einzuordnen, was für ein Ausdruck es war. Aber es fühlte sich an wie gestern, als er Madaras Hand festgehalten hatte. „Wenn ich einen Schritt vorwärts mache, bringst du es dann fertig, den Schirm wieder auszustrecken?“, forschte Itachi nach, ohne dass sich dieser merkwürdige Ausdruck in seine Stimme schlich. Das Trommeln des Regens auf dem Schirm war etwas weniger staccatohaft geworden, und Itachi beäugte den mattgrauen Himmel mit ärgerlicher Resignation. Er wurde offenbar nicht gerne nass. Ganz neue Töne. „Wieso sollte ich?“ Madara hatte genug davon. Er beugte sich vor und streckte den Arm aus, wobei der Regen seine Haut mit lauwarmen Tropfen besprenkelte, packte Itachi an der Schulter und zog ihn unter der Markise hervor. Der Jüngere ächzte leise, als er einen Moment aus dem Gleichgewicht geriet, und er blickte flüchtig nach oben, als misstraute er der Dichte seines Schirms plötzlich. Sie standen nah beieinander, um sie herum hatten sich Pfützen ausgebreitet, und überschüssige Wärme strahlte durch die klamme Kleidung. Diese halbtrockene Konservierung war Madara mit einem Mal zuwider. „Du redest mir heute zu viel“, stellte er fest und gab Itachi den Schirm zurück. Regen umschloss ihn prompt und versuchte erfolglos, sein widerspenstiges Haar an seinen Kopf zu drücken, bis das Wasser schließlich besiegt von den Spitzen abtropfte. „Gehen wir.“ I saw my baby, crying hard as babe could cry What could I do? My baby’s love had gone And left my baby blue Der Regenschirm war so eine Art Barriere. Sie konnten nicht auffällig nah nebeneinander gehen, weil die Spitzen im Weg waren, und Madara war sich nicht sicher, ob das überflüssig oder frustrierend sein sollte. Er fühlte sich besser – er genoss es nach wie vor nicht, nass zu werden, doch der Regen wusch von ihm ab, was er zuvor auf Itachis Haut geschmeckt hatte. Sie nahmen den Bus, das war einfacher. Madara versuchte nicht erst, sich hinzusetzen. Er war bei diesem Scheißwetter sicherlich nicht der Einzige, der nass geworden war, und um die Sitze machte er sich keine Sorgen. Nachdem er den ganzen Tag gesessen hatte, war ihm lediglich nicht mehr danach. Als Kind war ihm das immer so gegangen, er war hoffnungslos aufgedreht, wenn er aus der Schule kam. Wann hatte er sich angewöhnt, jetzt müde zu sein, so wie alle anderen Menschen? Er fühlte sich geradezu rastlos, während der Bus sich über die Straße quälte und bei jedem Bremsen und Beschleunigen ein Ruck durch die ‚Reisenden‘ ging. Itachi schien nachdenklich. Er hatte nichts mehr gesagt, wirkte aber ganz und gar nicht so, als fehlten ihm die Worte. Letztendlich wandte er den Kopf zur Tür. „Lass uns aussteigen.“ Es war die falsche Haltestelle, doch Madara protestierte nicht erst. Die feuchte Wärme im Bus war so stark, dass die Scheiben bis oben hin beschlugen, und er war erleichtert, sich nach draußen zu schieben. Itachi schloss sich ihm an, den Schirm in einer Hand, die andere ruhte in Madaras Armbeuge. Es fühlte sich verletzlich an, wie sie über den bläulichen Adern lag, Madara erinnerte sich, dass er es nicht gemocht hatte, wenn Mito sich bei ihm untergehakt hatte. Es lag nicht an der altbackenen Art, nach der die Frau sich so unterhakte, es war eher etwas Genervtes – die Haltung war so unnatürlich, warum nahm man sie ein?! Itachis Hand rutschte beim Aussteigen von seinem Arm, weil der Gummiboden glitschig war. Sie ließ einen kalten Fleck zurück, Madara drehte sich unwillkürlich um und blieb dabei stehen, nahm Itachi damit unabsichtlich den Platz, um sein Stolpern abzufangen. Um sie herum strömten Menschen rein und raus. Es regnete unverändert auf sie, als Madara Itachi auffing, eine reflexähnliche Tat, und dabei spürte, wie dem anderen ein gedämpftes ‚Uff‘ entwich. Itachi grub seine Finger in Madaras Oberarm und atmete durch, er wischte sich mit einer irritierten Geste über den Mund, wo sich die zähe Wärme des Busses festgesetzt zu haben schien. Madara lächelte leicht und ohne besonderen Grund. Ihm sagte das etwas. „Lass uns nach Hause gehen“, brummte Itachi. Er machte keine Anstalten, seinen Regenschirm aufzuspannen, und der Regen durchnässte ihn schleichend. Es gab Itachi etwas, das besser greifbar war als ein blauer Sommerhimmel, es ließ sein glanzloses Haar schimmern und seine helle Haut rosig werden. „Meinetwegen. Das Reden war deine Idee.“ Itachi runzelte die Stirn, dann schlossen seine Finger sich ungelenk um Madaras Handteller. Sie waren nass und weich von der stetigen Feuchtigkeit, und nach einem kurzen Zögern erwiderte Madara den Druck. Er war sich nicht sicher, ob es Sinn machte, doch andere Menschen in seiner Nähe hatte er nicht so prinzipiell gehasst wie langes Sitzen und langweilige Arbeiten. „Deine Antwort hast du, was willst du mehr?“ Darüber musste Madara nicht lange nachdenken. „Machst du Witze?! Ich hab‘ Hunger!“ Itachi schmunzelte andeutungsweise, ohne seine Hand loszulassen. Dann zog er Madara mit, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Kann ich mir vorstellen.“ „Glaube ich nicht.“ Itachi schnaubte. „Nicht… das.“ Then baby said Dance magic, dance fin Adult nächstes Mal – die Steckbriefe geben aber einen Handlungsabriss, ich warne nur vor. Nicht zu streng sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)