Jaded von Palmira ({MadaIta}) ================================================================================ Kapitel 1: I'll Kiss You ------------------------ I’ll kiss you Untertitel: Rette mich vor meinen Rettern! Das ist so eine Art Fortsetzung von ‚That Funky Cold Madara’, das extern on ist. Wenn man’s liest, versteht man das hier besser. Die Anregung für den Song stammt von aerial, ohne deren Vorschlag ich nichts Neues gefunden hätte, weil ich unbedingt einen alten Schinken brauchte. ^-^ Wie unschwer zu erkennen ist, heißt der Song „I’ll Kiss You“ und ist von Cyndi Lauper. Madara und Tobi existieren hier getrennt, wie immer bei mir, weil ich auf keinen so richtig verzichten kann. OoC ist eingeplant und sehr gut verwirklicht worden. Es war wieder eingetreten – das mörderischste Event des ganzen Jahres. Weihnachten war ja nett, Ostern war albern, der Valentinstag war grauenhaft, das ging alles noch. Das war in vierundzwanzig Stunden vorbei und man hatte in den meisten Fällen noch Süßigkeiten. Und meistens sprach auch keiner mehr darüber. Und genau, weil das alles nicht auf Konans Geburtstag zutraf, war er so mörderisch. Ein mörderisch-netter, mörderisch-alberner und mörderisch-grauenhafter Tag, den man so schnell nicht vergaß. Und warum ausgerechnet Konan? Das ganze Jahr über war sie ein vernünftiges, nüchternes Mädchen und war es immer noch. Bis ihr männlicher Bekanntenkreis irgendwann in der Grundschule auf die Idee gekommen war, den Geburtstag des einzigen Mädchens zu einem außergewöhnlichen Event zu machen – und das hatte sich verselbstständigt. Die Tradition war nicht mehr abzusetzen und zerrte alle in ihren Sog, die auf der Gästeliste standen. Itachi war also nicht grenzenlos angetan, als er eines schönen Morgens eine parfümierte Einladung vor der Wohnungstür fand. Er hatte sich vorgenommen, diesen blöden Briefschlitz zuzukleben, der gab zu viel vom Privatleben preis... Und wie man sah, er war immer noch offen. Schweigend starrte er auf die glänzend rote Einladungskarte. Konan hatte ein wahres Kunstwerk des Origami daraus gemacht, was nicht über den grauenvollen Inhalt hinwegtäuschen konnte. Prompt riss Itachi die Wohnungstür weit auf und ließ eisigkalte Luft hineinströmen. Die Reaktion kam nicht weniger prompt. „Es ist November! Mach zu, verdammt!“ Itachi hielt die Tür weiterhin auf und verfolgte aus dem Türrahmen, wie die Wärme ausgespült wurde wie ein Fleck aus der Kleidung. Und auch für einen Novembertag war es draußen erbärmlich kalt. „Ich lüfte.“, murmelte Itachi und fügte schlicht und leise hinzu: „Und ich mache dich krank.“ Es war ja nicht eine Einladung. Es waren zwei. Und die waren unmissverständlich adressiert. „Was?!“ Da seinem Befehl nicht gefolgt worden war, stapfte Madara herüber, um höchstpersönlich die Tür zu schließen. Er sah nicht potenziell krank aus, nur gereizt und so charmant chaotisch wie eh und je. Nur leider war Madara vieles, bloß nicht charmant. „Ich lüfte.“, wiederholte Itachi stur und drehte ihm den Rücken zu, damit Madara die roten Einladungskarten nicht lesen konnte. Sehr zu seinem Leidwesen konnte Itachi das allerdings. Es gab Gründe, warum die Tradition des ‚Infernalischen Geburtstags’ nicht abgesetzt worden war – Konan hatte stets ein ganzes Jahr Zeit, dafür zu sorgen. „Und warum benutzt du dazu kein Fenster wie jeder normale Mensch?!“ Itachis Augen wanderten über die kleine Notiz, die mit Bleistift auf seine Karte geschrieben worden waren: Wenn du nicht kommst, erzähle ich allen, dass du mit Madara schläfst. Und an allem war nur dieser Briefschlitz Schuld, ohne ihn wüsste Konan von gar nichts, so wie alle anderen. Seufzend ließ er die Tür wieder zufallen und drückte Madara die für ihn bestimmte Einladung in die Hand. Da stand auch irgendetwas mit Bleistift, das Itachi aus Höflichkeit nicht gelesen hatte. Als müsste man Madara erpressen, um ihn zum Kommen zu bewegen, dazu hatte er viel zu viel Spaß am Sadismus. „Ich wollte dich nur retten.“, brummte er und wandte sich zum Gehen. Er hatte ein immens ungutes Gefühl dabei, soeben zu seinem Erscheinen bei der Party zugestimmt zu haben. Madara überflog seine Einladung und fächelte sich lässig etwas Luft zu. Da war wieder dieses undurchschaubare Mona-Lisa-Lächeln, das Itachi nicht gerade beruhigte. „Und dabei wäre ich fast erstickt. Das erfordert Revanche.“ Ein immens unabschüttelbares, ungutes Gefühl. Für Konans mörderische Party gab es nie ein vollständiges Programm. Es war Tradition, ihr Apartment völlig auf den Kopf zu stellen, blöde Poster von Popsternchen überall aufzuhängen und den Spiegel vollzukritzeln. Sie sollte schließlich auch etwas davon haben, dass sie älter geworden war und den Abend lang über ihre Gäste bestimmen durfte. Itachi hatte den dringenden Wunsch, nicht zu viel Chaos anzurichten und möglichst bald nach Hause zu kommen. Leider hatte außer ihm niemand diesen Wunsch, und das Apartment sah aus, als sei eine Bombe dort explodiert. Überall Konfetti, zerrissene Wattebäusche, Fingermalfarbe und riesige, hässliche Lampions. Bleibende Schäden sollten besser nicht entstehen, was Hidan nicht davon abhielt, überall an die gekachelten Badezimmerwände Ketchup zu schmieren. Es sah aus wie ein Massaker. „Kann ich reinkommen?“ Sämtliche Geburtstagsgäste gingen hinter dem wattebefusselten Mobiliar in Deckung. Ebenfalls Teil des Rituals war es, dass das Geburtstagskind mit irgendetwas überrascht wurde. Letztes Jahr hatten sie Konan mit Tapetenkleister übergossen – seitdem zog sie sich erst nach dem Empfang um. Diese unangenehme Überraschung war nötig, schließlich brauchte Konan einen offiziellen Grund, ihr Gefolge bis Mitternacht nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. „Jetzt.“ Es war Itachi sympathisch, wie resigniert Sasori klang. Konan trat ein, offensichtlich das Schlimmste erwartend. Itachi begriff nicht, wie sie so ruhig bleiben konnte angesichts dieser Schweinerei, erst recht wenn sie von einem lebensgroßen Plakat begrüßt wurde: ‚Congratulations – Fuck you with something hard and sand-papery!’ Oder wie man lediglich aufschreien konnte, wenn Pein ihr Sprühsahne in den Kragen spritzte und sich danach zurückzog, um nicht vom Geschützfeuer der Wasserpistolen getroffen zu werden. Wasserpistolen mit einer Munition aus abgestandener Cola. Mit Sprühsahne im Haar - Pein zielte auch nicht immer so gut, wahrscheinlich hatte sie das Zeug noch im Ohr - und triefend vor Cola, die gerade in ihre Schuhe einzog starrte Konan ihr klatschendes Publikum an. Ihr Lächeln schwankte keine Sekunde. „Ich... geh mich kurz umziehen, dann können wir los.“ Dieses Lächeln verhieß in der Tat einen infernalischen Abend. Went down to the local gypsy And I handed her the same line - 'You know what I want from you So honey won't ya gimme #9' Kaum eine halbe Stunde später standen sie auf der Straße. Konan schien immer noch etwas braun und klebrig, aber wer konnte es ihr verübeln, ihrer Dusche zu misstrauen, wenn Deidara die Duschkabine mit Postern von Boygroups beklebt hatte, die sie alle eindringlich angafften. Das war Itachis geringste Sorge – seine Unterwäsche war ja nicht an alle Lampen gehängt worden. Was ihn hingegen alarmierte... Madara hatte die sonnengelbe Kaffeekanne dabei. Die Kanne. Und irgendetwas war da drin. Natürlich, jeder hatte irgendetwas mitgebracht, da Konan entschied, wann sie Essen gingen und das eventuell etwas dauern konnte. Und dieses Mitbringsel war für keinen hier feuchtes Klopapier oder Kaugummis. Aber was hatte die Kaffeekanne hier zu suchen?! Konan drehte sich strahlend zu ihnen um. Zeit für den ersten Programmpunkt. „Ich wünsche mir, dass wir in die Spielhalle gehen!“ Kakuzu rollte hingebungsvoll mit den Augen. „Ist das nicht genau das, was kleine Kinder an ihrem Geburtstag machen?“ „Ich habe es mir gewünscht. Und ihr seid ja bei mir.“ Gewinnend lächelnd wandte sie sich ab und bog um die Ecke. Zweifellos rückte sie nicht zufällig gerade zu diesem Zeitpunkt damit heraus, denn vor ihnen blinkte hektisch das Reklameschild einer Spielhalle auf. Tobis sichtbares Auge wurde groß und glänzend, und Kakuzus Miene umwölkte sich. Es gab ein bestimmtes Budget für den Infernalischen Abend, das sie zuvor gesammelt hatten, und es gerade hier zu lassen... Gott sei Dank hatte man nur ein Mal im Jahr Geburtstag. Die Frau hinter dem Ticketschalter starrte die Gruppe vor sich fassungslos an, so lange, bis Hidan anfing, unhöflich zu werden – das war recht bald. Jemand fasste nach Itachis Arm und gab ihm einen Ruck. „Du fährst ein Rennen mit mir.“, verkündete Madara fröhlich und zog ihn unbarmherzig mit sich. Itachi runzelte die Stirn und versuchte vergeblich, seinen Arm freizubekommen. Er schreckte automatisch zurück, wenn Madara ihn vor anderen berührte, und wenn er ihn nur am Arm nahm. Zu groß war die Gefahr, dass eine so harmlose Geste sich in eine weniger Harmlose verwandelte. Und zu allem Überfluss tat Konan, als hätte sie nichts gesehen. Ihr nächster Wunsch lautete, Dance-Dance-Revolution gegen Zetsu zu spielen und nein, es wurde sich nicht geweigert, wenn er nicht noch das Recht verlieren wollte, sich das Lied auszusuchen. Deidara packte rasch seine Kamera aus, um das für die Nachwelt festzuhalten. „Den Teufel werd’ ich tun.“ Der blaue Teppichboden bot keinen nennenswerten Widerstand. Madara zerrte ihn einfach weiter, weg von den anderen. Itachi wurde mit jedem Meter nervöser. „Nein, du wirst mit mir fahren.“ „Gegen dich, meinst du wohl.“ Madara grinste wölfisch. „Nein, mit mir.“ Itachi blieb wie angewurzelt stehen, und Madara ließ ihn das tun. Ja, mit ihm. Das war ein Simulator. Eine weiße, große Kapsel, die aussah wie die Nase eines Flugzeugs, ruhte auf einem beweglichen Sockel. Dort stieg man dann zu zweit ein und bekam von dem Apparat vorgegaukelt, man säße in einer 200 Sachen schnellen Seifenkiste - man konnte es auch ‚Rennauto’ nennen, aber in der Simulation wurde nicht berücksichtigt, dass das Ding nicht angemessen stabil aussah - und würde damit herumbrettern. Einer lenkte, der andere ballerte die bösen Aliens ab. Aber nicht mit Madara. „Nein!“ Madara schubste ihn vorwärts. „Warum denn nicht? Was kümmert es dich, dass du dort mit mir allein bist, auf engem Raum, und so isoliert, dass dich keiner hört?“ „Genau das kümmert mich!“, zischte Itachi. Die Luke des Simulators klappte herunter wie eine Planke zu einem Piratenschiff, und dort drin war gähnende Dunkelheit. Itachis Magen ballte sich in einer eigenartigen Mischung aus Panik und Aufregung zusammen. Nicht, dass er von sich aus gern in einen beengenden, finsteren Simulator steigen wollte, der hin und her ruckelte und einen mit Aliens bewarf. Nicht, dass er gerne jemanden bei sich haben wollte, während er sich darauf konzentrierte, dass das alles nicht real war, sondern Computertechnik. Und nicht, dass das ausgerechnet Madara sein musste! Und da lag auch der Auslöser der Aufregung. Sie waren hier mitten in der Öffentlichkeit, und so ein Simulator war nicht immer geräuschdicht. Und wenn da Überwachungskameras waren? Es konnte so unglaublich viel schief gehen, und Madara... interessierte sich nur für seine Libido. War wohl einer seiner Tage. Was man gemeinhin als ‚seine Tage haben’ bezeichnete, erstreckte sich bei Madara, wie Itachi schnell gelernt hatte, nicht auf einen aufeinanderfolgenden Zeitraum, sondern war lustig über das Jahr verteilt und kam immer dann zum Vorschein, wenn man es nicht brauchte... Also wenn es ungünstig war, denn wer ‚brauchte’ das schon?. So schnell gab Itachi sich nicht geschlagen. Er hielt sich am Türrahmen fest und ließ sich nicht weiterschieben. „Kisame, Hilfe!“ Musste ja aussehen wie eine Entführung... Madara verpasste ihm einen ärgerlichen, kurzen Griff an’s Gesäß, bevor er ganz unbeteiligt zurücktrat. Nur Madara konnte das so zielgenau und präzise-vulgär tun und danach so ein Gesicht ziehen. Itachi konnte nicht leugnen, dass ihn das anmachte. Kisame blieb lieber auf Sicherheitsabstand. Er hatte soeben verpasst, wie Zetsu „Objection Tango“ mit Shakiras Hüftschwung meisterte und Madara blickte eindeutig so leer drein, dass es schon abweisend war. Falls es wen interessierte, nun war Robbie Williams an der Leier und Itachi guckte leicht panisch. „Was gibt’s?“ Noch bevor Madara ‚Nichts!’ erwidern konnte, hatte Itachi sich erholt und antwortete: „Fährst du mit mir?“ Kisame zuckte mit den Schultern, was wohl Zustimmung symbolisierte und Itachi so aus seiner verfahrenen Situation befreite. Damit war es nur noch eine schnöde Fahrt in einer Metallkiste, in der man versuchte, grüne Männchen abzuknallen. Kein Grund zur Panik mehr, aber auch keiner zur prickelnden Aufregung. Fragte sich, ob er nicht insgeheim gehofft hatte, dass Kisame ablehnen würde. In diesem Moment würde die Gruppe erweitert. „Ihr fahrt? Tobi fährt mit Madara!“ Man sollte vielleicht hinzufügen, dass Tobi zwar momentan von seiner Idee begeistert war, ihm allerdings im Simulator einfallen würde, dass es wirklich sehr eng dort war und er dann zu Hysterie neigte. „Und dabei hat Itachi versprochen, die erste Fahrt mit dir zu machen.“, erwiderte Madara und log damit, ohne mit der Wimper zu zucken. Eine ebenfalls sehr attraktive und gleichzeitig wenig vertrauenserweckende Angewohnheit. Itachi war froh, dass keiner von ihnen versucht hatte, eine Beziehung einzuläuten. Tobi sah ihn verwirrt an und kam mithilfe von Madaras überzeugter Miene überein, dass er es einfach vergessen haben musste. Zum zweiten Mal versuchte jemand, Itachi in den Simulator zu schieben. „Ich habe dir nichts versprochen!“, wehrte er sich. Über Tobis Schulter zwinkerte Madara ihm vergnügt zu und formte stumm die Worte: Gib mir ein Zeichen, und ich rette dich... Scheiße. Itachi seufzte und nickte. Für diesen kleinen Freundschaftsdienst würde er noch bluten müssen, das war ihm klar. Womöglich war er auch froh, dass er das Ruder noch herumgerissen hatte und nahm es dafür in Kauf. „Oder hast du das eventuell doch mir versprochen? Tss... Tobi, Kisame fährt sicher gern mit dir.“ Verwirrt drehte Tobi sich zu Kisame um, der unentschlossen schien, ob er grinsen oder fluchen sollte. Nun ja, es war der Infernalische Abend, da erduldete man das ein oder andere. „Kann man nichts machen. Ab in den Krieg gegen Team Uchiha.“ Itachi kletterte kommentarlos in den Simulator, und Tobi flitzte zu dem gegenüberliegenden Gerät. Madara rieb sich nachdenklich die Stirn. „Das gibt Tote.“ Cause you know lately I ain't feelin so great - Last time she gave me love potion #8 Beinahe schmollend erreichte Itachi das Cockpit des Simulators. Die Wände waren in der Tat dick und mit schwarzem Filz ausgekleidet. Noch drang Licht von der Spielhalle hinein, aber wenn die Luke sich erst mal schloss, war es zappenduster. Natürlich kam auch jetzt nicht viel Helligkeit herein. Schuld daran war Madara, der sich beim Einsteigen unnötig Zeit ließ und damit den Weg versperrte. „Die brauchen da noch eine Weile. Was möchtest du, fahren oder schießen?“, erkundigte er sich fröhlich. Itachi warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Schießen.“ Um das zu unterstreichen, setzte er sich auf den rechten Platz der Bank, wo der Controller für das Geschütz angebracht war. Leider war es eine Bank und keine zwei getrennten Sitze. „Hättest du etwas dagegen, deine Hände wenigstens für diese kurze Dauer am Lenkrad zu lassen?“ Madara pflanzte sich neben ihm auf die Bank und untersuchte das Lenkrad auf angeklebte Kaugummis. „Und ob. Ich behalte meine Hände schon den ganzen Abend bei mir, weil man so wunderbar unter Beobachtung steht. Und jetzt sind wir für wenige Minuten mal völlig abgeschottet, was erwartest du da?“ Madara war vermutlich der einzige Mensch, der Itachi allein durch seine verständnislose Tonlage verlegen machen konnte. „Es gibt Kameras.“ „Die sind abgeklebt. Mit Kaugummi, deshalb hat das ja noch keiner entfernt. War das dein einziger Protest?“ Er klang amüsiert – er hatte so etwas wie respektvolle Zurückhaltung nicht, deshalb funktionierte auch keine dezente Zurückweisung. Entweder, man ließ ihm seinen Willen oder man hatte ein sehr dickes Fell. Oder einen harten linken Haken. „Du gehst mir auf die Nerven heute.“, murmelte Itachi, zugegeben nicht besonders schlagfertig, dafür aus tiefstem Herzen. Und er fügte hinzu: „Was ist in dieser Kaffeekanne?“ In diesem Moment begann die Luke summend hochzufahren und sich zu schließen. Ein kurzes Rütteln ging durch den Simulator, und Itachi richtete sich unwillkürlich auf seinem Platz auf. „Ah, sie haben sich geeinigt.“ Jetzt, wo ihre kleine Diskussion beendet war, schien Madara überhaupt kein Interesse mehr daran zu haben, sich noch irgendwie anzunähern. Dabei hatte Itachi die Berührung der Hand vorhin noch gut im Gedächtnis. Und er war sich ziemlich sicher, dass es Madara genauso ging und er nur auf den Zeitpunkt ausgewählt hatte, in dem Itachi es nicht von ihm erwartete. Um sie herum tauchte die bunte, dafür erschreckend lebensechte Umgebung des Rennens auf. Das Auto, in dem sie sich vermeintlich befanden, setzte auf einer seltsamen Kraterlandschaft auf, und eine künstlich mechanisierte Stimme verkündete jeweils, wie die Steuerung zu bedienen war. Itachi hörte nicht genau zu, als sie ihm erklärte, auf welche Tentakelmonster er zu schießen hatte und dass es Punktabzug gab, die ‚Orion’ zu treffen. Ein kräftiger Ruck ging durch die Kapsel, als der Startschuss fiel und Madara den Wagen - keine Seifenkiste, sondern ein Space Cruiser 3001, aber der Unterschied war minimal - dahinjagen ließ. Sosehr Itachi auch versuchte, sich vom Gegenteil zu überzeugen, die halsbrecherische Fahrt war geradezu real. „Da! Mach ihn tot!“ Itachi richtete das Fadenkreuz auf einen ‚Gehirnsauger’ und drückte ab. Der Rückstoß schubste sie erneut nach hinten, und das garantiert böse Alien starb einsam. Von da an feuerte Itachi nur noch. Kaum hatten sie dieses Hindernis überwunden, tat sich vor ihnen plötzlich ein klaffender Abgrund auf. Madara riss das Lenkrad heftig nach links, um nicht hineinzufahren, und Itachi glitt der Controller aus den Fingern. Und warum sollte dieser blöde Simulator auch Gurte haben?! Itachi ächzte, als er das Gesicht unfreiwillig in Madaras widerspenstigem Haar vergrub. Die Schulter des anderen drückte ihm auf die Kehle und machte ihm für einen Moment das Atmen schwer. Kurz war er zu perplex, um zu begreifen. Der Simulator hatte sich nach links geneigt, und er war über die Bank gerutscht. So weit gut. Er war daraufhin gegen Madara geprallt. Das war auch noch nicht tragisch. Und er hatte sich aus Reflex fest gehalten, und das war nun einfach... Mieses Karma. Einen Arm hatte Itachi zwischen ihnen eingeklemmt und drückte ihn gegen Madaras Rippen, der andere war ausgestreckt, die Hand krallte sich in Madaras Oberschenkel. Zu weit oben, um ganz zufällig zu sein, entschieden zu weit oben. Itachi verlor keine Zeit. Was sollte er schon tun? Er musste sich entschuldigen, das sollte ihm peinlich sein. Und was hatte er davon? Nichts. Er setzte sich wieder auf, strich sich das Haar glatt, ohne die Hand von Madaras Oberschenkel zu nehmen - machte Sinn, er hatte immer noch zwei - , drückte dessen störenden Arm beiseite, der sich auf das Lenkrad richtete, und presste ihre Lippen zusammen. Nur, weil der Rutsch Zufall gewesen war, musste er Madara das nicht wissen lassen und so zu der Entschuldigung zurückkehren. Madara war keiner von der langsamen Truppe. Seine Küsse waren wie frisch gebrühter Kaffee, genauso heiß, genauso aromatisch - oder bildete Itachi sich das ein? - , genauso belebend und genauso fähig, unangenehm zu werden, wenn man nicht vorsichtig damit war. Er hatte eine Grobheit an sich, die man mögen konnte oder nicht, und die sensible Seite darunter war auch noch nicht sanft, nur weniger riskant. Und trotz dieser Unwägbarkeiten hatte man immer das Gefühl, dass man nur darauf gewartet hatte, eine Gelegenheit zu diesem Kuss abzupassen. Und niemand würde auf die Idee kommen, dass Itachi eigentlich nur einer großen Verlegenheit ausweichen wollte, während Madaras beinahe schon schmerzhaft warme Zunge den dünnen Hautvorsatz zwischen Itachis Oberkiefer und Oberlippe berührte. Die Nervenenden dort reagierten empfindlich, als Itachi heiß und kalt wurde. Als Antwort gruben dessen Finger sich fester in Madaras Oberschenkel, mit seiner freien Hand griff er eine ganze Handvoll des dichten, unverwüstlichen Haars und schloss es fest darin ein. Er wusste, dass Madara eine gewisse Vorliebe dafür hatte, wenn eine Berührung auf dem schmalen Grat zum Schmerz wanderte, nicht richtig Schmerz und auch nicht nur Genuss. Und Itachi wurde nicht enttäuscht. Madara schien kurzzeitig zu vergessen, was er vorgehabt hatte, als seine Augen sich nach oben verdrehten und er schnell ausatmete, um sofort wieder einzuatmen. Itachi war nahe dran, mit sich zufrieden zu sein. Bis ihm auffiel, wo Madaras linke Hand war. Da konnte man sich jetzt sonst was für ausdenken, doch das stimmte eben nicht, sie umfasste weiterhin das Lenkrad. Ganz egal, ob er nicht richtig damit steuerte, er hielt dieses blöde Plastikteil fest, nachdem er es gewesen war, der hier den ganzen Abend... Für Itachi ein triftiger Grund zum Rückzug, um weiter Aliens abzuballern. Oder ein gewisser Ansporn. Er hatte sich nicht um die Entschuldigung gedrückt, um abzurücken wie eine betrogene Ehefrau. Er ließ Madaras Haar los, winkelte den Ellbogen an und ließ ihn auf die Beuge des ausgestreckten Arms niedersausen. Und das war keine Gratwanderung, das war echter Schmerz, bei dem Madara eine Mischung aus einem Ächzen und einem Knurren ausstieß, was von Itachis Kuss gedämpft wurde. Das Lenkrad hatte er jedenfalls losgelassen, und dass es ihm wehtat, war ein unbedeutender Nebeneffekt. Wie man so schön sagte, das Spiel konnten zwei spielen. Und Itachi war offenbar am Zug. Er schwang sich rittlings auf Madaras Schoß, wobei er sich mit den Händen an der Rückenlehne der Bank festhielt, und verdeckte so auch das verdammte Lenkrad. Dass die Mondlandschaft an ihnen vorbeiraste, interessierte ihn ebenso wenig wie das Ruckeln und das schlecht vertonte Brüllen der Aliens. Er konnte selbst über diesen Krach Madaras raschen Atem hören, ab und zu beleuchteten die feindlichen Laserstrahlen seine funkelnden Augen, in denen sich Belustigung und Ärger abwechselten. Und natürlich das essenzielle Gefühl des Infernalischen Abends – sinnliche Lust. Allerdings hörte Itachi den Timer piepen. Eine Minute noch. Sie hatten zu viel Zeit verplempert, um tatsächlich hier drin Sex zu haben. Es waren die Situationen, die er hasste, außerdem konnte das noch bis Mitternacht so weitergehen. Madara interessierte der Timer nicht. Er schüttelte seinen malträtierten Arm kurz aus, um die Taubheit daraus zu vertreiben, und richtete sich auf der Bank auf. Itachi war nicht groß, doch in seiner Position immerhin höher als Madara, und trotzdem umgab diesen etwas Überlegenes, Magnetisches. Ehrfurcht vielleicht, aber das war nicht das Richtige, dafür war es zu sexy. Itachi wollte nicht, dass es so kam und konnte es eh nicht ändern. Madara küsste ihn, ein lustvoller Kuss mit offenem Mund und fliehendem Atem, bei dem ihm für einen Moment unglaublich heiß wurde. Kaum hatte er sich ein wenig erholt, hatte Madara den linken Arm hinter seinen Kopf gelegt, sodass Itachi nicht nach hinten ausweichen konnte. Lange, kräftige Finger, die selbst dann ihre Eleganz nie völlig verloren, wenn sie voller Motoröl waren oder soeben in der Autotür geklemmt worden waren, strichen ihm den Pony aus dem Gesicht. Sie formten sich zu Krallen und fuhren über Itachis Kopfhaut, wie eine Massagespinne, nur viel besser. Mit der anderen Hand packte Madara die Front von Itachis Anorak, den er absichtlich nicht ausgezogen hatte, und zog daran, sodass Itachi sich in ihn lehnen musste. Itachi war gezwungen, sich an Madaras Schulter abzustützen, damit er das Gleichgewicht nicht verlor. Sein Herz hämmerte so heftig, dass auch seine Finger von Unruhe angesteckt wurden und zitterten. Mit anderen Worten, Itachi war erfolgreich Matt gesetzt, und dafür hatte Madara laut dem Timer nur acht Sekunden gebraucht. Mistkerl. And you know pretty baby how I think you're pretty smart But one sip from this bottle and I'll tear you all apart – Die dramatische Musik des Simulationsspiels konnte nichts verdecken – nicht die stickige Wärme in dem rüttelnden Gerät, nicht Ächzen, Stöhnen und atemlos gemurmelte Worte und nicht das Rascheln von Stoff. Madaras raues Lachen klang losgelöst und etwas schwankend, als wäre er betrunken. Was er ganz sicher nicht war, zumindest nicht so schlimm, dass er sein irritierendes Selbstbewusstsein verlieren würde. Itachi bebte am ganzen Körper. Schweiß trat in feinen, winzigen Perlen aus seinen Poren, und eine Haarsträhne hing an seinem Mundwinkel fest. Der Rest dieses Haars war hoffnungslos zerzaust, und Madaras auch. Das merkte man nur nicht, weil es immer so aussah. Madara wehrte sich nicht, obwohl es ein Leichtes für ihn gewesen wäre, seine Handgelenke aus Itachis Griff zu befreien. Selber drückte diese Hände mit den Handflächen nach unten, auf Itachis Oberschenkel. Das war noch das Harmloseste, wo er sie momentan hinkriegen konnte. „Was hast... du gesagt?“ Madaras ohnehin tiefe Stimme war noch tiefer und genug, um Itachis Mund trocken zu legen. Madara beugte sich vor, so weit ihm das möglich war, und berührte mit den Lippen Itachis Mundwinkel, wo das Haar sich verfangen hatte. Er atmete in langsamen, schweren Stößen. „Du sollst mich lassen.“ Itachis Tonfall war heiser, jedoch einigermaßen gefestigt. Ein schwacher Trost, wenn er sich erinnerte, dass er beinahe geschrieen hatte, als Madaras Zunge über seine Kehlgrube gestrichen war. Und es war nur deshalb beim Beinahe geblieben, weil Itachi zu wenig Luft dazu gehabt hatte. Madara würde das pfeifende, krampfhaft unterdrückte Geräusch völliger und leidenschaftlicher Unterwerfung nicht vergessen. Itachi ließ sich das nur selten entlocken, und es war der letzte Beweis, dass es ihn eben doch erregte, in engen, öffentlichen Räumlichkeiten mit Madara eingesperrt zu sein, vorzugsweise noch ohne Licht. „Aha. Und wohin?“ Madara grinste, als Itachi ihn gereizt anfunkelte. Er saß immer noch auf Madaras Schoß, weil er so schnell nirgends hinkonnte, ohne dessen Hände loszulassen. Madara hatte sich nichts dabei gedacht, als Itachi sie genommen hatte, und das war jetzt sein Pech. Allerdings war der Abend noch jung. „Lass mich einfach in Ruhe.“ Madara legte den Kopf schief. Selbst das war der Ruin der Heiligen, wenn er es darauf anlegte, aber Itachi sah nicht hin. Es war schon genug, dass er von hier aus den Duft des Rasierwassers wahrnehmen konnte, eine scharfe, trockene Geruchsnote. „Im Ernst? ‚In Ruhe’ wie ‚Warte, bis ich die Kerzen angezündet und die Rosenblätter verstreut habe’ oder ‚in Ruhe’ wie...“ In diesem Moment klappte die Luke sirrend herunter. Itachi machte einen Satz von Madaras Schoß herunter, fand jedoch heraus, dass er seine Hände nicht lösen konnte. Madaras so unerträglich geschickte Finger hielten fest, was eigentlich sie hielt und hinderten Itachi so daran, sich ganz unverfänglich auf seinen Platz zu setzen. „... wie ‚Ich hätte heute gerne mal den Vortritt’, das brauchst du nur zu sagen.“, fuhr er seelenruhig fort. Die Luke war inzwischen halb offen, bald würden sie in Sicht sein. „Nichts von beidem. Lass los!“ Und zu drei Vierteln offen. Itachi bekam allmählich Panik. Zudem lockerte Madara seinen Griff kein bisschen. „Du weißt hoffentlich, dass wir nicht fertig waren? So kann man das nicht stehen lassen.“ Itachi hörte das Stimmengewirr draußen. Wie ironisch – Madara machte hier unmissverständlich schmutzige Andeutungen, dabei war Itachi viel zu entsetzt von der Vorstellung, halb auf dem Schoß seines Mitbewohners erwischt zu werden, um solche Probleme noch länger zu haben. Es hatte dabei eine Zeit gegeben, noch nicht allzu lange her... „Lass mich los, verdammt!“ Aus den Augenwinkeln blendete Itachi der Lichtreflex von Deidaras Kameralinse. Wenn diese schamlose Blondine das filmte, sobald die Luke unten war... Madara grinste, wofür Itachi ihn hätte ohrfeigen können. „Vergiss nicht, das war erst der Anfang. Das Vorspiel.“, raunte er und ließ tatsächlich los. My mother used to tell me not to kiss on this first date This time when I see you, you know I ain't gonna wait! Konan hatte den “Objection Tango“ gegen Zetsu verloren, was in Anbetracht dieses Gegners jedes Mädchen gekränkt hatte, doch sie nahm es locker. Immerhin hatte Deidara „Lolli Lolli (Pop That Body)“ verloren, oder es absichtlich verbockt, damit Konans Selbstbewusstsein keinen Kratzer bekam. Zeit zum Essen. Und am Infernalischen Abend musste das etwas Besonderes sein, also ging man nicht einfach Pizza essen. Konan wollte lieber zum Inder und kam damit natürlich durch. Man suchte sich also ein indisches Restaurant, das glücklicherweise nicht allzu voll war. Je weniger Zeugen, desto besser. Itachi ging sicher, dass er weit genug von Madara entfernt saß, was dieser mit einem amüsierten Lächeln beantwortete. Was man nicht tun sollte, denn irgendwer sah das immer und machte sich Gedanken. Hier erfolgten die Geburtstagsformalitäten wie Singen, Gratulieren und dem Aufwärmen alter Geschichten. Es war meist der am wenigsten riskante und auch der netteste Teil des Abends. ‚Nett’ war also abgehakt, und Itachi fand, dass der Besuch der Spielhalle entweder ‚grausam’ oder ‚albern’ gewesen war. Blieb also noch eins von beidem. „Tobi hat mitten in der Fahrt einen klaustrophobischen Anfall gekriegt und kein Scheunentor mehr getroffen... Wie konntet ihr trotzdem verlieren?!“ Itachi stocherte in seinem Reis herum und versuchte, einigermaßen peinlich berührt zu wirken. Was er auch war, aber nicht weil sie mit einer sensationell niedrigen Score verloren hatten. Darüber würde er sich später ärgern. „Madara kann nicht lenken.“, brummte er lahm. Der Erwähnte schien nichts davon gehört zu haben. Kakuzu nahm Wetten an, ob und wie viel Ingwer Pein essen konnte, ohne dass ihm Tränen in die Augen traten. Die Wettstatistik zeigte, dass Pein seine Tränendrüsen gut im Griff hatte. Konan überwachte das grinsend und erinnerte damit an ein Burgfräulein, das von ihrem Turm aus zuschaute, wie ein Ritter für sie mit einem Drachen rang. Itachi konnte dem scharfen Essen nicht viel abgewinnen. Mit einem letzten Blick auf Pein, der immer noch nicht in Tränen ausgebrochen war und von den anderen angefeuert wurde, Achtung Wortwitz, erhob er sich von seinem Sitzkissen und begab sich zu den Toiletten. Abgesehen von dem, was man da sowieso tat, wollte er endlich etwas Klebriges von seinen Fingern waschen und den penetranten Currygeschmack ausspülen. Itachi beugte sich über das Waschbecken und spuckte Leitungswasser in den Abfluss. Die benutzten eindeutig zu viele Gewürze hier, das war einfach krank... Die Eingangstür fiel wieder ins Schloss. Itachi hob den Kopf und fragte sich gleichzeitig, wie er je mit jemand Anderem hatte rechnen können. „Lass dich von mir nicht stören.“, meinte Madara mit einem unschuldigen Halblächeln und trat näher. Itachi wich automatisch zurück. „Kannst du dir nicht wie alle anderen diese schwachsinnige Wette ansehen?!“, knurrte Itachi und wischte sich mit dem Handrücken Wasser ab. Madara ließ sich von dem Tonfall nicht einschüchtern. Womöglich war er nur eingeschüchtert, wenn er in einen Gewehrlauf blickte. „Da ist aber mal jemand auf der falschen Seite des Bettes aufgewacht.“ Madara drehte einen Wasserhahn auf und hielt seine Hände darunter. Es waren diese Hände. „Es geht mir nicht um die Seite des Bettes, sondern das falsche Bett an sich.“, erwiderte Itachi brüsk. Madara lächelte matt und fuhr sich mit den nassen Fingern durch seine Haarmähne, um sie etwas zu bändigen. Dieses Haar war ein Naturphänomen für sich. „Und dabei ist es nur zwei Türen von deinem entfernt. Dazwischen ist die Abstellkammer, wie du weißt. Da waren wir auch-“ „Du musst das nicht hier breittreten!“ Madara musterte ihn träge unter herabgesunkenen Lidern hervor. Sein Haar schimmerte im Licht der Leuchtstoffröhren feucht und hypnotisch. Wirklich der Ruin der Heiligen. Cause you won't wanna eat And you won't wanna drink You won't wanna talk And you won't wanna think Itachi war kein Heiliger, also konnte es ihn nicht ruinieren, Madara zu küssen. Dabei konnte hier jederzeit jemand reinkommen, und Kabinen gab es keine. Ganz zu schweigen davon, dass Itachi eigentlich zu anderen Zwecken hergekommen war. All das schmolz dahin wie Butter im Backofen, als er hingebungsvoll das soeben mühevoll etwas geordnete Haar Madaras wieder zerwühlte und sich gegen den größeren Körper presste. Dieselben Hände, die Madara eben noch unter den Wasserkran gehalten hatte, schoben sich unumwunden unter den Saum von Itachis Rollkragenpullover und lösten, nass und kalt, wie sie waren, eine nicht abreißende Flut winziger Impulse an den Nervenenden aus. Itachi hatte erwartet, dass Madara triumphierend grinsen würde, doch er tat es nicht. Wenn er Triumph empfand, zeigte er ihn nicht, sondern ging mit seiner üblichen anregenden Grobheit vor. Er funktionierte wie ein gut geölter Mechanismus, denn während er Itachis Zunge den Einlass gestattete und diese mit seiner eigenen berührte und herumschob, fuhr er mit den Händen synchron die Wirbelsäule hinauf zu den Schulterblättern, halb massierend und halb kratzend. Itachis Knie wurden weich, und er konnte sich ein Seufzen, das unweigerlich in ein Keuchen mündete, nicht verbeißen. Madara kniff ihn in die Zungenspitze und zeichnete sinnfreie Muster mit seinem Daumen auf Itachis Haut. Eine Hand zog er nun unter dem Pullover hervor und zwängte sie oberhalb des Hüftknochens unter den Hosenbund. Und in diesem Moment näherten sich hastige Schritte. Itachi machte sich von Madara los und zog seinen Pullover wieder herunter. Sein Spiegelbild bescheinigte ihm, dass er dennoch mehr als verdächtig aussah. Seine Wangen waren rot gefärbt, das Haar zerzaust und die Augen verschleiert und intensiv lüstern. Nicht mal seinen Atem bekam er so schnell in den Griff. Madara musterte ihn mit einer Art kontrolliertem Hunger. „Tu dir keinen Zwang an, wir sind hier unter Männern.“ Itachi schnaubte gereizt. In diesen sexistischen Toilettenräumen gab es natürlich keine Kabinen, nur Pissoirs. Und er würde garantiert nichts an dieser Hose tun, das war absolut die falsche Richtung. Die Tür flog auf. Deidara drückte eine Handvoll seiner blonden Haare zusammen, aus denen Erdnusssoße tropfte. Itachi war noch nie so froh gewesen, ihn zu sehen. Schon das zweite Mal, dass man ihn heute vor Madara retten musste. „Was treibt ihr denn hier, hm?“, fragte Deidara mürrisch und tupfte sein verklebtes Haar mit etwas Klopapier ab. „Soll ich Seife aus der Damentoilette holen? Da hättest du gleich hingehen können.“ Deidaras tiefblaue Augen durchbohrten Madara zornig, bevor Itachi rosafarbene Flüssigseife aus dem Seifenspender holte und Deidara die hohle Hand hinhielt. Sie zitterte noch etwas, fiel ihm dabei auf. Aber lieber half er Deidara bei dem Beseitigen der Soße, als sich wieder Madara auszuliefern. Eine gute Tat pro Tag, außerdem hatte Deidara vorhin neben Itachi gesessen, und wenn der Platz unbesetzt war, wenn sie zurückkehrten... Missmutig ließ der Blonde sich Seife ins Haar reiben und murmelte dabei ein paar Zukunftsvisionen, was er demnächst mit Tobi machen würde. Oder mit Sasori, der alles gefilmt hatte, auch noch mit Deidaras Kamera. Mit einem Mal richteten sich die blauen Augen prüfend auf Itachi. „Was ist denn mit dir los, hm?“ Madara schwieg und brachte sein eigenes Haar wieder in Ordnung. Er schien nichts mitbekommen zu haben, und Itachis Magen krampfte sich zusammen. „Hast du Haarspray benutzt, hm?“ Deidara richtete sich auf und wandte sich Itachi zu. Dann beugte er sich vor – wieso nur kannte diese Blondine keinen höflichen Abstand – und sog die Luft ein. Präzise, er schnupperte an Itachi. Künstler hatten so ihre perversen Gewohnheiten, doch... „Nein, kein Haarspray, hm... Du riechst nach irgendwas Komischem, hm.“ Madaras verfluchtes Rasierwasser. Man brauchte ja keinen Bartwuchs, um das Zeug zu benutzen. Und diese eigenartige, scharfe Geruchsnote war an Itachi haften geblieben und fiel ausgerechnet Deidara auf. Nachdem sie vorhin nebeneinander gesessen hatten und Deidara sicher wusste, dass es vorher noch nicht da gewesen war. Madara lehnte sich gegen den Handtuchspender und hob die Brauen. Itachi kannte inzwischen die stumme Botschaft. Gib mir ein Zeichen, und ich rette dich... Zum zweiten Mal Scheiße. Er nickte. Ein erstickender Gestank breitete sich aus. Sowohl Deidara als auch Itachi husteten und hielten sich die Nasen zu. Der Geruch brachte die Augen zum Tränen, und er überlagerte selbstverständlich das Rasierwasser. „Bist du noch zu retten, hm?!“ Madara grinste breit und wedelte mit einer Sprühflasche voller Raumspray. Die meisten Restaurante hatten so etwas bei den Toiletten, und diese Flasche war offenbar noch ganz neu. „Ich dachte, du würdest lieber nach ‚Friesischer Meeresbrise’ riechen als nach Erdnusssoße.“, erwiderte er zuckersüß und zwinkerte Itachi vielsagend zu. Heute retten ihn einfach immer die Falschen. I'll kiss you Gonna corner you and not let you go I'll kiss you Don't tell me nothing - I - I - don't wanna know Es empfahl sich, das Restaurant bald zu verlassen. Zum Einen, weil die Herrentoiletten jetzt völlig zugenebelt von friesischer Meeresbrise waren und zum Anderen, weil der Tisch seit der Erdnusssoßenattacke ein ziemliches Chaos war. Pein hatte sich wacker gehalten, doch nun tränten seine Augen so stark, dass er kaum etwas sah. Konan führte ihn am Arm und schien ganz vergnügt damit, dass ihr Freund nun in Tränen aufgelöst war. Man trank schnell aus und machte sich nach dem Begleichen der Rechnung davon. „Das war lustig.“, verkündete Konan zufrieden, als sie endlich draußen frische Luft einatmeten. Nachdenklich betrachtete sie ihre Armbanduhr. „Noch gut eine Stunde bis Mitternacht. Was machen wir bis dahin?“ Eine rhetorische Frage, schließlich hatte Konan heute die Zügel in der Hand. Trotzdem wischte Pein sich die rot geränderten Augen ab und brummte: „Das war grauenhaft, also etwas Albernes. Und Ungefährliches, bitte.“ „Klingelstreiche.“ Kakuzu hatte das nicht ernst gemeint, absolut nicht. Aber das hieß nicht, dass Konan es auch nicht ernst nahm. „Richtig! Ich wünsche mir, dass wir jetzt Klingelstreiche machen!“ Die Reaktionen waren eher gemischt. Einerseits hatte hier keiner in letzter Zeit Klingelstreiche gemacht und man wollte vielleicht neue Erfahrungen machen. Andererseits sollte man sich wirklich nicht dabei erwischen lassen, wie man solchen Mist baute – ‚Peinlich’ war noch gar kein Ausdruck dafür. Wozu wurde man erwachsen, wenn man solche Kindereien immer noch beibehielt? Itachi stellte sich diese Frage, als Hidan mit großer Geste einen Klingelknopf drückte. Es war ein simples Modell, das seinen Ton dann einstellte, wenn man den Knopf losließ. Ziel war also, möglichst lange festzuhalten. Alle anderen versteckten sich heldenhaft kichernd – so betrunken konnte man einfach nicht sein, ohne zu kotzen – der ‚Klingler’ verfiel in blöde Posen und Deidara filmte das Spektakel. Leider war das nicht Itachis einziges Problem. Bei zu abrupten Bewegungen hatte er ein flaues Gefühl, und seine Sicht schwankte ein wenig. Dabei war er sicher, dass er mit dem Alkohol vorsichtig gewesen war – mit seiner Statur lernte man das schnell. Trotzdem war ihm eigenartig schwindelig, und er hielt sich für einen Moment an der Häuserwand fest, als Sasori den Klingelknopf losließ und sich hinter einigen Mülltonnen duckte. Die anderen suchten sich ebenfalls Verstecke. Toller Abend. The gypsy told me that the first thing That would happen you get dizzy Das Klingelgeräusch war unerträglich schrill und dröhnte in Itachis Ohren. Er war gleich dran, das war ihm klar. Und gekniffen wurde nicht. Sogar Zetsu hatte seinen Klingelstreich schon hinter sich, und dabei hätte der Tag, an dem er so einen Blödsinn machte, eigentlich erst noch kommen müssen. Na ja, es war der Infernalische Abend. Die ultimative Begründung für alles. „Scht! Du bist dran, Itachi, hm!“ Deidara winkte ihm zu. Man durfte sich die Häuser, die man belästigte, frei wählen. Itachi hoffte sehr, dass er friedfertige Bewohner hatte. Einige der Opfer waren schon wutentbrannt nach draußen gestürmt, und so einem wollte man lieber nicht begegnen. Er hatte Zeit, sich etwas zu erholen, bis man sicher sein konnte, dass die Luft rein war. Dann trat Itachi vor eine der Pforten und drückte auf den Kippschalter, der in diesem Fall den Alarm auslöste. Und was für ein Alarm, davon wurde man fast taub... Das Licht im zweiten Stock ging an, und die Geburtstagsgäste stoben kichernd auseinander, um sich irgendwo zu verstecken und abzuwarten, bis die Gefahr vorüber war. Itachi machte ebenfalls ein paar Schritte rückwärts. Wo hatte er sich vorhin versteckt? Um diese Zeit war es hier ausgestorben und verödet, im spärlichen Licht der Straßenlaternen sah alles gleich aus. Da plötzliche Bewegungen ihm Schwindel verursachten, war er mit seiner Suche etwas langsam. Mitternacht war noch nicht gekommen. Deshalb war der Tag der Rettungen auch noch nicht vorbei. Jemand packte ihn am Arm und riss daran, sodass Itachi stolperte und mit dem Rücken gegen etwas Hartes prallte. Es roch nach Rost und Katzenpisse, und natürlich nach dem unvermeidlichen Rasierwasser. Sobald das Karussell in seinem Kopf zum Stillstand gekommen war, kniff Itachi die Augen zusammen und straffte sich wieder. Er war gegen einen alten Telefonapparat gestoßen, was passte, da sie sich hier in einer Telefonzelle befanden. Das Licht war ausgefallen, die Tür halboffen eingerastet und nicht mehr zu bewegen. Die Zelle war außer Betrieb, aber ein gutes Versteck. Madara spähte durch die graffitibemalten, schmierigen Scheiben nach draußen. Irgendein Hausbewohner begab sich gerade auf die Suche nach den Idioten, die ihm diesen Streich gespielt hatten. Zum Glück kam er nicht in ihre Richtung – noch nicht. „Was hast du mit mir gemacht?!“ Madara musterte ihn säuerlich. „Danke würde völlig ausreichen. Ich habe zum inzwischen dritten Mal heute deinen Arsch gerettet.“ „Bei mir stellt sich leider keine Dankbarkeit ein.“, erwiderte Itachi schroff. Es musste in seinem Glas gewesen sein. Als sie das Restaurant verlassen hatten, hatte er nicht mehr darauf geachtet, was da drin war. Und das in Anwesenheit der gelben Kaffeekanne, vor der man sich besser in Acht nahm. Madara drückte lediglich den Zeigefinger auf die Lippen. Schwere Schritte näherten sich, zusammen mit dem Lichtkegel einer Taschenlampe. Die beiden drückten sich gegen die Wand der Telefonzelle, die noch einen gewissen Toten Winkel barg. Itachi war es momentan ganz egal, ob und wie nahe er Madara dabei war, er wollte bei diesem Mist nicht erwischt werden. Nicht, dass er je erwischt werden wollte, doch... Die Schritte hielten inne. Eine kratzige Stimme, definitiv die eines Kettenrauchers, knurrte einen Fluch, schließlich kehrten die Schritte nun hastig um. Warum, das erfuhr Itachi bald. Es schneite dicke, weiße Flocken. Der erste Schneefall des Winters stellte sich als Glücksfall heraus, und Itachi hörte leise Ausrufe der Begeisterung. Die Magie des Schnees verlor nie so ganz ihre Wirkung. Direkt darauf kehrten die Schritte zurück und scheuchte einige der anderen auf, die lachend Reißaus nahmen. Second thing you better make sure That your boyfriend isn't busy „Und ich hab das Fenster in meinem Zimmer noch offen.”, brummte Madara unzufrieden und betrachtete das dichte Schneetreiben ungnädig. Er machte sich nichts aus Winterromantik, das wusste Itachi. Schnee war für Madara nur dazu da, weggeschippt zu werden und zu schmelzen. Und natürlich ein triftiger Grund, sich nicht von dort wegzurühren, wo es warm und trocken war. Warm war es hier drin nicht, aber immerhin trocken. „Fehlt nur noch der Mistelzweig.“ „Es ist nicht Weihnachten.“ „Zum Glück.“ Madara mochte auch Weihnachten nicht. Der ganze Zeitraum war nur dazu da, ignoriert zu werden und allen roten Mützen und Rauschebärten auszuweichen. „Du hast mich vergiftet.“, murmelte Itachi grimmig. Er war es leid, sich mit Madara zu streiten und dabei auf der Stelle zu treten, während sich ihr ganzes zwischenmenschliches Leben eigentlich nur um Sex drehte. Was für ein Armutszeugnis. „Nein.“ Madara verschränkte die Arme vor der Brust und hob die Augenbrauen ein winziges Stück an. Es war lästig, wenn er das tat. Seine Überlegenheit müsste demnächst mit seinem Selbstbewusstsein reagieren und zu einer Explosion führen, wodurch alle Reste von Persönlichkeit ausgelöscht wurden. „Wenn ich dich erinnern darf, ich war mit dir abwesend. Wann soll ich das bitte getan haben?“ Berechtigte Frage. Trotzdem sah Itachi das lebhafte Funkeln in Madaras Augen, als dieser sich zu ihm vorbeugte. Sein heißer Atem bildete kleine Dampfwölkchen in der kalten Luft. „Soll ich dir einen Tipp geben?“ Seine Nähe, der Geruch von Zigarettenqualm, Schweiß und Gewürzen, der sich unweigerlich an einem festsetzte, wenn man ein Restaurant betrat, das Aroma von Rasierwasser, all das ließ erneut ein Schwindelgefühl in Itachi aufkommen. Er wollte nichts lieber, als dass Madara diese verschränkten Arme um ihn legte. „Hn.“ Madara lächelte und tippte mit der Zungenspitze gegen Itachis Ohrmuschel. Diesmal war die Wucht von Schwindel so heftig, dass Itachi seine Finger in Madaras Oberarme grub. Das war der Infernalische Abend. Jeder würde darüber reden, was geschehen war, doch niemand würde es an diesem Tag als außergewöhnlich betrachten. „Hab’s nicht verstanden...“ Das hätte Itachi in Kauf genommen, wenn es bedeutete, dass Madara weitersprach. „Ja...“ Madara löste seine Arme aus der Verschränkung und legte sie lose um Itachis Oberkörper. „Konan war’s. Sie hat mich schon auf ihrer Einladung gewarnt, dass sie ein... Mittel ausprobieren will. Zufällig an dir. Und an mir, ich wusste das immerhin.“ Mit einem Ruck riss Itachi sich los und wich zurück, bis er die gegenüberliegende Wand der Telefonzelle erreicht hatte. Nicht nur, dass er unter Drogen gesetzt worden war... Was dachte sich dieses Weib?! „Du hast was?!“ Madara machte Anstalten, wieder aufzuschließen, doch Itachi schüttelte energisch den Kopf. Der Nebel in seinem Kopf war immer noch da. Deshalb war Madara auch so anhänglich gewesen... „Wehe, du rührst dich.“ Madaras altbekannte Überheblichkeit wallte sofort wieder auf, und ein Grinsen zupfte an seinen Lippen. „Sonst? Schreist du dann?“ Statt einer Antwort sah Itachi sich nach etwas um, was er werfen konnte. Apropos werfen, draußen begann mitten im Schneegestöber die erste Schneeballschlacht des Winters. Leider war hier drinnen kein Schnee... Es half alles nichts. Itachi stützte sich an dem defekten Telefonapparat ab, beugte sich herunter und zog seinen Schuh aus. „Nein, ich werfe.“ „Und dabei kannst du nicht mal zielen, hat der Simulator bewiesen.“, spöttelte Madara und machte einen Schritt vorwärts. Er wollte es also nicht anders. Itachi holte aus und warf. Aus der halboffenen Tür heraus, nicht auf Madara. Und er traf. „AU! Verfickte Scheiße noch mal!“ Ausgerechnet Hidan. Dieser Tag war ihm einfach nicht wohl gesinnt. Madara schien hingegen nur kleinere Rückschläge zu verschmerzen zu haben. „Tja. Möchtest du gern, dass Hidan dich rettet? Kann allerdings etwas peinlich werden, das sage ich dir schon mal. Und ich würde nicht wetten, dass die Kamera weit genug weg ist.“ Noch hatte Hidan die Richtung nicht gefunden, doch er suchte eifrig. Itachi beobachtete ihn mit versteinerter Miene. Der Tag war grausam. „Es ist eh zu spät.“ „Nicht, wenn du mich machen lässt. Das wäre dann das vierte Mal in einer einzigen Nacht.“ Madara wusste genau, dass Itachi keine Wahl hatte. Er wartete noch auf das Nicken, das ihm dieses bestätigte, danach streckte er eine Hand aus. „Gut. Ich brauche deinen anderen Schuh.“ „Spinnst du?!“ „Du hast damit angefangen. Der letzte bekannte Schuhwerfer hat auf Bush gezielt und-“ Itachi warf ihm einen zutiefst unfreundlichen Blick zu und rückte den zweiten Schuh raus. Er musste schon verrückt gewesen sein, den Ersten zu nehmen. „Danke. Und jetzt wünsch’ mir Glück, dass ich Kakuzu treffe.“ Madara zielte und warf. Itachi war inzwischen so abgestumpft von den Ereignissen, dass er den Schmerzenslaut gleichgültig hinnahm. Es reichte letztlich, Kakuzu und Hidan überhaupt zu einem Gespräch zu bringen, damit ein Streit in Gang kam. Und weil Madara heute nie mit irgendetwas Unrecht zu haben schien, gelang das sogar... Es war deprimierend. „Reizend. Da draußen liegt Schnee.“ Madara schmunzelte unbeeindruckt. „Dafür ist es kurz vor Mitternacht. Willst du getragen werden?“ I'll kiss you Gonna corner you and not let you go And twidely - dee - and twidely - dum I'll kiss you, I'll kiss you, I'll kiss you Konan war leider noch nicht am Ende mit ihren Ideen. Ein kleines Finale musste sein. „Ich wünsche mir, dass wir Taxen anhalten und sie dann ignorieren.“ Also etwas ähnlich Beliebtes wie Klingelstreiche. Immerhin war es besser als das Event vom letzten Jahr, wo sie ihre Gäste gezwungen hatte, die Elefantenrutsche auf dem Kinderspielplatz kopfüber runterzurutschen. Itachi hatte gründlich die Nase voll. Nur noch eine Viertelstunde bis Mitternacht, und dann noch so was! Er wollte endlich seine Ruhe haben. Seine Füße waren nass, weil er durch den Schnee gelaufen war, nur um herauszufinden, dass Hidan seine Schuhe in eine Mülltonne geschmissen hatte, aus der Itachi sie auch nicht retten würde. Wenn er sich Erfrierungen holte, war dieser irregeleitete Spinner Schuld, aber das half ihm nichts. Die Füße im Schnee vergraben, sah er den anderen dabei zu, wie sie unter lautem Johlen ein Taxi heranwinkten. Schon das Dritte. Die Fahrer konnten einem leid tun. Durch die Schneekur hatte sich das Schwindelgefühl etwas gebessert, und nun wollte er nur noch nach Hause und ins Bett. Sein Kopf brummte, und womöglich fing er sich hier eine Erkältung ein. Kurz, der Abend war wirklich infernalisch und er wollte nicht so in einen neuen Tag starten. Wieder hielt ein Taxi. Neben ihm klatschte Madara in die Augen und sah damit nicht demonstrativ in die andere Richtung, wie das die anderen taten. „Ich hab was vergessen!“ Bitte nicht. And though I was a failure with love potion #8 #9 was different and the hour's getting late Now I'm standing on the corner Everyone looks great to me Gleichgültig starrte der Taxifahrer geradeaus, als die Seitentür aufgerissen wurde. Offensichtlich war er es gewöhnt, dass leicht angesäuselte Verrückte zu dieser Zeit auf den Straßen herumhüpften. Auch das Triumphgeheul, als es Mitternacht schlug, schreckte ihn nicht. Allerdings war es schon etwas erstaunlich, wenn junge Männer ohne Schuhe auf dem Rücksitz geschubst wurden und sich mit der Aggressivität einer Katze, der man auf den Schwanz getreten war, aufrichteten. Es folgte ein kurzer, nicht minder aggressiver Wortwechsel, dann schwang sich ein zweiter junger Mann daneben und knallte die Tür zu. Und nicht weniger schwungvoll verkündete er, wo sie hingebracht werden wollten und dass er bitte gefälligst mal die Heizung höher drehen sollte. Von da an drehte der Fahrer die Heizung auf und schaltete seinen iPod auf volle Lautstärke. „Lief doch gut. Etwa nicht?“, fragte Madara munter und verzichtete auf einen Anschnallgurt. Der Kerl war ein wandelndes Verkehrsrisiko. Itachi verzichtete auf eine Antwort. Madara wollte ihn nur ärgern, und das Mindeste, was er da tun konnte, war nicht zu reagieren. Auch nicht, wenn das wandelnde Verkehrsrisiko nun dicht neben ihm saß und Schneeflocken aus Itachis Haar kämmte. „Du bist ganz schön undankbar. Dabei habe ich dich gerade zum fünften Mal gerettet, allmählich bin ich fertig...“ „Du hast das alles erst verbockt! Du hast diese Kaffeekanne mitgebracht! Du hast Konan überhaupt dazu angestiftet, dieses Mittel auszuprobieren! Und du bleibst mir für die nächsten Wochen vom Leib!“ Mit diesen Worten schob er Madaras Hand beiseite. Zwischen den Augenbrauen des anderen bildete sich eine unwillige Falte – ausgerechnet Madara war gereizt. Als hätte er ein Recht dazu, nach der Vorstellung, die er hier geliefert hatte. „Was kann ich dafür?“ Itachi schnaubte und kurbelte das Fenster herunter. Der kalte Fahrtwind linderte das Hämmern in seinem Kopf etwas. „Lass mich in Ruhe.“ Ein gereizter Madara war auf die ein oder andere Weise sehr unangenehm. Es behagte Itachi nicht, so nah neben ihm zu sitzen und zu wissen, dass Madara gereizt war. „Ernsthaft. Ich kann nichts dafür, wenn du nichts verträgst. Außerdem ist in der Kaffeekanne nichts, die hab’ ich nur mitgenommen, um dich nervös zu machen.“ „Aha. Und das ominöse Mittel?“ „Lovepotion Nr. 9 ist Absinth. Alle haben den getrunken, und du verträgst ihn offenbar nicht.“ Abscheuliches Zeug. Itachi hatte gute Lust, das Gesicht in den Händen zu vergraben und seiner Frustration Luft zu machen. Madara hinderte ihn daran, indem er den Zopf festhielt. Nur noch nach Hause. Hopped into a taxi, and I told the driver Got to get me cross town Killed the bottle, started seeing double When the driver turned around Inzwischen war es kurz vor vier Uhr, streng genommen also sehr früh am Morgen. Itachi sah es lieber so, dass es spät in der Nacht war. Aus irgendeinem Grund war er aufgewacht, und nun lag er wach. Eigentlich war er froh darüber, denn wann hatte man nach einem katastrophalen Abend schon die Möglichkeit, in einem warmen, weichen Bett zu liegen, nichts tun zu müssen und sich zu überlegen, dass es so schrecklich alles gar nicht gewesen war? Selten bis nie. Itachi gähnte schläfrig. Madaras warmer Atem strich ihm in regelmäßigen Abständen über den Nacken und verursachte angenehme Schauer. Im selben Rhythmus hob und senkte sich auch die Brust mit dem gemächlich schlagenden Herz, und ab und zu seufzte er im Schlaf. Der Luftstoß bewegte das drahtige Haar und kitzelte Itachis bloße Haut. Es war eigenartig friedlich so. Früher hatte Itachi sich immer mit dem Gesicht zur Wand hingelegt, weil er als Kind Angst vor den Monstern gehabt hatte, die in der Dunkelheit lauern könnten und die er nicht anschauen wollte. Er glaubte nicht mehr an Monster, dennoch hatte er die Gewohnheit beibehalten. Er konnte der Wand den Rücken zudrehen, wenn Madara hinter ihm lag. Sogar, wenn dieser einfach seelenruhig schlief und nicht hilfreich war. Sogar, wenn dieser ihm vor wenigen Stunden noch Obszönitäten ins Ohr geflüstert hatte, während er wieder und wieder zustieß. Sogar, wenn dieser sich den ganzen Abend lang wie ein egoistisches Arsch benommen hatte. Itachi rieb sich träge die Augen und wälzte sich herum, sodass er Madara nun das Gesicht zuwandte. Gedankenverloren glitten seine Finger im Dunkeln über die Kehle, dann das Schlüsselbein und an der Naht des Rippenkäfigs entlang. Das Schwindelgefühl, das er diesmal verspürte, war anders als vorher, nicht so verunsichernd und vermischt mit restlichen Funken von Begierde. Ja, Madara hatte sich wirklich wie ein egoistisches Arsch benommen. Aber er war auch sehr geduldig gewesen, und das war etwas, was man von ihm nicht erwarten durfte. Madara brummte etwas, zweifellos nicht richtig wach und doch nicht ganz schlafend. Seine warme Hand zwängte sich unter seinem Kopf hervor und tastete blind nach Itachi, berührte dessen Wange und zog ihn zu sich. „Schl’f weid’r...“, murmelte er undeutlich. Itachi lächelte still vor sich hin. Es hatte eine Menge Nachteile, aber er war immer wieder froh, ausgerechnet mit Madara zusammenzuwohnen. And if you come and get me take me where I want to be-- I'll kiss you... ...I'll kiss you I'll kiss you fin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)