Hinter Gittern von abgemeldet (Der Gazette-Knast) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- „…aufwachen…“, hörte ich. Meine Augenlider waren schwer und ich wollte nicht aufwachen. Widerwillig schlug ich meine Augen auf. Neben dem Bett hockte Reita und sah mich an. „Was…?“, fragte ich und musste dann gähnen. Ich hielt mir die Hand vor dem Mund, wobei die Decke ein Stück runterrutschte. „Äh…“, machte Reita und schaute schnell weg. „Wasn?“, fragte ich. „Schläfst du immer nur in Unterwäsche?“ Verdammt! Das hatte ich vollkommen vergessen. Ich schlang schnell die Decke um meinen Körper. „Ich… nein… ich war nur so fertig, dass ich es nicht geschafft hatte, noch was anzuziehen…“ „Soll ich dir was geben?“, bot mir Reita an. „Da im Schrank das erste Fach geradeaus.“, sagte ich und Reita ging zum Schrank. Dort nahm er ein Shirt heraus und gab es mir mit abgewandtem Blick. Ich zog es schnell über. Zum Glück war es eins, dass knapp über meinen Arsch ging. Ich setzte mich an den Bettrand. „Und wie fühlst du dich jetzt?“, wollte Reita wissen. Er setzte sich neben mich auf das Bett, sah mich aber immer noch nicht an. „Besser. Das Schlafen hat geholfen…“ „Ich habe mit Ruki geredet. Es war nicht okay, was er gemacht hat. Das habe ich ihm auch gesagt. Das mit den Drogen… Ich hab dir nur aus Höflichkeit welche angeboten. Dass Ruki das so ausnutzte, hätte ich nicht gedacht… Es tut mir leid, was er dir angetan hat…“ „Das Schlimmste ist, dass ich mein erstes Mal mit jemandem haben wollte, den ich liebe… Und jetzt eine Vergewaltigung…“ Ich legte meinen Kopf in die Hände. Ich wusste auch nicht, warum ich das Reita eben erzählt hatte. „Soll ich es Fujiwara-san sagen?“, bot Reita an. „Was soll das bringen?“ „Das wird Ruki vielleicht eine Lehre sein. Obwohl… Ruki ist nicht das erste Mal in einer Erziehungsanstalt. Und Strafen haben noch nie bei ihm gefruchtet…“ Mein Körper bebte nun, weil ich wieder heulte. Mich so auszunutzen und zu missbrauchen… Ich würde Ruki am liebsten dafür in die Luft jagen. Reita legte auf einmal einen Arm um meine Schulter und zog mich vorsichtig zu sich ran. Dann nahm er seinen anderen Arm und umarmte mich richtig. Ich war viel zu erstaunt um weiter zu heulen. „Wenn ich was tun kann, damit es dir besser geht, dann sag es…“, meinte er. „Nimm deinen Satz von letztens zurück…“, brach es aus mir heraus. „Hä?“, machte Reita. „Vergiss es.“ Ich löste mich aus seinen Armen und stand auf. Dreck. Warum hatte ich das gesagt? „Du meinst das mit dem Interesse an dir. Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Es war fies von mir.“ „Das hat mich richtig fertig gemacht…“, gestand ich. „Wirklich? Das hatte ich nicht gewollt. Aber ich hatte eben kein richtiges Interesse an dir. Aber jetzt…“ „Was? Hast du dich denn jetzt auf einmal umentschieden?“, fragte ich sarkastisch. „Ich weiß es doch auch nicht. Aber dich so zu sehen, hat mich schon bewegt. Und eigentlich fand ich dich schon am Anfang ziemlich symphatisch.“ „Und warum hast du das dann gesagt?“ „Weil ich vor einem Monat erst meine angeblich große Liebe beim Fremdgehen erwischt hatte. Ich wollte deswegen nichts mehr mit Frauen zu tun haben. Und da du mich ja scheinbar so mochtest, wollte ich dir keine falschen Hoffnungen machen, die ich dir dann zerstöre.“ „Aber der Satz hat mich so fertig gemacht, dass ich sogar geheult hatte…“, gestand ich. „Sai, ich… Bitte verzeih mir…“, bat er mich. Er war ebenfalls aufgestanden und stand neben mir. „Wie kann ich das je wieder gut machen…“ „Vergiss es einfach. Du solltest jetzt gehen. Die anderen machen sich sicher Sorgen.“, meinte ich und sah ihn an. Ohne ein Wort küsste er mich. Ich war so erstaunt, dass ich ihn wegstieß. „Was soll das?“, fragte ich verstört. „Ich… ich wollte… Ich geh jetzt.“, sagte er letztendlich und verließ dann mein Zimmer. Was zum Geier ging hier in dieser Irrenanstalt nur ab? Erst will er mich nicht mal mit dem Arsch ansehen und dann küsst er mich? War der schizophren oder was? Eigentlich sollte ich mich ja freuen, denn innerlich hatte ich das sicher gewollt. Aber nicht gleich nach der Sache mit Ruki. Seufzend setzte ich mich wieder auf mein Bett. In diesem Moment kam Flitti rein. „Hallo, Sai. War Reita eben bei dir gewesen?“, wollte sie gleich wissen. Ich nickte. „Was ist los?“ Sie wusste immer sofort, wenn was nicht stimmte. Und so erzählte ich. Als ich das mit Ruki geschildert hatte, nahm sie mich in die Arme. Sie sah jetzt genauso fertig aus wie ich. „Das ist ja furchtbar…“, meinte sie. Dann erzählte ich das mit Reita. „Awww, wie süß. Er hat dich geküsst. Da kann ich dir auch was erzählen.“ Dann schilderte sie mir den Streit mit Aoi. Jetzt nahm ich sie meinerseits in die Arme. „Das war schon scheiße. Aber als ich dann bei Kai war, hat er mich geküsst.“ „Wirklich? Boah, das ist toll. Du hast ihn wenigstens nicht weggeschickt…“, sagte ich. „Vielleicht solltest du einfach mal zu Reita gehen und das mit ihm klären.“, schlug sie vor. „Aber wieso? Er wollte doch am Anfang nichts von mir, warum dann jetzt?“ „So was brauch halt Zeit zum entwickeln. Vielleicht ist das bei ihm ja schon passiert. Geh einfach hin. Aber zieh dir vorher bitte eine Hose an.“, lachte sie. „Ja, ja. Reita fand’s auch komisch, dass ich in Unterwäsche geschlafen habe.“ „Er hat dich mit Unterwäsche gesehen? Na das geht ja gut los.“ „Hast du das im Bad schon vergessen? Wer weiß, ob der sich nicht mal umgedreht hatte. Ich stand nämlich mit dem Rücken zu ihm in der Dusche.“ „Ach, ein bisschen Vertrauen kannst du ruhig in ihn haben.“ „Na wenn du meinst.“ Ich zog mir also eine Hose an und ging dann zu Reitas Zimmer. Ich klopfte und wartete. „Ja?“, hörte ich gedämpft von der anderen Seite. „Reita? Ich bin’s…“, sagte ich. Keine Reaktion. „Kann ich reinkommen?“, fragte ich. Wieder keine Reaktion. Vorsichtig öffnete ich die Tür und streckte meinen Kopf rein. Reita saß auf dem Bett und schaute leicht zu mir rüber. „Was gibt’s?“, fragte er mit einer tonlosen Stimme. „Ich… es tut mir leid wegen vorhin…“, sagte ich und trat komplett ins Zimmer. „Und ich wollte mich für deine Hilfe bedanken.“ Ich ging zu ihm ans Bett und blieb vor ihm stehen. Er schaute zu mir auf. „War's das?“, fragte er. „Ich…“ Kein weiteres Wort kam aus meinem Mund. Ich wurde rot, nahm aber all meinen Mut zusammen und beugte mich vor, um Reita zu küssen. Im ersten Augenblick schien er zu überrascht, aber dann legte er mir seine Hand in den Nacken und drückte mich näher an sich ran. „Ich war vorhin nur zu überrascht und verschreckt… Deswegen habe ich dich weggestoßen…“, sagte ich, als sich unsere Lippen trennten. „Es war meine Schuld. Ich hätte dich nicht so überfallen sollen. Bitte verzeih mir.“, sagte Reita. Er stand nun ebenfalls. „Kein Ding. Ich habe wie ein dummes Schulmädchen reagiert…“, sagte ich und lächelte leicht. „Aber ein äußerst süßes.“, stellte Reita fest. Wieder sah ich ihn mit großen Augen an. Ich war es nicht gewohnt, dass man mir so was sagte. Ich wurde leicht rot. „Ich würde dich am liebsten die ganze Zeit knuddeln. Vor allem um mein dummes Verhalten gut zu machen.“ „Ach was. Ich steh da drüber…“, meinte ich. „Also… ich werde dann mal wieder ins Bett gehen…“ „Jetzt schon? Es ist doch noch nicht mal um neun.“, stellte Reita verwundert fest. „Ich bin noch immer ziemlich müde…“ „Na dann. Also wünsche ich dir eine gute Nacht.“ Reita gab mir erneut einen Kuss und dann ging ich. Als ich in unser Zimmer kam, fand ich keine Flitti vor. Sie hatte aber auch keine Notiz hinterlassen. Also zog ich ein Schlafzeug an und legte mich ins Bett… Aoi fühlte sich ziemlich unwohl. Er hatte Flitti offensichtlich derbe verletzt. Aber sie war selbst daran schuld. Immerhin hatte sie ihn ebenso fertig gemacht. Aoi war nicht so empfindlich, aber auch ihn hatten Flittis Worte getroffen. War er wirklich so arrogant? Überheblich war er, ja. Aber bei seinem Aussehen war das auch okay. Vielleicht sollte er mal mit Kai reden. Er schien einen guten Draht zu Flitti zu haben. Er wusste sicher Rat. Also machte Aoi sich auf den Weg zu Kai. Er klopfte an Kais Zimmer und trat ein, nachdem er ein ‚herein’ vernommen hatte. „Aoi, was gibt’s?“, fragte Kai und sah ihn erwartungsvoll an. „Ich… ich wollte mit dir über Flitti reden.“, meinte Aoi zögerlich. „Irgendwie sollte ich sicher mein Verhalten wieder gut machen, oder?“ „Auf jeden Fall. Flitti war wirklich fertig gewesen.“, stellte Kai fest. „Was soll ich tun?“, fragte Aoi und klang leicht verzweifelt. „Rede mit ihr. Das wäre ein Anfang.“ „Ich weiß aber nicht, was ich ihr sagen sollte.“ „Entschuldige dich einfach erstmal. Dann warte, wie sie reagiert. Aber fang nicht wieder einen Streit an.“, warnte Kai. „Gut. Ich danke dir.“ Etwas erleichtert verschwand Aoi wieder aus Kais Zimmer und machte sich auf den Weg zu Flittis Zimmer. Dort fand er aber nur Sai, die ihm sagte, dass sie nicht wüsste, wo Flitti sei. Also musste er sie selber suchen. Aois Weg führte als erstes in den Garten. Dort suchte er alles ab. In der äußersten Ecke fand er Flitti auf einer Bank. Sie starrte vor sich auf den Boden, wo sie mit den Füßen einen kleinen Sandhaufen angehäuft hatte und ihn immer wieder platt machte. „Flitti.“, sagte Aoi leise, doch ihr Kopf schreckte trotzdem hoch. Sofort verfinsterte sich ihre Miene. „Was willst du?“, fragte sie kalt. „Mich entschuldigen…“ „Bitte? So einen Mist kannst du jemand anderem erzählen, aber nicht mir.“ Flitti hatte keine Lust auf ein Gespräch mit ihm und stand auf. „Ich meine es ernst. Mir ist klar geworden, dass ich dich mit meinen Worten verletzt habe. Aber das hast du genauso getan.“ „Warum höre ich mir dein Geschwafel überhaupt an? Es interessiert mich nicht.“ Ohne ihn eines weiteren Blicks zu würdigen, stapfte sie an ihm vorbei und verließ den Garten. Verwirrt und etwas traurig schaute Aoi ihr hinterher. Er hatte es versucht. Aber Flitti hatte wieder so reagiert wie immer. Sie wollte sich nicht mit ihm unterhalten. Nun setzte Aoi sich auf die Bank. Jetzt fühlte er sich genauso mies wie vorher. Kais Rat hatte leider nichts gebracht. Nun konnte Aoi nur noch auf eine glückliche Fügung hoffen, damit Flitti ihm wenigstens verzieh… Flitti war sauer. Was dachte er eigentlich, wer er war? Wieder wollte er sie so verarschen. Aber das konnte er sich sonst wohin stecken. Als ob der sich freiwillig entschuldigen würde. Sicher hatte er sich Rat bei einem der Jungs geholt. Bestimmt bei Kai. Der hatte auf jeden Fall Ahnung. Was sollte sie jetzt machen? Schlafen wollte sie noch nicht. Geduscht hatte sie am Morgen. Vielleicht sollte sie mal das Haus weiter erkunden. Wenn sie Glück hatte, fand sie mal ein Zimmer mit Fernseher oder so. Also streifte sie durch die Gänge und probierte jede Tür zu öffnen. Nirgends stand eine Bezeichnung oder so dran. Nummern standen an wenigen dran. Also konnte sie nur auf gut Glück versuchen. Nach der ungefähr vierzigsten Tür (so kam es ihr vor) öffnete sich eine. Darin befand sich tatsächlich ein Fernseher und drei PCs. Auf der anderen Seite stand eine HiFi-Anlage. Daneben befand sich ein riesen Stapel mit CDs. „Wow. Jackpot.“, sagte Flitti und schloss die Tür. Als erstes ging sie zu der Anlage, wo sie sich dir CDs ansah. Sie fand welche, die sie nie hier erwartet hätte. Seit wann hörten denn Japaner Blutengel, Feindflug oder Dopestars Inc.? Seltsam. Nie hatte sie solche CDs in normalen Läden oder so gesehen. Und jetzt befanden die sich in einer Erziehungsanstalt? Das konnte kein Zufall sein. Das hier war sicher so ein Psychoquatsch. Aber egal. Sie hatte geile Musik und mehr wollte sie gar nicht. Also warf sie eine CD ein und drehte die Musik auf. Dann setzte sie sich an einen der PCs und schaltete ihn ein. Während sie sogar im Internet surfte, vergas sie alles. Aoi, die Streitereien und die Zeit. Sie bemerkte nur einen Unterschied, als sie durch das vergitterte Fenster nach draußen sah und nur noch die Schwärze der Nacht sah. Sie schaltete den PC aus und auch die Anlage. Dann verließ sie das Zimmer. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer stellte sie fest, dass sich der Mediaraum gar nicht allzu weit entfernt befand. Super. So konnte sie immer mal wieder hier her kommen und einfach abschalten. Die Sofas, die dort ebenfalls gestanden hatten, waren super zum relaxen. Das nächste Mal würde sie Kai oder Sai mitnehmen. Als sie wieder bei sich im Zimmer war, sah sie, dass Sai schon schlief. Auf ihrem Gesicht schien ein Lächeln zu liegen. Scheinbar war zwischen ihr und Reita wieder alles okay. Vielleicht würden sie sogar zusammenkommen. Etwas geschafft zog sich Flitti um und legte sich irgendwie zufrieden ins Bett… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)