Rainbow Story von Lya ================================================================================ Kapitel 1: Yukaris Story ------------------------ »Du hast verloren!«, meinte die Computerstimme und gab ein künstliches Lachen von sich. Yukari verschränkte wütend die Arme vor der Brust und stieß sich mit den Füßen kräftig vom Flipper ab, sodass ihr Stuhl, mit ihr gemeinsam, einige Zentimeter quietschend nach hinten rückte. »Blöder Spielautomat! Lässt mich andauernt verlieren!«, knurrte das rothaarige Mädchen und sprang vom Stuhl. Mit grimmiger Miene stampfte sie zu ihrer Tante an die Bar und funkelte sie enttäuscht an. »Was ist denn mit dir los?«, fragte ihre Tante etwas verwirrt und hing ihr Küchentuch auf. Sie war gerade dabei gewesen, die letzten Teller trocken zu wischen und zurück an ihren Platz zu stellen, als sie gehört hatte, wie ihre Nichte zu ihr kam. »Tante Ashley! Der Flipper lässt mich nie gewinnen. Ihr müsst das Ding mal reparieren oder gleich auf den Schrotthaufen werfen! Das Teil ist bestimmt schon kaputt.«, murrte Yukari nun wieder und lehnte sich gegen den Kühlschrank, der ihr gerade mal bis zur Hüfte ging. Ihre Tante lachte kurz laut auf, dann fragte sie: »Welche Nummer hat das Gerät?« Nebenbei machte sie sich daran, den Schlüssel aus ihrer Hosentasche zu fischen, um damit die Türen des Spielkasinos abzuschließen. »Nummer 22.«, antwortete die Rothaarige und runzelte die Stirn. »Wieso gebt ihr jedem gerät hier eigentlich eine Nummer?« Das Mädchen blickte ihre Tante skeptisch an. Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso jedes Gerät seine eigene Nummer brauchte. Manche von ihnen hatten sogar goldene Nummern und waren, wie ihr Onkel gerne sagte >Ein Vermögen wert.< Yukari stieß einen zischenden Laut aus. »Ich verstehe es echt nicht...«, murmelte sie dann leise vor sich hin und strich sich kurz durch das rote Haar. »Damit wir alles besser überblicken können, Schätzchen. Und dein Onkel wird Nummer 22 ganz sicher nicht auf den Schrotthaufen schmeißen.«, meinte Ashley nun und schritt die Treppe hoch, welche sich direkt neben der Theke befand und zur Vier-Zimmerwohnung von Yukari und ihrer Tante und ihrem Onkel führte. »Betzi wird hier weder repariert, noch auf irgendeinen Schrotthaufen geworfen. Wenn du andauernt verlierst ist es dein eigenes Pech. Mach den Automaten dafür nicht verantwortlich.« ertönte plötzlich die Stimme von Yukaris Onkel und beide Frauen drehten sich zu ihm um. Er war der totale Kontrast zu Yukaris Tante. Während er recht robust und muskulös gebaut war, war sie recht zierlich und von zerbrechlicher Statur. Sie war gerade mal 1,65 Meter groß; er stattliche 1, 90 Meter. Er hatte meistens total zerstrubbelte schwarze Haare, blaue Augen und einen Drei-Tage-Bart. Außerdem trug er meistens Jeans und Hemden. Sie hatte wiederum schulterlanges rotbraunes Haar, welches immer wie Seide glänzte und ihr in seichten Wellen den Rücken hinabfloss. Ihre Augenfarbe zeugte von einer rötlich braunen Farbe und sie trug immer helle und recht farbenfrohe Kleidung. Auch unterscheiden sich die beiden in ihren Vornamen schon total voneinander. Während ihre Tante gerade mal nur einen Vornamen besaß, nämlich Ashley, hatte ihr Ehemann gleich drei davon. Vollständig hieß er nämlich Robert Michael Peter Wendson. »Betzi?« fragte das rothaarige Mädchen nun und starrte auf den Kasten voller Colaflasche, welchen ihr Onkel unter dem Arm trug. »Betzi ist der Kosename für Nummer 22 und Roberts Liebling.«, flüsterte Ashley Yukari nun zu und das Mädchen brach urplötzlich in lautes Gelächter aus. Sofort waren zwei verwunderte Augenpaare auf sie gerichtet. »Warum lacht sie?«, fragte Robert nun an seine Frau gerichtet, welche jedoch nur leise kicherte. »Da fragst du auch noch?«, meinte sie nun lachend und schloss dabei die Wohnungstür auf. »Es ist ja wohl kaum normal, dass ein erwachsener Mann im Alter von neununddreißig Jahren einem Spielautomaten einen Namen gibt, als wäre es das eigene Kind!« Robert blinzelte etwas, während er hinter Yukari und Ashley in die Wohnung schritt und den Kasten mit den Flaschen in der Küche abstellte. »Ach? Es ist echt nicht normal?«, fragte Robert und Ashley warf ihm einen Du-willst-mich-wohl-veräppeln-Blick zu. Robert seufzte leise, dann lachte auch er laut und rau auf. »Aber du liebst mich trotzdem, oder?!« Ashley kicherte auf, dann schritt sie auf ihren Mann zu und gab ihm einen sanften Kuss. Er erwiderte und zog seine Frau enger zu sich. »Aber natürlich liebe ich dich noch, was denkst du denn?«, fragte sie nun durch den Kuss hindurch und strich ihrem Gatten durch das kurze schwarze Haar. Yukari verzog das Gesicht zu einer angewiderten Miene und schüttelte dann den Kopf. Sie flirtete zwar auch gerne mit Jungs und mochte zwar auch Zärtlichkeit und Nähe des anderen Geschlechts, aber soviel nun auch wieder nicht. Und zusehen wie die Beiden schon fast übereinander herfielen, wollte das Mädchen auch nicht. »Ich gehe schlafen. Bis morgen dann ihr Turteltauben.«, verabschiedete sie sich dann und schmunzelte etwas. Dann verschwand sie in ihrem Zimmer, um für den morgigen Tag ausgeschlafen zu sein. Ein gleichmäßiges, jedoch noch recht schwaches, Schnurren drang langsam an Yukaris Ohr. Es wurde immer lauter und unheimlicher, bis die Rothaarige plötzlich die Augen aufschlug und vor ihrem Gesicht den Kopf einer schwarzen Katze schweben sah. Das Tier blickte sie aus großen giftgrünen Augen an. »Was zum Teufel?!«, entwich es Yukari panisch und sie stieß das Tier schnell von sich weg. Die Katze konterte mit einem wütenden fauchen und verkroch sich dann in einer Ecke auf ihrem Bett. »Alles Gute zum Geburtstag! Alles Gute zum Geburtstag! Alles Gute für dich!«, sangen plötzlich zwei Stimmen im Chor und das Mädchen fuhr herum. Einige Schritte neben ihrem Bett standen ihre Tante und ihr Onkel. In Ashleys Händen ein kleiner Sahne-Erdbeerkuchen, in den Händen von Robert eine kleine Schachtel. Yukari lächelte gequält. »Ich habe euch doch gesagt, dass ich meinen Geburtstag nicht feiern will...«, sagte sie nun zwischen zusammengebissenen Zähnen und warf ihre Bettdecke zurück. Dann setzte sie sich auf ihr Bett, so, dass sie Ashley und Robert direkt anschauen konnte. Ihre Tante verzog das Gesicht zu einer traurigen Miene. »Aber du wirst heute siebzehn Jahre alt! Das muss doch gefeiert werden!«, protestierte sie nun und in ihrer Stimme schwang etwas Enttäuschung mit. »Genau deswegen, möchte ich meinen Geburtstag nicht feiern! Ich werde heute siebzehn und nicht achtzehn.«, murrte das Mädchen und verschränkte die Arme vor der Brust. Ashley seufzte geschlagen auf, doch die Züge von Robert wurden härter und seine Finger drückten sich etwas mehr in das Material der Schachtel. »Trotzdem.«, fing der Mann nun an und seine Stimme klang ernst und gleichzeitig auch beherrscht. »Es gibt da etwas, was wir dir erzählen müssen. Und das ist äußert wichtig. Bitte höre uns zu.« Mit diesen Worten schritt Robert auf Yukari zu und setzte sich links neben ihr hin. Schnell warf er seiner Frau einen Blick zu, worauf diese den Kuchen auf Yukaris Schreibtisch abstellte und dann eilig an Yukaris rechten Seite Platz nahm. Yukari verstand im ersten Moment nur Bahnhof, doch als ihr Onkel dann die Schachtel öffnete, klappte dem Mädchen beinahe der Unterkiefer bis zum Boden herunter. Das was sich vor ihr in der Kiste befand, musste bestimmt ziemlich viel Geld gekostet haben, denn ihr leuchtete ein echter roter Rubin entgegen. Zwar war der Rubin nur so groß wie der Daumennagel eines Erwachsenen, doch dafür leuchtete er in den schönsten Rottönen, welche Yukari jemals gesehen hatte. Es kehrte plötzlich eine dramatische Stille ein, in der keiner der drei Personen es wagte zu sprechen, doch dann streckte sich die Hand des rothaarigen Mädchens fast schon automatisch dem Rubin entgegen. Erst jetzt bemerkte sie, dass der rote Edelstein der Anhänger einer Halskette war. Plötzlich stoppte ihre Hand, nur wenige Millimeter von der Kette entfernt und Yukari blickte verunsichert zu Robert, doch dieser nickte ihr nur aufmunternt zu. Also fackelte die Rothaarige nicht lange und hob dann, erstaunlich vorsichtig, die Kette hoch, so als hätte sie Angst gehabt, dass der Rubin im nächsten Augenblick in tausend kleine Stücke zerbrechen würde. »Yukari...«, begann ihre Tante nun und das Mädchen zuckte leicht zusammen, fing sich dann aber und setzte sich gerade zwischen ihrem Ashley und Robert hin, den Rubin nun fest mit einer Hand umschlungen. »Du weißt ja sicherlich, dass deine Eltern, kurz nach deiner Geburt verstorben sind. Bisher hieß es immer, dass es ein Unfall war, doch die Wahrheit ist, dass sie bei einem Kampf ums Leben gekommen sind. Deine Eltern waren zwei der zwölf Mitglieder des Regenbogens. Der Regenbogen war eine Gruppe, welche Mithilfe der Elemente und sechs Edelsteinen das Böse besiegt haben. Näheres steht in dem Brief, welcher ebenfalls in der Schachtel liegt. Unsere Aufgabe war es nur, dich darüber zu informieren, dass du eine der sechs Auserwählten bist, welche erneut den Kampf gegen das Böse bestreiten sollen. Wir hoffen, dass du diese Aufgabe annimst, denn du sollst wissen, dass nicht nur dein leben davon abhängt, sondern alles Leben auf dieser Welt.« Yukari hatte ihrer Tante aufmerksam zugehört, doch nun wurden ihre Augen groß und sie starrte ihre Tante fassungslos an. »I-ich bin eine Auserwählte?«, fragte sie nun und schluckte schwer. Robert nickte ernst. Der Rotschopf überlegte einen kleinen Moment, betrachtete dabei den Edelstein in ihrer Hand und bemerkte, dass er kreisrund geschliffen war, zumindest an den äußeren Rändern. Auch erkannte sie nun, dass sie hier nur eine Hälfte eines ganzen Kreises in der Hand hielt. Yukari runzelte nachdenklich die Stirn und ließ sich die Worte ihrer Tante nochmals durch den Kopf gehen, dann hatte sie ihren Entschluss gefällt. »Ich werde die Aufgabe annehmen.«, meinte sie nun mit fester Stimme und ihre Tante atmete erleichtert aus. »Gut. Dann werden wir dich erst einmal alleine lassen, damit du dir den Brief in Ruhe durchlesen kannst, Liebling.«, flüsterte Ashley nun glücklich und strich ihrer Nichte übers rote Haar, dann stand sie gemeinsam mit Robert auf und schloss Yukaris Tür leise hinter sich zu. Das Mädchen atmete laut aus, dann ließ sie sich rückwärts auf dass Bett fallen. Ihre Hand glitt zur Schachtel und wenige Augenblicke später ertasteten ihre Finger einen kleinen Briefumschlag. Geschickt fischte sie ihn aus der Schachtel und drehte ihn ein paar Mal, um möglicherweise einen Absender des Briefes zu finden – doch gab es keinen. Yukari war zu ihrer eigenen Überraschung recht aufgeregt, als sie nun den Umschlag öffnete und ein weißes Blatt Papier herausholte, welches zweimal in der Mitte gefaltet worden war. Mit zittrigen Händen entfaltete die Rothaarige das Brief und ihre Augen huschten schnell über den Text: Liebste Yukari, du bist eine der sechs Auserwählten. Du, der rote Rubin, wirst mit dem gelben Citrin, dem blauen Spinell, dem grünen Diopsid, dem violetten Amethyst und dem orangen Bernstein zusammen erneut gegen die neuen Anwärter des Bösen kämpfen. Ihr seit unsere nachfolgende Generation und es wird in euren Händen liegen, dass Böse zu besiegen und um die Welt vor der Dunkelheit zu bewahren. Näheres wirst du erfahren, wenn ihr alle sechs euch gefunden habt und wenn es soweit ist, werden dich deine vampirischen Instinkte und die der Auserwählten zum richtigen Ort leiten. Zuerst wirst du jedoch den gelben Citrin und den blauen Spinell antreffen; und erst wenn du deine beiden Rassengeschwister triffst könnt ihr drei euren Weg gemeinsam fortsetzen, um die drei letzten Auserwählten zu finden. Wir wünschen dir und den anderen fünf Auserwählten viel Glück! In Liebe Mom & Dad In den Augen des Mädchens hatten sich unbemerkt Tränen geschlichen, die sich nun aus ihren Augenwinkeln stahlen und stumm ihre Wangen hinunter kullerten. Die letzten zwei Zeilen hatten in Yukari tiefe Trauer geweckt; In Liebe Mom & Dad Die Rothaarige hatte ihre Eltern nie kennen lernen können und jetzt wusste sie den wahren Grund. Immer hatte man ihr erzählt, dass ihre Eltern bei einem Autounfall gestorben waren, doch nun wusste das Mädchen, dass ihre Eltern einst im Kampf gegen die bösen Mächte ihr Leben gelassen hatten. Mit einem lauten Seufzer schloss Yukari die Augen und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg. Obwohl es ihr ein kleines Rätsel war, wer mit diesen ganzen farbigen Edelsteinen gemeint war, stand eines für sie fest; sie würde die neuen Anwärter des Bösen bekämpfen und ihre Eltern rächen, oder sie zumindest stolz machen, wenn es mit der Rache nicht klappen würde. Doch wie es der Brief schon sagte, waren der gelbe Citrin und der blaue Spinell wohl ebenfalls Vampire, genau wie sie selbst. Sie schlug die Augen wieder auf und musterte den roten Rubin, welcher nun vor ihren Augen hin und her baumelte, da sie die Kette in der Hand hielt. »Oh man!«, nuschelte sie und ließ den Rubin auf ihre Brust sinken. »Wenn das mal alles gut geht!« Und plötzlich, so als hätte der Rubin sie verstanden, schien er mit einem leises Pochen zu antworten, dass in den Ohren der Vampirin wie ein leiser Satz klang: Keine Angst, es wird alles gut gehen! Ein wenig verwundert, jedoch mit einem friedlichen Lächeln auf den Lippen, stand Yukari wieder auf und legte sich die Kette um den Hals, dann ging sie schnellen Schrittes aus ihrem Zimmer, um ihren siebzehnten Geburtstag zu feiern... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)