Orthogonalität am Beispel des virilen Objekts von abgemeldet (Herr Branner und ich) ================================================================================ Josh und Tim ------------ Ich hab' da ne kleine Frage an meine Leser, ziemlich spannend für mich zu wissen (: In welcher Stadt sind Tim & so zu Hause, wo spielt diese Story? Ich habe den Namen nie genannt, mich würde aber interessieren, ob meine Leser es trotzdem rausgefunden haben bzw rausfinden können (: Vielen Dank für die Reviews, die freuen mich immer sehr. Sam _____________________________ Mein Körper zitterte, als ich im Türrahmen auf die Knie sank, mein Gesicht in meine Hände legte und irgendwie versuchte, mich zu beruhigen. Gedämpft von irgendwo hörte ich eine weibliche Stimme, Schritte, die Tür, die geschlossen wurde. Ich verkrampfte etwas; und verlor die Kontrolle über alles. Mein Körper tat, was er wollte, und er wollte beben und zittern und hemmungslos heulen, als würde sein Leben davon abhängen. Und meine Gefühle schwirrten chaotisch in mir herum, ich war wütend und traurig, verzweifelt und unendlich enttäuscht, fühlte mich absolut hoffnungslos und total fertig, einfach nur betrogen, hintergangen und am Ende. Mein Kopf pochte und schmerzte und ich schluchzte laut, schaltete alles um mich herum aus, ich hörte nichts mehr, sah nichts mehr und spürte nichts mehr. Nichts, außer die bittere Kälte, die mich umschloss und mir alles Lebenswerte nahm, grausam entriss; und es blutete im Herzen. Joshs dämmrige Stimme drang irgendwann zu mir durch. Joshs Geruch fuhr mir in die Nase, seine Wärme riss mich zurück ins Leben und seine Arme legten sich sanft, beschützend um mich. Die Verkrampfung ließ nach. „Sch“, machte er leise, drückte meinen Kopf gegen seine Brust. Ich spürte sein Herzschlag, er war gleichmäßig, langsam, entspannend. Ich zitterte noch immer stark, ich heulte noch, aber ich konnte ihn fühlen. Seine Wärme, seine Nähe, sein Brudersein, seine Sorge, die sich wie ein beruhigender Schleier über mich legte. Dann hörte ich ihn reden, leise, bedacht, voller Verständnis und Fürsorge: „Ist schon gut, Tim. Ich hab dich!“ Kurz überlegte ich, ob ich lachen sollte, weil es irgendwie schnulzig und unpassend war, dachte ich, soetwas zu seinem Bruder zu sagen, doch wusste ich nicht um die Reaktion meines Körpers, meines Gemüts ob dieses kleinen Satzes. Ich entspannte vollkommen, sackte in seinen Armen zusammen, er hielt mich fest, er hielt mich warm; der Tränenfluss ging zurück, bis nur noch vereinzelte Tröpfchen über eine stark geröteten Wangen liefen, die ich nicht einmal bemerkte; wie sie sich langsam aus meinen Augenwinkeln schlichen und dem unfassbaren Schmerz Ausdruck verliehen. Seine Hand strich beruhigend über mein Haar. Und er tat nichts, außer mich zu halten, zu beruhigen und da zu sein. Er sagte nichts, er fragte nicht auf krank verbissene Art, was los sei; denn niemand konnte jetzt nüchtern schildern, was war. Wir wollten uns erst einmal abreagieren, wir wollten den Schock der Informationen verarbeiten, auf uns wirken lassen, wir wollten es abwarten, bis wir klar genug waren, um uns der Sache nüchtern und subjektiv nähern zu können. Gefühlte fünf Tage saßen Josh und ich da, auf der Schwelle der Wohnzimmertür; nicht ganz drinnen und nicht mehr wirklich draußen. Außer Schmerz, Trauer und Trösten fühlte ich nichts, mein Kopfschmerz war nicht da, der Hunger ausgeblendet, die Übelkeit verschwunden. Erst, als auch die letzte Träne geflossen war, ich mich kraftlos an Josh gelehnt hatte, und nach einer Weile fast eingeschlafen war, da drückte er mir einen sanften Kuss auf das Haar, lehnte mich etwas von sich weg und sah mich an. Er lächelte. Sein Blick war voller Verständnis. ~*~ „Joshua?“ „Hm?“ „Macht sich Papa keine Sorgen?“ Josh brummte. Er tastete in der Dunkelheit vorsichtig nach meinem Körper, fand meinen Bauch, glitt hoch über die Brust zum Gesicht und tätschelte dann meinen Kopf “Mach dir keine Sorgen.“ Ich schob die Unterlippe leicht vor und fühlte mich unfair behandelt, weil er mir die Frage nicht beantwortete. „Wenn du so lange von zu Hause weg bist ohne dich zu melden und so.“ „Er denkt bestimmt, ich bin bei Freunden.“ nuschelte er und vergrub sein Gesicht in mein Kissen. Seine Hand glitt von meinem Kopf zurück zu meinem Buch, legte sich in die Taille und zog meinen kleineren Körper an seinen heran. Das sollte sich wahrscheinlich eigentlich komisch anfühlen, so von seinem Bruder angefasst zu werden, mit ihm ein Bett zu teilen, so nah beieinander zu liegen und zu schlafen. Doch Josh wollte nicht gehen, und ich fand das gut. Ich hatte ihn nicht gebeten, zu gehen, oder zu bleiben, er tat es einfach. Wir gingen zusammen zurück ins Bett, er legte sich wortlos hinter mich und schloss mich wieder in seine warme Umarmung. Ja, und eigentlich sollte das seltsam und unangenehm sein. Nicht nur deshalb, weil wir Brüder waren, sondern auch, weil wir nun mal schwul waren. Doch vielleicht war es genau das, weshalb es sich für uns eben nicht absonderlich anfühlte. Wir liebten Männer, wir gingen mit Männern ins Bett, wieso sollten wir dann nicht in einer gemeinsamen Umarmung schlafen dürfen? Immerhin waren wir Geschwister, Brüder, es sollte eigentlich niemanden geben, der einem näher stand, und der einen mehr kannte, als der eigene Bruder, oder? Ich wunderte mich noch über diese kuriosen Gedankengang, als ich hörte, wie sich meine Stimme wieder mal auf eigene Faust erkundigte: „Josh?“ „Hm?“ brummte er müde. „Seit wann...“, ich hielt inne und überlegte, wie unangebracht die Frage war und beschloss, dass es nur ein geringes Maß war „wie lange bist du eigentlich schon schwul?“ „Hm“, machte er wieder. Er hob den Kopf und ich spürte seinen Blick auf mir. „Wieso?“ fragte er und klang dabei gar nicht mehr so müde, wie vorhin noch. Ich zuckte die Schultern „Nur so.“ Josh seufzte tief, dann spürte ich, wie er sich umdrehte. Seine Arme fuhren an meinem Körper vorbei nach oben und er berührte seine Stirn. „Noch nicht so lang“, antwortete er „seit der elften Klasse, ungefähr.“ „Seitdem bist du mit Steve zusammen?“ „Hm.“ Dann schwiegen wir wieder eine Weile. Ich wusste es schon länger. Ich wusste es eigentlich schon immer. Ich hatte mir, anders als meine Freunde damals, nie ein späteres Leben mit einer Ehefrau, die zu Hause die zwei Kinder behütete, während ich hart schuftete, vorgestellt. Ich hatte mir als Kind sowieso niemals mein späteres Leben vorgestellt, sowas konnte ich damals nicht, ich kann es heute nicht und ich bezweifele, dass ich das je können will. Vorrausschauen, nie meine Stärke gewesen. Vor ungefähr zweieinhalb Jahren outete ich mich bei meinen Freunden. Lilly war entzückt gewesen, Pat und Flo überrascht, verwirrt und am Anfang auch angewidert, sie hielten damals dann doch etwas Abstand, und Ray rauchte, akzeptierte und stellte bald fest, dass es bei der Brautschau ganz hilfreich sein konnte, einen schwulen Freund zu haben. Zumindest hatte ich ihm auf diese Weise schon vier Nummern verschafft. Angerufen nur hatte er die Mädchen nie. „Josh?“ nuschelte ich leise in die Dunkelheit und Josh, der scheinbar schon dabei gewesen war, einzuschlafen, zuckte leicht zusammen und nickte: „Hm?“ „ähm“, antwortete ich und überlegte, wie ich die Frage am besten stellen sollte, und entschied mich dann dafür, einfach so zu sein, wie ich immer schon war „du und Steve, macht ihr es auch? Also Sex, mein ich, treibt ihr es miteinander?“ Die Dunkelheit schwieg und die Stille bohrte sich unangenehm in mein Hirn. Ich hörte das schnelle, laute Klopfen meines Herzens und hatte das Gefühl, dass sich Josh überrumpelt fühlte, dass ich ihm zuweit gegangen war. Dann räusperte er sich wieder, drehte sich wieder zu mir um und sagte: „Ja. Wieso fragst du sowas?“ Ich, gemäß meines Wesens, ignorierte seine Frage und sagte: „War es dein erstes Mal mit Steve?“ „Mit einem Mann, ja“, entgegnete er und wollte noch mehr sagen, doch ich unterbrach ihn „Wie alt ward ihr?“ Josh schwieg wieder. Sein Blick brannte in meinem Nacken, doch ich wusste nicht, ob er sauer wegen diesen Fragen war, überrascht oder ob es ihm mehr oder weniger egal war. Oder ob er sich gerührt fühlte, weil ich, Tim, der kleine Junge, den er als Kind immer beschützt hat, der andere Sohn seines Vaters, weil ich mich für ihn interessierte; und, oder, weil ich mir Rat bei ihm holte. „Steve hat mir bei dem Sommferfest damals in der Elf gesagt, wie erotisch er mich fand,“ sagte Josh „natürlich waren wir beide ziemlich betrunken gewesen. Aber er hat's ernst gemeint. Das hing dann aber noch ziemlich lange in der Luft rum. Du weißt ja, seine Mutter ist da etwas komisch, was sowas angeht und ich, na ja, hab es für eine Art Scherz gehalten.“ Josh seufzte schwer und drehte sich wieder auf den Rücken „Aber ich konnte wochenlang nicht aufhören, darüber nachzudenken. Steve sah plötzlich anders für mich aus und irgendwann war es mir vollkommen klar.“ Dann war er fertig. Ich nickte, überlegte, dann drehte ich mich auch auf den Rücken. Das Bett war etwas schmal und unsere Schultern und Hüften berührten sich, doch mir machte das nichts aus. „Ich war von Anfang an in Marc verliebt gewesen“, erklärte ich dann. Josh blieb ruhig liegen und hörte mir geduldig zu „er kam an diesem Montag in unser Klassenzimmer und... Bäm... wie ein Blitz. Er lächelte uns an, er lächelte mich an, er bezauberte mich, sofort. Oder, wahrscheinlich verzauberte er mich...“ ich hielt inne, kniff kurz die Augen zusammen, schluckte und erzählte dann weiter „Marc hat mich immer persönlich begrüßt. In der Pausenhalle unten, im Klassenraum. Er hat mir immer extra noch mal alles erklärt in Mathe. Er war total auf mich fixiert. Ich hab das gar nicht gemerkt, weil ich so blöd blind war.“ Ich seufzte noch mal schwer, in der Brust tat es plötzlich weh und ich spürte Josh Hand, die mir beruhigend über die Schulter strich. „Ich wusste das nicht, dass er.... ich kannte ihn ja nicht. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich mich nicht einladen lassen. Dann... im Zug. Joe und ich. Ich wäre in Aachen nicht zu ihm gegangen, an dem Abend. Ich hätte ihn voll ignoriert.“ „Ist schon gut, Tim!“ sagte Josh, er legte seinen Arm um mich und zog mich zu sich heran. Sein Körper roch nach Winterwald, seine Brust war warm und er strahlte diese angenehme, enspannende Ruhe aus. Mein Puls beruhigte sich binnen weniger Sekunden und der fette Kloß, der sich im Hals gebildet hatte, löste sich einfach auf. Erleichtert atmete ich auf, schloss die Augen und genoss es, bei ihm zu liegen. Und dann dachte ich an Joe und mit der Erinnerung an Zimtkekse schlief ich ein. ~*~ Ich saß auf Mamas Stuhl am Tisch in der Küche und starrte vor mich hin. Nicht irgendwo hin, sondern ihn an. Joshua Sutherland. Er war mein großer Bruder, er war ein Jahr und zehn Monate älter als ich, ging in die Abschlussklasse am Neuling-Gymnasium und hatte Mathe im Abitur. Wir waren total verschieden. Er war groß, fast zwei Meter, hatte hübsche, trainierte breite Schultern, einen flachen Bauch und eine schmale Hüfte. Seine Auge waren hypnotisierend, strahlend blau und sein Haar war glatt, braun und glänzend. Ich war ein Kopf kleiner als er, schmächtig und hatte null Kondition. Mein Haar war blond und stand struwlig wild in allen Richtungen von meinem Kopf ab, meine Augen langweilten mich in ihrem grün an und unter tausend anderen Menschen wäre ich niemals aufgefallen. Wir hatten nur eine kleine Gemeinsamkeit. Etwas, was unser distanziertes Verhältnis repariert hatte, was uns wieder zu Brüdern gemacht hatte. Eine Sache, die mich wissen ließ, dass er noch immer mein großer Bruder war, egal, wie anders wir waren. Dass er immer für mich da war, sich um mich sorgte und dass es ihm wichtig war, dass es mir gut ging. Josh und ich, wir waren beide schwul. Deshalb starrte ich ihm auch auf seinen Hintern, als er in der Küche an der Arbeitsfläche stand und seine Einkäufe vom Morgen sortierte. Noch bevor ich wach war, war er die Straße hoch in die kleine Stadt gegangen und hatte die Schränke in meiner Küche mit Lebensmitteln, Süßigkeiten und Getränken füllen wollen. Ich lebte seit ein paar Tagen schon ziemlich ungesund nur von Lebkuchen und Schokolade und langsam machte sich ein latenter Nährstoffmangel breit. Doch da sich ein großer Bruder um mein Wohlbefinden kümmerte, stand der jetzt da und bereitete ein ausgewogenes Frühstück für mich vor. Und sein Gesäß, das war nunmal genau auf Augenhöhe. Ich fragte mich, wie das bei ihm und Steve war. Wer 'oben' lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)