Innermost - Bis(s) zu deinem Schutz von *Fane* (The Bella & Edward Story geht weiter !) ================================================================================ Kapitel 31: Biss zu deinem Schutz --------------------------------- *wink* Endlich Wochenende, endlich Zeit, endlich ein neues Kapitel! Woah, 15 Kommis (bislang) beim letzten Kapitel! DANKE! Die 200 insgesamt erreichen wir oder? ^^ Hier zwei (instrumentelle) Songtipps, die einfach, meiner Meinung nach, unerlässlich sind^^: Blasphemy - Immediate Music: http://www.youtube.com/watch?v=IffoFAVDX8c und Escape - Craig Armstrong: http://www.youtube.com/watch?v=Ae8Wlzt-lds (da gibt es viele versch./versch. lange versionen von...) Hier das neue Kapitel ;) viel spaß:) ----- Edward „Bella!“, rief ich, denn ihr Körper sackte vor mir wie ein Kartenhaus zusammen. Ich ließ den Zettel, den nur das Wappen der Volturi zierte, mit dem Ring fallen, eine weiße Hand fing ihn blitzschnell auf, nahm Bellas kraftlosen Körper hoch und brachte sie Windeseile zur Couch. Esme und Carlisle waren sofort bei mir. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Emmett immer noch den Ring neben seinem sah. Alice und Jasper standen daneben Emmett und warfen sich besorgte Blicke zu. Rose? Sie haben Rose, war es in Emmetts Gedanken zu hören. Alice warf Jasper einen viel sagenden Blick zu und dachte: Oh bitte tu etwas, er verkraftet das nicht! „Schweine!“, entfuhr es Emmett. Ich gehe zu ihnen, sofort! Was werden sie ihr antun?! Was haben sie ihr schon angetan?!? ROSE! Ich sprang auf und stellte mich ihm in den Weg. Das alles war innerhalb von wenigen Sekunden geschehen. „Lass mich durch!“, schrie er mich an und schlug mit der Faust gegen meine Taille, sodass ich zur Seite katapultiert wurde. Doch das hatte ich erwartet. Ich rappelte mich sofort wieder auf und stellte mich mit nach rechts und links ausgebreiteten Armen in den Türrahmen. Er war stärker, keine Frage, doch keineswegs schneller. „Wenn du jetzt gehst, machst du alles nur noch schlimmer! Wir müssen alles wohl überlegen-“, versuchte ich ihn zu besänftigen, denn genauso brodelte es in mir auch, doch mein Verstand war stärker als meine Impulse – noch. „Ich scheiß auf reden!“, keifte er mich an, „Mich hält hier nichts!“ Er wies unmissverständlich auf hinter ihm, wo Bella lag. Alice und Jasper rauschten heran. „Du gefährdest Rosalie, wenn du jetzt gehst!“, knurrte ich, „Und Nela!“ „Darum geht’s dir wie?! Deine beschissene Familie! Was mit Rose passiert ist dir völlig egal!“, warf er mir vor und versuchte wieder an mir vorbei zu gelangen. Ich stieß ihn zurück. Sofort gingen wir beide in Angriffsstellung. Ich konnte nicht zulassen, dass sein überlegtes Handeln, alles nur noch schlimmer machte, obgleich ich ihn sehr gut verstehen konnte und meinen Trieben am liebsten nachgeben und ihm folgen würde. „Hört auf!“, schrie Esme, die mit Carlisle bei Bella hockte und sogleich kam Alice zu mir und Jasper zu Emmett. Doch Emmett stieß Jasper ebenso unachtsam zur Seite, er krachte in drei große weiße Vasen. Er kam auf mich zu und ich sah in seinen Gedanken, was er vorhatte und, dass Alice in Mitleidenschaft gezogen werden würde. Ich boxte sie zur Seite, hatte dadurch aber keine Zeit mehr, selbst auszuweichen. Emmett fiel mich an und bleckte die Zähne. „Rose kann bereits tot sein!“, blaffte er mich an und fügte in Gedanken hinzu: Du denkst nur an Bella und Nela! Wenn Bella nicht dort liegen würde und nur Nela gekidnappt worden wäre, dann würdest du hier keine großen Reden schwingen! In diesem Augenblick umfassten Carlisles und Jaspers Arme Emmetts Oberkörper und zogen ihn von mir weg. Wie in Trance blieb ich liegen, bis Alice mir unnötigerweise aufhalf. „Nein Emmett, auch dann würde jetzt noch hier sein“, murmelte ich, als mir klar wurde, dass es stimmte, denn ich war mir sicher, dass weder Rosalie noch Nela in akuter tödlicher Gefahr waren. Sie waren nur die Lockvögel, nicht die Opfer. Dessen war ich mir sicher. Emmett warf mir einen grimmigen Blick zu. Arschloch, knurrte er in Gedanken. Er befreite sich aus Jaspers und Carlisles Griffen, wand sich ab und platzierte sich im hinteren Teil des Wohnzimmers. Seine Mimik und Gestik vermitteln unmissverständlich, dass er keine Gesellschaft wollte. Ich ging zu Bella. Carlisle warf Emmett einen besorgten Blick nach und folgte mir. „Sie stand unter Schock, das war wohl alles etwas viel für sie, etwas viel auf einmal, sie braucht ein wenig Ruhe…“, erklärte Carlisle. Esme hatte ihr die Bluse ausgezogen und eine Decke über sie gelegt. Während Bella so reglos vor mir lag, rekapitulierte ich alles langsam und der Reihe nach. Ich musste meine Gedanken, Gefühle und derzeitigen Neigungen, einfach auf der Stelle bis nach Volterra zu rennen bzw. zu schwimmen, sortieren und manches erst mal unterdrücken. Bella hatte so viel um die Ohren gehabt, dass es nicht schwer gewesen war ihr das zu verheimlichen. Genauer gesagt hatte sie sich nicht gemerkte in welchen Räumen ich meine Kurse hatte, weshalb sie ebenso nicht bemerkt hatte, dass ich Medizin nur zur Hälfte, eher gar nicht, studierte und stattdessen Psychologiekurse belegt hatte. Ich seufzte innerlich. Ich wollte sie nicht belügen, aber ihr Schutz war meine größte Schwäche und immer wieder gab ich ihr nach. Ich wollte Nelas Rede, die ich schon seid Jahren immer wieder im Kopf durchging, perfekt durchplanen. Bella hätte sich nur noch mehr gesorgt, wenn ihr das erzählt hätte und das wollte ich nicht. Es sollte alles stimmen. Nela sollte verstehen, einsichtig sein und Bella dann willkommen heißen. Die Freude und die Erkenntnis, dass es richtig und beispiellos war, was Bella getan hatte, sollten überwiegen. Da ich wusste, dass es nicht leicht werden würde ihr alles schonend, aber deutlich und unmissverständlich getan, hatte ich mir Psychologie angeeignet – umsonst. Nichts hatte funktioniert. Und ich durfte mir nicht mal alles selbst zu schreiben, denn es lag auch daran, dass Nela einfach Nela war. Nichts was sie tat war vorhersehbar geschweige denn beeinflussbar. Mit keinem Psychologiestudium hätte ich etwas ändern können, dessen war ich mir sicher. Ich streichelte Bellas Wangen. Ich war mir so sicher, so trügerisch sicher, dass ich Nela überzeugen konnte, dass Bella keine Schuld trifft und sie das richtige getan hatte. Jedes mal, wenn sie mich vorhin unterbrochen hatte, reichte ein Blick, ein Handheben oder ein Wort, um sie zum schweigen zu bringen. Ich hatte einfach geglaubt, dass Nela es verstehen konnte, doch ich wusste andererseits genauso sehr, dass sie es verstanden hatte – nur sie wollte es nicht verstehen. Wie immer, wie damals. Das war typisch für sie… und es verletzte Bella so sehr. Ich vermag gar nicht daran zu denken, wie es ihr nun ergehen mag… Und dann noch das. Also ob es nicht schrecklich genug sein würde, dass alles so gelaufen war, kamen die Volturi noch dazu. Ich ballte die Hand zur Faust und spürte Hass in mir aufkommen. Jasper unterdrückte diesen. Ich seufzte. Es hat keinen Sinn Edward, ich weiß wie du dich fühlst, so fühlen wir uns alle, aber es hat keinen Sinn, wiederholte Jasper gedanklich, erst mal musst du jetzt für Bella da sein und dann werden wir sehen wie wir vorgehen, was wir tun können. Das alles wusste ich nur zu gut. „Ich verstehe es einfach nicht“, murmelte ich und Verzweiflung keimte in mir auf. Mit jeder Sekunde. Angst. Vor allem… wenn Nela sich verwandeln sollte? Wir hatten es so deutlich gesehen. Es war wie ein Entwicklungsschub. Das Rot in ihren Augen drang kurzzeitig durch und ein Schimmer dessen blieb zurück. Ihre Haut… bleich. Sie tut mir so leid, warum immer sie? Sie hat das nicht verdient… dachte Esme und es traf für beide zu. Nela und Bella. Ich werde ihr etwas zur Beruhigung spritzen. Wenn sie schläft, kann ich es ihr am besten verabreichen. Ich glaube nicht, dass sie es ohne einen Nervenzusammenbruch zu erleiden noch lange aushält … Carlisle. Ich sah zu ihm, denn ich spürte seinen Blick im Nacken und seine Frage in meinem Kopf. Ich nickte stumm und küsste Bellas Stirn. Esme streichelte ihr weiter übers Haar. Ich blendete die Gedanken meiner Familie aus – soweit ich das konnte. Sie durchlitten alles genauso wie ich, nur, dass ich es durch sie viel heftiger zu spüren bekam. Ich liebte meine Familie für ihr Mitgefühl, doch im Augenblick hasste ich ihre Gedanken, die natürlich nur um eines kreisten… Ich hörte wie Carlisle die Spritze vorbereite. Wenn Bella wach wurde… was würde sie dann sagen? Was würde sie tun? Die Antwort war ganz einfach. Ihre Reaktion würde sich nicht allzu sehr von Emmetts unterscheiden. Sie würde nach Volterra gehen wollen – zu diesen Drecksschweinen. Hass brodelte in mir und durchfuhr meinen ganzen Körper bis in die Fingerspitzen. Das konnte ich nicht zulassen. „Ich halt’s nicht mehr aus, ich gehe!“, grummelte ich und stand auf. „Edward sei vernünftig, das ist absolut verantwortungslos!“, versuchte Carlisle mich zur Besinnung zu bringen, der das Zimmer gerade wieder betreten hatte. Denk doch mal an Bella! „Eben!“, knurrte ich, „Ich werde gehen, bevor sie wach wird-“ „Ach ne, auf einmal?!“ Emmett stand vom Stuhl auf und ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Seine Gedanken waren die schlimmsten und kamen meinen am nächsten, denn er war in derselben Situation wie ich. Es schmerzte sein Leid so nah neben meinem zu erleben. „Jungs! Hört auf mit dem Blödsinn! Ein für alle mal!“, schaltete sich Esme ein, die, Bellas Hand haltend, aufgestanden war. Ich will niemanden von euch verlieren!, flehte sie innerlich. „Niemand geht“, sagte Carlisle ruhig. Erstmal müssen wir sehen wie es Bella geht und dann entscheiden wir, ein überstürzter Aufbruch nützt niemanden etwas, am wenigsten Rosalie und Nela! Ich sah mit geschlossenen Augen zu Boden und kniete mich wieder zu Bella nieder. Ich musste Carlisle nicht gehorchen, doch was blieb mir anderes über? Er hatte so recht. „Ja, ja ihr habt recht. Tut mir leid, ich hatte mich einen Augenblick nicht unter Kontrolle“, nuschelte ich peinlich berührt über meine Reaktion. Es ist mir scheiß egal! Es ist mir scheiß egal verdammt! Ich kann hier nicht länger sitzen und auf ein Wunder warten, wenn Rose vielleicht bereits- „Ich gehe sie suchen“, keifte Emmett und war bereits heraus gerannt, ehe einer von uns reagieren konnte… oder wollte… denn wie konnte man es ihm verwehren seine Liebe zu retten? Das durfte niemand… eigentlich… Ich presste die Lider aneinander. Ich wollte das nicht hören, diese ganzen Eventualitäten... Ich hörte Alice und Jasper hinterher rauschen. Wir halten ihn auf und sehen dann an den umgebenden Flughäfen nach, war das letzte was ich aus Alice Gedanken erfuhr. Ich fühlte mich krank vor Sorge… wie konnten sie nur, wie konnten sie?! Carlisle legte die Hand auf meine Schulter. In der anderen hielt er die Spritze, die wir Bella gemeinsam verabreichten, da ihre Haut sehr fest war. „Sie haben sie einfach entführt! Selbst Nela… sie schrecken vor nichts zurück…“, murmelte ich. „Geht es ihr bald besser?“, fragte Esme ihren Mann. „Ihre Labilität ist bei einem Schock nicht von Vorteil, aber durch die Spritze dürfte sie bald aufwachen…“, erklärte Carlisle. Bella regte sich. „Sie haben sie einfach entführt! Selbst Nela… sie schrecken vor nichts zurück…“ „Geht es ihr bald besser?“ „Ihre Labilität ist bei einem Schock nicht von Vorteil, aber durch die Spritze dürfte sie bald aufwachen…“ Ich kniff die geschlossenen Augen zusammen und fand mich auf der Couch liegend wieder. Mein Kopf schmerzte, ein seltsamer Schmerz irgendwie. Kalte Hände glitten über meine Stirn. Ich öffnete die Augen und starrte in grelles Licht, welches mir die Tränen in die Augen trieb, doch nicht nur deswegen. „Hey“, sagte Esme zärtlich, „wie geht es dir?“ Ich richtete die Augen, nur die Augen, nach links zu ihr, welche neben die Couch gehockt saß und meine schweißnasse Stirn streichelte. Ich bemerkte Edward, welcher nach meiner Hand griff und neben meinen Oberschenkeln auf der Kante saß. Er lächelte sanft, doch es wirkte karg und aufgesetzt. „Sie ist wirklich weg? Rosalie auch?“, brachte ich so eben hörbar hervor. Edward lächelte nun nicht mehr, sondern senkte besorgt den Blick und nickte leicht. „Ja“, kam es ihm über die Lippen. Ich schaute ihn mit leerem Blick an. Meine hängenden Gesichtzüge fühlten sich an wie eingemeißelt. Ich richtete mich auf und spürte einen ziehenden Schmerz in meinem Oberarm. Reflexartig fasste ich mit der Hand daran und realisierte erst jetzt, dass ich keinen Blazer mehr trug und meine Bluse unter mir lag. Ich saß obenrum nur noch in weißem Top auf der Couch. „Wir haben dir eine Beruhigungsspitze verabreicht“, erklärte Edward matt. Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen. Niemand war da. Nur Carlisle stand hinter mir, als ich „Wo sind alle?“ fragend murmelte. „Wie fühlst du dich?“, wollte Carlisle wissen und setzte sich auf den Couchtisch. „Suchen sie sie?“, ging nicht auf Carlisles Frage ein, denn genau genommen hatte ich sie gar nicht verstanden. Ich nahm merkwürdigerweise nichts Gegenwärtiges wahr, außer meinen Gedanken, die alle um Nela kreiste, was geschehen war… den Zettel, ihren Wutausbruch, den Ring- „Ja, sie sehen am Flughafen nach“, antwortete knapp wie zuvor. Ich vernahm kaum, dass Carlisle meine Stirn abtastete und Fieber misste. „Was ist passiert?“, fragte ich und deutete auf die Vasen. „Nichts von Bedeutung“, murmelte Edward, was ich ihm nicht abnahm und er setzte hinzu: „Ein Missgeschick.“ Ich nickte langsam und überlegte, was geschehen sein konnte, denn ich glaubte nicht, dass jemand, schon gar nicht ein Vampir, zufällig davor gelaufen wäre. Hatten sie sich etwa… angegriffen?! „Sie haben nichts gefunden“, nuschelte Edward nach ein paar Minuten und knüpfte an unseren Wortwechsel von vorhin an, „vermutlich sind die Volturi mit einem Privatflugzeug geflogen.“ Alice, Jasper und Emmett, dessen Gedanken er vorweggenommen hatte, rauschten herein. Ich sah es ihm sofort an, denn so einen Gesichtsausdruck hatte ich an Emmett noch nie gesehen, weshalb es mir auch so sehr auffiel. Kein Lächeln, kein Grinsen, keine Fältchen um die Augen, keine zuckenden Mundwinkel, kein Leuchten in den Augen – nur ein bekümmerter glasiger Blick, der in die Ferne gerichtet war und mir die Tränen in die Augen schießen ließ. Ich sprang ein wenig unbeholfen und mich schwindelig fühlend von der Couch, Edward machte einen sehr schwachen Versuch mit abzuhalten, rannte zu Emmett und reckte mich, um die Arme um seinen Hals schlingen zu können. Er reagiert schleppend, legte die großen Hände auf meine Seiten und senkte das Gesicht in mein Haar. „Es tut mir leid“, flüsterte ich in sein Ohr. Er küsste meine Schläfe und schüttelte an meiner Schulter wortlos den Kopf. In die Stille hinein ertönte plötzlich ein lauter, durchdringender Knall, der mich zusammen zucken ließ. Ich wand den Kopf ruckartig von Emmett nach hinten, wo ich die scheppernden Geräusche ortete. Alice wütete in der gegenüberliegenden Seite des Zimmers. Niemand hielt sie auf. Sie riss das Bücherregal, hinter dem ich vorhin, es kam mir wie Ewigkeiten vor, gekauert hatte, entzwei, schmetterte Blumenkübel, Stühle, Tische, den Fernseher, alles was ihr in die Finger kam, gegen die Wände oder andere Gegenstände. Nach mir endlos erscheinenden Sekunden hörte sie auf, hockte sich auf die Zehenspitzen und presste die Hände gegen den Kopf. Nun eilte Jasper zu ihr, während zuvor alle nur zugesehen und abgewartet hatten. War so etwas mit den Vasen vorhin auch passiert? Ich wusste es nicht und wollte mir darüber jetzt auch weiter keine Gedanken mehr machen. Ich ließ von Emmett ab, obgleich ich immer noch seine Hand hielt und wand mich zu Edward um. „Sie hat nichts gesehen. Weder den Geburtstag heute, noch, dass die Volturi hier in der Nähe waren, geschweige denn, dass sie Rosalie und Nela entführen“, erklärte Edward mir. Ich sah traurig zu Boden. Was war nur geschehen, dass alles aus dem Ruder lief und mir so surreal erschien? „Was tun wir? Gehen wir? Hast du schon etwas gebucht?“, fragte ich Edward überstürzt und redete, bevor ich nachdachte. „Ein Besuch bei den Volturi muss mehr als einmal durchdacht werden“, schaltete sich Carlisle ein, „wir brauchen einen Plan.“ „Gut“, sagte ich leichthin, „das ist einfach.“ Nun starrten mich alle sechs Augenpaare an. Selbst Alice hatte sich zu mir umgewand. Ich sah weiterhin zu Edward. „Beiß mich.“ Edward verzog keine Miene, während ich ihn todernst ansah und niemand etwas sagte. Dann sah ich Carlisle an und fragte: „Wie wahrscheinlich ist es, dass ich mich verwandele, wenn Edward mich beißt? Wie lange würde das anhalten?“ Schon während ich geredet hatte, hatte Edward mit dem Kopf geschüttelt, was ich gelinde ignoriert hatte. „Darauf lass ich mich niemals ein. Dieses Risiko gehen wir auf keinen Fall ein“, sagte er entschieden. Ich schüttelte nun meinerseits mit dem Kopf. „Was wollen die Volturi von Nela? Nichts, sie wollen mich! Sie wollen mich zu sich locken und den Gefallen werde ich ihnen verdammt noch mal tun! Umso länger wir hier stehen, umso schlechter kann es Nela und auch Rosalie ergehen! Entweder du verwandelst mich oder ich gehe als Fast-Mensch dorthin“, zeigte ich strikt auf. Edward wirkte sehr ruhig und murmelte mit gesenktem Blick: „Jaah, was wollen die Volturi von einer Siebzehnjährigen vermutlich bald Neugeborenen?“ Er sah mir eindringlich, aber auch nachdenklich in die Augen. „Du- du meinst-“ „Nela würde nicht widerstehen“, warf Edward ein, „sie könnten ihr das geben was sie als Neugeborene will und sie zu dem machen, was sie sind…“ „Und nebenbei haben sie die Chance an uns ranzukommen, an dich“, beendete Jasper den Satz. „Schön, sie können mich haben, aber nicht Nela!“ Meine Stimme wurde zunehmend hektischer. „Bitte Edward, egal wer“, ich sah mich fast panisch um und blickte in alle Gesichter, „bitte. Sonst gehe ich so, egal als was, ich gehe.“ Ich würde nicht locker lassen. Meine Tochter bekamen die Volturi nicht. Ich hatte siebzehn Jahre für ihr Leben gekämpft und das würde ich jetzt auch tun und wenn es mein eigenes Dasein kostete. „Das kann absolut ungeahnte Folgen haben, Bella, wir sollten nicht noch mehr in der Natur herumpfuschen“, gab Carlisle zu bedenken, sah jedoch meinen eindringlichen Blick und änderte seine Meinung, in dem er die Möglichkeit zumindest nicht gänzlich ausschloss: „Hast du dir das gut überlegt? Es gibt kein Zurück und es muss weiß Gott nicht glimpflich verlaufen-“ „Carlisle! Red’ ihr das nicht ein! Das ist keine Option!“, fuhr Edward Carlisle an. „Oh doch!“, mischte ich mich ein, „sie wollen mich, unter anderem“, wand ich ein, „also werde ich auch dorthin gehen, es ist mir gleich was du sagst und ob du oder ein anderer mich verwandelt oder nicht-“ „Bella verdammt! Es ist gar nicht sicher ob du dich verwandelst wenn ich dich beiße-“ „Schön! Dann können wir ja sofort aufbrechen!“, schrie ich beinahe. Carlisle erhob die Hand. „Nach der Reihe“, er blickte viel sagend von Edward zu mir und wieder zurück, „wir werden nicht drum herum kommen in ihre Falle zu tappen und zu ihnen zu fahren. Wir müssen hören, was sie wollen und zu sagen haben. Ich glaube nicht, dass sie allzu großes Interesse an Nela haben. Sie könnten irgendeinen anderen Neugeborenen Vampire entführen und ‚erziehen’, ich denke, dass es hier um Bella geht. Das sieht Aro ähnlich…“, nun wand sich Carlisle zu Edward, „und du musst bedenken, wenn wir nicht zu ihnen kommen, werden sie früher oder später hier auftauchen, wenn sie Bella wirklich wollen. Doch was haben sie in dieser Zeit schon mit Rosalie und Nela angestellt?“, fragte er rhetorisch, obgleich ich nicht genau wusste, in welche Richtung die Antwort zielen sollte. Ich sah Edward eindringlich an und hoffte, dass ihn diese Argumente überzeugten. Er hatte die Ellenbogen auf die Knie gestützt und den Kopf in den Händen. „Sie kann unmöglich als Mensch zu ihnen, unmöglich“, murmelte Edward. „Deswegen musst du-“ „Carlisle was für Konsequenzen kann das für sie haben?“, überging Edward mich und sah auf zu Carlisle. „Meine Theorie ist, dass sie sich rasch verwandelt, aber relativ schnell ihre menschlichen Fähigkeiten wieder durchdringen werden und ebenso schnell wieder menschlichere Gestalt annimmt“, erklärte Carlisle. „Risiken?“, fragte Edward gezielt. Carlisle wog ab, er neigte den Kopf von rechts nach links. „Schmerzen, die Zustände von damals könnte man auch in Betracht ziehen“, brachte er es auf den Punkt, „sie wird sich allerdings, vermute ich, in ihre jetzige Form ‚zurückverwandeln’.“ Edward legte das Gesicht wieder in die Hände und dachte nach. Man hätte eine Stecknadel fallen hören. „Bitte Edward“, flüsterte ich leise, „es wird vermutlich schneller gehen, als eine normale Verwandlung und ich komme so oder so mit.“ „Na schön“, murmelte Edward immer noch mit verborgenem Gesicht, „aber wir spritzen dir das Gift.“ Ich nickte. „Versucht die Konzentration sehr hoch zu halten, damit es noch schneller geht-“ „Das entscheide ich“, sagte Edward knapp und äußerst verdrießlich und stand auf. Wortlos ging Carlisle hinter ihm her. Ich setzte mich zu Esme, Emmett folgte mir. Niemand sagte ein Wort. Jasper saß, der Couch gegenüberliegend, gegen die Wand gelehnt und hielt Alice, die die Augen geschlossen hatte, im Arm, während er ihr sanft über den Kopf strich. Ich hielt Esmes und Emmetts Hand und bemerkte verwundert wie ruhig ich war, wie klar ich denken konnte und verstand wiederum auch, warum das so war. Ich spürte, dass ich mich damit abgefunden hatte, dass ich zu den Volturi gehen und für meine Tochter sterben würde. Es kam nichts überraschendes, ich wusste wie es ausgeht, weshalb ich ruhiger war, als in manch anderen Situationen. Natürlich würde ich das nicht Edward sagen, aber ich fühlte es. Es verlangte ein Opfer, ein Opfer, das ich annahm, denn wenn es mir nicht vergönnt war mit meiner Tochter zu leben, dann sei es so, doch sie sollte leben und damit meinte ich nicht das Dasein fristen, was die Volturi als „leben“ erachteten. Edward und Carlisle kamen nach gefühlten Stunden wieder und kamen zu mir. Carlisle legte den Koffer, den er bei sich trug, auf den Couchtisch und ich erblickte mehrere Spritzen. „Das wird jetzt unangenehm, weil ich dich nicht betäuben kann und wir die Spritze mit viel Kraft unter die Haut bringen müssen, weil deine Haut so hart ist. Vorhin warst du bewusstlos, da hast du es scheinbar nicht bemerkt, aber ich kann dich nicht betäuben, dazu müsste ich dir wieder eine Spritze geben“, sagte Carlisle mit ruhigem Ton zu mir. Ich nickte nur benommen. Ich fing Edwards Blick auf und sah ihm an, dass er mit dem, was hier geschah, ganz und gar nicht einverstanden war, doch scheinbar auch keine andere Lösung wusste und somit kein begründetes Recht zu einem Einwand hatte. „Wir werden versuchen, dir so viel und so schnell Gift wie möglich zu injizieren, damit die Verwandlung schneller wieder aufhört, allerdings weiß ich nicht ob uns sehr viele Spritzen hintereinander gelingen, wenn ich deine Haut bedenke und du wirst natürlich nicht still halten können“, grübelte Carlisle. Ich nickte nur. „Bereit?“, fragte Carlisle mich. Ich sah Edward in die Augen, wir tauschten einen intensiven Blick aus, und wand den Kopf dann zur anderen Seite, um nicht hinsehen zu müssen. Emmett hielt meine Hand. „Ja“, hauchte ich atemlos. Ich spürte ein scheußliches Reißen an meiner Haut und augenblicklich den ersten Tropfen in mir. Ich krümmte mich vor Schmerz, der mich überwältigte. Mehrere Hände hielten mich fest, doch so rasch wie der Schmerz gekommen war, schienen auch meine Kräfte wiedergekommen zu sein, sodass ich mich zu allen Seiten wand und die Spritze klirrend zu Boden fiel. Ich schrie lautlos. Wie brennende Flammen schoss das Gift durch meine Adern und doch war sich ein Teil in mir sicher, dass dies nur der Anfang war, denn bisher war nur sehr wenig Gift in meinen Körper gelangt. Urplötzlich ließen die vielen kalten Hände von meinem vermeintlich lodernden Körper ab. Ich hatte die Lider aneinander gepresst und nahm etwas seidig Kaltes an meinem Hals war und dann- Schmerz. Ich glitt mit den Fingern durch sein Haar und krallte mich fest in dieses. Es war nur Schmerz. Heiß lodernde Flammen in meinem ganzen Körper, die nach allem lechzten, was ihnen begegnete. Ich schrie und wehrte mich, denn viele Hände versuchten mich festzuhalten. Wer weiß, was ich sonst, wie in Trance, angestellt hätte? Doch ich hatte Glück, großes Glück, denn scheinbar war noch so viel Menschlichkeit in mir, dass ich vor Erschöpfung das Bewusstsein verlor bzw. verlieren konnte. Kein Mensch hätte diese Höllenqualen, psychisch wie körperlich, länger als ein paar Minuten ertragen können, sodass ich einen Teil der Verwandlung verschlief oder sagen wir, nur am Rande mitbekam, denn diese Qualen konnte niemand völlig ausschalten. Ich lag in Edwards Armen und zuckte wie ein Fisch an Land, zumindest, wenn ich das richtig wahrnahm. Ich fühlte mich, als läge ich in einem schwebenden Schlaf. Ich hörte und fühlte, doch ich konnte die Augen nicht öffnen, denn ich schlief. Durch dieses „schlafen“ nahm ich den Schmerz nicht vollkommen wahr, wie anfangs. „Ich hätte niemals einwilligen sollen“, hörte ich Edward sagen, wie so oft in den letzten Minuten (Oder Stunden? Oder Tage?). „Sie wacht gleich auf“, vernahm ich Alice leise Stimme. Jetzt, da sie es sah (Sie sah wieder?, fragte ein Teil meines Gehirn, der schnell unterdrückt wurde), bemerkte ich auch, wie der unterschwellige Schmerz immer mehr verebbte und ich am Bauchnabel, so fühlte es sich an, an die Oberfläche gezerrt wurde. „Bella“, hauchte die samtene Stimme ganz nah an mir und vier seidige Fingerkuppen glitten an meiner Wange entlang, bevor ich die Augen öffnete. Ich blickte nach links in Edwards Gesicht. Für den Bruchteil einer Sekunde fuhr ein Schrecken über sein Gesicht, welches sofort einem sanften Lächeln wich. Ich konnte mir denken warum… meine roten Augen hätten mich selbst erschreckt, wenn ich sie gehen hätte. Sehen… ich sah wieder, alles. Ich richtete mich auf. Als hätte ich die Umwelt zuvor unter einer Glasglocke wahrgenommen, prasselten alle Reize und Geräusche auf einmal und ungewohnt laut auf mich ein. Ich erkannte wo ich war. Ich lag auf den Rücksitzen unter einer Wolldecke in Carlisles Mercedes. Nach und nach wirkten alle Empfindungen auf mich ein. Das flüsterleise Brummen des Motors schrie mir förmlich entgegen, denn mir fiel mein phänomenaler Hörsinn auf. Ich strampelte die Decke weg und trat dabei gegen das Polster des anderen Sitzes. Es gab ein lautes Knirschen und sofort bildete sich ein tiefer Riss im Polster ab. Ich schlug erschrocken die Hand vor den Mund und zog zischend Luft ein. „Tut mir leid, tut mir leid, oh tut mir leid“, wisperte ich mit verzerrtem Gesicht. „Keine Sorge, Carlisle hatte sowieso schon mit dem neuen Mercedes geliebäugelt. Demolier’ ruhig wozu du Lust hast“, neckte Alice mich. Sie saß auf dem Beifahrersitz und hatte kurz nach hinten geblickt, während Carlisle fuhr und verhalten lachte. Ich realisierte alles erst schleppend. Das übermäßig gute Sehen, die Kälte meiner Haut und das Glitzern meiner Haut – zum ersten Mal. „Es- ich- bin ich-“, stotterte ich herum, als ich den Arm zum Fenster hielt, damit die schwachen Sonnenstrahlen meinen Arm berührten. „Scheinbar ist deine Verwandlung dieses Mal absolut komplett abgelaufen“, brachte Carlisle es auf den Punkt. Ich nickte und sah aus dem Fenster, während Edward immer noch im breiten Fußbereich hockte und mich musterte. „Hast du Durst Bella?“, fragte Edward über die Maßen vorsichtig. Ich wollte gerade den Blick zu ihm richten, als ich mein Spiegelbild in der abgedunkelten Scheibe erkannte: Pechschwarze Augen, nicht rot. Seltsam. Dann war Edward vorhin vielleicht nicht erschrocken gewesen, sondern verwundert? Ich wusste nicht, ob ich jetzt unter Wahrnehmungsstörungen litt oder nicht, doch explosiv, als schlüge der Blitz bei mir ein, spürte ich den brennenden Durst meine Kehle in mir hoch kriechen, nachdem er es erwähnt hatte. Ob ich ihn die ganze Zeit schon gehabt hatte, aber nicht vernommen oder ihn erst gerade bekommen hatte, wusste ich nicht. Ich erstickte ein Keuchen mit der Hand und wand mich entschuldigend zu Edward. Ich nickte. Edward streichelte mir über den Arm und griff hinter sich. Er reichte mir eine Blutkonserve mit einem Verschluss an einer Seite. Ich streckte die Hand aus, wich jedoch dann zurück. „Tierblut“, beantwortete Edward meine unausgesprochene Frage. Meine Kehle brannte und fühlte sich staubtrocken und kratzig an. Ich riss ihm die Tüte förmlich aus der Hand und schlang das Blut so hastig hinunter, dass es innerhalb eines Wimpernschlages leer war. Ich griff nach der zweiten Konserve in Edwards Schoss und tat selbiges damit. Japsend ließ ich die leere Tüte zu der anderen sinken. Mein Durst war einigermaßen gestillt, doch ich fühlte mich schäbig. Ich atmete langsam und starrte geradeaus, um Edward nicht anzusehen. Es war mir vor ihm peinlich, dass ich so wenig Selbstbeherrschung hatte, wo er und die anderen sich so sehr zusammenrissen. Doch Edward hatte seine ganz eigene Methode mir zu zeigen, wie wenig ihn mein bisheriges Verhalten als Vampir interessierte, denn er legte meinen Kopf in seine Hände und gab meinen eisigen Lippen einen heißen Kuss, der mich überwältigte. Ich erwiderte ihn stürmisch. Die Empfindungen brachten mich aus der Fassung. Man fühlte so als richtiger, echter Vampir anders, so intensiv… Als ich eine weitere Blutkonserve im Fußbereich liegen sah, überkam mich wieder dieses unbändige Verlangen, ich wies Edward zurück und langte danach. Ehe ich es geleert hatte, hatte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen und schämte mich aufs äußerte. Wie sollte das erst werden, wenn wir bei den Volturi war? Konnte ich mich zusammen reißen, wenn ich Menschen roch? „Verblüffend“, sagte Carlisle in die peinliche Stimme, in der ich den Blick gesenkt hatte und vor Edward saß, „ihre Augen sind schwarz, entgegen der Regel und sie ist durstig, obgleich sie noch sehr viel menschliches Blut in sich trägt.“ Ich erwiderte nichts. Edward auch nicht. Alice ebenso. Eine zeitlang sagte niemand etwas. Ich hatte die Beine zum Bauch angezogen, während Edward zu meinen Füßen saß. Er blickte mich an, ich sah auf seine Hände. „Wohin fahren wir?“, fiel mir ein. „Wir fahren zu einem größeren Privatflughafen hinter Grande Cache, wo wir ein Flugzeug angemietet haben. Meines reicht nicht für sieben Personen“, antwortete Edward mir, „wir sind extra zeitig los gefahren, weil ich dachte es wäre in deinem Sinne möglichst schnell in Volterra-“ „Moment“, unterbrach ich ihn und sah von meinen Knien auf, „zeitig? Wie lange hat die Verwandlung denn gedauert?“ Edward zog die Augenbrauen hoch, verblüfft über meine Frage. „Was glaubst du denn?“ „Ein Tag, gut ein Tag, vielleicht zwei“, überlegt ich. Edward machte große Augen und schüttelte den Kopf. „Knapp eine Stunde.“ „Was- aber wieso-?“ „Du musst bedenken, dass du schon eine Verwandlung hinter dir hast und dich nicht, von Grund auf neu verwandeln musst. Es was absehbar, dass es schnell geht, aber so schnell hätte ich auch nicht gedacht“, gestand Edward. Ich fasste mir mit der Hand an die Stelle des Halses, wo er mich gebissen hatte, die nun jedoch seidig glatt war. „Dank dir“, murmelte ich und erinnerte mich sehr gut daran, wie er mich gebissen hatte, nachdem ich jegliche Giftzufuhr über Spritzen unwillkürlich verhindert hatte. Edward nahm meine Hand von meinem Hals weg und zog mich an dieser zu sich, um meine Lippen zu berühren. Er wusste, dass er mich damit gekonnt ablenken und auf andere Gedanken bringen konnte. Seine leidenschaftlichen Küsse raubten mir den Verstand. Wie gut, dass Jasper nicht hier war, dachte ich. „Bella…“, er sah mich lange an, „es wäre vielleicht besser, wenn du auch… menschliches Blut kostet, damit die Versuchung nicht zu groß wird, falls die Volturi etwas in die Richtung planen.“ Er nahm eine weitere Konserve aus dem gekühlten Behälter zum Vorschein. Ich hatte keinen Durst mehr, stellte ich fest und nahm stumm das Blut entgegen und überlegte. Ich sah auf und nickte zu mir selbst. Dann rannte das Blut meiner Kehle hinab. Köstlich, kein Vergleich, eine Wohltat, dachte ich unwillkürlich und war beschämt, von meiner Gier und dem Genuss bei dessen Befriedigung. Ich brachte es schnell über die Bühne, damit Carlisle, Alice und Edward es nicht allzu sehr rochen. Ich gab Edward stumm die leere Konserve zurück, die er sorgsam verschloss und verstaute. „Hörst du etwas?“, fragte er und ich brauchte einen Moment um zu verstehen, was er meinte. Dann schüttelte ich den Kopf. „Konzentrier dich mal darauf“, forderte er mich auf, „solltest du es wider erwartend kontrollieren können, wären wir im Vorteil und es könnte so ablaufen wie damals.“ Alles verneinen und weglaufen, ja, schön wär’s, dachte ich, doch bevor ich es erst versucht hatte, wusste ich bereits, dass es nicht klappen würde. Und das tat es auch nicht. Ganz leises Gemurmel, wenn ich es nicht mit den Motorengeräuschen verglich. Ich schüttelte mit gesenktem Blick den Kopf. Edward hob mein Gesicht an, sodass er mir in die Augen sehen konnte. „Wenn du etwas hörst, während wir bei den Volturi sind, versuch’ es dir nicht anmerken zu lassen und es kontrollieren zu können, denn dann haben wir vielleicht den rettenden Trumpf in der Hand“, versuchte Edward mich zu ermutigen, doch ich spürte, wie der Druck in meiner Brust hochstieg. Es könnte alles von mir abhängen und ich war mir sicher, dass ich es dann vermasselte. Carlisle schien genau das zu spüren und schaltete sich ein: „Verlange nicht zu viel von ihr. Sie ist quasi wieder eine Neugeborene und wenn wir Glück haben, bleibt das so, während wir bei den Volturi sind und sie verwandelte sich nicht bzw. auch nicht teilweise zurück. Ihre Fähigkeit zu hören und erst recht zu kontrollieren, ist etwas viel verlangt. Angesichts ihrer Vorgeschichte kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ihre Fähigkeit zurückkehrt“, brachte er es sachlich auf den Punkt. „Ich weiß“, murmelte Edward bitter und schenkte mir ein schwaches Lächeln. Wir schwiegen eine Weile, bis mir etwas einfiel: „Wie geht es Emmett?“ „Hm“, machte Edward mit zusammengepressten Lippen. Niemand wusste so gut wie er, wie Emmett sich gerade fühlte. Edward rang nach Worte. „Du musst mir gar nicht viel erzählen-“, warf ich ein. „Emmett sorgt sich natürlich“, sagte Edward, als hätte er meinen Einwand nicht gehört, „aber am meisten Angst hat er, dass sie schon tot ist… sind…“ Ich sah ihm tief in die Augen. Eine begründete Angst, die jetzt auch wieder in mir zum Vorschein kam und zuvor gut von den Eindrücken einer vampirischen Wahrnehmung verdeckt worden waren. Edward nahm mich in den Arm und küsste meinen Haaransatz. „Befürchtest du das auch?“, wollte ich leise wissen. „Nein, ich glaube das nicht“, sagte er ehrlich und ich war mir, aus irgendwelchen unempfindlichen Gründen, sicher, dass er die Wahrheit sagte, „aber Bella…“, er sah mir tief in die Augen, „wir müssen uns auf alles gefasst machen.“ Ich wusste, dass er mir keine Angst machen wollte, sondern es nur so aussprach wie es war: Ungewiss. Eines jedoch war gewiss: Ich würde mein Leben für Nela geben. Und es wahrscheinlich auch müssen. Wir liefen über die Flugbahn zum Flugzeug. Während des Fluges, Edward flog, waren alle Cullens im Cockpit um zuzusehen wie Edward das Flugzeug steuerte. Allein das reichte, damit sie es alle lernten und für den Notfall beherrschten (ich wusste nicht, was der Notfall war, doch eigentlich ich wollte es auch gar nicht wissen). Nur Emmett kniete im hinteren Teil des Flugzeugs und sah aus den länglichen Fenstern („Ich bin mit… Rose schon geflogen, ich weiß wie das geht“, hatte er zu Beginn gemurmelt). Er sah so bedrückt aus und ich konnte es ihm nicht verdenken, er sah schrecklich aus und musste sich auch so fühlen. Ich konnte ihn gut verstehen. Es zerbrach mir das Herz seine hängenden Mundwinkel zu sehen, das war nicht der Emmett, den ich kannte, den vorher vielleicht niemand gekannt hatte – außer Rosalie… Ich hockte mich hinter ihn und schlang die Arme um seinen Hals, sodass ich meine Hände vor seiner Brust ineinander legen konnte. Er neigte den Kopf ein paar Zentimeter zu mir und blickte mich aus dem Augenwinkel an. Er lächelte ein ganz kleines Lächeln und wand sich wieder dem Fenster zu. Er sprach nichts an und daher tat ich es auch nicht. Ich folgte mit den Augen die draußen Wolken an uns vorbeifliegen und konnte und wollte nicht verhindern, dass meine Gedanken in eine sehr nostalgische Richtung drifteten. Ich hatte es nie gewollt. Ich hatte nie das gewollt was ich bekommen hatte. Ich wollte nicht heiraten, nicht so bald, ich wollte kein Kind, zumindest nicht so früh. Doch ich hatte beides bekommen und ich würde nicht sagen, dass es nicht etwas erstrebenswert Schönes war, was ich liebte, mochte und zuschätzen wusste. Eines jedoch hatte mich die ganze Zeit, die ganzen Jahre gelehrt: Ich konnte damit nicht umgehen. Ich war einfach nicht dazu gemacht, das zeigten mir die ganzen Fehler, die ich machte. Ich atmete stotternd Luft ein. Ich bemerkte erst jetzt, dass etwas fehlte. Ich konnte nicht mehr weinen… Emmett blickte weiter gerade aus, doch er legte seine Hände auf den meinigen vor seinem Körper. Ich legte den Kopf auf seiner Schulter ab und schloss die Augen. Ich konnte ja doch nicht weinen… Ich nahm nicht wahr, dass wir zwischen landeten, warum wir das taten, dass der Pilot reihum getauscht wurde und wie lange wir flogen. Ich saß bei Emmett, während die anderen Absprachen bezüglich unseres Vorhabens trafen. Emmett konnte es sowieso hören. Ich zwar auch, doch ich wollte es nicht hören und versuchte mich taub zu stellen (was als Vampir ein schwieriges Unterfangen war). Nach der Landung, fuhren wir mit einem größeren Auto, wo wir alle mehr oder weniger Platz drin hatten, vom Flughafen aus weiter. Ich blickte schweigen aus dem Kleinbus. Wir kamen bei Nacht, na ja eher Dämmerung in Volterra an. Dadurch, dass der Himmel aber zugezogen und die Wolken tief hingen, kam es mir wie zu nächtlicher Stunde vor. Ich erkannte den Baustil, die Mauern und die Umgebung wieder. Es wirkte viel bedrohlicher, als es tagsüber der Fall war, fand ich. Unter gleißendem Sonnenlicht hatte es mir damals freundlicher, wenn gleich auch mystisch und antik, erschienen. Ich versuchte nicht meine Spiegelung an in der Fensterscheibe anzusehen. Ich wollte meine roten Augen nicht sehen, denn sie ließen mich gleicher werden mit den Volturi. Das wollte ich nicht wahrhaben. „Bella Liebes“, Edward strich mit den Fingerkuppen über meinen Ellenbogen und hatte sich neben mich gehockt, „bevor wir bei den Volturi reinplatzen-“ „Ich habe es hören können“, sagte ich nur, während ich weiter hinausblickte. So sehr ich es nicht hatte hören wollen, ich konnte meinen Hörsinn nicht einfach abschalten. Das ging nicht. Ich hatte mitbekommen, dass wir uns alle erst mal zusammenreißen sollten (Emmett und ich kamen dabei mit Sicherheit in die engere Auswahl) und Jasper notfalls eingriff. Wir sollten ganz diplomatisch erst mal mit ihnen reden. Ich schnaubte innerlich. Reden. Reden, was sollte das bringen? Es war nur die Vorstufe, bevor wir sie oder sie uns sowieso angriffen. Ich jedenfalls würde nicht lange zögern… Edward wusste das. „Wir müssen Ruhe bewahren und mit ihnen reden. Überstürzt erreichen wir gar nichts, außer dass sie uns vorzeitig zerfetzten“, er atmete tief ein, „wir haben keine Chance gegen sie, wenn Jane-“ „Ich werde nichts unternehmen“, sagte ich, mit immer noch nach draußen gerichtetem Blick, doch ich glaubte es mir selbst nicht. Edward auch nicht. Er führte mein Gesicht zu seinem und sah mir fest in die Augen. „Bella, eine unüberlegte Handlung und wir riskieren alles“, sagte er ernst. Ich erwiderte seinen Blick, was er wie ich als nicken deutete, und er küsste mich auf die Lippen. „Ihr hätte nicht mitkommen dürfen“, kam es mir in den Sinn. Ich hatte es einfach hingenommen, dass sie sich alle für meine Tochter opferten. Warum hatte ich sie nicht versucht abzuhalten? Warum mussten Esme, Carlisle, Alice und Jasper mitkommen? Sie hatten nichts mit dieser Sache zutun, das würden sie natürlich anders sehen, und setzten ihr Leben aufs Spiel. Dass Emmett mitgekommen war, konnte und durfte ihm niemand verwehren, aber die anderen… und Edward… Edward schüttelte nur mit einem schmalen Grinsen den Kopf, um mir zu signalisieren, dass ich erst gar keine Diskussion beginnen bräuchte. Wir hatten alle entschieden unser Leben vielleicht in Volterra zu lassen – für unsere Familie. „Seltsam“, murmelte Carlisle, „es ist äußerst untypisch, dass sie ihre ‚Gäste’ nicht in Empfang nehmen.“ Wir waren an der Stadtmauer ausgestiegen und liefen bereits, menschlich, wir wollten kein Risiko eingehen, eine Viertelstunde nach Volterra rein, ohne, dass wir einen Vampir sahen oder hörten. Edwards Fähigkeit eingeschlossen. „Wie kommen wir dann zu ihnen?“, flüsterte ich zu Edward mit panischem Unterton, „wissen wir denn dann wo-“ „Doch doch, Carlisle weiß wie wir zu ihnen gelangen“, wisperte Edward zurück. Ich nickte und wir folgten Carlisle. Carlisle warf Edward mit zunehmender Wegstrecke einen längeren Blick zu. „Es ist nicht mehr weit, nur noch ein paar Türen“, sagte Carlisle schließlich in Edwards Richtung. Dieser zog die Augenbrauen irritiert zusammen und schüttelte den Kopf. „Nichts, ich höre nichts.“ Was war hier los? Erst Alice, dann Edward- Carlisle öffnete knatschend die meterhohe Tür. Wir liefen vampirisch durch einen langen verlassenen Flur, der im schwachen Licht von draußen bestimmt sehr prunkvoll gewesen wäre, doch dessen Schönheit war selbst in der Dunkelheit mit Vampiraugen nicht anzumaßen. Allerdings interessierte es mich im Moment nicht im Geringsten. Jetzt hörten wir sie. Und sahen es. Ein helles Licht, weiter weg. Dort mussten sie sein. Wir eilten dorthin und wieder war es Carlisle, der die Hand gegen die schwere Tür presste um sie zu öffnen. Alle standen in dem runden, mir sehr wohl bekannten, Turmzimmer und warteten. Auf uns. Alle standen dort wie damals. Die Wachen am Rand des runden Turmzimmers, die Volturi auf dem Podest mit den Thronen. Markus hatte als einziger dort Platz genommen, alle anderen standen mit erwartungsvoller Miene davor. Doch das Bild, welches sich uns offenbarte, vielleicht auch erst beim näheren Hinsehen, war eines, das wir nicht erwartet hatten. Niemals. ---- Bin sehr auf eure Kommis gespannt^^ Danke fürs lesen ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)