Innermost - Bis(s) zu deinem Schutz von *Fane* (The Bella & Edward Story geht weiter !) ================================================================================ Kapitel 29: Warten ------------------ Jaja ich weiß, ich weiß ich weiß, lang lang ist's her. Seht es mir bitte nach... viel spaß, freue mich über Kommis ;) lg fane ------- Im Endeffekt blieben wir ganze drei Wochen. Und wir taten nichts, abgesehen davon, dass wir jede Nacht versuchten eine perfektere zu verbringen, damit ich meiner Wiedergutmachung gerecht wurde. „Danke für die schöne Zeit Bella. Trotz anfänglicher Startschwierigkeiten“, wir kicherten beide, als wir vor meinem Haus standen, „war es wunderschön.“ Er drückte mich leicht gegen die Haustür und küsste mich leidenschaftlich. „Finde ich auch“, murmelte ich. „Aber jetzt muss ich zusehen, dass unsere Tochter mein Gesicht noch kennt“, witzelte er. „Und die Lernbücher meins. Obwohl… auch nicht so wichtig“, lachte ich, „warte kurz ich hole dir dein Handy.“ Ich schloss rasch auf und ging in die Küche. Edward war im Türrahmen stehen geblieben. Ich nahm seines aus der Schublade und schaltete meines mit der nächsten Handbewegung ein. Ich ging raus und gab Edward seines, während ich verwundert auf meinen Display blickte, der mehrmals aufblinkte. „Warum habe ich siebenhundertelf Anrufe von Emmett?“, fragte Edward irritiert. Ich sah auf und schnaubte. „Ich vermute er wollte sich für meinen Anruf letztens revanchieren“, lachte ich. Ich war mich sicher, dass ich ihn bei etwas gestört hatte… „Revanchieren?“ Edward zog die Augenbrauen weiter zusammen. „Lies das in seinen Gedanken demnächst selbst, ich denke nicht, dass er es verheimlichen wird…“, murmelte ich und starrte wieder auf meinen Display. „Was ist?“, fragte Edward, als er meinen Blick auffing. Ich sah mit zusammengezogenen Augenbrauen auf mein Handy. „49 Anrufe in Abwesenheit“, sagte ich tonlos, „alle von derselben Nummer… kennst du die?“ Ich zeigte sie ihm. „Nein, habe ich noch nie gesehen. Die ist von keinem, den wir kennen oder mal gekannt haben“, sagte er und das war auch so, wenn er das sagte (ich würde mich nie gegen ein Vampirgedächtnis stellen). Ich überlegte und brauchte ich nicht lange, bis ich es wusste. „Ich weiß von wem die ist“, sagte ich schließlich und nickte zu mir selbst. „Und?“, fragte Edward nach, als ich träumerisch weiter auf mein Handy starrte. „Phil“, antwortete ich ebenso tonlos. Edward runzelte die Stirn. „Phil? Woher sollte er deine Nummer haben? Das kann nicht sein, Bella, er-“ „Ich habe sie ihm gegeben“, unterbrach ich ihn, „ich habe ihm vor unserem Urlaub einen Brief geschrieben.“ Edward sah mich lange an und verschiedenste Gesichtsausdrücke huschten über sein Gesicht bis er sagte: „Bella du weißt, dass du nicht zu Gabriel und ihm kannst?“ „Ich weiß, aber ich musste ihm einfach schreiben“, sagte ich, sah Edward flehend an und blickte dann auf mein Handy herunter, „ich habe ihm meine Hilfe angeboten, wenn ich dafür nicht körperlich anwesen sein müsste… vermutlich gibt es etwas, was ich tun kann…“ Ich biss mir auf die Lippen. Ich hatte das Gefühl, dass es nicht um so etwas Einfaches wie Geld ging, weshalb ich zu nervös war, um jetzt zurück zu rufen. „Bella-“ „Ich tue nichts unüberlegtes, versprochen“, sagte ich rasch, als ich seine Sorgenfalten bemerkte, „Ich werde ihn später anrufen.“ „Okay, wir sehen uns dann, ja?“ Er küsste mich auf die Stirn. „Ja bis dann.“ Phil hatte angerufen. Mehrmals. Er wollte also mit mir reden. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht daran geglaubt. Zumindest nicht nach der Notiz auf der Todesanzeige meiner Mutter. Unschlüssig saß ich lange mal hier und mal dort, machte mir dann halbherzig etwas zu essen, räumte ein paar Sachen rum, bis ich mir ein Herz fasste, mich auf den Esstisch setzte und Phil zurück rief. Es fühlte sich an, als pochte das Herz mir laut und kräftig gegen die Brust. „Ja? Bella?“ „Ja, ich bin’s. Hallo.“ Stille. „Bella…“, begann Phil langsam und sehr zögerlich, „ich hatte eigentlich nicht die Absicht mich je wieder bei dir zu melden…“ „Ich weiß“, sagte ich bloß und spürte die Bitterkeit in meiner Stimme, denn er hatte so recht. „Aber es geht hier nicht um mich, sondern um Gabriel“, sagte er schließlich. „Gabriel?“, stieß ich verwirrt hervor. „Renée hat ihm, egal was damals zwischen euch vorgefallen war, immer wieder von dir erzählt, dass er eine ältere Schwester hat und so… seit Renée tot ist, fragt er immer öfter nach dir und wir streiten uns sehr häufig, weil ich nicht weiß, wie ich ihm erklären soll, dass seine Schwester nichts von ihm wissen will, ohne, dass er direkt wieder in eine Depression verfällt-“, er brach ab und holte Luft. Edward musste es gewusst haben! Immerhin war er dort gewesen!, schoss es mir durch den Kopf, doch ich konnte momentan keinen weiteren Gedanken daran verschwenden. „Phil, ich-“ Der, sehr wohl berechtigte, Vorwurf brannte mir in der Brust. „Könntest du mit ihm reden?“, unterbrach er mich, „nur telefonieren. Und vielleicht mal mit ihm schreiben? Bitte Bella, es wäre mir- es wäre ihm sicherlich sehr wichtig.“ Ich atmete schwer und dachte nach. Ich versuchte es aus vampirischer, cullenscher, Sicht zusehen… was sprach dagegen mit meinem kleinem Bruder zu telefonieren? Wenn es ihm half... „Gut. Unter einer Bedingung“, sagte ich bestimmt (nicht, dass ich irgendwelche Forderungen zu stellen hatte, doch es musste sein), Phil lauschte, „du musst ihm verklickern, dass er mich nicht danach fragen darf, warum ich mich nicht bei euch gemeldet habe oder euch jetzt nicht sehen kann bzw., dass er darauf keine Antwort bekommt, wenn er es fragt.“ Ich wartete. Phil räusperte sich. „Einverstanden. Kann er sofort mit dir reden?“ „Sofort?“ War das eine gute Idee? Ich spürte wie Nervosität durch meine Glieder fuhr. „Am besten ja“, sagte Phil nur. „Ich… also ich- okay, ja gut“, murmelte ich irritiert. „Ich werde mit Gabriel eben reden und dich dann wieder anrufen ja?“ Was sollte ich ihm sagen? Ich lief auf und ab in meinem Wohnzimmer und hielt den Hörer umklammert. Was würde Gabriel mich wohl fragen? Und was sollte ich ihm antworten, falls er sich nicht an meine Bedingung hielt (was für einen Fünfjährigen nicht verwunderlich wäre…)? Es klingelte. Das Blut in meinen Adern schien zu pulsieren. Ich schüttelte heftig den Kopf und atmete tief durch. Was sollte die Panikmache?! Schließlich freute ich mich andererseits auch sehr… „Bella Cullen“, meldete ich mich anstandshalber. „Hier ist Gabriel, bist du’s Bella?“, erklang eine zaghafte Kinderstimme am anderen Ende. „Ja, ja Gabriel, ich bin’s Bella“, antwortete ich verunsichert und betont ruhig. Er sagte nichts. Ich wartete. Ich würde kein Gespräch beginnen, denn ich wusste nicht, was ich ihm erzählen bzw. sagen sollte. „Meine Mama hat immer von dir erzählt“, begann er, „warum warst du nicht bei uns?“ Ich hörte, dass Phil im Hintergrund anscheinend Anstalten machte, ihn von solchen Fragen abzuhalten, doch Gabriel ignorierte das. Stur. Ich verdrehte die Augen. „Gabriel, es tut mir leid, wenn ich so grob sein muss, aber das kann ich dir nicht beantworten. Wenn es das einzige ist, was du wissen möchtest muss ich dich enttäuschen“, sagte ich gefasst und schloss die Augen langsam. Es tat mir so leid. „Nein! Nein, nein! Ich möchte noch mehr von dir wissen!“, rief er fast ins Telefon, vollkommen aufgeregt. „Was möchtest du wissen?“, fragte ich liebevoll und öffnete die Lieder wieder. „Erzähl’ mir von dir und Mama. Erzähl mir alles von dir. Mama sagt du hast einen Mann und auch ein Kind? Stimmt das? Wie heißt das? Ist es so alt wie ich?“ Die zarte Kinderstimme überschlug sich förmlich vor Sehnsucht nach Antworten. Ich setzte mich auf die Couch und begann erleichtert, denn die Frage nach meiner Sonderbarkeit, kam die ganze Zeit nicht mehr auf. Wir werden uns heute nicht in der Uni sehen. Ich komme heute Abend zu dir. Ich liebe dich. Edward. Hm, dachte ich und ließ mein Handy sinken, während ich Ausschau haltend vor der Mensa auf ihn gewartet hatte. Normalerweise trafen wir uns montags immer hier, weil seine Seminare erst nach der Mittagspause begannen. Aber das hatte sich dann ja erledigt… Ich verzichtete auf ein ausgiebiges Mittagessen, kaufte mir ein Brötchen in der Cafeteria und setzte mich schon mal in den Raum meines nächsten Kurses aus dem Modul „Sexualität und Fortpflanzung“, obwohl die Vorlesung erst in zwei Stunden, nach der großen Mittagspause, begann. Merkwürdigerweise war ich nicht die einzige dort. Im Gegenteil… ich hatte scheinbar irgendetwas verpasst (kein Wunder, wenn man drei Wochen schwänzte, murrte ich in Gedanken). „Entschuldigung, was ist hier los?“, fragte ich eine Studentin, die gerade an mir vorbei heraushasten wollte. „Ähm, ein Gastdozent kommt und danach schreiben wir einen Test und danach bekommen wir die letzten Materialien für die Abschlussprüfungen und die Hausarbeiten, entschuldige mich“, ratterte sie herunter. Ich verstand Bahnhof. Einen Test? Abschlussprüfungen? Ende April? Hausarbeiten? Ich setzte mich verwirrt in eine Bank und sah dem regen Treiben kauend zu. Wäre Edward da gewesen, hätte er mal seine Fähigkeit für mich springen lassen können… warum war er eigentlich nicht da? Mein Blick schweifte zum Fenster. Es war bewölkt und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es gegen Nachmittag sonnig werden würde. Allerdings glaubte ich auch nicht, dass etwas geschehen war (außer es war Edwards neue Masche mir überhaupt nichts mehr zu sagen, um mich zu „beschützen“, nein… das glaubte ich nicht, er wäre sicherlich ehrlich). Ich wartete also verträumt bis es schellte und der, sowieso schon volle, Raum noch voller wurde. Ein Beamer wurde aufgebaut und der Gastdozent trat ein. Bei seinem Referatsthema rutschte mir das Herz ins die Hose und mir wurde schlecht. Er zählte mehrere Verhütungsthematiken auf und fügte letztlich hinzu: „-und zu guter letzt berichte ich Ihnen von der Sterilisation des Mannes und der Frau und die Chancen und Risiken es rückgängig zu machen.“ Ich spürte wie ich willentlich meinen Atem zügeln musste, damit ich nicht auf einmal keuchte. Mit zitternden Händen wartete ich. Ich wartete auf das Thema, weshalb ich seit Monaten hier saß, weshalb ich überhaupt erst angefangen hatte Medizin zu studieren. Er referierte zu einer neuartigen Wirkung der Pille, eher eine Weiterentwicklung, sagte etwas zur Hormonspirale, dann erläuterte er etwas zum Pearl-Index und dann- klingelte es. „Leider kommen wir nicht mehr zur Sterilisation. Ich lasse Ihnen ein sehr ausführliches Skript mit neuartigen Studien etc. dazu da, dort können Sie alles Relevante nachlesen. Mrs. Jimms übernimmt dann.“ Mein Hals war trocken, als ich, wie alle anderen nach vorne ging und das Skript nahm. Alle andere nahmen sich von Mrs. Jimms noch Bücher, die sie extra mitgebracht hatte und Merkzettel für die Prüfungen, während ich, als einzige, wieder zu meinem Platz stiefelte und stumm das Skript wegsteckte. Ich saß irgendwie auf heißen Kohlen. Ich wusste nicht, warum ich so nervös war, als es sechs Uhr wurde und nun – für mich zumindest – der „Abend“ begann. Ich wollte Edward von meinem Gespräch mit Gabriel berichten. Ich hatte den Kleinen richtig in mein Herz geschlossen, wie konnte ich das auch nicht? Es war herzzerreißend gewesen, wie er von Renée gesprochen hatte und von sich aus, ihren Tod beschrieben hatte. Ich glaubte, dass es das war, was er gebraucht hatte. Er hatte es gebraucht, alles jemandem sagen zu können, der Renée kannte, aber nicht so beteiligt war, dass derjenige zu emotional reagierte. Außerdem stand ich ihm nicht gegenüber, wir mussten uns nicht in die Augen sehen. Er sagte kein Wort, während ich ihm so ausführlich ich konnte und durfte, ich kam natürlich nicht ohne Lügen aus, seine wissbegierigen Fragen beantwortete. Und da war noch etwas… etwas, dass mich unterschwellig die ganze Zeit beschäftigte: Hatte Edward gewusst, dass Gabriel immer wieder nach mir fragte und Renée ihm, mehr als einmal, von mir erzählt hatte? Eigentlich war es keine Frage. Ich ging ins Schlafzimmer und räumte ein paar Uniunterlagen von rechts nach links, als mir das Skript von heute Mittag in die Hände fiel. Automatisch steigerte sich meine Nervosität, dass ich glaubte mir wurde schlecht. Ich schmiss es beiseite und räumte alle Kartons und Hefter wieder ins Regal. Ich zuckte zusammen, als es klingelte. Ich legte das Skript rasch auf die Kiste mit verschiedenen weiteren Zettelsammlungen, welche sich auf dem höchsten Brett des Regals befand und hastete die Treppen herunter. „Seit wann klingelst du?!“, fragte ich entsetzt, nachdem ich die Tür aufgerissen hatte. „Ich wollte dich nicht so überfallen wie letztens“, erklärte er sich und grinste kurz. Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und musterte ihn sekundenlang. Er wirkte normal. Keine Sorgenfalten, kein gequältes Gesicht, nichts. Es schien alles in Ordnung zu sein, aber er war auch ein grandioser Schauspieler, wenn er wollte… „Darf ich reinkommen?“, fragte er mit einem weiteren schiefen grinsen, da wir immer noch in der Tür standen. „Nicht, dass mir kalt werden würde, aber vielleicht dir“, er strich mit den Fingerspitzen über die Gänsehaut an meinem Arm. Ich trat zurück und schloss hinter ihm die Tür. Dann ging ich hinter ihm her ins Esszimmer, wo er angelehnt an den Tisch, stehen blieb. Er breitete die Arme aus und zog mich an sich. „Wie war dein Gespräch mit Phil?“, wollte er prompt wissen. „Gut. Also besser als erwartet“, schränkte ich ein, „ich habe nach dem Gespräch mit ihm noch mit Gabriel gesprochen-“ „Du hast was?!“, fuhr Edward mich erschrocken an und schob mich ein wenig von sich weg, um mir in die Augen zu blicken. „Was hast du?“, fragte ich mit zusammengekniffenen Augenbrauen. „Bella du kannst nicht einfach mit Gabriel reden!“ Er sah mich weiterhin geschockt hat. „Ach und warum nicht?!“, fragte ich schärfer als gewollt, denn so eine heftige Reaktion seinerseits hatte ich nicht erwartet. Er schob mich nun ganz von sich weg und setzte sich auf den Stuhl. Ich stand vor ihm. Er mied meinen Blick. „Bella ich kenne dich, es bleibt doch nicht bei einem Gespräch. Es kommt ein zweites hinzu, ein drittes und so weiter, bis du dieses Kind so liebst, dass du es besuchen willst, hab ich recht?“, er sah mich immer noch nicht an, „du spielst mit deinem Leben, wenn die Volturi nur den Hauch einer Spur-“ „Edward es kann nicht passieren“, unterbrach ich ihn fassungslos, „ich liebe Gabriel, vermutlich ja, wenn man das nach einem Telefonat kann, aber ich werde ihn niemals besuchen können. Zumindest ihm nicht unter die Augen treten. Ich weiß das und habe mich damit abgefunden“, das hatte ich wirklich und war von mir selbst überrascht wie erwachsen ich plötzlich damit umgehen konnte, „Ich werde mich bestimmt nicht mit den Volturi anlegen“, sagte ich mit fragendem Gesichtsausdruck, „Was ist los mit dir? Warum bist du so empfindlich?“ Er verbarg das Gesicht in den Händen. „Es tut mir leid.“ Es wirkte, als fiel eine Maske von ihm ab, ein Schleier seiner selbst. So hatte ich ihn noch nie gesehen. So… verletzlich. Ich strich ihm über den Rücken. „Was ist los?“, fragte ich leise und blickte ihn von der Seite an, nachdem ich mich neben ihn gehockt hatte. „Ich weiß nicht weiter… ich dachte es hätte sich in den drei Wochen vielleicht irgendetwas geändert, irgendetwas, aber es kommt mir beinahe noch schlimmer vor…“ Ich schob seinen Oberkörper, mit seinem Willen natürlich, sanft zurück, sodass er aufrechter saß und setzte mich seitlich auf seinen Schoß. Ich nahm ihm die Hände vom schmerzverzerrten Gesicht und hielt sie in meinen. „Nela, nicht wahr?“ Er sah mir tief in die Augen und nickte kraftlos. „Sie ist noch launischer und unnahbarer als sonst. In der einen Minuten flippt sie total aus, schreit herum und beschimpft- uns“, ich wusste, dass er „mich“ hatte sagen wollen, es zerriss mir das Herz, „und in der anderen ist sie fast fröhlich. Na ja fast. Und sie ist wieder nur an ihrem Laptop, den ganzen Tag. Nachrichten sieht sie mal mit uns oder isst im Wohnzimmer, aber das war’s. Ich bin ein grausamer Vater für sie.“ Seine Stimme war so matt und mechanisch, dass ich Mühe hatte, die Tränen runterzuschlucken. Ich kannte ihn nur stark, beherrscht, nicht angreifbar. Es tat so weh ihn so zu sehen. „Sag so etwas nicht“, ich schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihn fest an mich, „du bist der beste Vater, den man sich wünschen kann. Nela wird das irgendwann auch endlich verstehen. Nela ist scheinbar etwas pubertär momentan“, ich zuckte mit den Schultern, „du machst alles richtig und mehr kannst du nicht tun. Schließlich bist du weder an der Situation schuld, noch an Nelas Sturheit, fürchte ich“, flüsterte ich ihm ins Ohr, „glaub’ mir, sie liebt dich über alles und ist einfach nur wie ein kleines Kind in der Trotzphase.“ Ich sah ihm in die Augen und küsste dann seine hängenden Mundwinkel. „Bitte sei nicht mehr traurig.“ Ich legte wieder die Arme um ihn und wir verharrten eine ganze Weile in dieser Position. Mir brannte es auf der Zunge ihn zu fragen, warum er mir nicht erzählt hatte, dass meine Mutter mit Gabriel über mich gesprochen hatte, ihm von mir erzählt hatte… „Edward?“, fragte ich nach einer Weile. Ich umarmte ihn immer noch, mein Ohr lag an seinem. „Hm?“, machte er fragend, aber irgendwie kraftlos. Es war egoistisch ihn jetzt mit meinen Problemen zu nerven. „Nichts“, sagte ich stattdessen. Ich hörte ihn schnauben. Er schob mich an den Schultern von sich weg und küsste kurz mein verwirrtes Gesicht, bevor er sagte: „Du kannst mich immer alles fragen Bella, denk daran.“ Ich nickte nachdenklich und sagte nichts. „Los frag’ mich“, forderte er, „ich weiß worum es geht, also ich bin mir ziemlich sicher“, schränkte er lächelnd ein, während seine Hände sanft an meinen Hüften auf und ab glitten. „Warum hast du es mir nicht gesagt? Du wusstest, dass Mom Gabriel von mir erzählt hat“, fragte ich, nachdem ich ein und aus geatmet hatte. Er senkte den Blick und nahm meine Hände, die in meinem Schoß lagen, in die seinigen. Er strich zärtlich mit seinen Fingerkuppen meine Finger entlang. „Weißt du, ich mache immer wieder denselben Fehler“, begann er mit weiterhin geneigtem Kopf, „ich möchte dich schützen, indem ich dir etwas vorenthalte, was dir vielleicht weh tun könnte, weshalb ich beschlossen habe, dir es vorerst nicht zusagen, weil es dich in deiner Trauer um deine Mutter vielleicht nur noch mehr verletzt hätte.“ Er blickte auf und wartete meine Reaktion ab. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, denn diese Antwort hatte ich erwartet. Er wollte mich schützen. „Das ist lieb von dir-“, fing ich zögerlich an. „Du bist erwachsen, sehr erwachsen, in jeder Hinsicht“, unterbrach Edward mich und sah mich weiterhin an, „und ich bessere mich, versprochen, keine Heimlichkeiten mehr.“ Ich lächelte und lenkte sein Gesicht zu meinem, damit ich ihn küssen konnte. „Das ist okay, ich weiß, dass du es nur gut meinst und darum liebe ich dich so sehr“, flüsterte ich und berührte noch mal seine Lippen. „Und darum liebe ich dich so sehr“, wiederholte er und erwiderte meinen Kuss, „so und jetzt erzählst du mir mal richtig von deinem Gespräch mit Gabriel. Ist er genauso stur, liebenswert, zerstreut, sensibel“, zählte er auf, während ich die Augen verdrehte, „und selbst zerstörerisch wie du? Mit Hang zur Dramatik?“ „Mit Hang zur Dramatik?!“, lachte ich empört, „von wegen! Das darfst du dir selbst zu schreiben“, entgegnete ich und tippte ihm an die Stirn. Er grinste und sah mich erwartungsvoll an. „Er ist großartig“, schwärmte ich, „ich meine, wie er das alles verarbeitet und mit der ganzen Situation klar kommt… in dem Alter…“ „Das hat er von dir“, lächelte Edward und rieb seine Nase kurz an meiner. Ich ging gar nicht auf seine Lobeshymne ein und lächelte nur zurück, bevor ich sagte: „Er hat mir ihren Tod geschildert. Neutral, aber ehrlich, fast wie ein Nachrichtensprecher, aber als ich ihm dann von meiner Zeit mit Renée berichtete wurde er ruhiger und ich glaube er hat ab und zu geschluchzt. Er ist so ein tapferer kleiner Junge. Während des Gespräches habe ich zwischendurch gedacht, dass Nela sich eine Scheibe von ihm abschneiden könnte…“ „Tja, sie kommt anscheinend mehr nach dir, als er“, lachte Edward. „Soll das jetzt heißen, ich bin für ihren Dickkopf und das ganze Nachtragen dir gegenüber verantwortlich?!“, witzelte ich. „Hmmm“, Edward wackelte mit dem Kopf hin und her, als er wog er ab, „ich würde sagen du bist nicht ganz unbeteiligt“, lachte er und ich stimmte ein. Dann wurden wir beide nachdenklich und ich legte die Wange an seine Schläfe. „Wir schaffen das. Fünf Monate… nur noch fünf Gott verdammte Monate und dann ist alles vorbei, für uns beide, ganz sicher“, versuchte ich uns beide zu ermuntern. Er schloss mich wieder in seine starken Armen und nickte an meinem Hals. „Fünf Monate…“ 23. April Gabriel hat heute wieder angerufen. Er möchte mich jetzt jeden Tag nach dem Kindergarten anrufen. Ich habe nichts dagegen, allerdings habe ich eingeschränkt, dass ich vielleicht in der Uni bin und dann deswegen das Handy aus habe. Gabriel ist so ein fröhliches Kind, obwohl Phil mir von anderen Dingen berichtet hat, aber ich glaube er taut richtig auf und ich auch. Ich fühle mich plötzlich lebendig, obgleich ich mit ihm erst zwei Mal telefoniert habe. Phil und ich reden nicht viel. Es fühlt sich so an als wäre ich die böse Stiefmutter in seinen Augen, aber da er weiß, dass es Gabriel gut tut, lässt er es zu. Mal sehen was der Wurm mir morgen alles zu erzählen hat… Ich klappte das Tagebuch zu und legte mich schlafen. 20. Juni Edward und ich feiern seinen Geburtstag auf „Prince Edward Island“, ja das gibt es wirklich! Liegt östlich in Kanada. Edward war begeistert. Allerdings hoffe ich, dass er noch begeisterter sein wird, wenn er sein neues Auto heute Abend sieht. Das Motorrad haben wir Emmett geschenkt, er hat das bessere Verwendung für und letztendlich war das ja auch seine Absicht ;). Beim Autokauf hab ich diesmal auch nicht Emmett gefragt, sondern mich einzig und allein auf den Volvo-Verkäufer verlassen. Ob das ein Fehler war oder nicht, wird sich heute Abend zeigen… 7. September Einen Monat noch… noch genau ein Monat… doch ich kann schon lange an nichts anderes mehr denken. Ein Monat gegenüber knapp siebzehn Jahre ist nichts… und genau deshalb macht es mich nervös. Ich darf sie sehen und in die Arme schließen, endlich. 8. September Ich glaube ich drehe durch. Wenn ich an die nächsten Wochen denke, wird mir schlecht. Ich bin jetzt schon so nervös, dass ich kaum mehr ein Glas halten kann ohne, dass ich rum zappele und die Hälfte verkippe. Edward hat seine helle Freude an mir und meiner bis ins unermessliche gesteigerte Tollpatschigkeit, er amüsiert sich köstlich, aber ich bin mir sicher, dass er genauso aufgeregt ist wie ich – nur er versteckt das professioneller als ich. Mist. 13. September Ich habe heute das vierte Outfit für Nelas Geburtstag mit Alice zusammen gekauft. Und ich hab immer noch kein Geschenk für sie. Mir muss ganz schnell eine zündende Idee kommen… 19. September Es fühlt sich komisch an, vor Freude aufgeregt und nervös zu sein. Das Kribbeln ist lästig, aber schön. Bald sehe ich meine Tochter, sehe ich sie richtig… 20. September Ich habe mich heute exmatrikuliert. Was soll’s, das Skript, wenn ich nur daran denke kriege ich Bauchschmerzen, liegt im Regal und es hat sowieso kein Sinn weiter zu studieren. Edward war misstrauisch, hat aber mein Argument, dass ich erst mal nur Zeit für Nela haben will, eingesehen. 6. Oktober Morgen ----- Bin auf Kommis gespannt ;) lg fane Hosted by Animexx e.V. 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