Dienen von Foe (Glaube, Liebe, Tod) ================================================================================ Kapitel 9: Fuchsdämon --------------------- Nach einer Woche neigte sich die Gartenarbeit schließlich dem Ende zu. Ich musste lediglich die Werkzeuge wegräumen, dann war ich erlöst. Zumindest würde ich mir für fünf Minuten einbilden dürfen, dass die Arbeit damit abgeschlossen war. Als ich die Werkzeuge in den Schuppen zurück gebracht hatte, hatte ich entschieden, dass ich nicht sofort loslaufen und Tamaki melden musste, dass es vollbracht war. Er würde mir nur die nächste lästige Aufgabe geben. Also legte ich mich ins Gras unter einen uralten Baum und ließ es mir ein wenig gut gehen. In der vergangenen Woche hatte ich nicht viele Gelegenheiten gehabt darüber nachzudenken, wie ich der Eisenhütte entrinnen konnte. Ich hatte keine Chance gehabt das Grundstück zu verlassen und die Stadt näher unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt Natsuko meinen Plan zu offenbaren, doch mir das sehr schnell wieder aus dem Kopf geschlagen. Wenngleich Natsuko recht reif für ihr Alter war, war sie immer noch ein schwaches kleines Mädchen. Ich konnte ihr unmöglich diese Verantwortung überlassen und dabei riskieren, dass sie, falls alles aufflog, in Lebensgefahr schwebte. Außerdem konnte ich wohl kaum meine Absichten leichtfertig preisgeben, da Nowaki immerhin versprochen hatte jeden meiner Schritte genau zu beobachten. Also war ich vollkommen auf mich allein gestellt, auch wenn mir mittlerweile bewusst war, dass ich ohne Natsuko gar nicht gehen konnte. Ich war selbst auf ein Neues verblüfft, wie schnell ich andere ins Herz schloss. Jedenfalls akzeptierte es nicht, dass ich den Egoismus frönte und hatte kurzerhand beschlossen, dass ich mich fortan um Natsukos Wohlergehen sorgte. Danke, liebes Herz, für die zusätzliche Belastung. Jetzt nahm ein neuer Schwur den Platz des alten ein: Natsuko wird mit mir kommen, selbst wenn wir bei unserer Flucht gezwungen sind eine Blutspur zu hinterlassen… Mir lief es bei diesem Gedanken eiskalt den Rücken hinunter. Die hohe Gewaltbereitschaft, die ich seit einer geraumen Zeit an den Tag legte, erstaunte mich unaufhörlich. Ich hatte meine Schwierigkeiten mich an sie zu gewöhnen. Vage erinnerte ich mich an eine Zeit, in der sich mir ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten geboten hatte, als kaltherzig ohne weiteres Abwägen zu entschieden, dass alle, die auf die absurde Idee kamen uns die Freiheit zu verweigern, gefälligst zu verrecken hatten. Beinahe geriet ich in Versuchung Kyuubi zu fragen, wie viel Einfluss er auf diese Entscheidung gehabt hatte. Damit würde ich ihm nur Freude bescheren – was bestimmt nicht mein Ziel war. Obwohl Kyuubi behauptet hatte, er könne meine Gedanken lesen, schwieg er ausnahmsweise. Gleichzeitig bereitete es mir Unbehagen, denn sein Schweigen konnte kein gutes Omen sein. Die ganze letzte Woche hatte er sich aus dem Nichts ungefragt in meinem Kopf breit gemacht und mich fast in den Wahnsinn getrieben. Ich hatte bereits Kostproben seines Humors bekommen, doch seine kleinen Spielchen hatten einen neuen Level erreicht. Scheinbar langweilte er sich zunehmend. Nun musste ich fürchten, dass er etwas ausheckte. »Du solltest hier nicht so faul herumlungern. Glaube mir, diese kleine Pause war es nicht wert, wenn der Herr dich dafür später auspeitschen lässt«, knurrte Asami verächtlich. Ich setzte mich auf und erwiderte ihren Blick gereizt. Irgendwie hatte ich im Verlauf meiner Arbeit das Vergnügen gehabt die Bekanntschaft der anderen Sklaven zu machen. Ich blieb auch nicht vor Asami verschont. Im Gegensatz zu den anderen Dienstmädchen huschte sie nicht von dannen, wenn sich unsere Wege kreuzten. Ihre Furchtlosigkeit war jedoch die einzige Facette ihrer Persönlichkeit, die ich zu bewundern wusste. Ansonsten verfluchte ich sie die meiste Zeit über. Sie war das einzige Hassobjekt, das ich mir ohne Gewissensbisse gönnen konnte, denn der Hass beruhte auf Gegenseitigkeit. Ich wusste zwar nicht, was ich ihr getan hatte, doch ich verschwendete mein Leben nicht damit den Ursprung zu ergründen. Ich war es leid. Es war sicher keine neue Erkenntnis für mich, dass Menschen immer Gründe für ihren Hass fanden. Das konnten sie gut. Bevor ich etwas entgegnete, entdeckte ich Tsukino, die in sicherer Entfernung auf Asamis Rückkehr wartete. »Was, wirst du mich verraten?«, fragte ich scharf ohne den Blick von Tsukino abzuwenden. Tsukino ängstigte sich am meisten vor mir, dabei hatte ich nichts getan. Wahrscheinlich war sie generell ein furchtsamer Mensch. Doch es änderte nichts daran, dass ich mich dreckig fühlte. Ich hasste es, so zu empfinden. Die Bedeutung dieser Empfindungen war, dass es mir noch lange nicht gelungen war zu begreifen, dass ich niemals anders behandelt werden würde. Eine traurige Lehre, die ich aus meinem jungen Leben zog. Die Leute würden ewig schlecht über mich reden, selbst wenn ich halb umkommen würde bei dem Versuch ihnen zu gefallen. Demnach sollte ich aufhören mich für alles verantwortlich zu fühlen und die Leute sich in ihren Emotionen suhlen lassen wie es ihnen gefiel. Ich hatte einiges von Asamis kleiner Rede verpasst. Als ich schließlich aufhörte mich meinem Selbstmitleid hinzugeben, bekam ich gerade den Schluss mit. »Also ja, ich werde dich beim nächsten Mal melden, Naruto. Ich kenne meine Pflichten! Aber ich bin kein schlechter Mensch, darum belasse ich es diesmal bei einer Verwarnung«, sagte sie und schien mit sich selbst und ihrer Großzügigkeit zufrieden zu sein. »Ich bezweifle, dass Wawashi-sama mich auspeitschen würde«, verkündete ich selbstgefällig und verkniff mir hinzuzufügen, dass er das nicht wagen würde, sofern er sein Leben schätzte. Asami verschränkte ihre Arme und sah mir tief in die Augen. Möglicherweise wollte sie sich davon überzeugen, dass ich nur heiße Luft von mir gab. Während wir uns so anstarrten, begutachtete ich die Narben in ihrem Gesicht. Entweder hatte Asami irgendwann einmal einem brutalen Menschen gedient oder Tamaki fasste mich mit Samthandschuhen an. Vielleicht stammten die Narben auch aus einer Zeit, in der auch Asami aufmüpfig gewesen war und davon träumte irgendwann diesem Albtraum, dass sich Leben schimpfte, zu entfliehen. »Hör mal, Naruto. Du magst glauben, du seist der Mittelpunkt des Universums und jeder würde dich für dein Gehabe lieben. Gut möglich, dass du annimmst, du seist besser als der Rest von uns. Gleichwohl lass dir sagen, dass ich das nicht hinnehme. Scheinbar bist du dir nicht bewusst, dass dich hier niemand leiden kann und dass man dich nicht aus Ehrfurcht, sondern aufgrund von Angst und Hass, meidet«, erwiderte sie aufgebracht. Ich musste ihr leider in allen Punkten widersprechen. »Du hast keine Ahnung«, meinte ich knapp und blickte geradewegs an ihr vorbei ins nichts. Man konnte ihr nicht übelnehmen, dass sie mir unterstellte, ich wäre mir des ganzen Hasses nicht bewusst. Sie kannte mich schlicht und ergreifend nicht. Ich machte mir keine Mühe den schlechten Eindruck zu korrigieren, den ich gemacht hatte. Es störte mich nicht, dass Asami mich nun für ein arrogantes Arschloch hielt. Tamaki war begeistert von seinem Garten und er lobte mich in den Himmel. Zum Glück war das vorerst die letzte Arbeit, die mich ans Haus fesselte. Morgen würde ich verschiedene Besorgungen erledigen und niemand würde es stutzig machen, wenn ich erst am späten Abend zurückkehrte. Es waren zum Teil Besorgungen, die genauso gut das restliche Personal machen könnte, doch ich beschwerte mich nicht, schließlich wusste ich nicht, wann ich noch einmal eine solche Gelegenheit bekommen würde. Tamaki erklärte mir, dass er nicht wollte, dass seine Dienerinnen belästigt wurden, deshalb schickte er sie ungern auf die Straße. Am darauffolgenden Tag machte ich mich schon morgens auf dem Weg. Ich hatte auf Frühstück verzichtet, denn ich hatte keine Lust mit den anderen Dienern an einem Tisch zu sitzen. Wahrscheinlich tat ich ihnen und mir damit einen großen Gefallen. Ich überlegte, ob es nicht sowieso besser war, wenn ich von nun alleine mein Essen zu mir nahm. Niemand würde sich beklagen und Tamaki schien es auch egal zu sein, ob wir alle einander mochten oder nicht. Darum würde mich wohl keiner daran hindern. Nun, vielleicht würde Asami wieder meckern und mir vorwerfen, ich würde mich für etwas Besseres halten und deshalb nach spezieller Behandlung fordern. Ich seufzte bei der Vorstellung. Wir kannten einander nicht einmal lange und ich konnte schon voraussehen, wie sie reagieren würde. Es war auch keine Fähigkeit, die ich zu besitzen wünschte, denn ich hatte kein Interesse daran Asami gut einschätzen zu können. Wozu auch? Ich konnte diese Kratzbürste nicht leiden. Wenn man bedachte, dass ich vor einigen Jahren in Sakura verliebt war und lange Zeit blind vor Liebe darüber hinweggesehen hatte, dass sie mich wie Dreck behandelt hatte, kam diese Erkenntnis unerwartet. Möglich, dass es für mich doch noch nicht zu spät war ein schlauer Junge zu werden. Jedenfalls war es weiser sich von den anderen fernzuhalten, damit es nicht eines Tages blutig wurde. Nicht ratsam meine Abneigung gegen Asami noch zu vertiefen, die schließlich jetzt schon in Hass geendet hatte. Ich wusste, dass niemals wieder jemand sich in Sicherheit wiegen konnte, sobald er mich zur Weißglut getrieben hatte. Rette sich wer kann, oder Naru-chan holt euch! Ich fluchte mitten auf der Straße und ein Pärchen starrte mich ehrfürchtig an, bevor sie sich schnell wie die Mäuse aus dem Staub machten. »Sei so nett und hör auf zu lachen, ich kriege Kopfschmerzen«, zischte ich so leise wie möglich. Doch sein Lachen wurde ausgelassener. Ich schnaubte verärgert. Was hatte ich eigentlich erwartet? Tut mir leid, Naru-chan, aber ich konnte einfach nicht länger schweigen. Du bist wirklich entzückend. »Und bist du nicht seit unserer Verbannung schwer fröhlich? Früher warst du anders…und vor allem leise«, flüsterte ich und runzelte die Stirn. Es war lächerlich mich mit mir selbst zu unterhalten, doch ich hatte keinen Nerv dafür noch mein Gehirn mit meinen Gedanken zu füllen. Ich musste sie aussprechen, weil ich das Gefühl hatte, dass mein Kopf sonst platzen würde. Jetzt, wo Kyuubi sich wieder entsetzlich breit gemacht hatte, war da einfach kein Platz für mich. Wieso sollte ich mich auch nicht freuen? Ich will genauso wie du meine Freiheit zurückerlangen. Ich, der bereits seit achtzehn Jahren ein Gefangener ist. Es tut mir leid, dass ich dir keinen Trost spenden kann. Aber wenn die Eisenhütte dein Gefängnis ist, dann bist du meines. Verrate mir, weshalb ich keine Luftsprünge machen darf, wie jeder andere, wenn Freiheit keine Utopie mehr ist. Da niemand dein Siegel wieder stärken wird, sieht es düster für dich aus. Ich werde nicht zögern dich aus der Gegenwart zu radieren. Du bist mir nicht unsympathisch und ich wünschte manchmal, es wäre so. Doch ich gebe mich nicht mehr mit diesem Leben zufrieden, Naruto. Also gib auf, dir bleibt in dem Diesseits sowieso nichts mehr. Mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, doch ich verstand ihn gleichzeitig. Vorstellbar, dass es kein Vergnügen war im Körper eines pubertierenden Jungen fest zu sitzen. Allerdings musste ich mich hüten, denn das war nun eine offizielle Kriegserklärung. Kyuubi hatte natürlich nie wirklich in Betracht gezogen, dass wir als Team zusammen arbeiten. Das war mir klar gewesen, aber sie so unverblümt von Kyuubi selbst zu vernehmen, war erschreckend und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich musste hier heraus und jemand finden, der das Siegel wieder in Ordnung brachte. Ich musste den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen. Tief durchatmend setzte ich meinen Weg fort. Keine Zeit verlieren, Naruto. ______________________________________________ Na ja, das war es jetzt auch schon wieder. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gut unterhalten. Ich wollte im Übrigen mich erkundigen, ob das Erzähltempo in Ordnung ist. Also, ob es euch nicht stört, dass ich mich zuerst einmal auf Narutos Leben in der Eisenhütte konzentriere und es nicht besonders actionreich ist. In diesem Sinne muss ich ankündigen, dass dies hier (vermutlich) niemals eine FF werden wird, in der es zu übermäßigen Kämpfen kommt. Nun, da "Action" ja auch nicht unter den Genren aufgelistet ist, denke ich mal nicht, dass jemand mit falschen Hoffnungen die FF liest :) Ich will nur mal checken, ob noch alles zu eurer Zufriedenheit ist. Also ich selbst bin noch eigentlich zufrieden, obwohl echt im nächsten Kapitel einen Zahn zulegen will. Keine Bange, es wird in nicht allzu fernen Kapitel etwas spannender werde (hoffe ich xD). In der vorigen Version von "Dienen" ging alles etwas zu schnell von statten, sodass ich hier mir ein bisschen mehr Zeit lasse...Argh, was auch immer... Schreibt mir einfach etwas im Kommentar, falls euch irgendetwas auf dem Herzen liegt. Liebe Grüße, Amakaze P.S.: Danke für die Kommentare und Abos! :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)