Hate Me || Love Me von abgemeldet (Der Anfang von einem neuen Ende) ================================================================================ Kapitel 4: Zeit für Veränderung ------------------------------- Sofort fiel dieses gute Gefühl wieder von ihm ab und zerrte ihn zurück in die grausame Realität. Stimmt ja, Shouta war ja auch noch da. Wie konnte er den Kleinen auch nur für eine Sekunde vergessen? Aber dass ihm der Dämon ausgerechnet damit drohte, war mehr als einfach nur dreist. Doch natürlich durfte er das Leben seines Schützlings nicht riskieren, weshalb er auch jetzt lieber wieder den Kürzeren zog. Er nahm sich die Worte seiner Schwester ganz einfach zu Herzen und reagierte so, wie er es auch früher getan hätte, wo er noch nicht so verbittert und aggressiv war. Er nahm es mit Gelassenheit. „Du bist wirklich gerissen, das muss man dir lassen“, sein Grinsen erstarb allmählich, doch wurden seine Mundwinkel sogleich wieder angespannt, als ihm plötzlich eine blöde Idee kam. //Bin mal gespannt, wie er darauf reagiert. Er denkt wohl wirklich, ich könnte ihm keine weiteren Drohungen mehr an den Kopf werfen...//, dachte er belustigt und zog etwas goldenes aus seiner Tasche - und das war ganz bestimmt nicht die Uhr. „Weißt du, ich würde wirklich zu gern wissen, ob nicht doch etwas passiert, wenn ich diesen Pfeil in meine Brust lasse, du nicht auch?“, fragte er ihn und spielte den naiven, unschuldigen Engel. Immer wieder ließ er seinen Finger gegen die Pfeilspitze schlagen, während er dabei auf Akumas Reaktion wartete. Der Dämon blickte misstrauisch zu ihm. ////Was hat er denn schon wieder vor? Er wird doch nicht~//, der Engel spielte mit dieser goldenen Waffe, was ihn zutiefst beunruhigte. //Verdammt! Wieso muss Hitomi ihre Sachen immer rumliegen lassen?!//, verfluchte er den unordentlichen Liebesengel in Gedanken. In dem einen Moment wollte Akuma auf ihn zuspringen und ihm den Pfeil wegnehmen, doch schon im nächsten schreckte er unweigerlich ein wenig zurück, als Tenshi abermals auf die Pfeilspitze tippte. Hin und hergerissen wusste Akuma nicht so recht, was er jetzt am besten tun sollte. Dank dieses inneren Zwiespalts kam er sich wie der letzte Idiot vor und er starrte wütend zu dem Blonden, ballte seine Hände zu Fäusten. "Du bist verrückt, weißt du das? So ein idiotischer Engel wie du, ist mir noch nie untergekommen!", grummelte er mit einem grimmigen Ausdruck auf dem Gesicht. Diese Runde ging wohl an den Engel, doch Akuma war wild entschlossen, sich dafür zu revangieren. Doch um das Ganze noch etwas weiter auf die Spitze zu treiben, setzte er den Engelsblick auf und sah ihn mit großen Kulleraugen an. „Aber Akuma-chan, haben wir denn jetzt unseren Humor verloren?“, er verniedlichte einfach noch seinen Namen, um dem noch die Krone aufzusetzen. Endlich hatte er seinen ersten Triumph erzielt, und vor allem war es sehr interessant zu sehen, dass man ihn mit so einfachen und eher niveaulosen Dingen klein kriegen konnte. Er lächelte nur noch mehr, als sein Gegenüber meinte, er wäre verrückt. Verrückt. Vielleicht stimmte das sogar? Wie normal war er nach diesem schicksalhaften Vorfall eigentlich noch? Er musste zugeben, dass er sich manchmal selbst nicht wiedererkannt hatte. „Also, kommst du nun mit, ja?“, jetzt hatte er sich einigermaßen wieder eingekriegt, doch umfasste er immer noch den Pfeil mit festem Griff. „Komm schon, wenigstens heute. Ich bin total erschöpft und brauch 'ne Pause. Das war viel zu viel für einen Tag. Außerdem könnte ich mal was zwischen den Zähnen gebrauchen, und du hast bestimmt auch noch nichts gegessen, oder?“ Dieser Ausdruck in Tenshis Gesicht hatte ihn schier zur Weißglut gebracht. Er wusste genau, dass er Akuma überlegen war und nutzte dies schamlos aus. Oja, und wenn er sich nicht unter Kontrolle hätte halten können, wäre duch seine dämonischen Kräfte schon das ganze Schulgebäude in Schutt und Asche zerfallen. Doch zumindest sein letztes bisschen Würde wollte er sich noch bewahren und hielt sich zurück. //Was denn! ER braucht eine Pause? ICH bin hier doch das Opfer! Was ist mit meiner Pause und mit meiner Ruhe?!//, fragte er sich in Gedanken, musste sich aber auch eingestehen, dass selbst er langsam Hunger bekam. Resignierend atmete er geräuschvoll aus und fuhr sich mit einer Hand durch sein rabenschwarzes Haar. "Pah! Mach doch, was du willst!", blaffte er schließlich und drehte sich auf dem Absatz um. Der Dunkelhaarige öffnete ein Fenster auf dem Gang, ehe er auf das Fensterbrett sprang, nach draußen blickte, und den Engel nicht weiter beachtete. So hatte Tenshi den Dämon bisher wirklich noch nie erlebt. Dass er das überhaupt schon von sich behaupten konnte, obwohl sie sich gerade mal einen halben Tag lang kannten, war doch irgendwie schon erstaunlich. Aber immerhin wusste Akuma nun in etwa, wie es ihm immer ging, wenn er seine Späße mit ihm trieb. Ob ihm das widerum klar war, konnte er nicht genau sagen, war ihm aber auch ziemlich egal. Er wollte jedenfalls jetzt etwas essen. Die Schnell-Imbiss-Bude, die er vorhin durch seine kleine unfreiwillige Tour entdeckt hatte, wäre jetzt genau das Richtige. Er steckte den Pfeil wieder weg, sah noch einmal zum Dunkelhaarigen und entfernte sich allmählich von ihm. Lieber hätte er jetzt wenigstens für heute eine Art Waffenstillstand gehabt, denn dicke Luft konnte er nun wirklich nicht mehr gebrauchen. Es war an der Zeit wieder die innere Ruhe zu finden, wieder zu dem Tenshi zu werden, den er vor 6 Monaten noch verkörpert hatte. „Und du willst wirklich nicht mit? Ich bezahl auch“, versuchte er es noch einmal und hielt inne, ohne ihn jedoch dabei anzusehen. Hoffentlich interpretierte er da nichts falsches hinein, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass Akuma jetzt lieber allein sein wollte. Währenddessen war Shouta wieder aus der Jungentoilette herausgekommen, seine Mutter, der Schuldirektor sowie die Angestellte, hatten sich bei ihm entschuldigt und erklärt, dass das Feuerzeug seinem Vater gehörte und er es wohl versehentlich in die Jackentasche seines Sohnes gepackt hatte und der Brand deshalb nicht seine Schuld gewesen war. Somit war die Sache erst einmal wieder geklärt. Der Unterricht lief ganz normal weiter und die Anmeldung wurde fortgesetzt. Akuma dachte über dieses Angebot nach, konnte darüber aber nur leise lachen. Tenshi wollte anscheinend einen Waffenstillstand, so vermutete er. Oder war es einer von seinen Tricks? Allerdings machte der Engel nicht den Eindruck auf ihn, dass er einen Hintergedanken bei dem Ganzen hatte. Doch zuckte er nur gleichgültig mit den Schultern, da er sowieso ablehnen würde. "Bist du bescheuert? Ich klau mir natürlich was!", sagte er mit einem frechen Grinsen, als ob er seine Ehre als Dämon bewahren müsste, und warf ihm noch einen letzten Blick über die Schulter zu. Wo kam er denn da hin, wenn er jetzt auch noch gemeinsam mit einem Engel essen gehen würde und dafür auch noch brav bezahlte? Tenshi erwartete eindeutig zu viel gute Taten von ihm. Mit einem Satz sprang er aus dem Fenster und flog los. "Man sieht sich dann Zuhause, nicht wahr? Ach ja, und vergiss nicht, dass Shouta sicher schon vor dir Zuhause sein wird. Also würde ich mir an deiner Stelle nicht allzu viel Zeit beim Essen lassen, sonst könnte mir noch langweilig werden...", gab er mit seinem Dauergrinsen zu verstehen, dass er auch weiterhin nicht von Shouta ablassen würde. Nach dieser letzten Warnung, flog er endgültig davon. Tenshi hatte sich irgendwie schon gedacht, dass er nicht mit ihm mitgehen würde. Schön, dann sollte er es eben bleiben lassen. Konnte ihm doch egal sein. Er warf noch einen kurzen Blick aus dem Fenster, nachdem dieser davongeflogen war und ging dann anschließend die Treppen hinunter. Natürlich war es mehr als bescheuert gewesen, zu erwarten, dass Akuma mal etwas vernünftiges tat. Aber so waren nun mal alle Engel, sie glaubten ständig an das Gute - in jedem Lebewesen - genauso, wie es ihnen ihr Gott immer gepredigt hatte. Endlich in der Imbissbude angekommen, konnte er sich kaum für eine Sache entscheiden. Es gab so vieles, das er sich am liebsten alles auf einmal in den Mund geschoben hätte. Er setzte sich in eine Ecke, die überwiegend von Pflanzen bedeckt war, um nicht so sehr aufzufallen. Schließlich konnte Essen nicht schweben, geschweige denn einfach nach und nach verschwinden. Das mit dem Fahrrad war ja auch riskant gewesen. Sicherlich hatte es einige Menschen gegeben, die verdutzt stehen geblieben waren und das Fahrrad ohne Besitzer gesehen hatten. Eigentlich konnte man ihn schon fast mit einem Geist vergleichen. Die Zeit verging wie im Flug, und als er auf die Uhr sah, stockte ihm mit einem Mal der Atem. Es war schon fast 17.00 Uhr! Shouta war sicherlich schon vor drei Stunden wieder heimgekommen. Gleichzeitig erinnerte er sich an Akumas Worte. „Oh nein!“, er ahnte schlimmes. Hoffentlich ging es Shouta gut. Sofort erhob er sich, bezahlte und stürmte dann nach draußen. Er rannte den ganzen Weg und war deshalb auch völlig außer Atem, als er endlich wieder Zuhause ankam. Behutsam legte er die Hand auf den Knauf und öffnete die Haustür... ~Zeitsprung (vor 3 Stunden)~ Akuma stibitzte sich bei einem Schnellimbiss ein Stück Pizza, setzte sich damit unbeobachtet auf einen Baum im einem der vielen Parks dieser Stadt, und genoss sein kleines Mahl. Hinter dem grünen Blätterwerk konnte er essen, ohne dass irgendein Mensch etwas ungewöhnliches wie eine fliegende Pizza sehen konnte. Währenddessen beobachtete er die Menschen, die durch den Park gingen. Junge, alte, große und kleine. Hier schien ja ein richtiger Treffpunkt für die Menschen zu sein. Doch ihn interessierte das nicht wirklich, weshalb er auch nicht sonderlich lange auf dem Ast sitzen blieb. Stattdessen flog er wieder zurück zum Haus, stieg über die Dachluke ins Innere. Shouta war mit seiner Mutter immer noch nicht zurückgekommen und der Vater schien in die Arbeit gefahren zu sein. Akuma machte sich bewusst, dass es eine solche Stille wie gerade eben jetzt nicht mehr so oft geben würde. Deshalb strich er erst einmal ziellos durch das Haus, sah sich die Zimmer an, wie sie durch die Menschen verändert wurden. Ihm gefiel das alles immer noch nicht, aber was sollte er jetzt schon noch dagegen tun? Er seufzte, ehe er in Shoutas Zimmer ging. Der Junge hatte immer noch nicht alle seine Sachen aus den Kartons ausgepackt. Als der Dämon die Kisten so betrachtete, kam ihm plötzlich eine Idee. Er huschte durch das gesamte Haus und dann in den Garten auf der Suche nach seinen vielbeinigen Freunden - Käfer, Spinnen, Tausendfüßler. Alles, was er an krabbeligen Tieren finden konnte, nahm er mit, ging dann wieder zurück in Shoutas Zimmer und setzte die Tierchen in den Kiste ab, verschloss diese auch wieder. Dann machte er sich noch an Shoutas Schreibtischstuhl zu schaffen, lockerte einige Schrauben, sodass er selbst bei einer kleinen Berührung gefährlich wackelte. Akuma grinste belustigt, als er auch schon unten im Haus die Eingangstüre hörte, ebenso die Stimme von Shouta und dessen Mutter. "Gut, der Spaß kann beginnen", nickte er zufrieden und gesellte sich zu dem Jungen. Allerdings dauerte es eine Weile, bis er sich endlich - auf die Bitte seiner Mutter - auf den Weg in sein Zimmer machte, um seine restlichen Sachen auszupacken. Gezwungenermaßen machte er sich also ans Werk, hob die erste Kiste vom Boden und öffnete sie. Sogleich warf er sie mit einem kurzen Aufschrei von sich, als er das ganze Ungeziefer darin erblickte. Der Inhalt der Kiste verstreute sich über dem Boden, während der Junge zurücktaumelte und über eine Tasche stolperte, welche der Dämon noch schnell dorthin geschoben hatte. Die vielbeinigen Tierchen - nun endlich befreit - krabbelten in alle Richtungen, auch zu Shouta. Dieser wollte sich auf den Stuhl setzen und somit in Sicherheit bringen, welcher allerdings bei der plötzlichen Belastung in sich zusammenbrach. Mit einem lauten Krachen und einem Ausruf der Überraschung plumpste er zu Boden, sah völlig geschockt und desorientiert aus der Wäsche, was den Dunkelhaarigen nun endgültig zum Lachen gebracht hatte. Nachdem Tenshi die Haustür geschlossen hatte, kam Shouta auch schon schreiend die Treppe hinuntergerannt. Er lief in die Küche und achtete nicht darauf gegen wen er dabei lief. „Shouta!“, rief seine Mutter, doch kam jede Warnung zu spät und die beiden stießen mit einem lauten Scheppern zusammen. Die Mutter hatte gerade das teure Porzellangeschirr in der Hand gehabt und nun war nicht mehr viel davon übrig. Überall lagen Scherben auf dem Boden, in die Shouta auch noch teilweise trat, als er versuchte wieder aufzustehen. Der Engel vergrub genervt das Gesicht in den Händen. //Das kann doch nicht wahr sein...//, dachte er und blickte auf, als der Vater noch hinzukam. „Um Himmels Willen!“, begann er. //Ja, das hätte ich auch nicht besser formulieren können//, meinte der Engel still in Gedanken. „Was ist hier los?! Shouta! Was hast du schon wieder angestellt?! Hast du überhaupt eine Ahnung wie wertvoll das Geschirr war?!“, schnaubte er wütend, packte den Jungen grob am Arm und zog ihn richtig hoch. „Dafür gibt es eine Woche Stubenarrest, mein Junge!“, sein Sohn sah ihn daraufhin flehend an. „Meinst du nicht, dass das jetzt ein bisschen zu hart ist? Immerhin war es nur ein Unfall“, mischte sich nun seine Mutter ein. „Zu hart? Dass ich nicht lache! Das ist noch recht großzügig von mir, Hanna. Normalerweise hätte er dafür einen Monat bekommen!“ Erst jetzt viel dem Engel auf, wie streng Shoutas Vater doch war, denn bisher war dieser eigentlich immer recht ruhig und gelassen gewesen, und hatte sich generell stets im Hintergrund gehalten. Wie sehr man sich doch täuschen konnte. „Akuma, was hast du wieder gemacht?“, fragte er ihn, als er ihn schon kommen hörte. Nur dieses Mal hielt er sich zurück und fiel ihn nicht gleich wieder an wie ein wildes Tier. Der Dämon zeigte wieder einmal sein breites Grinsen, als er die Treppen hinunterging und dann auch den Blonden bemerkte. Der Engel hatte sich ziemlich viel Zeit gelassen, wenn man daran dachte, was er in der Zwischenzeit so alles getan hatte. "Ich habe nur ein paar Spinnen ein neues Zuhause gegeben. Wer konnte denn ahnen, dass sich Shouta nicht darüber freuen würde?", sprach er unschuldig. Er sah ihn mit einem Blick an, der so viel bedeutete wie: Selber schuld, wenn du so trödelst und nicht rechtzeitig wieder da bist. Tenshi schüttelte den Kopf. „Mich wundert es, dass du nicht gleich ein paar Krokodile reingesetzt hast“, sagte er daraufhin nur und versuchte das Ganze nicht so tragisch zu sehen. Ändern konnte er an der ganzen Situation eh nichts mehr. Schließlich konnte er nicht die Zeit zurückdrehen und den Schaden ungeschehen machen. Inzwischen war es draußen schon dunkler geworden. Es grenzte wirklich schon fast an ein Wunder, dass er diesen chaotischen Tag bald hinter sich gebracht hatte. Während die Mutter dem Vater nicht weiter widersprach und brav alles auffegte, brachte er seinen Sohn erstmal zurück ins Zimmer, um die ganzen Tiere, von denen Shouta ihm eben noch erzählt hatte, wieder hinauszubringen. Doch ob sie sie alle finden würden? Sicherlich würden sie spätestens in der Nacht merken, ob ihnen nicht doch noch eins ins Bettchen gekrabbelt war. Der Engel streckte sich genüsslich. „Tja, die Pause hat mir halt so gut getan, dass ich völlig die Zeit vergessen habe“, er lachte leise, erschrak dann aber selbst ein wenig, als er merkte, wie ruhig und ausgeglichen er doch gerade war. Akuma war ebenfalls richtig verwundert, dass sich Tenshi nicht mehr darüber aufregte. Immerhin hätte er ihm noch vor einigen Stunden in der Schule den Kopf abgerissen, und dieses Chaos störte ihn nicht? //Was ist denn mit ihm los?//, fragte er sich. Wer konnte Engel schon richtig verstehen? Dennoch wurmte es ihn, schließlich war Tenshi doch sonst nicht so, jedenfalls von dem her, was Akuma bis jetzt von ihm gesehen hatte. Vorsichtig trat er näher an den Engel heran, beugte sich dicht vor sein Gesicht und musterte ihn forschend mit einem undeutbaren Blick. Er sah Tenshi in die Augen und versuchte, in ihnen etwas Aufschlussreiches zu entdecken. Unbewegt stand er einige Sekunden so da. "Sag mal, geht´s dir noch gut? Bist du krank?", fragte er dann misstrauisch. "Können Engel überhaupt krank werden?", setzte er dann noch verwirrt nach. Irgendwie brachte das alles Akuma gerade durcheinander, auch wenn er nicht wusste, warum. "Damit eins klar ist! Der Hund zu deinem 15. Geburtstag ist gestrichen!", konnte man von oben Shoutas Vater schreien hören, der allem Anschein nach immer noch aufbrausend und wohl nicht so schnell wieder zu besänftigen war. Er dachte wohl, sein Sohn hätte diese Viecher mit ins Haus geschleppt, um sie als Haustiere zu halten. Doch das interessierte Tenshi nicht im geringsten. Jedenfalls jetzt nicht. Er musste erstmal die Reaktion seines Gegenübers realisieren. Hatte der Dunkelhaarige denn immer noch nicht begriffen, dass er sich ändern musste, um wieder als vollwertiger Engel akzeptiert zu werden? Und dafür würde er sogar versuchen mit IHM auszukommen, egal wie. Allerdings passte ihm das ganz und granicht, dass der Dämon seinem Gesicht jetzt schon wieder so nahe war. Er hatte dabei so ein komisches Gefühl in der Magengegend und das war alles andere als angenehm. "W-was starrst du denn so? Ich bin nicht krank", doch je länger diese dunkle Augen in seine stachen, wurde ihm zunehmend unwohler. Vielleicht konnte man ja krank werden, wenn man darüber sprach? Als er dann noch die Frage stellte, ob das überhaupt möglich war, setzte sein Gehirn irgendwie aus. //Hä? Keine Ahnung... Ich... Och, jetzt bin ich genauso verwirrt!//, dachte er und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Der Tag hatte ihn wohl mehr geschafft, als er es je vermutet hätte. Akuma sah ihn noch eine Weile so an mit einem leicht zweifelndem Ausdruck im Gesicht. Nicht, dass er Tenshi nicht glaubte. Es beschäftigte ihn wohl eher die Frage, warum er Tenshi überhaupt nach seinem Wohlbefinden gefragt hatte. Was war es sein Problem, wenn dieser Engel nicht ganz bei Sinnen war? Er betrachtete den Engel noch kurz, der nun ebenso verwirrt zu sein schien. Schließlich schloss der Dämon die Augen und wandte sich von ihm wieder ab, schüttelte leicht den Kopf, um all diese Gedanken loszuwerden. Er brauchte unbedingt etwas Schlaf damit er wieder klare Gedanken fassen konnte. Kein Wunder, heute Morgen war er ja durch diese unerwünschten Menschen geweckt und um seinen wohlverdienten Schlaf gebracht worden. Er streckte sich genüsslich und gähnte leicht, als er wieder Richtung Treppe ging, ohne noch ein Wort zu dem Blonden zu sagen. Er sollte diesem Engel eindeutig nicht so viel Beachtung schenken. Heute würde er nicht auf dem Dachboden schlafen, wie er es letzte Nacht getan hatte, denn bei seinem kleinen Rundgang durchs Haus hatte er nämlich bemerkt, dass die Familie auch ein Gästezimmer eingerichtet hatte und das würde er jetzt auch ausnutzen. //Was sollte das denn gerade?//, fragte Tenshi sich und sah ihm noch für eine Weile verwundert nach. Dann zuckte er nur mit den Achseln und machte es sich auf einem Stuhl in der Küche bequem. Ab und zu spürte er den Wind, den Shoutas Mutter machte, wenn sie an ihm vorbeihuschte, viel zu beschäftigt, um überhaupt ans Ausruhen zu denken. Der Engel atmete tief durch, jetzt wo er zur Ruhe gekommen war, fing sein Gehirn gleich wieder an, auf Hochtouren zu arbeiten. Eigentlich konnte ihm dieser Dämon ja sowas von egal sein, aber irgendwie wusste er, dass das so nicht funktionieren würde. Wenn er von nun an hier lebte, musste er ja mit ihm auskommen und da war der Weg der Gleichgültigkeit und Ignoranz auf jeden Fall der falsche. Aber wie sollte man das anstellen, ohne ihm gleich auf die Nerven zu gehen? //Argh! Ich werd' noch wahnsinnig vom ganzen Denken!//, er raufte sich die Haare und warf dann nebenbei einen Blick auf die Uhr. Jetzt hatte er doch tatsächlich Stunden hier gesessen und sich Gedanken gemacht! Dass Shoutas Mutter längst nicht mehr in der Küche herumwuselte, war ihm ebenfalls garnicht aufgefallen. Nun da alle scheinbar schliefen, konnte er sich ja ins Badezimmer schleichen und erstmal ein ausgiebiges Bad nehmen. Als er sich auszog und sich dabei im Spiegel betrachtete, drehte er sich um und sah jetzt zum ersten Mal die 30cm langen Narben auf seinem Rücken, wo vorher seine Flügel gewesen waren. //Ob die verschwinden, wenn ich neue kriege?//, ging es ihm durch den Kopf, bevor er dann behutsam in die Wanne stieg. Er legte sich halb auf die Kante der Wanne und vergrub das Gesicht in den Händen. „Was für ein Tag...“, seufzte er mit gedämpfter Stimme. Und er wusste, es würden noch viele weitere folgen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)