Kuriositätenladen von Morathi (wie es euch gefällt (Sam/Dean)) ================================================================================ Kapitel 1: Sonnenuntergänge --------------------------- Ein "Hallo" an alle ;) Schön, dass ihr reinguckt. Ich bin mal gespannt, wie es euch gefällt. Erst einmal vorweg. JA! Es kann ooc werden ;) UND in den meisten Kapiteln wird es zumindest Sam/Dean-Anspielungen geben. Ich bin nun mal ein Fan *stolzes Fangirl ist* Zudem muss ich sagen, dass Sam und Dean mir leider (oder zum Glück! wer weiß, was ich alles mit denen anstellen würde XD) nicht gehören, sondern Eric Kripke, wie auch der Rest des Supernatural-Universums. Die Ideen dieser Geschichten sind aber alle meine =) Diese OneShot ist schon ein paar Monate alt, aber schlussendlich wollte ich sie doch veröffentlichen. Und weil ich noch eine weitere One Shot und ein Drabble daheim rumliegen habe mache ich einfach einen Kuriositätenladen auf ;) und wie das Wort schon aussagt, sind meine Ideen bisweilen kurios XD zudem werde ich euch nach dem 2. oder 3. Kapitel bitten mir Stichworte zu geben, um das nächste Drabble zu beeinflussen =) Ich hoffe ich schaffe das regelmäßig, aber ich kann es nicht versprechen, da bald alle Vorbereitungen fürs Studium beginnen. Aber genug des Gelabers, viel Spaß uuuuuuuuuuuuuuund ACTION! Sonnenuntergänge Sam liebt Sonnenuntergänge. Sie beruhigen ihn, lassen ihn sentimental werden, erinnern ihn daran, dass er ein Mensch ist. Kein Monster, wie die, die sie jagen. Dean hasst Sonnenuntergänge. Sie machen ihn nervös, lassen ihn sentimental werden, wecken in ihm das Verlangen weiter zu reisen, wie die alten Cowboys weg zu reiten, nur eben in seinem geliebten Impala. Sie erinnern ihn daran, dass er kein normaler Mensch ist, dass Normalität eine Illusion für ihn ist, dass es bald Nacht wird. Sam liebt Sonnenuntergänge. In diesen Momenten lässt die Sonne Deans Haare leuchten, seine Miene wird weich und er ist einfach nur still. Bei Sonnenuntergängen fällt eine Umarmung leichter. Dean hasst Sonnenuntergänge. In diesen Momenten sieht sein Sammy so erwachsen, so groß, so fern aus. In diesen Momenten weiß Dean, dass er für immer verloren ist, dass er Sam will, wie keinen anderen. Bei Sonnenuntergängen genießen sie ein Stück weit die Illusion tun zu können, was sie wollen, unsterblich zu sein. Bei Sonnenuntergängen ist Sam froh, anders zu sein, als alle anderen. Ihre Regeln gelten nicht für ihn. Ihr Leben ist nicht wie seines. Bei Sonnenuntergängen lässt Dean alles zu. Es sind magische Momente, einzigartige Momente. Sie wie es jetzt ist, wird es nie wieder sein. Bei Sonnenuntergängen genießen sie ein Stück ihrer Illusion. Es werden keine Fragen gestellt, keine Antworten verlangt. Es ist einfacher, sich zu berühren, sich tief in die Augen zu blicken. Später wird es ihnen wie ein Traum vorkommen. Etwas, das es nie gegeben hat. Bei Sonnenuntergängen sind sie die einzigen Wesen auf der Erde und ihre Liebe ist unendlich. Kein Dämon, kein Geist kann sie angreifen oder verletzen. Bei Sonnenuntergang war alles anders. Bis zu dem Moment, als sie dem Geist begegneten, der nur bei Sonnenuntergang mordet. Sam stirbt fast, die Magie des Moments verschwindet. Alles ist anders. Keine Sonnenuntergänge mehr, die sie verzaubern. Also keine Blicke, keine Umarmungen mehr. Aber die Gefühle sind noch da, wissen nicht, wohin sie sollen, wissen nicht, was sie sollen. Ängstliche Blicke, knappe Sätze. Alles ist anders. Sie zerbrechen daran. Sam wendet sich der Recherche zu. Und wenn er aufblickt sucht er Frauen, sucht er Männer. Er will Dean nicht verschrecken, weiß aber nicht wohin mit seinen Gefühlen. Er sieht ihn nicht mehr. Dean beobachtet Sam. Er beobachtet ihn im Impala, durch den Rückspiegel, hinter dem Laptop, in der Kneipe. Sam ist der Magnet, seine Augen werden angezogen. Würde Sam ihn nur einmal ansehen, er würde die Verzweiflung, die Liebe, die Angst und die Wut erkennen. Aber er sieht ihn nicht an, blickt immer nur zu anderen. Dean weiß, dass er verloren ist. Er will nur Sam. Will ihn für sich. Will ihn einsperren, will niemanden zu ihm lassen. Aber er bleibt stehen, sieht zu, beobachtet nur. Dean ist eifersüchtig. Sam verletzt sich selbst. Alles ist anders. Sie entfernen sich voneinander. Dean ist egal, was sein Blick zeigt, er sieht nur noch Sam. Alles ist egal, denn er ist schon zerbrochen. Dean sagt, er liebt ihn. Sie sind auf der Jagd, der Feind ist stark. Dean ist alles egal. Er wird sowieso sterben. Alles ist egal, außer Sam. Aber der sieht ihn nicht an. Sah ihn nicht an, bis jetzt. Was er gesagt habe. Sams Blick ist ausdruckslos, so untypisch für ihn. Er mache einen Fehler, wenn er es noch einmal sagen würde. Dean will sich zurückhalten, sich umdrehen, es abwinken. Er sagt es noch einmal. Er solle keine Witze reißen. Sams Stimme zittert, sein Blick ist unstet. Dean hat schon lange keine Witze mehr gerissen. Er blickt Sam stumm an, zeigt ihm all seine Gefühle, zeigt ihm sein Innerstes. Es ist wieder die Zeit des Sonnenuntergangs. Hier, mitten in einem alten, verfallenen Haus, mitten in der Nacht. Sam muss nichts sagen. Sam ist wieder Sam. Sein Blick voller Gefühl, sein Körper voller Sehnsucht nach einer Berührung. Zur Hölle mit den Dämonen, den Geistern, der Nacht und dem Tag. Niemand wird sie aufhalten, niemand wird sie stören. Sie sind unsterblich, denn Sonnenuntergang ist, wann sie wollen. Sam liebt Sonnenuntergänge und Dean sieht nur ihn. The End ;) Ps. Kommentare und konstruktive Kritik sind mir natürlich immer willkommen ;) Kapitel 2: Zwei Seelen ach, wohnen in meiner Brust -------------------------------------------------- Hallo =) Diesmal gibts nur eine kleine Vorrede: 1) Sam und Dean gehören Eric Kripke, die Idee hier mir. 2) dieses Kapitel beinhaltet kein Wincest und ist ansonsten auch eher ungewöhnlich ;) aber traut euch und lest selber ^^ Viel Spaß! Zwei Seelen ach, wohnen in meiner Brust Xavier. Xavier ist mein Name. Ein Name wie jeder andere. Schall und Rauch. Und inzwischen kann sich auch niemand mehr an ihn, niemand mehr an mich erinnern. Jedenfalls nicht so, wie ich früher war. Früher, vor diesem schrecklichen Erlebnis, das mir ein zweites Wesen geschaffen hat. Dieses Wesen sperrt mich ein, tief in seinem Inneren, lässt mich hilflos zusehen, was es anrichtet in dieser Welt. Eigentlich habe ich diese Welt nie gemocht. Sie war nie besonders nett zu mir. Ich hatte eine Frau, psychisch ein Wrack. Mein Sohn ebenfalls. Ich hatte kaum Geld und wohnte tief im Wald in einer Siedlung. Ich wurde in einer Mine in der Nähe eingestellt und überlebte soweit. Das Essen reichte für Nahrung, Kleidung und ein Dach über den Köpfen meiner Familie. Die Bewohner des Dorfes hielten zusammen, schlossen meine Frau und meinen Sohn in der Gesellschaft mit ein. Ich bin abends oft mit ein paar Männern einen trinken gegangen. Keine Freunde, aber man trank, man redete. Und je mehr man trank, desto mehr redete man. Und man prügelte sich. Aus nichtigen Gründen, ließ Frust ab, beruhigte sich und trank weiter. Es war ein ruhiges Leben. Es war okay. Aber zu dieser Zeit mochte ich es nicht. Ich empfand es damals als langweilig und eintönig. Nichts erweckte meinen Ehrgeiz. Doch aus heutiger Sicht war es perfekt für einen Mann wie mich. Und ich hatte viel Zeit darüber nachzudenken. Immer wenn dieses Monster seinen Winterschlaf hält. Nur dann habe ich die Ruhe über alles nachzudenken, mir auszumalen, wie mein Leben weiter gegangen wäre, wäre die Mine nicht eingestürzt, wäre ich nicht zu einem Monster geworden. Zu einem Wendigo. Woher ich weiß, wie dieser zweite, dieser widerwärtige Teil von mir heißt? Ein Jäger hat uns einmal so genannt, bevor wir ihn zerfetzt haben, bevor er ihn zerfetzt hat. Ich kann in solchen Momenten nichts tun, außer zuzusehen. Wie oft habe ich schon versucht ihn aufzuhalten, habe ihn angebrüllt, versucht unseren Körper zu beherrschen. Doch nichts geht, ich habe keinerlei Kontrolle über ihn. Nur wenn er schläft habe ich ein wenig Ruhe. Ruhe, aber keine Kontrolle. Und so habe ich aufgehört mich zu wehren. Ich bleibe stumm und leide. Die Augen kann ich nicht davor verschließen. Wie oft habe ich mir gewünscht, dass es jemand schafft uns umzubringen. Aber mein Überlebensinstinkt ist ebenso groß. Unterbewusst wehre ich mich gegen den Tod. Wenn das nicht so wäre, hätte ich mich damals wohl kaum von den Männern, mit denen ich ansonsten ein Bier trinken war, ernährt, wäre ich wohl kaum zu diesem Wesen geworden. Ein Monster, das, nachdem es sich befreit hatte aus den Trümmern, zu meinem Heimatdorf lief und es ausrottete. Ich sehe noch meine Frau vor mir, kurz bevor sie in Stücke gerissen wurde. Ihre Augen zeigten keine Angst, nur Trauer. Wusste sie, dass ich es war? Konnte sie mich erkennen? Alle anderen, auch mein Sohn, hatten Angst. Eine zerstörende, eine fesselnde Angst. Nun sind sie alle tot. Durch mich, durch ihn. Und jetzt ist es wieder soweit. Der Wendigo sucht seine Nahrung, will sich einen Vorrat anlegen und ich kann wieder nur zusehen, spüre das Adrenalin, die Anspannung, die Freude. Es sind Camper diesmal, junge Burschen. Sie ahnen nichts böses, vergessen aber auch die Gefahr der Grizzlybären. Sie wollen nur ihren Mut beweisen, ein Abenteuer erleben. Es ist ein Spiel für ihn, für uns. Wir müssen uns nicht anschleichen, sind sowieso zu stark. Aber wir tun es, wollen unsere Opfer vor Furcht zittern sehen, wollen die Panik in ihren Blicken entdecken. Den ersten frisst er sofort, den zweiten Mann erst ein paar Tage später. Den dritten will er sich aufheben, ein klein wenig noch. Ich werde unruhig. Irgendetwas wird passieren, da bin ich mir sicher. Er merkt nichts, lässt sich nur von seinen Instinkten leiten. Direkt zu weiteren Menschen. Eine Frau und vier Männer. Sie sind schlau, sie erschaffen einen Bannkreis, lassen uns nicht näher, fallen nicht auf uns herein. Nur der Älteste verliert irgendwann die Geduld, bricht aus der sicheren Zone aus. Das Monster will spielen, lockt die übrigen weg, bringt sie auf die richtige Spur. Er will spielen, ich sehe zu. Hilflos, aber diesmal nicht teilnahmslos. Ich bin nervös. Etwas ist anders. Zwei der Männer wissen Bescheid, sehen sich mit wachen Augen um, wissen nach was sie suchen müssen. Aber einen von ihnen können wir entführen, zusammen mit der Frau. Sie sollen den Rest anlocken. Also verstecken wir uns, warten gespannt, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Er will fressen, ich weiß, dass sie Jäger sind. Sie finden sich, sie befreien sich. Und sie trennen sich. Das Monster wird provoziert, ich kann nichts dagegen machen. Doch dann riecht er, dass die, die still sind, zu mehreren sind, und folgt ihnen. Sie sitzen in der Falle, wir wollen weiter spielen. Ich spüre die Gefahr, kann es nicht weitergeben, es ihm nicht mitteilen. Doch plötzlich ertönt eine Stimme hinter uns. Wir drehen uns um, sehen in ein hochkonzentriertes Gesicht, müde und wütend. Dann sehen wir nur noch rot. Rot. Heiß. Wir verbrennen. Das Monster hat Angst, verschwindet langsam. Nur ich bin übrig. Ich und ein Gedanke. Ist es gut so, wie es ist? Ende Ps. Ich mag Xavier, irgendwie ;) Und ja, das ist die Szene aus der 2. Folge, 1. Staffel. Und wie wars? bis bald ;) Kapitel 3: Axt-Sonne-treten-lügen --------------------------------- HI =) Das nächste Kapitel ist ein Drabble mit den Stichworten Axt, Sonne, treten und lügen. 1) Sam und Dean gehören immer noch nicht mir, sondern Eric Kripke. Ich verdiene hiermit kein Geld, sondern mache das zum Vergnügen. 2) enthält Sam/Dean: don't like, don't read und jetzt viel Spaß beim Lesen ^^ Axt – Sonne – treten – lügen "Was zum Teufel willst du damit?" Entsetzt starrt Dean Sam an. Der hält seine brandneue Axt in den Händen. Gerade erst gekauft und er stolz drauf. Sie passt so gut zu ihm. Sie sieht, im Gegensatz zu fast allen anderen Waffen, nicht aus wie ein Messerchen in seinen Händen. Sie ist groß. "Riesig. Sie ist riesig!", meint Dean. Eine richtige Mörderaxt eben. Und total unpraktisch. "Wenn du die mit dir rumschleppst kriegst du es sofort ins Kreuz. Außerdem kann man die nicht einfach so benutzen. Die schlägt ja Furchen in den Asphalt mit diesem Gewicht! Viel zu unpraktisch." Zusätzlich sieht er dieses Monstrum weder gerne in Sams Händen, noch in seinem Kofferraum. "Da senkt sich ja das gesamte Hinterteil meines Babys. Und wenn das da einmal verrutscht, ist alles kaputt." Doch Sam bleibt störrisch. Er liebt sein neues Spielzeug. "Ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du den Kofferraum besser aufräumen sollst! Dann kann da auch nichts verrutschen." "Dann will ich dir mal was sagen:" Es sieht ein wenig lächerlich aus, wie Dean so vor Sam steht, die eine Hand in Lehrermanie erhoben, die andere in die Hüfte gestützt, während sein gegenüber eine Mörderaxt festhält. "Erstens herrscht bei mir Ordnung. Meine Ordnung! Ich finde alles wieder. Und zweitens macht das da immer etwas kaputt. Ob festgebunden, oder nicht. Und du weißt doch, Sammy, mein Auto, meine Regeln!" "Kontrollfreak!" Wütend stapft Sam, immer noch die Waffe in der Hand, von Dean und dem Impala weg. Die erschrockenen Gesichter der Leute um ihn, ignoriert er einfach. Sein Bruder sieht ihm frustriert nach. Wieso will er es nicht verstehen, dass er mit der Axt mehr wie dieser Wahnsinnige aus „Freitag der 13.“ aussieht. Und damit kann er höchstens ein paar arme Menschen erschrecken. Dämonen, Geister und Monster wird das nicht sonderlich beeindrucken. Vielleicht, überlegt er sich, hätte er den Jüngeren nicht mit einem "verunsicherten Rehkitz" vergleichen sollen. Er weiß, dass sein Bruder mit diesem eigentlich keine Ähnlichkeiten hat. Im Gegenteil, er kann sogar sehr angsteinflößend sein. Aber manchmal, nein, öfters, läuft er herum, als würde er die ganze Welt fürchten. Frustriert tritt Dean gegen einen Stein am Rand des Parkplatzes. Die Wut verraucht jedoch sofort wieder und er blinzelt seufzend in die blendende Sonne. Seine einzige Hoffnung ist, dass Sam sich bald wieder fängt, sein Mordwerkzeug wenigstens gegen eine kleinere Axt eintauscht und zu ihm zurückkommt. Mit einem weiteren Seufzer lässt er sich auf den Fahrersitz seines Babys fallen, holt eine aktuelle Zeitung von der Rückbank und beginnt nach potentiellen Fällen zu suchen. Er ist so versunken in seine Recherche, dass er weder mitbekommt, wie Sam zurückkommt und schnell die Axt im Kofferraum verstaut, noch, wie er sich zu ihm in den Impala setzt. Erst eine Hand auf seiner Schulter und sein eigener Name lassen ihn aufschrecken. "Dean? Alles okay mit dir?" Einen Moment lang sieht ihn der Angesprochene nur perplex an, ehe er mit seinen Gedanken ganz in der Gegenwart zurück ist. "Sam!" Er freut sich, dass sein kleiner Bruder, sein Freund, wieder zurück bei ihm ist. In einer fließenden Bewegung zieht er Sam zu sich hinunter und küsst ihn kurz, ehe er ihm die Zeitung vor die Nase hält. "Sieh mal! Das sieht nach einem Fall für uns aus. Hunderte Menschen sehen jeden Tag, seit zwei Wochen, dasselbe Mädchen sich ein Hochhaus hinunterstürzen. Aber sie kommt nie unten an. Und sie …" Dean stoppt plötzlich, sein Blick wird misstrauisch, während Sam verwirrt ist und nervös wird. "Wo ist die Axt?", kommt es scharf von dem Älteren. "Ich hab sie gegen eine kleinere eingetauscht und diese schon im Kofferraum verstaut.", lügt Sam, den Blick fest auf den anderen gerichtet, der ihn immer noch skeptisch betrachtet. "Auch wenn es eine Schande ist. Die war aus reinem Eisen. Das hält zwar nicht soviel wie Metall aus, ist aber perfekt gegen Geister." Er sieht so enttäuscht aus, dass Dean ihm vorerst glaubt. "Keine Sorge, Sammy, du bist auch so beeindruckend genug. Und ich mag es lieber wenn du nicht aussiehst wie Jason." Noch bevor Sam anfangen kann auf diese Aussage hin zu schmollen, fährt er schnell fort. "Natürlich siehst du um einiges besser aus und bist kein wahnsinniger Untoter." "Kein Untoter, aber wahnsinnig schon, oder wie?" Sam kann nicht anders, als zu lächeln. Nach einem weiteren Kuss startet Dean den Impala und sein Bruder macht es sich auf dem Beifahrersitz so gemütlich, wie möglich. Mit leichten Gewissensbissen denkt er an die Axt im Kofferraum und daran, dass Dean sie spätestens beim nächsten Motelstop entdecken wird. Jetzt kann er nur noch hoffen, dass er diesen entweder mit seinem Reh-, oder seinem Mörderblick überzeugen kann. Eine Hand, die sich plötzlich auf sein Knie legt, als wäre das ihr Stammplatz lässt ihn sich sicher werden, dass er ihn schon irgendwie rumkriegen wird. Also bleibt ihm nur noch zu beten, dass im Kofferraum alles heil bleibt. Ende Ps. Ich hoffe es hat euch gefallen =) Kapitel 4: Zahnputzbecher - Fußball - Lotosblüte - rutschen ----------------------------------------------------------- Hallo an alle Leser ^^ Diese Stichworte hat mir mein Bruder gegeben, weshalb ich zwei unterschiedliche Versionen entworfen habe. Diese hier ist schon lange kein Drabble mehr, sondern eine Kurzgeschichte und ohne Slash. Dean und Sam gehören weiterhin Eric Kripke, die Idee der Geschichte mir und ich verdiene kein Geld damit, sondern mache das auch reinem Vergnügen :P Ich werde nicht anfangen mit solchen Drohungen wie "wenn ihr keine Kommentare schreibt, lad ich nichts mehr hoch!", aber ich fände es ganz nett, wenn ihr hin und wieder eure Meinung sagt. Ein kleiner Motivationsschub, könnte man sagen ;) Und jetzt viel Spaß beim Lesen! Zahnputzbecher – Fußball – Lotosblüte – rutschen "Dean!" Ein Schrei durch die morgendliche Stille. Der Angesprochene murrt nur, zieht das Kopfkissen über sein Gesicht, blendet alles aus. Der Ruf seines Namens wiederholt sich im einschläfernden Intervall. Fast hätte das auch funktioniert, würde ihm dieser penetrante Störfaktor nicht die Decke klauen. Dean rollt sich von der Quelle des Lärms weg, fällt von dem Bett, würde selbst auf dem Boden weiter schlafen. Aber dann kommt diese Behauptung. Diese absurde Behauptung und er kann nicht anders, als die Augen verschlafen zu öffnen. "Dean. Hast du meine Zahnbürste benutzt?" "Häh?", ist die geistreiche Antwort. Soll das ein Scherz sein? Wegen solch einer Anschuldigung weckt er ihn? Doch Sam sieht ihn auch weiterhin anklagend an, so dass er sich gezwungen sieht weiter zu artikulieren: "Was soll ich mit deiner Zahnbürste?" "Du sollst damit gar nichts. Aber du hast dir mit ihr die Zähne geputzt. Eine Tätigkeit, falls es dir entfallen ist, die man im Allgemeinen mit der eigenen macht." Der Beschuldigte ist fast zu verschlafen, um seinem Bruder zu folgen. Aber nur fast. "Ich hab sie nicht benutzt!" Er erinnert Sam an ein kleines Kind, aber jetzt stimmt ihn das auch nicht gnädiger. Bei dem ganzen Chaos, was sie Tag für Tag umgibt ist ihm die Ordnung gerade bei so alltäglichen Dingen besonders wichtig. "Meine Zahnbürste ist blau, deine grün und meine steht immer in dem rechten Zahnputzbecher. Gestern Abend tat sie das auch noch. Heute stehen beide im linken. War das jetzt detailliert genug für dein alkoholisiertes Hirn?" "Hey!", erklingt es von seinem angeschlagenen Bruder. "Was denn?", fährt Sam auf, "Ist doch wahr! Wer lange feiern und saufen kann, sollte auch früh aufstehen können." "Falsch, Sammy.", Dean erhebt sich langsam vom Boden, "Derjenige sollte lange schlafen dürfen. Und du machst das ganz genauso, wenn du alle hundert Jahre mal trinken gehst." Der Jüngere spart sich jeden weiteren Kommentar. Sein Interesse, sich voll laufen zu lassen, ist nun mal nicht so groß, obwohl er jedes Recht darauf hätte. Aber Alkohol löst eben keine Probleme. In Sams Fall denkt er sogar nur noch mehr über das nach, was ihn gerade beschäftigt. Also lässt er es lieber gleich. Außerdem muss er es sich wirklich nicht antun zuzusehen wie Dean jeden Abend eine andere Frau abschleppt und er dann wie bestellt und nicht abgeholt alleine an dem Tisch sitzen bleibt, bis es ihm zu blöd wird. Auf eine X-beliebige Frau hat er nämlich auch keine Lust. Aber finde mal in diesen Bars eine Frau, deren IQ nicht unter der Gürtellinie liegt. Gut, vielleicht ist Sam momentan etwas diskriminierend und verallgemeinernd, aber das ist ihm egal. Er stampft zurück in das Badezimmer und besieht sich seufzend die blaue Zahnbürste. Eigentlich ist das ja nur sein Bruder, der sie einmal mitbenutzt hat und er sollte froh sein, dass dieser sich nachts überhaupt ein bisschen gewaschen hat. Er hätte ihn heute Morgen ja auch mit einer wahnsinnigen Fahne begrüßen können. Aber in solchen Dingen ist er eben penibel. So ein Verhalten nervt ihn. Oder ist es so verwerflich eine eigene Zahnbürste zu wollen? Mit einem Augenrollen über seine Selbstgespräche greift er doch zu seiner Bürste und entscheidet gleich im nächsten Supermarkt eine neue zu kaufen. Es wurde sowieso Zeit für eine andere. Jedenfalls würde Jessica das sagen. Sie hatte immer darauf geachtet, während ihm die Idee meist erst dann kam und kommt, wenn die Borsten bereits total verbogen sind. Und Dean ist da genauso schlimm. Noch während er sich so frisch macht, geht die Badezimmertür auf, sein Bruder huscht halbnackt an ihm vorbei und springt unter die Dusche. Seine Boxershorts segeln hinter dem Vorhang hervor genau a uf Sams Kopf, der sich gerade zum Waschbecken heruntergebeugt hat. Fassungslos sieht er das Stück Wäsche an, eher er es kommentarlos zu Boden fallen lässt. Er hat nicht vor noch eine sinnlose Diskussion mit Dean über etwas zu führen, dessen er sich nicht bewusst ist. Aber da fängt dieser hinter ihm auch schon an zu sprechen: "Hast du die Angst vor meinen Keimen überwunden?" "Mein Dämonenblut vernichtet sowieso alles, sei unbesorgt." Sam kann sogar selber über diesen Witz lachen, genauso wie der Ältere. Nebenbei meint dieser: "Vermutlich ist das Verfallsdatum von den Dingern eh abgelaufen, so wie die aussehen. Wir holen nachher neue." Sam grinst kurz in Richtung Dusche und verzieht sich dann kommentarlos aus dem Bad. Dean entschuldigt sich nicht gerne, aber noch weniger mag er Reaktionen auf seine eigenwilligen Entschuldigungen. Solange sein kleiner Bruder nichts sagt, weiß er, dass sie angenommen wurden. Endlich kann er beruhigt das Wasser anstellen. Frustriert stellt er fest, dass wohl keine anderen Temperaturen als arschkalt und siedend heiß funktionieren. Fluchend lässt er die Kälte über sich ergehen. Aber so ist er wenigstens vollständig wach. Gerade als er aus der Dusche steigt ertönt wieder einmal ein lautes "Dean!". Und kurz darauf folgt ein "Das musst du dir ansehen, Dean. Dean!" "Ja, ja." Hastig zieht er sich ein paar frische Boxershorts über, die er mitgenommen hatte, und stürmt heraus. Sam sitzt gebannt vor dem Fernseher. Es laufen die Nachrichten. Ein Mann mit ernstem, aber leerem Gesicht erzählt irgendetwas. Hinter ihm ist ein Bild von einer Prügelei zu sehen. Lange braucht Dean nicht, um dahinter zu kommen. Eine ganze Stadt scheint dem Wahnsinn verfallen zu sein. Es begann mit unverständlich vielen Fällen von Untreue, was in Schlägereien und Massen-Orgien ausartete. Zudem begannen die Menschen bei lebendigem Leibe zu faulen. Die Jahreszeiten wurden durcheinander geworfen.Es war Frühling, Sommer, Herbst und Winter gleichzeitig, manche Bewohner alterten unglaublich schnell, andere wurden mit jedem Tag immer jünger. Niemand kann sich der Stadt auf Land- und Luftlinie auf weniger als zweihundert Meter nähern, ohne selbst von dem Wahnsinn befallen zu werden. Es gibt Videoaufnahmen, wie die Bewohner Häuser einreißen, sich Arme abkauen und gemeinsam tanzen und lachen. Fassungslos blickt Dean auf seine Uhr. "Vergiss es, Dude. Wir haben nicht den ersten April. Das habe ich schon überprüft. Außerdem bringen sie es auf jedem Kanal in dauerhafter Wiederholung." Diese paar Sätze sind fast zu viel für Sams Stimme, die nicht viel mehr als ein entsetztes Krächzen ist. "Was zum Teufel ist das? Es erinnert mehr an einen schlechten Zombiefilm, als an alles, was wir bisher gejagt und gesehen haben." Diesmal zuckt der Jüngere nur mit den Schultern. "Es ist aber mit hundertprozentiger Sicherheit ein Fall für uns." "Und jeden anderen Jäger auf der gottverdammten Welt." Na immerhin ist sein Sarkasmus nicht verloren gegangen. "Wir sollten es trotzdem versuchen. Oder sollen irgendwelche Pfuscher alles noch schlimmer machen?" Typisch Dean. Sam kann nicht widersprechen. Kein Argument würde gelten. Erst recht nicht, dass sie beide gesucht werden. Also packt er gott-, beziehungsweise deanergeben seine Tasche. Noch ein kurzer Stopp beim Diners und beim Supermarkt und sie sind auf dem Weg. Während der Fahrt müssen sie feststellen, dass die Menschen makabererweise zu den schrecklichsten Ereignissen hin strömen, anstatt möglichst weit weg. "Ist das Schadenfreude, oder sind die alle besessen?" Sam ist schockiert, während Dean die Menschenmassen mit Zombies vergleicht, die sich in Filmen schließlich auch immer nur an einem Ort versammeln. Die Straßen sind voll, es gibt kein Vor und kein Zurück. So braten die beiden stundenlang in einem landesweiten Stau in ihrem Auto. In der Zwischenzeit durchforsten sie alle erreichbaren Quellen. Bobby rufen sie auch an. Dieser ist gerade noch dabei sich durch seinen Bücherstand zu lesen, bevor er losfahren will. Und eine Idee hat er schon. "Das hört sich nach einer Vielzahl von Dämonen an. So als hätten sie alle diese eine Stadt zu ihrem Nest erklärt und jeder trägt seinen Teil zu dem Chaos bei." In ihren eigenen Lektüren entdecken sie Gemeinsamkeiten mit asiatischen Dämonen. Aber sie würden diesen Verdacht nur mit gefälschten Namen unterschreiben. Trotz allem bleibt der Gedanke penetrant in ihrem Hinterkopf. Und als sie nach Stunden einen asiatischen Mönch geduldig am Straßenrand stehen und warten sehen, genügt ein Blickwechsel zwischen ihnen und Dean hält an. Mit einem freundlichen Lächeln und einer Verbeugung lässt der Mann in dem knallig orangen Gewand sich geschmeidig auf die Rückbank gleiten. Der ältere der Winchester-Brüder würde am liebsten sofort mit der Tür ins Haus fallen, aber Sam bedeutet ihm mit einem Blick zu schweigen und sich auf die Straße zu konzentrieren. Höflich stellt er sie beide vor und bietet Kao, wie sie erfahren, einen Schluck Wasser an. Natürlich enthält das Weihwasser. Aber ohne mit der Wimper zu zucken trinkt dieser und gibt die Falsche zurück. Erstaunt stellt Sam fest, dass Kao trotz des vielen Stoffs und der brütenden Hitze kein bisschen schwitzt. Gerade als er beginnen will den Mönch auszuhorchen richtet dieser das Wort an sie beide: "Entschuldigt bitte, dass ich mich so direkt an Sie wende, aber mir bleibt nicht viel Zeit. Und Sie scheinen mir die Richtigen als Unterstützung zu sein. Auch wenn die mit diesem Weihwasser nicht gegen unsere Dämonen ausrichten können." "Ha!" Sam zuckt aufgrund von Deans Aufschrei zusammen. "Ich wusste doch, dass wir ihn gleich darauf hätten ansprechen sollen!" "Ja, ja." Sein kleiner Bruder verdreht die Augen und sieht den Mönch schließlich neugierig und scharf an. Dieser scheint alterlos zu sein. Er könnte ihm irgendein Alter zwischen zwanzig und vierzig, vielleicht sogar fünfzig nennen und er würde es ihm glauben. "Wir hatten bereits den Verdacht, dass es sich um eine Vielzahl von asiatischen Dämonen handelt, aber da wir uns auf dem Gebiet nicht auskennen, waren wir uns nicht sicher. Bis jetzt. Sind sie also die Rettung?" Kao scheint nur aus einem sanften Lächeln und innerer Ruhe zu bestehen. "Und Sie sind Jäger?" Er braucht keine Bestätigung von ihrer Seite, ist es doch offensichtlich für ihn. "Ich weiß, wie es zu diesem Chaos gekommen ist und wie man es hoffentlich beendet kann. Allerdings benötige ich dafür Unterstützung, mindestens in Form eines Autos." "Da sind Sie bei uns ja genau richtig. Und wenn wir schon miteinander arbeiten, wie wäre es dann mit einem Du?", lässt Dean verlauten. Ihm ist dieser höfliche Ton unangenehm. "Ebenfalls." Wieder dieses Lächeln, dann wird er ernst. "Wie ist es denn nun dazu gekommen?" Jetzt ist der kleine Bruder der ungeduldige von ihnen. "In meiner Religion und in meinem Land gibt es viele Dämonen. Sie haben nicht alle Namen, viele sind eher wie Tiere, ohne Denken und Intelligenz. Sie zerstören nur, werden jedoch auch sehr leicht kontrolliert. Wo Schmerz und Leid, aber auch Hass herrschen, versammeln sie sich, entstehen sie. Es gibt Geisterdämonen, aber auch richtige Wesen. Diese können mit einer normalen Waffe getötet werden, wenn man stark genug ist. Mit Bannkreisen kann man sie aufhalten und zum Teil vollständig vernichten. Es gibt keine übliche Hölle, sondern vielmehr das Nirvana. Und die Wiedergeburt. Die meisten Dämonen besitzen lediglich den Wunsch nach Chaos, nicht aber nach Weltherrschaft. Es ist auf alle Fälle ein sehr kompliziertes Gebiet. Dabei glauben sogar die meisten Menschen bei uns an sie, nicht wie hier nur wenige. Vor vielen Jahren wurde eine Stadt bei uns in den Bergen ausgerottet. Es wurde Räubern die Schuld gegeben. Aber tatsächlich war es eine Armee von fehlgeleiteten Menschen voller Hass. Zum größten Teil Soldaten, weshalb das Geschehen anderen zugeschoben wurde. Diese Krieger hatten kaum mehr etwas menschliches an sich und arbeiteten mit anderen Dämonen unter dem gefährlichsten und höchsten. Dieser hatte seinen Spaß am Sammeln von reinen Seelen entdeckt und deshalb ein Heer zusammengestellt. Er hat dieses Dorf ausgewählt, weil die Bewohner dort noch sehr im Einklang mit der Natur gelebt haben. Der einzige, nicht traditionelle Sport war zum Beispiel Fußball. Und von dem erfuhren sie nur durch einen der seltenen Wanderer. Kein Fernsehen und noch nicht einmal ein Telefon. Weshalb ihnen auch niemand zur Hilfe eilen konnte. Außer einem Mann sind alle gestorben. Dieser eine hat mir letzter Kraft und der Hilfe eines Halbdämons der Armee und ihrem Führer, Aoi Youkai, dem blauen Dämon, schweren Schaden zugefügt und mit einem Bannkreis eingeschlossen. Den Rest seines Lebens hat er darauf verwendet diesen Bann aufrecht zu erhalten und ein paar Auserwählte als seine Schüler auszubilden. Niemand weiß, warum er sie nicht vernichtet hat. Vielleicht hat seine Kraft nicht gereicht, vielleicht wusste er nicht, wie. Oder es war Teil des Paktes mit dem Shiroi Yama no Hanyou, dem Halbdämon des weißen Berges. Es heißt er sei der Schüler, Bruder und Geliebte des Aoi Youkai gewesen, bevor dieser wahnsinnig wurde. Und deshalb wollte er ihn zwar aufhalten, aber nicht töten. Als der Shiroi Yama no Hanyou letztes Jahr im Kampf starb bekam der Bannkreis Risse und der Mann, der überlebte, Kenshiki-sensei, war anscheinend völlig aufgelöst. Vor drei Tagen wurden er und seine Schüler dann grausam ermordet und die Dämonen konnten fliehen. Als klar wurde, dass sie in diese Richtung hier, über den Kontinent hinaus, gemeinsam geflohen sind, wurde ich losgeschickt, um sie zu vernichten. Aber leider haben sie schon ein ganzes Stück Arbeit geleistet." Nach diesem Redeschwall ist Kao erst einmal still, scheint sich und seine Aufruhr wieder zu beruhigen. Dean ist geplättet. Sam auch, aber vor allem begeistert. Das ist detaillierter als jedes Buch. Sein Bruder aber ist noch nicht zufrieden. "Wer bist du, dass du das alles weißt und solch einen Auftrag bekommst?" Wieder vollkommen gelassen kommt die Antwort: "Mein Sensei war sehr eng mit Kenshiki-sensei befreundet und weiß recht viel von all diesen Ereignissen. Durch den Tod seines Freundes fühlt er sich jedoch zu schwach für den Kampf. Ich bin sein bester Schüler und wurde deshalb eingeweiht. Nur ich kann alle erforderlichen Sprüche habe habe die notwendigen Voraussetzungen." "Aha." Stille. Es fängt plötzlich an zu gewittern. Die Regentropfen prasseln so laut auf den Impala, dass jeder von ihnen eine Denkpause bekommt. Vor allem Sam und Dean müssen das Gesagte erst einmal verarbeiten und schlucken. Die ganze Geschichte ist eigentlich so abstrus, dass sie es für einen Witz halten könnten. Aber was sie im Fernsehen gesehen haben ist noch viel kranker, also glauben sie Kao. Versuchsweise. Erst als sich das Unwetter etwas beruhigt hat, spricht der jüngere der Brüder die wichtigste Frage aus: "Wie besiegen wir sie?" Kao macht den Eindruck, als wäre er gerade aus einer Trance aufgewacht. Langsam öffnet er die Augen. "Mit der Lotosblüte." "Wie? Mit einer Lotosblüte? Wedeln wir mit der vor den Dämonen rum, oder wie?" "So ungefähr." "Und wieso ausgerechnet eine Lotosblüte?" "Sie ist ein Symbol für Reinheit, Treue, Schöpferkraft und Erleuchtung. In China wird sie auch mit Liebe und einer guten Ehe in Verbindung gebracht. Das erste Haus der Andacht in Indien wurde unter anderem in Form dieser Pflanze gebaut." "Was ist das erste Haus der Andacht?" "Ein Sakralbau für die Anhänger aller Religionen." "Na das ist ja mal eine Überraschung.", staunt Sam. Alle Religionen unter einem Dach? Kaum vorstellbar. "Mit der Lotosblüte und allein ihrem Zeichen kann man ganze Plätze vom Bösen reinigen. Aber um das zu schaffen muss man selbst aus reiner Absicht handeln und Eigenschaften besitzen, die den Lotos ausmachen. Es ist ein sehr mächtiges Mittel und Symbol und deshalb sehr schwer zu handhaben. Aus diesem Grund brauche ich euch. Ihr könnt mir bei den Vorbereitungen helfen." Der Mönch lehnt sich zurück, schließt die Augen und atmet ein paar Mal tief ein und aus. Dann richtet er wieder sein Wort an die beiden. "Ich stelle es euch natürlich frei, wieweit ihr mir helfen wollt. Ich bitte euch jetzt aber mich ein wenig zu entschuldigen. Ich muss mich konzentrieren und meine Kraft sammeln. So lange in eurer Sprache zu sprechen ist sehr anstrengend." "Woher kannst du überhaupt Englisch?", platzt es aus Dean heraus, der den mahnenden Blick vom Beifahrersitz ignoriert. Aber andererseits hat sich der andere diese Frage auch schon länger gestellt, also bleibt sein Protest schnell auf der Strecke. "Ich hatte eine gute Ausbildung." Kao setzt sich aufrecht hin. "Seid meiner Kindheit lerne ich verschiedene Sprachen, darunter auch Englisch." Von da an ist er für eine lange Zeit still, scheint sich keinen Millimeter zu bewegen. Sam und Dean tauschen einen bedeutungsschweren Blick. "Die Nummer ist groß. Zu groß eigentlich. Und plötzlich bekommen wir diesen Begleiter, der die Lösung für das Problem zu kennen scheint. Das ist fast ein bisschen zu viel des Guten, oder?" Der Ältere von beiden flüstert, will unter keinen Umständen die Aufmerksamkeit ihres Mitfahrers auf sich lenken. Sam zuckt mit den Schultern. "So wie er redet scheint es eher so, als wären wir ihm als Hilfe geschickt worden, nicht anders herum. Das ist alles so verdreht und neu, dass wir wohl nicht anders können, als ihm zu glauben und vorerst ein wenig zu vertrauen. Trotzdem sollten wir vorsichtig sein." Das Grummeln von der Fahrerseite wertet er als "ja." Es vergehen Stunden im Stau, bis sie endlich in der Nähe der befallenen Stadt angekommen sind. Um sie herum scheint fast ein Jahrmarkt ausgebrochen zu sein. Überall sind Autos, Menschen, Zelte und Essensstände. Die Winchester-Brüder sind geschockt. "Wieso übt diese Katastrophe so eine Anziehung, statt Abstoßung auf die Leute aus?" Dean widert dieses Verhalten an. Ganz zu schweigen davon, dass sie jetzt höllisch aufpassen müssen, um nicht von irgendwelchen Uniformsträgern festgenommen zu werden. Er stellt den Impala an einem Waldrand ab, ungefähr einen Kilometer von der Stadt entfernt. Aber bevor sie dort hingehen brauchen sie erst einmal einen Plan. Kaum steht der Chevy, schlägt Kao die Augen auf, eine innere Ruhe und Stärke ausstrahlend, die beeindruckt. "Was machen wir jetzt? Hast du zufällig ein paar Lotosblüten im Koffer?" "Unter anderem." Der Mönch grinst verschmitzt und Dean muss lachen. Langsam wird ihm dieser Mann sympathisch. Ein wenig verrückt, allein weil er sich zum Mönch-Dasein und damit der Enthaltsamkeit entschieden hat, aber sympathisch. Sam ist neugierig: "Was ist dein Plan?" Kao zieht seine Tasche zu sich heran und öffnet sie. "Wir können leider in der Zeit kein Gebäude in Form einer Blüte um die Stadt aufbauen, aber es geht auch anders. Ich habe hier Bannzettel. Auf diese wird das Symbol gemalt und die entsprechenden Begriffe für die Reinigung geschrieben. Diese werden dann in einem bestimmten Muster um die Stadt verteilt. Wenn das geschehen ist muss ich ein Gebet sprechen. Das verstärkt die Macht der Auslöschung. Aber erst einmal brauche ich einen Ort, an dem ich mich konzentriert vorbereiten kann. Inmitten dieser sensationsgeilen Menschen funktioniert das nicht." "Dann im Wald.", beschließt Sam und alle drei machen sich auf den Weg in das dichte Unterholz. "Wieso bewegen sich die Dämonen eigentlich nur innerhalb dieses Radius?" "Sie sind noch zu sehr geschwächt, um sich außerhalb der Gruppe zu bewegen. Noch sind die auf die Seelen dieser Einwohner angewiesen. Die bringen ihnen umso mehr, je stärker sie diese quälen." "Wie nett.", kommt es sarkastisch von Dean, "Aber immerhin bleiben sie momentan noch an einem Platz." "Die Frage ist nur, wie lange sie das noch tun.", wirft Sam ein. Sie erreichen eine Lichtung. Von dem Lärm außerhalb ist fast nichts mehr zu hören und selbst die Natur schweigt. Kao lässt sich auf den Boden nieder und holt aus seiner Tasche alle notwendigen Utensilien. "Bitte entfernt euch nun ein wenig von mir und passt auf, dass mich niemand stört. Kommt erst wieder, wenn ich euch rufe." Ohne weitere Worte gehen sie weg. Dem Gelingen dieses Plans wollen sie unter keinen Umständen im Wege stehen. "Und trotzdem, ich hoffe wir helfen wirklich bei der Zerstörung und nicht bei der Verbreitung!" Sam legt seine Stirn in Falten und setzt einen bekümmerten Blick auf. Sein Bruder kann das kaum ertragen: "Hör auf, so zu gucken, Sammy! Wir schaffen das, egal wie. Ich finde es schlimmer, dass ich nichts zu tun habe. Keine Leiche zu verbrennen, keine Prügellei mit einem Dämon. Das einzige, was wir machen können und dürfen ist, den Mönch durch die Gegen zu fahren und ein wenig auf ihn aufzupassen." Ironie schwingt in der Antwort mit: "Sag bloß du vermisst es gegen irgendwelche Wände geworfen zu werden." "Du hast es erfasst, Sammy. Lieber kriege ich selbst was ab, wenn ich dem Wesen dann auch eigenhändig in den Arsch treten kann." "Vielleicht bekommst du ja eine Gele ... AH!" Dean würde ja über den mädchenhaften Aufschrei seines Bruder lachen, aber dazu hat er gar keine Zeit. Dieser ist so schnell verschwunden, dass er noch einen Moment auf den Platz neben sich guckt, eher er geschockt nach dem Verschwundenen schreit. Dass er aber auch keine zwei Meter gehen kann, ohne dass ihm wieder etwas zustößt! Kann er nicht einmal an Deans Seite bleiben? Nur so zur Erleichterung ihres Jobs und der Schonung der Nerven seines Bruders? Verzweifelt ruft er weiter und vernimmt mit einem mal ein schwaches "Idiot! Du läufst in die falsche Richtung. Hilf mir gefälligst." Erleichtert dreht er sich um, geht ein paar Schritte in die Richtung, in der er Sam vermutet und rutscht plötzlich mit einem Aufschrei, Sams nicht unähnlich einen Abhang hinab. Genau in seinen kleinen Bruder hinein. Zusammen stürzen sie auf den Boden zurück, ein Knäul aus Armen und Beinen. Staub wirbelt auf, die zwei Männer liegen erst einmal atemlos und verwirrt übereinander. Nach einem Moment der perplexen Stille schiebt Dean Sam grob von sich runter: "Du bist schwer, Dude." "Hey!", protestiert dieser, "Sei mal etwas netter, immerhin bist du auf mich geflogen. Womit du im Übrigen eine wunderbare Hilfe bist. Mistkerl!" "Schlampe!" Stöhnend und den bitterbösen Blick seines kleinen Bruders ignorierend, rappelt sich der Ältere auf. "Auf was zum Teufel sind wir eigentlich ausgerutscht?" "Eis.", kommt es trocken vom Boden. "Eis?" Der Ältere blickt sich um, kann jedoch kein Eis entdecken. Im Gegenteil, unter seinen Füßen ist purer Sand. Als würde hier die Wüste beginnen. "Über dem Abhang.", erklärt Sam, während auch er sich aufrichtet. Und tatsächlich, am oberen Ende des abfallenden Hügels verläuft Eis mit Sand. Groteskerweise scheint sich die Natur sich ein paar Meter hinter ihnen entschlossen zu haben, dass dort der Frühling beginnt. Grünes, sattes Gras und Blumen, soweit das Auge reicht. Aber allzu lange dauert es nicht, bis sich beide an die Nachrichten über die Vorkommnisse erinnern. "Jahreszeiten geraten durcheinander. Aber wir sind hier doch noch zu weit weg, oder?" Dean schaltet blitzschnell: "Sie breiten ihr Gebiet langsam aus. Wir müssen uns beeilen und Kao warnen!" Hastig helfen sie sich gegenseitig hoch und rennen los. Auf gut Glück. Und treffen genau auf den Mönch, als dieser gerade den letzten Bannzettel beendet hat. "Die Dämonen breiten sich aus! Ein Stück weiter sind alle möglichen Jahreszeiten direkt nebeneinander vorhanden." Ohne Worte und ohne unnötige Bewegungen packt Kao alles zusammen und läuft los. Was bleibt den Brüdern auch anderes übrig, als ihm zu folgen? Erst als er anhält, fällt ihnen auf, dass seine Kleidung völlig verschwitzt ist. Sein Atem aber ist wie immer ruhig und kontrolliert. Die Vorbereitung muss ihn viel Anstrengung gekostet haben. Er zieht aus dem Papierstapel einen Zettel heraus, befestigt ihn an einem Baum und wendet sich den Brüdern zu. Mit einer schnellen Bewegung holt er zwei Amulette aus einer Tasche seiner Kutte und reicht sie ihnen. "Die hier sind aus Lotosblüten gemacht. Ich habe sie gerade noch vervollständigt und möchte, dass ihr sie nehmt. Sie sollten euch schützen und helfen." "Danke." Sie nehmen sie an, stecken sie ein und sehen ihn auch schon weiterhetzen. "Wieso können wir nicht mit meinem Baby fahren?", staunt Dean. "Weil der Weg aus eigener Kraft geschafft werden muss." Und sie müssen aufpassen, dass sie ihn nicht verlieren. Zettel für Zettel bringt er an, wird dabei jedoch von mal zu Mal schwächer. Es sind noch zwei Banner übrig, als sein Blick so trüb wird, dass er alles nur noch verschwommen wahrnimmt. Seine Stimme steckt noch voller Kraft, obwohl er inzwischen viel leiser spricht, als gewöhnlich. "Nehmt die letzten zwei und bringt sie an. In zwei Kilometern, zweihundert Meter von der Stadt entfernt. Ihr werdet spüren, welches der richtige Ort ist. Den letzten müsst ihr in die Mitte der Blüte bringen. Wenn ihr das geschafft hat, sprecht diese Worte.", er reicht ihnen zitternd ein Blatt, "Durch die Amulette seid ihr geschützt, keine Sorge." Das Adrenalin rauscht durch beide, sie hören ihr eigenes Blut. Ohne weiter nachzudenken nehmen sie die Dinge, die ihnen gereicht werden und rennen los. Der letzte Gedanke von Kao, bevor er ohnmächtig wird, ist ein Gebet, dass die beiden von der Lotosblüte angenommen werden mögen. Dann wird es dunkel um ihn. Seine Kraft ist aufgebraucht. Dean und Sam merken währenddessen, dass das nicht so einfach wird, wie sie vielleicht gedacht haben. Es ist, als stände ihr Gehirn und Körper kurz vor der Explosion. Nur mit einer riesigen, an die Grenzen gehenden Anstrengung und Konzentration kommen sie weiter, bringen sie den ersten Bann an und laufen, ohne zu zögern, in das verseuchte Gebiet hinein. Als sie die unsichtbare Grenze passieren ist es, als sie eine Tür aufstemmen müssten. Es geht nur langsam vorwärts. Doch schließlich sind sie innerhalb der Grenze und der Druck fällt weg. Es ist, als hätten sie für sich eine neue Kraftquelle entdeckt, die sie weitertreibt. Um sie herum ist das Chaos. Menschen, Dämonen, doch sie nehmen es kaum wahr. Auch nicht, dass sie nicht angegriffen werden. Ihre Gedanken sind alleine bei dem letzten Bann. Ein Gefühl sagt ihnen, wo die richtige Stelle ist. Doch selbst wenn nicht, wäre es klar, denn alle Wesen dieser Stadt meiden den Mittelpunkt. Dean reicht Sam die Rolle mit dem Gebet und befestigt selber den Zettel an dem riesigen Baum, der die Mitte darstellt. Sams tiefe Stimme dröhnt über den Platz, als sei sie verstärkt worden. Alles um sie herum stoppt in der Bewegung, im Leben, im Atmen. Er liest weiter, von einer Sicherheit erfüllt, die ihn selber erschreckt. Er kann nicht sagen, warum er weiß, dass das der richtige Weg ist, aber das interessiert ihn momentan auch nicht. Kaum hat er die letzten Worte in der fremden Sprache ausgesprochen, rollt eine Energiewelle über sie hinweg und durch sie durch. Die Sterbelaute tausender Dämonen ertönen ohrenbetäubend, bevor urplötzlich Stille eintritt. Atemlos sehen sich die Brüder um. Es sieht aus wie nach einer Naturkatastrophe. Häuser und Straßen sind zerstört, überall sind Gegenstände verstreut. Genauso wie hunderte von Menschen. Manche liegen wie tot, oder am Schlafen da, andere wimmern oder schreien vor Schmerzen. Es ist die Hölle, ganz ohne Dämonen. "Ob von außen wohl schon Jemand die Veränderung bemerkt hat?" Dean tritt zu Sam heran. "Das ist egal. Wir müssen hier weg. Wenn sie uns hier finden wird uns alles zugeschoben!" "Aber wir können die Bewohner doch nicht einfach hier lassen!" Sam jedoch ergreift den Arm seines Bruders. "Doch. Das geht. Außerdem, was sollten wir schon machen können? Sie brauchen einen Arzt, mindestens einen Psychiater. Bist du eines davon? Nein. Und es sind zu viele Verletzte." "Und was, wenn sich niemand rein traut?" "Dann werden wir dafür sorgen, dass sie erfahren, dass es ungefährlich ist." Ergeben lässt Dean sich mitziehen. Raus aus der Stadt, hin zu Kao. Der ist immer noch bewusstlos und lässt sich auch nicht wecken. Gemeinsam tragen sie ihn zum Impala, sehen auf dem Weg dorthin, wie die Natur sich wieder normalisiert. Die Gesellschaft wird das wohl nicht können. Beim Chevy angekommen schaffen sie es dann den Mönch wieder zu Bewusstsein zu bringen. Besser gesagt, Dean schafft das. Mit einem Schwall Wasser mitten in das Gesicht. Kao schreckt hoch und zum ersten Mal kann man bei ihm einen vollkommen verwirrten und erschrockenen Ausdruck sehen. "Es ist vorbei." Sam lächelt ihn an. Ein tiefer Seufzer entkommt dem Mönch, ehe er die beiden in seiner Euphorie kurz und fest an sich drückt: "Danke. Vielen Dank. Ihr habt etwas wichtiges geschafft." Während sich der ältere der Winchester-Brüder sich in der Anerkennung suhlt wird der jüngere ein klein wenig rot um die Nase. Aber er reißt sich zusammen: "Bis zur Stadtgrenze war das ein ziemlicher Kraftakt, aber danach was es schon fast einfach. Aber wieso?" Kao grinst: "Erinnert ihr euch, was ich erzählt habe? Die Lotosblüte kann nur Jemand benutzen, der eine reine Absicht hat und vor allem eine der Eigenschaften von ihr besitzt. Der erste Teil des Weges war eine Prüfung. Dann wurdet ihr akzeptiert. Dieser Vorgang ging bei euch schneller, als bei mir." Geschockt erinnern sich die beiden an den ersten Teil der Strecke. Auf diese Weise war der Mönch fast um die gesamte Stadt gelaufen? Er hat sich ihren Respekt tausendfach verdient. Aber eines wollen sie noch wissen, neugierig geworden durch das, was er sagte. "Was für eine Eigenschaft besitzen wird, dass wir so schnell angenommen wurden?" Dean sieht Kao mit großen Augen an und erinnert diesmal mehr an einen Hund, als Sam. Der Angesprochene lacht befreit auf, ehe er wieder ernst wird: "Eure Treue dem anderen gegenüber. Ihr steht zueinander und lasst euch nie im Stich. Das strahlt ihr zu jedem Moment aus." "Sag das bitte nicht, als wären wir ein Paar!", versucht Dean seine Scham zu überspielen. Aber auch er, ähnlich wie Sam, kann sich nicht dagegen wehren, ein wenig stolz auf sich, auf sie beide zu sein. Mit einem Mal ertönen die Sirenen von Polizei und Notärzten. Die drei Männer zucken zusammen, sehen sich besorgt an. "Lasst uns schnell von hier verschwinden. Wohin sollen wir dich bringen?" Die Brüder begeben sich schnell zum Auto und auch Kao steigt ein. Kaum sind die Türen geschlossen fahren sie auch schon los. "Zum Flughafen bitte. Irgendwann werde ich dieses Land mal ausführlich besuchen, aber jetzt wünsche ich mich nur in meine Berge und in die Ruhe zurück." "Verständlich." Auf der Fahrt fordert der Mönch die beiden Jäger auf, ihm etwas von ihren Dämonen, Geistern und Monstern zu erzählen. Aber je näher sie dem nächsten Flughafen kommen, umso stiller wird es im Impala. Als sie ankommen steigt nur Kao aus. "Wir können noch mitkommen, wenn du willst.", bietet Sam ihm an. "Nein, danke. So ist es schon in Ordnung. Ich müsst sehen, dass ihr auch weiterkommt. Außerdem,", meint er mit einem Grinsen zu Dean, "magst du ja keine Flugzeuge." Der Verspottete schmollt ein wenig, während die anderen zwei lachen. Mit einem Segen und Glückwünschen verabschiedet sich der Mönch und geht. Der jüngere der Brüder schlägt dem älteren grinsend auf die Schulter: "Dude, jetzt merken es die Leute schon, ohne dass du ein Flugzeug auch nur erwähnst, oder siehst." Grummelnd lässt Dean den Motor an: "Schlampe." Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: "Mistkerl." Zufriedenes Lachen erfüllt den alten Chevrolet. "Ja, ja. Unsere Treue ist überschäumend!" Die Amulette aus Lotosblüten liegen beruhigend auf ihrer Haut, sie immer an die ausländischen Dämonen erinnernd. Ende Kapitel 5: Zahnputzbecher - Fußball - Lotosblüte - rutschen2 ------------------------------------------------------------ Hallo meine lieben Leser ;) Erst einmal ein herzliches DANKE an Ririm, für deine Treue und deine Kommentare *knuddel* Und jetzt gehts weiter! und zwar mit der zweiten Variante von Zahnputzbecher - Fußball - Lotosblüte - rutschen ;) d.h. 1) Warnung: Slash! 2) Sam und Dean gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und ich verdiene hiemit auch kein Geld, sondern mache das aus purem Spaß :P Ich hoffe ihr habt den auch beim Lesen! ^^ Zahnputzbecher – Fußball – Lotosblüte – rutschen Als er klein war, rutschte Dean gerne. Er rutschte am liebsten überall. Vor allem, wo er nicht sollte. Und so rutschte er einmal von einem Ast in den hauseigenen Teich. Dabei machte er die heißgeliebte Lotosblüte seiner Mutter kaputt. Als er klein war spielte Dean auch gerne Fußball. Natürlich ging auch dabei alles mögliche zu Bruch. Wie zum Beispiel der gläserne Zahnputzbecher seines Vaters, den dieser zur Hochzeit und zum Einzug geschenkt bekommen hatte. Auch als er älter wurde zerstörte Dean noch alles mögliche. Herzen, Normen, Leben, Monster, Gegenstände und was sich sonst noch anbot. Es gab nur eines, was ihm so wertvoll war, dass er es für immer beschützen wollte. Sammy. Selbst als dieser ihm das Herz brach und ging, machte er sich nur Sorgen um ihn, wollte für ihn das Beste möglich machen. Auch als Sam zurückkehrte, ein starker, eigenständiger Mann, war es sein Lebensinhalt, ihn zu beschützen. Vor sich, vor anderen, vor der ganzen Welt. Aber Sam hatte andere Pläne mit ihm und so sollte das einzige, was er von ihm je zerstörte, seine Jungfräulichkeit sein. Ende Ps. ich freue mich wie immer über Kommentare ^^ Kapitel 6: Wald – Monster – Fluch – retten ------------------------------------------ Hallo ^^ und ein herzliches Danke an Ririm für ihre Treue und ihre Kommentare ^^ 1) Disclaimer: Sam und Dean gehören nicht mir, sondern Eric Kripke. Mir gehört nur die Idee, aber ich verdiene kein Geld mit der Geschichte. Just for fun XD 2) Dean/Sam-Slash Viel Spaß beim Lesen ^^ Wald – Monster – Fluch – retten Sammy ist ein kleiner Angsthase. Das jedenfalls empfindet Dean so. Er hat vor allem Möglichen Angst: Spinnen, Schatten, Menschen und natürlich auch den richtigen Monstern und Dämonen. Noch sind sie alle das gleiche für ihn. Sein Bruder findet das okay, immerhin ist er noch sehr klein. Die 45-er seines Vaters findet er trotzdem nicht übertrieben, denn das meiste vor dem sich Sammy fürchtet ist echt. Und selbst im Schatten können sich Wesen verstecken, die der Kleine niemals sehen sollte. Trotzdem beschützt er ihn selber, so gut es geht, lässt nichts an ihn heran. Vielleicht wächst dieser deshalb weniger wie ein Jäger auf, als sein Bruder. Immerhin hat er jemanden, der sich um ihn sorgt und immer für ihn da ist. Dean nicht. Aber das ist dem egal. Er hat Sammy und den muss er beschützen. Dieser wird langsam abhängig von ihm, fühlt sich ohne ihn furchtbar und unsicher. Als Dean einmal weg ist und das auch für ein paar Stunden bleibt, bekommt er Panik, kann nicht mehr klar denken. Was, wenn er verlassen wurde? Doch instinktiv weiß er, dass er alles für Dean ist. Und so schleicht sich ein viel schlimmerer Gedanke bei ihm ein. Was, wenn sein Bruder verletzt wurde? Blind vor Angst rennt er aus dem Motelzimmer und in den für ihn schrecklichsten Ort. Der dunkle, nahe Wald. Er denkt sich, dass der andere wenn, dorthin verschleppt worden ist. Dean jedoch hatte nur während dem Fußballspielen mit ein paar Jungs die Zeit vergessen und sieht plötzlich seinen kleinen Bruder panisch in den Wald rennen. Ausgerechnet in den Wald, wegen dem John hier ist, in den sie unter keinen Umständen gehen dürfen. Mit einem lauten „Sammy!“ läuft er ihm hinterher, stürzt ihm in das Dunkel nach, hat nur einen Gedanken, ihn zu retten. Der Kleine hat ihn schon längst gehört, trotz der Furcht, die ihn blind macht. Aber diese Stimme würde er überall vernehmen. Jedoch wird er immer weiter hinein gezogen, festgehalten von Wesen der Nacht, die es immer finsterer um ihn werden lassen. Das einzige, was ihm bewusst ist, ist, er will nicht von Dean getrennt sein. Niemals! Er schreit, schlägt und beißt, versucht die Finsternis zu vertreiben, hört seinen Peiniger fluchen. Da! Ein Schuss, ein Schlag, Hände lassen von ihm ab, werden durch neue ersetzt, die Licht in sein Dunkel lassen, ihm den Sack vom Kopf ziehen, ihn hektisch abtasten. Deans Stimme, wütend, furchterregend, ihm Angst machend: „Du bist so gut wie tot, du perverses Schwein!“ Sammys Sicht wird klarer. Vor ihm steht sein Bruder, vor diesem ein Mann. Kein Dämon, ein einfacher Mensch. Blutend, denn ihm wurde gerade in die Hand geschossen. Seine andere Hand hält er schützend vor seinen Schritt. Das muss wohl der Schlag gewesen sein. Der Ältere der Brüder richtet gerade wieder die Waffe, die Augen voller Zorn, da erscheint das Monster, holt sich den schreienden Mann. Doch alles, was Sam spürt, sind Deans Arme, die ihn beschützend halten, ihn mitziehen, hinaus aus dem Wald. Auf diesem liegt ein Fluch. Keiner, der ihn je betritt, wird ihn wieder verlassen. Aber Dean hat ihn da raus geholt, ihm zwei Opfer gestohlen. Ab dem Tag ist er für Sam unsterblich, unbesiegbar. Und dieser zerstört die Illusion nicht, sondern zeigt ihm, dass er für ihn alles schafft, alles macht. Nur für ihn. Sam ist ein großer Angsthase. Findet Dean. Immerhin ist sein kleiner Bruder inzwischen ein ganzes Stück größer, ist ein Mann geworden. Er wählt seinen eigenen Weg, bringt selber Monster zur Strecke. Und doch fürchtet er sie und vor allem Wälder immer noch ein kleines bisschen. Keine gute Voraussetzung für seinen Job. Aber wenn Dean bei ihm ist spürt er nichts von dieser Angst. Er wird immer noch von dem Unbesiegbaren, dem Unsterblichen beschützt, ihm wird sein Leben geopfert. So lange hat er sich von Dean distanziert, sich keine Sorgen mehr um ihn gemacht. Doch in Stanford wird ihm klar, dass er ohne seinen Bruder ängstlich ist. Dass er wieder Angst vor dem Ding im Schrank, vor dem Mann im Wald hat. Dass er Angst um Dean hat. Deshalb will er ihn nicht anrufen. Lieber keine Nachricht, als eine schlechte. Und dann steht er wieder vor ihm, reißt ihn mit sich mit, ist für ihn da, beschützt ihn. Und solange Sam ihn sehen kann hat er zumindest das Gefühl, dass auch Dean sicher ist. Er ist alles für ihn. Sein Leben, seine Luft, seine Kraft. Genau wie früher, als sie Kinder waren. Nur dass Sam die Mistkerle inzwischen selber erledigt. Nur manchmal, oder auch öfters, wenn es dunkel ist und sie in ihren Betten liegen, fragt Sam leise in die Stille. „Dean? Kannst du heute bei mir schlafen?“ Ein Schatten bewegt sich durch die Dunkelheit auf ihn zu. „Hast du Angst, Sammy?“ Die Antwort ist ein Grinsen, bevor sich ihre Lippen treffen. Ende Ps. Kommentare sind wie immer herzlich Willkommen ;) Kapitel 7: Fischstäbchen - Eiswürfel - Daddy - Bruderherz --------------------------------------------------------- Hallo ^^ Vielen, vielen Dank an Ririm! Danke für die Treue und deine Kommentare ;) das erfreut mein Herz jedesmal aufs Neue ^^ und so kommt hier das nächste Kapitel. 1) Disclaimer: Supernatural gehört Eric Kripke und nicht mir. Ich schreibe zum Spaß und verdiene damit auch kein Geld. 2) SamXDean-Slash. Don't like, don't read Und jetzt viel Spaß beim Lesen ;) Fischstäbchen – Eiswürfel – Daddy – Bruderherz Dunkle, kurze Haare, bleiche Haut und eine altmodische Schuluniform. Wenn da nicht die leuchtend roten Augen wären, könnte man den kleinen Jungen vor Sam für ein ganz normales Kind halten. Aber das ist er nicht. Das sind die wenigsten Kinder, mit denen die Winchester-Brüder zu tun haben. Sam verzieht die Miene. So langsam bekommen die Clowns in seiner Horrorreihenfolge Konkurrenz. Denn was kann schon gruseliger sein, als kleine, mordende Dämonen- oder Geisterkinder? Langsam kommt der Junge ihm immer näher, ein teuflisches Grinsen auf dem Gesicht: "Spielst du ein Spiel mit mir? Nur ein kleines Spiel, bitte. Ich werde dir auch nicht weh tun." Ein Schauer läuft ihm über den Rücken. Wie wenig er den bisherigen Opfern weh getan hat, haben sie zwei Nächte zuvor in einem Leichenschauhaus bewundern dürfen. Ihm war schlecht geworden und selbst der ansonsten so lässige Dean war leicht grün um die Nase geworden. Und warum hatte er nicht auf eben diesen gehört und spielte nicht den Lockvogel? Dann säße er nicht mit diesem Teufelsbraten fest und sähe seiner zukünftigen Zerstückelung entgegen. Aber er hatte sich ja bereit gestellt, denn er vertraut seinem großen Bruder, glaubt an ihn und seine Fähigkeiten. Seine eigene Waffe ist schon längst nutzlos geworden, das Steinsalz aufgebraucht. Langsam, wie er so vor dem Jungen flüchtet, spürt er die Kälte der Wand immer näher kommen, bis er sich an sie drückt. Inzwischen steht der Kleine direkt vor ihm. Nur dass der Blick diesmal nicht belustigt, sondern wütend ist: "Ich werde dir alles heimzahlen! Du hast mir weh getan. Dabei hast du versprochen, es nicht zu machen!" Er hebt seine zierliche Hand, an der man Folterspuren erkennen kann. Doch bevor sie sich Sam nähern kann, schlägt dieser mit einem Eisenhacken nach ihm, drängt ihn ein Stück zurück. Die Miene seines Gegners verändert sich wieder. Wird zu höhnend: "Was hast du? Dir hat es doch gefallen, dir wird es wieder gefallen." Ein Schatten legt sich über das junge Gesicht, als das Kind kurz darauf fortfährt: "Ich hasse dich. Ich bring dich um!" Im nächsten Moment wird Sam an die gegenüberliegende Wand geworfen, sieht Sterne vor seinen Augen und klammert sich doch an dem Eisenhacken fest. Nur Dean kann ihm jetzt noch helfen. Hoffentlich hat er das Schmuckstück ihres Schatzes hier bald zerstört, ansonsten kann es noch sehr unschön werden. Verzweifelt schlägt er nach dem Jungen, will ihn nur treffen, irgendwie. Da wird die Tür aus ihren Angeln gerissen. Dem Poltern nach zu urteilen ist der Auftritt des großen Bruders endlich gekommen. Erleichtert öffnet Sam die Augen. Das Grinsen von Dean geht um den gesamten Kopf, gibt auch ihm neue Kraft. Aber als der Ältere seinen kleinen Bruder sieht, wird das Grinsen bitter. Sofort wendet er sich an den bewegungslosen Jungen. In der Hand hält er eine Kette. "Na, Kleiner? Hat dein Daddy dir nicht beigebracht, dass man nicht mit fremden Männern gehen soll?" Der Blick ihres Gegners ist auf die Kette gerichtet. Es scheint ein innerer Kampf zu herrschen, der ihn bewegungsunfähig macht. Er flüstert vor sich hin, flucht, fleht, jammert. Aus den vermischten Lauten wird ein Schrei, der die Erde erzittern lässt. Dean hat ganz einfach auf das Amulett geschossen, damit das Symbol auf dem Anhänger zerstört und die Kette auseinander gerissen. Und er schießt gleich nochmal drauf, verbiegt das Metall so immer mehr, lässt es verklumpen und auseinander fallen. Der Junge schreit weiter, fängt an zu flackern, durchsichtig zu werden und mit einem Mal sehen die Brüder noch eine zweite Gestalt in ihm. Ein zusammengekrümmter Mann schlummert in dem Kind, doch im nächsten Augenblick verschwinden beide, explodiert die Stille in dem Raum. Stille? Nein, nicht ganz. Schweres Atmen von Sam, auseinanderfallendes Metall und ein zufriedenes Grunzen von Dean. Sam lächelt. Das ist so typisch. Und sofort wendet sich sein großer Bruder ihm zu: „Alles okay mit dir, Sammy?“ Dieser steht langsam auf, bewegt sich vorsichtig, kann aber keine besonderen Schmerzen außer die von seinem Zusammentreffen mit der Wand feststellen. Und das sind, wie schon so oft, einfache Prellungen. Wie sie das ganze Herumgeschubse überleben können ist schon ein Wunder. "Alles okay. Lass uns von hier verschwinden. Der Ort ist einfach abartig." Und wieder könnte Dean mit seinem Grinsen mindestens Kansas mit Strom versorgen: "Die Hintergrundgeschichte ist noch viel gruseliger!" So schnell es geht machen sie sich auf den Rückweg zum Impala. "Es gibt noch eine andere Informationen als die, die wir zuvor hatten?" "Yeah. Vorher wussten wir nur, dass das der böswillige Geist eines kleinen Jungen ist, der grausam umgebracht wurde. Als ich so seine wichtigsten Erinnerungsstücke durchwühlt habe, habe ich etwas ganz grausiges gefunden. Erinnerungsfotos von der Tat. Tief eingegraben. Und Fotos von vielen Malen davor." "Also gibt es noch mehr Tote? Und wer war es?" "Nein, keine weiteren Toten. Jedenfalls nicht ganz.", Dean schüttelt sich bei dem Gedanken an das, was er herausgefunden hat, "Sein Vater hat ihn missbraucht. Jahrelang. Und er hat es immer wieder dokumentiert. Beim letzten Mal ist wohl entweder was schief gelaufen, oder es war beabsichtigt. Der Vater hat ihn mit dieser Kette hier erwürgt. Auf mein Fragen hin hat die damalige Haushälterin erzählt, dass dieses Schmuckstück das einzige Geschenk war, was der Vater je dem Sohn gemacht hat. Der muss im Innern zerrissen gewesen sein. Zum einen der Hass auf den Mann, der ihm all das schreckliche angetan hat und dann die verzweifelte Hoffnung, dass sein Vater ihn doch irgendwie liebt. So wie ich das gesehen habe waren die Geister von Vater und Sohn in der Gestalt vereinigt." "Ach deshalb auch diese widersprüchlichen Aussagen." Sam schüttelt sich: "Wir sind ja schon eine verkorkste Familie, aber solche Sachen? Ich möchte nicht tauschen." "Hey!", ruft Dean entrüstet aus, "Was heißt hier verkorkste Familie? Mum und Dad haben uns geliebt und ich liebe dich. Das reicht doch, oder?" Und mit einem typischen König-der-Wälder-Blick steigt er in den Chevy ein. Mit einem merkwürdigen Gefühl in der Brust starrt Sam einen Moment vor sich hin, ehe er ungeduldig aufgefordert wird, sich zu beeilen, oder zu laufen. Warum muss sich Dean auch immer solche emotionalen und aufwühlenden Momente aussuchen, um wieder einmal zu beweisen, was für ein großartiger Bruder er ist? Damit bringt er Sam vollkommen durcheinander. Und seinen Puls auch. Endlich bei ihrem Motel angekommen hat sich Sam wieder beruhigt. Ihr Job ist für heute erledigt und morgen werden sie weiterfahren. Aber zuvor muss noch etwas Elementäres erledigt werden. Deans Hunger. Überraschenderweise haben sie diesmal ein Zimmer mit einer kleinen Einbauküche bekommen. Viel haben sie nicht damit gearbeitet, aber Sam hat immerhin ein paar Fischstäbchen eingekauft, damit sie nach ihrer nächtlichen Jagd nicht Hunger leiden müssen. Obwohl, eigentlich gilt das einzig und alleine für Dean. Und kaum haben sie die Tür geöffnet lässt dieser auch schon ein drängendes "Hunger!" ertönen. "Dean! Du bist kein Kleindkind mehr und solltest dementsprechend ganze Sätze bilden können." Da dieser seinen kleinen Bruder jedoch nur unschuldig ansieht zeigt er gottergeben auf den Kühlschrank: "Da sind ein paar Fischstäbchen drin. Während du sie raus holst erhitze ich schon mal die Pfanne." Mit ein paar Schritten ist er an dem kleinen Herd und holt alle Kochutensilien hervor. Derweil durchforstet Dean den Kühlschrank und das dazugehörige Eisfach. Fischstäbchen hören sich doch wunderbar an. Und noch wunderbarer ist, dass er eine große Menge an Eiswürfeln findet. Kalte, nasse Eiswürfel. Was will man mehr? Wortlos reicht er Sam ihr heutiges Mitternachtsmahl, ein paar seiner neuen Schätze in der Hand behaltend. Langsam zählt er von dreißig rückwärts, hofft, dass sein kleiner Bruder sich nicht umdreht. Endlich bei Null angekommen tritt er leise an Sam heran: „Bruderherz!“ Noch während dieser aufschreckt schießt Deans Hand hervor, zieht das Shirt des Größeren nach hinten und die andere Hand lässt das kalte Nass auf den Rücken fallen. Ein Quietschen, nein ein Grunzen, nein ... ein ganz niedlicher Laut eben, verlässt Sams Kehle, während dieser sich panisch an den Rücken fasst, versucht die Eiswürfel unter dem Shirt hervorzubekommen und Dean nur lachend daneben steht. "Mistkerl!", flucht der Jüngere, zieht sich kurzerhand das nasse Shirt über den Kopf und wirft es auf Dean, der gerade zu einem „Schlampe.“, ansetzt. Im ersten Moment ist dieser erstaunt über das nasse Teil, das ihm über das Gesicht hängt, dann fängt er mit einem Mal an, das Stück Stoff zu knuddeln: "Juhu! Ich hab ein Stück von meinem Sammy! Endlich hab ich was zum Einschlafen." Der erwähnte Besitzer wird sofort rot: "Idiot! Du brauchst keine Fangirls nachmachen." "Was heißt hier nachmachen? Ich bin dein einziger Fan.", erwidert Dean mit einem Grinsen. Das wiederum wird nur mit einem Schulterzucken beantwortet und Sam wendet sich wieder dem Essen zu, nun eine beeindruckende Rückenansicht bietend. Aber er dreht sich nicht um, versucht die überraschende Stille zu ignorieren. Aber sobald er mit dem Braten der Fischstäbchen fertig ist und sich mit eben diesen seinem Mitbewohner und Bruder zuwendet ist wieder alles so normal, wie es eben sein kann. Der Vielfraß vor ihm hat nur noch Augen für die Mahlzeit, stürzt sich wie ein Kind drauf. Etwas gesitteter setzt sich auch Sam hin und beginnt zu essen. Dabei ignoriert er sein eigenes Shirt, das ihm von Deans Schulter aus ins Auge sticht. Außerdem ignoriert er Deans heimliche, gelegentliche Blicke, die sein Gesicht, seinen bloßen Oberkörper streifen. Am meisten aber ignoriert er, dass er es genießt. Zwei Herzen schlagen im gleichen Takt. Ende Ps. Ich freue mich immer über Reviews. Und wer will kann mir auch Stichwörter für eine der nächsten Kurzgeschichten geben ;) Ihr seid alle herzlich Willkommen! Kapitel 8: Schatten - Lageplan - Melodic Rock - Untertreibung ------------------------------------------------------------- Hallo =) und wieder einmal gebührt all mein Dank dir, Ririm ;) sowohl für den Kommentar, als auch für die Stichworte. Die werden gleich im nächsten Kapitel umgesetzt. Hier kommt noch ein anderes, kleines ^^ aber zuvor das übliche: 1) Disclaimer: alles bei Supernatural gehört Eric Kripke, mir nur die Idee. Ich verdiene hiermit auch kein Geld, sondern habe meine Spaß ;) 2) Sam/Dean-Slash: don't like, don't read und jetzt viel Spaß beim Lesen ^^ Schatten – Lageplan – Melodic Rock – Untertreibung Es ist das altbekannte Szenario und doch können sich die Winchesterbrüder nie wirklich daran gewöhnen. Auf ein neues verflucht Dean die Dämonen, die sie jagen, für die Wahl solcher Bühnen und Sam zieht einfach stillschweigend die Jacke ein wenig enger. Wärmer wird es dadurch zwar nicht wirklich, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Hier sitzen sie, im Schatten einer Mauer, die ehemals zu einer Fabrik gehörte. Diese steht nur noch zur Hälfte und bietet mit den Ruinen um sie herum ein perfektes Labyrinth. Die beiden Brüder haben sich tagsüber einen Lageplan erstellt, um das bestmöglichste Versteck herauszufinden. Und deshalb warten sie jetzt hier. Warten, um zu erfahren, was dieses Wesen, dass in den letzten Wochen massenweise Menschen verletzt und getötet hat, überhaupt ist. Sie haben bisher keine Anzeichen für einen speziellen Toten gefunden. Also müssen sie es wohl oder übel auf die altmodische Art versuchen: dem direkten Kontakt. Und langsam könnte sich dieses Etwas wirklich zeigen! Dean hat aufgehört zu fluchen, dafür fängt Sam an zu zittern. "Dass du bei deiner Körpermasse überhaupt zittern kannst.", meint der Ältere mit hochgezogener Augenbraue. Und wird ignoriert. Schulterzuckend wendet er sich wieder ab, starrt hinaus in die Finsternis, fragt sich, ob sie nicht doch einem menschlichen Mörder hinterherjagen und fängt, ohne es selber zu merken, zu Summen an. Immerhin beruhigt ihn das ein wenig und weil das ja so schön klappt, beginnt er leise zu singen. Er kann Sam ja schließlich auch was abgeben. Der jedoch starrt ihn nur ungläubig an. "Was zur Hölle tust du da? Uns könnte jemand hören!" "Hier ist aber niemand.", verteidigt sich Dean und singt einfach weiter, diesmal leiser, murmelnd. Es ist "Eye of the tiger", wie Sam jetzt erkennt. "Dude, kennst du eigentlich auch was anderes, als Rock?" Ungläubig hört Dean auf und sieht seinen Bruder mit skeptischem Blick an: "Und was soll ich deiner Meinung nach hören? Hip Hop? Um mein armes Baby und meine Ohren zu quälen? Nein, danke. Außerdem, Mr. Besserwisser, ist das nicht einfach Rock. 'Eye of the tiger' ist bester Melodic Rock. Das muss man schon differenzieren. Immerhin ist das was vollkommen anderes, als Hard Rock. Hör dir Foreigner, oder Survivor und AC/DC im Vergleich an. Da gibt es himmelsweite Unterschiede. Melodic Rock beinhaltet noch Elemente des Pop und ist in manchen Teilen melodischer. Und Hardrock ist eigentlich auch nur ein Überbegriff für einige andere, geniale Rockarten. Und wenn ich schon so viele verschiedene Sachen höre, brauch ich doch nichts anderes mehr, oder?" In Sams Verstand schwirren Deans Erklärungen gemeinsam mit der Frage, warum sein Bruder ihm das ausgerechnet an so einem Ort erklärt, durcheinander. Wieso sollte ihn das überhaupt interessieren und wieso ist ausgerechnet das wieder ein Thema bei dem sich Dean alle Einzelheiten merkt? Sam stutzt und lacht leise auf. Er hatte fast vergessen, dass er ja Dean vor sich hat. Dieser sieht ihn an, die Augenbraue arrogant gehoben: "Wer keine Ahnung hat sollte besser den Mund halten." Woraufhin ihn sein kleiner Bruder nur skeptisch anguckt. "Da redet der Richtige." Sie starren sich an ... und starren ... und starren ... und starren so sehr, dass sie nicht die große, dunkel Gestalt bemerken, die sich ihnen leise nähert. Ein plötzliches, tiefes Knurren lässt beide vor Schreck zusammenfahren. Dean handelt im Reflex, zieht seine Waffe und schießt im nächsten Moment auf das Wesen, das sie anspringt. Ein Knall, ein dumpfer Aufschlag und ein Jaulen zeigen ihnen, was sie da angegriffen hat. Es ist ein Hund. Zugegeben, ein großer Hund, aber doch ein normales Wesen. Kein Dämon, kein Geist, oder was es sonst noch so gibt. Dean starrt erstaunt auf die Waffe in seiner Hand. Dass er so gut ist, wusste er ja nicht einmal selber! Sam geht vorsichtig auf das, sich windende Tier zu. Der Schuss sitzt zu gut, um irgendwie noch helfen zu können. "Dean, was meinst du? Ist er für die Verletzten und Toten zuständig?" Der Angesprochene nähert sich ebenfalls und leuchtet mit der Taschenlampe auf ihren Verdächtigen. "Ich glaube es nicht. Dafür sieht er mir zu schwach aus. Siehst du? Er ist schon ganz abgemagert. Aber vielleicht steckt ja doch etwas übernatürliches dahinter." "Hm, mag sein.", Sam wendet den Blick von dem verendenden Hund ab, "Dean, bitte gib ihm den Gnadenschuss. Es ist unnötig, dass er noch mehr leiden muss." Der Ältere der Winchesterbrüder zieht zögernd seine Waffe und richtet sie auf das Tier. Er weiß, dass Sam recht hat, aber ihn plagt auch ein wenig das schlechte Gewissen. "Tut mir leid, alter Knabe." Ein Schuss und Stille breitet sich um sie herum aus. Dean lässt den Arm sinken, tritt einen Schritt näher an seinen Bruder heran und versucht einen klaren Kopf zu bekommen. In seinem Kopf herrscht Erleichterung, dass es immerhin kein Mensch war, der sie erschreckt hat. Andererseits sind Tiere weit weniger Monster als mancher Mann und manche Frau. Eine eiskalte Hand auf seiner Schulter lässt Dean zur Seite springen. Direkt in Sams Arme. Er klammert sich an seinen Bruder, starrt geschockt hinter sich, während Sam ihn festhält, von der Aktion überrascht, bis er den Grund sieht. Ein Geist in der Gestalt eines alten, halb verfaulten Mannes steht da. Er stützt sich auf seinen Stock und sieht furchtbar grimmig drein. Als er einen Schritt auf sie zu macht verstärkt sich Deans Griff um Sam weiter. Doch mit einem Mal scheint er zu merken, was er da gerade tut und lässt abrupt los. Jetzt wird Sam wieder kälter, doch auch er zieht nun seine Waffe. Gemeinsam behalten sie den Geist im Blick. Da beginnt eben dieser zu sprechen. "Dass ihr jungen Leute aber auch immer so aggressiv sein müsst. Runter mit diesen Dingern und lasst mich reden." Perplex starren die Brüder ihn an, lassen tatsächlich ihre Waffen ein Stück sinken. Aber nur ein Stück, denn Dean hat das Gefühl der eiskalten Hand noch nicht vergessen. "Was wollen Sie?" "Mich bedanken.", schnarrt der Alte und zeigt mit dem Stock auf den toten Hund, "Ihr habt den Störenfried meiner letzten Ruhe erledigt." "Was hat er denn getan?" War es also doch das Tier, das für alles verantwortlich ist? "Er hat meine Knochen ausgebuddelt und verschleppt. Ihr glaubt gar nicht, wie störend das für einen Toten sein kann." Perplex wird er angeguckt: "Und was ist mit den Toten und Verletzten? Hat die der Hund zu verschulden?" Der Alte sieht sie erstaunt an: "Was ist mit denen? Der Hund? Nein, nein. Ich musste doch auf meine Not aufmerksam machen. Und es hat ja auch geklappt. Jetzt, da er nicht mehr lebt, kann ich in Frieden tot sein." "Moment mal.", Sams Stimme klingt ein paar Oktaven zu hoch, "Sie haben diese Menschen umgebracht und verletzt, damit jemand auf diesen Ort aufmerksam wird und den Hund erledigt?" Der Alte nickt, als sei nichts dabei. Und Dean ist nahe an einem Tobsuchtsanfall. Was fällt diesem verdammten Geist eigentlich ein? Kann der nicht einfach nur wen ärgern? Nein? Warum zum Teufel, muss er anfangen zu morden? Bevor er jedoch seiner Wut Platz machen kann, redet der Mann weiter. "Und wenn es euch nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne wieder alle meine Knochen an meinem Grab wissen. Also los, ich zeig euch, wo der Köter sie hinverschleppt hat." Ein Blick zwischen den Brüdern und sie folgen dem Geist. Wenn der ihnen schon zeigt, wo alle Knochen sind, können sie diese danach auch gleich salzen und verbrennen. Dann kommt der Kerl wenigstens nicht nochmal auf die Idee aufgrund von einem Aufmerksamkeitsdefizit mit dem Töten anzufangen. Der Rest ist schnell erledigt. Kaum ist das Skelett wieder vollständig, löst sich der Geist mit einem Grummeln, was sich entfernt, also sehr weit entfernt, nach einem "Danke" anhört, in Luft auf. Hastig packen die Jäger das Salz aus, verstreuen es, gießen Benzin über die Knochen und verbrennen diese. "Diese Morde waren so unnötig, dass es makaber ist." Sam schüttelt den Kopf: "Und das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts! Selbst wenn ich nicht mit den Dämonen sympathisiere, aber sie haben irgendwie ihre Gründe für ihr Tun. Aber der Kerl hat sich benommen, als würde er sich mal kurz über eine Ruhestörung beschweren. Als wäre es das normalste der Welt. Ich meine, weshalb kam er überhaupt auf die Idee, dass er jemanden umbringen muss, um Aufmerksamkeit zu erhalten?" Dean bleibt vor lauter Fassungslosigkeit stumm und so machen sie sich auf den Weg zum Impala. Sie müssen ihre Zeit wirklich nicht länger als unbedingt notwendig an diesem Ort verbringen. Während sie so schweigend nebeneinander her laufen, fängt Sam mit einem Mal an zu grinsen. "Was hast du?", Dean hat die Stimmungsschwankung sofort bemerkt, ist jedoch ein kleines bisschen verwirrt. "Ach,", das Grinsen wird breiter, "ich erinnere mich nur gerade daran, wie du dich verängstigt an mich geklammert hast, bei seinem Auftauchen. Richtig süß." Einen Augenblick lang ist es still, Dean scheint mit sich zu kämpfen. Dann gewinnt eine Seite und er gibt mit einem Zwinkern zu: "Du hast mich erwischt. Ich schätze deine starken Arme eben sehr." Und so lässt er einen perplexen Sam hinter sich, umrundet den Impala, steigt ein und wartet geduldig, bis sich sein Bruderherz aus der Starre gelöst hat. Der starrt immer noch ein wenig paralysiert vor sich hin, während Dean wieder anfängt, diesmal eindeutig gut gelaunt, 'Eye of the tiger' zu singen. Schmollend starrt Sam seinen Bruder an. Wieso ist der so ruhig? Wieso lässt ihn das so kalt? Und wieso ist er selber so geschockt und verwirrt? Leise murmelt er vor sich hin: "Ich wünschte du würdest dich öfters an mich klammern." Dean guckt kurz zu ihm herüber, unterbricht seinen Gesang. "Hm? Was hast du gesagt?" Sam wird schlagartig rot, blickt wieder stur auf seine rechte Schuhspitze und knetet die Hände: "Nein, also, äh, ja, nein. Ich meinte, also ich hab gedachte, nein, gesagt, dass ich mir wünschte du würdest mich nicht immer wie ein kleines Kind behandeln." Sein Puls rast und er hat das Gefühl, als würde sein Kopf gleich explodieren. Was sagt er gerade zu seinem eigenen Bruder? Und wieso ist er so nervös? Er hätte es genauso gut als Scherz abtun können, genauso wie es Dean es zuvor gemacht hat. Dieser wagt noch einmal einen Blick zu Seite, verlangsamt das Tempo, und sieht Sam absolut verzweifelt zusammengesunken auf der Beifahrerseite sitzen. Der Anblick ist zuviel für ihn. Kurzerhand fährt er den Impala an den Straßenrand und hält ihn abrupt an. "Sorry, Baby.", entschuldigt er sich in Gedanken für die raue Behandlung, ehe er sich zu einem erstaunten Sam umdreht, diesen mit einem Ruck zu sich zieht, um ihn dann zärtlich zu küssen. Zärtlich und kurz. Sam hat nicht einmal die Chance, die Augen zu schließen, da ist es schon vorbei. "Auf das Angebot mit dem Anklammern komm ich gerne zurück." Als er ihn das zweite Mal küsst, kommt ihm sein kleiner Bruder schon entgegen. Er schließt seine Augen diesmal mit einem Zittern. Sein Körper wird schon das Richtige tun. Immerhin hat der bereits akzeptiert, was sein Verstand noch am Verarbeiten ist. Dean zieht sich mit einem Grinsen zurück, fährt Sam mit einer Hand noch zärtlich durch die Haare, ehe er den Chevy wieder startet und weiter fährt. Diesmal pfeift er sogar! Sam ist immer noch perplex und sieht sich um, als könnte ihm irgendwas im Auto oder draußen in der Nacht, Halt bieten. Es kommen dieselben Fragen wie zuvor. Wieso das alles? Warum passiert das und wieso ist Dean so verdammt ruhig? Er selbst ist dagegen so unglaublich nervös. Mit einem Mal spürt er eine Hand, die sich auf sein Knie legt, es vorsichtig drückt. Fasziniert stellt er fest, dass sie zittert. Nur ein klein wenig, aber es genügt. Mit einem Grinsen lehnt sich Sam zurück, genießt die Berührung und meint leise mehr zu sich, als zu Dean: "Das kann ja noch interessant werden." Die Antwort ist ein verstärkter Druck an seinem Knie. Und ein Lächeln. Ende Ps. Kommentare sind wie immer willkommen ;) und wer Stichworte zu vergeben hat, immer her damit! bis bald ^^ Kapitel 9: Geisterhaus - Kleinkind - Gummihuhn - chronisch unfallgefährdet -------------------------------------------------------------------------- Hallo alle miteinander ;) Erst einmal ein Danke an Fine für den Kommentar und dann ein Danke an Ririm für ihre Stichworte ^^ 1) Disclaimer: Sam und Dean gehören leider immer noch nicht mir (egal wieviel Geld ich Eric schon für sie geboten habe -.-), aber ich schreibe zum Spaß und ohne Geld zu verdienen ;) 2) Sam/Dean-Slash: don't like, don't read ^^ und jetzt viel Spaß beim Lesen: Geisterhaus – Kleinkind – Gummihuhn – chronisch unfallgefährdet "Dean! Wieso willst du ausgerechnet in ein Geisterhaus? Und wieso muss ich unbedingt mit? Bist du ein Kleinkind, oder was?" Der Angesprochene dreht sich um, erblickt einen störrisch dreinschauenden Sam und fängt an zu grinsen. "Das ist ja lustig. Früher warst du derjenige, der immer diese Art von Unterhaltung bevorzugt hat. Sogar obwohl du ein kleiner Angsthase warst." Sam ist erstaunt. "Wann soll ich in ein Geisterhaus gewollt haben?" Sein Bruder seufzt auf. Normalerweise ist das Gedächtnis seines Bruders doch unschlagbar. Wieso fällt es gerade bei solchen absolut umwerfenden Erinnerungen aus? "Du warst, glaub ich, ungefähr zwölf und Dad hat uns mit in einen Freizeitpark genommen. Das war einer dieser seltenen Familientage, an denen niemand auch nur ein Wort über unsere Arbeit verloren hat. Und genau dann wolltest du natürlich unbedingt in ein Geisterhaus. Ich glaube du hast damals als Begründung angebracht, dass man damit doch sicher Mädchen beeindrucken kann." "Verwechselst du mich auch nicht mit dir?" Sam ist skeptisch. Er in ein Geisterhaus? Wegen Mädchen? Der Rest der Geschichte ist fast ein Abbild des heutigen Tages. Sie haben hier einen Job erledigt und sich dann ein wenig Ruhe gönnen wollen. Nur Dad ist diesmal nicht dabei. Und was für einen Plan hat Dean? Er will in dieses Gruselkabinett. Das kann doch nur nervig und langweilig werden. "Nein. Das warst ganz sicher du. Ich wollte nämlich nicht mit, aber du hast dich alleine nicht getraut. Während Dad also an irgendeine Schießbude ist, sind wir in dieses alte Haus rein. Und es war verdammt langweilig. Ich meine, ähnlich wie momentan hatten wir auch damals Dämonen und Geister täglich um uns. Warum also da reingehen?" "Was genau der Grund ist, weshalb ich jetzt nicht verstehe, warum du das machen willst." Sam ist ungeduldig. Was will ihm Dean sagen? Mal ganz davon abgesehen, dass er sich tatsächlich kaum an dieses Ereignis erinnert. Also vielleicht ein bisschen, aber das war es dann auch schon. Dean zieht seine Stirn kraus: "Jetzt lass mich doch mal ausreden. Ich will dir hier einen Schwung aus unserer gemeinsamen, wundervollen Kindheit erzählen und du unterbrichst mich dauernd." Augenrollend deutet ihm sein kleiner Bruder an, weiterzumachen. "Na also." Dean zieht Sam ein kleines bisschen zur Seite und fährt in beschwörender Stimme fort: "Ich habe mich breitschlagen lassen und wie vermutet war es langweilig. Nur dass du das ganz anders gesehen hast. Vor lauter Angst hast du dich die ganze Zeit an mich geklammert. Und obwohl du an mir hingst wie ein kleiner Kletteraffe, hast du es geschafft auf irgendetwas aus zu rutschen, mich los zu lassen, gegen ein Gitter zu fallen, aus Schreck vor einem Skelett, was dahinter war, weiter zu stolpern und schließlich gegen ein fliegendes Gummihuhn, was von der Decke kam, zu knallen. Obwohl, es war eigentlich mehr ein Gummibrathähnchen. Frag nicht, wie genau du das geschafft hast, du warst schon immer chronisch unfallgefährdet und hast das in den unglaublichsten Situationen bewiesen. Auf alle Fälle war dieses komische Gummitier wohl eigentlich zum Erschrecken da, dich hat es aber mehr oder weniger k.o. geschlagen. Das Ende vom Lied war, dass ich dich rausgetragen habe und du von mir sogar noch ein Eis spendiert bekommen hast." Inzwischen kann Dean nicht mehr anders, als zu lachen. Sam steht nur mit hochrotem Kopf daneben und schmollt. Natürlich hat er diesen Tag, beziehungsweise dieses Ereignis aus seinem Gedächtnis gestrichen. Das war ja furchtbar peinlich. Mit der Geschichte hätte er kein Mädchen beeindrucken können. Also wenn das tatsächlich der Grund für ihn damals war. Mit einem Zwinkern sieht Dean ihn an. So wie Sam gerade guckt, würde er ihn am liebsten auf der Stelle küssen, aber dann würde dieser mit Sicherheit auf der Stelle explodieren, also lässt er es. Stattdessen fordert er ihn heraus. "Na? Wie wär's jetzt mit einer kleinen Tour, Angsthase?" Der Schmollmund geht nicht weg, aber der jüngere der Winchesters folgt ihm schweigend, ihn gedanklich verfluchend. Es ist, wie gedacht, wirklich nicht sonderlich aufregend, die Requisiten billig und die Menschen nicht sehr überzeugend. Na ja, fast. Was nämlich mitten im Rundgang passiert, hätte sich keiner der beiden träumen lassen und wenn, dann wäre es für Sam ein Albtraum gewesen. In einem engen Gang, hinter einer Ecke springt mit einem Mal ein Clown gegen ein Gitter. Ein großer, richtig gemein aussehender Clown. Das jedenfalls würde Sam sagen, wenn er nicht gerade damit beschäftigt wäre vor Schreck in Richtung Dean zu springen, oder vielmehr zu hüpfen und dabei seine Größe zu unterschätzen. Der Laut, als er mit dem Kopf gegen die Decke stößt, klingt wirklich böse. Sam spürt nichts, sieht nur dieses grauenhafte Gesicht vor sich, weiß nur, dass er jetzt zu Dean will, egal wie uncool das sein mag und dann wird ihm mit einem mal schwarz vor Augen. Bestürzt fängt Dean seinen großen, kleinen Bruder auf, lässt ihn sanft zur Erde gleiten, lässt ihn mit dem Kopf auf seinem Schoß ruhen, seufzt und da schlägt Sam auch schon wieder die Augen auf. "Guten Morgen, Dornröschen." "Wie? Was? Was ist passiert?" "Du bist ohnmächtig geworden, nachdem du dir den Kopf angeschlagen hast." Ungläubig wird Dean angesehen. "Ohnmächtig? Wie lange?" "Nur ein paar Sekunden." Sam spürt die warme Hand, die ihm sanft die Schläfen massiert, ihm durch die Haare fährt und würde am liebsten die Augen schließen und auf der Stelle einschlafen. Wenn da nicht dieser eklig kalte Boden unter ihm wäre und das Wissen, dass da immer noch dieser Clown irgendwo herumsteht. "Du kannst es wirklich nicht abstreiten. Du bist immer noch genauso chronisch unfallgefährdet wie als Kleinkind, ansonsten hätten auch nicht so viele Dämonen leichtes Spiel mit dir und ich müsste dich auch nicht so oft befreien und dir den Arsch retten." "Hey!", protestiert Sam vom Boden herauf, "Ich rette dir genauso oft deinen Allerwertesten und ich kann gut auf mich alleine aufpassen." "Ja, das sieht man." Dean zieht eine Augenbraue hoch und schüttelt den Kopf. "Das muss an dir liegen.", grummelt sein kleiner Bruder. "Zu meiner Unizeit bin ich unfallfrei durchs Leben gewandert." Jetzt wirkt das Grinsen des Älteren ein klein wenig verrutscht, aber Sam drückt ihm beruhigend die Hand. "Hey ihr Süßen, macht mal ein wenig Platz, wir wollen hier durch. Oder nehmt euch doch gleich ein Zimmer." Erschrocken zucken die beiden zusammen und stehen sofort auf, die nächsten Geisterhaus-Besucher vorbeilassend. Sam ist sofort wieder rot und möchte am liebsten auf der Stelle von hier verschwinden, doch er hat seinen Plan ohne Dean gemacht. Als sein kleiner Bruder nämlich mit gesenktem Kopf den ersten Schritt Richtung Ausgang macht, greift er sich einfach dessen Arm, zieht ihn zurück und küsst ihn. Küsst ihn so lange, bis Sam sich von verspannt bis genießend gewandelt hat. "Na also, geht doch." Mit einem Zwinkern nimmt er Sams Hand in seine und führt ihn heraus. "Du bist und bleibst einfach mein kleiner Tollpatsch." Und mit einem unschuldigen Lächeln fährt er fort: "Und? Willst du jetzt ein Eis?" Ende Ps. Danke fürs Lesen =) Ich freu mich immer über eure Meinung ^^ und auch über Stichworte, wenn ihr welche habt. Es kann aber sein, dass es ein bisschen dauert, bis sie dran sind. Bis bald ;) lg, Morathi Kapitel 10: Pappnase – Balkon – Socke – Friseur 1 ------------------------------------------------- Hallo ;) Vielen Dank an Fine und Ririm für ihre lieben Kommentare ^^ die Stichworte für dieses Kapitel hab ich von einer Freundin. Die Bedingung dazu war, dass es kein Shlash wird. Wie ihr seht ist das hier nur der erste Teil, es kommt noch ein Folge-Kapitel ^^ also: 1) Disclaimer: Supernatural, inklusive Sam und Dean gehört nicht mir, sondern Eric Kripke. Ich verdiene hiermit kein Geld, sondern schreibe mit viel Spaß ;) 2) kein Slash, aber dafür was richtig gruseliges! Es ist ein Crossover zwischen Supernatural und One Piece. Beschwerden werden an die Frau weitergeleitet, die mir die Stichworte gegeben hat ^^ Pappnase – Balkon – Socke – Friseur 1 Sam träumt. Er weiß, dass es ein Traum ist. Er muss einfach träumen. Schließlich würde er in der Realität nicht an der Decke laufen können, oder? Vorsichtig macht er einen Schritt, bewegt sich, als könnte er stürzen. Dabei hängt er nur an der Decke. Im nächsten Moment aber steht er in einer Gasse. Eine alte Gasse, mit abgenutzten Pflastersteinen. Es regnet und Dampf steigt vom Boden auf. Sam zittert. Da erhellt ein Blitz den Rest der Straße, lässt ihn das Monster sehen. Er ist wie gelähmt, als er diesen Laut vernimmt. Dieses furchtbare, grelle Lachen. Die Farben Rot, Orange, Blau und Grün verschwimmen vor seinen Augen. Da erkennt er plötzlich zwei Hände, die auf ihn zufliegen. Sie stecken in weißen Handschuhen und eine hält zudem ein Schwert. Ohne weiter zu zögern dreht sich Sam um und rennt los. Hinein in den Nebel, vorbei an alten Häusern, die ihn alle auszulachen scheinen. Häuser mit Gesichtern? Moment! Sam schüttelt innerlich den Kopf und konzentriert sich wieder auf die Straße. Doch da haben ihn die Hände schon eingeholt. Sie packen seine Füße, bringen ihn dazu, auf den Boden zu fallen, den kalten, nassen Asphalt zu spüren. Ruckartig dreht er sich um, hat sofort eine der Hände am Hals, wird gewürgt, schafft es nicht, sie wegzuziehen. Die andere Hand bedroht ihn mit dem Schwert, lässt es von seiner Kehle bis zu seinem Schritt, knapp über seinem Körper wandern. Sofort bleibt er still liegen und schon schiebt sich dieses grauenhafte Gesicht in sein Blickfeld. Die roten Lippen, das weiße Knochenkreuz auf der Stirn und die knallrote Pappnase lassen Sam erzittern. "Pappnase?", der Clown lacht nicht mehr, "Hat hier gerade jemand Pappnase gesagt?" Seine Stimme wird hoch und schrill, seine Augen komplett weiß. Mit einem Fauchen beugt er sich über Sam. "Niemand sagt Pappnase zu mir, du Wurm! Dafür werde ich dich quälen. Den Rest deines erbärmlichen Lebens lang. Ich mache dich zu einer Pappnase!" Und mit diesen Worten holt er farbige Schminke aus dem Nichts hervor und beugt sich teuflisch grinsend weiter vor. Mit einem Schrei erwacht Sam aus dem Schlaf. Sein Atem geht viel zu schnell, er ist verschwitzt und hat das furchtbare Gefühl immer noch die Hände dieses Clowns an sich zu spüren, die Schminke im Gesicht zu haben. Fluchend springt er aus dem Bett auf und rennt in das angrenzende Bad. Nachdem er sich erst einmal einen Schwall kalten Wassers in das Gesicht gespritzt hat, prüft er im Spiegel, ob mit seinem Gesicht noch alles in Ordnung ist. Er kann nur hoffen, dass das ein normaler Albtraum war und keine Vision. Aber so oder so, er wird Dean die Hölle heiß machen. Was guckt der sich auch am Abend vorher voller Spaß diese komische Zeichentrickserie namens „One Piece“ an? Und dann war das auch noch eine Special Night, in der gleich fünf Folgen nacheinander gezeigt wurden. Und alle mit diesem komischen Clown, diesem Buggy. Einem Idioten, der seine Körperteile abtrennen und verschießen kann und das Wort "Pappnase" hasst. Das hatte er doch nur aus Sadismus gemacht. Allein um Sam zu ärgern. Und den verfolgt das Monster dann auch noch prompt in seinen Träumen. Mit einem Knall wirft er die Tür zum Badezimmer wieder auf. Doch alles, was er an Reaktion bekommt ist ein besonders lautes Schnarchen, ein kurzes Gemurmel und ein Drehen auf die andere Seite. Und so was will Jäger sein? Wütend stampft Sam zu Deans Bett. Als er allerdings seinen Bruder genauer sieht, kann er nicht anders, als leise aufzulachen. Ist das etwa ein Sabberbläschen? Mit einem fiesen Grinsen schleicht er zu seinem Bett, holt sein Handy vom Nachtisch und schießt ein paar wunderbar peinliche Fotos. Die wird er Dean gleich morgen zeigen. Oder soll er lieber damit rausrücken, wenn dieser wieder dabei ist, die nächste Frau anzugraben? Voller Vorfreude kichert Sam leise vor sich hin und legt das Handy wieder weg. Sein Wunsch Dean aus dem Bett zu werfen ist inzwischen verschwunden. Er hat etwas viel besseres bekommen. Aber wach ist er trotzdem. Er blickt sich um und bleibt an der Balkontür hängen. Ein bisschen Sauerstoff tut ihm vielleicht ganz gut, also geht er raus. Die frische Luft tut gut er fürchtet sich schon davor wieder zurück in ihr gemeinsames Zimmer zu gehen. Ihr Fenster ist zwar offen, aber bei zwei erwachsenen Männern sammelt sich schon ein Haufen Mief an. Ein Kichern lässt ihn aufschrecken. Was war das? Woher kam es? Da, schon wieder. Sam geht an den Rand des Balkons und hebt vorsichtig den Blick. Und schon verdunkelt sich seine Sicht und ein irritierender Geruch macht sich in Sams Nase breit. Als er sich ins Gesicht fasst und dieses Ding wegzieht, wird ihm klar, warum. Da hat jemand vom Stockwerk über ihnen seine Socke runtergeworfen. Angewidert wirft er den Gegenstand weiter nach unten, hofft, dass er den Rasen trifft. Wütend starrt er nach oben, kann von dort jetzt ganz eindeutige Laute vernehmen. Lachen, Stöhnen und Kleiderrascheln. Müssen sie das ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hier machen? Bevor er noch was abbekommt zieht sich Sam zurück in ihr Zimmer, zurück in den Mief. Jetzt kann ihn auch der Gedanke an seine Rache an Dean nicht aufmuntern. Ein weiteres Mal wäscht er sich das Gesicht, den Geruch der alten Socke immer noch in der Nase, ehe er versucht wieder einzuschlafen. Leider gestaltet sich das schwieriger als vorgestellt. Die Furcht vor einem weiteren Buggy-Traum und die Wut über alle, die ihn von seiner verdienten Ruhe abhalten und dabei auch noch ihren Spaß haben, hält ihn wach. Und so kommt es, dass Sam bereits vor dem ersten Sonnenstrahl wieder auf den Beinen ist. Jetzt steht er schon seit einer geschlagenen Stunde, vielleicht ist es auch mehr, das kann er nicht genau sagen, im Bad und betrachtet sein fertiges Gesicht kritisch im Spiegel. Er sieht zum Fürchten aus und würde wohl nicht nur Menschen, sondern auch Dämonen so in die Flucht schlagen. Allerdings fühlt er sich für die Jagd zu müde. Zum wiederholten Male versucht er mit Wasser seine Lebensgeister zu wecken, oder wenigstens die Augenringe ein wenig zu verschrecken, aber es hilft nichts. Ein leises Knarzen und ein lautes Gähnen lenken seine Aufmerksamkeit Richtung Wohnzimmer. Ob der Herr wohl gut geschlafen hat? Schritte Richtung Bad ertönen und verstummen kurz davor: "Sammy? Bist du da drin?" "Ja." Er ist selbst zu müde um sich über den Spitznamen aufzuregen und seine Stimme zeigt das auch. "Kann ich kurz aufs Klo?" Ein Moment Stille. Sam überlegt sich, ob er Dean aus Rache für den Traum nicht rein lassen soll, lässt es aber. "Ja." Die Tür öffnet sich und er sieht sich einem kritischen Dean gegenüber, der bei seinem Anblick die Augenbraue nur noch höher zieht. "Du siehst scheiße aus." Den Satz lässt Sam kommentarlos stehen und stellt sich vor die Tür, während Dean auf Toilette ist. Als dieser fertig ist und die Tür wieder öffnet schiebt sich Sam an ihm vorbei zurück ins Bad. Sie müssen doch irgendwas haben, was ihm hilft. Und während er die Schränke durchwühlt bleibt Dean schweigend im Türrahmen stehen. Mit einem Mal schleicht sich ein Grinsen auf sein Gesicht. "Weißt du, Sammy,", der Angesprochene dreht sich um, sieht ihn an, "vielleicht liegt es auch an deinen Haaren. Weißt du, wie bei Robert Pattinson. Vielleicht wird's besser, wenn du mal zum Friseur gehst." Dean ist immer noch am Lachen, als Sam mit ein paar Shampooflaschen nach ihm wirft und die Tür zuknallt. "Was ist? Hast du etwa deine Tage? Schlampe.", kommt es gedämpft. "Mistkerl.", faucht Sam und sinkt auf den Toilettendeckel. Manche Tage sollte man einfach aus dem Kalender streichen können. Vor dem Bad grinst Dean in dessen Richtung, begibt sich zu seinem Bett, nimmt die Fernbedienung in die Hand und ruft laut: "Hey, Sam. Wann lief nochmal diese lustige Serie mit dem Clown? Ich würde die gerne nochmal angucken." Sam: "ARGH!" Ende Ps. Und? Wie hats euch gefallen? Bekloppt, ich weiß :P für alle, die Buggy nicht kennen: http://c.wrzuta.pl/wi3364/4da22f0a000754ca4891a442/0/one%20piece%20-%20buggy Ich freu mich über etwas Feddback ;) das nächste Folgekapitel kommt bald! lg, eure Morathi Kapitel 11: Pappnase - Balkon - Socke - Friseur 2 ------------------------------------------------- Hallo und ein herzliches Danke an Ririm für ihren Kommentar =) das hier ist das zweite Kapitel zu meinem kleinen SPN/OnePiece-Wahnsinn ^^ Es enthalten auch alle Stichworte und schließen inhaltlich an das vorherige Kapitel an. Viel Spaß beim Lesen ^^ Pappnase – Balkon – Socke – Friseur 2 Sam glaubt es nicht. Er kann es einfach nicht glauben. Dieser absolut bescheuerte Albtraum ist Realität geworden. Na ja, irgendwie jedenfalls. Er hätte den Tag wirklich aus seinem Kalender und Gedächtnis streichen sollen. Nicht nur, dass er nach dieser Nacht kaum zum Denken fähig war, nein, sein kleiner Racheplan an Dean ist auch noch völlig in die Hose gegangen. Fast jedenfalls. Zwei Tage später hatte sich die Gelegenheit geboten und Sam hatte der neusten Errungenschaft von Dean die Fotos frech unter die Nase gehalten, als sein Bruder gerade auf der Toilette war. Anstatt aber nun diesen auszulachen, quietschte die Frau los, faselte irgendwas davon, dass das total süß wäre und so weiter und so weiter. Es dauerte keine fünf Minuten und Dean wurde, als er wieder zurückkam, von einem ganzen Rudel Frauen umringt, die ihn alle mit strahlenden Augen ansahen. Sam könnte schwören, manche hätten eine Herzchenform gehabt. Auf seine Frage, was denn los sei, wurden Dean erst einmal die Bilder gezeigt, woraufhin er Sam einen Todesblick zuwarf, dann aber die Situation zu seinen Gunsten nutzte. Scheinbar schüchtern kratzte er sich am Hinterkopf und schon war es um die Frauen geschehen. Den Rest des Abends sah Sam nicht mehr viel von seinem Bruder, außer die Haarspitzen. Und dann, zwei Wochen später, stoßen sie auf diesen verdammten Vodoozauberer, der meinte, es wäre doch lustig aus Zeichentrickfiguren reale Menschen zu machen. Und ausgerechnet die Serie "One Piece" hatte er sich ausgesucht. Nach einem ernsten Gespräch mit den Winchesterbrüdern sah er sich gezwungen den Zauber rückgängig zu machen. Dafür brauchte er aber die Charaktere auf einem Haufen, die natürlich schon in alle Winde verstreut waren. Den Schwertfuchtler, der Dean im übrigen sehr beeindruckt hat, und die Gummipuppe waren schon sehr nervenauftreibende Kerle gewesen. Der Typ, der sich in Rauch auflösen konnte, hatte sogar mit sich reden lassen und war freiwillig zurückgegangen, aber der Clown? Er war das Grauen! Und nicht nur, weil Sam Clowns hasst. Und was machte Dean, der Witzbold? Als sie sich endlich gegenüber standen, hatte er nichts besseres zu tun, als das böse Wort zu sagen: "Pappnase." Natürlich hatte Buggy das gehört und natürlich rastete er aus. Und natürlich verfolgte er Sam und nicht Dean, als sie sich trennten. Und jetzt liegt er hier auf einem Wanderweg in einem Wald, von zwei abgetrennten Händen in Schach gehalten und wünscht sich, er wäre vor zwei Wochen von dem Balkon gefallen, oder an der Socke erstickt. Das hätte ihm soviel erspart. Buggy kommt immer näher, blickt belustigt auf den Winchester hinab. Da hat er sich ja ein nettes Früchtchen geangelt. "Na? Willst du nicht in meiner Mannschaft mitmachen? Du würdest perfekt zu uns passen. Ein wenig anders, aber immer besser. Das sind wir!" Während Sam sich nur fragt, was das für ein dämlicher Spruch ist, und ob der idiotische Clown das tatsächlich ernst meint, stellt Buggy ihm einen Fuß auf den Brustkorb, eine Hand löst sich von Sam und schwebt, das Victoryzeichen bildend, knapp vor seinem Gesicht. "Na? Wie sieht deine Antwort aus?" Da ertönt eine bekannte Stimme: "Die Antwort heißt 'nein'. Tut mir leid, aber er gehört schon zu meiner Mannschaft." Noch bevor Sam erleichtert aufatmen oder sich fragen kann, was für einen Plan sein Bruder überhaupt hat, fegt eine Feuerbrunst über ihn hinweg. Sofort nachdem die brutale Hitze weg ist, spürt Sam Dean an seiner Seite. Er öffnet die Augen und sieht Buggy, der, wie es sich für eine Zeichentrickfigur gehört, nicht verbrannt ist, sondern qualmend und rauchend im Kreis läuft und versucht seine brennenden Haare zu retten. "Tja, da muss wohl jemand zum Friseur." Deans Grinsen irritiert Sam. Wie hat er das geschafft? Und wieso ist er selbst nicht verbrannt? Und wo ist der Feuerwerfer? "Was hast du gemacht?" "Ach,", das Grinsen wird breiter, "ich hab noch jemanden gefunden." Er deutet hinter sich und Sam richtet sich auf. Da steht ein Mann, freier Oberkörper, oranger Hut, der belustigt Buggy betrachtet. Hin und wieder wirft er einen kleinen Feuerball, der aus seinem Körper zu kommen scheint, in Richtung des Clowns. "Hey du.", der Kerl dreht sich um, als Dean ruft, "Du kannst ihn jetzt mitnehmen." "Aye.", ein überdimensionales Grinsen erleuchtet den Fremden, "Und mein Name ist Ace." Seine Arme werden zu Feuer, umschlingen Buggy und schleppen ihn weg, hin zu dem Vodoozauberer. "Frag nicht." Dean schüttelt nur den Kopf, als er Sams verwirrten Blick sieht. Er hilft ihm beim Aufstehen und dann folgen sie den beiden komischen Männern durch Hintergassen bis zu einem kleinen Hof, in dessen Mitte alle stehen. Der Schwertfuchtler, die Gummipuppe, der Nebelwerfer und der Schuldige für das Chaos. Die Zeichentrickfiguren gucken alle nur seufzend auf den weiterhin schreienden Clown, scheinen sich aber nicht weiter daran zu stören. Mit einem wütenden, aber auch unterwürfigen Blick sieht der Zauberer zu Dean und Sam, die vorsichtshalber ihre Waffen herausgeholt haben. "Wenn du unbedingt bei diesen Leuten bleiben willst, geh doch mit in ihre Welt." Sam ist sauer. Nur wegen diesem Idioten musste er solche Ängste durchstehen. Aber der Mann scheint diesen Spruch gar nicht wütend aufzufassen. Seine Miene erhellt sich mit einem Mal. "Die Idee ist ja wunderbar. Genau das mach ich!" Unter den verdutzten Blicken aller Anwesenden bereitet er das Ritual vor, stellt sich mit in den Kreidekreis, den er gezeichnet hat, und spricht seine Formel. Tatsächlich. Außer den Brüdern sind alle weg. Kopfschüttelnd machen sich die beiden auf den Weg zu ihrem Motel. Kurz bevor sie ankommen wendet sich Sam an Dean: "Dude, nie wieder Zeichentrickserien! Verstanden?" "Schlampe." "Mistkerl." Ende Ps. so, das war das Ende meines kleinen Zweiteilers ;) hoffentlich bis zum nächsten Kapitel ^^ das ist sicher wieder voller Slash XD lg, Morathi Kapitel 12: Motel - Bier - Laptop - Bruder ------------------------------------------ Hallo an alle Leser ^^ Erst einmal ein herzlichen Danke an Ririm. Mein treuster Fan *knuddel* Ich werde sehen, dass ich am Samstag noch ein Kapitel hochlade, weil ich ab Sonntag für eine Woche weg bin. 1) Disclaimer: Wer gehört nicht mir, sondern Eric Kripke? Richtig! Dean und Sam. Ich verdiene hiermit auch kein Geld, sondern mach das aus Spaß ^^ 2) Warnung: Sam/Dean-Andeutungen. Don't like, don't read Und jetzt viel Spaß beim Lesen =) Motel – Bier – Laptop – Bruder "Verdammt!" Dean ist ungeduldig. Seine Füße tragen ihn unablässig durch den Raum, brennen eine Spur in den Boden, lassen ihn nicht zu Ruhe kommen. Und er ist sauer. Sauer auf Sam, der sich immer noch nicht gemeldet hat. Sam, der vor einigen Stunden mit den Worten "Ich geh raus.", abgehauen ist. Die ersten zwei bis drei Stunden waren ja kein Problem, aber danach fing Dean an sich langsam aber sicher um seinen Bruder Sorgen zu machen. Immerhin wird es bereits dunkel. Aber nicht nur die Dämonen und Geister bereiten ihm Kopfschmerzen. Nein, es ist auch Sams eigene Verfassung. Immerhin sind sie erst seit kurzem wieder ein Team. Auch wenn Sam es vielleicht nur als vorübergehen betrachtet, aber sie sind eines. Jessica ist noch nicht lange tot und die Stimmung und Atmosphäre ist am Kochen. Während Sam verständlicherweise vollkommen am Boden zerstört ist und trauert, freut sich Dean still und heimlich, dass er seinen Bruder wieder hat. Wenn da nur nicht die Schuldgefühle und diese überdimensionale Sorge wäre. Die Angst, Sammy könnte etwas zustoßen. Und die Panik er könnte sich etwas antun. Deans Füße tragen ihn weiter durch das Zimmer ihres Motels. Er hat es ja schon auf dem Handy seines Bruders versucht, aber da geht niemand ran. Also muss etwas passiert sein, oder? Unvermittelt bleibt er stehen. Wenn er in Panik verfällt, wird das weder ihm noch Sam helfen. Also lässt er sich mit einem tiefen Seufzer erst einmal auf einen Stuhl fallen, um in Ruhe nachzudenken. Er weiß nicht, wohin Sam gegangen ist und was er vorhatte. Ein Spaziergang? Ein Einkauf? Flucht? Bei dem Gedanken hat er das Gefühl, als würde ihm ein Dolch durch das Herz gejagt. Er hat Angst seinen kleinen Bruder ein weiteres Mal zu verlieren. Er weiß, dass er ihn nicht einsperren kann, ihn nicht vor der Welt abschotten kann. Also wird er ihm alle Freiheiten gewähren müssen, wird seine eigene Gefühle und Bedürfnisse zurückstellen müssen. Er weiß, dass er es kann und wird, denn für Sam macht er alles. Auch seine Liebe für ihn unterdrücken. Dabei würde er ihn am Liebsten an sich binden und nie wieder loslassen. Aber momentan sieht Sam meistens durch ihn durch. Und wenn er ihn ansieht, dann mit einem so traurigen und wütenden Blick, dass Dean sich wünscht, er hätte ihn weiter wie Luft behandelt. Und obwohl er früher genau wusste, wie er mit Sams Launen umgehen soll, hat er jetzt das Gefühl, als würde er einer vollkommen neuen und fremden Person gegenüber stehen. Er muss Sam erst wieder kennen lernen. Und doch liebt er ihn immer noch, liebt er ihn wieder. Dean lächelt traurig vor sich hin. Die Aussicht noch lange mit Sam zu reisen, ihn noch lange neben sich zu haben, macht ihn glücklich. Aber für dieses Glück, das weiß er, würde er alles opfern. Seine Liebe und sein Leben schlussendlich auch. Vielleicht würde er sogar in Kauf nehmen, dass Sam ihn hasst. Am Ende wird er diesen auch ziehen lassen, wird ihn nicht aufhalten, ihn nicht daran hindern ein neues, normales Leben zu führen. Aber er wird über ihn wachen. Von weitem, irgendwie. Er wird alles dafür tun, damit Sam am Leben bleibt. Entschlossen steht er auf, nimmt sich seine Jacke und läuft zur Tür. Mit Schwung reißt er sie auf und rennt in Sam rein. Vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht, schwanken beide einen Moment lang, klammern sich aneinander fest und Dean findet sich mit dem Gesicht an Sams Halsbeuge gedrückt. Doch dieser Augenblick ist schnell vorbei. Sie gehen auseinander, sehen sich überrascht an. "Wo warst du?" "Wohin willst du?" Stille. Dann, Dean, leise: "Dich suchen." Sam, verwirrt: "Wieso?" Dean zieht eine Grimasse: "Weil du jetzt schon seit fünf Stunden einfach weg bist und im übrigen auch nicht an dein Handy gegangen bist." Sam ist amüsiert und Dean muss feststellen, dass dieses Grinsen seinem Bruder gut steht: "Ich bin schon ein großer Junge und kann auf mich aufpassen." "Und du bist trotzdem mein kleiner Bruder und erst seit kurzem wieder im Geschäft.", Pause, "Außerdem geht es dir momentan nicht sonderlich gut." Das Grinsen weicht aus Sams Gesicht und er seufzt auf. "Ich werde mir nichts antun, keine Sorge, Dean." Der große Bruder ist ein bisschen beruhigter, aber nichts desto trotz murmelt er in seinen nicht vorhandenen Bart: "Dude, ich werde mir immer Sorgen machen." Anscheinend hat das Sam aber gehört, denn er dreht sich mit einem Lächeln um. Ein winzig kleines nur, aber es ist eines. "Mistkerl." Dean grinst. "Schlampe." Sam geht an seinem großen Bruder vorbei in ihr Motelzimmer und legt eine große Einkaufstasche auf dem Tisch ab. Nachdem Dean die Tür geschlossen hat, kommt er nach, zu neugierig, um sich zurückzuhalten: "Wo warst du jetzt also? Und was hast du dir da gekauft? Unterwäsche?" Sam verdreht die Augen und greift in die Tasche: "Nein, Idiot. Etwas viel besseres." "Es gibt was besseres als Unterwäsche?" Dean tut erstaunt. "Einen Laptop!" Sams Grinsen reicht um seinen Kopf herum, als er das entsprechende Gerät herauszieht. Dean aber ist vollkommen perplex. "Wieso das?" Auf diese dumme Frage folgt wieder mal ein Augenverdrehen: "Ich sag's ungern nochmal, aber wenn du es schon provozierst; Idiot!" Er legt den Laptop auf den Tisch und breitet alle notwendigen Utensilien ebenfalls darauf aus. "Ich weiß ja nicht, wie du bisher deine Nachforschungen bewerkstellligt hast, aber lass dir eines sagen. Du bist ungefähr so rückständig, was die neuste Technik angeht, wie du es bei Musik bist." "Hey!" Dank des letzten Satzes fängt er sich einen Schlag auf den Hinterkopf ein: "Hör auf mich zu beleidigen. Mein Musikgeschmack ist vollkommen in Ordnung. Und was die Technik angeht, ich kann sehr wohl mit PCs umgehen. Ich benutze sie ja in Bibliotheken und so." "Ja, aber mehr als Wikipedia und die Archive der verschiedenen Zeitungen ist bei dir nicht drin. Und da du momentan mich im Team hast, werde ich mich darum kümmern." Deans Herzschlag beschleunigt sich um ein Vielfaches. Ein Team? Sie? Sam freiwillig? Gut, das 'momentan' lässt darauf schließen, dass es nicht für immer ist. Aber allein dieser Satz genügt Dean momentan. Mehr will er nicht. Noch nicht. Und dass, was eventuell dazu kommt, wird er einfach unterdrücken. "Dean?" Sam ist perplex. So ein friedliches, glückliches Lächeln hat er bei seinem Bruder noch nie gesehen. Aber er muss zugeben, es gefällt ihm. "Ja?" Dieser erwacht wieder aus seinen Gedanken. "Geht es dir gut?" "Natürlich." Und aus dem Lächeln wird ein dreckiges Grinsen. "Kann man sich mit dem Teil dann auch Pornos angucken?" "Dean!" Sam funkelt ihn wütend an. Das war ja so klar. Typisch Dean eben, denkt wirklich nur an das eine. "Du hast nichts an dem Laptop verloren." "Was?", jetzt ist Dean entgeistert, "Du verbietest mir die Benutzung?" "Nicht ganz.", Sam überlegt, "Wir machen es wie mit dem Impala. Der Laptop ist mein Eigentum und du darfst ihn nur benutzen, wenn ich es erlaube oder nicht mehr dazu fähig bin." Diesmal verdreht Dean die Augen: "Abgemacht.", wieder ein Grinsen, "Willst du zum Abschluss des Abends jetzt auch ein Bier?" Er rechnet mit einem "nein", wie es auch sonst der Fall ist, aber zu seiner Überraschung nimmt Sam das Angebot an. Und das tut er mit einem so hinreißende, Lächeln, einem fast nicht sichtbaren Lächeln, dass Dean weiß, er ist verloren. Seine Liebe zu Sam wird immer größer werden, mit jedem Tag, den sie zusammen verbringen werden ein Stückchen mehr. Und es wird grausam sein, ihn so nah bei sich zu haben, ohne ihn zu berühren, ihn mit Frauen zu sehen. Aber er wird auch glücklich sein und deswegen wird er es genießen. Jeden Tag. Jede Stunde. Immer. Mit einem Grinsen reicht er Sam das Bier. Ende Ps. Kommentare sind herzlich willkommen =) Kapitel 13: Gräber - Norbert - Verwirrung - Unterhose ----------------------------------------------------- Hallo =) Erst einmal ein herzliches Danke an Fine für ihren Kommentar ^^ Und dann gehts auch schon weiter zum nächsten Kapitel! Ich bin ab heute eine Woche nicht da und werde deshalb vermutlich nicht auf Kommentare oder Ens antworten können. Aber danach gibt es auch gleich wieder ein neues Kapitel ^^ 1) Disclaimer: Dean, Sam und überhaupt Supernatural gehören nicht mir, sondern Eric Kripke. Ich verdiene hiermit kein Geld, sondern tu das aus Spaß an der Sache ;) 2) minimale Sam/Dean-Andeutungen. Da sie 99% des Kapitels noch Kinder sind sowieso nicht. und jetzt viel Spaß beim Lesen ^^ Gräber – Norbert – Verwirrung – Unterhose "Dean!" Es ist ein lauer Herbstnachmittag und Dean genießt seinen Moment Freizeit auf dem Balkon liegend. Er ist müde wie schon lange nicht mehr, aber ebenso auch ausgeglichen. Sam könnte ihn alles fragen. Na ja, fast alles. Eben jener, seit letztem Montag sieben Jahr alt, ruft gerade nach ihm. "Ja, Sammy? Was ist?" Einen Augenblick später lugt Sams Kopf durch den Vorhang: "Ich hab eine Frage." "Ja?" Dean richtet sich in seinem Stuhl auf, winkt seinen kleinen Bruder heran und der springt ohne zu zögern auf seinen Schoß. Dean keucht auf. Langsam wird Sammy zu groß und schwer für solche Sachen, aber er kann ihm auch nichts abschlagen. "Also,", Sammy setzt einen ernsten Blick auf, "wieso schaufelt Dad Gräber auf?" Dean ist perplex. Es ist klar, dass ihr Kleinster ihre Tätigkeit schon mitbekommen hat, aber diese Frage kommt unerwartet. Irgendwie hat er gar nicht daran gedacht, dass es Fragen aufwerfen könnte. Genausowenig wie Dad anscheinend. Aber genau das hat es. "Weil das sein Job ist. Er hilft damit Menschen. Er verjagt die Bösen." Jetzt macht sich Verwirrung auf Sams Miene breit: "Aber Herr Norbert hat gesagt, dass das falsch ist." "Herr Norbert?" "Das ist mein Religionslehrer. Und er sagt, dass man die Toten in Ruhe lassen muss." Deans Herzschlag beschleunigt sich. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Er versucht sich zu beruhigen. "Du hast ihm von unserem Job erzählt?" Ups, seine Stimme scheint nicht ganz so ruhig zu sein, wie er gehofft hat. Sam sieht ihn mit einem Mal erschrocken an. "Hätte ich das nicht gedurft? Bist du jetzt sauer mit mir?" Dean holt tief Luft. "Du darfst mit niemandem über unsere Arbeit reden, verstanden? Und am allerwenigsten mit deinen Lehrern. Wir helfen den Menschen, aber das verstehen die wenigsten." "Wieso?" "Weil viele nicht an Dämonen und Monster glauben." Sam streckt sich auf Deans Schoß: "Solche Idioten! Ich weiß schon lange, dass es Monster gibt. Seit dem Ding in meinem Schrank." "Ja." Dean kann nicht anders, als zu lächeln. Sammy ist ein ganz normaler kleiner Junge, mit normalen Ängsten und Freuden. Er hat nur das Pech, dass für seine Familie diese Ängste real sind. Anstatt sich deshalb aber noch mehr zu fürchten, ist er irgendwie stolz drauf. Seine Familie redet ihm nicht ein, dass da nichts ist. Sie stimmen ihm zu. Jedenfalls scheint es den Anschein zu haben. Aber wie sauer war Dean im ersten Moment auf seinen Dad, als der seinem kleinen Bruder eine Waffe in die Hand drückte. Selbst mit seinen elf Jahren wollte er Sammy schon immer ein normaleres Leben ermöglichen. Ihm wenigstens ein wenig Kindheit schenken. Es konnte wohl keine werden, wie er seine ersten vier Jahre erleben durfte, aber irgendwie musste er es ihm ermöglichen. Und dann kam die Waffe. Und mit der Waffe fingen die Erklärungen ihres Dads an. Dass es Monster und Dämonen gibt. Dass er diese jagt und dabei Gräber ausgräbt. Dass Dean ihm manchmal hilft. Dieser hatte die Angst in Sammys Augen gesehen. Aber dann hatte der Kleine verstanden, dass ihr Dad auch von ihm erwartete tapfer zu sein und wollte ihn nicht enttäuschen. Wollte Dean nicht enttäuschen. Und jetzt hat er tatsächlich mit seinem Lehrer geredet. Das konnte ja heiter werden. Dean seufzt, was ihm sofort Sams Aufmerksamkeit einbringt. Nicht, dass er die sonst nicht immer hätte. "Was ist los? Bist du doch auf mich sauer?" "Nein.", er wuschelt seinem kleinen Bruder durch die Haare, woraufhin dieser einen Schmollmund zieht. "Ich bin kein kleines Kind mehr." "Ach ja?" Dean zieht eine Augenbraue hoch. Egal, was Sammy sagen wird, er wird für ihn immer sein kleiner Bruder sein. Der Junge, der Schutz braucht, der eine starke Schulter zum Festhalten und weinen braucht. Und er will alles für ihn sein. Mutter, Vater, Bruder. "Ja. Ich bin schon sieben und weiß mehr, als Herr Norbert." Dean wuschelt noch einmal. Das macht so süchtig. "Na wenn du so ein großer Junge bist, dann kannst du deine Hemden, Unterhosen und Socken aber auch alleine waschen, oder?" Sein Grinsen wird immer breiter, während ihm zwei erstaunte, braune Augen entgegensehen. Doch schon bald wird ein Hundeblick daraus und Dean stöhnt auf. Er kann dem Waschtag wohl nicht entkommen. Aber eines ist sicher, das wird er Sam irgendwann einmal vorhalten. Irgendwann, wenn der groß und alt genug ist, damit es ihm furchtbar peinlich ist. Nur dass Sam einmal so groß werden würde, hätte er nicht gedacht. Was ihn aber mehr freut ist, dass sein kleiner Bruder inzwischen die Waschtage übernimmt. Einfach so. Aus Ordnungsdrang, wie er selber sagt. Und weil er Dean das nicht zutraut. Wie dieser vorher wohl überlebt hat und dass er das früher übernommen hat, bedenkt er wohl nicht, aber Dean sagt nichts dazu. Dem Drama mit dem Lehrer sind sie damals entkommen, weil sie einen Tag später bereits weiterreisen mussten. Und damit war das Thema für Sam beendet. Er redete mit keinem Lehrer, keinem Mitschüler mehr darüber, wurde langsam erwachsen. Inzwischen ist er riesig, ein Mann, und hebt selber die Gräber aus. Wenn Dean über die Normalität dieser Aktion für sie beide nachdenkt, wird er traurig. Denn diese Routine bedeutet, dass er versagt hat. Er hat es nicht geschafft Sam ein normales Leben zu geben. Aber gleichzeitig freut sich ein Teil von ihm darüber, denn es bedeutet weiterhin, dass Sam bei ihm bleiben wird. Dass sie ihre eigene kleine Welt behalten. Und dass er auch weiterhin regelmäßig durch Sams Haare wuscheln kann. Inzwischen beschwert sich dieser nicht, sondern genießt. Ende Ps. Ich wünsche allen eine schöne Woche und freu mich wie immer über Kommentare =) lg, Morathi Kapitel 14: Katana – Staub zu Staub – dust in the wind – einmal ist keinmal --------------------------------------------------------------------------- Hallo =) Endlich bin ich zurück und ihr bekommt auch gleich das nächste Kapitel ^^ Ich hoffe, es gefällt euch. Ab jetzt dürft ihr mir auch wieder Stichworte geben. Ein Kapitel hab ich noch in der Hand, das kommt die nächsten Tage ;) Vielen Dank an Fine und Ririm, für ihre tollen Kommentare! *beide knuddel* 1) Disclaimer: Supernatural gehört nicht mir, sondern Eric Kripke. Ich verdiene hiermit kein Geld, sondern mach das aus Spaß ;) 2) Warnung: Sam/Dean: don't like, don't read Und jetzt viel Spaß beim Lesen ^^ Katana – Staub zu Staub – dust in the wind – einmal ist keinmal "Hey, Sammy?" "Ja?" "Was hältst du von einem fliegenden Schwert als Serienmörder?" "Wo?" "Reno." "Na worauf warten wir dann noch?" Der Weg nach Reno ist lang und würde es nach Sam gehen, wären sie geflogen. Aber es geht nicht nach ihm, also fahren sie. Was ihm nicht nur einen schmerzenden Rücken, sondern auch taube Ohren eingebracht hat. Warum muss Dean die Musik auch die gesamte Fahrt über auf volle Lautstärke stellen? Und Sam kann den Laptop im Auto blöderweise nicht für Nachforschungen benutzen. Also liest er den Zeitungsartikel, der sie auf die Fährte gebracht hat wohl an die tausend Mal durch. Nach den dort stehenden Angaben wurden in Reno einige Menschen, bisher drei an der Zahl, mit einem fliegenden Schwert umgebracht. Einem Katana, genauer gesagt. Und dass sogar vor Zeugen. "Ich hoffe nur, dass wir die ersten Jäger vor Ort sind. Sonst lohnt sich das ja gar nicht." Sam brüllt über den Lärm, auch Musik genannt, hinweg. Dean versteht ihn sogar. "Ich hab mal bei Ellen angerufen. Sie hat noch nichts davon gehört und meint wir hätten freie Fahrt." Und wieder wird es still zwischen ihnen. In Reno angekommen verlieren sie keine Zeit und hören sich um. Die Menschen erzählen bereitwillig und bald ist klar, dass die einzige Person im ganzen Ort, die ein Katana hat, ein Japaner namens Maki Takitani ist. Ja, ist. Er lebt noch. Er ist kein mordender Geist. Aber vielleicht bald, denn er liegt im Wachkoma. Dean erinnert sich an einen seiner Beinahe-Tode. Als er als Geist herumgewandert ist. Nur bei extremen Gefühlsausbrüchen konnte er Dinge bewegen. Wenn tatsächlich Takitani der Mörder ist, muss es also sehr extreme Gründe dafür geben. Ihr nächster Schritt ist also, die Verbindung der Opfer zum Täter zu finden. Was sie aber stattdessen herausbekommen ist die Verbindung zwischen den Toten. Sie waren alle befreundet und in einer großen Clique verbunden. Ihr Anführer, der zuallererst umgebracht wurde, schien ein besonders unangenehmer Kerl gewesen zu sein. Dean und Sam forschen in seinem Umfeld nach und stoßen auf seine Ex-Freundin, eine sehr hübsche, junge Frau, namens Izmir. Sie wird von ihrer Familie abgeschirmt, aber die Nachbarschaft bietet genügend Gerüchte. Gerüchte, die endlich zu Maki Takitani hinführen. Izmir schien ihren Ex für Takitani verlassen zu haben. Jedenfalls meinen manche die beiden sich heimlich treffen gesehen zu haben. Ihre Familie bekam das aber mit und verbot ihnen den Umgang. Als streng gläubige Islam-Anhänger ist ihnen eine Verbindung mit einem christlichen "Japsen" widerwärtig. Die beiden schienen sich aber zu fügen und nicht mehr zu sehen. Izmirs Ex-Freund allerdings sinnte auf Rache. Er verfolgte anscheinend beide und wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, prügelten er und seine Freunde Takitani ins Koma. Aber was waren ja nur Gerüchte, die Polizei hat bisher noch keinen Schuldigen gefunden. Was sich allerdings auch noch erzählt wird ist, dass diese Gruppe an Freunden sich nicht mit dem Japaner zufrieden gab, sondern weiterhin Izmir verfolgte. Jedenfalls bis die Morde anfingen. Dean seufzt auf, als sie aus dem letzten Haus in der Straße kommen. Sams Hundeblick hat mal wieder allen, vor allem den Hausfrauen, ihre Informationen entlockt. Er hörte zu, gab seine Kommentare ab und ließ sich mästen. Perfekte Arbeitsteilung also. Und dass dabei auch noch so viele Informationen herauskamen, hatten sie sich kaum zu hoffen gewagt. "Wir sollten abwägen, was tatsächlich nur Geschwätz ist und was zumindest teilweise wahr ist. Ich denke das meiste kann man so nehmen, wie es gesagt wurde." "Auch, dass Takitani nur einen Doppelgänger im Krankenbett liegen hat?" Dean grinst. Sam feixt. "Eher nicht. Immerhin fliegt das Schwert von alleine, wie es scheint. Und an einen Unsichtbarkeitsmantel aus Harry Potter glaube ich auch noch nicht." Sie müssen beide lachen. Einen kurzen Moment können sie sich das erlauben. Dann werden sie wieder ernst. "Und was unternehmen wir jetzt? Wie sollen wir einen halben Geist aufhalten? Eigentlich scheint es ja mehr so, als wolle er die Frau beschützen, die er liebt, aber was, wenn er weiterhin mordet? Wenn nach diesen Kerlen die dran kommen, die er nicht leiden konnte?" "Eigentlich würde ich ihn ja am liebsten dabei unterstützen.", grummelt Dean vor sich hin. Aus solch bescheuerten Gründen ein Liebespaar auseinander zu reißen und zu verfolgen, findet er einfach abartig. "Aber du hast recht. Es wird vermutlich ausarten und das können wir nicht zulassen. Diese Typen müssen vor ein Gericht und sollten nicht durch ein fliegendes Schwert hingerichtet werden." Sams Grinsen ist ein wenig schief und sein Blick liegt einen Moment länger auf Dean, als sonst. Dieser bemerkt es, kommentiert es aber nicht, will es verdrängen. "Also?", Dean streckt sich und lenkt seine Gedanken wieder auf ihren Fall, "Was sollen wir tun?" "Wie wäre es mit deiner Lieblingsbeschäftigung?" Dean ist erstaunt: "Verbrennen? Das können wir nicht machen, der arme Kerl lebt noch. Irgendwie ..." Sam verdreht die Augen: "Nein, Idiot. Nicht verbrennen, aber salzen. Oder einen Salzkreis um ihn legen. Oder einen Bannkreis. Ich glaube ja nicht, dass ihn das lange aufhalten kann, aber wenigstens ein bisschen." Dean denkt nach, scheint die Idee abzuwägen und nickt schließlich: "Gut. Du kümmerst dich um einen Bann- und einen Salzkreis um Takitani und ich seh mich nach potenziellen, neuen Opfern um und such sie auf." "Und wieso verteilst du das so?" Dean grinst: "Weil du nur deinen Hundeblick brauchst und sie dich in sein Zimmer lassen. Mich würden sie sofort verhaften lassen." Sam schnaubt gefrustet: "Na danke. Ich bin aber kein süßer Welpe,", eindringliches Räuspern von Dean und Erröten von Sam, "nein, bin ich nicht! Und selbst wenn sie sich erweichen lassen, wie soll ich ihnen erklären, was ich da mache?" "Dann erledige das eben in der Nacht. Dir fällt schon was ein. Aber jetzt lass uns erst einmal ein Motel suchen. Ich brauch dringend was zu essen. Mit leerem Magen lassen sich Geister so schlecht jagen." Mit einem Tätscheln von Sams Schulter wendet er sich ab und macht sich auf den Weg zum Impala. Sam folgt ihm schweigend und nachdenklich. Nur wenige Stunden später haben sie sich aufgeteilt und erledigen ihre Arbeit. Sam hat es bis in das Krankenzimmer geschafft und legt eine fast unscheinbare Salzspur um das Bett. Dean verfolgt derweil das letzte Mitglied der Clique und stellt überrascht fest, dass der Mann sich mit dem Bruder von Izmir trifft. Aus seinem Versteck heraus ruft er Sam an: "Sammy? Du, das ist unglaublich! Dieser Typ trifft sich mit dem Bruder des Mädchens und von dem, was ich bisher gehört habe, machen die gemeinsame Sachen. Anscheinend hat ihre Verwandtschaft so viel gegen ihre Verbindung mit Takitani, dass sie eine Lektion erhalten sollte. Und dabei wurde ihr Ex-Freund, der perfekte Schwiegersohn, wenn man sich diese gestörten Menschen so ansieht, eingeweiht und beauftragt. Die sind doch alle krank!" "Dean?", versucht Sam vorsichtig den Redefluss seines großen Bruders zu stoppen. "Ja?", kommt es gezischt durch den Hörer. "Siehst du das Katana irgendwo? Ich hab das Salz bereits verstreut." Mit ein paar tiefen Atemzügen beruhigt sich Dean wieder. "Nein, bisher habe ich es noch nicht entdeckt. Es scheint zu klappen, auch wenn das wirklich nur eine Notlösung ist." "Ja, allerdings. Wir ..." Mit einem Mal bricht Sam ab und durch das Handy klingen Wort- und Gesprächsfetzen. Die Angehörigen Takitanis sind anscheinend in das Zimmer gekommen und haben Sam, mit einem Sack Salz und sonstigen Utensilien, vorgefunden. Es kommt zum Streit und nach Sams "Nein, nehmen Sie das nicht weg!", zu urteilen, wurde soeben der Salzkreis durchbrochen. Dean vernimmt sofort ein Surren und entdeckt nur wenige Meter von sich entfernt das Katana. Es steht bewegungslos in der Luft, auf ihn gerichtet. Aber nur einen Augenblick später wendet es sich den beiden Verrätern, wie Dean sie bei sich getauft hat, zu und fliegt mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit in ihre Richtung. Entsetzt springt Dean auf, rennt dem Schwert hinterher, in sein Handy "Es ist da! Es ist da!", brüllend. Doch er ist noch nicht lange gerannt, da fällt bereits der Erste tot zu Boden, dank eines sauberen Schnitts durch die Kehle. Izmirs Bruder sieht fassungslos auf die fliegende Waffe, die nun langsam auf ihn zu kommt. Dean weiß, er kann nichts dagegen machen. Er will nicht einmal was dagegen machen. Sam steht derweil verzweifelt in dem Krankenzimmer und sieht sich dem wütenden Vater Maki Takitanis gegenüber. Die Mutter war sofort raus gestürmt, um den Sicherheitsdienst zu verständigen. Der Mann vor Sam hatte den Salzkreis zerstört, ehe er sich vor ihm aufgebaut hatte. Für einen Japaner hat er eine beachtliche Größe und dank seiner Wut ist er umso gefährlicher. Aber Sam will es trotzdem versuchen. "Hören Sie, ich will Ihrem Sohn helfen. In ihrer Tradition gibt es doch auch viele Geister und Dämonen. Vor solchen beschützen wir ihn." "Ich glaube nicht an den Scheiß!" Sam zuckt zusammen. So wird das wohl nichts. In dem Moment öffnet sich die Tür und eine junge Frau, Izmir, wie Sam bemerkt, stürmt in das Zimmer. Sie ignoriert die beiden Männer, die sie überrascht anstarren und fällt vor dem Krankenbett auf die Knie, ihre Hände die des jungen Mannes greifend. "Es tut mir leid, Maki. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich ..." Dieses Mantra vor sich hinschluchzend, steht sie wieder auf und beugt sich über ihren Geliebten. Sie ist barfuß und sieht abgehetzt aus, was Sam darauf tippen lässt, dass sie von daheim ausgerissen ist. Ihrer Familie entkommen ist. Fassungslos tritt der Vater an sie heran: "Wer sind Sie?" Die junge Frau wendet sich ihm erschrocken zu, sieht ihn aus großen, angstvollen Augen an: "Izmir." Mit einem Mal breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus: "Sie sind also die Frau, die Maki geschworen hat, zu beschützen." Dieses Bild bietet eine Glückseligkeit und Melancholie, die Sam zufrieden und traurig zugleich werden lässt. Es ginge so einfach, aber zu oft stellt man sich selbst ein Bein. Er schüttelt den Kopf, um nicht weiter nachzudenken, sondern sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Wenn er nämlich noch weiterhin eine Hilfe sein will, so muss er am besten verschwinden. Ein eindringlicher Piepton wendet die Aufmerksamkeit der beiden Menschen am Bett zu dem riesigen, technischen Gerät daneben. "Was bedeutet das?", Izmir zeigt Panik. "Seine Werte steigen!", der Vater kann es vor lauter Glück kaum fassen. Seinem Sohn geht es besser. Genau jetzt, denkt sich Sam und ist mit ein paar großen Schritten aus dem Raum. Er entkommt knapp dem Sicherheitsdienst und ist in kürzester Zeit aus dem Krankenhaus verschwunden. Kaum ist er draußen, wählt er Dean an. Dieser hebt nach nicht einmal einem Klingeln ab. "Sammy? Was ist bei dir passiert? Was ist mit Takitani passiert? Das ist alles zu komisch." "Finde ich auch, Dean." Sam lächelt aufgrund der Ungeduld seines Bruders. "Also?" "Der Vater hat den Salzkreis zerstört und dann ist diese Izmir hereingestürmt und hat die ganze Zeit gesagt, dass sie Takitani liebt. Und jetzt geht es ihm mit einem Mal besser. Seine Werte sind gestiegen." "Das passt ja perfekt mit meiner Geschichte zusammen. Kaum war bei dir das Chaos ausgebrochen, da ist das Katana wieder aufgetaucht und hat einen der beiden umgebracht. Ihr Bruder sollte wohl als nächstes dran sein, aber dann ist das Schwert urplötzlich verschwunden. Glücklicherweise war ich noch außer Sichtweite, so dass mich der Kerl nicht entdeckt hat." "Vermutlich hat er aufgehört, als er ihre Liebeserklärung mitbekommen hat. Meinst du jetzt ist wieder alles in Ordnung?" Eine kurze Stille tritt ein, ehe Dean ein leises "Hoffentlich.", murmelt. Einen Moment später ist seine Stimme wieder klar und kraftvoll: "Wir treffen uns dann also beim Motel." Traurig blickt Sam auf sein Handy, ehe er es weg steckt und sich auf den Weg macht. Der Rest der Nacht verläuft ruhig und in Zufriedenheit, aber der nächste Morgen bietet einen Schock. Vollkommen fassungslos hält Sam Dean die Zeitung vor die Nase. Am Abend zuvor hatte das Mädchen wohl noch ihrer Familie von ihrem Vorhaben, Maki Takitani zu heiraten, erzählt. Alle waren sich sicher, dass er wieder gesund werden würde. Seine Werte müssten nur noch ein paar Stunden so stabil bleiben, dann könnten die Maschinen abgeschaltet werden und er wäre wieder selber lebensfähig. Aber so weit sollte es gar nicht kommen. Auf dem Weg zurück zum Krankenhaus wurde Izmir in aller Öffentlichkeit von ihrem Bruder erschossen. Ehrenmord nannte er das und wurde sofort festgenommen. Im selben Moment, in dem sie auf der Straße starb, war es auch um Maki Takitani geschehen. "Dass … verdammt!" Dean ist sprachlos. Da stehen zwei Liebende endlich zueinander und dann geschieht so etwas. Alle Hoffnung, alle Zuversicht zerstört. Aber vielleicht können sie auch nur im Tod ihr Glück finden. Wer weiß. Sam lässt sich auf den Stuhl gegenüber von seinem großen Bruder sinken. "Dean? Ich möchte auf die Beerdigung gehen. Sie ist in vier Tagen. Bitte." "Wessen Beerdigung?" "Maki Takitanis. Izmirs ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Islam und so … ich kenne mich da nicht aus." "Und du meinst nicht, dass dich irgendwer erkennt?" Dean ist skeptisch, aber gleichzeitig kann er den Wunsch seines kleinen Bruders verstehen. Dieser Fall ging verdammt stark an ihre Nerven. "Wir halten uns im Hintergrund, das sollte klappen." "Okay." Dean streicht Sam gedankenverloren einmal durch die Haare, ehe er sich dem Fenster zuwendet, den traurigen Blick dabei übersehend, der für ihn bestimmt ist. Die nächsten Tage vergehen wie im Flug. Ausnahmsweise haben sie mal frei, doch auch diese Zeit verbringen sie mit der Suche nach dem nächsten Auftrag. Nur hin und wieder gönnen sie sich einen Moment Ruhe. Sie gehen gemeinsam essen, besuchen mal das Kino, aber ansonsten beschäftigen sie sich getrennt voneinander. Jeder macht sich seine Gedanken, aber behält sie für sich. Auf der Beerdigung sind viele Menschen. Die Wahrheit ist ans Licht gekommen und das war vielleicht der einzige Erfolg, den die beiden für sich verbuchen können. Mit einem anonymen Hinweis hat Dean die Polizei nämlich auch darauf gebracht, dass Izmirs Familie sie bedroht hat und was eigentlich die Verbindung zwischen den beiden Menschen war. "Wie Romeo und Julia.", flüstert Dean vor sich hin. Der Pfarrer ist gerade bei den berühmten Worten: "Erde zu Erde. Staub zu Staub ..." Es wird Zeit, dass sie gehen, doch Sam ist so sehr in Gedanken versunken, dass Dean ihn beinahe wegzerren muss. Auf der Fahrt ist die Stille zwischen ihnen so unerträglich, dass Dean das Radio anschaltet. Eigentlich wollte er selbst ein wenig Ruhe zum Nachdenken, aber dieses Schweigen ist furchtbar. Als die ersten Töne erklingen würde er am liebsten seinen Kopf gegen das Lenkrad donnern. Aber das würde seinem Baby nicht gut tun, also lässt er es. Das Lied, welches nun den Impala flutet ist "Dust in the wind" von Kansas. Es überkommt Dean wie ein Schlag ins Gesicht. Es stimmt einfach, was der Text sagt. Alles ist vergänglich und man muss jeden Augenblick nutzen und mitnehmen. Die Erinnerungen sind wichtig, Geld bringt nichts. Entschlossen fährt Dean seinen Wagen an den Straßenrand. Noch ehe Sam sich darüber äußern kann, wird er schon gepackt und geküsst. Voller Leidenschaft, voller Inbrunst und Verzweiflung. Voller Liebe. Und genauso küsst er nach einem Überraschungsmoment zurück, will Dean festhalten und nie wieder loslassen. Aber da ist noch diese wichtige, beharrliche Frage, die beantwortet werden soll. Sam unterbricht seufzend den Kuss und sieht Dean an. Unsicher, hoffnungsvoll. "Wieso? Ich dachte es sollte nie wieder passieren!" Die Erinnerung kommt zurück. Eine Erinnerung an einen Abend ein paar Wochen zuvor. Ein wenig Alkohol, die Euphorie eines beendeten Falles und der pure Wahnsinn ihrer Gefühle führte zu einem Kuss. Aus diesem Kuss wurden viele, leidenschaftliche. Nichts weiteres passierte, aber als sie am nächsten Morgen realisierten, was passiert war, was diese Küsse bedeuteten, wären sie beinahe verzweifelt. Es schien ihnen die einzige Option zu sein sich zu verhalten, als wäre nie etwas passiert. Sam schwirrt immer noch Deans Ausspruch im Kopf herum: "Einmal ist keinmal." "Ich weiß, was ich gesagt habe. Und im übrigen auch, was ich getan habe. Ich will aber nicht, dass es nichts ist. Ich will, dass das zwischen uns etwas besonderes war und ist. Ich kann nicht von dir lassen und ich will dich nicht teilen. Mit niemandem." Es raubt Sam den Atem, aber lässt ihn nicht blind werden. "Was ist mit deinen, mit unseren Einwänden? Dass wir Brüder sind? Männer? Dass eine Liebe zwischen uns nur eine Schwäche wäre? Einen Schwachpunkt bieten würde?" Es fasziniert ihn, dass ausgerechnet sein großer Bruder sich an diesem Tag als Redner versucht. Und überzeugt. "Dafür haben wir keine Verwandten und Freunde, von denen wir so abhängig sind, wie zum Beispiel Izmir. Wir haben nur uns. Du bist mein ein und alles. Ob als Bruder, oder als fester Freund. Wir bleiben so oder so unser Leben lang zusammen. Und dann möchte ich meine Gefühle nicht verleugnen müssen." Deans Blick ist ernst, doch bei Sams nächsten Worten, wandelt er sich zu einem breiten Grinsen. "Bist du dir sicher? Ich lass dich nämlich nicht mehr los." "Perfekt. Das habe ich auch nicht vor. Zusammen leben, zusammen sterben." Sie küssen sich wieder. Ende Ps. Ich freue mich über immer über einen Kommentar von euch ;) Vielen Dank fürs Lesen. lg, Morathi Kapitel 15: Afrika - Eistee - Kindersitz - Feuerzeug ---------------------------------------------------- Hallo =) Vielen Dank an Fine und Ririm für ihre wundervollen Kommentare =) Ich freu mich riesig drüber ^^ 1) Disclaimer: Das Supernatural-Universum gehört nicht mir, sondern Eric Kripke. Mir gehört nur die Idee hierzu und ich hab viel Spaß dabei ;) 2) Warnung: Sam/Dean: don't like, don't read (+ Kitsch! XD) Und jetzt viel Spaß beim Lesen =) Afrika – Eistee – Kindersitz – Feuerzeug "Wieso zum Geier, darf man hier auch nicht hochfahren?" Sam wirft Dean einen kurzen Blick zu und zieht dann seine Jacke enger. Sein Bruder weiß selber, dass der Chevrolet noch keine Winterreifen drauf hat, das muss er ihm nicht sagen. Es ist vermutlich nur der Frust. Hier sind sie, viel zu dünn angezogen und vom Wetter überrascht. Genauer gesagt vom Schnee. Auf dem Weg hoch wurden sie eingeschneit. Es dauert Ewigkeiten sich fortzubewegen und für eine Jagd sind das die denkbar schlechtesten Voraussetzungen. Ihr Ziel ist ein Werwolf, der hier oben lebt. Vermutlich ein Wildhüter oder Einsiedler. Auf alle Fälle hat er schon gemordet und sie sind mitten in seiner Mondphase in diese Gegend gekommen. Selbst wenn es heute also nicht klappen sollte, können sie die nächsten Tage auch wiederkommen. Das Problem ist wohl eher, dass sie jetzt selber eine gute Zielscheibe bieten. Sie haben außerdem nichts dabei, außer ihren Waffen, etwas Eistee und Deans Apfelkuchen. Nicht gerade der passende Proviant für solch eine Wanderung. "Ich würde sagen wir suchen uns irgendein Versteck, wo wir das schlimmste abwarten. Die Bewohner im Dorf haben doch gesagt, dass es hier öfters Wetterschwankungen gibt." Dean gibt nur ein grimmiges Nicken von sich, ehe sie sich nach einem geeigneten Unterschlupf umsehen. Nach einiger Zeit stoßen sie auf ein Autowrack. Der Unfall scheint nicht einmal allzu lange her zu sein. Höchstens ein paar Tage und von den Insassen ist nichts zu sehen. Die Motorhaube ist eingedellt, als wäre etwas sehr schweres drauf gesprungen. "Werwolf.", ist Deans Kommentar. Da muss Sam nichts mehr hinzufügen, passt es doch so wunderbar zusammen. Das einzige, was ihn irritiert ist die Wortkargheit von seinem Bruder, die seit einigen Tagen, oder sind es schon Wochen, immer mehr zunimmt. Natürlich war Dean nie der große Redner, aber inzwischen ist es erheblich schlimmer geworden. Was einem natürlich auffällt, wenn man sein Bruder ist und die ganze Zeit mit ihm zusammen ist. Genauso, wenn man ihn viel beobachtet. Und das tut Sam. Intensiv. Es ist normal für ihn, dass sein Bruder mehr für ihn geworden ist, als er sein sollte. Ebenso ist ist es normal für ihn, nichts von seinen Gefühlen nach außen zu lassen. Sie beide haben schon früh gelernt, dass die eigenen Gefühle fast immer für wichtigere Dinge wie die Jagd, oder das Überleben, unterdrückt werden müssen. Und so ist es auch in diesem Fall. Außerdem ist sein großer Bruder ja wohl der fleißigste Schürzenjäger, den man sich vorstellen kann. Beziehungsweise war es, denn seit diese extreme Veränderung begonnen hat, scheint er Frauen mehr aus Pflichtgefühl, als aus Lust anzumachen. Oder weil sie ihn anspringen. Und das tun sie in der Regel, wenn er irgendwo auftaucht. Auf alle Fälle benimmt sich Dean komisch und Sam fällt es auf. Aber weiter darüber nachzudenken bringt in der momentanen Situation reichlich wenig und so sperrt Sam seine Gefühle und Gedanken wieder weg und konzentriert sich auf ihre Probleme. Ein Werwolf, eisige Kälte und kein Versteck. Aber Brennmaterialien müssten sie hier finden. "Hey, Dean." Ein Brummen ist die Antwort. "Wir sollen das Wrack nach irgendwas zum Anzünden durchsuchen. Zur selben Stelle kommt ein Werwolf selten zweimal und wir haben es dann etwas wärmer." "Ich werde mit Sicherheit nicht hier draußen campen, Sam." Aggression, Ungedult. "Dann schleppen wir die Sachen eben woanders hin. Wir haben wohl keine andere Wahl. Oder erfrierst du lieber?" Sturheit, Vernunft. "Manchmal wäre mir das fast lieber." Die Worte sind so leise, dass Sam sie kaum verstanden hat. Dean dreht sich zu ihm um, scheint erfahren zu wollen, ob sie durch den Wind gedrungen sind, doch er wird ignoriert. Wenn sie einen Unterschlupf gefunden haben, dann wird er fragen, was los ist. Oder vielleicht, wenn sie den Fall beendet haben. Vielleicht auch gar nicht, aber sicher ist, dass er nicht zulassen wird, dass sein Bruder erfriert, egal, ob er sich das wünscht, oder nicht. Mit ein paar schnellen Schritten ist Sam bei dem Wrack, reißt die Türen auf, durchwühlt das Innere. Er findet immer noch keine Leichen, dafür einen Rucksack mit Proviant, Fußabtreter und Papier. Dean findet auch noch was anderes: "Sam, hier ist ein Kindersitz. Dieses Arschloch hat eine ganze Familie ausgerottet. Wir müssen ihn finden." "Das werden wir." In einstimmigem Schweigen packen sie die Sachen zusammen, die sie für ein Feuer und etwas Wärme gebrauchen können und ziehen weiter. Sie haben Glück. Nach nur einer halben Stunde Marsch entdecken sie einen Felsen, in dessen Windschatten sie sich niederlassen. Die Fußabtreter und das Papier sind schnell aufgerichtet. Feuerzeuge haben sie zum Glück immer in Massen dabei. Bei ihrem Job herrscht ja schließlich ein hoher Verschleiß an den Teilen. Mit ein bisschen Geduld seitens Dean gibt es wenigstens ein paar kleine Flammen. Sie wärmen zwar nicht wirklich, geben ihnen aber wenigstens die Illusion nicht ganz verloren zu sein. Nach ein paar Minuten eisigen Schweigens und Frierens fängt Sam an zu reden: "Weißt du? Es heißt man soll sich einfach warme Gedanken in solchen Situationen machen. Ich würde in unserem Fall Afrika vorschlagen. Wärmer geht es wohl nicht mehr, oder? Obwohl, die Sahara hat auch was für sich. Also dann stell ich mir jetzt mal vor, dass ich da wäre. Sonne, Sand und eine immense Hitze." Sam hält in seinem Redefluss inne, sieht Dean aus den Augenwinkeln an. Der scheint gar nicht richtig registriert zu haben, was er gesagt hat, sondern starrt nur intensiv in das Feuer, mit den Gedanken weit weg. Sam seufzt auf. Was beschäftigt seinen Bruder so? Was raubt ihm seit Wochen die Nerven und den Schlaf? Er bekommt das alles mit, beobachtet ihn genau. Am Anfang hat er es ja verstanden, also eine gewisse Veränderung. Dean war mal wieder von einem Dämon übernommen worden. Es war nur kurz, ein bis zwei Stunden, und er hatte auch niemanden verletzen können. Na ja, fast. Sam wäre beinahe ertrunken. Nur der eiserne Wille Deans hatte ihn gerettet. Dieser hatte sich gegen den Dämon gewehrt, der zuvor darüber gelacht hatte, dass er den Körper eines besonders kaputten und kranken Mannes übernommen hätte. Aber Dämonen reden immer so ein Zeug. Dean hätte sich wieder beruhigen müssen. Das tat er jedoch nicht. Er wurde immer nachdenklicher, wortkarger und schreckhafter. Größtenteils war sein Verhalten ruppig und besonders wenn sie wieder für ein Paar gehalten wurden wurde er richtig aggressiv. Nicht wie bisher genervt oder verständnislos. Ja, Sam war sogar die Idee gekommen, dass es vielleicht an ihm selber liegt. Dass ihm vielleicht dieselben Gefühle entgegen gebracht werden, die er auch hegt. Aber diese Idee wurde sofort wieder in seinem Unterbewusstsein begraben und sollte auf ewig dort verweilen. Eigentlich. Aber diese furchtbare Kälte, ihre ausweglose Situation und Deans immer schlimmer werdendes Verhalten lassen Sam seine Prinzipien vergessen. Er möchte seinen Bruder provozieren, sich ihm einmal nähern. Nach einem mentalen Tritt in den Hintern steht er auf, überbrückt die zwei Meter, die ihn von Dean trennen und lässt sich direkt neben ihm nieder. Dieser schreckt hoch, sieht ihn einen Moment lang perplex an, ehe er flüchten zu wollen scheint. Aber Sam hat damit gerechnet und zieht ihn in seine Arme, lässt ihn nicht entkommen. "Dude, was soll das?" Mit einem zufriedenen Grinsen bemerkt Sam die aufkommende Röte in Deans Gesicht und hält ihn trotz aller Proteste weiterhin fest. "Dir ist kalt. Mir ist kalt. Auf diese Weise bekommen wir wenigstens ein kleines bisschen Wärme ab." Nach dieser Erklärung bleibt Dean erst einmal still in Sams Armen sitzen, dabei immer röter werdend. Sein kleiner, großer Bruder kann darüber nur lächeln. Der Anblick ist so ungewohnt und süß. So ungewohnt süß. Sam schließt mit einem Seufzen die Augen. Nach ein paar Sekunden aber merkt er, dass er wartet. Auf was wartet er? Etwa auf einen Kuss? Auf eine Berührung? Von seinen eigenen Gedanken und Erwartungen überrascht öffnet er abrupt die Augen, starrt in Deans Gesicht, der ihn fasziniert beobachtet. Beziehungsweise beobachtet hat, denn kaum begegnen sich ihre Blicke, sieht er weg, scheint von sich selbst überrascht und geschockt zugleich. Bei Sam brennt eine Sicherung durch. Ohne sich weiter Gedanken über seine Taten zu machen, in der Gewissheit, dass er bereits zu weit gegangen ist, küsst er Dean einfach. Lässt sich einfach gehen, genießt den kurzen Moment vollkommenen Glücks und Zufriedenheit. Vollkommener Liebe. Wenn man aber meinen würde, dass dieses Gefühl zerbrechen würde, sobald er den geschockten und erstarrten Dean vor sich sieht, so erfüllt Sam diese Erwartung nicht. Im Gegenteil. Er ist mit einem Mal so voller Zuversicht, so voller Hoffnung, dass er sich nur ein wenig wundert. Er sieht Dean groß an, wedelt mit seiner Hand vor dessen Gesicht herum und fragt leise: "Was ist los?" Da scheint sein Bruder aus der Lethargie zu erwachen. Mit einem Ruck versucht er sich aus Sams Griff zu befreien, scheitert aber kläglich. Dieser hat nicht vor, ihn loszulassen. "Was tust du da? Und warum?" "Dich küssen vielleicht? Und wieso beschwerst du dich? War's so schlecht?" Ein Grinsen macht sich bei ihm breit, das normalerweise eher zu Dean passen würde. Dieser ist momentan jedoch völlig durch den Wind. "Das kannst du doch nicht so einfach! Wir sind Männer. Mehr als das, wir sind Brüder!" Er wird erstaunt angesehen. "Solche Regeln interessieren dich noch?" Als Dean sich diesmal wehrt, kann ihn Sam nicht mehr festhalten. Aber sein Bruder versucht auch nicht zu fliehen, er steht nur auf, scheint sich damit Halt zu geben. "Wir haben eine Verantwortung. Ich habe eine Verantwortung! Du bist mein kleiner Bruder. Und ein Mann dazu. Ich kann das nicht so einfach." Sam weiß wirklich nicht, woher er seine Ruhe und Zuversicht nimmt. Vielleicht weil dieses Gefühl und Handeln das erste in seinem Leben ist, das sich vollkommen richtig anfühlt? "Dann mache ich eben den ersten Schritt und zeige dir, dass es geht, dass wir es können.", er sieht seinen Bruder ernst an, "Wenn du es willst." Er wird vollkommen fassungslos angeguckt: "Wieso akzeptierst du es einfach?" Auch Sam steht nun auf: "Das ist kein Thema des Geschlechts. Ich will es. Ich will dich. Aber was willst du?" Sie stehen kaum einen Schritt voneinander entfernt, Deans Augen weiten sich und er wird ein weiteres Mal rot: "Ich ..." Da ertönt mit einem Mal ein lautes Brüllen und voller Entsetzen sieht Sam über Deans Schulter den Werwolf über die Ebene auf sie zu rennen. Er will seinen Bruder zur Seite schubsen, ihn beschützen. Da dreht sich dieser um, zieht inmitten der Drehung seine Waffe und schießt dem Tier die Silberkugel zwischen die Augen. Perplex sieht Sam zu seinem Bruder, der auf den Werwolf zugeht, ihm noch eine weitere Kugel in den Körper jagt und voller Wut vor ihm stehen bleibt: "Halt die Klappe, Mistvieh! Du störst!" "Ähm, Dean? Er ist tot. Du hast unseren Werwolf erledigt. Bravo." Mit ein paar Schritten ist er bei dem, weiterhin vor Wut schnaufenden Dean und berührt ihn kurz am Arm: "Was wolltest du mir sagen?" Sofort wirkt Dean wieder verunsichert, was sich jedoch schnell in Grobheit verwandelt: "Vergessen wir das!" Er will sich wegdrehen, aber das lässt Sam nicht zu, sondern hält ihn fest, zieht ihn an sich: "Nein, das tun wir nicht." Und mit diesen Worten küsst er ihn. Dean bleibt still. "Und? Was ist nun deine Antwort?" Mit einem Grinsen fragt sich Sam, ob sein Bruder pro Sekunde immer röter wird, oder bereits sein Maximum erreicht hat. "Das weißt du doch schon längst.", kommt es gemurmelt. Es ist Dean peinlich, aber als Sam ihn innig umarmt, seufzt er erleichtert auf. Jetzt ist beinahe alles in Ordnung. "Bitte lass mir ein bisschen Zeit mich umzugewöhnen, okay? Ich glaube nicht, dass ich so schnell in den Liebhabermodus wechseln kann." Die Antwort kommt gepaart mit einem dreckigen Lachen: "Ich überzeuge dich schon." Das erschrockene Gesicht daraufhin verleitet ihn nur dazu Dean noch ein weiteres Mal zu küssen, eher er sich an ihn lehnt: "Du darfst diese Seite nur niemand anderem, als mir zeigen." Auf die Frage "Welche Seite?", bekommt der große Bruder jedoch keine Antwort. Stattdessen zieht Sam ihn mit sich zurück zu dem gescheiterten Versuch eines Lagerfeuers. Sie begraben alles mitsamt dem Werwolf und suchen sich danach ein anderes Versteck, um das Ende des Schneesturms abzuwarten. Die restliche Wartezeit vergeht mit Schweigen und gelegentlichem Kuscheln und Küssen. Sobald es ihnen möglich ist kämpfen sie sich den Berg hinab. Kaum beim Impala angekommen, wird dieser von Dean umarmt, geküsst und liebkost. Sams Lachen ignoriert er gekonnt und redet beruhigend auf sein Baby sein. Als sie dann endlich losfahren scheint alles wie immer zu sein. Laute Rockmusik tönt aus den Lautsprechern, hin und wieder singt Dean sogar mit und ansonsten überschreitet ihr Tempo minimal die Geschwindigkeitsbegrenzung. Als sich aber eine große, männliche Hand in seinen Nacken schleicht und ihn dort krault, wird er wieder rot. Sam grinst und weiß, dass sich etwas sehr entscheidendes geändert hat. Ende Ps. Und? Kitschig, was? ich wollte die Rollen mal anders verteilen und finde das passt eigentlich auch ganz gut XD aber wie ist eure Meinung? Ich freu mich immer über Kommentare ^^ Kapitel 16: nasses T-Shirt - Cowboyhut - Handschellen - Zucker statt Salz ------------------------------------------------------------------------- Hallo =) Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich bin umgezogen und das Internet hat nicht sofort funktioniert. Ich hoffe mal, dass es jetzt richtig klappt ^^ Dafür ist das nächste Kapitel auch lang. Sehr lang ^^ 1) Disclaimer: Sam und Dean gehören nicht mir, sondern Eric Kripke. Ich kriege hierfür kein Geld, sondern mache das aus Spaß ^^ 2) Warnungen: - Sam/Dean - teils vulgäre Sprache Und jetzt viel Spaß beim Lesen ^^ Nasses T-Shirt – Cowboyhut – Handschellen – Zucker statt Salz Sam ist verliebt. Obwohl diese Bezeichnung das Gefühl, tief in seinem Inneren, wohl nicht richtig beschreiben kann. Es ist eine Liebe, tiefer als er sie zuvor je gespürt hat. Er glaubt kaum, dass ein Mensch stärker lieben kann, als er. Aber wie auch immer man es nennen mag, es verändert nichts an der Tatsache. Sam ist verliebt. Die Erkenntnis hat ihm einen Schock versetzt. Er hat sich davor verschlossen, dagegen gewehrt, aber irgendwann hat er bemerkt, dass er ohne dieses Gefühl leer ist. Ohne diese Liebe ist er eine leere Hülle, denn sie ist der Inhalt seines Lebens, seines Denkens und Fühlens. Er hat es akzeptiert, hat sein Schicksal angenommen. Sam ist in Dean Winchester verliebt. So stehen die Fakten und daran lässt sich nichts rütteln. Er kennt seinen Bruder sein Leben lang, kennt dessen Fehler, sowie dessen Stärken und liebt alles an ihm. Aber er weiß auch, dass er keine Chance hat, dass er nie eine haben wird. Dean ist ein Schürzenjäger und sein Bruder. Sam findet dass Dean eigentlich relativ normal ist, im Gegensatz zu ihm selbst. Dämonische Kräfte und Bruderliebe. Na das schreit doch nach einem Psychiater. Auf alle Fälle hat er entschlossen nichts durchblicken zu lassen. Sein Bruder soll so unschuldig bleiben, wie er ist. Auch wenn das nicht gerade viel ist. Doch es gibt da ein Problem. Eigentlich mehrere, aber Sam will nicht unbedingt negativer sein, als er eh schon ist. Was er auch macht, Dean ist in seiner Nähe. Schlimmer noch, er kommt von diesem nicht weg. Sie schlafen in einem Zimmer, sind praktisch vierundzwanzig Stunden am Tag zusammen und seit Sam seine eigenen Gefühle erkannt hat, scheint Dean noch mehr zu einer Glucke mutiert zu sein, als er es vorher bereits war. Die ständige Nähe lässt sich am Besten mit dem Spruch "Zuckerbrot und Peitsche" beschreiben. Sam genießt alles an Dean, seinen Geruch, seine Stimme, seine seltenen Berührungen, seine Blicke. Aber er hält nur ein bestimmtes Maß aus. Wenn die Grenze überschritten ist, ist der Kontrollverlust zum Greifen nahe. Ein weiteres Problem ist, dass die ertragbare Menge immer kleiner wird. Sam zieht sich immer öfter zurück, flieht vor Dean, was diesen wiederum misstrauisch und noch aufmerksamer werden lässt Schlussendlich muss Sam einsehen, dass es so nicht weitergeht, dass es so nicht weitergehen kann. Er muss etwas unternehmen. Er muss weg, aber doch bei Dean bleiben. Er kann ihn nicht alleine lassen. Egal wie oft er schon dachte, dass es das Beste wäre, aber widersinnigerweise ist er selbst genauso das Zentrum von Deans Gedanken, wie dieser bei ihm. Nur, dass ihre Gefühle anderer Natur sind. Sam hat das Gefühl, dass er langsam aber sicher verzweifelt. Und verzweifelte Menschen kommen auf komische Ideen. Auf verrückte Ideen. Es ist Nacht und sie auf der Durchreise. Sie haben noch keinen weiteren Fall, aber das könnte sich täglich ändern. Nervös und aufgeregt steht Sam vor einer Disko. Er weiß, dass Dean in irgendeiner Bar ist. Wie immer. Eigentlich geht Sam schon länger nicht mehr mit, aber hin und wieder fragt ihn sein großer Bruder dann doch noch. Genauso wie heute. Aber er hat abgewehrt, meinte er wollen wenn, noch einen Nachtspaziergang machen, aber nicht mehr. Er ist sich nicht sicher, ob ihm geglaubt wird, aber solange keine Wiederworte kommen, sollte es in Ordnung sein. Kurz nachdem sein Bruder also aufgebrochen war, war er selbst unter die Dusche gerannt, hatte sich umgezogen und war hierher gekommen. Er hatte die Lokalitäten über das Internet gefunden und ist sich nun gar nicht mehr so sicher, ob er die nächsten Schritte machen soll. Kopfschüttelnd verscheucht er den Gedanken an Flucht. Er wird nicht kneifen, er wird es durchziehen. Zu seinem Wohl. Und zu Deans Wohl. Langsam geht er auf den Eingang zu, bemerkt die neugierigen Blicke, die ihm zugeworfen werden. Er ist neu hier, er sticht heraus. Dass es diesmal nur Männer sind, die ihn von oben bis unten betrachten, ist ein komisches Gefühl. Aber irgendwie kommt er sich bei ihnen nicht ganz so schutzlos ausgeliefert vor, wie bei manchen Frauen. Er ist selbst ein Mann, er ist stark, er wird das schaffen. Hoffentlich. Dass Sam sich eine Schwulendisko ausgesucht hat, hat mehrere Gründe. Zum Einen will er sehen, ob er nur auf Dean, oder auch auf andere Männer anspringt. Zum Anderen will er sich sexuell auslasten. Und die Schwulenszene hat immerhin den Ruf, dass man hier schnellen Sex einfacher bekommt, als die große und wahre Liebe. Er wird sehen, was daran stimmt. Der Türsteher ist ein Riese, aber immer noch kleiner als Sam selber und offensichtlich nicht schwul, denn er winkt ihn emotionslos hinein. Und dann bricht er in eine vollkommen neue Welt. Keine Party, keine Disko, die er bisher erlebt hat, lässt sich hiermit vergleichen. Überall tanzen Männer, meistens sogar halbnackt. Die Musik schwemmt einen mit, lässt keine Gedanken zu und der Körper bewegt sich von alleine. Und dazu riecht es intensiv nach Mann. Die Pheromone schwirren durch die Luft. Sich leicht schüttelnd löst sich Sam aus der Starre und kämpft sich durch die Menge auf die Bar zu. Selbst das Bier schmeckt fremd in diesem Ambiente. Er geht weiter, lehnt sich gegen die Wand und beobachtet erst einmal, sich an sein Getränk klammernd. Ihm haben solche Veranstaltungen früher nie gefallen und inzwischen fragt er sich, ob es tatsächlich das ist, was er will. Hier seinen erste Fick zu bekommen. Gedankenverloren starrt er in die Menge, als er mit einem Mal ein Paar blitzende Augen wahrnimmt. Sie verschwinden wieder und tauchen Sekunden später an einer anderen Stelle wieder auf. "Ein Dämon?" Sam schüttelt lachend den Kopf. Er sollte seinen Beruf hin und wieder aus seinem Hirn streichen, aber das ist nicht einfach. Also konzentriert er sich lieber auf seine Schuhspitze, auf den dunklen Boden und als er wieder aufsieht sieht er sie wieder. Diese Augen. Mit dem dazugehörigen Mann. Dieser steht vor ihm, grinst ihn an und mustert ihn neugierig. "Du bist neu hier." Keine Frage, sondern eine Feststellung, aber trotzdem nickt Sam. Sein Gegenüber ist kleiner als er, aber für einen Mann trotzdem recht groß. Ein breiter Cowboyhut versteckt seine Haare, aber der Ansatz deutet auf dunkelbraune, kurze Haare hin. Diese blitzenden Augen wechseln im Diskolicht andauernd die Farbe, aber das ist auch egal. Er ist gut gebaut und allein sein Blick jagt Schauer über Sams Körper. Damit wäre wohl die Frage, ob er auch andere Männer anziehend findet, geklärt. "Kann es sein, dass du das erste Mal in der Szene bist?" Wieder nickt Sam. So langsam fühlt er sich aber immer wohler. Kaum Unsicherheit, kaum Zweifel mehr. Er ist froh, dass er geblieben ist. "Ich weiß noch nicht lange, dass ich auch auf Männer stehe." Ein Grinsen, das an eine Raubkatze erinnert. "Schön, dass du es noch geschafft hast. Und dass du dich alleine hierher getraut hast." "Ich wüsste niemanden, der mitkommen würde. Ganz davon abgesehen, dass es niemand weiß." Der Mann lacht. "Außer der gesamten Schwulenszene in dieser Stadt. Aber das ist immerhin ein Anfang." Lächeln. "Ich bin im Übrigen Mark. Willkommen in unserer kleinen, bescheidenen Stadt." "Danke. Ich bin Sam." Sam reicht Mark die Hand. Dieser nimmt sie an, jedoch nur, um ihn an sich heranzuziehen und ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen zu geben. Perplex will Sam zurück weichen, aber das lässt sein Gegenüber nicht zu. Er hat erstaunlich viel Muskelkraft. "Danke für die Ehre des ersten Kusses." Verwirrung steigt in Sam hoch: "Erster Kuss? Den hatte ich schon vor einer Ewigkeit." "Ich meine den ersten Kuss von einem Kerl." Mark rollt die Augen und Sam errötet. Aber nur ein bisschen. "Dann hast du recht." "Wow!", Mark ist doch überrascht, "Du hast es noch nie mit einem anderen Mann getrieben? Was für eine Verschwendung." "Danke." Eigentlich sollte es Sam jetzt unangenehm sein, aber stattdessen steigt sein Mut. "Und was willst du heute Abend hier?" Das zweideutige Grinsen wird übersehen: "Mal sehen. Ich lass mich überraschen." Aber irgendwie ist beiden klar, auf was es hinauslaufen wird. Doch statt ihn sofort mit zu schleppen, ergreift Mark wieder Sams Hand: "Dann lass uns mit etwas einfachem anfangen. Tanzen." Mit einem sanften Druck lässt er sich führen. Ein paar Stunden später ist Sam vollkommen verschwitzt. Nicht nur dank dem Schweiß, sondern auch weil es einer der Kerle, die auf den Bühnen tanzen, lustig fand, Wasser über die Leute zu kippen. Nach seinem anfänglichen Schock registrierte er haufenweise Blicke, die immer wieder seinen Oberkörper musterten. Dank des nassen T-Shirts war er genauso entblößt, wie wenn er sich ausgezogen hätte. Als er daraufhin aber Mark ansah, fand er die Aktion alles andere als schlecht. Dieser hatte ebenfalls eine gute Ladung abbekommen und was er zu bieten hatte, ließ sich sehen. Mit hungrigem Blick starren sich beiden Männer nun an, nicht sicher, ob sie den Schritt tun sollen. Sam denkt an Dean. Er betrügt ihn, ohne dass dieser es weiß, aber er will es jetzt. Ganz davon abgesehen, dass sein großer Bruder in diesem Moment vermutlich bei irgendeiner Frau liegt. Gleichstand also, ohne dass Dean etwas davon erfährt. Ein Arm schlingt sich um seine Hüfte und reißt ihn aus seinen Träumen. Aber es ist nicht Mark, sondern ein anderer Mann, der anscheinend nicht mehr abwarten wollte, ob sich Sam und Mark nun bespringen, oder nicht. "Na? Wie sieht es aus?" Aber ehe Sam oder dieser freche Kerl noch irgendetwas sagen können, werden sie bereits auseinander geschoben und Sam weggezogen. Mark hat wortlos die Initiative ergriffen. Aber er zieht ihn hinaus aus der Masse, nicht hinein in die kleine Kammer, die scheinbar so gerne zum Sex benutzt wird. "Wohin gehen wir?" "Zu mir. Du willst doch nicht hier dein erstes Mal haben, oder?" Der Gedanke an den bevorstehenden Sex lässt Sam schneller atmen. Und Mark hat recht, hier will er es nicht. Eigentlich. Denn hier wäre es anonymer gewesen. Aber gut, ihm soll es recht sein. Bei Mark angekommen stellt sich nur noch eine Frage. "Aktiv oder passiv?" Sam zuckt die Schultern. Er weiß es nicht. Für Dean würde er sicher auch passiv sein, aber für andere Kerle? "Dann zeig ich dir einfach beides." Mit einem Grinsen tritt Mark vor ihn und zieht ihn zu einem Kuss herunter. Es ist bereits früher Morgen, als Sam zurück zum Motel kommt. Er ist frisch geduscht und trotzdem kommt es ihm vor, sei er gerade erst gekommen. Mark fand es schade, dass sie sich vermutlich nie wieder sehen würden, aber es war auch okay. Er gab Sam nur seine Nummer, falls dieser nochmal in der Gegend wäre und Lust hätte. Das faszinierende ist, dass er sich das sogar vorstellen kann. Er ist so befriedigt, wie schon lange nicht mehr. Aber er weiß auch, dass es wie eine Droge ist. Sie wird für eine kurze Zeit reichen, ihn von Dean abzulenken, aber dann wird er sie wieder brauchen. Und das ist okay. Denn so verschafft er sich selbst Befriedigung und Dean Schutz. Und je mehr Erfahrung er sammelt, desto besser wird es werden. Aber passiv wird er wohl so schnell nicht mehr sein. Mark ist gut, keine Frage, aber Sam hat gemerkt, dass er ihm nicht wirklich vertrauen kann. Das wird wohl an seiner Lebenserfahrung liegen, aber es behindert guten Sex natürlich auch. Vielleicht wird er es hin und wieder zulassen, aber die Person, bei der er sich jemals fallen lassen würde, wäre, und da ist sich Sam sicher, Dean. Er will sich in ihr gemeinsames Zimmer schleichen, falls Dean doch schon zurück ist. Und das ist er. Und er ist hellwach. Wartend sitzt er auf seinem Bett und kaum geht die Tür auf, springt er hoch und hastet hin: "Sam! Wo zum Teufel warst du? Du hast gesagt, dass du einen kleinen Spaziergang machen willst, keine Wanderung." Doch Sam schiebt sich nur an ihm vorbei: "Was bist du überhaupt so früh zurück?" "Weich nicht aus.", Dean ist wütend und Sam wendet sich schnell ab. Diese Ausstrahlung ist gefährlich. "Ich habe einen Spaziergang gemacht und noch jemanden getroffen und viel geredet.", erzählt er seufzend. Und anscheinend beißt Dean an: "Was? Etwa eine Frau? Und? Wie war sie?" Wieder seufzt Sam. Dann dreht er sich um und tischt Dean Lügen auf. Einen Haufen Lügen. Sie ziehen weiter. Von einem Ort zum nächsten. Von einem Fall zum nächsten. Und langsam gewöhnt sich Sam an seinen neuen Lebensstil. Fast jede Nacht, die sie irgendwo verbringen, macht er sich auf die Suche nach der städtischen Szene. Macht er sich auf die Suche nach Männern. Und fast jede Nacht findet er bei ihnen wenigstens ein bisschen Befriedigung. Sie hilft ihm, die restlichen Tage in der Nähe von Dean auszuhalten. Und langsam lernt er auch, wann er am Besten zurück ist, ohne seinen großen Bruder allzu misstrauisch werden zu lassen. Doch das ist dieser schon längst. Sam, der öfters als er nachts weg ist? Der manchmal abwehrt, wenn Dean ihn mit in eine Bar nehmen will, und dann doch später als er selbst zurück kommt. Ein Sam, der sich anders benimmt? Der Stück für Stück selbstsicherer wird? Der hin und wieder ein so perverses Grinsen zeigt, dass es Dean einen Schauer über den Rücken jagt? Dank dieser neu gewonnenen Selbstsicherheit wird er auch noch dauernd angeflirtet. Und er flirtet zurück. Jedenfalls so weit Dean das bemerkt. Wer oder was steckt dahinter? Aber einen Dämon kann er nicht bei seinem kleinen Bruder orten. Weder auf Weihwasser, noch auf "Christo" reagiert er komisch. Höchstens mit einem verwirrten Blick. Als Zusatz verhält er sich auch Dean gegenüber verwirrend. Er sieht ihn selten an, berührt ihn kaum noch. So wenig Dean auch auf Körperkontakt steht, aber das ist völlig untypisch für Sam. Für seinen Sam und den will er wieder zurück. Um das zu schaffen, muss er aber erst einmal herausfinden, was die Veränderung hervorgerufen hat. Und so legt sich Dean eines nachts auf die Lauer. Zuvor hatte er Sam, der vor seinem Laptop saß, erklärt, dass er in eine Bar wolle. Sein kleiner Bruder hatte nur abgewunken und ihm viel Spaß gewünscht. Aber Dean war nie zu einer Bar gegangen. Stattdessen hatte er sich versteckt und wartet nun darauf, dass Sam erscheint. Den Impala muss er nicht verstecken, denn die Bar ist nur zwei Straßen weiter. So gerne er auch fährt, aber das ist selbst für ihn zu kurz. Also wird sich Sam nicht wundern, wenn das Auto noch auf dem Parkplatz steht. Dean wartet nicht lange, höchstens eine halbe Stunde, da erscheint Sam auf der Bildfläche. Und Dean staunt. Sein kleiner Bruder scheint frisch geduscht zu sein und hat eines seiner besten Shirts, sowie diese neue Jeans an. Ganz davon abgesehen, dass er ansonsten nur im Zwiebeloutfit mit mindestens einem Hemd herumläuft, ist das ein ganz anderer Anblick. Sam dreht sich nicht einmal um, scheint sich also sicher zu sein, dass er nicht verfolgt wird. Ihn im Auge zu behalten ist einfach, denn immerhin ist er größer als die meisten anderen Menschen und zu dieser Tageszeit ist auch nicht gerade die Hölle los. Es dauert nicht lange und Sam hält an. Er holt sein Handy hervor und scheint den Weg zu prüfen. Einen Moment später verschwindet er in der nächsten Gasse und Dean hetzt hinterher. Sie führt direkt auf eine Tür zu. Der Name der Bar, Disko oder was auch immer das ist, steht in blauer Halogenschrift über der Tür. Faszinierenderweise tummeln sich einige Männer davor. Und zwar nur Männer. Langsam steigt ein ungutes Gefühl in Dean hoch. Aber er will den Verdacht erst bestätigt haben und nicht vorschnell urteilen. Er weiß gar nicht, was schlimmer wäre. Wenn Sam tatsächlich auf Männer steht, oder Drogen nimmt. Dean schüttelt den Kopf. Darüber kann er später noch nachdenken. Jetzt muss er erst einmal hinterher. Sam ist bereits durch den Eingang verschwunden und Dean stellt sich, mit einigem Unbehagen, ebenfalls an. Die Blicke, der ihn von oben bis unten mustert, sind ihm vorhin auch bei seinem kleinen Bruder aufgefallen. Seinem kleinen Bruder! Er kann ihn doch nicht einfach in die Höhle des Löwen laufen lassen. Dass dieser bereits schon alt genug ist, verdrängt er einfach. Er kommt durch die Kontrolle und sieht sich einer riesigen Tanzfläche gegenüber. Die Frauen fehlen immer noch. Stattdessen sieht er sehr knapp bekleidete Kerle lasziv auf kleinen Bühnen tanzen und in der Menge knutschen auch einige rum. Ein Arm legt sich um seine Schulter, eine Hand dreht seinen Kopf zur Seite und er sieht einen Mann, ungefähr so groß, wie er selbst, mit langen, schwarzen Haaren, der ihn frech angrinst: "Na? Neu in der Stadt?" Geschockt windet Dean sich aus der Umarmung: "Ich hol nur was zurück." "Ach,", jetzt lacht der Typ, "ist dir dein Süßer abgehauen? Na viel Spaß beim Suchen. Und wenn du was Abwechslung brauchst, such mich." Dean atmet schwer. Das kann doch nicht wahr sein! Er wurde angemacht. Von einem Kerl. Und dann registriert er, was dieser gesagt hat. Sam sein Süßer? Sam sein Geliebter? Sam sein fester Freund? Ihm schwirrt der Schädel. Aber was auch immer Sam für ihn sein mag, er ist hauptsächlich sein kleiner Bruder und muss nun befreit werden. Aus der Falle, in die er sich selbst hinein manövriert hat. Dean lässt seinen Blick schweifen und entdeckt sein Ziel mitten auf der Tanzfläche. Dort scheint er sich besonders gut mit einem Mann zu amüsieren, der ähnlich groß, wie er selbst ist. So weit kann Dean es erkennen, als er langsam näher kommt. Die beiden scheinen sich ja richtig gut zu verstehen. Und, muss er fluchend zugeben, irgendwie passen sie sogar zusammen. Ob das wohl an der Größe liegt? Unschlüssig bleibt Dean stehen und beobachtet sie. Noch tanzen und lachen sie nur. Eigentlich nichts schlimmes, aber was wird noch kommen? Weshalb geht Sam hierhin? Was verspricht er sich davon? Mitten in seinen Gedanken registriert Dean plötzlich, wie Sam von dem anderen Mann an der Hand an den Rand der Tanzfläche geführt, dort gegen die Wand gedrückt und leidenschaftlich geküsst wird. Dean wird schlecht. Und ohne weiter darüber nachzudenken, ohne zu bemerken, dass es Sam anscheinend gefällt, stürmt er auf sie zu. Er sieht nur noch rot, fühlt diese Wut in sich. Zorn auf diesen Typen, der seinen kleinen Bruder einfach küsst und auch auf Sam, der all diese Dinge macht, ohne dass Dean auch nur einen Hauch davon ahnt. Er reißt den Fremden mit voller Kraft von Sam weg. Perplex bleiben die beiden stehen, sehen Dean erstaunt an und dieser sieht, wie sich Erstaunen, Erkenntnis und Panik in Sams Augen abwechseln. "Dean?" "Du kennt ihn?" Steven, der andere Mann, wendet sich fragend an sein heutiges Opfer, ehe er sich zu dem Störenfried dreht: "Was fällt dir eigentlich ein, Kleiner? Ich war zuerst da! Und wenn er dir weggelaufen ist, dann pass das nächste Mal besser auf." "Schnauze!", brüllt Dean. Glücklicherweise ist die Musik so laut, dass sich nur wenige nach ihnen umdrehen. Er packt Sam am Handgelenk und zerrt ihn brutal hinter sich her. Steven sieht ihnen ungläubig hinterher. "Dean. Warte. Bitte lass mich los, das tut weh. Und ich möchte hier bleiben." Aber so viel er auch zerrt, sein Bruder lässt ihn nicht los, zieht ihn unbarmherzig hinter sich her, aus dem Club, in die Nacht. Erst in einer Gasse, ein paar Straßen weiter, wird Dean langsamer, aber seine Wut bleibt gleich. "Dean.", versucht es Sam noch einmal bittend, "Du tust mir weh. Lass mich los und rede mit mir." Der abrupte Stopp lässt Sam fast stürzen, aber er fängt sich gerade noch so. Jetzt ist also die schlimmste Situation eingetroffen, die er sich vorstellen konnte. Dean weiß es, weiß alles. Und wenn er aufmerksam genug ist, hat er auch erkannt, wen Sam tatsächlich liebt. Aber erst einmal faucht dieser los. "Du hast Schmerzen? Was? Bist du jetzt etwa auch so 'ne weiche Schwuchtel? Ohne Mumm und Kraft? Und du willst reden? Das ist nicht lache! Ich musste dir folgen, um herauszufinden, was du seit neustem nachts treibst. Bis jetzt hast du nicht mit mir geredet, aber jetzt willst du es auf einmal? Dann fang mal an." Sam schluckt schwer und strafft seine Schultern. Bisher hat Dean noch kein Wort über Liebe verloren, also wird auch er versuchen das Thema zu umgehen. "Erst einmal hast du einen Griff, der Knochen brechen kann, das hat nichts mit schwul, oder nicht zu tun. Außerdem, wenn du dir die Jungs da drin mal richtig angesehen hättest, hättest du gesehen, dass die meisten ziemlich trainiert sind." "Pha! Wieso sollte ich darauf achten? Aber du scheinst da ja ziemlich genau hinzugucken." "Ja, das tu ich.", gibt Sam zu, "Ich bin bi und momentan liegt mein Fokus definitiv auf den Männern. Ich weiß es noch nicht lange, deshalb wollte ich es für mich erst klären und dich nicht durcheinander bringen. Ganz davon abgesehen, dass ich Angst hatte, dass du genau so reagierst, wie jetzt." Dean fasst den Vorwurf höhnisch auf: "So, so. Du findest es für mich also einfacher, wenn ich wochenlang das Gefühl habe, dass sich etwas wichtiges in deinem Leben verändert hat, dass du dich verändert hast, dich mir gegenüber aber verschließt. Und ich bekomme es dann heraus, indem ich mit ansehen muss, wie irgendein Kerl dir seine Zunge in den Hals und den Schwanz fast in den Arsch schiebt." "Hey!", protestiert Sam, "Ich bin meistens aktiv." Dean stockt. Sein Herz zieht sich zusammen, sein Hirn will das Denken aufgeben, aber so leicht wird er nicht niedergemacht. "Meistens?", Sam sieht ihm an, dass er gequält ist, "Also vögelst du tatsächlich wild durch die Gegend? Und lässt dich von solchen Idioten hin und wieder auch noch ficken?" "Machst du denn was anderes? Dir ist es doch auch egal, welchen IQ deine Weiber haben und ob du ihren Namen überhaupt kennst. Du bist nicht besser." Dean wird ganz ruhig: "Aber du bist auch nicht ich. Und ich werde sicher nicht zulassen, dass du wirst wie ich." Sam lacht spöttisch auf: "Keine Sorge, ich bin viel zu kaputt. Ich hab dich schon längst überholt." "Also siehst du ein, dass es falsch ist, was du machst?" "Es ist nicht falsch. Das bin ich, das sind meine Bedürfnisse. Und im Gegensatz zu meinen dämonischen Kräften ist das normal. Sogar irgendwie gesellschaftlich anerkannt. Jedenfalls anerkannter, als der Rest an mir." Sam holt tief Luft. Es scheint, als gäbe es keinen anderen Weg. "Ich bin wie ich bin und du wirst das nicht ändern können. Wenn du dich so davor ekelst, werde ich gehen. Dann brauchst du auch nicht mehr sehen, wie sich ein Kerl an mich ran macht. Oder schlimmer, wie ich mich an einen anderen ran mache. Ich verschwinde einfach." Schneller als er gucken kann, hat er Deans Faust im Gesicht. "Spinnst du?" Geschockt hält er sich die Wange, blickt seinen, wieder mal, vor Wut rauchenden Bruder überrascht an. In seinen Gedanken herrscht Leere. Er kann sich einfach aus dem Verhalten seines Gegenübers keinen Reim machen. "Sag nie wieder, dass du abhaust! Nie wieder, verstanden? Ich hab dich nicht alleine gelassen und werde das auch in Zukunft nicht. Egal was wird. Und das hier bringt uns, jedenfalls wenn du aufpasst, nicht um. Auch wenn mir der Gedanke zuwider ist. Du und ein anderer Mann.", Dean seufzt auf, "Weißt du, Sammy? Du bist und bleibst mein kleiner Bruder, den ich beschütze. Und dich so zu sehen, jagt mir eine riesige Angst ein. Aber ich werde damit leben, wenn du dafür bei mir bleibst." Zum Ende hin ist Deans Miene immer weicher geworden und er sieht Sam bittend an. Dieser hat das Gefühl, als würde die Zeit still stehen. Warme und kalte Schauer wechseln sich ab. Was sein Bruder, seine Liebe, gerade von sich gegeben hat, lässt sein Herz schneller schlagen. Und gleichzeitig tut es weh, weil ihm bewusst ist, dass sie aus Bruderliebe, aufgrund von Beschützerinstinkt gesprochen wurden. Er weiß, dass es das Beste wäre, tatsächlich wegzugehen, vor Dean zu fliehen. Aber er bringt es nicht über das Herz, weiß dass er nicht gehen kann. Jedenfalls jetzt nicht. Langsam richtet sich Sam wieder zu seiner vollen Größe auf und sieht Dean ernst in die Augen. Dieser scheint verunsichert zu sein. "In Ordnung.", die Unsicherheit wird zu Hoffnung, "Ich bleibe. Aber dafür akzeptierst du es und redest nicht mehr wie ein bescheuerter Macho über Schwule, okay?" Dean nickt, kann nicht anders als zu nicken. Vorsichtig fragt er: "Willst du wieder rein gehen?" Aber Sam lächelt nur: "Nein. Mir ist der Spaß heute Abend gründlich vergangen." Er sieht bei seinem großen Bruder Erleichterung. Ja, der Gang zu Hölle ist lang und steinig. So wenig Sam auch daran geglaubt hat, aber Dean erwähnt seine nächtlichen Ausflüge mit keinem Wort, fragt höchstens, wie es war, wenn sie beide wieder eine Nacht weg waren. Anscheinend ist Ignoranz für ihn das einzige und beste Mittel. Und das provoziert Sam. Er ist zwar froh, dass Dean ihn nicht verstoßen hat, aber er will auch nicht, dass dieser ignoriert, was passiert ist, was mit Sam ist. Also erzählt er ihm manchmal, was war, oder flirtet in aller Öffentlichkeit mit anderen Männern. Aber im Gegensatz zu dem, was Sam glaubt, hat Dean das alles nicht verdrängt. Er denkt so viel darüber nach, dass es ihm Kopfschmerzen bereitet. Wenn Sam weg ist, schleichen sich Bilder in sein Hirn. Vorstellungen, dass Sam in irgendeiner Gasse Sex hat. Meistens sehen die Kerle in seinen Illusionen grotesk und gefährlich aus. Er will seinen kleinen Bruder nicht einfach den Löwen zum Fraß vorwerfen. Er will ihn beschützen. Aber das ist schwierig, denn der „Kleine“ ist schon groß und passt bestens auf sich selbst auf. Dazu kommt, dass Dean mit einem Mal auch alle männlichen Flirtpartner von Sam entdeckt und registriert. Kaum hat er sie bemerkt, scheinen sie überall zu sein. Sie umschwirren Sam wie die Mücke das Licht und langsam steigt in Dean die Angst, dass ihm sein kleiner Bruder einfach so vor der Nase weggeschnappt wird. Und wer wird ihn wieder suchen und retten müssen? Um ihn nicht irgendwann vergewaltigt und verstümmelt aufzufinden, heißt es Präventivmaßnahmen aufzustellen. Das heißt erst wird jeder Kerl, der es wagt Sam zweideutig anzugrinsen, mit seinem feinsten Mörderblick konfrontiert. Andere, die sich weiter vor trauen, werden ohne große Bedenken weggezogen und ermahnt. Na ja, eher bedroht. Bald schon hat Dean solch eine bedrohliche Ausstrahlung entwickelt, dass es kaum einer wagt, Sam auch nur anzusehen. Der Kleine neben ihm, könnte ihnen jederzeit den Kopf abreißen. Und manchmal, manchmal da folgt Dean Sam einfach in die Clubs. Unauffällig, wie er meint. Er beobachtet genau, wer Sam anmacht. Aber schlussendlich kann er nicht viel dagegen tun, dass sein kleiner Bruder immer wieder mit jemandem verschwindet. Er kann nur die Anzahl minimieren. Eines abends geht es schief. Ein Kerl neben ihm, fragt ihn, was er von Sam hält. Das Sam geil wäre. Den Körper eines Gottes hätte. Und dass er gleich zu ihm hingehen werde, um ihn zu fragen, ob er Spaß an Handschellen und Peitschen hat. Von einem Bekannten hat er gehört, dass sein Ziel daran wohl seinen Spaß hat. Die Handschellen gehören tatsächlich dazu. Sam mag sie, irgendwie. Aber hauptsächlich an seinem Sexpartner. Er selbst vertraut dafür wiederum zu wenig. Allerdings kann das Dean nicht wissen. Und so sieht dieser einfach nur noch rot. Dafür, dass jemand die Frechheit besitzt, diesen riesigen, lieben Kerl für solches Zeug zu missbrauchen. Und dafür, dass Sam es innerhalb weniger Tage schon geschafft hat, sich so einen Ruf anzueignen. Bevor er wieder richtig zur Besinnung kommt, liegt sein Nachbar bereits auf dem Boden und hält sich den Kiefer. Aus seiner Nase läuft Blut und bis er sein Gleichgewicht wiederfinden wird, kann es noch ein wenig dauern. Irgendjemand schreit auf und sofort sind sie umringt von Schaulustigen. Dean wird am Arm gepackt. Es ist Sam. Wütend. "Was machst du hier? Und wieso hast du ihn geschlagen? Du bist ein Arschloch, weißt du das?" Verachtend lässt er seinen Bruder los und überlässt ihn der Security, die ihn sofort hochkant hinausschmeißen. Er ist sauer auf seinen Bruder. Wieso folgt dieser ihm? Hat er es nicht verstanden? Will er ihm alles vermiesen? Sam hat mitbekommen, dass Dean versucht möglichst viele Männer von ihm fern zu halten. Aber wieso? Weil er es nicht akzeptieren kann? Weil er seinen kleinen Bruder beschützen will? Sam dachte wirklich, es würde einfacher werden. Dean vielleicht ein bisschen mehr Abstand nehmen. Aber stattdessen scheint ihm dieser nur noch mehr zu folgen. Verwehrt ihm sogar die Chance auf Befriedigung, auf sexuellen Ausgleich. Es ist ein Teufelskreis. Dean ist so nah an Sam, dass dieser sich ablenken will und muss. Das wiederum ruft Dean auf den Plan, der versucht das zu verhindern und sich noch mehr an ihn hängt. Das muss aufhören. Diese Nacht kommt Sam nicht zurück zum Motel. Dean tigert umher, macht sich Sorgen, ist verzweifelt. Irgendwann ist ihm sogar egal, dass er mindestens eine Standpauke bekommen wird. Hauptsache Sam kommt zurück. Und schließlich, früh morgens, vernimmt er Motorengeräusche. Er schreckt von dem Stuhl auf, auf dem er fast eingeschlafen wäre und rennt zum Fenster. Von dort sieht er, wie Sam und ein anderer Mann aus einem Ford aussteigen und sich noch einmal küssen, ehe sein Bruder in das Motel geht. Es lässt Dean das Herz stocken. Da war er also. Da, anstatt hier. Es geht ihm gut. Sehr gut, sogar. Seit Jahren versucht er Sam glücklich zu machen, aber vielleicht braucht Sam etwas, nein, jemand ganz anderen als ihn. Einen anderen Mann. Und das lässt ihn verzweifeln. Da geht die Tür auf und Sam schleicht hinein. Aber das Licht ist an und Dean steht am Fenster, mit leerem Blick. Aber für Mitleid hat Sam keinen Platz. Die Wut von vor ein paar Stunden ist zurück: "Was fällt dir eigentlich ein? Mir hinterher zu spionieren. Kannst du mir nicht mein Leben lassen?" Dean blinzelt: "Okay." "Okay?", Sam ist perplex. Er hat mit Widerworten gerechnet. Dean nickt langsam: "Okay. Ich lasse dir dein Leben. Ich lasse dir deine Flirts und den Sex. Ich werde nicht versuchen, dich zu beschützen. Jedenfalls nicht vor Männern, die dich nicht umbringen wollen. Aber dafür musst du mir etwas verraten. Sag mir bitte, wenn du jemanden gefunden hast, der dich glücklich macht. Egal, was dann passiert, aber ich will es wissen." Sams Herz krampft sich zusammen. Jemand, der ihn glücklich macht? Dean hat wirklich keine Ahnung, oder? Nur er alleine kann Sam glücklich machen, macht es mit jeder lieben Geste, mit jedem Lachen. Macht es jetzt gerade, in diesem Moment, als er ihn wieder zu ansieht. So verunsichert wie Sam reagieren wird und so entschlossen, was seine Entscheidungen angeht. Und Sam kann nicht anders: "In Ordnung. Ich verspreche es." Nur dieses eine Mal, schwört er sich, nur noch einmal wird er Dean davon kommen lassen. Seine Belastbarkeitsgrenze ist bald erreicht. Wenn es sein muss, wird er Dean wieder verlassen. Es wird schmerzhaft, sein Leben leer, aber es wird gehen. Hofft er. Kurz vor dem Einschlafen taucht eine Frage vor ihm auf, die genauso schnell wieder verschwindet, wie sie gekommen ist: "Wieso hat Dean nicht versprochen, ihm nicht mehr zu folgen?" Dean folgt ihm noch. Sam bemerkt das nicht, aber es ist so. Aber er interagiert nicht mehr. Dean beobachtet nur und kommt sich dabei vor wie ein Masochist. Er glaubt, dass er, je mehr er Sam fröhlich, ausgelassen und selbstsicher sieht, sich daran gewöhnt. Wenn er sich daran gewöhnt, wird er ihn irgendwann loslassen können. Hoffentlich. Die Clubs, einer wie der andere, kommen ihm inzwischen normal vor. Auch die Leute dort. Auf die Anmachen steigt er nicht ein, ignoriert in der Regel alle, außer Sam. Eine Bar, sowie eine nackte Frau hat er schon lange nicht mehr gesehen. Er hat es irgendwann wieder probiert, aber das war nichts. Er musste nur daran denken, dass Sam in dem Moment vermutlich einen Kerl gevögelt hat. Oder sich hat vögeln lassen. Also fügt er sich lieber selber Schmerzen zu, indem er sieht, mit wem sein Bruder rummacht. So steht er da, an die Bar gelehnt, den Blick über die Tanzfläche gleiten lassend, immer aufgepasst, dass Sam ihn nicht bemerkt, als mit einem Mal ein Gesicht vor ihm schwebt. Dean blinzelt ein paar Mal und sieht jetzt auch den restlichen Körper. Ein Mann steht vor ihm. Etwas größer als er, also auch ein Riese, mit blauen Augen und blonden, strubbeligen Haaren. "Na? Von wem träumst du?" Das Grinsen ist sympathisch und Dean seufzt auf. "Tut mir leid, ich bin allgemein nicht interessiert." "Ach ja?", der Kerl ist erstaunt. Mit verschränkten Armen stellt er sich neben ihn, "Dafür war dein Blick gerade aber ganz schön feurig. Was machst du denn dann hier?" Dean lacht auf: "Das willst du nicht wissen." "Doch, sonst hätte ich nicht gefragt." Erstaunen macht sich in ihm breit. Na wenn es dieser Typ so will, soll er es haben. "Ich mach mir Sorgen um meinen kleinen Bruder. Bruderkomplex, weißt du? Ihm passiert andauernd was und ich hab die totalen Horrorvisionen, wenn er weggeht." "Also bist du hetero und traust uns Homos nicht, oder wie?" Das alles ist ohne Vorwurf und doch fühlt sich Dean unbehaglich. Aber dass der Typ so ruhig mit ihm redet, lässt ihn sicherer werden. "Ich kenn mich in der Szene nicht aus. Ich will nicht, dass er verletzt wird. Außerdem bin ich selber ein Mann und weiß, wie schnell das geht." "Und wie wäre es, wenn du dich ein bisschen an die Szene gewöhnst?", dieser Spruch und das dazugehörige Grinsen lassen Dean unsicher werden: "Wie meinst du das?" Er spürt einen Arm auf seiner Schulter, überraschend sanft und vorsichtig. "Wie wäre es, wenn ich dich küsse? Dann siehst du vielleicht, dass das gar nicht so schlimm ist. Und eventuell kannst du das Verhalten deines Bruders ein bisschen mehr nachvollziehen." Dean hebt eine Augenbraue. Der Vorschlag klingt bescheuert. Und er hält sich inzwischen selbst für wahnsinnig. Wieso also nicht probieren? Nicht, dass er glaubt, dass er selber schwul werden würde, aber vielleicht kann es ihn ein wenig beruhigen, wenn er merkt, dass ein Kuss nur ein Kuss ist. Er hebt den Arm und legt die Hand in den Nacken seines Gegenübers. Er hat noch nie jemanden geküsst, der größer war, als er selbst. Er hat nie jemanden geküsst, der einen starken Nacken, ein breites Kreuz und eine tiefe Stimme hat. Langsam zieht er ihn zu sich hinunter. Kurz bevor sich ihre Lippen treffen, fängt der Typ nochmal an zu reden: "Stopp. Ich will nur noch wissen, wen ich jetzt gleich küsse. Mein Name ist Greg." Dean grinst: "Dean." Zu ungefähr der gleichen Zeit auf der anderen Seite des Raumes. Sam ist versunken in der Melodie der Musik. Er möchte heute einfach nur entspannen. Vielleicht gar nicht mal nach einem Bettpartner suchen, sondern einfach nur seine Gedanken fließen lassen. Den passenden Tanzpartner hat er bereits gefunden. Andreas, heißt er und ist süß. Aber jetzt gerade stört er. Er unterbricht Sam nämlich beim Tanzen: "Guck die dahinten mal an. Sind die nicht heiß? Sehen aus, als würden sie sich gleich auffressen." Genervt sieht Sam auf und tut Andreas den Gefallen in die angegebene Richtung zu gucken. Was er da sieht verschlägt ihm den Atem. Da steht Dean, scheinbar lässig und selbstsicher. Und neben ihm steht ein Kerl, der eindeutig auf ihn steht, die Augen nicht von ihm lassen kann. Und sie reden, flirten? Sam kann den Blick nicht abwenden. Was macht Dean an diesem Ort? Und wieso flirtet er? Ausgerechnet hier? Und dann passiert etwas, das Sam nie erwartet hätte. Die beiden küssen sich. Dean macht sogar den ersten Schritt. Und wie sie sich auffressen. Der Kuss ist intensiv. Und dann öffnen sie beide den Mund. Sam ist sicher, dass jeder gehört haben muss, wie bei ihm die Sicherung raus geflogen ist. Er lässt Andreas stehen und stürmt auf die beiden zu. In seinem Kopf herrscht heilloses Durcheinander. Wieso? Wieso der Kuss? Und wieso nicht er? Wieso küsst Dean einen Mann, obwohl er Schwule doch so verachtet hat? Das alles fragt er sich, bis er bei ihnen angelangt ist. Mit einer brutalen Bewegung reißt er sie auseinander. "Was willst du hier? Und was zum Teufel machst du da?" Er atmet schwer und Dean sieht ihn an, als wäre er der Höllenfürst persönlich. Er glaubt nicht, dass ihm dazu noch viel fehlt. "Das ist … dein kleiner Bruder?" Der Mann an Deans Seite meldet sich zu Wort, sieht Sam skeptisch an. "Ja, bin ich. Hast du ein Problem damit?" "Du siehst nicht unbedingt aus, als müsste man dich beschützen." "Halt die Klappe.", faucht ihm Sam entgegen und schnappt sich den sprachlosen Dean, um ihn aus dem Club zu schleppen. Heute sind die Rollen vertauscht. Na ja, fast. Sam zieht Dean bis zu ihrem Motel, doch der beschwert sich kein einziges Mal. Im Zimmer angekommen lässt er ihn los, als hätte er sich verbrannt. Die Eifersucht brennt so tief in ihm, dass er meint zerbersten zu müssen. "Was hast du da gemacht? Und wieso warst du überhaupt da?" Dean versucht sich zu sammeln: "Wenn du dein Leben führen darfst, wie du es willst, darf ich das doch auch. Und wenn ich so was mal ausprobieren will, darf ich das auch." "Und wieso, zum Teufel, wolltest du es ausprobieren?" Dean weiß, wie blöd das klingt, was er als nächstes sagt: "Um dich besser zu verstehen." Sam ist sich sicher, wenn er nicht schon wahnsinnig war, dann ist er es spätestens jetzt. Sein Bruder bringt ihn zur Weißglut: "Das ist absolut bescheuert!" Einen Moment lang sehen sie sich nur stur an, bis Sam weiter wettert: "Ich lauf dir auch nicht in jede Bar hinterher und zerstöre dein Sexleben.", Dean sagt jetzt besser nicht, dass seine Sorge um Sam genau das macht, "Ich brauche das. Ich muss hin und wieder raus. Ich denke du weißt wieso. Es ist der perfekte Ausgleich zu unserem täglichen Leben. Aber wenn du mir andauernd hinterher rennst, kann ich mich sicher nicht entspannen. Und noch weniger, wenn du deswegen solche bescheuerten Aktionen unternimmst!" "Ich kann nicht anders. Ich bin nun mal dein großer Bruder und mache mir Sorgen, wenn in deinem Leben eine so große Veränderung stattfindet, die ich nicht kenne und mit der ich nichts zu tun habe." Sam wird sauer. Als ob Dean nichts damit zu tun hätte! Ist der Kerl blind? Oder versteckt er selber es zu gut? "Wenn das so ist, dann musst du mir wohl zum Ausgleich verhelfen." Es ist Sam raus gerutscht, bevor er es überhaupt registriert hat. Das war es wohl. Das ist wohl die allerletzte Chance, der entscheidende Streit. Als er Deans geschockte Miene sieht, weiß er nicht, ob er den Satz bereuen soll, oder froh ist, dass alles entschieden ist. Dean dagegen laufen heiße Schauer über den Körper. Er zittert und konzentriert sich voller Kraft darauf nicht die Kontrolle zu verlieren. Wieso möchte sein Körper sofort zu Sam gehen und die Forderung erfüllen? Und wieso möchte sein verdammt loses Mundwerk zustimmen, auf das Angebot eingehen? All die Fantasien von Sam mit anderen Männern, die ihm solche Schrecken eingejagt haben, verändern sich. Nun sieht er sich selbst an deren Stelle, spürt wie sein Körper immer ungeduldiger wird. Diese Illusion ist so viel weniger erschreckend, um so mehr erregend. Die Erkenntnis sickert langsam zu Dean durch. Es war nicht der stärkste und bescheuertste Bruderkomplex, der ihn dazu trieb Sam zu folgen, ihn zu beschützen und die Männer von ihm fern zu halten. Es war pure Liebe und Eifersucht. Der verzweifelte Versuch bei sich zu halten, was ihm nie gehört hat. Sams Herz. Er seufzt auf. Das ist so krank, dass es fast traurig ist. Auf diesen Gedanken hin geht ein weiterer Schock durch seinen Körper. Sam darf niemals erfahren, wie krank sein großer Bruder ist. Wie bescheuert und verdreht. Er reißt seine Augen auf und die Worte der Abwehr stolpern aus ihm heraus: "W … was … was redest du da? Das ist W … Wahnsinn!" Sam lacht trocken auf. Genau das ist die Reaktion auf die er gewartet, die er erwartet hat. Auch wenn sie etwas verzögert kam: "Du hast recht. Es ist Wahnsinn. Der pure Wahnsinn." Ohne ein weiteres Wort dreht er sich weg und macht sich für das Bett fertig. Dean sieht ihm perplex hinterher und würde sich am Liebsten in den Arsch treten. Er hätte ja mal nachfragen können, wie genau Sam das gemeint hat, aber dafür ist es jetzt zu spät. Es scheint für alles zu spät zu sein. Auch für ihn. Geschlagen lässt er sich, so wie er ist, auf das Bett sinken und betrachtet die Decke, bis er schließlich einschläft. Sein Traum ist so kurios wie kein anderer, den er bisher hatte. Er versucht nämlich die ganze Zeit den perfekten Kuchen zu backen. Ausgerechnet er, der Kuchen am liebsten verschlingt, aber niemals selber gemacht hat. Aber hier versucht er es. Verbissen hält er an einem Rezept fest. Immer und immer wieder versucht er es damit, aber der Kuchen ist danach ungenießbar. Bis er erschöpft, verzweifelt und voller Mehl, Eiern, Äpfeln und Salz auf den Boden sinkt. Was macht er nur falsch? Oder ist er dazu unfähig? Würde es ein anderer schaffen? Und wie er sich so langsam an die Kühle des Bodens gewöhnt, fällt ihm eine kleine Dose, einen Meter von ihm entfernt auf. Als er das Etikett ließt, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Er wird einfach Zucker statt Salz verwenden. Voller Eile packt er alle Zutaten zusammen und macht sicher wieder an die Arbeit. Diesmal nach Gefühl. Und es wird der wohl beste Kuchen aller Zeiten. Er kann ihn richtig schmecken. In seinem Traum schüttelt Dean lächelnd den Kopf. Wie eine kleine Zutat, eine kleine Erkenntnis alles verändern kann. Zucker statt Salz. Liebe statt Misstrauen. So klein, dass man es manchmal nicht erkennt und es einen trotzdem erfolgreich vom eigenen Glück abhält. In dem Moment, in dem ihm das klar wird, ertönt ein lautes Geräusch und sofort sitzt Dean kerzengerade im Bett. Es ist dunkel, aber er vernimmt ein leises Fluchen aus der Nähe der Tür. Blitzschnell beugt er sich zur Seite und drückt den Lichtschalter. Es wird hell, Dean kneift die Augen zusammen und vernimmt ein noch viel lauteres Fluchen, als zuvor. Gewaltsam öffnet er die Augen, zwingt sich durch die ungewöhnliche Helle zu gucken und erkennt gerade noch einen Sam, der eine große Tasche schnappt und zur Tür hechtet. Eigentlich wollen seine Glieder sich noch nicht bewegen, aber das ist ihm egal. Mit Schwung springt er auf und rennt seinem Bruder hinterher. Auf dem Parkplatz erwischt er ihn endlich, bekommt seine Jacke zu fassen und reißt ihn daran herum. Sam verliert das Gleichgewicht und fällt auf den Hintern, Dean mit sich reißend. Der Zusammenstoß und Sturz ist zu schmerzhaft, um romantisch zu sein. Trotzdem sind sie sich der Nähe des anderen überdeutlich bewusst. Aber das ist Dean egal. Er steht auf und sieht auf Sam herunter, wieder einmal vor Wut rauchend: "Was zum Geier soll das werden?" Aber Sam ist ebenso stur: "Nach was sieht es denn aus? Ich haue ab." "Und wieso, wenn ich mal fragen darf? Oder ist der Herr sich dafür zu fein? Bin ich es nicht mehr wert, dass man mit mir redet? Oder gehst du zu deinem Schatz?" Zu dem Zorn mischt sich bei Dean Verzweiflung und in Sam bricht bei diesem Anblick alles in sich zusammen. Er lässt den Kopf sinken: "Ich halte es nicht mehr aus. Verstehst du? Ich kann einfach nicht mehr." "Was? Sag es mir!" Sam stellt den Augenkontakt wieder her: "Ich liebe dich, Dean." Es ist, als würde man diesem eine Ohrfeige verpassen. Sein Herz rast, sein Kopf ist leer: "Was?" Langsam steht Sam auf: "Du hast mich schon verstanden. Ich liebe dich. Ich begehre dich. Und wenn ich noch einmal sehen muss, wie du einen anderen Mann küsst, oder allein, wie du dich vor mir umziehst, verliere ich die Kontrolle und mache etwas, das ich sicher bereuen werde. Ich kann nicht weiter machen, wie vorher. Ich muss einfach weg. Egal, ob mein Leben danach leer ist, aber so ist es nur noch schmerzhaft." Langsam sickert die Erkenntnis zu Dean durch und er fühlt sich, trotz leichter Schuldgefühle für Sams Schmerzen, als könnte er durch die Gegend springen vor Freude. Aber das macht er lieber nicht. Das ist einfach zu unmännlich und damit wäre sein Ruf hin. Außerdem hat er noch eine Frage: "Und wieso bist du dann, obwohl du mich anscheinend liebst, in diese Clubs gegangen und hast andere Männer aufgerissen?" Die Niedergeschlagenheit hat bereits von Sam Besitz ergriffen: "Das hab ich dir doch schon gesagt. Ausgleich. Oder hättest du gewollt, dass ich dich einfach bespringe?" Da muss Dean dann doch grinsen. Er geht einen Schritt auf Sam zu: "Vielleicht hätte mir das ja dann früher die Augen geöffnet." "Wie?", Sam sieht ihn groß an. "Ich war ein ganz schöner Idiot, dass ich nicht gemerkt habe, was in dir vorgeht, oder? Und das schlimmste ist, bis gestern Abend wusste ich nicht einmal, was ich empfinde." "Was heißt das jetzt für uns?" In Sam startet ein Feuerwerk, was er noch versucht zu unterdrücken. Deans zweideutiges Grinsen verstärkt es aber nur noch: "Dass ich kein Problem damit habe, wenn du mich bespringst." Er hat seinen kleinen Bruder schneller am Hals, als er gucken kann. Dieser drückt Deans Gesicht an seine Schulter und murmelt, "Mistkerl. Mistkerl. Mistkerl...", vor sich hin. "Ich weiß, Schlampe.", seufzt Dean. Dann zieht er seinen Bruder zu sich herunter und küsst ihn das erste Mal. Andreas war ja schon nicht schlecht, aber für Sam stellt er keine Konkurrenz dar. Liebe macht eben doch einen Unterschied. "Zucker statt Salz.", murmelt er vor sich hin, nachdem sie sich gelöst haben. "Was?" Sam sieht ihn misstrauisch an. "Nichts.", er lächelt ihn an, "Hauptsache ich muss nie wieder sehen, wie du einen anderen Kerl an dich ran lässt." "Dito." Sam hebt seine Tasche auf und gemeinsam gehen sie schweigend zurück in ihr Motelzimmer. Oben angekommen zieht Dean Sam sofort wieder zu sich, um ihn ein weiteres Mal zu küssen. "Es wird wohl Zeit, dass ich ein paar Gerüchte überprüfe." "Gerüchte?", murmelt Sam, ganz benebelt. "Über Handschellen und ähnliches." Dean hebt eine Augenbraue und zeigt sein typisches Grinsen. Die Reaktion lohnt sich. Sam wird rot und nach einem Moment deutet er auf seine Tasche. Aber Dean hält ihn fest. "Weißt du, auf was ich Lust habe?" Sam sieht ihn fragend an. "Kuchen!" Sam schnaubt, verdreht die Augen und schließt seufzend die Augen, als Dean ihn wieder küsst. Zucker statt Salz. Ende Ps. Ich freue mich immer über eure Kommentare ^^ und hoffe, dass es euch gefallen hat ;) lg, Morathi Kapitel 17: Hosentasche – Labello – Handy – platter Reifen ---------------------------------------------------------- Hallo =) Nach einigen technischen Schwierigkeiten nutze ich diese kleine Chance ein neues Kapitel hochzuladen. Ich hoffe es gefällt euch ;) 1) Disclaimer: Sam und Dean gehören Eric Kripke, sowie der Rest des SPN-Universums. Ich verdiene hiermit kein Geld, sondern mache das aus Spaß ^^ 2) Warnung: Sam/Dean: don't like it, don't read it und jetzt viel Spaß beim Lesen ^^ Hosentasche – Labello – Handy – platter Reifen Da sitze ich. Sitze in diesem Zug, der mich immer weiter trägt, und starre aus dem Fenster. Die Bäume fahren an mir vorbei und die Abendsonne bescheint Deans Lederjacke, die neben mir hängt. Ihr Geruch benebelt mich und lässt mich kaum einen klaren Gedanken fassen, der nicht mit meinem Bruder zusammen hängt. Unser letzter Streit war wie so viele zuvor. Es ging um Dinge, die wir nicht ändern können, die sich nie ändern werden. Dean ist der große Bruder und wird es immer sein. Ich möchte sein Liebhaber sein. Ein gleichgestellter Mann, ebenbürtiger Partner. Und das passt nicht zusammen. Er engt mich ein, lässt mich nicht aus den Augen und seit wir ein Paar sind noch viel weniger. Nach dem Streit ist Dean in irgendeine Bar gegangen, wollte nicht länger über mich und uns nachdenken. Ich wollte es ihm gleich tun, aber ich konnte nicht. Konnte nicht länger in seiner Nähe bleiben. Es hätte mich umgebracht, es hätte mich vernichtet. Ich brauche meine Freiheit, will, dass er mich so sein lässt, wie ich bin, nicht, mich unterschätzt. Also bin auch ich gegangen. Vorher habe ich noch eine seiner Lederjacken mitgenommen, wollte doch einen Teil von ihm bei mir behalten. Dann bin ich zum lokalen Bahnhof gelaufen und habe wahllos ein Ticket bestellt. So bin ich hierhin gekommen. Mein Plan ist es, dass ich alleine weiter jage. Ich werde in dieser Welt nie wieder normal leben können. Dafür habe ich zu viel gesehen, zu viel erlebt und liebe Dean viel zu sehr. Wie sollte ich da alle Probleme und Gefahren um mich herum ignorieren und jemand anderen lieben? Ich würde vermutlich eher als merkwürdiger Einsiedler enden und kleine Kinder erschrecken, als doch noch ein liebender und hart arbeitender Familienvater zu werden. Ganz ehrlich … Aber auch wenn ich weiterhin jage werde ich ein einsames Leben führen. Jäger sind Einzelgänger. Dean und ich waren eine der wenigen Ausnahmen. Waren, wohlgemerkt. Und ich werde mein Leben, meine Liebe aufgeben, um andere zu schützen, um die Welt ein Stückchen besser zu machen und meiner Bestimmung zu folgen. Aber Dean, das glaube ich, wird früher oder später von einer Frau bezwungen. Und das wird nicht irgendeine Frau sein. Nein, sie wird wundervoll, atemberaubend sein, denn er bindet sich nicht gerne. So gerne er sich auch für One Night Stands mit niedrigem Niveau zufrieden gibt, so sehr achtet er ansonsten darauf. Sie wird perfekt sein und ich nur noch eine Erinnerung. Die Gefühle für mich werden wieder brüderlicher Natur sein und er hin und wieder an mich denken, wenn ich Glück habe. Ich werde nicht mehr das Zentrum, die einzige Konstante in seinem Leben sein. Ich dagegen werde ihn weiterhin lieben. Auch wenn ich derjenige bin, der ihn jetzt verlässt. Der Schaffner kommt und ich suche in meinen Hosentaschen nach dem Ticket. Als ich es finde, halte ich noch einen ganz anderen Gegenstand in der Hand. Ein kaum benutzter Labello. Dean hat ihn mir lachend geschenkt. Ich glaube seine Begründung war irgendwas wegen "weichen Lippen". Ob er sich diese bei mir gewünscht hat, oder meinte, dass ich sie habe, weiß ich nicht mehr. Ich habe gelacht, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass er gar nicht mich sieht, sondern jemand anderen. Vielleicht will er eine Frau mit weichen Lippen, zartem Körper und einem Verhalten, dass den Beschützerinstinkt hervorruft. Aber all das gehört nicht zu mir, werde ich nie sein. Ich atme den Geruch seiner Jacke tief ein. Er erfüllt mich und ruft schöne Erinnerungen wach. An Zweisamkeit, an Gespräche, an Schweigen, an Nähe, an Küsse, an Sex. An das Gefühl ein Wesen zu sein bei der Jagd. Ein Gedanke, eine Bewegung. Aber es ist nicht mehr. Nur eine schöne Erinnerung. Ich wechsle den Zug. Ob Dean wohl schon nach mir sucht? Wenn er überhaupt nach mir sucht, wird er so schnell nicht dazu kommen. Der Chevrolet, sein Baby, hat einen platten Reifen. Ich weiß nicht, wie oft ich mich in Gedanken bereits bei ihr entschuldigt habe und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es nicht genug ist. Aber es war notwendig. Unsere Liebe hat keine Chance, wir haben keine Chance. Als Brüder wussten wir immer miteinander umzugehen. Einmal zum Liebhaber geworden müssen wir uns mit Seiten beim anderen beschäftigen, die zuvor nicht relevant waren. Das haben wir nicht durchgestanden. Das würden wir nicht durchstehen. Immer wieder, egal wie sehr ich mich dagegen sträube, hole ich mein Handy heraus und blicke auf den dunklen Display. Es ist ausgeschaltet, ich werde mir eine neue Nummer holen. Ich will für ihn nicht mehr erreichbar sein, aber gleichzeitig wünsche ich mir, dass er mich vermisst, dass er, wenn ich nachgucke, mir eine Flut an Nachrichten und Anrufen hinterlassen hat. Aber ich habe Angst. Angst, dass es tatsächlich so ist und ich weich werde. Und Angst, dass ich nichts vorfinde. Dass ich im Nachhinein erkenne, dass ich ihm nicht so viel wert war, wie ich dachte. Mein Verstand sagt, "das ist Schwachsinn." Mein Herz sagt, "wer weiß?" Die nächsten Wochen übernachte ich in Motels oder Nachtzügen. Ich erledige ein paar Aufträge und überall begleitet mich Deans Jacke. Ich habe sie immer in meiner Nähe, lasse sie nur während der Jagd aus den Augen. Obwohl, wenn etwas passieren würde, würde ich mit ihr am Körper sterben. Ich schüttle den Kopf. Wieso werde ich so dramatisch? Das passt doch gar nicht zu mir, das ist doch Irrsinn. Wieso sollte ich sterben? Und wieso hänge ich so an einer Person? Ich denke an Jessica. Auch ihr habe ich jahrelang nachgetrauert. Wird es bei Dean wieder so sein? Nein, bei ihm wird es schlimmer, denn er ist mehr als eine Liebe, mehr als ein Ex. Uns verbindet unser Leben. Mein nächster Auftrag führt mich nach Hazelurst. Dort komme ich abends mit dem Zug an. Als ich aussteige habe ich das Gefühl, als würde mich ein Blitz treffen. Kaum zehn Meter von mir entfernt steht Dean, oder wenigstens ein Typ, der wie Dean aussieht, und redet mit einer Angestellten des Bahnhofs. Er redet auf sie ein und zeigt ihr, mit ausschweifenden Gesten, ein Foto. Wenn er sich nicht seit neustem ein Haustier zugelegt hat, werde ich wohl darauf zu sehen sein. Panik breitet sich in mir aus und mir bleibt nur ein Gedanke: Flucht. Ich hatte mich darauf eingestellt, ihn nie wieder zu sehen. Oder wenigstens für eine lange Zeit nicht. Jedenfalls genügend, dass meine Gefühle, wenn nicht unbedingt verschwunden, gedämpft wurden und es mir keine emotionalen Probleme bereitet. Aber das, für das bin ich nicht vorbereitet. Ich drehe mich auf dem Absatz um und renne los. Weg, nur weg! Ich blende alles um mich herum aus, habe nur noch den Ausgang vor Augen, aber ein lautes, sich wiederholendes "Sam!", dringt langsam zu mir durch. Ich bin entdeckt worden und trotzdem halte ich nicht an, sondern laufe weiter. Aber entweder ich bin zu konfus, oder Dean einfach schneller, aber mit einem Mal werde ich am Arm gepackt und angehalten. Es ist mehr ein Reißen und ehe ich es wirklich realisieren kann, zieht er mich am Nacken herunter und küsst mich fest und ohne Erbarmen. Ohne mir eine Möglichkeit zum Rückzug zu geben. Er weiß, dass ich mich so nicht wehren kann. Ich bin kurz davor doch die Augen zu schließen, als er den Kuss löst, mich aber festhält. Seine Augen funkeln voller Gefühle. Sie alle verschwimmen miteinander, bilden ein faszinierendes Chaos. "Was sollte das?" Ich glaube ich gucke nicht gerade intelligent aus der Wäsche, aber wer würde das nach so einem Kuss? In mir herrscht heilloses Durcheinander. "Was?" Er ist wütend. Sehr wütend. "Hm, lass mich doch mal überlegen. Was könnte ich nur meinen? Vielleicht, dass du einfach so abgehauen bist? Ohne ein Wort, ohne eine Kontaktmöglichkeit. Oder dass du mein Baby misshandelt hast? Damit ich dir nicht folge, oder was war der kranke Gedanke dahinter? Ich habe sogar noch eine Option. Könnte ich den Diebstahl meiner Jacke meinen?" Das alles bricht über mich herein, wie ein Tsunami. Es gibt keine Chance zu entkommen und noch bevor ich alles richtig verstanden und verarbeitet habe, bevor ich überhaupt vollständig realisiert habe, dass er tatsächlich vor mir steht, gebe ich ein absolut dämliches "Ach, das.", von mir. Was als nächstes passiert ist mir nur dank meiner Schmerzen in der Wange bewusst. Er hat mich geschlagen und zwar richtig. "Verdammt! Sam!" Mit einer Hand hält er mich immer noch fest und ansonsten sieht er nur noch verzweifelt aus. Der starke, unnahbare Dean und verzweifelt. Und ich dachte er würde sich inzwischen wieder eine Frau suchen. Ich muss fast lachen. Aber so wie mein Gesicht schmerzt, bin ich froh, dass ich es nicht tue. "Ich habe gedacht du wärst mit einem anderen Kerl durchgebrannt. Dazu würde zwar nicht passen, dass du meine Jacke mitgenommen hast, aber ich kann nichts gegen meine Angst machen. Also was war es? Wieso bist du abgehauen?" Ich bleibe einen Moment stumm und Resignation breitet sich in ihm aus: "Also doch. Es ist wegen einem anderen Kerl. Wer ist er? Wo hast du ihn kennengelernt? Und habt ihr es schon getrieben?" Mit Schwung entreiße ich ihm meine Hand. Ich koche inzwischen vor Wut und sehe so klar, wie schon lange nicht mehr. Wenn er reden will, dann reden wir eben. Egal, ob das hier ein öffentlicher Bahnhof ist, oder nicht. "Das ist so typisch bei dir, Dean. Und genau das ist dein Problem. Du siehst alles, was ich mache, als "weibisch" an. Deine Angst ist nicht, dass ich eine Frau finden könnte, sondern nur ein anderer Mann, ein Rivale. Dabei solltest du wissen, dass ich nur einen einzigen Mann lieben kann und werde und das wirst du sein. Du willst es nicht verstehen, oder? Aber ich lasse mich nicht einsperren, ich lasse mich nicht wie eine Frau behandeln und betüteln. Ich bin ein erwachsener Mann, verdammt!" Diesmal kann ich in Dean nicht lesen wie in einem Buch. Er steht vor mir, das Gesicht emotionslos. Nur seine Hand, die nach meiner greift, ist vorsichtig, unsicher. "Ich will dich nicht einsperren, ich habe nur Angst um dich. Wahnsinnige Angst. Bitte versteh das." Ich bin fassungslos. Es gibt eine Kurzschlussreaktion. "Ich bin stark genug!" Und dann mache ich etwas, dass ich mich unter anderen Umständen niemals getraut hätte. Ich packe Dean kurzerhand und werfe ihn mir über die Schulter. Im ersten Moment versteift er sich und traut sich nicht, sich zu bewegen, doch kaum laufe ich los, fängt er an zu protestieren und sich zu wehren. Aber ich halte ihn mit aller Kraft fest, überrasche mich selbst mit meiner Stärke. So schnell es geht gehe ich zum Chevy, der vor dem Bahnhof steht. Sie sieht wieder in Ordnung aus und scheint keine bleibenden Schäden zu haben. Ich lasse Dean abrupt los. Während er versucht sein Gleichgewicht wiederzufinden erkläre ich ihm, dass ich wieder alleine weiter möchte. Dass ich nicht an uns glaube, dass es nie etwas werden wird. Aber ich liebe ihn und kann deshalb nicht in seiner Nähe bleiben. Dean schüttelt vehement den Kopf: "Es ist egal, ob wir in einer Beziehung sind, oder nicht, aber wenn ich dich noch einmal verliere, werde ich wahnsinnig. Meinetwegen warte ich auf dich und lasse dir ein wenig Zeit, aber selbst wenn du mich dann nicht mehr liebst, will ich mit dir gemeinsam reisen. Selbst wenn du dich neu verliebst. Und ich denke deswegen lieber an einen Mann als Rivalen, weil ich gegen diesen noch antreten kann. Wie soll ich gegen eine Frau gewinnen?" Ich sehe ihn schweigend an. Kann es sein, dass wir tatsächlich ähnliche Gedanken haben? Dass wir gar nicht so unterschiedlich sind? Aber ich glaube inzwischen einfach nicht mehr an uns, habe kein Vertrauen, was die Zukunft angeht. "Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht." Mir ist nach Heulen zumute, aber ich halte mich zurück. Nachdem ich mich darüber beschwert habe, dass er mich wie eine Frau behandelt, kann ich mich nicht so einfach so weich verhalten. Aber er muss meine Gefühle erkannt haben, denn er kommt auf mich zu, stellt sich auf die Zehenspitzen und umarmt mich fest. In diesem kleinen Körper vor mir steckt soviel Kraft, dass sie mich immer wieder aufs neue überrascht. "Idiot. Willst du etwa wirklich weg? Ich würde auf dich warten. Hier, in Hazelhurst. Ich würde in einer Autowerkstatt arbeiten oder so, bis du wieder zu mir kommst. Aber wie willst du wissen, ob wir es schaffen, wenn du es nicht probierst? Niemand kennt die Zukunft, selbst du nicht mit deinen Visionen. Ich liebe dich hier und jetzt. Du bist meine Konstante und egal wie kitschig ich mich gerade anhöre, ich will, dass du sie bleibst. Nein, du wirst sie bleiben. Aber ich werde dich zu nichts zwingen. Wenn du gehen willst, dann geh. Nur, bist du dir sicher, dass das besser ist? Wenn wir nicht zusammen sind?" Ich lege die Arme um ihn und genieße seine Nähe, seinen Geruch. Keine Lederjacke der Welt kann den ersetzen, kann ihn ersetzen. Und mir wird bewusst, wie sehr ich ihn die letzten Wochen vermisst habe. Es bringt nichts, wegzulaufen. Ich muss mich unseren Problemen stellen. Damit Dean auch weiterhin meine Konstante bleibt. Ende Ps: Vielen Dank fürs Lesen, wenn ihr wollt dürft ihr gerne noch einen Kommentar hinterlassen ^^ Die Geschichte ist eigentlich vor der nasses Shirt-Cowboyhut etc geschrieben worden, aber man könnte es auch als Fortsetzung sehen, wenn man mag ;) pps. und wer sich eine direkte Fortsetzung zum vorherigen Kapitel wünscht ... ich kann noch nichts versprechen. Für mich ist es fertig, aber ich sehe mal, was mir noch einfällt ;) lg, Morathi Kapitel 18: Feuersturm - Kinderlachen - the black crow - Clowns --------------------------------------------------------------- Hi =) Ich hab das Gefühl, als hätte es wieder ewig gedauert, aber eigentlich waren es ja nur ein paar Tage ;P jedenfalls wenn dieses Kapitel hier schnell hochgeladen wird. 1) Disclaimer: Supernatural gehört Eric Kripke, nicht mir. Ich habe Spaß am Schreiben und verdiene kein Geld hiermit. 2) Warnung: Sam/Dean: don't like it, don't read it Und jetzt viel Spaß beim Lesen ;) Feuersturm – Kinderlachen – the black crow – Clowns "Warum ich? Warum ausgerechnet ich?" Ich grummel vor mich hin, versuche den Mann hinter mir zu ignorieren. Immerhin geht diese Litanei schon einige Zeit und ich habe aufgegeben etwas dagegen zu sagen. Wie beispielsweise, dass ich das genauso fragen könnte, wie er. Wieso ich? Ich bin doch nur ein einfacher Mann, der seine Arbeit macht. Und jetzt sitze ich hier, Rücken an Rücken an diesen Riesen gefesselt und darf mir anhören, dass wir verloren sind und er mich hasst. Na gut, nicht direkt mich, obwohl ich ihn in diese Situation gebracht habe, aber meine Art. Was meine Art ist? Clowns. Ja, ich bin ein Clown und ich bin verzweifelt. Vor ein paar Wochen fing es an. Egal wo ich war, was ich gemacht habe, ich habe früher oder später, meistens beides, ein irres Kinderlachen gehört. Vielleicht war es gar nicht irre, aber nachdem ich es tagelang hörte, war es das für mich. Und ich wurde fast wahnsinnig. Woher kam es? Warum hörte nur ich es? Und die wichtigste Frage, wie ging es wieder weg? Es konnte mich doch nicht auf ewig begleiten. Also begann ich zu suchen. War das schon anderen Leuten passiert? Was steckt dahinter? Und so stieß ich irgendwann auf das Übernatürliche. Auf die Jäger. Es war mehr ein Zufall, der mich in eine Bar führte, aber es gab Gerüchte, dass hier Menschen waren, die mehr kannten, als die normale Welt. Ich muss wohl sehr verzweifelt ausgesehen haben, denn ein älterer Mann kam auf mich zu und fragte mich, ob ich wen suche. Ich habe es einfach riskiert und ihm mein Leid geklagt. Dass ich mein bekanntestes Stück, "the black crow" nicht mehr aufführen kann, weil ich mehr Angst habe als mein Publikum. Es ist eigentlich ein Gruselstück und manchmal kann man die Menschen mehr schocken, wenn man als ewig lächelnder Clown da drin spielt. Aber jetzt? Die konnten sich über meine Performance ja nur noch tot lachen. Dass ich Kinderlachen höre, das ansonsten niemand vernimmt. Dass ich nicht einmal in meiner Wohnung davor gefeit bin. Der Mann, Bobby Singer, wie er sich vorgestellt hat, hat mit gerunzelter Stirn zugehört, irgendwann angefangen zu grinsen und mir eine Nummer in die Hand gedrückt. "Die beiden Kerle sind welche der Besten in ihrem Gebiet. Sagen Sie, dass ich Sie geschickt habe und lassen Sie sich nicht abwimmeln. So weit ich weiß, sind sie nämlich gerade in deiner Gegend. Also beeilen Sie sich, bevor die beiden weg sind." Ich habe mich stürmisch bedankt und habe sofort einen Termin mit einem der beiden Kerle, Dean war sein Name, ausgemacht. Erst auf dem Heimweg, das Lachen so gut es ging, ignorierend, hab ich mich gefragt, warum er mir ausgerechnet dieses Team empfohlen hat, obwohl in der Bar augenscheinlich noch andere von der Sorte waren. Sobald das erste Treffen stattfand, wusste ich weshalb. Es war reiner Sadismus. Die beiden kamen nach einer meiner Vorstellungen am nächsten Tag zu dem Schuppen, in dem ich gearbeitet habe. Als sie mich sahen trat Stille ein. Während der Riese, der hinter mir immer noch jammert, gruselig bleich wurde, fing der Kleinere der beiden an, wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Es war sehr bald klar, was hier gespielt wurde. Sam hat Panik vor Clowns. Und Dean, Dean genießt das. Ich strich die Vorstellungen der nächsten Tage, gab vor krank zu sein. Aber meine Arbeitskleidung trage ich seitdem fast ununterbrochen. Sie gibt mir Schutz, sie ist wie eine Maske. Nur dass Sam dann meistens vollkommen unkonzentriert ist, aber wie es scheint leistet er gute Arbeit, wenn er mich nicht sieht. Wie fast alles in letzter Zeit war es mir bald egal, denn das Kinderlachen wurde immer extremer. Ich bekam kaum Schlaf und Momente der Ruhe waren sowieso nicht drin. Aber immerhin bekamen die beiden den Grund raus. Und der ist wohl kaum zum Lachen. An dem Tag, an dem dieses Phänomen anfing starb ein kleines Mädchen. Ich habe sie wiedererkannt. Sie war ein paar Tage zuvor in meiner Show. Ihr Blick, als sie danach mit ihren Freunden auf mich gewartet hat, ging mir durch Mark und Bein. Es war ein sehr furchteinflößendes Gemisch aus Hass und Angst. Allerdings habe ich sie danach nicht wiedergesehen und ich schwöre bei meinem Beruf, dass ich sie nicht umgebracht habe! Aber wer dann? Und wieso verfolgt sie mich? Diese Fragen sollten einen Tag nach der Entdeckung beantwortet werden. Während Dean zu ihrem Grab ging, sollten Sam und ich die Familie der Kleinen ausfindig machen und sie befragen. Eigentlich nur Sam, also habe ich auch diesmal mein Kostüm angezogen und mich geschminkt. Aber wir kamen nie an. Auf dem Weg dorthin ertönte wieder dieses Lachen, nur diesmal um einiges lauter als sonst. Und selbst mein Wegbegleiter hörte es! Noch ehe wir registrieren konnten, was um uns herum passiert, wurden wir ohnmächtig und sind schlussendlich hier wieder aufgewacht. Dass wir gefesselt sind, erklärt der Jäger so, dass Geister in extremen Situationen, mit extremen Gefühlen, Dinge bewegen können. Normalerweise zwar nicht in dem Maße, aber was stört uns das jetzt? Ja, seitdem darf ich sein Gejammer hören und halte ausnahmsweise mal die Klappe. Ich spüre einen Ruck an meinem Rücken und schrecke aus meinen Gedanken hoch: "Was?" "Hey, Clown.", zischt es hinter mir, "Wir haben Besuch." Ich blicke mich um und sehe sie. Ein kleines Mädchen, kaum sieben Jahre alt. Sie trägt einen blauen Pyjama mit Sternen, aber an ihr wirkt er gruselig. Sie sieht mich mit dem selben Gemisch aus Angst und Hass an, was ich bei ihr schon einmal gesehen habe. "Clown, ich hasse dich! Du hast mich umgebracht." "Hab ich nicht!", halte ich dagegen. "Doch. Du hast mich verfolgt, die ganze Nacht lang. Ich bin vor dir weggelaufen, um die ganze Welt, aber du warst immer da. Du hast mich dann geschubst und ich bin die Klippe hinab gestürzt." Sam hinter mir seufzt verstehend. Ich war ihr Albtraum, sie hat geschlafwandelt und ist dabei aus dem Fenster gestürzt. Es hätte alles sein können. Ein aggressiver Hund, ein wütender Lehrer, eine Spinne. Aber nein, sie hat von mir geträumt. Ausgerechnet! Und jetzt lässt sie mich nicht mehr los. Was kann ich denn dafür, wenn ihre Eltern ihr erlauben in meine Gruselvorstellung zu gehen? Die ist nicht für kleine Kinder gedacht, aber das ist denen wohl egal. Und wer hat jetzt den Ärger? Ich. Für einen Moment fällt mir ein, dass die beiden ja ihre Tochter verloren haben. Aber dann sehe ich das Mädchen wieder an und das Mitgefühl ist schnell verschwunden. Denn die müssen ja nicht hier sitzen und darauf warten, dass sie umgebracht werden. Meine Hoffnung, dass Dean noch auftaucht ist nämlich verschwindend gering, im Gegensatz zu Sam. Aber der scheint seinem Partner sowieso alles zuzutrauen, also will ich gar keine Vergleiche anstellen.. "Was machst du jetzt mit uns?" Mal wieder holt Sam mich aus meinen Gedanken. Das Mädchen lächelt böse und dann bricht das Feuer aus. Es ist mehr ein Feuersturm, der um das Haus fegt. Obwohl ich gar nicht weiß, ob das ein Haus oder nur eine Hütte ist. Ach was, egal. Auf alle Fälle wird das Zimmer noch verschont, aber lange wird das wohl nicht so bleiben. "Verdammt! Ich hasse Clowns!" Jetzt scheint er richtig aufgebracht zu sein. Hat er vielleicht doch langsam Angst, dass der Ritter auf dem weißen Pferd nicht mehr kommt? "Du bist verdammt ungerecht, weißt du das? Sag das nicht immer so pauschal, nur weil dir ein Clown einmal die Banane geklaut hat." "Klappe. Ich hab bisher nur unsympathische Clowns kennengelernt. Und du bildest da keine Ausnahme. Machst sogar Gruselstücke ..." Ich verdrehe die Augen. Wieso streiten wir uns in unseren letzten Minuten überhaupt noch? Das Feuer kommt nämlich langsam in das Zimmer und damit auf uns zu. Das Mädchen wendet sich Sam zu: "Zu dir war er auch böse? Dann komm mit mir." Der Angesprochene lacht trocken auf: "Nein danke. Geister kann ich noch weniger leiden als Clowns." Mein "Danke." ist ernst gemeint. "Ich mag dich trotzdem nicht.", zischt er, aber das ist mir egal. "Bitte komm mit mir. Ich geh bald zu einem ganz tollen Ort und ich brauch doch jemanden zum Spielen." Will sie ihn mit in die Hölle nehmen? Das kann ich jetzt nicht glauben. Aber Sam scheint auch davon auszugehen: "Keine Sorge, du wirst genügend Spielgefährten finden.", dann schwindet der Sarkasmus, "Außerdem kann ich nicht gehen. Ich werde hier noch gebraucht." Seine Stimme ist voller Wärme und Ruhe, dass mir ein Schauer den Rücken runter läuft. Das ist nicht einfach so daher gesagt, da steckt mehr dahinter. Aber anstatt gerührt zu sein, so wie ich es bin, schreit sie vor Wut auf und der Feuersturm wird immer heftiger. Mit einem Mal steht sie direkt vor Sam und streckt ihre kleinen Hände nach ihm aus: "Dann bring ich dich eben auch um." Aber kurz bevor sie ihn erreicht schreit sie mit einem Mal wie vor Schmerz auf, taumelt zurück, flackert wie ein alter Film, und verschwindet. Es herrscht Stille um uns, keiner wagt auch nur ein Wort zu sagen. Allein das Feuer prasselt fröhlich weiter vor sich hin, kommt uns immer näher, will uns nicht verschonen. Der Rauch nimmt mir die Sicht und die Luft, ich fange an zu husten, meine Augen brennen. Das war es wohl. Ich spüre wie der riesige Körper hinter mir langsam in sich zusammenfällt und dann beginnen auch meine Sinne zu schwinden. Wäre ein letztes Wort nicht angebracht? Ein lautes Krachen dringt zu mir durch und mühsam hebe ich meinen Kopf. Eine Gestalt ist neben uns, redet vielleicht mit uns und dann ist der Druck, der mich hinten hielt, mit einem Mal weg. Ich spüre Arme, die mich davon abhalten den Boden zu küssen und mich hochstemmen. Durch den Rauch erkenne ich, wie Sam sich langsam aufrichtet, sich eine Atemmaske auf das Gesicht drückend. Dann muss Dean mich wohl tragen. Aber wieso rettet er nicht zuerst Sam, sondern wirft ihm lediglich ein Hilfsmittel hin? Weiter komme ich mit meinen Gedanken nicht, denn meine Sinne schwinden wieder. Wie in Trance bekomme ich mit, dass es nach draußen geht. Ich wurde wie ein Sack Kartoffeln über Deans Schulter geworfen und sehe andauernd Sams Gesicht vor mir, wie er uns hustend folgt, den Blick durchgehend auf den Mann gerichtet, der mich trägt. Aber ich kann mich auch täuschen. Das nächste, das ich weiß ist, dass ich auf weichem Boden liege. Gras? Moos? Dean ist da und schon wieder weg. Er gibt mir eine Decke, reicht mir etwas zu trinken und scheinbar nehme ich die Dinge sogar selbstständig an. Aber nur langsam wird mir das alles wieder bewusst. Wir sind im Wald, nur ein paar Meter vom nächsten Weg entfernt und Sam sitzt hustend ein Stück neben mir. Ich bin dick eingewickelt, aber er wird jetzt erst versorgt. Wie Dean sich um ihn kümmert, erscheint mir selbstverständlich und mit viel Zärtlichkeit. Dann ist auch das geschafft und Dean setzt sich zwischen uns: "Wir bleiben hier nicht lange. Höchstens ein paar Minuten, bis es euch besser geht und die Feuerwehr langsam ankommt. Du, Clown, wirst denen erzählen, dass du von einem Verrückten festgehalten wurdest. Das Feuer brach aus und wir haben dich beim Vorbeifahren gerettet. Wir können leider nicht hier bleiben, das wäre zu gefährlich." "Sagt bloß ihr werdet gesucht.", irgendwie war es mir schon klar. Dean grinst: "Man nimmt uns unseren Erfolg übel." Dann wird er wieder ernst: "Ich habe ihren Pyjama vernichtet. Den hat ihre bekloppte Familie nämlich zu dem Grab dazugelegt. Sie war ja schon verbrannt, also musste ich was anderes finden. Und bei dem Kleidungsstück war die höchste Konzentration." Ich sehe fragend zu Sam, aber der schüttelt nur müde den Kopf: "Es ist besser, wenn du davon nicht zu viel weißt. Es lässt einen nie wieder los." "Auf alle Fälle hab ich das dumme Ding in genau den Feuersturm geworfen, den sie selbst zu verantworten hat. Sie hat sich also selbst vernichtet." Ich höre Genugtuung aus seiner Stimme und kann sie ihm wahrlich und ehrlich nachempfinden. "Dean.", Sams Stimme ist ruhig, "Hol besser den Wagen, ich glaube wir müssen bald weg." Der Ältere nickt, steht auf und macht sich auf den Weg. Sobald er weg ist, lehnt sich Sam mit geschlossenen Augen an den Baum hinter ihm. Ich beobachte ihn genau. Und er bemerkt es. "Was ist?" Oh, ist er doch nicht so ruhig, wie er tut? Er scheint eher ungeduldig zu sein. "Du bist mir gegenüber ja gar nicht mehr panisch." Ich glaube ich grinse. "Weil deine dumme Schminke verwischt ist und deine Klamotten zerrissen und dreckig. Außerdem bin ich kein kleines Kind mehr." Ich seufze auf. Freunde werden wir wohl nie. Aber da ist noch etwas, das mich interessiert. Ich nicke in die Richtung, in die Dean verschwunden ist: "Ist er der Grund, warum du hier bleiben musst?" Sein Blick ist mehr als skeptisch und ich glaube fast nicht mehr daran eine Antwort zu bekommen, als ein einfaches "ja", mich lächeln lässt. Er muss ihn unglaublich lieben. Egal in welcher Form. Höchstens eine Minute der Stille später hören wir das unverkennbare Geräusch des Impalas und Dean stürmt kurz darauf auf uns zu. Ohne Sam auch nur anzugucken hilft er mir hoch und bringt mich zur Lichtung. Ohne ein weiteres Wort folgt Sam uns, schleppt sich zum Auto hin. Was ist denn zwischen den beiden los? Dean setzt mich seufzend ab: "Meinst du, dass du die nächsten paar Minuten auch ohne uns überlebst? Wir haben unsere Zeit bereits ausgereizt." Ich nicke schicksalsergeben: "Wird schon schief gehen. Außerdem kann ich mich immer noch selber unterhalten." Er grinst und macht Sam Platz, der auf mich zu tritt: "Alles Gute." "Und viel Humor.", füge ich hinzu. Sein Blick ist nicht unbedingt begeistert, aber er scheint mich nicht mehr zu hassen. Es ist alles eine Sache der Schminke. Er murmelt noch ein, "Bye.", dann begibt er sich auf die Beifahrerseite und steigt ein. Ich fange Deans Blick auf, der ihn anstarrt und die ganze Leidenschaft und Sehnsucht, die ich da drin sehe, lässt mich rot werden. Ausgerechnet mich! "Pass auf ihn auf.", sage ich leise und reiche Dean die Hand. Er grinst verlegen und verabschiedet sich. Ich halte aber seine Hand fest, greife in meine Hosentasche und reiche ihm ein paar Scheine: "Für euch." Seine Augen fangen an zu glitzern: "Dan..." und werden groß, als er erkennt, dass er nicht mehr als ein paar Monopolyscheine in den Händen hält: "Hey, Clown.", knurrt er, "soll das lustig sein?" Ich lache: "Für mich ist es das." Dann zwinker ich, greife noch einmal in meine Taschen und ziehe einen Scheck hervor: "Der hier sollte passen." Der Scherz wird mir wohl verziehen, denn seine Laune steigt sofort wieder. Er grinst mir zu, "Danke. Und noch viel Erfolg.", und läuft dann zum Impala. Sam wird wohl schon ungeduldig sein. Keine Minute später ist der Chevrolet verschwunden und ich lasse mich auf einem Stein nieder. Jetzt erst spüre ich wieder einen leichten Schwindel. Das ist wohl eine Rauchvergiftung. Ich hoffe nur, dass Sam sich untersuchen lässt. Der hat auch ganz schön was abbekommen. Aber erst einmal … ja, was wird erst einmal bei den beiden passieren? Ich grinse vor mich hin. Dean indess fährt, den Blick stur geradeaus gerichtet immer weiter fort von dem Geschehen. Je mehr sie sich entfernen, desto intensiver wird Sams Blick vom Beifahrersitz. "Was ist?" Irgendwann hält es der Ältere der beiden nicht mehr aus. "Was ist mit dir los? Du hast mich in der letzten halben Stunde kaum angeguckt." Dean atmet tief ein und aus. Langsam verringert er die Geschwindigkeit und hält am Straßenrand an. "Dean?" Da wird er am Kragen zu seinem Bruder gezogen und heftig von diesem geküsst. Dean hält ihn fest, als hinge sein Leben von Sam ab. Falsch, es hängt von Sam ab. Immer und überall. Er beugt sich über seinen kleinen Bruder und sitzt schlussendlich in einer etwas verrenkten Position auf dessen Schoß, als er den Kuss abbricht. Sam hat schon wieder das Gefühl, als hätte er zu viel Rauch abbekommen. Vielleicht ist Luftmangel keine gute Kombination mit einer Rauchvergiftung. "Wieso so stürmisch? Und wieso erst jetzt?" Dean umarmt ihn und legt den Kopf auf seine Schulter: "Ich war schon die ganze Zeit nah dran dich zu überfallen. Aber wenn ich das getan hätte, selbst wenn ich mich nur verstärkt um dich gekümmert hätte, hätte ich den Clown postwendend liegen gelassen, dich entführt und versorgt. Das wäre wohl ein schlechter Schnitt für einen Fall gewesen. Ganz davon abgesehen, dass du dann für eine Ewigkeit geschmollt hättest." Er macht eine kurze Pause, Sam spürt seinen schweren Atem am Hals. "Nein. In Wahrheit hatte ich eine furchtbare Panik. Es ging wieder einmal um Sekunden. Sekunden, die entschieden haben, ob ich dich verliere, oder nicht. Wenn ich mich nicht so sehr kontrolliert hätte, wäre ich durchgedreht. Und zu der Kontrolle gehörte es auch auf deine Fähigkeiten zu vertrauen und nicht zu viel über dich nachzudenken. Was nicht einfach ist. Mein Kopf ist voll von dir.", ein trockenes Lachen ertönt und Sam weiß, dass es Dean peinlich ist so etwas zu sagen, "Ich habe mich so sehr zurückgehalten in meiner Angst, dass ich mich nicht einmal getraut habe dich mehr als nötig an zu gucken." Sam lächelt, kann seinen Bruder verstehen und streichelt ihm sanft über den Rücken: "Es braucht schon mehr als einen Geist, um mich von dir weg zu holen." Ein sarkastisches Grummeln ertönt an seinem Hals: "Schön, dass wir so wenigen von der Sorte begegnen." Sam schiebt Dean ein Stück von sich weg: "Du solltest inzwischen doch bemerkt haben, dass du mich nicht so einfach los wirst." "Ich hoffe das ist ein Versprechen." Es reicht Dean. Genug des Redens. Entschlossen beugt er sich vor und küsst Sam. Er wird ihn so küsse, dass er nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht. Zufrieden zieht Sam ihn näher an sich heran. Ich seufze auf. Genau so könnte es laufen. Es wäre schön, wenn es gerade in diesem Moment so läuft. Ein Kuss und ein ewiges Versprechen. Aber ich werde es wohl nie wissen. Da ertönen die Sirenen der Feuerwehr und ich stehe vorsichtig auf. Vielleicht sollte Sam doch noch nicht so wild herumknutschen. Seiner Gesundheit kann das fast nur schaden. Ich schiebe meine kalten Hände in meine Hosentaschen und dort stoßen sie auf unglaubliches. Noch einen Zettel nämlich. Verwundert hole ich ihn hervor, betrachte ihn im Feuerschein und fange an zu lachen. Richtig laut und richtig irre. Das hier ist der richtige Scheck. Ich weiß nicht einmal, was auf dem anderen Zettel steht, aber ich bin mir sicher, dass ich bald wieder von den beiden hören werde. Wenn ich nicht vorher selber anrufe. Und eines ist klar. Wir hatten zu dem Zeitpunkt etwas völlig anderes im Sinn als die Bezahlung. Vielleicht steht irgendwo doch ein schwarzer Chevrolet Impala SS stilll am Straßenrand. Und vielleicht küssen sich dort gerade zwei Männer um den Verstand. Ende Ps. Danke fürs Lesen, ihr wisst, ich freu mich immer über Kommentare ;) lg, Morathi Kapitel 19: Regeln - Baum - Pelikan - klein aber mein ----------------------------------------------------- Hallo alle miteinander ^^ Es tut mir leid, dass es diesmal wirklich länger gedauert hat. Ich bin frisch in der Uni und der Stoff frisst uns jetzt fast schon auf. Ich bemühe mich auch weiterhin zu schreiben, aber es wird wohl nicht mehr so regelmäßig wie im Sommer werden. Ich hoffe, dass ihr trotzdem weiterlest ;) 1) Disclaimer: trotz allen Bettelns und jeder Bestechung gehört Supernatural immer noch nicht mir, sondern Eric Kripke. Ich verdiene hiermit kein Geld, sondern lenke mich damit von der Uni ab ;) 2) Warnung: Sam/Dean: don't like it, don't read it und jetzt viel Spaß dabei ^^ Regeln – Baum – Pelikan – klein aber mein "Sam!" Erstaunt drehe ich mich zu meinem Bruder um, der im selben Moment seine Hand aus meinem Griff entreißt. "Was?" Ich sehe zu ihm runter, er sieht aufgewühlt aus. "Wir müssen endlich ein paar Regeln aufstellen, so geht das nicht!" Verstehe ich ihn? Ich glaube nicht. Wovon redet er? Aber ich habe einen dumpfen Verdacht. "Was geht nicht? Und was für Regeln?" "Deine Grabscherei in der Öffentlichkeit. Das geht nicht!" Ich verdrehe die Augen. Ach, das! Zu Beginn unserer Beziehung hatte ich ein wenig Panik davor, wie wir uns in der Öffentlichkeit verhalten sollten, wie Dean sich verhalten würde. Ich hatte die Befürchtung, dass er seine draufgängerische Art, die andauernde Suche nach Nähe, auch außerhalb unserer wechselnden vier Wände, ausleben würde. Dass ich mich vor seinen Händen nicht mehr in Sicherheit bringen könnte. Aber falsch! Es war das Gegenteil. Er berührt mich vor anderen Leuten nicht einmal mehr zufällig. Es ist, als wäre er hypersensibel geworden. Aber wieso? Das ist doch sonst nicht seine Art. Zu Beginn war ich erleichtert. Kein Sex in der Nebenstraße, das wäre schon mal gut für meine Nerven. Aber dann fiel mir auf, dass er überhaupt nicht meine Nähe suchte und ich sie doch wollte. Immer noch kein Sex in der Nebenstraße, aber allein ein paar zufällig anmutende Berührungen wären schon in Ordnung gewesen. Ob Dean das für zu weibisch hält? Ich meine, ich will ja nicht mit ihm Händchen halten. Okay, manchmal möchte ich das, ja. Aber es geht mir einfach um Nähe und er scheint eher einen Sicherheitsabstand einzuhalten. Also habe ich begonnen ihn ein wenig zu provozieren, seine Nähe zu suchen. Und ja, vielleicht war ich ein wenig aufdringlich, ich gebe es ja zu. "Hör auf mit dir selbst über mich zu lästern!", schimpft Dean mit einem Mal los und reißt mich aus meinen Gedanken. In solchen Momenten sieht er immer aus, als würde er es verfluchen, dass ich größer bin als er. Dass ich so viel größer bin als er. "Idiot! Wieso hast du so ein Problem damit, mal ein bisschen Nähe zu zeigen?" Meine Stimme ist laut und sofort sieht er sich panisch um, als würde es tatsächlich jemanden interessieren, über was wir reden. Seine Miene ist wütend. "Ich habe einfach keinen Bock auf so was in der Öffentlichkeit." Mit einem Mal grinst er. "Und sag bloß ich zeige dir nicht genug Nähe. Du warst gestern Nacht ganz schön fertig. Weichei." Ich verdrehe ein weiteres Mal die Augen. "Dude, ich verlange nicht von dir mir schwulstige Liebeserklärungen zu machen, ganz sicher nicht. Wirklich nicht. Aber du kommst nicht näher als einen Meter an mich heran und selbst Berührungen wie eine Kopfnuss oder sonstige Spinnereien von dir fallen aus." "Wenn du Prügel willst, sag es ruhig.", knurrt er und ich finde es mal wieder süß. Irgendwie. Aber das ist jetzt unwichtig, denn der Idiot vor mir versteht einfach nicht, was ich will. Ich will zeigen, dass er zu mir gehört. Und wenn auch nur mit einem Auflegen der Hand auf die Schulter. Einem zufälligen Streifen seiner Hand, oder was auch immer. Aber wenn er so darauf bedacht ist, sich von mir fern zu halten kommt ja niemand auf die Idee, dass er zu mir gehört. Und ich zu ihm. Ich will keinen Ring und auch keine sonstigen Geschenke, das würde nicht passen. Aber hey, wir sind immerhin ein Liebespaar. Ich runzle automatisch die Stirn. Wie das klingt! Auch nicht passend, aber was soll man sonst sagen? Ein Team mit ein bisschen Sex als Würze? Ein bisschen Liebe? Wir haben das Wort bisher vermieden, denn es ist unnötig es auszusprechen. Wir wissen, dass wir jeweils alles für den anderen sind. Dass es eine noch stärkere Bindung als pure Liebe zwischen uns gibt. Es gibt kein Wort, dass diesem Gefühl gerecht werden würde. Und doch, obwohl es so ein starkes Band ist, scheint es so zerbrechlich zu sein. Und wieder seufze ich. Man, wenn ich so weitermache ist mein Leben bald beendet. Ich merke, dass Dean mich immer noch wütend ansieht. "Dean, es gibt wirklich schlimmeres, als ein paar zufällige Berührungen." "Ach ja? Und was?" Na wunderbar, jetzt ist er auf der Trotzschiene, da geht er so schnell nicht wieder von weg. Doch mit einem Mal kommt mir eine Idee und ich fange an zu grinsen. Das muss ganz schön gruselig sein, denn mein Bruder macht, wie paralysiert, automatisch einen Schritt nach hinten. Ich gehe ihm nach, packe seine Hand und falle vor ihm auf die Knie. Er bekommt, was er verdient. Ich sehe den Schock in seinen Augen, spüre die Blicke der Passanten auf uns und mache alles noch schlimmer: "Dean, mein liebster, schönster Schatz. Du bist für mich das Beste auf der Welt, für dich hole ich die Sterne vom Himmel. Ich schwimme für dich um die Welt. Du bist mein Engel und ich werde dich ewig beschützen. Ich liebe dich!" Die Welt bleibt stehen, mein Bruder ist versteinert. Erst wird er weiß und dann rot. Ehrlich gesagt, so rot habe ich ihn noch nie erlebt, aber es tut gut. Ich lasse seine Hand los, ignoriere die Menschen um uns herum und fange an wieder einigermaßen normal zu grinsen: "Das, Dean, ist schlimmer." Ich mache ein paar Schritte weg von ihm: "Aber ich kann auch ein riesiges Herz in den nächsten Baum ritzen, wenn du das lieber hast." Er reagiert nicht, also gehe ich weiter auf besagten Baum zu. Und endlich, endlich ertönt seine Stimme hinter mir: "Wage es nicht!" Ich drehe mich lachend zu ihm um. Seine Gesichtsfarbe hat sich noch nicht wieder normalisiert, aber das ist auch zu verständlich. "Okay." "Okay?", er sieht mich erstaunt an. "Ich mache es nicht.", ich zucke mit den Schultern, "Aber merk es dir. Und jetzt lass uns weitergehen, die gucken bereits komisch." "Na kein Wunder.", murmelt er in seinen nicht vorhandenen Bart. Dann folgt er mir und kaum sind wir außer Sichtweite der Passanten, wettert er los: "Verdammt, was sollte das? Hast du sie noch alle?" Er kriegt keine Antwort. "Man, Sam, solche Dinge, wie Zärtlichkeitsbeweise in der Öffentlichkeit werden doch total überbewertet." "Ach, wirklich?" Mehr sage ich nicht. Ist es ihm einfach peinlich, seine Gefühle offen zu zeigen, oder was ist der Grund? Hält er Berührungen tatsächlich für minderwertig? Wenn das der Fall ist, werde ich ihm diese Meinung austreiben. Ganz sicher! Während unserer Recherchen tagsüber lasse ich ihn in Ruhe. Vielleicht erfährt er ja doch noch eine Erleuchtung. Aber stattdessen scheint er weiterhin sauer auf mich zu sein. Wie toll. Als wir abends eine Bar suchen, um den Tag ein wenig ausklingen zu lassen, steht mein Entschluss fest. Er wird heute sehen, was er von seinem Verhalten hat. Und ich weiß meinen Charme gut einzusetzen. Kaum angekommen bestellt Dean uns jeweils ein Bier und strebt den Billardtisch an. Wenn er jetzt aber denkt, dass ich mich in irgendeiner Ecke verkrieche und warte bis er sein Ego beruhigt hat, hat er sich geschnitten. Stattdessen stelle ich mich neugierig daneben und fange an seinen Mitspieler auszufragen. Wer er ist, seit wann er spielt und so. Dean benimmt sich so distanziert, dass ich keine Befürchtungen haben muss, sein Mitspieler würde etwas zwischen uns vermuten. Der Mann ist ein bisschen jünger als ich und tut mir irgendwie leid. Er wird hier in unseren Streit mit hineingezogen, ohne dass er etwas dafür kann. Aber ausnahmsweise achte ich mal nicht auf Verluste. Jedenfalls nicht auf so einen Verlust. Er ist überrascht, als ich ihn anspreche und stellt sich als Lucas vor. Ich glaube kaum, dass er schwul ist, aber sein Verhalten passt perfekt in meinen Plan. Er ist offen und zugänglich, was bedeutet, dass der kumpelhafte Schlag auf die Schulter schnell kommt und er mir hin und wieder auch ein paar lustige Sprüche, vor allem über andere Leute im Raum, ins Ohr flüstert. Es ist erstaunlich, ich verstehe mich tatsächlich gut mit ihm, ich muss mich nicht zur Freundlichkeit zwingen. Andererseits meint Dean ja immer, dass ich automatisch zu jedem freundlich bin. Ich würde sogar Geister noch höflich ansprechen, wenn ich die Gelegenheit dazu bekäme. Ach richtig, Dean! Ich lasse meinen Blick kurz zu ihm schweifen und kann sehen, dass er bereits sehr genervt ist. Ich hoffe mal nicht nur, weil das Spiel gerade von mir herausgezögert wird. Da stößt mich Lucas an: "Hey, hast du überhaupt schon mal Billard gespielt?" Ich sage am Besten einfach die Wahrheit: "Ja, aber das ist schon lange her. Mein Kumpel hier,", ich deute auf Dean, will ihn aber weder als Freund, noch als Bruder ausgeben, "macht dagegen eine Profession draus. Da halte ich mich lieber zurück." Lucas lacht auf: "Ach Quatsch, das ist doch unnötig. Das Spiel soll vor allem Spaß machen. Du kannst ja mal einen Stoß probieren. Ich lass dich an meiner Stelle dran." "Willst du wirklich so schnell dein Geld verlieren?", ich bin und bleibe skeptisch. "So viel hab ich gar nicht gesetzt. Außerdem geht es doch um Spaß, oder? Und das Geld hole ich schon wieder rein. Solltest du tatsächlich so schlecht sein." Ich stimme zu. Kurz darauf beendet Dean seinen Zug weniger heldenhaft. Sein Schlag geht ins Leere und jetzt sieht er noch genervter aus, als vorher schon. Lucas hält mir den Queue hin und ich stelle mich in Position. In meinem Kopf herrscht mit einem Mal Chaos und ich würde am liebsten Dean angucken, traue es mich aber nicht. Eine Hand reißt mich aus meinen Gedanken. "Was machst du da, Sam?" Es ist Lucas, der meine Handstellung korrigiert. "So, jetzt sollte es passen.", wieder ein Grinsen und ich atme tief ein. Meine Konzentration liegt jetzt auf der Kugel vor mir und ich spiele einfach, so wie Lucas es mir gezeigt hat. Verwirrt beobachte ich, wie die von mir anvisierte Kugel tatsächlich getroffen wird und in das passende Loch rollt. "Super!", Lucas hält mir die Hand hin und ich schlage ein. Das hätte ich selbst nicht erwartet. Doch meine Euphorie dauert nicht lange an, denn Deans Stimme hallt scharf zu uns herüber: "Was soll das werden? Das ist kein Kindergarten hier. Lass uns in Ruhe, Sam. Wenn du es lernen willst, dann wann anders." Ich blicke ihn wütend an und Lucas versucht ihn zu beschwichtigen: "Hey, Dude, beruhig dich. Das ist doch kein Spiel auf Leben und Tod. Aber wenn du willst beeilen wir uns ab jetzt etwas mehr." Das ist wirklich lieb von Lucas, aber anhand von Deans Miene ist mir klar, dass es keinen Sinn hat. Er wird nicht nachgeben. Und er ist sauer. Aber noch weiß ich nicht, aus welchem Grund. Ich tippe Lucas auf die Schulter, der immer noch auf Dean einredet, welcher beharrlich schweigt und böse guckt. "Ist schon okay, ich werd mich noch was an die Bar hocken. Danke für das nette Gespräch und viel Glück beim Spiel." Er sieht enttäuscht aus, aber er lässt mich ziehen. "Schade. Aber da kann man nichts machen. Wir können ja irgendwann noch ein Bier zusammen trinken." Ich nicke ihm zu und mache mich auf den Weg zur Bar. Hoffentlich kriegt sich Dean irgendwann wieder ein. Obwohl, will ich das überhaupt? Also natürlich will ich nicht mit ihm streiten, aber wenn ich es jetzt dabei belasse hat sich mein Plan überhaupt nicht gelohnt! Wie sich herausstellt, muss ich selber allerdings sehr wenig Mühe aufwenden. Ich setze mich, bestelle noch ein Bier und stehe bereits im Fokus der gelangweilten Barfrau. Nicht, dass ich da wirklich sein möchte, aber es bleibt mir wohl nicht viel übrig, wenn ich nicht alleine rumhocken möchte. Und immerhin spendiert sie mir auch den ein oder anderen Drink. Immer wieder blicke ich zu Dean, aber der scheint mit Lucas in ihrem gemeinsame Spiel versunken zu sein. Hilflos fahre ich mir durch die Haare und da lacht die Frau vor mir auf. "Was?", ich bin verwirrt. Sie grinst: "Deine Haare sind beeindruckend. Du fährst einmal durch und sie stehen in alle Richtungen ab. Und sie bleiben so. Faszinierend." "Verdammt.", ich ziehe die Stirn kraus und sofort kommt mir Deans Spruch wieder in den Sinn. Dass das Falten machen würde. Aber ich weiß auch, dass damit mein effektivster Blick einhergeht. Und mein Bruder konnte sich ihm weder früher, noch kann er sich ihm jetzt entziehen. Aber was bringt es mir, wenn er mich ignoriert? "Bleib mal still." Ein weiteres Mal sehe ich die Frau vor mir verwirrt an und schon richtet sie mir meine Haare wieder. Was? Wieso? Ach, was soll's. Ich lasse es geschehen. War das nicht sowieso mein Plan? Dann passt es ja perfekt. Außerdem ist ihre Hand sowieso schon wieder schneller weg, als ich gedacht habe. Also doch noch andere Ziele? Ich sehe mich um. So weit ich es beurteilen kann ist nichts lohnenswertes in meiner Nähe. Gelangweilt wende ich mich wieder der Barfrau zu. Irgendwie ist mir die Lust an dem Spiel verloren gegangen. Mit Lucas war das noch amüsant, der war immerhin sympathisch. Okay, ich sage nichts gegen die Frau vor mir, aber sie muss nebenher auch noch arbeiten. Ein Schlag auf die Schulter lässt mich aufschrecken und in das grinsende Gesicht von Lucas sehen. "Fertig?", ich bin verwirrt und er nickt. "Dean hat sich ein paar neue Opfer geholt. Bei mir war nichts mehr zu holen." "So hoch hast du verloren?" Das hatte ich nicht gedacht. Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf und lässt sich neben mir nieder: "Ja, leider. Nachdem du weg warst hat er richtig aufgedreht. Ich glaub er ist immer noch sauer. Auch wenn ich nicht verstehe wieso." Ich lache laut auf: "Dann weißt du genauso viel wie ich. Aber er ist heute schon den ganzen Tag so drauf, also mach dir keine Gedanken." Und da ist sie wieder die Ablenkung. Ich bin froh, dass Lucas sich entschlossen hat mir Gesellschaft zu leisten. Dean ist, wie ich sehe, zum nächsten Tisch gewandert und seine Miene sieht verdächtig siegessicher aus im Moment. Ja, das ist Dean. Mein Dean. Es dauert nicht lange und ich bin wieder ganz gelöst. Und genau dann, als ich nichts mehr erwarte, tritt ein fremder Mann an mich heran. Er gefällt mir nicht, denn er grinst, als wüsste er ein wichtiges Geheimnis. "Hey, du da." Ich bin von seinen rhetorischen Fähigkeiten überaus beeindruckt. Wirklich. "Ja?" Lucas sieht den Kerl misstrauisch an, während der sich langsam zu mir her beugt: "Ich weiß ein Geheimnis." "Ach ja?" Ich kenne ihn nicht und er weiß was von mir? Woher? Und überhaupt, wer ist das? "Ja.", er kommt noch näher und langsam scheint Lucas ungeduldiger zu werden: "Was hast du vor? Hey, hör auf Leute zu belästigen." "Klappe. Ich will dem Süßen hier nur was vorschlagen." "Was denn?", ich versuche ruhig zu bleiben. Mich jetzt aufzuregen würde zeigen, dass Dean zuviel abgefärbt hat. "Hast du nicht Lust mit mir in ein beschauliches Eckchen zu gehen? Nur wir beide?" Er sieht lüstern an mir herab, während ich feststelle, dass mir das, so weit ich weiß, noch nie passiert ist. "Wieso sollte ich?" Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass Lucas sprachlos und knallrot ist. Aber der Kerl beugt sich schon wieder vor, legt mir eine Hand auf die Schulter und erklärt es mir: "Ich hab dich heute gesehen. Du hast diesem Kerl da drüben eine Liebeserklärung gemacht. Da damit deine Präferenzen also geklärt wären, möchte ich zum wichtigen Punkt übergehen. Wie wäre es mit uns beiden?" Angeekelt stoße ich seine Hand weg: "Nein, danke. So nötig habe ich es nicht." "Ach komm, was zierst du dich?" Ich bin sprachlos. Ich bin sicher über einen Kopf größer als der Kerl und er wagt es so zu mir zu sprechen? Aber vielleicht sollte ich aufstehen, um imposanter zu wirken. Gerade als ich mich hochraffe stellt sich Lucas vor mich: "Lass ihn in Ruhe." Sag mal, für wen halten mich hier alle? Ein schutzbedürftiges Reh? "Haste schon nen Stecher, oder wie?" Enttäuscht zieht der Kerl von dannen, denn Lucas hat ihn scheinbar beeindruckt. Wieso?? Der dreht sich jetzt zu mir um, packt mich an der Schulter und sieht mich genau an: "Alles okay? Und was hat der da gesagt? Wovon hat er geredet?" "Ich bin ..." In dem Moment erblicke ich Dean. Er steht nur ein paar Meter neben uns und ist stinksauer. Ich starre ihn wie paralysiert an und Lucas dreht sich um: "Was ist? Dean?" Doch der Angesprochene dreht sich weg und stapft raus. Einfach so. Wieso? "Sam?", mein Gegenüber ist misstrauisch und endlich stehe ich auf: "Ich bin mit Dean zusammen. Das ist die Wahrheit." Ich nehme seine Hand von meiner Schulter: "Tut mir leid, ich muss jetzt gehen." Und während ich hinaus laufe höre ich noch ein "Ciao" hinter mir. Immerhin gehen mir die Menschen aus dem Weg. Ich scheine doch ein wenig zu beeindrucken. Es dauert nicht lange und ich hab Dean eingeholt. Lange Beine haben eben doch ihre Vorteile. Ich verlangsame meinen Schritt wieder, so dass ich neben ihm gehe. Schweigend. "Was?", motzt er los, "Willst du nicht lieber bleiben und dich amüsieren?" "Nein." Daraufhin ist er still. Na toll, jetzt denkt er ich würde nach anderen Männern Ausschau halten. Dabei sollte er es doch besser wissen. Schweigend gehen wir zum Motel zurück. Bis zum nächsten Morgen sprechen wir kein Wort und dann ist es nur das nötigste. Das arbeitsrelevante. Ja, heute geht es an die Arbeit und dabei haben wir beide kein Auge zugetan. Wer hätte auch denken können, als wir am Tag zuvor eingecheckt haben, dass wir uns streiten würden. Also liegen wir in einem Doppelbett, dass für zwei erwachsene Männer wie uns viel zu klein ist. Und ich bin mir sicher, dass er genauso wie ich kaum geschlafen hat. Jede zufällige Berührung hat mich wieder aufgeschreckt und ich habe mich dafür verflucht. Inzwischen laufen wir durch den Zoo. Es gab nämlich Gerüchte über ein riesiges Tier, dass nachts erschienen ist und Menschen mindestens erschreckt, aber meistens umgebracht hat. Wäre die Stimmung zwischen uns nicht so angespannt, würde ich es glatt genießen hier zu sein. Mit Dean. Gedankenverloren starre ich auf die Pelikane, die wie Statuen an ihrem Platz stehen und sich nicht bewegen. Ich habe das Gefühl, dass wir genauso auf der Stelle bleiben, uns nicht fortbewegen. Aber es muss doch gehen. Wir müssen das schaffen. Wir sind das Einzige, was wir haben. "Vergleichst du uns auch gerade mit denen?", kommt es plötzlich leise von Dean neben mir. Ich blicke überrascht zu ihm und nicke dann. Ich kann nicht anders, als zu lächeln, als ich seinen vorsichtigen Blick sehe. Er mag ein Draufgänger sein, aber in solchen Situationen ist er wie ein kleines Kind. Als er merkt, dass ich darauf eingehe, scheint auch er sich mehr zu entspannen. "Na komm, gehen wir weiter." Wir sind nur ein paar Minuten gelaufen, als wir am Elefantengehege vorbeikommen und ein ganzes Beet mit verdorrten Blumen entdecken. Dabei ist Frühling! Es ist uns mit einem Blick klar, dass das ein Zeichen ist, oder wenigstens sein kann. Froh, dass wir einen Schritt weiter sind gehe ich zu dem Gärtner, der sich momentan in dem Beet befindet und lautstark darüber meckert, dass seine Pflanzen kaputt gegangen sind. Ich frage ihn, wo der Tierfriedhof ist, er steht auf, dreht mich in die passende Richtung, legt mir eine Hand auf die Schulter und zeigt mir den entsprechenden Weg. Ich nicke brav und er widmet sich wieder seiner Arbeit. Als ich mich zu Dean wende überrascht er mich mit einem wütenden Blick. Sein ganzer Körper ist angespannt: "Warum machst du das? Was willst du erreichen?" Ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung wovon er redet. Was habe ich gerade gemacht? Was hat er gesehen und wieso ist er schon wieder sauer? Dabei hatte er sich doch gerade wieder beruhigt. Oder ist es … es kann doch nicht. Ich sehe ihn skeptisch an. Ist es wegen dem Gärtner? Weil er mich berührt hat? Mir nahe war? Was man eben als nah definiert. "Ich habe nichts gemacht, das ist natürlich! Wann verstehst du das endlich?" Und die Antwort, die ich bekomme ist … ein Grummeln und Deans Rückenansicht. Die kann zwar auch ganz schön sein, aber gerade jetzt will ich ihn von vorne sehen. Von vorne? Ich schüttel den Kopf. Ich sollte aufhören so zweideutig mir gegenüber zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass solche versauten Gedanken definitiv nicht hierhin gehören. Kopfschüttelnd laufe ich Dean hinterher. Wie soll jemand dieses verdammte Schweigen ausharren? Aber immerhin haben wir heute Abend was zu tun. Und die Vorbereitungen laufen ohne viele Worte. Er packt und ich informiere mich, was bei den Elefanten in letzter Zeit passiert ist. Dachte ich jedenfalls. Stattdessen verdonnert mich Dean zum Packen und macht sich selbst auf den Weg, um die Informationen einzuholen. Ich bin so perplex, dass ich seinem Befehl Folge leiste. Und das ohne Widerstand. Wann hab ich das das letzte Mal gemacht? Dennoch erledige ich alles und kurze Zeit später kehrt auch Dean zurück.Kaum ist es dunkel machen wir uns wieder auf den Weg zu dem Tierfriedhof des Zoos. Mein Bruder hat tatsächlich herausgefunden, welcher Elefant uns diese Probleme bereitet und so sind wir relativ bald am Graben. Blöd nur, dass so ein Elefantengrab ein bisschen größer ist, als ein Menschengrab. Aber schlussendlich schaffen wir es. Stinkend und dreckig. Ich stütze mich auf meine Schaufel, als Dean seine Lieblingsbeschäftigung ausführt. Salzen und verbrennen. Aber gerade, als die Knochen und der Rest Fleisch, der verblieben ist, anfangen Feuer zu fangen, ertönt hinter uns ein ohrenbetäubendes Geräusch. Ich fahre herum und sehe mich einem Elefanten gegenüber. Einem durchsichtigem Elefanten. Ich bin kurz versucht bei dem Gedanken zu lachen, aber ich halte mich zurück und springe stattdessen auf. Da packt Dean mich auch schon am Arm und zerrt mich weg. Sein Griff ist sicher und warm. Das ohrenbetäubende Geräusch des Geistes wird lauter und lauter und nach nur ein paar Sekunden kommt es zu einer Art Explosion. Der Geist muss verschwunden sein. Aber dieser Akt hat eine Energiewelle ausgelöst, die uns zu Boden wirft. Instinktiv ziehe ich Dean zu mir und fange ihn auf, während er mich beschützt. Meine Ohren dröhnen und ich hab das Gefühl als würden tausend Sterne an mir vorbeiziehen. Erst als diese extremen Sinneserscheinungen abnehmen registriere ich, dass Dean mit seinem Gesicht auf meiner Brust liegt. Ich lege die Arme um ihn und drücke ihn noch ein wenig fester an mich. Ich habe das Gefühl als hätte ich ihn schon seit Tagen, nein, Wochen nicht mehr richtig berührt. Ein Seufzer seitens Dean zeigt mir, dass auch er es jetzt genießt und nicht vorhat zu fliehen. Vielleicht ist es doch wichtiger sich nahe zu sein, wenn man alleine ist. Weniger in der Öffentlichkeit. Aber ich bin mir sicher, dass ich Dean schon noch dazu bringen kann wenigstens keinen Sicherheitsabstand, vermutlich aufgrund von Unsicherheit, einzuhalten. Der Anfang ist immerhin schon getan. Dean sieht auf, streckt sich ein wenig und küsst mich, bevor er sein Gesicht wieder in meiner Brust vergräbt, so wie ich meines in seinen Haaren. Zum Glück kann er mein Grinsen momentan nicht sehen, es würde ihn sicher mal wieder abschrecken. Aber der Gedanke, der mir gerade kam ist zu genial. Klein, aber mein. Ende Ps. Ja, ich weiß, es irgendwie schräg geworden *feix* aber ich finds eigentlich ganz lustig ;) also dann, Feedback ist immer erwünscht ^^ bis demnächst, lg, Morathi Kapitel 20: Indiana Jones - Skateboard - Toga Orgie --------------------------------------------------- Hallo =) Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich so lange gebraucht habe. Entweder die Muse hat mich nicht gepackt, oder ich hatte keine Zeit. Jetzt habe ich eigentlich danke Uni keine Zeit, aber die Muse ;P Also bekommt ihr ein neues Kapitel, das euch hoffentlich gefällt. Ich bete, dass ich noch nicht eingerostet bin -.- Auf alle Fälle viel Spaß beim Lesen! Disclaimer: 1) Warnung: Slash! 2) Supernatural gehört trotz aller Verhandlungen leider immer noch nicht mir *fluch* aber ich bemüh mich weiter ;) inzwischen immer noch wie gehabt Eric Kripke. Indiana Jones – Skateboard – Toga – Orgie Langsam bewegt er sich durch die Masse der sich windenden Körper. Ein dumpfes Gefühl hat ihn erfasst und er fühlt sich, als würde er sich durch Watte kämpfen. Wenn eine Hand nach ihm greift, schüttelt er sie ab, ohne es wirklich zu merken. Sein Blick streift die Anwesenden nur oberflächlich. Wo ist er? Wo kann er sein? Er hat bereits zwei der drei großen Hallen durchsucht, aber ihn nirgends gesehen. Wo ist er? Wo kann er sein? Heute ist alles anders, er fühlt es. Dieser Tag wird schrecklich enden, er weiß es. Die Männer um ihn herum bewegen sich ziellos, in einer, an die Ohnmacht grenzenden Exstase. Heute wird ein Drama geschehen. Viele Tränen werden vergossen werden und sie werden in den Geschichtsbüchern stehen. Aber sie werden nichts mehr davon wissen, werden bereits tot sein, bevor der Morgen anbricht. Deshalb muss er ihn ja finden. Er will ihn halten, ihm ein letztes Mal in die Augen sehen. Eine Hand greift nach seinem Arm und lässt sich nicht abschütteln. Er dreht sich um und sieht ihn, den er gesucht hat. Dieser bewegt seinen Mund, aber keine Worte dringen an sein Ohr. Ist es zu laut, oder ist er bereits tot? Egal. Er zieht seinen Gegenüber an sich, umarmt ihn, genießt das Gefühl des Haars, des Körpers unter seinen Fingern. Sie sind in ihrer eigenen Welt, in ihrer eigenen Exstase, bis der Mann plötzlich in seine Arme sinkt, kraftlos, leblos. Oder ist es doch er selbst? Die Sicht vor seinen Augen verschwimmt, der Boden kommt immer näher. Er blickt noch einmal hoch, sieht den verschleierten Blick seines Geliebten, bevor auch diesem ein Schwert durch die Brust gerammt wird und er mit ihm zusammen zu Boden fällt. Er will ihn ansehen, will ihn als Letztes sehen, doch ein anderes Gesicht schiebt sich vor ihn, ein anderer Mann hebt ihn hoch. Die Miene von diesem ist voller Hass, voller Gewalt. Und irgendwo dazwischen meint er, Traurigkeit zu erkennen. Schade … Dann wird es schwarz um ihn herum. Ungefähr Zweitausend Jahre später: "Sam?" Keine Reaktion. "Sammy? Bitte ..." "Bitte was?" Die Antwort klingt ehrlich verwirrt. "Bitte lass mich draußen. Ich muss da doch nicht mit." Sam macht sich noch nicht einmal die Mühe zu Dean zu sehen: "Wir haben einen Deal, schon vergessen? Du kommst jetzt mit mir mit und tust etwas für deine Bildung und ich versuche, heute Abend meinen Spaß zu haben und dir deinen zu lassen." Dean ist kurz vor dem Aufgeben: "Aber warum muss es ausgerechnet ein Museum sein, dass den Titel 'Skurrile, antike Kunstgegenstände' trägt?" Gerade da kommen sie in der Schlange vor der Kasse an die Reihe und Sam kauft zwei Tickets und Infohefte. Er seufzt auf. Dean sollte wissen, dass Beschwerden jetzt nicht mehr angenommen werden. Sie haben das Thema bereits im Motel und im Auto diskutiert und sein Bruder hat schließlich zugestimmt. Warum es jetzt wieder auf den Tisch bringen? Sie kämpfen sich gemeinsam durch eine Touristengruppe, bevor sie vor dem ersten Ausstellungsstück stehen bleiben. Sam hat sich bereits vorher über ein paar der Gegenstände informiert, aber trotzdem zieht er das Infoheft heraus und guckt nach. Dean steht immer noch schmollend neben ihm und meckert leise in seinen nichtvorhandenen Bart: "Und was soll das -skurril- überhaupt bedeuten?" "Sieh dir die Figur vor uns an und du weißt es." Da blickt Dean das erste Mal auf und blickt in die heraushängenden Augen eines ausgestopften Pferdes. "Ach du Scheiße!", fluchend weicht er einen Schritt zurück, "Was soll das denn sein?" "Das,", fängt Sam an zu erklären, "ist der ehemalige Beschützer eines Dorfes. Scheinbar hat das Tier einem sehr bedeutenden Mann gehört und war bei vielen Schlachten dabei. Als es starb, wurde es ausgestopft und an den Eingang des Dorfes gestellt. Die Augen wurden mit Seilen an den Schädelknochen gebunden. Das sollte als Symbol für die Allwissenheit dienen. Ihm wurden sogar Opfer gebracht und es soll scheinbar dabei geholfen haben das Dorf auch weiter zu beschützen." Warum Sams Augen bei dem Vortrag glänzen, ist Dean nicht klar. Begeistert der sich tatsächlich für so komisches Zeug? "Tust du jetzt einen auf Indiana Jones, oder was?" "Wie?" Wiedermal ist Sam verwirrt. "Dein Wissen über diese schwachsinnigen Gegenstände ist definitiv nicht normal. Also? Soll ich dir einen Hut und eine Peitsche kaufen?" Sein Grinsen zieht sich über das gesamte Gesicht und nach einer anfänglichen Verwirrung wendet sich Sam wütend um. "Ich mag die Geschichten, die sich dahinter verbergen. Außerdem schadet es nie, mehr über solche Dinge Bescheid zu wissen." "Das ist doch keine Freizeit mehr! Stecken wir etwa schon wieder mitten in der Arbeit?" "Nein, ich interessiere mich tatsächlich dafür." "Aber ich habe keine Lust dazu! Der Hintergrund ist okay, wenn man die Gegenstände vernichten will, aber ansonsten habe ich kein Interesse mehr zu erfahren. Oder auch nur mehr von solchen Teilen zu sehen." Sam verdreht die Augen. "Die sind vollkommen harmlos, Dean. Was soll dir ein ausgestopftes Pferd, das zum Schutz eines Dorfes war, schon antun?" "Sei nicht so naiv, Sam. Mir ist es egal, ob es der Zahnstocher eines Neandertalers, oder das Skateboard des Nachbarjungen ist, ich habe genug von dunklen Vergangenheiten und Hintergründen." "Ein Skateboard?", kommt es zweifelnd von Sam. "Wir hatten schon Puppen, was soll uns da noch erstaunen?" Ohne ein weiteres Wort dreht sich Sam weg und geht die vorgegebene Route weiter. Dean seufzt. Jetzt ist sein kleiner Bruder beleidigt. Vielleicht hätte er seinen Widerwillen doch nicht so offen ausdrücken sollen. Und wenn er nicht aufpasst, wird er ihm seinen Abend versauen. Nach einem weiteren Seufzer schließt er zu Sam auf, der schweigend vor dem nächsten Gegenstand steht und sich die Informationen durchliest. "Also Mr. Jones, was haben wir hier?" Sam blickt wütend auf: "Halt die Klappe, wenn es dich nicht interessiert." Zweifelnd sieht Dean den alten, kaputten Kamm an, der da so unschuldig vor ihnen liegt: "Ich will aber wissen, was die dunkle Geschichte von dem Ding da ist. Vielleicht müssen wir es irgendwann bekämpfen." Man sieht Sam an, dass er sich dem Friedensangebot von seinem Bruder nicht beugen möchte, aber sein Mitteilungsdrang ist zu groß, um länger unterdrückt zu werden. "Das hoffe ich mal nicht. Mit diesem Kamm hat ein Senator scheinbar all seine Frauen gefügig gemacht." "Dafür hat er einen Kamm gebraucht? Wie lächerlich!", lacht Dean und Sam muss grinsen. Jetzt ist wieder alles in Ordnung, oder? So wandern sie langsam durch das Museum. Sam gibt die Informationen Preis und Dean kommentiert sie. Aber er hält sich zurück. Versucht er wenigstens. Nach einer guten Stunde der abstrusesten Geschichten – jetzt weiß Dean, warum das Museum als skurril bezeichnet wird – stehen sie vor einer Statue. Sie stellt einen Mann in einer Toga dar, der herablassend auf die Besucher herunter sieht. "Was hat der denn Schlimmes angestellt, dass er hier ist?" Immerhin ist eine Statue ja nicht unbedingt auf den ersten Blick skurril, sondern passt in jede normale antike Kunstsammlung. "Das ist Tadius", erklärt Sam nach einem kurzen Blick in das Infoheft. Über diesen Mann hat er scheinbar schon mehr gehört, denn der nächste Vortrag kann unter keinen Umständen aus dem Heft stammen. Dafür ist er viel zu detailliert und lang. "Er kam aus Rom, war noch ziemlich jung und war ein Verehrer von Orgien. Das war aber schon längst nichts Religiöses mehr, sondern pure Sexorgien. Er hat sie regelmäßig selbst veranstaltet und dabei auch alles Mögliche ausprobiert. Irgendwann hat er allerdings eine Droge in die Hände bekommen und an seine Gäste weitergegeben. Die Menschen waren angeblich in einer Sexexstase gefangen, die sich zu einem Gewaltrausch entwickelte. Am nächsten Morgen stand Tadius inmitten von Männerleichen, rot von dem ganzen Blut. Sein Blick war so wahnsinnig, dass sich zu Beginn niemand traute, sich ihm zu nähern. Zum Schluss wurde er jedoch zum Tode verurteilt, aber Freunde von Tadius, die bei dem letzten Fest nicht dabei waren, haben diese Statue meißeln lassen. Bildnisse von ihm waren verboten, also wurde sie lange Zeit versteckt." Geschockt blickt Dean zu dem steinernen Mann hinauf, dessen Miene so emotionslos ist. "Sexorgien schön und gut, aber nicht, wenn das dann so ausgeht. Wie hat er es überhaupt geschafft, alleine zu überleben? Das klingt doch, als würde da noch mehr dahinter stecken." Nachdenklich starrt er weiter die Statue an, so als könne sie ein jahrtausendealtes Geheimnis preisgeben. Dann stockt er: "Moment, du hast gesagt, dass er inmitten von Männerleichen lag. Waren die Frauen noch am Leben, oder wie?" Sam muss grinsen. Da ist sie wieder, die natürliche Neugierde seines Bruders. Denn eigentlich ist er genauso wissbegierig wie Sam, aber es waren andere Themen, für die er sich interessiert. Und wenn er dem hin und wieder nachging, sah er aus wie ein normaler großer Bruder. Manchmal fast wie ein kleiner Junge sogar. Das Grinsen weitete sich zu einem Lächeln, bis Dean ihm auf die Schulter schlug: "Wieso lachst du? Ist meine Frage so lächerlich?" Sam zuckt zurück, herausgerissen aus seinen Gedanken: "Nein, äh, also. Nein. Tadius war schwul. Diese Orgien waren ausschließlich für Männer und das hat früher auch niemanden verwundert. Homosexualität war etwas alltägliches." Dean verzieht seine Miene: "Na, wem es gefällt. Weißt du denn noch mehr über die Hintergründe?" Sam könnte ihn jetzt darauf hinweisen, dass er Hintergründe doch so hasst, aber er lässt es: "Es gibt einige Theorien, was in der Nacht tatsächlich passiert ist. Welche Motive Tadius hatte, oder ob er sogar unschuldig war an dem Massaker. Aber sicher weiß es niemand." Dean zieht seine Augenbrauen hoch und seufzt auf: "Hört sich nach einem perfekten Kandidaten für unsere Fälle an. Aber es wurde bisher noch nichts verzeichnet?" "Nicht, dass ich wüsste. Aber die Statue war an vielen, verschiedenen Orten." "Dann gehen wir jetzt lieber weiter. Der wird mir langsam unheimlich." Sam muss lachen, folgt Dean jedoch. Als er noch einen letzten Blick zurückwirft, kommt es ihm so vor, als würde Tadius ihn wütend anstarren. Schnell sieht er wieder nach vorne, auf den Rücken seines Bruders. Das war sicher nur eine Einbildung. Diese Statuen sehen doch immer so aus, als würden sie einem folgen. Eine Gänsehaut breitet sich über seinen Armen aus. Was war das? Der Rest des Museums wird von Sam nur noch oberflächlich beachtet, was Dean ein wenig verwirrt. Was ist denn mit seinem Bruder auf einmal los? Ist doch irgendwas mit der Statue passiert? Doch er wagt es nicht, nachzufragen. Sollte Sam sich allerdings noch länger komisch verhalten, wird er nachhacken. Als sie aus dem Gebäude treten, ist es bereits Abend. Sie entschließen sich, ein Diner aufzusuchen und den Tag in einem Pub abzuschließen. Eigentlich hatte Dean ja vor den Abend zu genießen und was Süßes aufzureißen. Aber sobald sie sich einen Platz gesucht und das erste Bier vor ihnen stehen haben, trinkt Sam es auch schon in einem Rutsch aus. Er kann diesen Blick nicht vergessen. Er hat sich in sein Hirn eingebrannt und schwebt die ganze Zeit vor seinem inneren Auge. Es ist wie ein Albtraum, der ihn die ganze Zeit verfolgt. Dagegen kann nur Alkohol helfen. Hofft er mal. Doch Dean wird misstrauisch. Was ist mit seinem kleinen Bruder plötzlich los? Sein Plan sich anderweitig zu amüsieren wird durch die Sorge ersetzt. Wenn Sam sich betrinkt, stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Aber dieser wehrt ihn nur ab, als er ihn fragt. Er wolle sich amüsieren, mehr nicht. Aber Dean gibt nicht auf. Schon bald verwehrt er ihm jeglichen Alkohol, lässt ihn nur noch Wasser trinken. Aber es ist schon zu spät. Sam lallt irgendein unverständliches Zeug und sackt schließlich und plötzlich in sich zusammen. Dean verdreht die Augen, zahlt und hievt seinen Bruder bis zum Auto und ins Motelbett. Ihm die Schuhe auszuziehen ist jedoch das Äußerste, wofür er bereit ist. Was muss er sich auch so betrinken? Na gut, eine Decke gibt er ihm auch noch, aber das war es. Nachdenklich steht er vor dem Bett seines kleinen Bruders und beobachtet ihn. Was kann es nur gewesen sein, was ihn so aus der Fassung gebracht hat? Der einzige Grund, der ihm einfällt, ist tatsächlich diese römische Statue. Ist sie verflucht? Wird Sam zu einem Tadius? Der Gedanke erschreckt ihn so sehr, dass Dean ein paar Schritte zurückstolpert, um sich dann Sam zu nähern und misstrauisch zu betrachten. Als dieser auf einmal laut aufschnarcht, muss er sich zurückhalten, nicht zu lachen. Dieser Mann vor ihm ist Sam, daran gibt es keinen Zweifel. Vermutlich wird er nur wieder zu viel nachgedacht haben. Über was auch immer. Aber sollte er tatsächlich von diesem römischen, schwulen Typen belästigt, oder übernommen werden, würde der was erleben können! Für einen kurzen Moment steigt die Wut in ihm hoch, ehe er sich wieder beruhigen kann. Noch ist scheinbar nichts passiert und sie werden sicher nicht länger als notwendig in dieser Stadt bleiben. Sollte ihnen morgen noch kein Fall über den Weg laufen, würden sie weiterfahren. Und wenn Sam sich immer noch komisch benimmt, wird er ihn ausquetschen. Ja, das wird er. Mit sich selbst einigermaßen zufrieden begibt sich Dean in sein eigenes Bett. Als er das nächste Mal aufwacht, fühlt er sich, als wäre er mit einem schweren Gegenstand geschlagen worden. Die Schwärze vor seinen Augen ist betäubend und liebend gerne würde er wieder einschlafen. Aber das Stimmengewirr und die Kälte unter ihm, lassen ihn nicht. Moment, Stimmengewirr? Wo ist er? Was ist passiert? Mühsam öffnet er die Augen und blickt auf ein buntes Bild hoch über ihm. Bevor er jedoch erkennen kann, was darauf abgebildet ist, schieben sich ein paar Gesichter in sein Blickfeld. "Alles in Ordnung?" Da merkt er, dass er auf einem Marmorboden liegt. Vollkommen überfordert nimmt er die helfenden Hände an und lässt sich hochziehen und auf eine Art Sofa setzen. Die Männer um ihn herum sind unterschiedlichen Alters und tragen Togen in verschiedenen Farben. Sie sind allesamt dunkelhäutig und mit tiefschwarzen Haaren. Da passt er doch überhaupt nicht hinein. Und außerdem, wo ist er überhaupt? "Geht es dir gut, Marius?" Verwirrt sieht Dean den Mann an, der ihn angesprochen hat. Sein Körper nickt automatisch, obwohl er am liebsten, „NEIN!“, schreien und weglaufen würde. Aber das wäre peinlich, oder? Andererseits kann mit Sicherheit niemand einen kühlen Kopf bewahren, wenn er an einem fremden Ort mit völlig fremden Menschen aufwacht. Also ist Nicken und Schweigen wohl doch sehr beherrscht. Im nächsten Moment merkt er allerdings, dass er gar nicht so viel Einfluss auf seine Bewegungen besitzt. Sein Körper macht, was er will. Er spricht sogar von alleine. Fragt die Männer, was passiert ist. Und die erklären ihm lachend, dass er aufgrund von Übermüdung auf diesem Sofa eingeschlafen und runter gefallen ist. Was er denn angestellt hat? Damit stellt sich Dean die wichtigste Frage: Wer ist er? Er scheint nicht er selbst zu sein. Nicht in seiner eigenen Zeit, vermutlich nicht einmal in den USA. Dann fällt ihm siedend heiß ein, was Sam erzählt hat. Römische Antike, organisierte Sexorgien zwischen Männern. Das würde passen, oder? Aber dann kann das doch nur ein böser Traum sein. Dean hofft und bittet, doch er wacht nicht auf. Marius, in dessen Körper er scheinbar steckt, erhebt sich. Ein junger Mann versucht noch ihn aufzuhalten, aber wird ignoriert. Langsam geht er durch die Menschenmenge, hört Fetzen von Gesprächen und beobachtet die Leute um ihn herum. Sie stehen und sitzen herum, essen, trinken und lachen. Soll das der katastrophale Abend werden? Soll hier das Massaker stattfinden? Er bekommt Mitleid mit den Männern um ihn herum. Sie werden dieses Fest wohl nicht überleben. Aber was ist mit ihm? Und mit Marius? Im Vorbeilaufen sieht er in einen Spiegel und das erste Mal sich selbst. Er muss schon sagen, er hat einen tollen Körper bekommen. Er geht sogar so weit zu sagen, dass Marius ein schöner Mann ist. Tiefe, dunkle Augen, glänzendes, schwarzes Haar und einen perfekt geformten Körper. Da muss es jemand gut mit ihm gemeint haben. Moment! Dean schüttelt im Geiste den Kopf. Sie stehen vermutlich kurz vor einem Massaker, er weiß nicht, wie er hier hingekommen ist und wie er wieder zurück in seinen Körper kommt. Wieso also sich drüber freuen, dass sein neues Ego gut aussieht? Na, irgendetwas Positives an der Situation muss es ja geben. Er bewegt sich weiter durch die Masse, beobachtet die Menschen. Wie sie sich unterhalten, ihre Annäherungen, ihren Spaß. Und dann, ganz plötzlich, schlägt die Stimmung um. Als hätte jemand einen Befehl gegeben, wird aus den Annäherungen mehr. Die Männer suchen und finden sich, küssen sich und reißen einander die Kleider vom Leib. Hektisch versucht Dean, seinen Körper zur Flucht zu bewegen. Zur Flucht vor den Männern, zur Flucht vor dem Massaker. Aber Marius reagiert nicht, geht weiter durch die Masse der sich windenden Körper. Arme greifen nach ihm, doch nach einer kurzen Musterung schüttelt er sie ab. Dean freut sich bereits, aber dann bleibt Marius stehen. Sein Blick ist auf einen Mann ein paar Meter vor ihnen gefallen. Dieser starrt ihn an, betrachtet ihn von oben bis unten. Er ist groß, sein weiches, dunkles Haar fällt ihm in das Gesicht. Noch nie fand Dean den Blick eines Mannes verführerisch, aber dieser ist es auf alle Fälle. Die grünen Augen locken ihn an, nehmen ihn gefangen. Und doch ist es Marius, der den anderen zu sich winkt, den angespannten Körper an sich zieht und küsst. Alles was Dean noch hört ist sein eigenes Herzklopfen. Alles, was er spürt und riecht, ist dieser Mann. Er weiß nicht seinen Namen, kennt ihn nicht, aber er hat das Gefühl, als sei zumindest Marius ihm schon vollständig verfallen. Und er selbst? Er weiß es nicht. Die Welt dreht sich für beide und sie verlieren sich ineinander und in ihrer Exstase. Aber nicht nur sie. Auch Dean weiß nicht mehr, wo oben und wo unten ist. Er kann nicht anders, als zu genießen und zu nehmen, was ihm geboten wird. Bald schon ist ihm nicht einmal mehr klar, von wem die Bewegungen ausgehen. Kontrolliert er den Körper, oder ist es Marius? Eine Ewigkeit später liegen sie beide auf und unter ihren Togen aneinander gedrückt auf dem Boden. Das Blut rauscht ihm in den Ohren und die Berührungen des anderen lassen ihn zufrieden aufseufzen. Er hätte nie gedacht, dass es ihm gefallen würde, gefallen könnte. Doch es hat ihn mitgerissen, dieser Mann hat ihn eingenommen. Jetzt aber, als sie so nebeneinander liegen, spürt er die Distanz zu Marius wieder. Dieser steht auf, blickt auf den Schlafenden hinab und geht. - Ist es noch nicht zu Ende? Was kommt noch? Was wird das? - Sein neues Ego bahnt sich einen Weg durch die sich windenden Körper, angespannt und hochkonzentriert. Am Rand des Trubels kommt er vor einer Tür zum Stehen. Marius atmet tief ein. Ein Ruck geht durch seinen Körper und er setzt sich erschrocken auf. Doch vor ihm ist Dunkelheit, niemand vor und niemand hinter ihm. Allein das Gefühl, als habe er gerade Sex gehabt, ist noch da. Doch unter sich spürt er nur eine Matratze. Eine typische Motelmatratze. Ist er wieder er selbst? Da nimmt er neben sich mit einem Mal ein Keuchen, ein Rascheln und ein "Dean?", wahr. Ist er tatsächlich zurück? Mit einer schnellen Bewegung beugt er sich zum Nachttisch und knipst das Licht an. Keine zwei Meter neben ihm sitzt Sam kerzengerade in seinem Bett. Sein Blick drückt völlige Hilflosigkeit aus und Dean überläuft ein Schauer. Ob Sam wohl dasselbe wie er geträumt hat? War es ein Traum, oder war es etwas anderes? Gab oder gibt es Marius tatsächlich? Und wer waren diese beiden unbekannten Männer? Schweigend starren sie sich an. Was sollen sie denn sagen? Was sollen sie erzählen? Die Wahrheit? Alles? Wie wird der andere reagieren? Ihn auslachen? Ihm zustimmen? Das Schweigen wird unangenehm und Sam entschließt sich, anzufangen. Er dreht sich in Deans Richtung. Sein Körper aufs Äußerste angespannt, immer noch ein wenig erregt. Er wird rot, als er sich wieder erinnert. An diesen Mann, an seine Berührungen. Das wird er Dean mit Sicherheit nicht erzählen. Vorsichtig bewegt er sich weiter, sich Deans beobachtendem Blick deutlich bewusst. Wenn er von einem Traum anfangen würde, wäre es nicht so ungewöhnlich, oder? Immerhin hat er immer mal wieder Visionen. "Also ...", nun setzt sich Dean ihm gegenüber auf den Rand des Bettes, deutlich nervös, "Ich hatte einen komischen Traum. Fast wie eine Vision, nur dass ich mittendrin war. Und zwar in Rom auf einem Fest. Ich glaub es hängt mit der Geschichte von Tadius zusammen." "Verdammter Mist!", Dean sackt in sich zusammen. "Was?", Sam ist verwirrt. Über was regt sich sein Bruder so auf? Dann hebt dieser den Kopf und sieht ihn mit einem glühenden Blick an, der Sam eine Gänsehaut einjagt. Diesen Blick hat er noch nie an Dean gesehen. Und bei der ausgelösten Reaktion ist er sich auch nicht sicher, ob er das ein zweites Mal überleben würde. Er schüttelt vehement mit dem Kopf. "Sam?" Hektisch hebt der Angesprochene den Kopf, versucht die aufkommenden Gedanken zu verdrängen: "Erzähl, ich hör dir zu." "Na das will ich doch hoffen.", kommt es von Dean, "Ich hab dasselbe geträumt, glaub ich wenigstens. Ich war auf so einem römischen Fest. Jedenfalls schien es am Anfang ein normales Fest zu sein. Später hat es sich zu einer Orgie entwickelt." Dass er dabei nicht ganz unbeteiligt war, verschweigt er lieber. So viel möchte er dann doch nicht preisgeben. Nicht vor Sam. Was denkt der danach noch von seinem großen Bruder? "Ja, so war es bei mir auch.", plötzlich ist Sam ganz aufgeregt, "Es waren drei Hallen, alle ziemlich hoch. Die Bilder an den Wänden und Decken haben die verschiedenen Götter und ihre Feste dargestellt. Es gab in jeder Halle ein großes Buffet, aber nur in der mittleren eine Musikgruppe." "Für was, zum Geier, hast du dir das alles gemerkt?" Wenn er sich anstrengt, kommen diese Szenen, die Sam gerade beschrieben hat, auch wieder in sein Gedächtnis zurück. Ganz klar, seine Konzentration lag woanders. Aber wichtig ist, dass sie tatsächlich dasselbe geträumt haben. Oder dieselbe Vision hatten. Ob sie auch im selben Körper steckten? Der Gedanke gruselt Dean. "Aber wieso gab es kein Massaker? So weit ich mich erinnere, haben noch alle am Ende gelebt.", denkt Sam weiter nach. "Ganz zu schweigen von der Frage, wieso zum Teufel wir da mit hinein gezogen wurden!" "Das auch, ja.", gibt Sam mit einem schiefen Grinsen zu. Und so kommt es, dass sie sich nach dem Frühstück an die Recherche setzen. Alles, was mit dieser Statue zu tun hat, wollen sie ausgraben. Und so ergeben sich ihnen am Ende des Tages ein paar neue Erkenntnisse. Das Fest dauerte vier Nächte lang. Und erst in der vierten Nacht kam es zu dem gewaltvollen Tod der Gäste. Dieser war scheinbar das Ergebnis von den Drogen und Tadius, der mit einer Waffe auf die Menschen losging. In ihrem Rausch haben sie das entweder nicht bemerkt, oder haben sich anstecken lassen und schließlich gegenseitig umgebracht. De Informationen bringen ihnen nicht genug, um zu wissen, was sie jetzt machen sollen, aber immerhin vermuten sie, dass es wohl noch drei Nächte bis zur Katastrophe dauern wird. "Wir müssen versuchen herauszufinden, was mit Tadius los ist.", schärft Sam Dean vor dem Schlafen ein. Am liebsten würde sich keiner von beiden hinlegen, zu groß ist die Unsicherheit vor dem, was kommen wird, was kommen kann. Würden sie wieder in diesen Körpern aufwachen? Würden sie diesmal die Kontrolle behalten? Sams Blick huscht, wie schon so oft, zu Dean, der starr an die Decke guckt. Schon den ganzen Tag überkommt ihn ein komisches Gefühl, wenn er seinen Bruder ansieht. Auch diesmal steigt ein Kribbeln ihn ihm hoch, das er nicht werten kann. Schnell dreht sich Sam zurück. Es sollte ihn nicht interessieren, was mit Dean los ist, sondern vielmehr, warum sie das durchmachen. Und so wie sich Dean den ganzen Tag verhalten hat, hat auch er eine faszinierende Erfahrung gemacht. Ohne sich wehren zu können. Diesmal ist es wie ein Ruck, der durch den gesamten Körper geht und Sam zuckt vor dem grellen Licht zurück, was mit einem Mal vor ihm ist. Es stellt sich als Kerze heraus, hat aber für die nächsten paar Minuten einen dunklen Fleck in seinem Blickfeld hinterlassen. Er steht am Buffet und schiebt sich ominös aussehende Speisen auf den Teller. Das wäre doch eher was für Dean, oder? Apropos, welcher all dieser Männer um ihn herum ist er wohl? Cassius, der Mann, in dessen Körper er steckt, blickt sich unruhig die gesamte Zeit um. Und Sam ist sich deutlich bewusst, nach wem er Ausschau hält, wen er sucht. Aber noch hat er ihn nicht entdeckt, also lässt er sich von anderen, Freunde?, zu einem Haufen Kissen führen und isst erst einmal. Es schmeckt faszinierend, unbekannt. Und leider, leider stopft Cassius alles ignorant in sich hinein. Der hätte wirklich besser zu seinem großen Bruder gepasst. Aber was sollte er machen? Jetzt ist er hier in diesem Körper eben gefangen. Wie schon am Abend zuvor gleicht die Veranstaltung noch einer üblichen Feier, aber er weiß, dass das bald umschlagen kann, dass in ein paar Nächten ein Massaker stattfinden wird. All diese Menschen um ihn herum werden sterben und das erfasst Sam mit einer Verzweiflung, die aufgrund seiner Machtlosigkeit in diesem Körper immer größer wird. Plötzlich wird Cassius nervös. Hat er den andern gefunden? Aber Cassius scheint selbst verwundert zu sein, was los ist und beruhigt sich schnell wieder. Ob er Sams Aufregung wohl gespürt hat? Kann er doch etwas auslösen? Sam spannt alle Sinne an. Er wird versuchen sich durchzusetzen und immer mehr die Kontrolle zu übernehmen. Vielleicht, vielleicht. Aber auch ein paar Stunden später ist nichts passiert. Cassius hetzt durch die Räume, wehrt sich gegen alle Avancen und sucht verzweifelt seinen Partner. Allein der Gedanke an den Mann mit den dunklen Augen, den heißen Händen und dem anzüglichen Grinsen lässt sein Herz schneller schlagen. Wenn Sam es könnte, würde er sich zurück lehnen. Immerhin hat er herausbekommen, dass er Cassius verwundern kann, wenn er sich konzentriert. Aber das war es auch. Mehr Einfluss ist nicht möglich und ohne eine Möglichkeit sich zu bewegen, ist das Zuschauen ziemlich langweilig. Vor allem da der mysteriöse Liebhaber scheinbar verschwunden ist. Sie sind bereits mindestens dreimal durch alle Räume gerannt, aber nie haben sie auch nur einen Blick auf ihn erhaschen können. Und es wird immer später, sie haben nicht mehr viel Zeit, denn wenn der Morgen graut, wird die Vision, oder was auch immer das ist, vorbei sein. Cassius bleibt stehen und seufzt. Gibt er etwa auf? Ja, er gibt auf. Er blickt sich kritisch um, entscheidet sich und begibt sich zu einem neuen Partner seiner Wahl, der wenig gegen die Aufmerksamkeit hat, die ihm zukommen. Sam schließt die Augen. Das ist ihm, im Gegensatz zur letzten Nacht, unangenehm und er fühlt sich unwohl. Dabei ist der andere Mann keineswegs unattraktiv. Aber er hat für Sam keinen Reiz, wenigstens Cassius scheint seinen Spaß zu haben. Das ist auch noch etwas, über das Sam sich wundert. Er hat keine Ahnung von den Gedanken seines neuen Egos. Er versteht den Sinn, wenn er oder jemand anderes spricht, aber das Innenleben seines Wirts ist ihm unbekannt. Und das verwirrt ihn ein wenig, lässt ihn sich noch hilfloser vorkommen. Irgendwann spürt er, wie Ruhe seinen Körper überkommt und er öffnet wieder die Augen. Jedenfalls mental. Er liegt neben diesem Mann, den Blick starr auf die Decke gerichtet, müde und nicht ganz befriedigt. Bald bricht die Dämmerung an und Sam hat das Gefühl, dass etwas wichtiges fehlt. Was war der Sinn davon diesen Mann am Tag zuvor kennenzulernen, wenn er jetzt keine Rolle mehr spielt? Da läuten auch schon die Glocken. Die Menschen raffen sich auf, beenden hastig ihre Aktivitäten und begeben sich Richtung Ausgang. Cassius lässt sich von der Hast nicht anstecken, sondern schlendert vielmehr den anderen hinterher. Eine Hand auf seiner Schulter lässt ihn vollkommen innehalten und sich umdrehen. Da sind sie wieder diese Augen, dieser Mund, dieser Mann. Als wäre es ein Reflex küsst Cassius seinen Gegenüber plötzlich und heftig. Dieser hält ihn einen kurzen Moment mit aller Kraft fest, bevor sie sich loslassen müssen, weil die Masse von hinten schiebt und drängt. Es ist wie ein Sog und Sam fragt sich, wieso sie sich mit so einer Gewalt nach vorne schiebt. Er ergreift die Hand des andern, sieht ihn an, zieht ihn zu sich und flüstert ihm seinen Namen in das Ohr. Er spürt die Überraschung seines Gegenübers, ehe auch dieser ihm verrät, wer er ist: "Marius" Dann werden sie fortgezogen, auseinander gerissen von der Masse, die wie eine Herde verletzter Tiere flüchtet. Es wird schwarz vor Sam. Nach dem Aufwachen sind beide Brüder sehr ruhig, in Gedanken versunken. Der Fall rückt beinahe in der Hintergrund bei der Erinnerung an die letzten Momente ihrer Träume, Visionen, oder was auch immer das ist. Und es ist beiden peinlich. Dabei wird der andere doch etwas ähnliches erlebt haben, oder? Zuerst zögernd, dann umso enthusiastischer, stürzen sie sich in den Fall, dabei so wenig wie möglich kommunizierend. Was sollen sie schon groß sagen? Dass sie Sex auf einer Sexorgie hatten? Dass ihnen ein Mann aus dem alten Rom andauernd im Kopf herum schwirrt? Unwillkürlich fragt sich Sam, ob Dean auch so eine faszinierende Bekanntschaft gemacht hat. Ob es ihm ebenfalls gefallen hat und wer zum Geier Deans Partner war. Er muss schlucken. Dieser Ansatz von tieferen Gefühlen, den er schon lange hat, erfolgreich verdrängt hat, kommt wieder an die Oberfläche. Und auch Dean ist verwirrt. Nach der ersten Nacht hat er keinen Zusammenhang zwischen Cassius und Sam gezogen. Aber in der zweiten Nacht sah er ihn statt dem Römer sich umdrehen und ihn küssen. Danach war es wieder Cassius, aber was hatte Sam da zu suchen? Eine Illusion? Langsam verschwimmt die Erinnerung und Dean weiß nicht einmal mehr, wen er vor sich sieht, gesehen hat. Cassius oder Sam? Panik macht sich in ihm breit, er schlägt sich, vor dem skeptischen Blick seines Bruder, das Buch ein paar Mal gegen die Stirn, eher er wieder darin versinkt. Einige Stunden und etwas Verzweiflung später legt Sam seinem Bruder ein Buch auf den Tisch und deutet stumm auf einen Abschnitt. Ohne aufzusehen nimmt Dean es an sich und fängt an zu lesen. Ein Dichter hat ein langes, kompliziertes Werk über genau diesen Fall verfasst. Da er scheinbar zeitweise eng mit Tadius befreundet war, ist seine Meinung um einiges wertvoller als die von anderen Autoren. Wenn man ihm Glauben schenkt, sein Gedicht in eine klare Sprache übersetzt und zusammenfasst, wurde Tadius auf dieser Feier wohl der Geliebte, den er bereits seit Jahren fast schon verehrt hat, von einem anderen Mann ausgespannt. Wut und die tödliche Zerstörung waren die Folge, die Tadius mit Wahnsinn bezahlte. Und dem Tod. Am nächsten Morgen hielt er seinen toten, ehemaligen Geliebten in seinen Armen. Dean durchläuft ein Schauer. Es klingt nur logisch, dass entweder er oder Sam in ihrem Träumen etwas mit dem Geliebten von Tadius zu tun hatten. Wer war er? War es einer von ihnen selbst? Aber nein, das kann nicht sein. Sein zweites Ego hat sich während der Feier nicht einmal so benommen, als würde er zu jemandem gehören. "Wir sollten versuchen dieses Pärchen zu finden und auseinander zu bringen.", unterbricht Sam die Gedankengänge seines Bruders. Dass dieser blass geworden ist, ist ihm aufgefallen, aber er fragt nicht nach. Seine Gedanken überschlagen sich sowieso schon. Mehr Purzelbäume braucht er nun wirklich nicht. "Und wie, wenn wir unsere Körper nicht kontrollieren können?" "Das Risiko müssen wir eingehen." Sams Blick ist ernst und jagt Dean einen Schauer über den Rücken. Das Bild, wie er von seinem Bruder geküsst wird, so komisch das auch sein sollte, kommt ihm wieder ins Gedächtnis und er wendet sich ab: "Wir haben wohl keine andere Wahl." Als sie abends in ihren Betten liegen und nicht wissen wohin mit ihren Gedanken, steht Sam mit einem Mal auf und legt sich, ohne zu fragen, zu Dean in das Bett. Diesen erfasst Panik, aber er wagt es auch nicht, Sam wieder zurück zu schicken. Dessen Anwesenheit beruhigt ihn und lässt sein Herz gleichzeitig ohrenbetäubend laut pochen. Sam kommentiert seine Aktion nicht einmal, sondern blickt konzentriert nach oben. Sie spüren schon den unbarmherzigen Schlaf näher kommen, als Sam noch einmal spricht. Ein Wort, mehr nicht: "Cassius." Dean merkt, wie sich sein Körper anspannt und wie im Reflex antwortet: "Marius." Das letzte, was er merkt, ist Sams Hand, die seine eigene umfasst. Oder umfasst seine Sams? Und dann ist da nicht mehr die Moteldecke, sondern ein Mosaik, von Kerzenlicht beschienen. Diesmal ist es kein Schock mehr für Dean. Vielmehr hat er darauf gewartet. Darauf gewartet endlich wieder hier zu sein. Die bekannten Gesichter, die bekannte Umgebung. Doch jetzt scheint er später in das Geschehen versetzt worden zu sein, denn die Atmosphäre ist bereits eine völlig andere. Also bleibt ihnen nicht viel Zeit. Bleibt ihm nicht viel Zeit! Hektisch blickt er sich um, vergisst vollkommen, dass er in Marius Körper ist. Wo ist er? Wo ist Sam? Wo ist Cassius? Einem Instinkt folgend bewegt sich Marius in irgendeine Richtung und Dean hofft nur, dass es die richtige ist. Er wird ungeduldig, fordert seinen Wirt wütend auf, schneller zu werden, als dieser, nach einem kurzen Stocken, tatsächlich schneller wird, Deans Befehl gehorcht. Dieser stutzt. Was war das? Kann er Marius doch lenken? Oder liegt es daran, dass sie heute das gleiche Verlangen, die gleichen Gedanken haben? Was es auch sein mag, er freut sich drüber. Dann kommt er schneller zu Sam … Moment! Er hat doch tatsächlich komplett ihren Fall vergessen. Dies hier ist bereits die dritte Nacht. In der vierten soll das Massaker stattfinden und irgendwie müssen sie noch herausbekommen, wer Tadius und wer das geheimnisvolle Pärchen ist. Wie konnte er das verdrängen? Ihre Arbeit nicht mehr als wichtig nehmen? Und sich stattdessen nach seinem Bruder sehnen? Marius bleibt nachdenklich stehen, scheint ebenfalls mit sich zu hadern. Das holt Dean zurück. Wofür auch immer, aber sie müssen Cassius und Sam finden. Jetzt wissen sie voneinander und können versuchen etwas zu ändern. Was auch immer das sein mag. Ihre Gefühle können sie danach immer noch ordnen oder männlich vergraben. Marius setzt sich wieder in Bewegung, folgt aber seinem eigenen Gefühl. Ganz kontrollieren kann er den Mann also doch noch nicht. Aber sein neues Ego liegt richtig. Es dauert nicht lange und sie können den dunklen Schopf in der Menge ausmachen. Eine Gänsehaut breitet sich auf ihren Armen aus, der Atem stockt. Sie sind wie eine Person, obwohl Dean doch nur zusieht. Oder nicht? Cassius dreht sich um und Sams Erkenntnis dringt durch seinen Blick. Sie wissen voneinander, aber was folgt können sie nicht mehr kontrollieren, wollen sie irgendwann nicht mehr kontrollieren. Marius und Cassius nehmen sich sofort, was sie wollen, berühren einander in einem Wechsel von Zärtlichkeit und aggressiver Leidenschaft. Zu Beginn versucht Dean dagegen anzukämpfen, voll von Scham, Schock und Leidenschaft. Aber schon bald merkt er, dass es keinen Sinn mehr hat. Er lässt sich fallen, denkt sich, dass es sowieso nur ein Traum ist. Von da an spürt er viel mehr, als vorher. Er ist kein einfacher Beobachter mehr, er gehört dazu, ist dabei. Und ab dem Moment, in dem Sam sich ebenfalls fallen lässt, ist kein Marius, kein Cassius mehr zwischen ihnen. Sie sehen sich, wie sie sind, nur sich alleine. Als sie am nächsten Morgen nebeneinander, aufeinander, aufwachen wird das Schweigen erdrückend. Was sollen sie machen? Dean drückt sich langsam von Sam weg, aus seinen Armen. Dieser hat ihn nur kurz angesehen, blickt wieder weg, lässt alles geschehen. Auch die folgenden Minuten sind dadurch bestimmt, dass sie weder miteinander sprechen, noch sich ansehen. Sie wissen beide nicht, was das alles zu bedeuten hat, was der andere darüber denkt und dann steht noch die große Feststellung im Raum, dass sie Brüder sind. Missmutig wirft Dean sich seine Jacke über, murmelt etwas von "Frühstück" und verschwindet aus dem Raum. Sam seufzt auf, schließt die Augen und lässt sich wieder auf das Bett fallen. Es riecht noch nach Dean und allein zu wissen, dass sie bis vor ein paar Minuten zusammen hier lagen, lässt ihn erschaudern. Er weiß, dass er es mag, dass er Dean mag. Aber er weiß nicht, wie weit dieses Mögen geht. Oder doch Marius? Aber wenn es nur der wäre, warum hat er dann Dean statt dem Römer in der letzten Nacht gesehen? Geschrei lässt ihn hoch schrecken und zur Tür rennen. Das war doch sein Bruder, oder? Auf dem Parkplatz vor den Motelzimmern kniet Dean auf dem Brustkorb von einem Mann, lässt die Faust auf sein Gesicht niedergehen. Geschockt rennt Sam los, zieht seinen Bruder weg, versucht ihn zu beruhigen. Dieser wird auch schlagartig still. Jedenfalls so lange, bis sich sein Opfer aufgerichtet hat und hämisch in seine Richtung ruft: "Muss dich dein Süßer jetzt etwa trösten?" Scheinbar dachte der Kerl, dass es automatisch ungefährlicher wäre, wenn Sam dabei wäre. Dieser sieht und spürt die Verzweiflung, die Wut von seinem Bruder. Der will im nächsten Moment wieder auf den anderen losgehen, doch da steht schon Sam vor diesem. Ein Schlag in den Magen und er lässt sie in Ruhe. Zufrieden kehrt Sam zurück. Doch sein Bruder weiß noch nicht, ob er Sams Aktion genial findet, oder sich in seinem Stolz verletzt fühlt. Denn auf genau das hat dieser Idiot ihn doch hingewiesen. Wer denn hier die "Süße" von beiden wäre? Ob er etwa beschützt werden muss? Die Wut kocht wieder in ihm hoch und als er Sams besorgte Miene vor sich sieht kommt es zum Kurzschluss: "Ich mach ihn fertig!" "Was? Wen? Den Idioten? Das ist er nicht ..." "Wer redet von dieser miesen Ratte?", faucht Dean seinen Bruder an. "Ich red' von Tadius! Ich zerstör seine Statue, koste es, was es wolle." Er schiebt Sam in den Impala und jagt sein Baby zurück zum Museum. Sam wagt es nicht einmal nur zu versuchen Dean aufzuhalten. Dafür ist dessen Stimmung zu mörderisch. Ganz davon abgesehen, dass er den inneren Drang sich für das Gefühlschaos und die schlafraubenden Träume zu rächen, genauso verspürt. Und wer weiß? Vielleicht bringt es ja tatsächlich was? Das tut es. Gewaltig. Nachdem Dean mit einem Vorschlaghammer in das Museum gestürmt ist, es hat vor Schreck niemand ernsthaft versucht sie aufzuhalten, schlägt er so lange auf Tadius ein, bis der nur noch aus Steintrümmern besteht. Einen Moment lang bleibt es still, mit Ausnahme von Deans schwerem Atmen. Dann ist ein Donnern zu hören, als würde es tief aus der Erde aufsteigen. Gespannt weichen sie ein paar Schritte zurück und Sam zieht das Gewehr mit dem Steinsalz unter seiner Jacke hervor. Dean dagegen hält Feuerzeug und Salz bereit. Doch das, was da aus der Erde kommt, wie Tadius aussieht und einen ohrenbetäubenden Lärm verursacht, ist so schnell verschwunden, wie es gekommen ist. Einen Augenblick lang stehen sie perplex da und starren in die Luft. Dann besinnt Dean sich und zieht Sam mit sich nach draußen. Solange der Schock noch wirkt, müssen sie raus. Damit sie nicht doch noch im Gefängnis landen. Nach einem Moment bemerkt er, dass er Sams Hand hält. Er will gerade loslassen, als dieser den Druck erwidert. Erleichterung durchflutet ihn. Ihr Leben war bis jetzt schon so ungewöhnlich, es wäre kein Wunder, wenn es noch ungewöhnlicher wird. Aber darüber wird er nachdenken, sobald der Fall beendet ist. Zurück beim Motel packen sie schleunigst ihre Sachen. Lange kann es nicht mehr dauern, bis ihre Spur aufgenommen wird. Und wenn es auch nur die lokale Polizei ist. Da sie aber nicht wissen, ob ihre Arbeit getan ist, bleiben sie kurz hinter der Stadtgrenze auf einer Lichtung stehen. Seitdem haben sie kein Wort mehr miteinander gesprochen. Eigentlich wäre das beiden auch weiterhin recht so, aber die Umstände lassen das nicht zu. "Was meinst du, was das war?" Sam blickt nachdenklich nach draußen. Es ist gerade einmal Vormittag, sie haben noch den gesamten Tag vor sich: "Sein Geist hat sich komisch benommen. Ich würde darauf tippen, dass er zu Lebzeiten, beziehungsweise zum Todeszeitpunkt von einem Dämon besessen war. Und der hält ihn jetzt in der Vergangenheit. Aber das ist nur eine Theorie." "Die gut klingt. Ganz davon abgesehen, dass wir nicht mehr haben und ich deine Idee besser finde als alle, die mir eingefallen sind. Aber was heißt das jetzt für uns?" "Ich glaube unser Fall ist noch nicht beendet. Wir müssen den Dämon der Vergangenheit besiegen. Aber das sehen wir ja spätestens heute Abend, nicht? Das Problem ist nur, dass unsere üblichen Methoden flach fallen. Stein können wir schlecht verbrennen, eine Leiche haben wir nicht. Also dann die Visionen." Dass Dean bei der Erwähnung des Abends zusammengezuckt ist, ignoriert Sam. Über ihre Gefühle reden, können sie auch wann anders. Er möchte sich dem jetzt nicht stellen. Ein lautes Grummeln von der Seite lässt Sam aus seinen wirren Gedankengängen aufschrecken. War das nicht? Es war. Lachend sieht er zu Dean, welcher sich über den Bauch reibt. Als Retourkutsche bekommt er einen Schlag in die Seite und ein paar Flüche an den Kopf geschmissen: "Lach nicht so blöd, Schlampe! Wegen dem Idioten bin ich nicht zu meinem wohlverdienten Frühstück gekommen. Ich hab keinen Bock mehr, gleich sterb' ich!" Sam verdreht die Augen und hält sich die angeschlagene Seite: "Idiot!", aber das Friedensangebot wird sofort angeschlossen, "Wie wäre es, wenn wir und jetzt irgendwo was zu Essen holen? Was wir heute Nacht mit Tadius machen, können wir dann immer noch besprechen." Der nächste Schlag geht auf die Schulter und ist nur halb so stark, wie zuvor. Sie sind sich einig, wie es aussieht. Mit etwas besserer Stimmung startet Dean den Impala und bringt ein paar Kilometer zwischen sie und die Stadt. Der Rest des Tages vergeht schnell mit Überlegungen, Essen, Blicken und Nicht-Blicken. Aber keiner von beiden spricht es an, lieber schweigen sie sich aus. Dass es passieren kann, dass sie ihre neuen Egos auch weiterhin nicht kontrollieren können und diese keineswegs daran denken ihnen zu helfen, wird nicht angesprochen. Es muss einfach klappen. Sie müssen das Paar finden, müssen Tadius finden und ihm helfen. Sam lernt einen Exorzismus auswendig, während Dean die Theorie, dass Cassius und Marius das gesuchte Paar sind, immer wieder durchwälzt. Kann das sein? Aber es hat sie niemand angesprochen. Und das hätte Tadius doch sicher getan, oder? Andererseits, was für einen Sinn hatte es sonst genau in ihren Körpern zu landen? Aber warum ist er damals aus der Menge herausgegangen? Das ungute Gefühl, wie eine Magenverstimmung, verschlechtert sich. Soll er es Sam erzählen? Doch dieser liest sich so hochkonzentriert die Sprüche durch, dass er Dean vermutlich ignorieren, wenn nicht anmeckern würde. Aber das ist doch ein, eventuell, wichtiges Puzzlestück, oder? Dean räuspert sich neben Sam: keine Reaktion. Er räuspert sich wieder: wieder nichts. "Sam?": Niente "Saham.": Nothing "Sammy!": "Hey!" Na also, irgendwas geht doch immer. Hastig spricht er seine Meinung aus: "Ich habe die Vermutung, dass Cassius und Marius unser gesuchtes Paar sind. Ich mein, aus welchem Grund sonst hätten wir ihre Erinnerungen teilen sollen?" Sam sagt erst einmal gar nichts. Sein Blick verrät, dass auch er schon diese Theorie aufgestellt hat. Aber als Dean von „erster Nacht“ und „unsere“ zu sprechen beginnt, ist er wie paralysiert. Dabei wollte er doch nicht mehr daran denken. Und dass Dean ihn so locker mit einbezieht verwirrt ihn auch ziemlich. Aber ein zweiter Blick und ihm ist klar, dass nichts locker ist, aber sein soll. Also spielt er mit und überlegt mit Dean das für und wieder. Was soll er schon anderes machen? Der Abend kommt ihrer Meinung nach viel zu schnell und lässt sie immer unruhiger werden. Sie wissen nicht, ob ihre Theorie überhaupt stimmt und was passieren wird. Und wenn das Massaker stattfindet, werden sie dann auch in der Gegenwart sterben? Oder bleibt es weiterhin ein Traum? Sie suchen sich kein neues Motel sondern fahren in den Wald vor der Stadt und hoffen, nicht gesehen zu werden. In den Nachrichten wurde über Vandalismus im Museum geredet, aber scheinbar nahm die Zerstörung von Tadius Statue niemanden sonderlich mit. Trotzdem wollen sie es nicht riskieren, gefangen genommen zu werden. Schweigend sitzen sie im Impala, Sam das Exorzismusbuch vor sich. Sie merken langsam, wie die bleierne Müdigkeit von ihnen Besitz ergreift, sie in eine andere Welt holt. Sam klappt das Buch zu und rutscht näher an Dean heran: "Viel Glück." "Bei was auch immer.", grummelt dieser, nimmt aber Sams Hand in seine. Langsam bewegt er sich durch die Masse der sich windenden Körper. Ein dumpfes Gefühl hat ihn erfasst und er fühlt sich, als würde er sich durch Watte kämpfen. Wenn eine Hand nach ihm greift, schüttelt er sie ab, ohne es wirklich zu merken. Sein Blick streift die Anwesenden nur oberflächlich. Wo ist er? Wo kann er sein? Er hat bereits zwei der drei großen Hallen durchsucht, aber ihn nirgends gesehen. Wo ist er? Wo kann er sein? Heute ist alles anders, er fühlt es. Dieser Tag wird schrecklich enden, er weiß es. Die Männer um ihn herum bewegen sich ziellos, in einer, an die Ohnmacht grenzenden Exstase. Heute wird ein Drama geschehen. Viele Tränen werden vergossen werden und sie werden in den Geschichtsbüchern stehen. Aber sie werden nichts mehr davon wissen, werden bereits tot sein, bevor der Morgen anbricht. Deshalb muss er ihn ja finden. Er will ihn halten, ihm ein letztes Mal in die Augen sehen … "Stopp!" Marius bleibt stehen und das erste Mal in all den Nächten hat Dean das Gefühl vollständig mit dem Mann verbunden zu sein. Er zu sein. Will er einen Arm heben, hebt sich der Arm. Will er einen Schritt gehen, geht er ihn. Verwundert sieht er an sich herunter, atmet tief ein und aus und spürt, dass nun Marius Bewusstsein tief in seinem Inneren wacht, aber nicht mehr kontrolliert. Stattdessen ist er sprachlos und zur Beobachtung verdammt. Deans Mitleid hält sich jedoch in Grenzen. Jetzt haben sie die Möglichkeit etwas zu verändern, etwas auszurichten. Mit schnellen Schritten begibt er sich in die dritte Halle, die sie als Treffpunkt ausgemacht haben, wenn es ihnen möglich ist Einfluss zu nehmen. Er muss nicht lange warten, da taucht auch schon Cassius auf. Es wirkt ein wenig komisch, wie der, verhältnismäßig kleine Mann mit Sams Bewegungen läuft. Aber vermutlich ist das bei Marius nicht anders. Ein Blick genügt und sie wissen, dass sie ihre Körper heute kontrollieren können, dass sie die Chance nutzen müssen. "Tadius." Dean nickt. Sie müssen den Mistkerl finden. Der Versuch mit den Leuten zu reden klappt. Scheinbar geht es also in diesem Traum Latein zu sprechen, obwohl man es nie gelernt hat. Dean kommt sich ja schon fast gelehrt vor. Mit Hilfe der anderen Besucher wird es einfach Tadius zu finden. An ihn heranzukommen ist noch einfacher, denn nach einem Blick auf Marius lassen die Wachen sie passieren. Scheinbar hat der Gastgeber ein eigenes Gemach für seine Schäferstündchen, wenn er möchte. Dort finden sie ihn auch, aber ohne Partner. Beziehungsweise ohne lebenden Partner. Ein toter Jüngling liegt auf dem Bett, noch jetzt voller Schönheit. Wenn da nicht das blaue Würgemal an seinem Hals wäre. "Christus.", wirft Sam in den Raum und Tadius dreht sich zu ihnen um, die Augen kohlrabenschwarz. "Marius.", kommt es schon beinahe lasziv, "Da bist du ja. Hast du mich etwa vergessen? Bin ich dir nichts mehr wert?" Das bösartige Grinsen in seinem Gesicht straft seiner leidenden Wort Lügen. Sein Blick wandert zu Sam. "Und wen hast du mir da mitgebracht? Einen Liebhaber? Für mich, oder für dich?" "Du Mistkerl hast die Droge unter das Volk gebracht, die ein Massaker anrichten wird?" Deans Gegenüber ist überrascht. "Eine Droge? Sei doch nicht so albern. Meine Brüder und Schwestern helfen den Emotionen all meiner Gäste nur ein wenig auf die Sprünge." Die Brüder gucken sich an. Keine Droge! Also sind alle hier von Dämonen besessen? Wie sollen sie das nur schaffen? Dean strafft sich und geht auf Tadius zu: "Wieso machst du das?" Als er vor ihm zum Stehen kommt beugt sich Tadius zu ihm, legt seinen Kopf sowohl einnehmend, als auch vertrauensselig auf der Schulter ab und streichelt seine Wange: "Für dich. Nur für dich, weißt du das nicht? Verstehst du das nicht?" Deans Hand wandert in den Nacken seines Gegenübers, hält ihn dort erst liebevoll fest, bevor er ihn gewaltvoll an sich zieht und ihm ein silbernes Messer, welches er vom Buffet hat mitgehen lassen, an den Hals drückt. "Nein,", flüstert er ihm ins Ohr, "ich verstehe nicht." Der Dämon knurrt, versucht sich zu befreien, aber das Silber fügt ihm zu große Schmerzen zu. "Schnell, Sam!" Der Angesprochene durchwühlt bereits hastig das Zimmer, auf der Suche nach einem Schreibinstrument. In einem Tisch findet er ein Tintenfässchen. So schnell es geht wird der Bannkreis um die beiden Männer gezogen, die sich so krampfhaft umarmen. "Jetzt!" Dean springt auf Sams Kommando hin weg von seinem Gegner, lässt ihn alleine in dem Kreis stehen. Verzweifelt, aber auch verwundert stellt dieser fest, dass er nicht hinaus kann. "Was habt ihr vor? Wer seid ihr? Du bist nicht Marius, nicht mein Marius ..." Einen Moment lang glimmt das Gefühl des tatsächlichen Tadius in den Augen auf, ehe der Dämon wieder die Überhand hat. "Da hast du recht.", grinst Dean, "Ich bin nicht Marius. Aber er freut sich darauf, dich zu vernichten, Dämon." Und nach einem Blick zu Seite: "Fang an." Sam schließt die Augen und konzentriert sich, zitiert den Exorzismus langsam und Wort für Wort. Der Dämon kann es kaum glauben, versucht auszubrechen, krümmt sich zusammen, will nicht aufgeben. "Wachen!", versucht er noch zu rufen, aber seine Kraft reicht schon nicht mehr. Stattdessen sackt er bald darauf zusammen. Bei Sams abschließendem „Amen“ gibt er noch einen Schrei von sich, bevor Tadius in Ohnmacht versinkt und der Dämon aus ihm heraus kommt. In diesem Moment ertönen von überall her Schreie, es hört sich an wie in einem Krieg und dann herrscht Stille. Beängstigende Stille. Sam und Dean sehen sich an, sind angespannt. Unsicher wenden sich um und stürzen nach draußen, sehen die Wachen, sehen die Gäste am Boden liegen. Wie auf einem Schlachtfeld. Mit einem Mal spüren beide einen Schmerz, der durch den gesamten Körper jagt. Dann stürzen auch sie der Dunkelheit entgegen. Beim Aufwachen schmerzt Sam der Rücken. Gequält versucht er eine Position zu finden, die etwas angenehmer ist, aber im Impala ist das nicht so einfach. Ein Blick zur Seite zeigt, dass Dean noch nicht wach ist, sie sich aber während der Ohnmacht nicht losgelassen haben. Beunruhigt beugt Sam sich zu seinem Bruder, um zu prüfen, ob dieser noch atmet. Lautes Schnarchen lässt ihn zurück zucken. Überrascht versucht er seine Atmung wieder zu normalisieren. Da macht man sich Sorgen um seine Gesundheit und Dean holt einfach nur seinen Schlaf nach? Aber immerhin scheint alles in Ordnung zu sein. Falls sein großer Bruder nicht noch erstickt, so wie er atmet. Als dieser aber auch nach zehn weiteren Minuten noch nicht aufgewacht ist reicht es Sam und er hält ihm die Nase zu. Das wirkt und schon ein paar Sekunden später öffnet Dean griesgrämig die Augen. Dass der so gut schlafen kann nach den Erlebnissen? Aber ein Blick zu Sam und in die Dunkelheit außerhalb des Impalas lässt ihn sofort wach werden. "Geht es dir gut?", er packt seinen kleinen Bruder an den Schultern. Sam ist verwirrt: "Ja, ich denke schon. Und dir?" Dean seufzt beruhigt auf und nickt, mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Als hätte er sich verbrannt, nimmt er mit einem Mal die Hände weg von Sam und richtet sich im Sitz auf. "Was meinst du? Hat es geklappt?" "Ich denke schon. Jedenfalls leben wir noch, die Dämonen sind ausgetrieben und ich hab das Gefühl als hätte ich die ganze Nacht Gräber ausgehoben." "Mir doch auch. Warum hast du mich dann nicht schlafen lassen?", beschwert sich Dean. "Hättest du mich nach den Erlebnissen einfach weiter schlafen lassen?" "Nein, ich denke nicht." Auf Sams "Ich-hab's-dir-doch-gesagt"-Blick kommt nur ein Schnauben. Ein paar Minuten lang herrscht Stille, bevor Sam vorschlägt, dass sie sich ein Motel suchen, ausschlafen und dann versuchen herauszufinden, ob sie irgendwas verändert haben. Dean kann sein Baby schon kaum mehr lenken, so müde ist er. Trotzdem kommen sie irgendwann an einem Motel an und sprechen kein Wort mehr, bis sie ins Bett fallen. Sie haben gerade hunderte von Dämonen ausgetrieben, da kann alles andere warten. Die Statue ist weiterhin kaputt, aber in den Geschichtsbüchern steht eine neue Geschichte. Tadius hat einen Liebhaber und ein Paar auf der Orgie umgebracht. Daraufhin wurde er zum Tode verurteilt. "Also sind Cassius und Marius trotz allem gestorben?" "Die Frage ist eher, ob auch heute noch ein Geist in der Statue haust." "Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich meine, manche Menschen begehen Morde auch ohne dass Dämonen ihren Senf dazu geben müssen. Nachdem er seine Rachegelüste befriedigt hat, war es für ihn vielleicht zu Ende. Ich frag mich nur, wieso wir dann noch leben?" "Vielleicht sollten wir die beiden gar nicht retten, sondern die Katastrophe nur eindämmen?" "Vielleicht wusste derjenige, der uns in die Vergangenheit geschickt hat selber nicht, was dabei herauskommt." Dean seufzt auf: "Wer auch immer das war. Ich hoffe einfach, dass alles vorbei ist und wir wieder normal schlafen können. Ohne irgendwelche Orgien und neuen Egos." Er wird nachdenklich von Sam beobachtet. Was jetzt wohl aus ihnen wird? Was ist zwischen ihnen und was will er überhaupt? Auf welche Art liebt er Dean? Dass sein Bruder ähnliche Gedanken hat kriegt er nicht mit. Aber die Unsicherheit und Unruhe sitzt tief und führt dazu, dass sich beide zurück ziehen. Sie schweigen über das Thema, sprechen bald schon nicht mehr über Tadius, oder die Nächte. Ein Tag vergeht auf diese Weise. Aus diesem wird eine Woche, wird ein Monat. Auf diese, sehr schweigsame Art vergehen drei Monate. Drei Monate Monate voller Zweifel, voller Hoffnung und Angst. Voller Stimmungsschwankungen und Streit. Voller Sorge und Beschützerinstinkt. Dean hofft bald, dass die Gefühle einfach wieder zurück gehen, dass sie nur Illusionen, entstanden durch die Träume, waren. Sam dagegen kriegt Angst vor diesen Sehnsüchten, die so eindeutig und stark in ihm sind, dass er sie fest verschließt. Aber das geht nicht ewig, kann nicht ewig gehen. Sie sind beide in allen möglichen Situationen eifersüchtig, wollen Niemanden an den anderen heran lassen. Als Reaktion geht Dean selbst auf Beutefang und Sam verkriecht sich hinter Büchern. Somit sind sie an dem Punkt, an dem sie schon vor langer Zeit waren. Damals allerdings war das ihre Art zu leben. Jetzt ist es ihre Art zu verdrängen. Die Verzweiflung, das Wissen, dass es so nicht weitergehen kann, kommt langsam. Die Unsicherheit, ob es nun Liebe ist, oder nicht, verschwindet Stück für Stück. Dean hat nach diesen Monaten dass Gefühl, dass jeder Blick zu Sam einer Geißelung gleich kommt. Sein Körper reagiert mit Zittern, sein Herz springt ihm fast aus der Brust. Wie soll er das nur überleben? Sein Bedürfnis Sam zu berühren, erfüllt ihn ganz, lässt ihn kaum mehr klar denken. Dachte er am Anfang noch, das geht vorbei, das war nur ein Effekt der Träume, so ist er sich jetzt sicher, dass sich seine eigenen Gefühle tatsächlich geändert haben. Dass aus der Bruderliebe eine tiefe Liebe geworden ist. Aber wie sieht es mit Sam aus? Dessen Gefühle werden sich doch nicht so plötzlich ebenfalls geändert haben. Obwohl, wie plötzlich ging das denn? Inzwischen kann Dean gar nicht mehr sagen, ob er Sam nicht schon vor dem Fall, oder doch erst danach geliebt hat. Er sieht ihre gemeinsame Vergangenheit in einem anderen Licht, hat das Gefühl, dass diese Anziehung schon immer besteht. Aber wie sieht es mit Sam aus? Wer glaubt, dass es diesem anders geht, irrt gewaltig. Sam denkt so viel über seinen Bruder nach, dass er irgendwann das Gefühl hat, nur noch für diesen zu existieren. Und entspricht das nicht der Wahrheit? Leben sie nicht schon immer füreinander? Schulden sie sich nicht gegenseitig das Leben? Immer und immer wieder. Sie gehören einander, als wären sie eins. Aber das kann man seinem großen Bruder schlecht sagen, oder? Er kann doch nicht einfach alles riskieren, was bisher zwischen ihnen war. Aber er kann auch nicht ignorieren, was damals passiert ist, kann nicht ignorieren, dass die Vorstellung mit Dean zusammen zu sein, ihn erregt, ihm einen Schauer über den Rücken jagt und ihn strahlen lässt. So kommt langsam die Erkenntnis, nach dieser kommen die Zweifel und schlussendlich sind sie am Ende ihrer Hoffnung, ihrer Angst angekommen. Was soll denn schon passieren? Wie kann es noch schlimmer werden, als es schon ist? Auf einen Moment der glücklichen Zweisamkeit folgen Tage der Zurückhaltung, des Schweigens. Dass es so nicht weitergehen kann ist logisch. Aber wann sind verzweifelte Liebende schon logisch? Dass ein simples Horoskop aus einer Frauenzeitschrift die Lösung ihres Problems sein sollte, hätten sie sich beide nicht gedacht. Sie sind schon seit einigen Tagen in einer neuen Stadt, an einem neuen Fall dran. Es ist verzwickt und sie vierundzwanzig Stunden am Tag auf der Suche nach neuen Informationen. Inzwischen haben sie das Gefühl bereits jeden in diesem verdammten Ort befragt zu haben, natürlich immer mit einer neuen Identität. Inzwischen fragen sie automatisch jeden aus, der ihnen über den Weg läuft. So kommt es, dass Sam, während Dean den Impala noch parkt, sich im Diner bereits mit der Kellnerin unterhält. Nach ein paar Minuten wird bereits klar, dass sie nichts weiß, aber seine Versuche das Gespräch daraufhin abzubrechen, werden ignoriert. So erzählt sie ihm alles mögliche über sich, das er sicher nie wissen wollte. Und irgendwann kommt sie darauf zu sprechen, dass ihr Horoskop ihr heute eine faszinierende Bekanntschaft vorausgesagt hat und damit wohl Recht hat. Inzwischen ist sogar Dean angekommen, der dieser Unterhaltung teils amüsiert, teils genervt folgt. Immerhin ist ihr Essen immer noch nicht da. Als Sam seine Zweifel an Horoskopen laut ausspricht läuft die junge Frau empört zur Theke zurück und holt eine ihrer Zeitschriften. "Ich beweise Ihnen, dass das alles stimmt!" "Das kann man immer irgendwie auslegen.", versucht Sam abzuwehren, aber da breitet sie das Magazin schon auf ihrem Tisch aus und verschüttet fast den Kaffee. Ihr Chef scheint sich nicht dafür zu interessieren, obwohl Dean ihm schon auffordernde Blicke zu wirft, sie zurück zu pfeifen. "Was sind Sie?" Ergeben lehnt sich Sam zurück: "Stier." "Okay.", sie fährt mit dem Finger über die Seite, bis sie zu der entsprechenden Stelle kommt: "Liebe: Sie sind irgendwie unzufrieden und brauchen eine Veränderung. Pluto und Mars geben Ihnen das Gefühl, dass eine schicksalhafte Wende bevorsteht. Doch Sie müssen gut überlegen, was Sie tun." Sam merkt gar nicht, wie sie ihn erwartungsvoll ansieht, hofft, dass sie die schicksalhafte Wendung ist. Sein Herz klopft so laut, dass er meint es bräuchte schon einen Schalldämpfer, damit es nicht jeder hört. Er wagt es kaum zu Dean zu sehen, der ihn nachdenklich beobachtet. Spricht das Sam an? Fühlt er so? Unruhe erfasst ihn. Welche Veränderung braucht Sam? Was wird er machen? Als Sam nicht weiter auf sie reagiert, wendet sich die Kellnerin an Dean: "Und Sie? Was sind Sie?" Nach einem Moment der Verwirrung antwortet Dean: "Wassermann." "Ah.", sie findet die entsprechende Stelle, "Liebe: Venus steht in einer sehr herausfordernden Position und so werden auch Ihre Lieben auf Konfrontationskurs gehen. Bemühen Sie sich um Klarheit." Klarheit? Ja, die kann er gut gebrauchen. Jetzt hebt auch Sam den Blick, sieht Dean fragend an. Er ist so aufgeregt wie als kleines Kind vor Weihnachten und auch diesmal ist es Dean, der ihm die größten und schönsten Geschenke machen kann. Auf seine ganz eigene Art. Deans erst nachdenklicher Blick wird mit einem Mal leidenschaftlich und er hat gar nicht vor Sams Blick auszuweichen, sondern nimmt ihn gefangen. Schicksalhafte Wende? Klarheit? Die können sie haben, die Sterne. Ein zweideutiges Grinsen schleicht sich auf seine Miene, als er die leichte Rotfärbung von Sams Wangen wahrnimmt. Hat er seine Antwort? Er glaubt schon. Die Kellnerin blickt verwirrt von Sam zu Dean und zurück. Was läuft hier ab? Doch die Mienen der beiden sind eindeutig. "Hättet ihr doch gleich sagen können, dass ihr ein Paar seid.", faucht sie, packt ihre Zeitschrift und stapft weg. Dean lacht auf, zuckt mit den Schultern und hebt die Augenbrauen: "Da hat sie Recht, das hätten wir machen können, nicht wahr?" Erleichterung durchströmt Sam: "Wir merken es uns einfach für das nächste Mal." Ende So, das war die längste One-Shot überhaupt bisher und ich hoffe sie hat euch gefallen =) Die Horoskope habe ich nicht selbst so geschrieben, sondern so genau an dem Tag gefunden, an dem ich die One-Shot geschrieben habe. Lustig, oder? ^^ Also dann, hoffentlich bis zum nächsten Mal! lg, Morathi Kapitel 21: Louis & Clark – Cognac – Honeymoon Suite – Aspirin --------------------------------------------------------------- Hallo und ein großes SORRY an alle! Ich hatte leider in meiner WG kein Internet und bin erst vor kurzem wieder zurück gekommen. Jetzt endlich hab ich ein wenig Zeit gefunden, um das neue Kapitel online zu stellen. Ich hoffe es gefällt euch =) ab jetzt dürft ihr mir wieder Stichworte geben, denn ich hab keine neuen mehr. Freu mich über Anregungen und werd mir Mühe geben, das nächste Kapitel schneller on zu stellen. Disclaimer kennen alle? SPN gehört nicht mir, dafür Eric Kripke. Vorsicht Slash! Und jetzt viel Spaß beim Lesen ;) Louis & Clark – Cognac – Honeymoon Suite – Aspirin "Dude, lass das endlich!" Dean sieht seinen Bruder provozierend an: "Was soll ich lassen?" Es ist dieser Blick, der Sam wütend macht. Als würde sein Bruder absichtlich Streit suchen. Und das will er ja auch, oder? "Entscheide dich.", stellt er klar und deutet auf den Fernseher, auf dem seit Stunden keine Sendung für mehr als eine Minute laufen kann. Das zieht Dean so penetrant durch, dass Sam schon das Gefühl hat den Ablauf von allen Sendungen zu kennen. Und dabei recherchiert er ja eigentlich. Nur dass das bei dem unruhigen Zappen kaum möglich ist. Und jetzt, jetzt reicht es. "Such dir einen Sender raus oder mach' was produktives.", grummelt er seinem Bruder entgegen, welcher gekonnt mit den Augen rollt: "Hier gibt es aber nichts zu tun. Diese Stadt ist sauber." Eine gehobene Augenbraue lässt Dean schweigen. Na gut, dann wird er sich eben irgendwas im Fernsehen aussuchen. Was war denn vorher alles dabei gewesen? Während er noch überlegt schleicht sich bereits sein Finger auf die Fernbedienung und schaltet weiter. Das nächste Bild, was er sieht, lässt ihn grinsen. Das weckt Erinnerungen und die altbekannte Nostalgie: "Die Abenteuer von Louis & Clark" Gut, es ist entschieden und er legt die Bedienung weg, nachdem er den Ton noch etwas aufgedreht hat. "Dude … muss das wirklich sein?" "Natürlich.", Dean grinst, "Superman, was will man mehr?" "Du meinst, was will frau mehr?" "Ach quatsch! Du warst doch derjenige, der seinen Superman-Schlafanzug unter keinen Umständen wegwerfen wollte, oder nicht?" Sam stöhnt auf. Es war ja so klar, dass Dean die peinlichen Details wieder in Erinnerung rufen muss. Mit einem großzügigen Augenrollen wendet er sich wieder ab und seiner Arbeit zu. Aber nach kurzer Zeit gibt er auf. Hier gibt es wirklich nichts zu holen und seine Konzentration ist sowieso schon im Eimer. Warum sich also nicht zu Dean gesellen? Der stellt gerade erfreut fest, dass es eine Doppelfolge gibt. Und welche ist die nächste Folge? Natürlich die, in der sie sich in einer Honeymoon Suite verstecken, um Verbrecher auszuspionieren. Als Dean das Zimmer von Louis und Clark sieht und sich daraufhin ihr eigenes schäbiges Motelzimmer betrachtet, kann er nur seufzen. Das ist ja so was von deprimierend: „Ich will auch da hin!“ Sam muss lachen: "Dann musst du aber ersten reich werden und zweitens entweder heiraten oder einen geheimen Auftrag bekommen." "Ach komm schon, Sammy, wir sind doch so was wie Geheimagenten." "Ja, aber chronisch unterbezahlte." Sam lässt seinen Bruder noch ein wenig schmollen und konzentriert sich lieber auf den Fernseher. Schon faszinierend wie keiner von Clarks Bekannten ihn erkennen kann. Dabei fehlt doch nur die Brille. Das Wunder ist so nah bei ihnen, aber sie erkennen es nicht. Dean blinzelt. Sein Kopf fühlt sich an, als hätte jemand mit dem Hammer drauf eingeschlagen. Ist er etwa eingeschlafen? Wurde er von irgendwelchen Dämonen geweckt? Als er die Augen öffnet, sieht er sich auf dem Fußboden liegen. Das erklärt natürlich auch die Kopfschmerzen, er ist einfach runter gefallen. Ächzend steht er auf. Jünger wird er wohl auch nicht mehr. Sobald sich die Welt vor ihm nicht mehr dreht und er sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hat, ist er verwirrt. Das kann doch nicht das Motelzimmer sein, in dem er eingeschlafen ist. Die Möbel sind anders. Und ganz wichtig: Sam fehlt. Von seinem Bruder ist nichts zu sehen und dabei ist der ja nicht unbedingt unscheinbar. - Was ist hier passiert? - Aber genauso wichtig ist die Frage, wie ist das passiert? Und wieso? Weshalb wacht er in einem anderen Zimmer auf? Mit einem Mal geht eine Tür auf und ein Lichtstrahl erhellt das unbekannte Zimmer. Im Rahmen der Tür steht eine hochgewachsene Gestalt, verwirrt umherblickend. "Sam?" Der Blick schweift zu ihm, Hände suchen hektisch nach einem Lichtschalter. Doch als das Licht endlich angeht, sind sie nur geschockt. Vor ihm steht nicht Sam. Vor ihm steht ein anderer Mann, auch groß, aber nicht groß genug, mit schwarzen Haaren und einer dicken Brille auf der Nase. "Clark Kent?" Dean kommt der Name sofort in den Sinn und er spricht ihn aus, ohne es zu registrieren. Ist er hier in irgendeinem abgefahrenen Traum, oder was ist passiert? Auf jeden Fall erklärt es, warum sein Gegenüber ihn so verwirrt anstarrt. Schließlich sollte an seiner Stelle wohl eher Louis Lane stehen. "Das ist abgefahren.", kommt es von Superman. "Da sagst du was, man. Tut mir leid, ich weiß nicht wie ich hierher gekommen bin und wollte sicher auch nicht stören. Ich verschwinde auch wieder, also eine gute Nacht noch.", mit ein paar langen Schritten ist er an Clarks Seite, "Und viel Spaß mit Louis. Sie ist ne heiße Braut." Er will weitergehen, wird jedoch am Oberarm gepackt und festgehalten. Hat der Typ was gegen ihn? "Was redest du? Du bist doch Louis Lane." Superman starrt ihn skeptisch an, zieht die Stirn kraus, was Dean irgendwie an seinen kleinen Bruder erinnert. Dann sickert die Feststellung des anderen in sein Hirn. Moment! Wer ist hier Louis Lane? Panisch sieht er an sich herunter und entdeckt, was er an sich nie entdecken wollte: Brüste. An alles weiter unten, will er gar nicht denken, das könnte ihn der Ohnmacht nahe bringen. Völlig verzweifelt sieht er wieder den Mann vor sich an, will sich losreißen, schafft es jedoch nicht. "Was soll der Scheiß? Ich will keine Frau sein, verdammt. Ich bin ein Kerl!" Der Griff lockert sich und der Schwung lässt Dean zu Boden gehen. Mal wieder. "Was zum Geier tust du da?" Mit einem Mal hat Clark Kent einen Hundeblick drauf, der wohl jeden erweichen würde. Nein, falsch, er hat DEN Hundeblick drauf und irgendwie wird Dean das Herz leichter. Es beruhigt ihn, auf eine verquere Art und Weise. Der Riese reicht ihm die Hand, zieht die paralysierte Frau hoch: "Entschuldige, ich war nur so geschockt. Kann es denn sein? Dean?" "Woher?", doch dann wird Dean alles klar, was er zuvor schon geahnt hat. So wie er scheinbar in Louis Lanes Körper steckt, steckt Sam wohl in Clarks. "Warum zum Geier bin ich Louis Lane und du Superman?! Das müsste ja wohl anders herum sein!" Clark Kent schüttelt den Kopf: "Ich habe mir ja Gedanken drum gemacht, wieso wir verwandelt wurde, aber du ... typisch." "Ja ist doch wahr." "Tolles Argument, Dean." Dieser schnaubt nur. Das ist eine verdammt wichtige Frage für ihn. Warum sind die Rollen so verteilt? Warum nicht anders? Sam ist doch der Emotionale, er der Starke. Na gut, vielleicht hat es sich inzwischen ein wenig gewandelt. Sein kleiner Bruder hat Muskelmasse zugelegt und ist eindeutig kaltblütiger geworden. Aber das heißt noch lange nichts. "Dean. Wenn du noch länger drüber philosophierst, warum ausgerechnet du die Frau und ich der Mann bin, wirst du es vermutlich ewig bleiben. Ich wäre ja dafür, dass wir herausfinden, warum wir in diesen Körpern stecken." "Und du mit diesen wunderbaren Hornbrille auf der Nase." Sam streckt seinem großen Bruder die Zunge raus und nimmt das Monstergestell herunter: "Ich kann auch ohne sehen, Idiot." "Schlampe." Na wenigstens das ist gleich geblieben. Ohne diese grausige Brille hat Clark Kent sogar etwas attraktives, findet Dean. Oder Louis? Aber ein kleines Stimmchen mischt sich ein: "Sam ist trotzdem besser gebaut. Er muss nicht über Häuser springen, um Wunder vollführen zu können. Und er muss keinen Röntgenblick besitzen, um mich und andere Menschen zu durchschauen." Dean schüttelt kurz, aber vehement den Kopf. Wieso kommt ausgerechnet jetzt wieder diese verdammte Stimme, die ihm immer wieder vor Augen führt, wie anziehend sein kleiner Bruder doch ist? Und wie unterlegen er ihm in manchen Bereichen. Er hatte dieses dumme Wesen doch schon begraben und vergessen, oder zumindest versucht. Na toll, da war die ganze Verdrängungsarbeit wohl umsonst gewesen und er kann wieder von vorne anfangen. Ausgerechnet, wenn er in Louis Lanes Körper steckt. "Du träumst immer noch, Dean." Energisch wedelt Sam ihm vor dem Gesicht herum. Die Hand wird weggeschlagen. "Ist ja okay. Ich bin da, lass uns anfangen." "Und mit was?" "Den Raum absuchen, meinetwegen. Hexenbeutel, keine Ahnung was." Clark Kent zuckt mit den Schultern und sie begeben sich auf die Suche. Aber sie finden nichts, außer haufenweise Cognac und Überwachungsgeräten. Erschreckenderweise lässt sich die Tür nicht öffnen, genauso wenig wie die Fenster. Sie sind eingesperrt. Eingesperrt in einer Fernsehserie. Nach einer Stunde erfolgloser Suche lassen sich beide erschöpft auf die Couch fallen. "Meinst du, wir müssen die Serie nachspielen, um weiter zu kommen?" Dean sieht Sam geschockt an: "Na hoffentlich nicht. Wenn ich mich recht erinnere, ist in der Nacht nicht viel passiert." "Außer natürlich, dass sich die beiden immer heimlich angesabbert haben." "Ts, Sammy, so was nennt man Liebe." - Angesabbert hab ich ihn schon, jetzt können wir ja wohl wieder zurück. - Sammy verdreht die Augen und lehnt sich zurück. Schweigen breitet sich aus, was Dean bereits nach ein paar Minuten nicht mehr ertragen kann. Ruckartig steht er auf und begibt sich zu der Minibar. Zurück kehrt er mit einer Flasche Cognac und zwei Gläsern. "Wenn wir schon warten müsse ..." Die Augenbrauen seines Gegenübers wandern hoch, runter, wieder hoch und dann greift auch er nach einem Glas. Da sitzen sie nun, leeren eine Glas nach dem anderen und schweigen sich an. Dean fühlt sich unwohl in diesem Körper, hat das Gefühl, die Koordination würde komplett anders sein, als bei einem Mann. Da hat es Sam wirklich besser erwischt, auch wenn der ebenfalls nicht glücklich zu sein scheint. - Dabei ist er doch Superman, was will Mann mehr? Übermenschliche Kräfte, ein super Job und eine tolle Frau an der Seite. - Dean braucht einen perplexen Moment, bis er begreift, dass er momentan diese Frau ist, die an Supermans, an Sams Seite ist. Und irgendwie macht ihn der Gedanke nicht halb so unglücklich, wie er sollte. Eher im Gegenteil, es lässt sein Herz schneller schlagen. Als Partner, oder Partner ist man immer beim anderen, kann sich niemand einfach dazwischen drängen. Die Vorstellung ist tatsächlich schön, aber bleibt eine Illusion. Denn immerhin weiß Sam, wer tatsächlich in Louis Körper steckt. Sein eigener Bruder wird weitaus weniger attraktiv für ihn sein. Genervt von seinen eigenen, deprimierenden Gedanken, schüttet Dean das nächste Glas Cognac runter, das Brennen im Hals genießend. Da macht sich Sam bemerkbar. "Du kannst doch noch froh sein, in Louis Lanes Körper zu stecken." Sein Blick ist brennend, als er ihn auf Dean richtet, die Wangen gerötet und er seine Hand zittert ein wenig. Sam ist betrunken. Was komisch ist, denn Clark Kent kann sich nicht betrinken. Aber vielleicht hat Sam einen zu großen Einfluss auf Superman und dieser muss sich ihm beugen. Doch zurück zum Thema. Warum zum Geier meint denn Sam, dass es besser wäre, Louis Lane zu sein? "Warum?" Sams Blick wird intensiver und jagt Dean einen Schauer über den Rücken. "Superman hat zwar tolle Kräfte, aber keiner traut ihm völlig. Er ist eben anders. Außerdem verliert er alle. Seine Eltern und seine Freunde. Und trotzdem muss er sich immer wieder aufraffen und gegen irgendwelche größenwahnsinnigen Vollidioten kämpfen. Und am Ende bleibt ihm nicht einmal Louis. Die heiratet nämlich einen andern und Superman wird dann umgebracht. Vom Doomsday, oder so. Und ich mag's nicht, wenn Louis sich in einen andern verliebt. Aber entweder sie verlassen mich, oder sie sterben. Sterben ist vielleicht doch besser, anstatt allein zu sein und gehasst zu werden. Also ist es besser, Louis zu sein. Die hat's zwar nicht leicht, aber wenigstens ein menschliches Leben." Sam jagt Dean definitiv Angst ein. Diese Rede klingt ja so, als hätte er vor sich umzubringen, sobald seine Liebe vergeben ist. Aber wer ist seine Liebe? Und was soll er jetzt antworten? Er blickt in sein leeres Glas, schenkt sich nach und leert es wieder, bevor er sich traut, seinen kleinen Bruder anzusehen. "Aber er stirbt wenigstens in der Gewissheit, dass es ihr gut geht, dass sie ein schönes Leben führen wird. Und er hat die Macht sie zu retten. Immer und immer wieder, anstatt wie sie machtlos gegenüber riesiger Kräfte zu stehen und zuzusehen, wie der Geliebte sich in einem nie enden wollenden Kampf durchschlägt, mit dem Tod vor Augen. Sie kann ihn nicht retten, kann nur warten, denn sie gehört nicht zu seinem Universum dazu. Stattdessen hindert ihn seine Liebe zu ihr nur oft genug." Gegen Ende wird Dean immer leiser, gefangen, von Sams Blick. Die Verzweiflung hat ihn vollkommen erfasst, denn es sind nicht Louis Gefühle, sondern seine eigenen, die aus ihm heraussprudeln. Er hat mit all seinen Fähigkeiten nicht die Macht, Sam vor seiner dämonischen Seite zu retten. Es wird immer Kämpfe deshalb geben und irgendwann wird Sam dabei sterben. Und er? Er wird daneben stehen, oder bereits tot sein. Egal wie oft er seinem kleinen Bruder schon geholfen hat, schlussendlich bildet er den Schwachpunkt, wird eher Last sein, als Hilfe. "Aber immerhin", fährt Sam fort, ohne Dean aus den Augen zu lassen, "erhält sie seine menschliche Seite. Sie ist Motivation und Antrieb für ihn. Ohne sie wäre er alleine und würde wohl aufgeben." Mit einem Satz ist Dean bei Sam, sein Glas fällt auf den Boden. Mit zierlicheren Händen, als er es gewohnt ist, schüttelt er seinen Gegenüber: "Versprich mir, dir nichts anzutun. Bitte! Ich versprech dir auch, dass wir deine Louis Lane finden und retten. Sie wird sich nicht anderweitig verlieben. Sie wird bei dir bleiben. Du wirst es schaffen. Du wirst nicht böse, Sammy!" Dieser sieht groß zu ihm herauf, bemerkt die Tränen auf Louis', auf Deans Gesicht, bevor dieser sie registriert. Seine Hand hebt sich automatisch, wischt diese weg: "Du bist es doch. Du bist meine Louis Lane." Erschrocken über diesen Satz bewegen sich beide nicht mehr, starren sich an. Sam zieht einen Mundwinkel hoch und entfernt sich von Dean: "Wir sind beide betrunken." "Und ich stecke ihn einem total emotionalen Frauenkörper.", grummelt Dean, während er sich wieder auf seinen Platz setzt. "Wir sind in einer total schrägen Situation, nicht normal." Wieder leert jeder ein Glas Cognac, bevor sie sich in die Augen sehen können. Dean versucht es zu unterdrücken, doch Sams Aussage hat eine Lawine der Hoffnung in ihm ausgelöst. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Andererseits sind sie ja tatsächlich betrunken und in einer außergewöhnlichen Situation. Er könnte auch wen anders in ihm gesehen haben. Aber wenn ja, wen? Wer könnte eine so besondere Rolle für Sam spielen? Ruby etwa? Oh nein, an die will er gar nicht erst denken. Da bekommt er sofort Ausschlag. Oder eben Migräne. Ein weiterer Schluck und wieder ein Blick zu Sam. Dieser starrt in sein eigenes Glas, als sollte es zerspringen. Es ist dieselbe Verzweiflung, die Dean immer wieder nahe daran bringt, ihn umarmen zu wollen. Diese Miene, dieser Blick. Jetzt nur mit Clark Kents Gesicht. Was verwirrend ist, aber nicht weiter wichtig. Kann es sein, dass sich Sams Ohren rot färben? Dean muss grinsen. Diese Tatsache ist so süß, dass er sich mit einem Schlag nicht mehr klein und schwach fühlt. Diesen Moment muss er ausnutzen. Jetzt hat er die Ausreden, sie klingen alle logisch. Ein weiterer Schluck, das Glas ist leer und das Laufen wird schwieriger. Trotzdem kommt er an und lässt sich neben Sam auf das Sofa fallen. Dieser dreht sich erschrocken um, sieht Dean aus großen Augen an. "Was wird das?" "Weißt du, Sam, für mich bist du kein Bösewicht, sondern ein Held. Du bist mein Superman. Ob als Louis, oder Jimmy, oder sonst wer, ich steh’ dir bei." Das Rot der Ohren breitet sich auf die Wangen aus. "Wie meinst du das?" "Wenn du willst, dass ich deine Louis bin, dann bin ich es. Wenn du willst, dass ich wie Jimmy für dich bin, auch kein Problem, wenn ..." Weiter kommt Dean nicht, denn Sam stürzt sich auf ihn. Er hat genau gesehen, wie bei seinem kleinen Bruder eine Sicherung rausgesprungen ist. Dieser hält ihn nun fest und küsst ihn voller Leidenschaft und Verzweiflung. Automatisch küsst Dean zurück, lässt sich nicht unterkriegen, bis Sam sich ein Stück zurückzieht. Schwer atmend blickt er Dean in die Augen: "Ich will keine Louis Lane, ich will doch nur dich. Verdammt!" Als Antwort zieht Dean ihn wieder zu sich, lässt sich vor lauter Glück bereitwillig auf das Sofa drücken. Gerade noch denkt er sich, dass es wohl doch nicht so schlecht ist, Louis Lane zu sein, da ertönt ein Schrei und lässt ihn hochfahren, die Augen weit geöffnet. Das angenehme Gewicht auf ihm ist weg, die Decke nicht mehr weiß, sondern mit gelben Blumen gemustert. Das Zimmer ist bis auf das Flackern des Fernsehers dunkel. "Tschuldige.", ertönt es leise von der Seite. Sam, der den Ton leiser dreht. Irgendein Horrorfilm, Dean hat ihn schon mal gesehen, kann sich aber nicht mehr an den Titel erinnern. Alles, an das er denken kann ist Sam, wie er ihn küsst und Sam, wie er da sitzt, kaum einen Meter von ihm entfernt und ihn besorgt ansieht. Jetzt küsst er ihn nicht mehr, jetzt ist er aber auch nicht mehr Clark Kent und sie wieder in ihrem schäbigen Motel. War das alles nur ein Traum? Warum nur? Warum konnte kein verdammter Dämon sie in eine Serie setzen? "Alles okay?" "Jaja.", grummelt Dean und lehnt sich an das Kopfende. - Nichts ist okay. Ich wollte dich und ich hatte dich. Ich habe Kopfschmerzen und immer noch den verdammten Geschmack von Cognac und dir im Mund. Jetzt bin ich verloren. - Dean schüttelt den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, da fährt ein stechender Schmerz durch eben diesen. - Na toll, ich hab sogar einen Kater von meinem Traum. - "Aspirin?" Verwirrt blickt Dean auf. Sam reicht ihm eine Tablette, vor ihm auf dem kleinen Tisch, steht eine Cognacflasche. "Glaub mir, die vollbringt Wunder." - Ne, oder? Das kann doch nicht sein! - Sams Blick ist unsicher, doch je mehr Dean starrt, um so röter wird er. Dean grinst und prompt lächelt auch Sam, ein wenig. - Es kann doch! - Ende Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, verehrtes Publikum ;) freue mich wie immer über Reviews und auf das nächste Kapitel! Und wieder einmal: Stichworte sind herzlich willkommen! cu, Morathi Kapitel 22: Küchenrolle - Bambus - Handbuch - Bettgestellrahmen - Sonnencreme - Yacht ------------------------------------------------------------------------------------- Hallo meine lieben Leser ^__^ nach langer, gesellschaftlicher Isolation dank Praktikum komme ich endlich wieder dazu ein neues Kapitel online zu stellen. Ausnahmsweise sind es diesmal 6 Stichworte, gesammelt von drei verschiedenen Leuten. Auf die Idee vom Anfang bin ich gekommen weil in meiner vorübergehenden Leihwohnung dauernd das Licht im Bad geflackert hat ... jaja, zuviel SPN ;P Disclaimer: 1) Supernatural gehört nicht mir, sondern Eric Kripke 2) Slash-Warnung! und jetzt genug des Vorgeplänkels und viel Spaß ^^ Küchenrolle - Bambus - Handbuch - Bettgestellrahmen - Sonnencreme - Yacht Ich glaube ich werde wahnsinnig. Ehrlich, das ist kein Scherz, ich werde wahrhaftig wahnsinnig. Meine Paranoia lässt mich nicht mehr los und dann dazu dieser verdammte Geist. Was will er? Wieso ist er hier? Und was zum Geier, sollen wir tun? Außerdem, war dass da nicht gerade ein Rascheln? Mein Puls steigt. Der Kampf gegen den Fluchtreflex wird brutaler, blutiger und ich glaube ich werde nicht mehr lange durchhalten. Wo bleibt Dean? Ich weiß nicht, wann genau es angefangen hat. Ich weiß auch nicht, wieso. Ich weiß nur, dass ich irgendwann sogar die Lampen in unseren Motels kritisch begutachtet habe. Wenn Dean nicht einen Lachanfall bekommen hätte bei meinem Vorschlag, hätte ich alle Badezimmer bereits mit Weihwasser und massenhaft Salz ausgestattet. Wieso eigentlich nicht? Es passieren so viele unnatürliche Ereignisse in Bädern, wir wären nicht die Ersten. Aber dennoch, ich beugte mich dem Willen meines Bruders und starrte fortan die flackernden Lichter voller Misstrauen an. Manchmal rief ich sogar Dean, der dann augenrollend einmal dagegen schlug. Irgendwann reichte es ihm und er wies mich zurecht. Zu der Gelegenheit erfuhr ich auch, dass ich wohl als kleiner Junge schon einmal so eine Phase durchgemacht hatte. Und Dean, als strahlender Held, mich immer gerettet hatte. Aber was für eine Phase soll das bitte sein? Die, ich-habe-Angst-vor-flackernden-Lampen-und-sehe-überall-Geister-Phase? Also bitte. Na gut, komplett kann ich es tatsächlich nicht abstreiten, aber trotzdem, es könnte immer passieren! Dean vermutete irgendwann das Burn-Out-Syndrom und riet mir zu einem Psychiater. Klar, dass er den nicht spielen wollte. Ein toller Bruder ist er! Ich wehrte mich vehement dagegen, da ich mir selber schon zu viele Gedanken über mich mache. Da muss mir kein Fremder seinen Senf dazu geben. Ganz zu schweigen davon, dass ich definitiv nicht wollte, dass jemand wusste, wie es in mir vor ging. Inzwischen glaube ich fast, dass dieser Besuch doch notwendig gewesen wäre. So hätte wenigstens jemand von diesem Teil in mir gewusst, hätte Dean davon erzählen können, denn ich kann es sicher nicht. Nicht, solange ich lebe und erst recht nicht, wenn ich tot bin. Meinen vehementen Widerstand gegen Hilfe kritisch beobachtend schlug mein Bruder schließlich vor, sich in die Arbeit zu stürzen. Wir hatten mehr als genug davon und das wird auch für immer so bleiben. Unsere Geister werden mit Sicherheit auch nicht zur Ruhe kommen. Der nächste Fall kam auch prompt und schien eher einer der alten Sorte zu sein. Geschlossenes Zimmer, eindeutiger Mord. Erschlagen, oder so. Würde wohl ein Rachegeist oder so sein. Das erste, was uns verwirrte war jedoch, dass es auf einer Yacht passiert war. Und die war keine zwei Tage alt. Wie also kam der verdammte Geist da hin? Was gab es da, was den Geist binden konnte? Doch wohl keine Leiche. Wir fuhren also nach Miami, der Sonne entgegen. Voller Enthusiasmus kaufte Dean während eines Stopps auf der Fahrt gleiche eine Tube Sonnencreme. "Was soll das, Dude?" "Hey, wenn wir schon mal in die Ecke kommen, können wir das nach dem Fall doch gleich ausnutzen. Und du beruhigst dich vielleicht mal wieder." "Ich hab nichts!", fauchte ich, mich an den Beifahrersitz klammernd. "Und ich bin Jesus.", seufzte er auf, ließ sich aber ohne einen weiteren Kommentar neben mir nieder. Ich wusste, dass er seinen Plan nicht aufgeben würde. Wir würden ein paar Tage die Sonne genießen, egal, was ich sagen würde. Ich hatte nur ein wenig Angst davor ohne Beschäftigung so viel Zeit neben ihm zu verbringen. Und dann die ganzen Geister um uns herum, nach denen wir nicht suchen würden, die wir nicht bemerken würden. Ja, ich gebe zu, das sind nicht ganz gesunde Gedanken, aber so war es eben. So ist es noch. Nur dass ich jetzt nicht mehr an ein paar ruhige Tage in Miami glaube. Eher an ein Grab im Sand und ein Begräbnis mit Tausenden, lachenden Geistern um uns herum. Wir gaben uns als Versicherungsangestellte aus, die den entstandenen Schaden überprüfen wollten. Nach kurzer Zeit schon hätte ich meinen Ausweis liebend gerne gegen den Bikini-Inspektor eingetauscht, dann hätte ich vielleicht keinen Anzug tragen müssen. Wir hatten eine der besonders heißen Perioden erwischt und gingen in den schwarzen Folterinstrumenten ein. Während Dean nur schwitzte, hatte ich zudem dauernd das Gefühl, als würden mir Käfer über den Rücken kriechen. Das führte dazu, dass ich mich fortwährend kratzte und Dean mich irgendwann an der Hand hielt, damit ich still war. Die Reaktion der Leute um uns herum war eindeutig, doch diesmal machte sie Dean nichts aus. Er konzentrierte sich vollends auf mich. Sobald ich allerdings das Gefühl hatte, dass das Jucken nicht mehr ganz so schlimm war, wie zuvor, befreite ich mich aus seinem Griff, die Hitze seiner Hand konnte ich noch lange danach spüren. Wir kamen ohne Probleme hinein und begaben uns auf die Suche nach Indizien. Auf den ersten Blick hin sah alles sauber aus. Freundlich und neu, stilvoll eingerichtet. Dean murmelte neidisch irgendwas von "Bonzen", vor sich hin, aber was sollen wir schon machen? Unsere Arbeit ist illegal, kaum bekannt und chronisch unterbezahlt. Auf diese Weise werden wir uns nie so ein Statussymbol leisten können. Andererseits wüsste ich auch nicht, was ich damit anfangen sollte, aber egal. Und, wenn ich es mir recht überlege, haben wir bereits unsere Statussymbole. Dean seinen Impala und ich Dean. Oder so. Trotz oberflächlicher Jungfräulichkeit der Yacht, fanden wir das schwarze Schaf schnell. Das riesige Bett im Zimmer des Mordes war viel zu alt für den Rest der Ausstattung. Also zerlegten wir es und siehe da. Blutspuren ließen sich am Bettgestellrahmen ausmachen. Alt und getrocknet, versteckt und dunkel, aber sie waren da. Direkte Beweise auf frühere Bluttaten in der Nähe dieses Relikts. Denn der neue Mord war mit Sicherheit nicht hier passiert. "Und nun?" Mein Bruder sah mich fragend an. "Herausfinden, wem das Bett gehört hat und ob es einen mysteriösen Mord gab." Eigentlich wollte ich lässig mit den Schultern zucken, aber ein Gefühl, als würde mir eine Mumie ihre Jahrtausend alte Hand um den Nacken legen, durchfuhr mich. Ich hastete eine paar Meter vor, drehte mich abrupt um, aber da war nichts. Rein gar nichts. "Was hast du?" "Da ist was. Verdammt, ich schwör es. Da war was!" Dean sah mich zweifelnd an: "Vermutlich. Immerhin ist hier mit großer Wahrscheinlichkeit ein Mord durch einen Geist passiert. Aber ich habe nichts gesehen." Ich ignorierte ihn, blickte weiterhin misstrauisch durch die Gegend und versteckte mich schlussendlich hinter seinem Rücken. Ich glaube, ich hörte, wie sein Geduldfaden reißt. "Sammy, das reicht jetzt!", er packte mich an den Schultern, schüttelte mich und als das nichts nützte schliff er mich raus, mein Handgelenk fast zerquetschend. Am Auto angekommen warf er mich quasi hinein und ließ sich neben mich fallen. Mit grimmiger Miene startete er den Motor: "Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Das Handbuch für kleine Bruder ist ebenfalls erschöpft und langsam glaube ich du brauchst tatsächlich professionelle Hilfe. Du bist ein Jäger, ein Mann. So verängstigt habe ich dich lange nicht mehr erlebt. Der Unterschied ist, dass du damals drei warst und es verständlich war, wenn du bei mir Schutz gesucht hast. Jetzt bist du ein verdammter Riese und tust es immer noch. Ich meine, ich werde dich immer beschützen, aber wenn du dich wie ein verängstigtes Kaninchen benimmst, hilft das weder dir, noch mir.", er holte noch einmal tief Luft, "Also wenn es dir was hilft, dann lass uns reden." Inzwischen bin ich beeindruckt von seinem Angebot, doch damals habe ich nur Panik bekommen. Er mit mir reden? Einer der Gründe für meine schwankende Psyche soll mein Geheimnis erfahren? Niemals! Also schüttelte ich hastig den Kopf und versuchte mich in meinem Sitz so klein wie möglich zu machen. Dass das für einen Riesen, wie Dean mich gerne nannte, nicht einfach war, wurde mir bei seiner erhobenen Augenbraue noch einmal deutlich. "Na? Was sage ich? Und ich dachte schon du hättest dich endgültig von deinem Hundebabyimage getrennt und wärst zu einem kaltblütigen, waschechten Ghostbuster geworden. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Voilâ, das Hundebaby ist zurück." Ich fuhr auf: "Was fällt dir ein, Mistkerl? Ich bin kein Hundebaby!" Das altbekannte Grinsen spielte um seine Mundwinkel. "Das passt schon eher, Schlampe." Den Schmollmund konnte ich nicht lange halten. Stattdessen konnte auch ich nicht umhin zu lächeln. Ein wenig. Auch wenn meine Augen im Rückspiegel das Auto nach Himmel und Hölle absuchten. Ich musste was unternehmen. Aber zuerst kam unser Fall dran. Es war gar nicht so einfach etwas über dieses alte Bettgestell herauszubekommen, aber schlussendlich trafen wir uns mit einer mageren, aber vorhandenen Ausbeute wieder im Motel. Scheinbar hatte seit knapp zweihundert Jahren niemand mehr in dem Bett geschlafen, denn es stand entweder bei Sammlern, oder auf Speichern. Was schlussendlich dasselbe Ergebnis brachte. Denn nichts ungewöhnliches war in der Zeit jemals mit den Besitzern oder anderen Menschen im Umfeld passiert. Natürlich nur so weit, wie es uns beiden möglich war, zu recherchieren. Der erste Besitzer jedoch verlor seine Tochter bei einem tragischen Unfall und ließ das Bett bis zur Verpfändung des Grundstückes im Keller versauern. Das hörte sich nach einem ersten, guten Anzeichen an. Vielleicht war die Tochter sauer, weil wieder jemand ihr Bett benutzen wollte. Doch wir hatten etwas übersehen. Eine Kleinigkeit, ein Staubkorn im Auge, der Schmetterling über dem Atlantik. Der Vater hatte den Mann, der für den Tod der Tochter, Selbstmord aus Liebeskummer, verantwortlich war, selbst hingerichtet. Mit einem Bambusrohr bewaffnet hatte er ihn erst zu Fall gebracht. Dabei kam es dann wohl zu einem kleinen Zusammentreffen von Nacken und Bettgestellrahmen, das mit einem Bruch auf Seiten des Nackens ausging. Um sicher zu gehen rammte er dem Mann daraufhin noch den Bambus in die Brust. Natürlich stand das nicht exakt so in einem unserer vergilbten Berichte, aber ein kleiner Eintrag des guten Adeligen im Polizeiverzeichnis hätte uns auf die Spur bringen können. Stattdessen erzählte uns der verdammte Geist die weitaus verdammtere Gruselgeschichte am nächsten Abend, also heute, noch selber. Wir schlichen wieder auf die Yacht, mein Herzklopfen hätte man bis Moskau hören müssen, um das Bett zu zerstören. Ja, wir waren uns der Tatsache bewusst, dass uns der Geist wohl nicht so einfach davonkommen lassen würde, aber versuchen mussten wir es und die notwendigen Utensilien hatten wir auch dabei. Was sollte schon schiefgehen? Allerhand, wie sich zeigte. Erstens war es nicht der Geist der Tochter. Die starb wohl zufrieden mit dem Gedanken endlich nicht mehr auf der Welt zu sein. Aber es war auch nicht ihr untreuer Geliebter, der grausam auf diesem Bett, beziehungsweise mit Hilfe diesen Bettes ermordet worden war. Nein, es war der Vater, der alle, die in dem Bett schlafen wollten, als potentielle Bedrohung für seine Tochter ansah. Faszinierend war, dass der Geist den Anstand besaß, uns über den Grund für unseren zukünftigen Tod aufzuklären. Gut, ehemaliger englischer Adeliger. Was erwartet man anderes? Zweitens: Trotzdem wollte er uns an den Kragen, will es immer noch und Dean kam auf die glorreiche Idee, den Köder zu spielen. Was hat er sich dabei nur gedacht? Will er sich für mich opfern? Soll ich etwa ohne ihn fliehen? Oh ja, ich würde es gerne, denn alles um mich herum scheint mich zu bedrohen. Aber noch fliehe ich nicht. Noch gebe ich mich nicht meinen Instinkten hin, sondern versuche eine Lösung zu finden. Okay, ich sollte wohl strukturiert vorgehen. Also, wo bin ich? In der Küche, wie es aussieht. Immer noch in derselben Ecke, in die Dean mich geschubst hat, als wir vor Mister Durchsichtig geflohen sind. Wie viel Zeit ist vergangen? Auch wenn es mir wie Stunden vorkommt, sagt mir ein vernünftiger Teil meines Hirns, dass ich hier erst seit ein paar Sekunden liege. Ich rappele mich auf, versuche klar zu denken. Wo ist Dean? Wie geht es ihm? Wie kann ich ihn retten? Mit einem Mal ist mein Hirn frei. Ich werde den Mann, der mein Leben ist, nicht sterben lassen. Nicht durch einen irren, adeligen Geist. Und ich schwöre mir, dass ich es schaffe und dass ich, wenn wir beide überleben, mit ihm am Strand liegen werde, ihm meine Probleme erzähle, wenn er noch einmal danach fragt. Ich stürze zu den Küchenschränken, reiße sie auf und nehme mir, was geeignet erscheint. Hackbeile, Feuerzeuge, Alkohol, Salz und eine Küchenrolle. So schnell wie mich meine Füße tragen renne ich in das Schlafzimmer. Niemand hier. Ist das gut, oder ist das schlecht. Ich bete. Ich bete zu Dean, bete zu mir und glaube an uns. Ich ziehe einen Salzkreis und nehme mir das Hackbeil, fange an das Bett zu zerkleinern. Da wird die Tür aufgestoßen und der Geist kommt herein, einen bewusstlosen Dean mit sich ziehend. Irgendwie, ich weiß nicht wie, denn er ist doch körperlos. Aber mir ist es egal. Panisch starre ich Dean an, erkenne erleichtert, dass er noch atmet, auch wenn wahrscheinlich nur noch schwach. Der Geist sieht mich und stößt ein grauenhaftes Geräusch aus, das ich nie wieder hören will. Er ist wohl sauer, dass ich seine Reliquie zerstöre. Tja, Pech gehabt, Mister. Ich werfe kurz ein wenig Salz in seine Richtung, er lässt Dean fallen, ich hole diesen in den Kreis. Dann hacke ich weiter, lasse mich durch nichts ablenken. Das Kleinholz vor mir macht ihn nur noch wütender, ich tunke Blätter der Küchenrolle in den Alkohol und zünde das Überraschungspaket an. Es wird ein Feuer geben, ein wunderbares Feuer. Ich muss auch nicht lange warten, da vereinen sich die vielen, verschiedenen Feuerbälle schon miteinander, fressen sich in das alte, wertvolle Holz. Der Geist rast vor Wut, doch bemerkt mich nicht mehr. Gibt es eine bessere Chance? Ich packe Dean und laufe so schnell es geht raus. Raus aus der Yacht, dem brennenden Statussymbol. Raus aus dem Wirkungskreis von dem durchsichtigen Irren. Und wieder bete ich. Diesmal zu Gott, dass das Monster zerstört wird. Mit Dean in meinen Armen springe ich in das kalte, dunkle Meerwasser. Doch jetzt macht es mir nichts mehr aus. Alles was zählt, sind unsere Leben. Mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, bringe ich uns beide zum Holzsteg, da brennt die Yacht auch schon lichterloh. War wohl doch etwas ausufernder, als ich gedacht habe. Na solange der Geist erledigt ist, soll es mir egal sein. Eigentlich müssten wir hoch auf den Steg und so schnell weg wie möglich, doch da ertönen bereits laute Stimmen und Schritte über mir. Meine Arbeit wird also gewürdigt und zögert Deans Rettung, der weiterhin ohne Bewusstsein in meinen Armen hängt, immer mehr hinaus. Wenn wir jetzt auftauchen, wird man uns mit Sicherheit verdächtigen das Feuer gelegt zu haben. Denn was wollen wir schließlich hier, mitten in der Nacht? Aber wenn ich noch länger warte und Dean nicht bald pflege, könnte sein Zustand weitaus kritischer werden, als er sowieso schon ist. Ganz zu schweigen davon, dass meine Kraft auch langsam schwindet, das Wasser verdammt kalt ist und der Adrenalinspiegel zurückgeht. Ich sollte mir eine Pumpe für das Hormon einbauen lassen. Das würde mir einiges an Stress ersparen, wahrlich. Aber jetzt ist eigentlich nicht die Zeit, über irgendwelche futuristischen Erfindungen nachzudenken. Mit ein paar kräftigen Stößen ziehe ich uns beide an das Ufer, weiterhin unter dem Steg. So dunkel, wie es ist und so laut wie die da oben sind, könnten wir eventuell ein Stück weiter weg einfach an Land klettern. Na ja, beziehungsweise ich klettere und Dean muss geschleppt werden. Irgendwie schaffe ich das. Ich habe uns schließlich nicht gerettet und meine Paranoia wenigstens zeitweise überwunden, damit wir jetzt hier ertrinken. Und sollten sie uns doch entdecken, sage ich eben, dass wir hier spazieren gegangen sind. Als das Boot Feuer fing wollten wir sehen, ob noch jemand an Bord ist, doch da es sich so schnell ausgebreitet hat, mussten wir ins Wasser springen. Hey, Sam, eigentlich ist die Idee genial, warum machen wir es nicht gleich so? Weil sie uns vielleicht doch nicht glauben. Also schwimme ich ein paar Meter weg von dem Steg und der sich langsam ansammelnden Menschenmasse. Diese starrt so gebannt auf das Feuer, dass sie mich nicht bemerkt und ich uns heil aus dem Wasser ziehen kann. Meine Arme zittern dank der Anstrengung, doch ich darf noch nicht aufhören. Es gibt noch so viel zu erledigen. Deans Leben retten, zum Beispiel. Ich fühle seinen Puls, kann ihn aufgrund von der Kälte und dem Zittern meiner Finger nicht finden. Doch sein Brustkorb bewegt sich. Sachte, aber er bewegt sich. Oder? Und was jetzt? Erst einmal weg mit dem blendenen Etwas vor mir ... Moment, blendend? Ich stutze und blicke hoch. Lichtkegel fangen uns ein und ein paar Menschen stürzen auf uns zu. "Was ist passiert?" "Oh mein Gott, lebt er noch?" "Zur Seite!" Ich glaube ich stammele irgendwas von Spaziergang und Feuer und Sprung vor mich hin, doch so richtig wahrgenommen wird es nicht. Jemand zieht mich hoch, eine Decke hüllt mich ein, genauso wie Dean. Irgendjemand kniet neben ihm, prüft seine Lebenszeichen und sie zerren mich weg. "Nein! Nicht! Lasst mich, bitte." Ich glaube ich schreie, doch alles passiert wie im Nebel, wie ein Film ohne Ton, mit grellen Farben. Meine Kraft schwindet weiter, ich werde weiter weg gezogen, wehre mich. Was sind das für Dämonen, dass sie sich gegen mich durchsetzen können? Ich werde sie für einen Moment los, laufe zu Dean, werde wieder eingefangen. Eine dunkle Stimme dringt zu mir durch, klar, nicht mehr dumpf: "Beruhigen Sie sich, Mann. Sie werden nicht getrennt, versprochen. Und jetzt tief ein und ausatmen, bitte." Ich überlasse mich der Stimme, die mir schöne Sachen verspricht. Dass es uns gut gehen wird, dass wir zusammen bleiben werden, dass uns nichts passiert. Er misst meinen Puls, gibt mir etwas zu trinken und eine zweite Decke. Dann werde ich in einen Krankenwagen bugsiert, in dem inzwischen bereits Dean liegt. Noch immer bewusstlos, aber nicht mehr so hilflos, wie zuvor. Mein Verstand klärt sich wieder, ich nehme seine Hand und lasse sie nicht los, bis wir im Krankenhaus sind. In der Zwischenzeit überlege ich mir, welche Namen wir benutzen werden, wir wir wieder unbeschadet hier heraus kommen. Der Mann mit der dunklen Stimme sitzt mir gegenüber, passt auf, dass meinem Bruder nichts passiert: "Keine Sorge. Ihm geht es gut. Ein wenig unterkühlt und eine Kopfverletzung, aber nichts, was wir nicht richten können. Wenn er ein gutes Immunsystem hat, seid ihr die nächsten Tage wieder draußen." Ich lächle ihn kurz dankbar an, ehe ich mich wieder Dean zuwende. Im Krankenhaus angekommen ziehe ich einen Ausweis aus meinen durchnässten Klamotten, der jedoch nur kurz betrachtet wird. Darum würde man sich morgen kümmern, sagen sie. Dass wir uns ausruhen sollen, sagen sie. Ich bin hundemüde, kann mich kaum mehr auf meinen Beinen halten. Doch die Krankenschwestern zwingen mich noch, zu duschen, ehe sie mir warme Kleidung geben, mich in ein Bett bugsieren und mit Tabletten und einer Spritze zu dröhnen. Dean liegt neben mir, wie ich schläfrig bemerke. Ich habe das Gefühl, als wäre ich körperlos. Als würde mein Geist irgendwo schweben, angenehm schwer und träge, Dean vor meinen Augen. Und dann wird es schwarz und ich falle in einen tiefen Schlaf. In meinen Träumen kämpfe ich gegen riesige Glühbirnen mit schwarzen Augen und viktorianische Geistern, die sich gegenseitig zum Duell herausfordern. Aber ich lächle nur, fühle mich zu geborgen, um mich zu ängstigen. Als ich am nächsten Morgen aufwache, sind die Monster verschwunden und eine weiße Krankenhauswand empfängt mich. Draußen tobt ein Sturm und meine Stirn fühlt sich ungewöhnlich heiß an. Habe ich mich also doch noch erkältet, wie es aussieht. Moment, Dean! Ich drehe mich um, so schnell mein angeschlagener Körper es mir ermöglicht und sehe ihn, quer in seinem Bett liegen, mal laut, mal leise vor sich hin schnarchend. Ich muss lachen. Dem geht es wohl sogar besser als mir, wie es aussieht. Kaum zu glauben, wirklich! Typisch. Aber ich bin so froh darüber, dass ich mich bereits wieder gesund fühle. Dass dem nicht so ist hält mir eine Krankenschwester demonstrativ vor Augen, als sie kurze Zeit später bei uns rein schneit. Deans Energie dagegen wird seit dem Aufwachen nur durch leichte Kopfschmerzen gebremst. Er verflucht den adeligen Geist so lange, bis das Essen kommt. Dann sitzt er mit diesem glücklichen Grinsen neben mir, dass so typisch für ihn ist. Er isst aber auch wirklich alles. Damit ich mich weiter ausruhen kann, übernimmt er die Entscheidung mit den Ausweisen und dem Bezahlen. Den Rest des Tages reden wir kaum, sondern sehen fern und schlafen. Ein kurzer Seitenblick seinerseits, der mich immer wieder trifft, sagt mir, dass er es bemerkt hat. Bemerkt hat, dass meine Paranoia verschwunden ist. Auch hier flackern die Lampen, aber es ist mir egal. Ich weiß, was ich mir versprochen habe, doch noch verdränge ich es. Eine Szene hier im Krankenhaus muss nicht unbedingt sein. Und er hat auch noch nicht gefragt. Wann und ob das wohl kommt? Es kommt, doch erst, als ich mich bereits in Sicherheit wiege. Wir sind entlassen, mit ein paar ärztlichen Ratschlägen im Gepäck, haben den Impala wieder, die Polizei ihre Geschichte und sind bereits im nächsten Motel angekommen. Noch ungewöhnlich wach und von dem schlechten Wetter frustriert. Dean hat schon die gesamte Fahrt über geschimpft, dass unser wohlverdienter Urlaub jetzt wohl buchstäblich ins Wasser fällt. Wir haben uns in einem Diner etwas zu Essen mitgenommen, was wir jetzt gemütlich in unserem warmen Zimmer verspeisen. Und obwohl wir nicht am Strand liegen, von Sonnencreme ölig, fühle ich mich wohl und entspannt. Ein Zustand, den ich schon lange nicht mehr gekannt habe. Und ausgerechnet jetzt fängt der Mistkerl davon an. Ausgerechnet er. Es beginnt mit einem Räuspern. Ich will es ignorieren, kann es aber nicht. "Du benimmst dich nicht mehr wie ein Kaninchen." Na danke. "Habe ich nie." "Du weißt, was ich meine. Du siehst nicht mehr überall Monster, die dich auffressen könnten. Ich weiß, dass es die gibt, aber deine Ängste grenzten an Paranoia." Ich bleibe stumm und weiß, dass ich mich damit geschlagen gebe. "Ja, ich weiß schon, du willst nicht drüber reden. Es ist vorbei und so. Aber ich will wissen, was überhaupt der Auslöser war. Vielleicht kann ich dir helfen so eine Situation wieder zu vermeiden." Oh ja, das könntest du. Ich glaube ich werde rot bei dem Gedanken, doch senke meinen Blick nicht. "Also? Was war es? Bitte sag es mir." Ich seufze tief: "Okay. Aber ich sage es dir nur, weil ich es mir in meiner Panik auf dem Schiff versprochen habe. Falls wir es überleben und du es noch wissen willst. Aber du willst es nicht wissen, sicher nicht." Dean hebt nur eine Augenbraue und ich habe wohl keine andere Wahl mehr. Ich will mich wappnen, aber stattdessen lasse ich alle Widerstände fallen und sehe ihn offen, verletzlich an. "Ich glaube ich habe diese Ängste entwickelt, weil ich sehr wichtige Gefühle verdrängt habe. Ich war meiner Selbst nicht mehr sicher, hatte Angst vor meinen Empfindungen, vor abweisenden Reaktionen und was weiß ich nicht. Jedenfalls ist das mein Schluss, auf den ich nach langer Überlegung gekommen bin. Du musst nicht glauben, dass mir nicht aufgefallen wäre, wie ich mich benommen habe. Aber wie sollte ich zu einem Psychiater gehen, wenn dieser auf denselben Schluss kommen würde?" "Und der wäre?" Langsam wird er ungeduldig. Und unsicher. Furcht spiegelt sich in seinem Blick, er will wissen, was mit mir los ist. "Dass ich meinen Bruder liebe. Und dass ich damit nicht aufhören kann." Die Kombination Bruder und lieben verwirrt ihn, doch dann wird ihm klar, was ich sage, was ich meine und er wird rot. Klar, es gesteht einem nicht jeden Tag der eigene Bruder die Liebe. Fassungslos sieht er mich noch ein paar Augenblicke groß an, ehe er sich zusammenreißt und räuspert: "Und?" Ich ... bin ... verwirrt! "Und?" "Ja, war das etwa alles, weshalb du dich wie ein kleines Kind verhalten hast?" Ich fahre auf. Was fällt ihm ein?" "Was glaubst du? Dass ich scherze? Dass das eine Kleinigkeit für mich ist? Und wieso reagierst du so verdammt gelassen?" Auch er steht nun auf, mir gegenüber, eine ernste Miene tragend. "Gelassen? Ich glaube kaum, dass ich gelassen bin. Eher neugierig und verwirrt." "Verwirrt verstehe ich ja, aber neugierig?" "Ja. Ich habe kaum darüber nachgedacht, aber jetzt, jetzt bin ich neugierig." "Auf was?" Er hat mich völlig aus der Bahn geworfen. "Darauf.", ist seine Antwort und mit einer erstaunlichen Kraft zieht er mich an sich und küsst mich. Es ist kurz, es schmeckt nach Pizza, es ist schön. Bebend blicke ich ihn an, will ihn wieder bei mir spüren, doch er hält mich ab. Was? Will er sich jetzt etwa wieder zurückziehen? Meine Libido protestiert, doch mein Verstand sagt mir, dass es besser ist, wenn er mir seine Meinung ehrlich sagt. "Dein Bart kratzt." "Was?" Ich fahre mir unwillkürlich über meinen drei-Tage-Bart. "Ja, das ist etwas ungewohnt. Aber das ist wohl eine Sache der Zeit, bis ich mich dran gewöhne." Ich muss wie eine Kuh gucken, wenn sie ein Ufo sieht. Und er zieht mich schon wieder zu sich. Dieses Grinsen im Gesicht. Wie eine Katze, die bekommt, was sie will. Wie ein Dean, der bekommt, was er will. "Ich muss sagen, der kleine Vorgeschmack hat mich neugierig auf viel mehr Sachen gemacht, die ich mit dir ausprobieren möchte." Der Rest meines Verstandes wehrt sich: "Ich bin kein One-Night-Stand, Dean. Ich liebe dich wirklich. Ich bin dein Bruder und du kannst mich nicht so einfach fallen lassen." Er packt mich im Nacken, muss sich dafür strecken: "Ich weiß. Und du weißt, dass ich dich nie fallen lassen werde, egal, was noch passiert. Wir sind auf ewig verbunden. Auf die eine oder andere Art." Es ist die pure Wahrheit, was er sagt. Wir können uns nicht verlassen, nur verletzen und wieder aufbauen. Ich lasse mich etwas beruhigter auf den nächsten Kuss ein. Doch nach kurzer Zeit unterbricht Dean ihn, streicht mir grinsend über das Kinn und meine Stoppel, ehe er mir etwas ins Ohr flüstert, was alle Widerstände auflöst. "Ich mache das aus keiner Laune heraus, Sammy, sondern weil ich fühle, dass es richtig ist, was ich hier mache. Ich lass dich nicht los. Also fang mich bitte auf, wenn ich falle." Ende Bin für Kritiken, Anregungen, Wünsche und Lob offen ;) Vielen Dank fürs Lesen. cu, Morathi Kapitel 23: Drogendealer - Drogenklinik - 2 Jahre - Führerschein ---------------------------------------------------------------- Hallo und herzlich Willkommen meine lieben Leser! Hiermit präsentiere ich euch das neuste Werk meines Kuriositätenladens. Die vor Ihnen liegende FF ist mal was anderes, als bisher ;) Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß!! Disclaimer: Sam, Dean, der Impala und Ruby gehören nicht mir, sondern Eric Kripke. Ich leihe sie mir nur gerne aus. Drogendealer - Drogenklinik - 2 Jahre - Führerschein Die Stühle haben Fische. Die blicken mich aus schwarz glänzenden Knopfaugen an und öffnen ihren Mund, in Atemnot, in Lebensgefahr. Keinen Ton geben sie von sich, denn wir sind in einer Luftblase. Sie ist voller Blut. Meinem Blut, das mir unter den Nägeln heraustritt. Ich will mich nicht auf den Stuhl setzen, um zu sehen, wie das Gedärm aus den Fischen tritt. Sie sehen so unschuldig grausam aus. Stattdessen nehme ich den Zirkel, der durch meine Hosentasche mein Bein blutig sticht und stoße ihn in ihre Augen. Grün tritt heraus und blendet mich. Der Boden wird rutschig, die Fische fangen an zu singen: "Oh happy day ..." Mit meinen Schlittschuhen versuche ich mich zuerst an einer Pirouette, dann überfahre ich sie, doch der Gesang stoppt nicht, sondern wird lauter, durchdringender, kommt aus mir heraus. Ich bin auf einer Schildkröte, stehe auf ihrem Kopf. Sie trägt einen Berg auf dem Rücken, ich starre ihn an. Zwei Jahre lang starre ich ihn an. Er verändert sich nicht, traut sich unter meinem Blick nicht einmal zu zucken, oder eine bergige Augenbraue zu heben. Ein Schwan schwankt auf der Spitze, nur auf einem Bein balancierend, Fangzähne im Schnabel. Ewig wird er nicht so stehen bleiben, aber ihm wird es unendlich lang vorkommen, bis er fällt. Er strengt sich an, er versucht es krampfhaft, aber das Vorhaben ist doch von vornherein zum Scheitern verurteilt. Irgendwann fällt alles, kippt alles. Nicht bleibt, erst recht nicht auf einem Bein. Ich schwanke im Dunkeln. Langsam heben sich meine Augenlider. Ich bin der Schwan, weiß und stolz, auf dem Berg, mit einem Bein stehend. Das andere sieht abgebissen aus. Doch ich spüre keinen Schmerz, nur vergänglichen Stolz und eine einfältige Beharrlichkeit, stehen zu bleiben, nicht zu fallen. Ich starre zurück, auf den kleinen, gedrungenen Menschen. Da, auf dem Kopf der Schildkröte. Ich starre, ohne zu zwinkern. Der da sieht furchtbar aus. Eingefallenes Gesicht, dreckige Klamotten und etwas, das knapp über einen Drei-Tage-Bart hinaus geht. Wie kommt dieses niedere Wesen hierher? Was will es hier? Ich schwanke im Rhythmus des Windes, habe keinen Einfluss darauf. Er trägt mich, er hält mich, er bringt mich zu Fall. Die Welt steht Kopf, der Mensch sieht mir hinterher, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt. Die Worte dröhnen in meinem Schädel: „Platz.“ Und ich platze, fliege in tausend Teile, kein Blut, nur Glitzerstaub. Das grinsende Gesicht verfolgt mich, egal welches Stück meines Körpers ich auch bin. Der Schwank in mir grunzt, fletscht die Zähne und will ihm das Gesicht zerkratzen. Die Fänge kommen auf mich zu, zerschneiden mir das Gesicht, quälen mich bis auf den Bauchnabel. Ist er nicht in tausend Stücke zerrissen? Glitzerstaub setzt sich in meinen Wunden fest, macht mich bewegungsunfähig, einfältig und zufrieden. Als Statue stehe ich da, falle und schwimme ich. Die Zeit rauscht an mir vorbei, hält mich nicht fest, kann mich nicht fassen. So soll es immer sein. Schwerelos, sorgenlos, lebenslos. Ich will die Augen schließen, doch schaffe es nicht. Ich bin Stein. Kopfüber in der Dunkelheit, vergessend, verschwindend, sterbend. Doch zu meinem Ärgernis wird mein Tod aufgehalten. Die Sense wird mir in den Arm gerammt, kann mir aber nicht das Leben nehmen, mein Kopf ist nicht ab. Ich schreie. Schmerzen. Ich schreie! Und erwache. Grelles Licht blendet mich, verfolgt mich, wohin ich auch sehe, meinen Kopf auf wende. Alles tut mir weh, Stimmen, viel zu laut, schreien mich an. Nur eine, eine einzige kann ich verstehen, hüllt mich ein. Ich konnte sie nicht vergessen, binde mich damit weiterhin an ihn. Sam. "Dean? Dean. Komm, wach auf, du schaffst es. Lass mich nicht hängen. Komm, Dean, mach die Augen auf." Ich kann nicht anders, befolge seine Befehle, auch wenn ich mich wehre. Kann ich nicht zurück zu den lieben Fischen, dem bissigen Schwan, dem toten Mann? Doch ich sehe ihn an. Ihn, der Sams Stimme hat. Doch es ist nicht Sam, es sind nicht seine Augen, nicht seine Hände. "Sam? Wo ist Sam?" "Hier. Ich bin es doch, Dean. Sieh mich an, bitte." Der Frevler verzerrt sein Gesicht. Soll das ein bittender Blick sein? Ich sehe ihn verachtend an: "Du bist nicht Sam. Du magst seine Statur und seine Augenfarbe haben, so wie seine Haare, aber du bist nicht Sam. Gib ihn mir zurück!" Der Mann zuckt zurück und kurz blitzt Schmerz in seinen Augen auf. Wer könnte er sein? Ein Zwilling? Ein Böser? Da wird der Teufel auch schon beiseite geschoben, fachkundige Hände greifen nach mir, untersuchen mich. Die ernste Miene passt nicht zu den kitzelnden Fingern. "Mir geht es gut.", motze ich und entwinde mich. Der Mann will gerade seinen Mund aufmachen, hat bereits die Hälfte des Weges geschafft, als er von diesem Frevler beiseite geschoben wird: "Verdammt, Dean. Dir geht es nicht gut! Du liegst in einer beschissenen Drogenklinik und lagst zwei verdammte Jahre lang im Drogenrausch." "Ohne dass wir wissen, wieso.", mischt sich der Arzt ein, wird jedoch von einem wütenden Blick meines angeblichen Bruders sofort in seine Grenzen gewiesen. Oder sollte er jedenfalls. Eigentlich zuckt er nur mit den Achseln und spricht gleich weiter: "Sie sind sehr geschwächt, aber ansonsten fehlt ihnen tatsächlich nichts. Wir können sie hier aufpäppeln, oder sie machen das bei sich. Mit viel Ruhe und keinen Drogen." Dabei hat er diesen einschüchternden, besorgten Blick auf, den Ärzte nun mal so haben. Aber vielleicht täusche ich mich auch. Aber jetzt erst einmal zu wichtigeren Punkten. Ich bin in einer Drogenklinik? Dieser Traum, dieses zweite Leben waren die Drogen? Was zum Geier war vorher passiert? Wieso bin ich ganze zwei Jahre im Rausch gewesen und welcher verdammte Drogendealer hatte mir das Zeug verschafft? Den würde ich gerne wieder konsultieren. Aber das wichtigste: Wo ist Sam? "Ich gehe. Sofort. Und bringen sie mir meine Sachen. Und haben sie meinen Bruder gesehen?" Der Arzt sieht mich verständnislos an. "Riesig, braune Wuschelhaare, sehr muskulös, kann wie ein Welpe gucken, wenn er will. Sammy eben, verdammt!" Der Mann hebt unbeeindruckt, aber verwirrt die Augenbraue, blickt zu dem Frevler: "Dürfte ich diesen hier vorschlagen? Er hat sie auch hierher gebracht.“ Der Imitator atmet schwer, bleibt einen Moment ruhig, doch als ich wieder protestieren will, schreitet er ein: "Können Sie bitte kurz raus gehen? Ich glaube ich muss mich mal mit meinem Bruder unterhalten. Und du,“, er sieht mich scharf an, „hältst die Klappe, bis ich fertig bin mit Reden." Wow. Ich kann nicht anders, als zu schweigen, die Präsenz überrollt mich. Das kann gar nicht Sam sein. So war er nicht. Kaltblütig vielleicht, aber so herrisch? Niemals! Der Arzt verschwindet und Sam, nein, der Frevler, setzt sich auf einen Hocker neben meinem Bett. Seufzend fährt er sich durch die langen Haare und blickt mich dann an. Ich kann einen Schimmer Verzweiflung darin erkennen. "Ja? Redest du nun, oder nicht?", herrsche ich ihn an. Jedenfalls kommt es mir so vor. Es kann gut sein, dass meine Stimme nur ein Flüstern ist, ich kann es nicht mehr beurteilen. "Du bist so ein Mistkerl. Ein richtiges, Arschloch, weißt du?" Zorn blitzt in diesen Augen auf, die Sams so ähnlich sind. Und langsam kommen mir Zweifel. "Was geht dich das an?" Doch er hört mich nicht, oder will es nicht. "Du verschwindest einfach, schiebst dir ein paar verdammte Drogen rein und lässt alles bei mir liegen. Wir sind mitten im Kampf und du lässt mich stehen. Weißt du, was für ein beschissenes Gefühl das war? Nein, weißt du nicht! Weißt du, was für krankes Zeug ich erlebt habe in den zwei Jahren? Alleine auf der Jagd und einen komatösen Bruder an der Seite? Der im übrigen ein wunderbares Ziel für Dämonen war? Weißt du das? Nein, weißt du nicht! Du hast keine Ahnung und führst dich hier auf wie ein unwissender Idiot." Es sind Schläge, die auf mich einschlagen. Nein, es ist schlimmer als Schläge, denn es geht tiefer, ist härter als jede Faust. Ich winde mich, möchte das nicht hören und weiß doch nicht, was es bedeutet. Nur eines ist mir klar. Sollte das die Wahrheit sein, dann kann dieser Mann vor mir auch Sam sein. Bitte, lieber Gott, oder Castiel, oder wer sonst auch immer, lass mich zurück. Zurück zu der Schildkröte, dem Schwan und dem erbärmlichen Menschen. "Nein!" Der Schrei kommt tief aus mir raus, ohne dass ich ihn aufhalten, es verhindern kann. Es ist, also hätte man eine Alraune gepackt, die Wurzel allen Übels und würde sie unter Geschrei an das Licht zerren. Meine Seele wehrt sich gegen die Helligkeit, will nicht die Realität erblicken. War sie doch so schön eingebettet in die Dunkelheit, in die Drogen, die Träume. Sam, ich nenn ihn jetzt einfach so, sieht stirnrunzelnd zu, wie ich mir die Hände an die Schläfen presse. Ohne, dass ich etwas dagegen unternehmen kann sprudeln die Worte immer wieder aus mir heraus, ohne Ende in der Schleife gefangen: "Ich weiß nichts. Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nichts. Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nichts. Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nichts. Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nichts. Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nichts. Ich kann mich nicht erinnern ..." Die Bekanntschaft zwischen Faust und Kinn lässt mich hochschrecken und ich sitze einem wutschnaubendem Sam gegenüber: "Du weißt nichts? Du erinnerst dich nicht?" Und das erste Mal seit Stunden, oder seit Jahren, bin ich vollkommen klar. Was ist passiert? Wollte ich das wirklich? Einen jahrelangen Drogenrausch? Vor allem, wie zum Geier habe ich das geschafft? Nein, ich wollte Sam nie mehr Bürde aufhalsen, als er schon hatte. Wenn ich ihn hätte entlasten wollen, hätte ich mich umgebracht, oder wäre in den Untergrund gegangen. Was vermutlich nichts genutzt hätte. Wenn nicht Sam, dann hätten mich die Engel wiedergeholt. Egal woher. Also, was war passiert? Ich sehe dem Mann vor mir fest in die Augen, erforsche sie und erkenne in irgendeiner Ecke Sam wieder. Nur ein wenig, aber es reicht mir. Seine Angst um mich, verdeckt vom Zorn momentan, ist da. Seine Sorge und seine Bruderliebe. Ich werde es riskieren und ihm glauben. Was habe ich schon für eine Wahl? Gut, ich habe mehrere, aber diese hier ist mir doch die liebste. "Ich versuche es gerade.", ist meine ehrliche Antwort und er ist verblüfft. Seine Wut verschwindet augenblicklich, nur ein wenig Misstrauen bleibt zurück: "Du weißt es wirklich nicht?" Ich schüttle den Kopf: "Meine Erinnerung ist verschwommen. Ich weiß nicht einmal, was genau vor den Träumen passiert ist. Ich weiß nur, dass ich das nicht gewollt haben kann, nie gewollt habe. Hast du tatsächlich geglaubt, dass ich mich noch unnützer mache, als du mich eh schon gehalten hast? Da bring ich mich eher um, das kannst du glauben." Seinem geschockten Blick nach zu urteilen ist die Vorstellung für ihn nicht gerade angenehmer. Gut, wenn ich mir überlege, er würde das sagen, wäre ich wohl seiner Meinung. Tot oder im Koma, beides ist eine schreckliche Vorstellung. Ich will weiter reden, ihn überzeugen, dass ich das nie gewollt habe, doch Schwindel erfasst mich. Meine Sicht verschwimmt und ein kreischender Ton überrollt mich. Schemenhaft kann ich Sam erkennen, der aufspringt, dann mischt sich weiß dazu, es kommt immer näher, das Geräusch verstummt, stattdessen höre ich eine weit entfernte Stimme: "Er hat keine Kraft mehr. Was bitte, haben sie angestellt? Wir ..." Ein breites, fleischiges Gesicht ist das letzte, was ich sehe. Dann wird es schwarz um mich herum. Ende? Schmerz breitet sich in meinem Körper aus, erfüllt mich. Also doch nicht tot. Irgendwie bin ich beruhigt. Sam zu sagen, dass ich ihn nicht verlassen wollte und dann zu sterben wäre schon erbärmlich gewesen. Mit so einem Vertrauensbruch kann ich wirklich nicht in den Himmel oder die Hölle gehen. Stück für Stück nehme ich jetzt dafür wieder etwas wahr. Nach meinem Schmerz kommt das Tastgefühl. Weich, warm. Dann der Gehörsinn. Leise, ein Summen, Atmen. Sehsinn. Moment, ich muss die Augen noch öffnen. Ah, jetzt. Diesmal blendet mich nichts, es ist angenehm dunkel in meinem Zimmer. Ist es Nacht, oder sind die Rollläden unten? Ach, ich vergaß. Jetzt kommt noch die Fähigkeit zu sprechen. Ich stöhne, rege mich. Es sind nur Millimeter, doch mein Körper protestiert. Er will schlafen, sich bis in alle Ewigkeit ausruhen. Aber die Zeit, die Geduld habe ich nicht. Ich drehe meinen Kopf, versuche etwas, eine Gestalt zu erkennen. Da, nicht weit von mir entfernt, hängt ein Riese auf einem Stuhl. Glaube ich wenigstens. Vielleicht ist es auch der Glöckner von Notre Dame, oder es gibt seit neustem unförmige Kleiderschränke. "Sammy?" Meine Stimme ist nur ein Flüstern, doch mein Bruder ist darauf geprägt, sie zu hören und zu verstehen. Ich vernehme ein Krachen, als der Turm einstürzt. Ist er vor Schreck vom Stuhl gefallen? Ich vermute es mal, doch mein Grinsen schafft es nur halb zu meinem Mund. "Dean?" Da steht er, so groß wie King Kong, über mich gebeugt. Die Sorge in seinen Augen sehe ich sogar im Dunkeln. Ich bin eben auch geprägt. "Je, bins.", presse ich hervor, "wasn lus?" Gott, bin das wirklich ich? Was ist mit meiner Artikulation passiert? Ich werde doch keine Sprachstörung haben, oder? So kurzfristig und spontan? "Du bist uns vor Erschöpfung umgekippt. Tut mir leid." "Hm?" Na gut, belassen wir es vorerst bei diesen Äußerungen. Wird wohl die Erschöpfung sein, von der er soeben gesprochen hat. Aber warum entschuldigt er sich? "Ich bin schuld dran. Wenn ich dir nicht so zugesetzt hätte, wäre das nicht passiert." Okay, wenn ich bisher nicht daran geglaubt hätte, Sam vor mir zu haben, spätestens jetzt wäre ich mir sicher, bin ich mir sicher. Ich mache eine wegwerfende Bewegung und merke, dass meine Kräfte wenigstens ein klein wenig zurückkehren. Ob das auch für meine Sprache gilt? Ich probier es aus. "Kein Prblem." Okay, komplett noch nicht, aber besser. Ich bin beruhigt. Sam schüttelt den Kopf, aber gegen meine Güte kommt er nicht an. "Was machn wir?" Ich nehme ein grobes, vages Schulterzucken wahr. "Wir warten, bis zu dich wieder erholt hast.", ich will was sagen, er merkt es, "Ja, hier im Krankenhaus. Keine Widerrede. Wir gehen hier erst raus, wenn du alleine gehen und sprechen kannst." Mist, das ist unfair. "Und jetzt schlaf wieder. Ich bleibe hier." Ich weiß, jetzt bin ich unfair. Sam sollte sich ausruhen, vermutlich mehr als ich. Aber ich bin froh, dass er nicht weg geht. Ich will gar nicht, dass er weg geht. Kurz drücke ich seine Hand, eine Geste die alles sagt. Er erwidert den Druck, wir lassen uns los und er geht zurück zu seinem Stuhl. Es dauert nicht lange, dann bin ich eingeschlafen. Ich hoffe es geht meinem kleinen Bruder genauso. Nach Stunden, Tagen, oder Wochen, wache ich mit einem monstermäßigen Hungergefühl auf. Meine Sinne sind einigermaßen scharf, mir tut lediglich mein Nacken weh. Diesmal ist es wieder hell in meinem Zimmer, aber Sam fehlt. Er wird wohl seinen obligatorischen Kaffee holen, die Ärzte bequatschen, oder sich an die Krankenschwestern ran machen. Als im nächsten Moment eine männliche Krankenschwester mein Zimmer betritt, muss ich aufgrund meiner Gedanken lachen. Hört sich noch was kratzig an, aber was soll’s. Der Mann sieht mich schief an, checkt meine Werte und verschwindet wieder. Beim Rausgehen drückt er Sam die Klinge in die Hand, der tatsächlich einen Kaffee trägt. Der Geruch verstärkt meinen Hunger weiter und Sam deutet das undefinierbare Geräusch richtig: "Frühstück kommt gleich." "Gut." Wir schweigen, bis alles aufgegessen und wieder weggeräumt wurde. Wir würden auch noch länger schweigen, wenn der Arzt nicht herein kommen würde. Scheinbar ist mit mir so weit alles in Ordnung. Sie hieven mich auf die Beine, die noch ziemlich wacklig sind, aber den Eindruck machen, als könnten sie bald wieder ihre Funktion aufnehmen. "Ein paar Wochen noch.", meint der Arzt, dann wäre ich wieder in Form. Scheinbar haben sie meinem Körper in den letzten zwei Jahren so gut es ging Training angedeihen lassen, damit sie Muskeln nicht allzu sehr verkümmern. Als ich auf Krücken gehen kann, versuche ich Sam zu überreden, abzuhauen. Doch sein Argument, dass sich die Dämonen und Geister sicher tot lachen würden, könnten sie mich so sehen, lässt mich von dem Plan abkommen. In der Zeit, die wir jetzt haben, erzählt Sam mir von den letzten zwei Jahren. Zwischendurch fährt er los, um kleine Jobs in der Umgebung zu erledigen. Es bringt mich fast um, nicht mit zu kommen. Ich will endlich wieder meine Waffe in der Hand halten, Benzin und Salz über irgendwelche Gräber schütten und Werwölfe erschießen. Das klingt vielleicht brutal, aber das ist mein Leben. Während ich mich also anstrenge, um wieder gesund zu werden, vergehen die Wochen tatsächlich im Flug. Und endlich, endlich, darf ich raus. Niemand macht eine besorgte Miene, alle sind zufrieden. Ich bin clean. Was mich wieder auf mein, unser Problem zurück bringt. Denn ich kann mich weiterhin nicht erinnern, warum ich überhaupt high war. Zwei Jahre lang von einer Dosis, wohl gemerkt. Und warum hatte ich keine Entzugserscheinungen? Oder waren das die zwei Jahre? Ich bin verwirrt. Während wir nun in der Drogenklinik waren, hat Sam mich auf das Thema auch nicht mehr angesprochen. Hatte vermutlich zu viel Angst davor, dass ich wieder zusammen breche. Hatte vermutlich auch recht damit. Aber jetzt, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mich zu erinnern, darüber zu reden. Sams Erzählungen der letzten Jahre haben mich in der Entscheidung bestätigt. Er hat den Krieg alleine weiter geführt und sich nebenbei um mich gekümmert. Wie viel Kraft das gekostet haben muss, kann ich mir gar nicht vorstellen. Gerade ist eine kleine Pause eingetreten, die Parteien lecken ihre Wunden, aber es ist noch nicht vorbei. Ich habe die Befürchtung, dass es nie vorbei sein wird. Meine Sachen sind gepackt und ich verlasse das erste Mal, Sam an meiner Seite, die Klinik. Von außen sieht die sogar ganz nett aus. Aber momentan sieht für mich alles nett aus. Und neu, verdammt neu. Kann aber auch daran liegen, dass ich diese Gegend nüchtern noch nie gesehen und besucht habe. Aber ach, was geht mein Herz auf, als ich mein Baby sehe. Sie winkt mir schon aus weiter Entfernung entgegen, strahlt mich an in einem Glanz, den niemand überbieten kann. Hat Sammy sie etwa auch noch richtig geputzt? Ich strahle ihn an und halte die Hand auf. Ich will fahren. Jetzt sofort! Doch mein kleiner Bruder schickt mich, ohne mit der Wimper zu zucken mit einer Handbewegung Richtung Beifahrertür. „Hey, was soll das? Wieso darf ich nicht selber fahren? Sag bloß, sie haben mir meinen Führerschein abgenommen? Welchen denn? Dann kann ich einen anderen benutzen.“ „Hätten sie gut machen können, ja. Aber nein, das ist es nicht. Bevor du auf den Verkehr losgelassen wirst, musst du dich noch etwas erholen. Du willst doch nicht, dass sie Schaden nimmt?“ Ich grummle, ich fauche, ich will beißen, aber ich lasse es. Die Sorge um mein Baby lässt mich einlenken. Auch wenn ich nicht glaube, dass Sam eine sehr viel sicherere Variante ist. Aber immerhin sieht sie nach den zwei Jahren noch heil aus. Ich habe nur Angst, was er diesmal mit ihr gemacht hat. Nach den vier Monaten in der Hölle war sie ja mit so was wie Musik geschändet worden und der ganze technische Kram hatte sie ebenfalls verunstaltet. Doch nichts ist zu sehen. Kein Navi, keine Charts und auch keine MP3-Player. Er hat wohl aufgeräumt bevor ich raus gekommen bin. Ich bin ihm sehr dankbar. Erstaunlicher Weise schlafe ich auf der Fahrt ein. So fit bin ich scheinbar wirklich noch nicht, wie ich mich fühle und ich bin froh, dass Sam mich nicht an das Steuer gelassen hat. Aber auch wenn ich wach bin, schweigen wir. Ich lege mir einen Plan für später zurecht und denke nach. Was er macht, weiß ich nicht. Dabei fällt mir ein, dass ich nicht einmal weiß, wohin wir fahren. Was ist unser Ziel, Sam? Ach nein, ich sprech dich besser nicht an, du siehst so konzentriert aus. Abends holen wir uns was zu Essen und fahren damit in ein Motel. Ach, was habe ich das vermisst. Eklige, abgedrehte Zimmer, in denen man noch den Schweiß vom Vorvorgänger riecht. Was soll’s. Wir essen, wir sehen zufrieden aus. Jetzt passt es. "Ich habe mich entschieden." Das Misstrauen in Sam ist geweckt. "Aha? Und was ist deine Entscheidung?" "Ich will eine Trance. Vielleicht erinnere ich mich dann an das, was passiert ist." Ich hoffe es. Wirklich. Und Sam ist überrascht. Hat wahrscheinlich nicht gedacht, dass ich das freiwillig mache. "Okay." Phu. Erleichterung du darfst kommen. "Und bei wem?" Sam grübelt, das wirft immer so faszinierende Falten in seiner Stirn auf: "Ich kann es selber probieren." Ich bin drauf und dran "Nein, danke" zu sagen, aber ich lasse es. Er ist vermutlich der Einzige, dem ich mich momentan so anvertrauen kann, dass die Trance klappt. "Okay." Oh. Seine Erleichterung kommt auch. "Keine Sorge, ich habe das schon mal gemacht. Und ich werde mich vorher noch ein wenig informieren." "Mach das." "Und wann soll es stattfinden?" "So schnell wie möglich.", entscheide ich, "Wann du bereit bist." Und so entscheiden wir uns für übermorgen. Sam versinkt in Büchern und ich werde immer nervöser. Aber mein Hirn blockiert meine Erinnerung, ich kann mich ja gerade mal verschwommen an meine Vergangenheit erinnern. Und doch freue ich mich darauf. Obwohl freuen vielleicht der falsche Begriff ist. Ich bin gespannt. Um diese Spannung abzubauen mache ich weiter meine Übungen. Ich muss topfit sein, um meinem Bruder nicht zur Last zu fallen. Auch wenn er scheinbar nur froh ist, dass ich wieder da bin. Der Tag ist gekommen, alle Vorbereitungen sind getroffen. Wir sitzen uns in einem dunklen Zimmer in irgendeiner unbewohnten Hütte gegenüber, um uns herum Kerzen. Sam ist genauso nervös wie ich, aber es gibt kein Zurück. Okay, gäbe es doch. Wir könnten die Kerzen ausblasen, aufstehen und den Raum verlassen. Aber uns würde im Traum nicht einfallen, so was zu machen. Wir ziehen das durch. Sams Worte hüllen mich ein, lassen mich träge werden. Sie tragen mich aus der Hütte heraus, zurück durch die Zeit bis vor zwei Jahre. Ich sehe, wie wir jagen, wie uns der Kampf auffrisst, wie wir streiten. Ich sehe sogar meine Hoffnungslosigkeit, meinen Wunsch einfach alles zu vergessen. Ich finde mich schwach, aber das war eine andere Zeit, ein anderer Zustand. Ich habe meine Motivation wiedergewonnen, meine Stärke, meine Zuversicht. Doch damals, da wollte ich weg. Und wenn es nur für einen kleinen Moment sein sollte. Das einzige, was scheinbar meinem dämlichen Hirn eingefallen ist, waren die Drogen. Ich habe niemals zuvor Drogen genommen, habe die Menschen immer verachtet, die das taten. Ich hatte ein tolles Leben: Die Jagd, Lebensgefahr, Sam und mein Auto. Also ich war zufrieden. Früher einmal. Ich wollte etwas besonderes. Nichts einfaches, das mich nach ein paar Stunden wieder in die Realität kickte, sondern etwas wirklich gutes. Ich habe gesucht und gefunden. Bei einem Dämon, bei Ruby. Das erste Mal, dass ich ihr vertraute. Und das letzte Mal, das schwöre ich. Sie meinte, sie wüsste etwas, dass einen stärken würde. Nach dem Rausch, der Ekstase, würde man sich gut fühlen, sei motiviert. Aber ich hätte es wissen müssen. Nichts, was ein Dämon einem andreht, kann gut sein. Aber was war das überhaupt? Während ich mir selbst zusehe, wie ich die kleine Tablette von Ruby entgegen nehme, ahne ich Übles. Aber nein, das kann nicht sein, oder? Sie würde doch nicht. Oder? Nein. Aber? Egal, was es war, es hat mich in einen zweijährigen, komatösen Rausch versetzt, ließ mich nicht mehr los. Zwei Jahre Halluzinationen, zwei Jahre kompletter Wahnsinn. Für mich und für Sam. Ich bring die Schlampe um! "Sie ist weg." Huch. Warst du das, Sam? Meine Erinnerung verschwimmt, ich komme langsam zurück in meinen Körper. Wir sitzen uns noch gegenüber, meine Beine sind eingeschlafen und Sam sieht mich durchdringend an: „Du hast dir bei Ruby Drogen geholt?“ "Ja.", gebe ich kleinlaut zu. Was soll ich schon anderes sagen? Scheinbar hat er alles mitbekommen. "Tut mir leid." Schon wieder. Ich rolle genervt mit den Augen. "Du trägst keine Schuld. Ich hab das freiwillig gemacht und du hast sie ja nicht auf mich angesetzt. Oder?" "Nein.", er sieht mich mit dem Hundeblick an, den er so lange nicht mehr eingesetzt hat, "Aber sie hat mir mal in einem Streit gesagt, dass ich doch froh sein soll, dass du im Koma liegst. So könnte ich in Ruhe kämpfen. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe." Ich bin erstaunt. Um nicht zu sagen geschockt. Hat er ihr tatsächlich den Laufpass gegeben? Er errät wohl meine Gedanken: "Ich habe ihr gesagt, dass sie sich nicht mehr blicken lassen soll, solange sie tatsächlich so denkt." Irgendwie freue ich mich. "Und jetzt noch weniger. Das Miststück hat dir wohl Dämonenblut gegeben." Och ne, war meine Vermutung doch richtig. "Was?" "Ja. In einer bestimmten Menge kann es Halluzinationen hervorrufen. Und wie es scheint kann man auch ins Koma fallen." "Ob sie das überhaupt gewusst hat?" Versuche ich gerade, sie zu verteidigen? Ach Quatsch! Auch wenn ich natürlich selber schuld bin, dass sie die Gelegenheit hatte mir so was unterzujubeln. Dämonenblut. Ach du Scheiße! Sam denkt wohl dasselbe, denn er hebt nur eine Augenbraue. Ich seufze. Macht sich gut, damit drückt man alles, was man sagen will, in einem Geräusch aus. Aber wenn ich mir meinen Bruder so ansehe findet der das wohl nicht. Oder erwartet zumindest mehr. Na gut, geb ich ihm die Befriedigung. "Ich bin selber schuld." "Ja." Na der ist ja knallhart. "Aber", aha, "sie hat trotzdem kein Recht dir das anzutun. Uns das anzutun. Ich bin kein kleines Kind mehr, das man nicht fragen braucht, wenn man was zu seinem Besten will. Und bis sie das verstanden hat, soll sie fern bleiben." Komischerweise macht sein grimmiges Gesicht mir Mut. Es zeigt, dass uns nichts aufhält, nichts auseinander bringt. Wir sind unsere größte Schwäche, aber auch unsere größte Stärke. Wir werden nicht aufgeben. Für uns selbst. Egal, ob Dämonen oder Engel, niemand kommt zwischen uns. Ich grinse schief: "Danke." Er erwidert es. *** Monate später. Ruby ist wieder da, eine Spur freundlicher zu mir. Der Kampf geht weiter und wir stürzen uns voller Elan rein. Nicht weil wir es möchten, nicht weil wir keine andere Wahl haben, sondern weil es für uns richtig ist. Und weil wir eine Chance haben. Nur manchmal, wenn wir wieder einen richtig anstrengenden Tag hinter uns haben, frage ich mich, was die Schildkröte und der Schwan wohl machen. Aber sie werden wohl immer noch am schwanken und kämpfen sein. Immer und immer wieder. Nein, keine Sorge, Sam. Ich gehe nicht mehr zurück. Den reinen Wahnsinn erlebe ich immerhin täglich in der Realität. Ende Danke fürs Lesen ;) Freu mich wie immer über Reviews! cu, Morathi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)