Mikatsuki No Mai von NeunMephistopheles (Der Tanz der Mondsichel) ================================================================================ Kapitel 3: Ein verhängnisvolles Duell ------------------------------------- Bei uns wurde das Schweigen unterbrochen, als es schon wieder klingelte. Ryo schnaubte wütend: „Wer ist das nun schon wieder?! Haben wir heute Tag der offenen Tür?!“ Der grauhaarige stapfte zur Tür und man hörte ein verblüfftes: „Oh, Marik, was machst du denn schon wieder hier?“ „Ich flüchte vor Odion und Ishizu! Mach die Tür zu, ich wette sie sind schon auf dem Weg hierher!“ „Hä?!“, war die verwirrte Antwort Ryos. „Sie wollen mich zurück nach Ägypten bringen!“, versuchte Marik zu erklären. „Was hast du denn? Ist das ein Problem? Ägypten ist schön.“, meinte Katja. Inzwischen waren Marik und Ryo ins Wohnzimmer zurückgekehrt, wo wir alle versammelt saßen. „Nein, aber mit zwei spießigen Geschwistern wird es zum Problem. Vor allem wenn sie einen behandeln, als wäre man gerade mal 5!“ „Hm… trotzdem ist Ägypten schön.“, murrte Shila ebenfalls. „Na wenn du meinst.“ Marik hatte sich seufzend auf dem Boden niedergelassen. „Aber meinst du nicht, dass sie dich hier als erstes suchen kommen?“, fragte Yumi. „Sie wissen doch sowieso schon, dass ich hier bin!“, antwortete Marik geknickt. „Was? Wie denn das?“, fragte ich. „Na ja, in meiner Wut habe ich es ihnen entgegengebrüllt.“, meinte der Ägypter verlegen. „Ach so.“, sagte ich leise. „Und was willst du jetzt machen?“ „Versuchen, die zu überzeugen, dass ich hier bleiben darf. Sie haben für heute Mittag einen Flug nach Ägypten gebucht.“, berichtete Marik weiter. „Aber warum lässt du dir das alles gefallen? Wehr dich gegen sie, du bist kein kleines Kind mehr, oder irre ich mich da?“, fragte Katja. „Sie sind älter als ich und haben eigentlich mehr zu sagen.“, murmelte Marik. „Hm… dann lass doch einfach wieder den Yami raushängen.“, schlug Shila vor. „Das ist an sich keine so schlechte Idee…“, der dunkelblonde dachte anscheinend ernsthaft darüber nach. „Ja, ich weiß! Sie kommt ja auch von mir.“, brüstete sich die rothaarige Stolz. „So, willst du also für diese Nacht doch hier schlafen?“, fragte Ryo. Der Ägypter nickte. „Aber wo denn?“, fragte Yumi zurück und sah sich hier um. „Mangels Platz könnte es ein wenig eng werden.“ „Hm… da lass ich mir noch was einfallen.“, sagte Ryo und holte inzwischen schon Matten und Decken raus. „Also gut, Marik, die Küche ist für dich zu gefährlich, käme also nur das Bad infrage.“, überlegte der grauhaarige. „Waaas?! Soll ich etwa in der Badewanne schlafen?!“, ereiferte sich Marik entgeistert. „Wenn du unbedingt willst. Oder du kannst natürlich auch im Flur schlafen.“, grinste Ryo frech. „Das hört sich schon besser an.“, meinte Marik. Also bekam auch er eine Matte und eine Decke und verzog sich in den Flur. Ryo verließ uns ebenfalls und legte sich in seinem Zimmer schlafen. Und wir waren alleine. Alleine im Dunkeln, alleine in einer fremden Wohnung, alleine in einem fremden Land, alleine in einem fremden Land. Aber uns fiel auf, dass wir letztendlich doch nicht so alleine waren, denn wir hatten schon viele Freunde gefunden. „Wie findet ihr das alles hier?“, fragte Yumi leise in die Stille hinein. „Cool!“, meldete sich Shila sofort zu Wort. „Die Wohnung ist echt toll!“ „Mensch Shila, du Vollhans!“, sagte Katja tadelnd. „Was denn? Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Shila verwirrt. „Ach, ist schon gut…“ Nun schlief eine nach dem anderen ein, alle bis auf eine. Katja erhob sich leise, schlich auf Zehenspitzen zu Ryos Tür und klopfte. Im selben Moment klingelte es. Ryo kam aus seinem Zimmer und so verschlafen wie er war, rannte er Katja fast um. „Was ist denn hier los?“, fragte er müde. Wir andern waren nun auch alle wieder wach. „Mensch sieht Ryo in seinem Schlafanzug nicht niedlich aus?“, fragte Shila und betrachtete den jungen Japaner, der verwirrt in seinem blau-weiß gestreiften Schlafanzug zwischen uns stand. „Alle wach?“, fragte er. „Ja, schon wieder wach.“, sagte Yumi. „Es hat an der Tür geklingelt.“ Ryo stapfte fast noch im Halbschlaf in seinem Schlafanzug zur Tür, fluchte laut, weil er über Marik gestolpert war, der merkwürdig quietschte, und öffnete dann die Tür. „Vor ihm stand ein Zwei-Meter-Mann, der Ryo ziemlich freundlich fragte: „Sag mal, Ryo, schnarchst du hier so laut, dass man es bis oben hört?“ Ryo schüttelte den Kopf. „Nein. Marik, schnarchst du so laut?“ „Ähm… kann schon sein.“, antwortete der Ägypter mit einer unguten Vorahnung. „Raus!“, brüllte Ryo auf einmal. „Du schläfst auf dem Balkon!“ „Was? Aber es regnet doch.“, wimmerte Marik. „Ist mir egal. Ich habe keine Lust, dass die ganze Nachbarschaft heute Nacht bei mir auf der Matte steht und sich beschwert.“ „Aber…“, doch als er den Blick Ryos sah, gab Marik auf und packte seine Sachen zusammen. Wir beobachteten ihn, wie er mit hängenden Schultern auf den Balkon raus ging. Als erstes sah er nach oben, dann zog er sich die Decke über den Kopf. Ryo schloss die Haustür, dann verzog er sich auch wieder wortlos in sein Zimmer. Auch die anderen hatten sich wieder hingelegt. Nur ich stand leise auf und ging in den Flur. Ich hatte doch vorhin irgendwo einen Schirmständer gesehen. Gerade als ich einen Schirm gefunden hatte, klapperte die Balkontür. Ich hastete ins Wohnzimmer zurück und erstarrte. Da stand Yami Marik. Tropfend ging er zu Ryos Zimmertür – und rannte die Tür einfach ein. Ein leichenblasser Ryo stand in seinem Bett. „Was ist den hier schon …? Marik! YAMI MARIK!“ „Komm raus und kämpfe mit mir! Bakura!“ „Hä? Aber es ist halb sechs morgens. Da habe ich doch keine Lust, mich mit dir zu duellieren!“ „Komm jetzt, du verdammter Grabräuber! Komm auf den Friedhof und kämpfe mit mir!“ Dann war Marik weg. Ryo starrte immer noch auf die Stelle, wo Marik vor zwei Sekunden noch gestanden hatte. Wir sahen uns verwirrt an. „Mitze, was machst du denn da?“, fragte Shila, als sie mich in der Flurtür stehen sah mit dem Schirm in der Hand, der eigentlich für Marik gedacht gewesen war. „Nichts…“, seufzte ich, behielt den Schirm aber in der Hand. Kurz darauf waren wir auch schon alle auf und zogen uns die Jacken über. Da fragte Ryo, der sich auch fertig gemacht hatte: „Was macht ihr denn da?“ „Was meinst du, wonach es aussieht?“, fragte Katja. „Meinst du, wir bleiben hier und warten, bis ihr euch gegenseitig in Grund und Boden kämpft?“, ergänzte Shila stirnrunzelnd. „Aber gegen Marik könnte es gefährlich werden. Er wird möglicherweise ein Spiel der Schatten anfangen und…“, Ryo hielt inne. „Was und?“, fragte ich. „Leute, ich habe da ebenfalls ein echt ungutes Gefühl.“, gestand Yumi leise. „Ja, ich auch, und deswegen möchte ich nicht, dass ihr mitkommt.“, bekräftigte Ryo. „Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“, sagte Katja leise aber eindringlich. Der grauhaarige sah sie verblüfft an. „Und ich will nicht, dass Marik zu Schaden kommt.“, sagte ich. Ryos verwirrter Blick wanderte zu mir, dann seufzte er. „Na gut, dann kommt mit.“ So gingen wir also zusammen und im Dunkeln zum Friedhof. Eine beängstigenden Vorstellung, nachts ohne Licht auf einem Friedhof herumzuspazieren und dann noch auf einen irrsinnigen Ägypter zu treffen. Yumi und ich klammerten uns ängstlich an die Arme Shilas und Katjas. „Au! Mensch, Mitzuki, das tut weh!“, beschwerte sich Katja und versuchte mich abzuschütteln, doch ich ließ nicht locker. „E-entschuldiung… Aber ich hab Angst…“, stotterte ich. Sie seufzte. „Da bist du nicht allein.“ „Ein Friedhof bei Nacht… Ich weiß nicht so recht…“, sagte Shila leise. Auch sie hatte ein ungutes Gefühl. Das eiserne Friedhofstor hing nur noch schief in den Angeln, und quietschte bei dem kleinsten Windhauch gespenstig. Rechts und Links lagen Gräber, ordentlich aneinandergereiht. Es war unheimlich, wirklich. Ich spürte, wie mir kalt wurde. So klammerte ich mich noch fester an Katjas Arm. Als ich dann zu einem großen Grab links von mir sah, erstarrte ich und einen Moment später kreischte ich. Ryo und auch alle anderen zuckten zusammen. Die Dunkelheit lag wirklich schwer auf unseren Augen, doch was wir sahen, erschreckte uns noch mehr. Aus dem Grabboden kam eine bleiche Knochenhand herausgeschossen. Auch aus den umliegenden Gräbern kamen Hände heraus, nach und nach kämpfte sich auch noch der Rest der Toten aus ihrer letzten Ruhestätte. Langsam und taumelnd kamen sie auf uns zu. „Ich will noch nicht hops gehen!“, jammerte Shila. „Na, meinst du, ich will das?“, fragte Katja. „Ich habe auch keine Lust, jetzt schon zu denen zu gehören.“, meinte Ryo mit bebender Stimme. „Kommt weg hier!“ Wir rannten alle hinter Ryo her, auf das Zentrum des Hügels zu. Keuchend blieben wir stehen und schauten zurück. Wir sahen die Skelette nicht mehr, dafür stand vor uns nun Yami Marik. „Na, hab ich euch erschreckt?“, fragte er höhnisch. „Marik, was soll das?“, fragte Ryo wütend. „Duelliere dich mit mir!“ „Sag mal, bist du irgendwo nicht mehr ganz dicht? Ist da eine Sicherung durchgebrannt? Weißt du eigentlich wie spät es ist?!“, fragte Shila aufbrausend. „Warte, ich guck mal nach… huch! Keine Uhr dabei!“, kicherte Marik irre. Er wandte sich wieder an Ryo. „Was ist los? Duellierst du dich mit mir?“ An seinem Arm erschien eine Duel-Disk, auch Ryo hatte nun eine. „Was soll das eigentlich?“, fragte der grauhaarige, holte jedoch sein Deck heraus und schob die Karten in die Duel-Disk. „Oh Mann… haben die sie noch alle?“, fragte ich seufzend. „Nein, wenn du es genau wissen willst.“, antwortete Yumi mir. Marik zog nun sein Blatt, Ryo ebenfalls. So begann das Duell. Ryos Lebenspunkte schwanden mit jedem Zug mehr, doch dem jungen Japaner gelang es nicht, Mariks Lebenspunkte zu senken. Etwa in der Mitte des Spiels, als Ryos Chancen sich besserten, machte Marik aus diesem ganz normalen Duel-Monsters-Spiel ein Spiel der Schatten. „Bereit ins Reich der Schatten einzutreten?“, fragte Marik gehässig. Ryos Lebenspunkte lagen jetzt bei glatten 500. Marik setzte gerade ein Monster in Angriff. Ryo hatte im Moment nur noch für ihn unnütze Zauberkarten auf dem Feld, er war also so gut wie ungeschützt. Marik war am Zug und er rief: „Bestie der Unterwelt! Greife an! … So, sag adieu zu deinen kleinen Freunden, denn hiermit wirst du erledigt!“ „Ryo! Nein!“, Katja schob sich zwischen Ryo und das angreifende Monster. Von ihr ging auf einmal wieder dieses seltsame Licht aus. Ich hielt die Luft an. Jetzt ist es aus mit Marik, dachte ich. Mich erfasste ein merkwürdiges Gefühl, ich warf mich gegen Marik und stieß ihn so aus der Schussbahn des zurück gelenkten Angriffs. An Mariks Stelle traf mich nun der Angriff, um mich herum wurde nun alles verschwommen, dann weiß. Ich hörte noch den Schrei Yumis: „Mitzukiiii!“, doch ich vernahm ihn nur aus weiter Ferne. Dann war da noch ein unmenschliches Brüllen, welches ich nicht zuordnen konnte. Dann wurde alles schwarz um mich und ich verlor das Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)