Mikatsuki No Mai von NeunMephistopheles (Der Tanz der Mondsichel) ================================================================================ Kapitel 2: Auf einmal in Domino-City ------------------------------------ Ich wurde durch ein anhaltendes Klopfen geweckt. Verschlafen schaute ich mich um und sah einen Vogel auf der Fensterbank sitzen. Es war eine Taube, die eine kleine Schriftrolle am Bein trug. Aug dieser stand ein Name drauf. Es war der Name Yumis. Ich weckte die Schwarzhaarige genervt und zeigte ihr die Taube. Vorsichtig öffnete sie das Fenster und hob den Vogel rein, ebenso sanft zog sie die Schriftrolle von dem dünnen Bein. „Und, was steht drin?“, fragte ich nun doch ein wenig neugierig. Schweigend aber mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck reichte sie mir den Brief. Ich las ihn vor: „Liebste Yumi, seit ich dich das erste Mal gesehen habe, fand ich dich so süß wie die Chips, die ich so gerne esse. Falls du mich genauso süß findest, gib der Taube einen Brief mit. Dein Chouji.“ Ich musste mich beherrschen, um nicht gleich laut los zuprusten. Der Todesblick Yumis tat das Restliche. Lachend kugelte ich über den Boden. Als ich mich wieder beruhigt hatte, sagte ich: „Da hast du es. Du bist noch nicht einmal zwei Tage in Konoha und kriegst schon Liebesbriefe. Außerdem, was ist an Chips eigentlich süß?“ Sie zuckte nur mit den Schultern. Dann nahm sie ihren Block und schrieb einige schwungvolle Schriftzeichen darauf. Die Schriftrolle steckte sie wieder an der Taube fest und dann ließ sie sie fliegen. „Und, was hast du geantwortet?“, fragte ich neugierig. „Dass ich es mir überlegen werde.“, antwortete Yumi und sah der Taube hinterher. Ich nickte und zog mich um. Als Shila und Katja wach waren, sprach ich ein Problem an, das uns bisher die ganze Zeit gefolgt war. Wir hatten kein Geld. „Vielleicht können wir ja diverse Missionen absolvieren.“, schlug Katja vor. „Ja, alles, was wir brauchen, haben wir hier, selbst die Ninja-Registrier-Nummer.“, stimmte Shila zu. So gingen wir noch am selben Tag zum Hokagen und erkundigten uns nach Missionen. Innerhalb weniger Tage verdienten wir durch die einfachsten Missionen so viel Geld, dass wir nicht mehr auffielen. Naruto bekam das Geld, was er uns geliehen hatte, wieder und eigentlich waren alle glücklich. An einem späten Nachmittag, die anderen waren noch auf einer Mission, erstand ich mir zwei Fächer, die für den Kampf geeignet waren. Um sie gleich auszuprobieren, schlug ich den Weg zum Wald ein. Auf unserer persönlichen Trainingswiese angekommen übte ich verschiedene Techniken. Ich war so in das Training vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, wie meine Bewegungen immer langsamer wurden. Als es mir auffiel, handelte ich instinktiv. Ich erschuf einen Schattendoppelgänger, wobei ziemlich viel Staub aufgewirbelt wurde, löste mich aus dem Griff des Sandes und suchte mir einen sicheren Ast über mir. Oben erschuf ich noch ein paar mehr Kagebunshin, die nach meinem Angreifer suchten. Ich selbst blieb verdeckt und suchte das Gebiet mit Blicken ab. Gerade, als ich mich auf einen Ast unter mir schwingen wollte, packte mich jemand an der Schulter. Ich wirbelte herum und starrte in die türkisen, schwarz umrandeten Augen Gaaras. „A-aber… wie…?“, stotterte ich und wich zurück gegen den Baumstamm. „W-Was ist mit den Kagebunshin?!“ Er zeigte ein raubtierartiges Lächeln und schlich auf mich zu. „Deine Doppelgänger sind alle vernichtet, und hier in der Nähe gibt es keine weiteren Kagebunshin von dir.“ Ich schenkte ihm nun ein verschmitztes Lächeln. „Woher weißt du das?“ Nun sah er ein wenig verblüfft aus, als sich auch dieser Bunshin in Luft auflöste. Ruhig und berechnend sah er sich um, bevor er auf die Lichtung sprang. Ich trat aus dem dichten Unterholz und begann, den rothaarigen zu umkreisen. „Anscheinend waren es doch noch nicht alle Kagebunshin, die du ausgelöscht hast.“, grinste ich. Dann blieb ich stehen, während Gaara mich beobachtete. „Geht es dir wieder besser?“, fragte ich nun ein wenig besorgt. Er nickte nur. Um das Schweigen zu brechen, sagte ich: „Ich könnte Kakashi erwürgen. Es war eine Feuerprobe, die er vorgeschlagen hatte.“ Abermals nicke Gaara. „Ich weiß.“ Entgeistert starrte ich ihn an. „Was?!“ Doch ich bekam keine weitere Antwort mehr. Das Schweigen wurde immer bedrückter und zog sich immer mehr in die Länge. Bis der rothaarige den Blick hob und sagte: „Du bist niedlich.“ Ich starrte ihn an. Mir fehlten die Worte. Mehrmals blinzelte ich, dann schüttelte ich den Kopf. „Wie bitte?!“ Das hatte ich nicht erwartet. Am allerwenigsten von Gaara. Er sah mir in die Augen. Ich spürte die Röte, die mein Gesicht allmählich zu färben begann. Mein Blick fiel auf seine Haare. Ja, so musste ich nun aussehen. Auf Garantie. Gaara kam auf mich zu. Ich wollte zurückweichen, aber der Sand hielt mich. „Nein, dieses Mal läufst du mir nicht davon.“, sagte er leise und hielt kurz vor mir. Der Wind wehte mir die offenen Haare ins Gesicht. Sanft strich Gaara die Strähnen hinter meine Ohren. Ich war unfähig, mich in irgendeiner Weise zu bewegen, also starrte ich ihn nur an. Ich spürte die Berührung seiner kalten Finger unter meinem Kinn, dann den zärtlichen Kuss. Mein Herz schlug im Hals, ich hatte die Augen geschlossen. Als der Kuss endete und ich wieder die Augen aufschlug, war Gaara verschwunden. Ich war wieder alleine. Wie im Traum folgte ich dem schmalen Pfad zurück ins Dorf. Im Hotel traf ich Katja, die zeichnete. Einige Bilder hingen schon über ihrem Bett. „Wo warst du denn so lange? Wir haben dich schon vermisst.“, fragte sie. Ich holte die beiden Fächer aus meiner Tasche und zeigte sie ihr. „Ich habe trainiert, entschuldigt bitte, dass ich solange weg war.“ Ich starrte auf die Fächer, die Katja gerade unter die Lupe nahm. Dann fragte ich: „Wo sind Shila und Yumi?“ – „Shoppen.“, lautete die knappe Antwort. Ich nahm die Fächer wieder entgegen, verstaute sie und setzte mich auf mein Bett. Neben mir lag meine Duel-Disk. Ich betrachte sie nachdenklich, dann fragte ich Katja: „Wollen wir mal spielen?“ Sie legte ihr Bild zur Seite und holte ihre eigene Duel-Disk heraus. So begann das Duell. Wir spielten immer noch, als Yumi und Shila voll beladen mit einer Menge Einkaufstüten ins Zimmer kamen. Die rothaarige warf ihre Taschen aufs Bett und fragte: „Hey, cool! Dürfen wir auch mitspielen?“ Katja antwortete: „Ja, aber erst, wenn ich gewonnen habe.“ Das tat sie dann auch und wir begannen ein Duell, in dem jeder gegen jeden spielte. Plötzlich geschah jedoch etwas Merkwürdiges. Mitten im Duell veränderte sich auf einmal alles um uns herum. Alles wurde dunkel. „Was ist das?“, verwirrt hielt ich in der Bewegung inne und sah mich um. „Das ist ein Spiel der Schatten.“, antwortete Katja leise. Wir starrten sie erschrocken an. „A-aber wie kommt es dazu?“, fragte Yumi ängstlich. Katja schüttelte den Kopf: „Ich weiß es nicht.“ Wir sahen uns fragend an, da hielt sich Shila den Kopf. „Shila, was ist?“ Wir unterbrachen das Spiel und rannten zu Shila, die mittlerweile in die Knie gegangen war. „Katja? Kannst du uns nicht hier raus holen?“, fragte ich die schwarzhaarige verzweifelt. „Nein, wie denn?“, stellte Katja gereizt eine Gegenfrage. Keiner bemerkte die Gestalt, die aus der Dunkelheit auf uns zukam. Katja erstarrte, flüsterte: „Ach du heilige Scheiße…“ und kippte um. Ich rief ihren Namen und rannte zu ihr. Dann sah ich von ihr auf und zu der Gestalt, die sich als Ryo Bakura herausstellte. Der grauhaarige sah sich um, dann blieb er stehen. Katja begann gleichzeitig äußerlich zu leuchten. Bakuras Millenniumsring erschien an seinem Hals. Er wurde plötzlich wie ein Magnet zu Katja hingezogen. „Was ist hier los?“, fragte Bakura und stemmte sich nach hinten, doch der Ring zog ihn mühelos weiter. „Mitzuki, was jetzt?“, fragte Yumi verzweifelt, sie kniete zwischen Shila und Katja. „Wenn ich das wüsste.“, ich zuckte mit den Schultern. Bakura kam immer näher. Ich sah wieder zu Shila und Katja. Auf der Hüfte der rothaarigen erschien ein rotes Flammenmal. „Nein!“, hauchte ich. „Wenn wir nicht schnell aus dieser Welt hinauskommen, dann wird Shilas Dämon erscheinen!“ Yumi starrte mich irritiert an. „Was?!“ Ich deutete auf das Mal. Bakura war nun nur noch wenige Meter entfernt, als noch jemand auftauchte. Er stand hinter Bakura und beobachtete die Szene interessiert. Wie ich erkannte war es Marik. Nun teilten sich die Zacken des Millenniumsringes, weine Hälfte zog den grauhaarigen in die Richtung Mariks, die andere Hälfte zog ihn zu Katja. Doch da sich der Ägypter in kleinerer Reichweite zu Bakura stand, befand sich dieser jetzt auf dem Weg zu Marik. Er konnte nicht mehr bremsen und landete so in Mariks Armen. Dieser schubste Bakura grob zurück, sodass er letztendlich auf seinem Hinterteil landete. Der grauhaarige wandte sich wütend an den Millenniumsring und fauchte: „Ich bin hier der Boss, du unnützes Teil!“ Dann wandte er sich ohne Luft zu holen zu Marik: „Und was hast du hier verloren?!“ – „Dasselbe könnte ich dich auch fragen.“, antwortete der Ägypter ruhig. „Dann tu es doch!“, forderte Bakura, doch Marik schüttelte den Kopf. „Nein, wieso sollte ich?“ Verwirrt sah der grauhaarige auf, „Häh?“ Marik grinste. „Was ist an dem Wort ‚Nein’ so schwer zu verstehen?“ - „Idiot!“ – „Bist doch selber einer.“ – „Was heißt hier selber? Du bist der Idiot!“, regte sich Bakura auf. „Warum immer ich?“ – „Weil du es halt bist.“ – „Ich will aber nicht mehr!“ Plötzlich stand hinter den beiden Streithähnen noch jemand: Yami-Marik. Er sah entnervt zu den beiden und seufzte: „Oh Mann, streiten sich die beiden schon wieder?“ Dann ging er zu Yumi und mir. Zuerst sah er sich Shila an, bevor er sich zu Katja hinunterbeugte. „Was ist mit den beiden los?“, fragte er an uns gewandt. „Beide vertragen das Reich der Schatten nicht.“, antwortete ich mit gefurchter Stirn. Der Ägypter nickte. „Wie kommt ihr hierher?“ – „Wir wissen es nicht.“, antwortete Yumi leise. „Wir duellierten uns gerade, dann wurde es dunkel und wir befanden uns hier. Kurz danach kam Bakura auch.“ „Bakura! Antreten!“, rief Yami-Marik laut. „Warum sollte ich?!“, kam darauf die Antwort. „Außerdem bin ich gerade beschäftigt!“ Der grauhaarige duellierte sich gerade mit Marik. Yami-Marik seufzte, dann löste er kurzerhand das Spiel der Schatten auf. Nun befanden wir uns auf dem Friedhof in Domino City, wie ich erkannte. Yami-Marik war verschwunden und jetzt stand auch statt Bakura der liebe, kleine, nette Ryo vor uns. Vollkommen perplex fragte er uns: „Was mache ich hier? Und warum habe ich meine Duel-Disk dabei?“ Neben Yumi wachte nun auch Shila auf. „Wasnloshier?“, fragte die rothaarige müde. Die schwarzhaarige erklärte ihr alles. Ich kniete neben Katja, die noch nicht wieder aufgewacht war. Doch wenigstens hatte das unheimliche Leuchten aufgehört. Ryo hatte begonnen mit irgendwem zu diskutieren und Marik kam nun direkt auf uns zu. „Wie geht es euch?“, fragte er besorgt. „Na ja, mir tut der Kopf höllisch weh.“, antwortete Shila noch ein wenig zerschlagen. „Mir geht es auch soweit gut, außer dass ich einen ganz schönen Schrecken bekommen hab.“, sagte Yumi. Marik sah mich an, aber ich bemerkte ihn gar nicht. Die drei kamen zu mir und Shila fragte: „Was ist mit ihr?“ Ich sah zu ihr hoch und antwortete: „Ich weiß es nicht. Sie ist bei dem Anblick von Bakura einfach umgekippt.“ Marik sagte beruhigend: „Sie wird sich schon wieder beruhigen.“ Nun kam auch noch Ryo auf uns zu. „Es tut mir wirklich leid, was ich angerichtet habe, oder was die schlechtere Hälfte von mir angerichtet hat.“ „Hm. Marik, weißt du, wo wir heute Nacht schlafen können?“, fragte Yumi nachdenklich. Marik kam gar nicht zu Wort, Ryo sagte sofort: „Zur Entschuldigung könnt ihr bei mir schlafen. Ich habe genug Platz.“ Wir sahen uns an, dann nickten wir. Dann kam das nächste Problem: Wie sollten wir Katja zu Ryos Wohnung bringen? Das erledigte Marik sofort, indem er Katja einfach hochhob und trug. Er ging hinter Ryo her, der die Gruppe anführte, danach folgten Shila, Yumi und ich. Schnell gelangten wir so zu Ryos Wohnung, er lebte in einem schicken, großen, neumodernen Wohnblock. Als wir in der Wohnung standen, blieb mir der Mund offen stehen: Die Wohnung war riesig! Marik legte Katja vorsichtig auf die Couch und setzte sich auf den einzigen Sessel im Raum. Ryo verschwand in der Küche und Shila und Yumi schauten sich ein bisschen um. Ich blieb bei Katja und Marik im Wohnzimmer. Der Ägypter beobachtete mich, wie ich vergeblich nach einem Sitzplatz suchte und grinste. Ich setzte mich also kurzerhand auf den Boden. Lange schwiegen wir, dann fragte Marik: „Von wo kommt ihr her?“ – „Nicht von hier.“, sagte ich kurz angebunden. Marik sah mich an: „Aber ihr spielt auch Duel-Monsters.“ Ich nickte nur. Da kamen auch Shila und Yumi zurück. „Und, wie war die Wohnungsbesichtigung?“, fragte ich neugierig. „Klasse!“, sagte Yumi begeistert. „Wie geht es Katja?“ – „Die pennt noch.“, war die Antwort. Auch Ryo kam mit einem Tablett zurück ins Wohnzimmer. Es duftete wundervoll nach Kakao und – „Cookies!“ Ryo ließ das Tablett fast fallen, weil Katja auf einmal hochschnellte und durch das Zimmer brüllte. „Katja!“, riefen wir alle im Chor und die schwarzhaarige zuckte zusammen. „Was?“, fragte sie verwirrt. „Du bist wieder wach!“, stellte Yumi fest. „Ach nee, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Wo sind die Cookies?!“ Wir sahen uns an und begannen zu lachen. Marik und Ryo sahen uns entgeistert an, dann hatte Katja die Cookies auf dem Tisch gefunden und wollte sich gerade auf sie stürzen, da wurde sie von mir zurück gehalten: „Sag doch erst einmal ‚Hallo’ und ‚Danke’.“, schlug ich vor und deutete zu Ryo und Marik. „Häh?“ – „Na ja, Marik hat dich den ganzen Weg vom Friedhof bis hierher geschleppt und Ryo hat uns seine Wohnung zur Verfügung gestellt.“ Verblüfft betrachtete sie die beiden ein wenig genauer, dann sagte sie: „Ach so, na wenn das so ist. Hallo und Danke. So jetzt will ich aber Cookies. Marik und Ryo sahen uns nur ungläubig zu, wie der Teller Cookie um Cookie leerer wurde. Dann waren alle weg, in weniger als zehn Minuten. „Wie halb verhungerte Raubtiere.“, verglich Marik. Shila wandte sich zu dem Ägypter um und sagte: „Hättest du keinen Hunger, wenn du einen Tag nichts zu Essen bekommst?“ Inzwischen konnten wir uns fast alle auf die Couch setzen. Alle außer ich und Ryo. Ich setzte mich also wieder auf den Boden und Ryo stand total verloren da. Als Shila und Yumi das sahen, rückten sie ein wenig enger zusammen und Ryo quetschte sich nun zwischen Sofalehne und Katja. Na toll, dachte ich. Für den machen sie Platz, aber nicht für mich, oder was? Da tippte Marik mir auf die Schulter und zeigte an auf seinen Schoß. Ich war so verwirrt, dass ich ihm bald einen Vogel gezeigt hätte. Zögernd stand ich auf und ging zu ihm. Da klingelte es an der Tür und Ryo sprang auf. Aus dem Flur erklang seine Stimme: „Marik, ist für dich.“ Dieser stand auf und ging zur Tür. Diese einmalige Gelegenheit ergriff ich und schnappte mir den Sessel. Währenddessen stand vor der Tür niemand anderes als Mai. Wir erkannten sie an ihrer kraftvollen Stimme: „Marik Ishtar! Mit deiner Wenigkeit habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen!“ – „Ähm, aber Hühnchen gab es doch erst gestern… Außerdem gibt es hier weder Hühner, noch Hühnchen…“ Ryo nickte. „Und außerdem haben wir noch Besuch.“ Das schien ein Fehler gewesen zu sein, weil Mai an den beiden vorbei stürmte ins Wohnzimmer. „was machen die denn hier? Und wer sind die überhaupt?“, fragte Mai skeptisch. Ryo und Marik tauchten hinter der Blondine auf und der Ägypter antwortete ausweichend: „Das sind Bekannte aus dem Umkreis.“ Mai drehte sich um, stapfte aus dem Flur raus und murmelte dabei: „Bekannte aus dem Umkreis, ha! Dass ich nicht lache! Alles Freundinnen sind das!“ Dann war sie verschwunden. Marik und Ryo sahen sich schon wieder verwundert an, Ryo schloss die Tür, die Mai offen gelassen hatte und kam anschließend wieder zurück ins Wohnzimmer. Ryo setzte sich wieder auf seinen Platz, nur Marik hatte diesmal keinen. So setzte er sich einfach auf die Sessellehne neben mich. „Und was jetzt?“, fragte Yumi. Der Cookie-Teller war nun schon zum zweiten Mal leer. „Wo sind die ganzen Cookies?“, fragte Ryo auf den Teller starrend. „Weg.“, antwortete Shila mit einem Grinsen. „Oh mein Gott.“, sagte Marik nur. „Warum war Mai eigentlich hier?“, fragte ich neugierig. „Ach, das war wegen der Ereignisse bei dem Battle City Turnier vor zwei Jahren.“, antwortete Marik. „Deswegen regt sie sich immer noch auf? Mensch hat die sensible Nerven.“, sagte Katja. „Hm…“, erwiderte Marik nur. „Warum wisst ihr davon?“, fragte Ryo ein wenig verwirrt. Auch Marik sah auf. „Na ja, also…, wir haben davon gehört.“, sagte Katja ausweichend. Da klingelte es schon wieder an der Tür. Ryo stand auf und öffnete ein weiteres Mal. Dieses Mal jedoch kam er mit einem total durchnässten, aufgelösten Joey zurück. Draußen regnete es mittlerweile in Strömen. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Yumi und sprang auf. Joey hob noch nicht einmal den Blick, als er antwortete: „Mai hat Schluss gemacht.“ Wir starrten uns an. Seit wann war Joey mit Mai zusammen?! „Was?“, fragte Yumi noch einmal nach. „Mai hat mit mir Schluss gemacht.“, schniefte der blonde. „Seit wann bist du denn mit Mai zusammen?“, fragte Marik. „Seit einer Woche!“ Marik und ich machten für den tropfenden Joey Platz, der sich auch gleich auf den Sessel fallen ließ. Na toll, dachte ich. Schon wieder kein Platz für mich. Auch der aufdringliche Ägypter hatte nun keinen Platz mehr. Und es klingelte schon wieder. Ryo seufzte und öffnete die Tür. Und er kam mit Yugi, Duke und Tristan wieder. Dann sagte der grauhaarige: „Ich habe zwar eine große Wohnung, aber es wird jetzt doch ein wenig eng hier.“ „Hey Ryo, wir waren doch für ein Duell verabredet.“, erinnerte Yugi ihn. „Ja, ich weiß, aber ich habe plötzlich Besuch bekommen. Ein Notfall.“, erwiderte Ryo. Yugis Blick fiel dann endlich mal auf uns und er fragte: „Wer ist denn das? Was machen denn Marik und Joey hier?“ „Das sind Katja, Shila, Yumi und Mitzuki. Sie sind Bekannte aus der Umgebung. Marik ist hier, weil er mich besuchte und Joey hat sich eben hier ausgeheult, weil Mai mit ihm Schluss gemacht hat.“, ratterte Ryo runter. „Und das heißt jetzt für unser Duell?“, hakte Yugi nach. „Bedeutet es jetzt, dass wir nicht spielen können?“ „Ähm…“, setzte Ryo an, doch Shila unterbrach ihn: „Doch, ihr könnt spielen. Es wäre mir eine Ehre, dem König der Duellanten bei einem Live-Duell zuzusehen.“ So begann also das Duell zwischen dem König der Duellanten und Ryo. Wir beobachteten jeden Zug aufmerksam. Katja bemerkte eine Veränderung in der Art Ryos. Sein Blick verhärtete sich, und seine gesamte Person strahlte nun Aggressivität aus. Marik seufzte nur: „Nicht schon wieder.“ Nun stand auch nicht mehr Marik, sondern Yami-Marik neben mir. „Bakura!“, dröhnte er. Der grauhaarige drehte sich um. „Was?!“ – „Verschwinde!“ – „Nö!“ – „Was heißt hier ‚Nö’?“ – „Ich will nicht, heißt das.“ – „Das ist mir egal! Verschwinde!“ Bakura zeigte Marik zur Antwort den Mittelfinger und streckte ihm die Zunge raus. „Jetzt reicht es. Ich dachte, ich bekomme hier ein handfestes Duell, und jetzt stänkert ihr hier wieder rum.“, beschwerte sich Yugi genervt. Er spielte eine Karte verdeckt und beendete seinen Zug. Bakura wandte sich nun wieder Yugi zu und konzentrierte sich für seinen nächsten Zug. Yami-Marik seufzte, stapfte zu Bakura und nahm ihn in den Schwitzkasten. „Hey! Was soll das?!“, rief der grauhaarige verwirrt. „Du böses, böses Kind!“, sagte der Ägypter, und das in einer Tonlage, mit der man mit Dreijährigen sprach. „Lass mich auf der Stelle und sofort los!“, forderte Bakura und zappelte wie wild herum. „Nö.“, lautete die Antwort darauf von Marik. Shila sah Katja hilfesuchend an, diese holte tief Luft, dann rief sie: „Ich benehmt euch hier gerade alle wie Kleinkinder! Hab ihr euch immer noch nicht geändert?! Und jetzt jeder in eine Ecke und schämen!!“ Alle sahen Katja erstaunt an, selbst Bakura hielt in seiner Befreiungsaktion inne. „Ich auch?“, fragte Yugi leise und zögernd nach. „ALLE!!“, brüllte Katja genervt. Sofort hatten wir uns in die vier Ecken von Ryos Wohnzimmer gedrängt. Nun stand die verblüffte Katja alleine in der Mitte neben dem Tisch. Selbst Joey war in einer Ecke verschwunden. „Was macht ihr denn da?“, fragte die schwarzhaarige und sah Shila, Yumi und mich an. Yumis Antwort lautete: „Du sagtest ‚alle’.“ Sie hatte sich in den Armen Dukes versteckt. Dieser sah etwas verwirrt aus der Wäsche. „Ähm… ja, alles klar.“, sagte Katja nur. Inzwischen stand auch Ryo wieder unter uns. „Was ist hier los?“, fragte er verwirrt. Er wurde zwischen dem verschreckten Joey und Marik eingequetscht. „Katja ist ausgetickt.“, antwortete Shila. Ryo senkte den Blick, holte tief Luft und sagte mit gepresster Stimme: „Wenn nicht gleich jeder einen Platz hat, dann ticke ich mal aus.“ In Sekundenschnelle hatte fast jeder einen Platz: Yumi, Shila, Katja und Ryo saßen wieder auf der Couch. Joey und Tristan quetschten sich zu zweit auf den Sessel, nur Marik, Duke und ich hatten noch keinen Platz. Ryo sah uns ganz, ganz böse an, man konnte es schon fast einen Todesblick nennen. Marik und Duke verschwanden in der Küche und kamen mit zwei Stühlen wieder raus. Doch ein Blick in die Küche sagte mir, dass das die einzigen Stühle gewesen waren. Anschließend fiel mein Blick auf Ryo. Ich erschrak gewaltig. In Gedanken kam mir das Bild von Anna (Shaman King), wenn sie wütend war. Ryo kochte förmlich. Ich sah mich hastig nach einem Sitzplatz um, doch Ryo war schneller. Er sprang auf und brüllte: „Raus hier! Alle raus! Raus! Raus! Raus!“ – „Ähm… meinst du, dass ist eine so gute Idee?“, fragte Katja und sah zum Fenster. Draußen regnete es noch in Strömen. Den Moment, den ich abgelenkt war, setzte ich mich vor Mariks Füße. Ryo drehte sich wieder um und stutzte. „Ist sie jetzt wirklich raus gegangen?“, fragte er mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. Ich kicherte in mich hinein, als Ryo aus der Wohnung eilte. Kurze Zeit später kam Ryo wieder – bis auf die Knochen durchweicht sah er aus wie ein nasser Hund. Er erstarrte, als er mich zu Mariks Füßen sah. Wortlos verließ er das Wohnzimmer und zog sich um. Ich sah zu Marik hoch und fragte ihn mit einem Engelsgesicht: „Habe ich etwas falsch gemacht?“ Er schüttelte den Kopf und grinste. Als Ryo zu uns zurück kam, stand Yugi auf und sagte: „Ich glaube, wir gehen jetzt lieber, wie ich sehe ist unser guter Ryo mit seinem Besuch schon voll ausgelastet.“ „Komm jetzt, Strohkopf.“, sagte Duke zu Joey, der keine Anstalten machte, sich ebenfalls zu erheben. Nachdem die vier gegangen waren, herrschte eine Zeitlang bedrückte Stille. … „Das ist ja so still hier.“, sagte Shila und seufzte. Alle starrten sie an. „Was denn?“, fragte sie unschuldig. „Ich hatte es mir hier nur ein wenig interessanter vorgestellt.“ „Hä?“, fragte Katja verwirrt. „Nun ja, jetzt gerade sitzen wir hier alle rum und schweigen.“, versuchte Shila zu erklären. „Und was soll daran so schlimm sein?“, fragte Ryo. „Na ja… es ist halt langweilig. Verstehst du? Laaang-weiiiliiig.“ Shila zog das letzte Wort noch einmal extra langsam in die Länge. „Ja.“, sagte Ryo langsam. „Mensch Junge! Du bist doch nicht so alt, wie deine Haare aussehen…“, seufzte Shila entnervt auf. „Willst du hier etwa was gegen meine Haare sagen?!“, fragte Ryo scharf. „Ähm… nein.“, gab Shila sich geschlagen. „Dann ist ja gut.“, sagte Ryo wieder entspannter. „Wie spät ist es eigentlich?“, fragte Yumi gähnend. „Halb zwölf.“, antwortete ich, nachdem ich auf eine Uhr an Ryos Wand gesehen hatte. „Schlafenszeit.“, verkündete Marik fröhlich. „Ich bin aber noch gar nicht müde.“, maulte Shila. „Seit wann kümmerst du dich denn so sehr um andere?“, fragte Ryo interessiert. „Ist egal.“, grinste Marik. „Nein, ist es nicht.“, beharrte der grauhaarige. „Wo sollen wir überhaupt schlafen?“, fragte Yumi schnell, um einen weiteren Streit vorzubeugen. „Hier.“, antwortete Ryo. „Schläfst du eigentlich auch hier, Marik?“, fragte ich den Ägypter, der es sich auf dem Sessel gemütlich gemacht hatte. „Nein.“ In dem Moment klingelte es schon wieder an der Tür. „Sag mal, haben wir hier Tag der offenen Tür oder was?“, fragte Ryo genervt. An der Tür angekommen, rief er: „Marik! Ist wieder für dich.“ Marik seufzte und erhob sich scheinbar schwerfällig aus dem Sessel. Als er an der Tür angekommen war, erklang lautstarkes Geschrei. „Marik Ishtar! Wie oft soll ich es dir denn noch sagen, dass du schon vor 2 Stunden zurück sein solltest! Pünktlich zum Abendbrot! Und an dein Handy gehst du auch nicht! Wozu hast du das dumme Ding denn überhaupt bekommen?! Ich habe die Schnauze voll, dich andauernd suchen zu müssen!“ „Ähm…, ja Schwesterlein. Ich musste Ryo aber noch helfen.“, versuchte Marik zu erklären. „Das ist mir egal!“, unterbrach Ishizu ihn. „Du solltest um 21 Uhr zu Hause sein! Wenn du das nicht kapierst, dann gibt es das nicht mehr, nachts noch raus zu gehen!“ „Ich wollte mich doch gerade auf den Weg machen…“, versuchte Marik vergeblich weiteres zu seiner Verteidigung vorzubringen. „Hör auf rumzulügen! Außerdem hast du ab heute Hausarrest!“, sagte die Ägypterin bestimmt. „Aber Ishizu! Das kannst du doch nicht machen!“, widersprach Marik. „Du siehst doch, wie ich das machen kann! Komm jetzt mit!“, sie zerrte ihren jüngeren Bruder hinter sich her aus der Wohnung. „Ja, ich komm doch schon!“, knirschte Marik und riss sich von Ishizu los. Noch im Flur konnte man die Beiden hören, nachdem Ryo die Tür geschlossen hatte. Die junge Ägypterin hielt dem armen Marik eine Strafpredigt, die er wahrscheinlich niemals mehr vergessen würde, vermuteten wir. Zumindest hörte sich das so an: Von wegen, dass sie so besorgt gewesen sei, als er nicht zum Abendbrot erschienen war, und auch Odion sich solche Sorgen gemacht hätte, und sie hätte gedacht, Marik könne vielleicht unter ein Auto geraten sein und jetzt irgendwo in der Wildnis von wilden Tieren angeknabbert würde, und so weiter und so weiter… Da es bei uns wieder nur bedrücktes und langweiliges Schweigen gab, berichte ich nun, was Marik auf seinem Heimweg alles erdulden musste… „Was meinst du, was für Sorgen wir uns immer wegen dir machen müssen?!“, beklagte sich Ishizu lauthals. „Ishizu! Ich bin jetzt 17 Jahre alt und kann gut auf mich aufpassen und entscheiden, was gut für mich ist und was nicht!“, sagte Marik bestimmt. „Ja, das merkt man! Dieser Ryo ist nicht gut für dich. Wie oft muss ich dir das denn noch sagen?“, fragte die junge Ägypterin den Tränen nahe. „Gar nicht mehr, verdammt noch mal!“, regte sich Marik auf. „Hey, jetzt werde mal nicht frech kleiner, ja?“, die Tränen waren sofort vergessen, als Ishizu sich zu ihrem jüngeren Bruder umdrehte. „Du bist nicht meine Mutter!“, verdeutlichte Marik ihr. „Verzeih mir bitte, dass ich sie nicht ersetzen kann!“, fauchte Ishizu giftig. „Aber schließlich bin ich deine Erziehungsberechtigte!“ „Dann versuch doch nicht, Mutter ersetzen zu wollen!“, gab Marik zurück. „Das tue ich doch gar nicht!“, verteidigte sich Ishizu. „Das tust du doch…“, sagte Marik leise und sah hinauf in den Himmel. In diesem Moment tauchte Odion auf. „Marik, sag mal, weißt du, wie spät es ist?“, fragte der Ägypter ruhig. „Warte, ich schau mal nach…“, sagte Marik und sah auf seine Armreifen. „Verdammt, ich scheine meine Uhr auf dem Friedhof vergraben zu haben.“ Odion starrte Marik wütend an. „Mittlerweile ist es nach zwölf. Wo warst du die ganze Zeit, wenn ich fragen darf?!“ „Na wo natürlich? Bei diesem Bakura!“, schaltete sich Ishizu ein, bevor Marik zu Wort kam. „Was?!“, fragte Odion jetzt noch wütender. „Wir haben dir doch verboten, ihn zu sehen!“ „Aber…“, begann Marik. „Kein ‚aber’!“, unterbrach ihn Ishizu: „Du hast für den nächsten Monat Hausarrest!“ „Was…“, begann Marik erneut. „Warte, dazu kommt dann, dass dich niemand besuchen darf.“, ergänzte Ishizu. „Jetzt…“, und er wurde wieder unterbrochen. „Und damit du nicht mehr zu diesem … diesem Grabräuber kommst, werden wir noch heute Mittag nach Ägypten zurückkehren.“, sagte Odion wieder seelenruhig. „Das ist doch wohl…“, wollte sich Marik aufregen. „Hat dich jemand aufgefordert zu reden?“, fragte Ishizu scharf. „Aber…“, begann Marik. „Kein Aber!“, stoppte Ishizu auch diesen Widerspruch im Keim. „Jetzt habe ich die Schnauze voll!“, regte sich Marik auf. „Solche Worte nimmt ein angesehener Ägypter nicht in den Mund!“, sagte Ishizu tadelnd. „Klappe halten! Alle beide!“, brülle Marik auf einmal, als Odion auch noch seinen Senf dazu geben wollte. Beide starrten Marik verblüfft an. „Ich habe die Schnauze echt gestrichen voll von euren lächerlichen Verboten! Ich glaube, ich spinne! Wisst ihr eigentlich noch, dass ihr nicht meine Eltern seid?!“ Und um letztendlich dem ganzen die Spitze aufzusetzen, sagte Marik noch: „Und wisst ihr, wohin ich jetzt gehen werde? Zu Ryo!“ Damit drehte er sich um und stapfte zurück in die Richtung, in der Ryos Wohnung lag. Odion sah Ishizu an und fragte: „Haben wir vielleicht etwas übertrieben?“ Ishizu antwortete kühl: „Nein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)