Growing Rose Of Love (Teil 2) von Lina_Kudo (Aufblühende Rose der Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 73: Retrospection ------------------------- Kapitel 72: RETROSPECTION Jahresrückblick ****Rückblick**** Minuten später glitten sie, elegant wie eh und je, durch das Parkett. Es war wie ein Tanz, und bei ihnen sahen alle Figuren so einfach aus. Usagi ließ sich bei Seiya fallen und zeigte nun ohne Hemmungen, was sie alles konnte und hielt sich dabei nicht zurück. Sie sah wahrhaftig aus wie eine Prinzessin, und Seiya wie ihr Prinz. Es war wundervoll, miteinander über das Eis laufen zu können. In trauter Zweisamkeit. Sie wussten jetzt schon, dass dies eine ihrer Lieblingsorte werden würde, zweifelsohne. Denn hier verbrachten sie gerade das bisher schönste Weihnachten ihres Lebens. In dem Moment, wo sie kurz eine Pause machten, flog eine Sternschnuppe blitzschnell über ihren Köpfen. Zum Glück hatten sie sie jedoch trotzdem nicht übersehen. „Wünsch dir was, Schätzchen.“, sagte Seiya und lächelte sie liebevoll an. Und in diesem Moment hatten beide den gleichen Wunsch: „Ich wünsche mir, mit dir zusammen und glücklich sein zu können ... bis in alle Ewigkeit.“ Genauso glücklich wie in diesem Moment. Denn sie konnten sich nicht vorstellen, wie sie noch glücklicher sein könnten. Und doch würde es möglich sein. Das pure Glück würden sie stets noch vor sich haben. Alles war ... perfekt. ****Rückblick**** http://www.youtube.com/watch?v=x0PnbIsdoHs („Yearning Heart“ by A’ST1) Die letzten Tage des Jahres waren angebrochen. Nur noch drei Tage bis Silvester. Zeit, sich über das letzte Jahr Gedanken zu machen. Zeit, sich gute Vorsätze für das neue Jahr zu überlegen. Zeit, sich wieder einmal gemeinsam im Crown zu setzen, sich über das fast vergangene Jahr zu unterhalten und gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen. „Ich glaube, dieses Jahr hat wirklich das Leben von uns allen komplett verändert. Nicht zu fassen, was alles passiert ist.“, begann Seiya und lehnte sich lässig zurück. „Ein wunderschönes Jahr, was damit begonnen hat, dass du auf die Erde zurückgekehrt bist.“, lächelte Usagi und schmiegte sich verliebt an ihn. Ja, das war im Januar, als er plötzlich auf der Bühne stand, während sie ihr Abschiedskonzert geben wollte, da sie die Hoffnung bereits aufgegeben hatte. Seiya erwiderte ihr Lächeln warm, als eine Stimme der romantischen Stimmung einen kleinen Dämpfer gab: „Dafür bedurfte es jedoch einen gewaltigen Arschtritt, bevor er endlich seinen Hintern hierhergeschleppt hat.“ Diese zynische Bemerkung konnte auch nur von Haruka kommen. Schnippisch verzog sie das Gesicht zu einer missbilligenden Miene und widmete sich wieder ihrem Kaffee. Verlegen kratzte sich Seiya am Hinterkopf. Haruka traf mal wieder direkt ins Schwarze mit ihrer forschen, indiskreten Art. „Das war halt dieser ewige innere Konflikt zwischen Pflichtbewusstsein und eigenem Bedürfnis. Das war alles nicht so einfach.“, rechtfertige er sich und warf einen Seitenblick zu Usagi, die ihn matt anlächelte. Aus ihrer Miene war herauszulesen, dass sie an diese Zeit zurückdachte. Und dass es ihr nichts ausmachte, dass er nicht sofort zu ihr zurückgekehrt war - Hauptsache, er hatte sich letzten Endes für sie entschieden. Und in diesem Moment wirkte sie wieder so unglaublich erwachsen. „Das muss wirklich schwer für ihn gewesen sein. Wir wissen alle, dass er der Prinzessin am nächsten stand.“, mischte nun auch Taiki mit. „Wir hatten ja ein anderes Verhältnis zu der Prinzessin als ihr zu eurer. Für euch ist Usagi ja nicht nur eure Prinzessin, sondern auch eine Freundin, und somit steht ihr euch noch näher. Wir haben stets zu unserer Prinzessin aufgeschaut; für uns war sie eine Autoritätsperson. Wir alle sind im Palast aufgewachsen und uns wurde das schon von klein auf beigebracht.“ „Du standest ihr am nächsten?“, fragte Usagi an ihren Freund gewandt. Ein seltsamer Stich der Eifersucht durchfuhr ihr. Obwohl sie eigentlich gar nicht das Recht dazu hatte. Schließlich war sie seine Prinzessin. Es war genauso absurd, wie wenn Seiya auf Haruka eifersüchtig gewesen wäre. Urplötzlich stieg das schlechte Gewissen in ihr auf. „Ähm ... na ja, das wird wohl daran liegen, weil ich als Einziger nicht so devot war. Vor allem als Kind war ich ja so ein Rebell und konnte nicht einsehen, warum ich mich ihr so unterwerfen sollte, obwohl sie nur ein paar Jahre älter war als ich.“, erklärte er achselzuckend und dabei entging es ihm nicht, dass Usagi allmählich eifersüchtig wurde. Dabei hatte sie doch gar keinen Grund dazu ... „Deswegen hat sie auch ständig bei dir Trost gesucht, als ihre Mutter gestorben ist.“, ergänzte Yaten und sog am Strohhalm seines Eistees. „Bei ihm hat sie sich wie ein ganz normales Mädchen gefühlt; nicht wie eine Prinzessin.“ „Tatsächlich? Dabei kamst du mir, als ihr sie damals endlich gefunden habt, ziemlich unterwürfig vor.“, staunte Haruka und sah ihren insgeheim besten Freund mit erhobener Augenbraue an. Seiya schnaubte. Warum machten sie alle so eine große Sache aus seinem Verhältnis zu Kakyuu? „Na ja, wir haben schließlich so lange verzweifelt nach ihr gesucht. Da überkam es mich einfach, dass sie über uns allen steht; dass sie unser Hoffnungsschimmer am Horizont war. Seit wir das erste Mal auf der Erde waren, sah ich in ihr tatsächlich die mächtige Prinzessin. Diese gewisse Distanz blieb dann auch bis zum Schluss.“ Er lächelte Usagi zaghaft an und stellte erleichtert fest, dass sie dieses Lächeln erwiderte. „Letztlich bin ich ja mit euch zur Erde zurückgekehrt und hab einen ziemlich beeindruckenden Auftritt hingelegt.“, lenkte er das Thema auf einen anderen Punkt und grinste leicht arrogant. Usagi kicherte leise. Oh ja, und wie beeindruckend es war, als statt Daisuke Ugurashi plötzlich er auf der Bühne stand. Sie wäre vor Glück fast ohnmächtig geworden. Und ab diesem Zeitpunkt begann ihre Liebesgeschichte erst richtig ... Auch, wenn zwischendurch dunkle Wolken über dem Liebeshimmel gezogen waren. „Es hätte alles so schön weitergehen können, aber dann hast du auf einmal deinen Schwanz eingezogen!“, schnaubte Haruka vorwurfsvoll und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Oh ja, das war für uns alle ein riesiger Schock. Dass ausgerechnet du mal Usagi verlassen würdest, war für uns alle unvorstellbar.“, pflichtete Minako ihr bei, die lächelnd registrierte, wie Yaten seinen Arm um sie legte. Endlich. Seiya und Usagi verzogen fast schon synchron das Gesicht. Das war ein Kapitel in ihrer Beziehung, an das sie nicht sehr gerne zurückdachten. Sie beide mussten schreckliche Qualen erleiden, und das eigentlich völlig unnötig. Bis heute fühlte Seiya sich schuldig - dass er sie leiden gelassen hatte. Dadurch war sein Verlangen, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, nur noch stärker geworden als ohnehin schon. Usagi sah die aufsteigenden Selbstvorwürfe in seinen Augen, schüttelte besänftigend den Kopf und legte ihre Hand auf seine. „Das Wichtigste ist, dass wir jetzt zusammen und glücklich sind. Und das auch für alle Zeiten bleiben werden.", sagte sie so leise zu ihm, dass nur er es hören konnte. Dann wandte sie sich an Haruka und Michiru. „Ihr wusstet also auch Bescheid? Das habe ich gar nicht so mitbekommen.“, meinte sie verwundert. Michiru wollte ihr gerade antworten, als ihre Freundin ihr das Wort abschnitt. „Wäre auch schlimm, wenn wir keinen Wind davon bekommen hätten, schließlich hat er mich fast zusammengefahren. Er stellte eine ernsthafte Bedrohung für den gesamten Verkehr da.“, gab die Rennfahrerin trocken von sich. „Du hast fast einen Unfall gebaut?“, kreischte die Blondine. Lauter als beabsichtigt, denn sofort erntete sie ein paar genervte Blicke von den anderen Gästen. Beschämt legte sie ihre Hand vor den Mund, um ja nicht noch einen unbeabsichtigten Laut von sich zu geben. Da sie schon so lange Stammgast im Crown war und die meisten anderen Leute hier auch, wurde sie zum Glück nicht von verrückten Fans belästigt, denn hier kannten sie alle immer noch als das nette, kleine Schuldmädchen. Und das war auch gut so. „Zu der Zeit war ich eben etwas neben der Spur. Kann man mir das verübeln?“, fragte der junge Mann mit den halbmondförmigen Ohrringen abwehrend. „Meine ganze Welt fiel in seine Einzelteile. Zwar bin ich eine Kämpfernatur, aber ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass dadurch ein Menschenleben vernichtet wird. So skrupellos bin nicht einmal ich, auch wenn ich immer meine Ziele erreichen will.“ Da fiel ihm etwas ein, was seine Stimmung etwas trübte. „Übrigens wissen wir ja immer noch nicht ganz genau, was nun mit Chibiusa wird. Schätzchen, ich weiß, du spürst es innerlich, dass sie dennoch existieren wird, und auch Mamoru hat ja in den höchsten Tönen von dieser ominösen, neuen Zukunft geschwärmt. Aber trotzdem ...“, er legte seine Stirn in Falten. Und auch bei Usagi breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Sie hatte die neue Zukunft nicht zu Gesicht bekommen und wollte sie auch gar nicht sehen. Denn die Zukunft genau zu kennen - darin hatte sie ja schon Erfahrung gesammelt, und nochmal wollte sie sie nicht unbedingt machen. Lediglich ihr Herz und ihr Instinkt sagte ihr, dass Chibiusa weiterhin existieren würde. Michiru lächelte die beiden aufmunternd an. „Macht euch mal keine Sorgen. Wir haben die Zukunft zwar auch noch nicht mit eigenen Augen gesehen, aber Setsuna weiß natürlich über alles Bescheid, nur darf sie uns das alles nicht verraten. Nicht, dass dann wieder alles aus den Fugen gerät. Sie hat uns lediglich beruhigt, dass wir uns wirklich nicht die Köpfe darüber zerbrechen müssen, und ihr wisst ja, was für eine enge Bindung sie zu der kleinen Lady hat. Das kann nur ein gutes Zeichen sein.“, beruhigte sie alle mit ihrer sanften Stimme. „Da hast du sicher Recht.“, stimmte Ami in ihre Ruhe überein. Erstmals meldete sie sich auch richtig zu Wort. Sie war schon immer die Person, die in so einer Gruppe eher die Zuhörerin war. Makoto, die bisher auch eher still war, ließ ihren Blick durch die Runde schweifen, als sie bei einem hängen blieb. Yuuichiro war da - und sie redeten unverblümt über Seiyas Rückkehr zur Erde und ihre ursprünglich vorherbestimmte Zukunft?! Völlig perplex starrte sie Rei an, die ihren Blick sehr wohl bemerkte und auch zuordnen konnte. Sie beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: „Er weiß Bescheid.“ „Oh ...“ Mehr konnte die Kriegerin des Donners im ersten Moment nicht sagen. Yuuichiro wusste also alles. Takeru gegenüber hatte sie das Ganze noch mit keiner Silbe erwähnt. Sollten denn ihre Identitäten nicht geheim bleiben zum Schutz der Außenstehenden? Andererseits waren sie doch verlobt und standen sich schon so nahe, wie sich zwei Menschen nur sein konnten. Nachdenklich legte sie ihre Stirn in Falten. Eigentlich war es sein gutes Recht, zu erfahren, wer sie wirklich war. Er hatte das Recht, zu wissen, wer seine Verlobte und zukünftige Frau in Wirklichkeit war. Kurzerhand entschloss sie sich, ihm alles zu erzählen, wenn er sie in zwei Tagen wieder besuchen kam. Hoffentlich nahm er dies positiv auf und lief nicht schreiend vor ihr weg ... Doch sie war sich eigentlich sicher, dass er nicht so reagieren würde. Er liebte sie bedingungslos. Genauso wie sie ihn. Dennoch hätte sie schon viel früher ehrlich zu ihm sein sollen. „Und dann kamen aus heiterem Himmel Yuuichiro und Makotos ominöser Exfreund, Takeru, wieder zurück. Das wurde auch mal Zeit, vor allem war es sehr interessant, dass deine verflossene Liebe endlich mal ein Gesicht bekommen hat.“, fuhr Usagi fröhlichen Gemütes fort und blickte zu Makoto, die etwas errötete. „Bei dem Schnuckel ist es auch kein Wunder, dass du nie über ihn hinweggekommen bist.“, flötete Minako und genoss den Anblick, wie Makoto nur noch röter wurde. „Schnuckel?“, wiederholte die Stimme des Silberhaarigen neben ihr zischend und sah sie mit einer Mischung aus Verwirrung und Entrüstung an. „Ja, da hast du schon richtig gehört. Aber für mich bist du der größte Schnuckel.“, raspelte sie Süßholz und zwinkerte ihm grinsend zu. Sie wusste einfach, wie man am besten mit ihm umging. Zugleich war sie jedoch auch ein Dickkopf und bot ihm auch mal die Stirn, und genau diese Abwechslung brauchte er einfach. Sie machte es einfach genau richtig. Und da er nicht gerade der Pflegeleichteste war, war das der ultimative Beweis dafür, dass sie seine Frau für’s Leben war. Schmunzelnd packte er sie und drückte sie gegen seine Brust, was diese überrascht, aber glücklich zur Kenntnis nahm. Solche lieblichen Gefühlsausbrüche kamen selten von ihm, erst recht in der Öffentlichkeit. Umso schöner waren sie aber, wenn sie auftraten. „Es ist einfach so schön, dass ihr nach all den Jahren wieder zueinander gefunden und euch sogar verlobt habt. Ich freue mich einfach so riesig für dich. Nach all der Zeit der Einsamkeit hast du dir das wirklich mehr als verdient.“, sprach Usagi mit einem warmen Lächeln aus, welches die Brünette strahlend erwiderte. Da sie jedoch im Gegensatz zu Minako nicht gerne im Mittelpunkt stand, lenkte sie die Ablenkung auf ihre schwarzhaarige Freundin, die neben ihr saß. „Und Yuuichiro ist nach seiner Weltreise zu dir zurückgekehrt. Und wer hätte gedacht, dass auch du dir endlich mal deine Gefühle eingestehst. Wir hatten die Hoffnung bei dir fast schon aufgegeben.“, neckte sie die junge Miko grinsend. „Tja. Ich bin eben immer für eine Überraschung gut.“, antwortete diese gespielt selbstgefällig und begann leise zu lachen. Sie war wirklich glücklich - das sah man ihr sofort an. Wie auch der Rest der Gruppe. „Und pünktlich zu Seiyas Geburtstag kamen auch Taiki und Yaten wieder auf die Erde.“, rundete Minako mit Herzaugen die Aufzählung auf. Es war offensichtlich, dass sie diese Rückkehr am glücklichsten machte. Doch nicht nur sie: Auch Amis Mundwinkel zuckten leicht, und man sah ihr an, dass sie ein breiteres Lächeln unterdrückte, damit ja nicht zum Vorschein kam, dass sie sich über diese Rückkehr ebenfalls am meisten freute. Jedenfalls, was sie persönlich anbelangte, denn für ihre Freundinnen freute sie sich natürlich mindestens genauso, dass ihre Partner zurückgekehrt und sie endlich zueinander gefunden hatten. Unauffällig schielte sie zu Taiki und blickte sofort verstört weg, als sich ihre Blicke getroffen hatten. Ihm war ihr schleichender Anflug von Freude wohl nicht entgangen. Oh je. Auch Taiki sah verlegen weg. Ihm erging es nicht anders. Nun hatte sie ihn auch noch beim Anstarren erwischt. Wie peinlich. Seiya bemerkte sehr wohl diese Szenerie und setzte gerade an, um einen seiner frechen Sprüche loszulassen, als er mittendrin jedoch innehielt, als er den Todesblick Taikis zu sehen bekam. Vor Schreck und gleichzeitiger Belustigung verschluckte er sich an seinem eigenen Speichel und bekam einen Hustenanfall, als er vor Lachen schon losbrüllen wollte. Besorgt klopfte Usagi ihm auf die Schulter. „Danke Schätzchen, es geht schon wieder.“, bedankte er sich mit heiserer Stimme, nachdem er das Schlimmste überstanden hatte. „Das hat man davon, wenn man immer dabei ist, blöde Sprüche loszulassen.“, kommentierte Haruka das Geschehen trocken. Durch ihre hervorragende Beobachtungsgabe und ihrer Fähigkeit, die Dinge sehr schnell zu analysieren, bekam auch sie das Geschehen mit. Genau wie ihre Freundin Michiru, die nach der Aussage Harukas nur leise in ihre Handfläche kicherte. Taiki brachte sich auch ins Gespräch ein: „Danach hatten wir ja einen gemeinsamen Ausflug gemacht und waren Campen. Das war auch sehr lustig, wie in alten Zeiten.“ Unwillkürlich dachte er daran zurück, wie er als Einziger mit Ami nicht schlafen konnte, sie draußen gesessen waren und die Sterne beobachtet hatten. Auch die Kriegerin des Merkur dachte an dieses äußerst schöne Ereignis zurück. Das war das erste Mal gewesen seit seiner Abreise, dass sie sich zu zweit so richtig unterhalten hatten. Und diese seltsame Vertrautheit war von Anfang an zwischen ihnen da. Viel intensiver als damals, als er das erste Mal auf der Erde gewesen war. Aber das waren wohl auch die Umstände gewesen, warum sie so distanziert miteinander umgegangen waren. Sie hatten alle ihre Mission zu erfüllen gehabt, und zwar dringend. Doch nun war es anders. Sie führten fast schon ein ganz normales Leben mit ganz normalen Problemen und Hürden. Erstaunlich, dass die eigene Gefühlswelt ebenfalls eine Hürde war, die nicht viel einfacher zu bewältigen war wie einen übermächtigen Feind unschädlich zu machen. Wer hätte das für möglich gehalten? „Und dann war die Abschlussfahrt nach Kyoto. Der bisher schönste Urlaub meines Lebens!“, schwärmte Minako in den höchsten Tönen und klammerte sich noch fester an Yatens Arm. „Und wir haben den Ort zum ‚Zusammenkomm‘-Ort für uns gemacht. Mitten im Fluss ...“ „Dafür war aber eine gehörige Portion Alkohol notwendig, bis es überhaupt soweit kommen konnte.“, fügte Makoto keck hinzu. „Bin ich froh, dass ich das nicht miterleben musste. Du bist doch so schon ein verrücktes Huhn. Da will ich mir gar nicht vorstellen, wie du noch unter Alkoholeinfluss drauf bist.“, brachte Rei resigniert hervor, legte ihre Finger auf die Stirn und schüttelte theatralisch seufzend ihren Kopf. „Froh, nicht dabei gewesen zu sein, weil du zu Hause mit einem gewissen Herrn eine sehr schöne, ungestörte Zeit verbracht hast. Stimmt’s oder hab ich Recht?“, konterte Minako angriffslustig und erntete dafür einen verärgerten Blick von Rei und einen peinlich berührten von Yuuichiro. „Kyoto war wirklich ... sehr schön. Es ist eine der kulturell und geschichtlich bedeutendsten Städte Japans. Es war schön, einzelne Orte mal wirklich vor Ort zu sehen, statt nur darüber zu lesen.“, führte Taiki das Gespräch zum eigentlichen Punkt, nämlich auf die Abschlussfahrt. Er warf Ami abermals einen verstohlenen Blick zu, deren Augen irgendwie anders waren. Verträumt. Genau. Ami und verträumt? Wow, ein richtig seltener Anblick. An was sie wohl gerade dachte? Eventuell auch an ihren gemeinsamen Abend, wo sie zu der Sternenaufführung gegangen waren und er ihr anschließend seine Vergangenheit anvertraut hatte? Für ihn war das ein sehr ... intimer und wertvoller Moment mit ihr gewesen, denn sie war die Erste, der er das wirklich selbst erzählt hatte. Sie war generell der erste Mensch, abgesehen von der Kaiserfamilie, Seiya und Yaten, dem er sich so geöffnet hatte. In dem Moment trafen sich ihre Blicke wieder. Diese Spannung zwischen ihnen war förmlich zum Greifen. Selbst für Usagi. „Haben wir da etwas verpasst?“, fragte diese im triumphierenden Tonfall, als ob sie eine komplizierte Mathematik-Aufgabe gerade durchschaut hätte. Vielsagend sah sie abwechselnd zwischen Taiki und Ami und konnte dabei ein dümmliches Grinsen nicht unterdrücken. Wollte sie auch gar nicht. Nun war all die Aufmerksamkeit der Gruppe auf die beiden gerichtet. Oh Gott, konnte es denn noch peinlicher werden?! Dieser Gedanke schoss beiden synchron durch den Kopf. Seiya bekam jedoch Mitleid. Er wusste ja über Taikis Gefühle Bescheid und hielt es auch für angebrachter, wenn Taiki ihr seine Gefühle unter vier Augen offenbarte und nicht so. Geschickt lenkte er ab und sah lächelnd zu Haruka und Michiru: „Was ist mit euch? Wie war euer Jahr so?“ Überrascht sah Haruka ihn an und verstand sofort, worauf er hinauswollte. Und als sie auch noch Taikis dankbaren Blick sah, der an Seiya gerichtet war, wurde ihr endgültig alles klar. Taiki empfand definitiv etwas für Ami. Und Ami? Hm, so verlegen, wie sie schaute, muss sie wohl auch seine Gefühle erwidern. Obwohl ... Ami war doch immer verlegen und schüchtern, das war jetzt nichts Außergewöhnliches. Aber wenn sie nun wirklich etwas füreinander übrig haben ... Wie lange würde es wohl dauern, bis die zueinanderfinden? Wahrscheinlich eine Ewigkeit; so verschlossen, wie Ami war. Sollte sie nun wirklich auf das Ablenkungsmanöver von Seiya eingehen oder wäre es geschickter, den beiden vielleicht einen kleinen Schubs geben, weil sie es alleine anscheinend nicht auf die Reihe bekamen? Bevor sie etwas darauf sagen konnte, kam Michiru ihr zuvor: „Na ja, unser Jahr war eigentlich ganz ruhig, nichts Weltbewegendes. Haruka geht ja auf die Sporthochschule mit dem Schwerpunkt Motorsport, war ja vorherzusehen. Und ich besuche die Kunsthochschule und habe mich für die Schwerpunktfächer Kunst und Musik entschieden. Haruka ist immer noch im Motorcross aktiv, und ich gebe auch noch hin und wieder Konzerte und stelle meine Bilder aus. Also war und ist alles wie immer.“ „Habt ihr schon Pläne für Silvester?“, meldete sich Rei zu Wort und ließ den Blick durch die gesamte Runde schweifen. Er blieb bei Seiya und Usagi hängen, die beide ein fettes Grinsen auf den Lippen hatten. „Ihr offensichtlich schon.“, stellte sie lächelnd fest. „Jup. Wir verbringen Silvester in der Stadt der Liebe.“, antwortete Seiya und man sah ihm die Vorfreude förmlich an. Ungläubige Augen waren auf sie gerichtet. „Ihr fliegt nach Paris?“, kreischte Minako in einem kaum überhörbar neidischen Tonfall. „Ich will auch mal gerne nach Paris; das ist so unfair!“, nörgelte sie. „Du wirst schon noch nach Frankreich kommen. Allerspätestens, wenn du mit der Schule fertig bist und vorhast, eine Tour zu machen. Soweit ich weiß, wurde dir das doch eh schon angeboten, oder?“, versuchte Yaten seine Freundin ein wenig aufzuheitern. „Und wie kam es dazu, dass ihr euch dazu entschlossen habt?“, fragte Makoto etwas sachlicher nach. „Öhm. Ich habe ein Jobangebot von diversen Modelabels bekommen, weil ich ja zum Sexiest Man Alive gekürt worden bin. Habe das Angebot aber noch nicht angenommen und weiß auch noch gar nicht, ob ich das überhaupt machen soll. Aber die sind ziemlich hartnäckig und haben mich zu der ‚Fashion Week‘ eingeladen. Und so hat es sich dann ergeben.“, beantwortete Seiya ihre Frage schulterzuckend. Wieder ertönte die schrille Stimme Minakos: „Ein Jobangebot als Model?“ Sie wurde fast blass vor Neid, was aber natürlich nichts Bösartiges an sich hatte. „Ich wäre auch so gern ein Model geworden … Aber mit meiner Körpergröße könnte ich allerhöchstens Fotomodel werden.“, bedauerte sie niedergeschlagen und ließ den Kopf hängen. „Du bist doch schon ein angesagter Star in der Gesangsbranche, reicht dir das etwa nicht?“, fragte der Silberhaarige und nahm einen Schluck von seinem Latte. Ein gefährlicher Blick Minakos ließ ihn gleich schlucken. „Ich werde nie genug kriegen vom Showbiz.“, knurrte sie giftig und sah zu Makoto und Michiru. „Wenn ich doch wenigstens so groß sein könnte wie ihr …“, schwärmte sie seufzend. Michiru lächelte bescheiden, während Makoto etwas errötete. Sie konnte noch nie gut mit Komplimenten umgehen und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Aber ich hätte auch geringe Chancen, ein gefragtes Model zu werden, dafür bin ich immer noch etwas zu klein. Heutzutage sind Größen ab 1,75 m gefragt. Da hätte von uns allen nur Haruka die idealen Maße. Du bist doch bestimmt 1,80 m, oder Haruka?“ Haruka nickte nur stumm. Ihr war es irgendwie peinlich, aber diese Scham konnte sie ganz gut kaschieren. „Stimmt. Ich glaube aber, dass ein Job als Männermodel besser für dich wäre.“, fügte Seiya neckend hinzu. „Ist ja zurzeit auch total angesagt: Frauen sind Männermodels und Männer stellen Frauen dar.“ Haruka schielte zu ihm hinüber und gab spottend zurück: „Du könntest auch genauso gut ein Frauenmodel sein in deiner verwandelten Form. Das Grinsen auf den Lippen des Schwarzhaarigen wich und er verengte seine Augen zu zwei Schlitzen. „Ich bin aber ein hundertprozentiger Mann. Seit fast einem Jahr war ich nicht mehr in einem Frauenkörper und weiß gar nicht mehr, wie sich das anfühlt. Ich bin ein Mann.“, zischte er aus zusammengebissenen Zähnen. Die beiden starrten sich noch eine ganze Weile feindselig an, bis dann alle in ein übereinstimmendes Gelächter verfielen. „Gut, da ja nun Seiya und Usagi wissen, was sie Silvester machen … Wie schaut es bei euch aus?“, fragte Taiki in die Runde. Ein allgemeines Achselzucken folgte. Aussagen wie „Keine Ahnung.“ oder „Kein Plan.“ folgten. Abgesehen von Haruka und Michiru. Sie wollten sich einen ruhigen Abend machen, schick essen gehen und an einem ruhigen Ort das Feuerwerk genießen. „Dann feiern wir ihn doch alle zusammen. Die Villa ist ja groß genug.“, schlug Minako mit leuchtenden Augen vor. Gegen einen romantischen Tag zu zweit hatte sie zwar nichts, doch an Silvester konnten sie doch auch mit den anderen feiern und es so richtig krachen lassen. „Klingt nach einer Menge Spaß. Also wir sind dabei.“, sagte Rei zu und schaute zu Yuuichiro. „Oder hattest du an dem Tag etwas Anderes vorgehabt?“ Dieser lächelte sie nur warm an. „Nein, eine Silvesterparty hört sich sehr gut an.“, war seine Meinung dazu. Auch Makoto war einverstanden. „Takeru wird sicher auch nichts dagegen haben.“, fügte sie hinzu und aß ein Stück von ihrer leckeren Erdbeertorte. Taiki sah zu Ami, die sich bisher wie immer dezent in den Hintergrund gehalten hatte. „Und was ist mit dir, Ami? Du kommst doch auch, oder?“ Man musste schon ganz genau hinhören, um den leisen Funken Hoffnung in seiner Stimme wahrzunehmen. Erstaunlicherweise hörte sie jeder heraus - außer Ami. „J- Ja. Also ich würde sehr gerne kommen.“, stotterte Ami, überrascht darüber, dass er sie persönlich gefragt hatte. Nun waren alle Blicke auf Seiya gerichtet. Schließlich war es ja seine Villa und sie brauchten sein Einverständnis, um darin überhaupt eine Party veranstalten zu dürfen. „Meinetwegen. Aber nur, wenn die Villa noch heil ist, wenn wir zurückkommen.“, gab er nach einem tiefen Seufzer nach, bevor er sich einem anderen Thema widmete. „Was habt ihr dann noch in den Ferien vor?“ Schließlich würden sie ja danach noch eine Woche Winterferien haben. „Vielleicht wäre Lernen mal ganz angebracht. Schließlich schreiben wir Ende Januar schon unsere Abschlussprüfungen.“, meldete sich Ami mit einem scharfen Unterton zu Wort und sah durch ihren belehrenden Blick aus wie eine junge Lehrerin. Alle verdrehten wie auf Knopfdruck ihre Augen. Lediglich Taiki unterstützte sie in ihrer Meinung: „Sie hat Recht. Nur noch diesen Monat; danach haben wir es doch sowieso schon geschafft.“ Stöhnend lehnten sich Seiya, Usagi und Minako zurück. Während die beiden Blondinen wieder über die bevorstehenden Prüfungen jammerten, schlug Seiya vor: „Ich hätte an so etwas wie ein Skiwochenendtrip gedacht. Aber den können wir ja auch nach den Prüfungen unternehmen, sozusagen als Belohnung für uns, dass wir die Prüfungen hinter uns gebracht haben.“ Rei und Yuuichiro wurden hellhörig. „Das ist eine brillante Idee! Wir könnten es gleich das Wochenende nach den Prüfungen machen; ich werde alles organisieren.“, erklärte sich Rei bereit. Alle sagten zu außer Haruka und Michiru, die sich in diesem Zeitraum im Ausland befinden würden. Und so war auch der nächste, gemeinsame große Ausflug schnell geplant. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)