Growing Rose Of Love (Teil 2) von Lina_Kudo (Aufblühende Rose der Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 60: Bed Whisperings --------------------------- Kapitel 60: BED WHISPERINGS Bettgeflüster ****Rückblick**** Doch ehe sie es sich versah, schlangen sich zwei Arme von hinten um sie. Sie erschrak mächtig, und ihre Reflexe hätten eigentlich sofort reagiert und sie hätte diesen Übeltäter sofort mit einem gekonnten Schulterwurf oder sonstigem körperlichen Angriff zur Strecke gebracht - doch aus irgendeinem Grund war sie wie gelähmt. Ihr Körper reagierte nicht alarmiert; konnte sich nicht bewegen, nur eins sprang sofort an: Ihr Herz. Es war, als ob es nun richtig aus ihrem Winterschlaf aufgeweckt worden wäre. Und langsam nahm es auch der Rest ihres Körpers wahr. Diese Hände, diese Arme, dieser ... berauschende, frische Duft. Dieser Atem, der gegen ihren Nacken hauchte. Nervös und ängstlich, dass sie sich doch täuschen könnte, und zugleich doch so sicher, weil es ihr Herz verriet, drehte sie ihren Kopf zur Seite und lugte nach hinten. „Überraschung! Alles Gute zum Geburtstag, meine Liebste.“, wünschte der großgewachsene Mann mit dem dunkelblonden Schopf und den durchdringenden grünen Augen ihr mit einem fröhlichen Grinsen. Makoto blieb der Mund offen stehen. Sie wurde blass vor Schock und Freude. „T- T- T-“, sie schluckte langsam, und man konnte ihr ansehen, wie schwer ihr selbst das fiel. „Takeru ...“, presste sie atemlos hervor. Bevor dieser etwas darauf erwidern konnte, ließ Makoto mit einem Ruck ihre Einkaufstaschen fallen und fiel in seine Arme, nachdem sie sich in Sekundenschnelle wieder gesammelt und die freudige Überraschung realisiert hatte. ****Rückblick**** Es war der schönste Geburtstag, den Makoto je erlebt hatte. Alle feierten ausgelassen, erzählten sich Witze und lustige Sprüche, ob bewusst oder unbewusst, und lachten auch so zusammen über ihre eigenen Fettnäpfchen. Das Essen schmeckte vorzüglich, sowohl die Vorspeise, als auch die Hauptspeise, und die natürlich selbstgebackenen Kuchen als Nachspeise waren auch köstlich. Von Makoto war auch nichts Anderes zu erwarten gewesen. Beim großen Geschenkeauspacken war, wie sollte es auch anders sein, ebenfalls Spaß vorprogrammiert. Doch das Allerschönste war: Takeru war bei ihr. Er war wirklich extra für ein Wochenende hergeflogen, nur um bei ihr zu sein ... Das Geld hatte er durch das zusätzliche Jobben, was auch erklärte, warum er besonders wenig Zeit hatte und so gut wie immer beschäftigt war. Extra gejobbt, um ihr einen Überraschungsbesuch abzustatten ... Sie alle holten nach, ihnen zur Verlobung zu gratulieren, denn seit der Verlobung haben sie den Glücklichen ja nicht mehr zu Gesicht bekommen. So wurde aus der Geburtstagsparty zugleich auch eine kleine Verlobungsparty. „So, so. Du bist also ... Makotos Verlobter?“, stellte Haruka skeptisch fest, so wie sie sich immer gegenüber den meisten, gutaussehenden Männern verhielt. Sie kniff ihre Augen argwöhnisch zu kleinen Schlitzen zusammen, nachdem sie ihn eingehend von oben bis unten gemustert hatte. Takeru antwortete langsam und dennoch selbstsicher: „Ja.“ „Wie lange kennt ihr euch denn schon?“, löcherte Haruka ihn weiter und nahm einen kleinen Schluck von dem Sekt, den sie in der Hand hielt. „Seit fünfundhalb Jahren.“, antwortete Takeru ihr freundlich. Innerlich fragte er sich schon, warum er - oder war es doch eine ‚sie‘? - sich so sehr dafür interessierte und ihm anscheinend irgendwie misstraute ... Doch anmerken ließ er sich nichts. Erstaunt hob die Rennfahrerin eine Augenbraue. „Seit fünfundhalb Jahren? Woher kennt ihr euch? Wart ihr etwa so lange befreundet? Wie kommt es, dass wir uns nie begegnet sind?“, fragte sie ihn verwundert. Okay, sie hatten vor allem in der Vergangenheit nicht besonders viel mit Usagi und den anderen Mädchen unternommen, und doch kannten sie sich eigentlich schon lange genug, dass sie auch deren Bekannte oder Freunde kannten, zumindest vom Hören. Takeru fuhr sich lächelnd durch die Haare. „Oh je, das ist eine sehr lange Geschichte.“, meinte er langgezogen. „Wir haben Zeit.“, war Harukas trockene Reaktion darauf, doch da drängte sich plötzlich Seiya zwischen ihnen. „Jetzt reicht es aber mal langsam mit dem Verhör, Haruka. Du bist ja fast genauso schlimm wie Usagis Vater. Und das soll was heißen. Wir sind hier auf einer Party und nicht beim Gericht.“, versuchte der stets gut gelaunte Mann wieder eine lockere, unbeschwerte Stimmung heraufzubeschwören. Haruka blickte ihren insgeheim besten Freund finster an, doch dann erweichten ihre Gesichtszüge allmählich. „Gut, darüber können wir ja auch ein anderes Mal reden. Mich würde es nämlich wirklich brennend interessieren.“ Typisch Haruka, die niemals eine Sache einfach so stehen ließ, vor allem nicht, wenn dadurch ihre Neugier geweckt worden war. Sie feierten bis spät in die Nacht, als alle so langsam ihren Heimweg antraten. Usagi und Minako fuhren mit der ehemaligen, dreiköpfigen Popgruppe mit in die Villa, weil sie bei ihren Freunden die Nacht verbringen wollten. Es war heute das allererste Mal, dass sie zusammen in einem Bett schlafen würden. Minakos Nervosität war so schlimm und präsent, dass sie fast schon greifbar war. Sie zwang sich, langsam tief ein- und auszuatmen, als ob sie das Atmen gerade neu erlernte. Als wäre das Atmen kein Reflex, welcher sich jeder, der frisch auf die Welt kam, sich aneignete. Entschlossen machte sie ihre Augen auf und blickte in ihr Spiegelbild. „Reiß dich zusammen, Minako Aino. Du wolltest doch bei ihm schlafen, und jetzt traust du dich noch nicht einmal, das Bad zu verlassen.“, versuchte sie sich selbst in Gedanken zu beruhigen und zugleich anzuspornen. Doch warum war sie überhaupt so nervös? War es Angst? Vorfreude? Doch wovor beziehungsweise auf was? Sie war sich eigentlich sicher, dass er sie sicher nicht überfallen würde. Das würde gar nicht zu Yaten passen. Sie waren bisher noch nicht einmal ansatzweise auf dieses Thema gekommen. Aber warum hatte sie dann solche Angst? Angst, sich zu blamieren, wenn sie ... einen Schritt weitergingen? Angst vor einer Enttäuschung, dass vielleicht doch nichts passierte und sie sich nun völlig umsonst den Kopf darüber zerbrach? Ja, was wollte sie eigentlich? Über ihre eigene Unlogik schüttelte sie den Kopf. Sie wollte eigentlich gar nicht darüber nachdenken, zu ihm ins Bett schlüpfen und sich einfach überraschen lassen. Ganz genau. Ein zuversichtliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie die Badezimmertür endlich aufmachte und in Yatens Zimmer ging. Doch dieser hielt eine zweite Decke über die rechte Schulter und lächelte sie sanft an. Was hatte er mit der Decke vor? Wollte er etwa ... woanders schlafen? „Wo gehst du hin?“, fragte sie ihn mit heiserer Stimme. Er gab sich alle Mühe, seine Verlegenheit zu überspielen. Doch selbst, wenn er es sehr offensichtlich gezeigt hätte, war es nicht gewährleistet, dass Minako dies auch wirklich bemerkt hätte - zu tief saß gerade ihre Enttäuschung. „Du kannst ruhig auf meinem Bett schlafen. Ich werde es mir auf der Couch gemütlich machen.“, schlug Yaten hastig vor. Die heranwachsende Frau traute sich kaum, ihn anzusehen, weshalb ihr Blick auch starr auf den Boden gerichtet war. Ihre Hände ballten sich langsam zu Fäusten. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Yaten unsicher. Was hatte er falsch gemacht? War es denn nicht das Richtige, dass er sich so gentlemanlike verhalten hatte und nicht, wie viele anderen Männer es getan hätten, gleich die Chance ergriffen hatte, ihr an die Wäsche zu gehen? Nun verstand er gar nichts mehr. Frauen ... In ihrem Kopf begann es zu arbeiten. Was sollte sie nun darauf erwidern? Die Wahrheit? Aber was wäre, wenn sie ihn damit total überrumpelte und abschreckte? Wenn sie sich als ein kleines Biest entpuppte, welches ihn um seine Tugend bringen wollte? Nein, so verhielt sich doch keine richtige Lady! Jedoch ... hatte sie sich doch schon so sehr darauf gefreut, mit ihm das erste Mal das Bett zu teilen. Gut, ein bisschen Angst war zwar zugegebenermaßen auch mit dabei, doch das war doch normal, etwas Angst vor etwas zu haben, was man noch nicht kannte, oder? „Minako?“, riss seine fragende Stimme sie aus ihren wirren Gedankengängen und ließ sie ein wenig erschrocken aufschauen. „Langsam machst du mir Angst. Was ist denn los?“, hackte er weiter nach. „Hab ich etwas Falsches getan?“ Sofort schüttelte sie lebhaft den Kopf. „Nein, nein, hast du nicht. I- Ich dachte nur ...“, sie stockte wieder. Oh je, was er jetzt wohl gerade von ihr dachte ... Bestimmt nicht das Beste, und offen gestanden hätte auch sie selbst, wäre sie an seiner Stelle gewesen, kein Verständnis für ihre Herumdruckserei gehabt. „Du dachtest nur? Minako, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.“, beschwerte er sich sanft seufzend und kratzte sich den Kopf vor leichter Überforderung. Sie konnte schon sehr anstrengend sein. Doch auf der anderen Seite: Er war mindestens genauso schlimm. Und unter anderem war auch das ein Grund, warum sie so gut zusammenpassten. Die Blondine, die ihre rote Schleife auf ihrem Haar gerade abnahm, überwand sich endlich und sprang über ihren Schatten. „Ich dachte eben, dass du neben mir auf dem Bett schläfst.“, presste sie angestrengt hervor und kniff die Augen zusammen, aus Angst vor seiner Reaktion. Doch es kam nichts. Kein Vorwurf, keine missbilligenden oder auch belustigenden Worte. Auf der anderen Seite aber auch keine Zusage oder Einverständnis. Vorsichtig schlug sie ein Auge auf und es öffnete sich ihr ein Bild, welches ihr den Atem verschlug. Yaten war nun näher an ihr herangetreten, hatte inzwischen auch seine Decke abgelegt und sah sie mit einem zärtlichen Blick an. Dieser Blick sagte alles. „Ich ... dachte, du wolltest es noch nicht. Aber ...“, ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf seinem ganzen Gesicht aus und er verbeugte sich theatralisch. „... es wäre mir eine Ehre, mit Ihnen das Bett teilen zu dürfen, Prinzessin.“ Minako sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Reaktion seinerseits. Was war mit Yaten passiert? Hatte er sich etwa etwas von Seiya abgeguckt? Doch neben dieser Verwunderung machte sich noch ein anderes Gefühl in ihr breit. Pure Vorfreude. Ohne weiteren Kommentar ging sie langsam auf das Bett zu, nachdem er sie darum gebeten hatte. Als sie sich ins Bett legte, schaltete er das Licht aus, tat er es ihr gleich, und beide umschlangen sich augenblicklich. „Das ist ... das erste Mal, dass ich mit einem Mann das Bett teile.“, flüsterte sie aufgeregt und schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Na das will ich doch hoffen. Bin ich denn nicht auch dein erster Freund?“, fragte er sie mit einem ironischen Unterton und setzte ein gespielt misstrauisches Gesicht auf. „Natürlich bist du das.“, entgegnete sie eilig, und jetzt, wo sie sich nun schon so nahe waren, wurde sie noch mutiger und kuschelte sich noch ein wenig näher an ihn heran. Yaten streichelte ihren Kopf sanft. Es war wunderschön, sie in seinen Armen halten zu dürfen. Und das auch noch die ganze Nacht; er konnte sich nichts Schöneres vorstellen. Er schloss seine Augen, um diesen Moment noch intensiver auszukosten und flüsterte mit sanfter Stimme: „Für mich ist das auch eine Premiere. Aber das weißt du ja schon.“ Minako schmunzelte und beobachtete ihn. Sie hätte ihn die ganze Nacht beobachten können, wenn sie nicht irgendwann zu müde gewesen wäre. „Trotzdem ist es jedes Mal schön, zu hören, dass du ... wirklich wahrhaftig mir gehörst und du auch mir alle deine ersten Erfahrungen schenkst.“, gab sie lächelnd zurück und küsste ihn sanft auf die Lippen. „Gute Nacht, Yaten.“, wünschte sie ihm raunend. „Gute Nacht, Prinzessin der Venus.“, erwiderte er und hielt seine Augen dabei geschlossen. Er war schon ziemlich müde; die Party war sehr lustig, aber hatte ihn auch recht schlapp gemacht, sodass er froh war, endlich in seinem Bett zu sein. Und dann auch noch mit seiner Minako - besser hätte es ihn nicht treffen können. Es dauerte nicht lange, bis er in einen tiefen, ruhigen Schlaf fiel. Seine Freundin landete ebenfalls kurze Zeit später ins Land der Träume, wo sie auch wieder mit ihrem Liebsten vereint war ... Im Zimmer direkt nebenan ... „Es war echt eine schöne Feier ...“, meinte Seiya und hatte es sich schon im Bett gemütlich gemacht. Usagi stand noch vor dem Spiegel und löste ihre zwei Zöpfe. „Oh ja. Vor allem das Essen; Makoto hat sich noch mehr Mühe gegeben als sonst, also die Speisen waren einfach nur köstlich! Und das war ja echt total süß von Takeru, dass er extra angereist ist, um mit ihr ihren Geburtstag zu feiern.“, schwärmte sie mit strahlenden Augen. „Ich freue mich so für Makoto, dass sie ihn endlich wieder hat, nachdem sie ihm jahrelang nachgetrauert hat und nun vor Kurzem auch wieder monatelang auf ihn verzichten musste. Es tut so gut, sie endlich wieder so glücklich zu sehen ...“ Der Neunzehnjährige verschränkte seine Arme hinter dem Kopf, legte sich auf sie drauf und starrte die weiße Decke an. „Hm. Das muss wirklich hart sein. Ich bin froh, dass ich nicht so weit von dir weg muss. Ich könnte es nicht aushalten, so lange ohne dich sein zu müssen. Zum Glück ist ja unsere Zukunft fast schon gesichert. Da bin ich wirklich dankbar, dass wir damals als ‚Three Lights‘ so gute Arbeit geleistet und dadurch schon vorgesorgt haben; manchmal denke ich mir: Das musste so sein. Das war Schicksal, dass wir hier eine Karriere angefangen haben, um genügend Geld verdient zu haben für eine gesicherte Zukunft. Und auch du hast ja einen mächtigen Beitrag geleistet, als dann du mit deiner Karriere angefangen hast. Das war bestimmt auch Schicksal.“, gab Seiya verträumt von sich und ließ langsam seine Augenlider fallen. „Wir haben es wirklich gut erwischt: Beruflich machen wir das, was uns am meisten Spaß macht und verdienen dabei auch noch haufenweise Kohle.“ Usagi entfuhr ein leises Kichern. „Da hast du Recht, jetzt, wo man so überlegt ... ist da wirklich etwas dran.“, sie drehte sich um, ging auf ihn zu und setzte sich langsam auf das Bett. „Aber was möchtest du dann nach der Schule machen? Voll in die Karriere starten?“, fragte sie ihn neugierig. Seiya schlug die Augen auf und sah in ihre, welche ein leuchtendes Kornblumenblau trugen. „Nein, ich möchte schon noch studieren. Am liebsten Sport und Musik. Vielleicht versuche ich es mal bei der Polizei oder als Geheimagent, wäre sicher auch etwas für mich. Auf jeden Fall möchte ich schon neben der Karriere weiterhin eine Weiterbildung oder andere Beschäftigung haben; Schule und Karriere hat ja bisher auch super geklappt.“ Usagi sah gedankenverloren aus dem Fenster. Sie dachte an ihre Vergangenheit zurück. Damals hatte sie sich überhaupt keine Gedanken machen müssen, oder anders gesagt: Sie durfte sich gar keine Gedanken machen, denn schließlich wusste sie bereits, wie ihre Zukunft aussah. Eigentlich hätte sie sich auch gar nicht in der Schule bemühen müssen und alles schleifen lassen können, weil sie sowieso wusste, dass aus ihr sicher etwas Anständiges werden würde; mehr als das: Aus ihr würde eine Königin werden. Okay, zwar war das ihr Schicksal, die Königin des Mondes zu werden und das Sonnensystem zu regieren, daran würde sich nichts geändert haben. Jedoch ... war nun nicht klar, wie es aussah. Vielleicht konnte sie doch ganz normal weiterleben? So wie bisher; es hatte doch nun auch sehr gut geklappt oder nicht? Das war der Reiz an dieser ungewissen Zukunft: Endlich ... durfte sie sich überraschen lassen. Ihre Gedanken wanderten zu den Anfängen. Die Ankunft von drei Kriegern, die ihre ganze Zukunft auf den Kopf gestellt hatten ... „Wie war es eigentlich damals, als ihr hier auf die Erde gekommen seid? Wie seid ihr zurechtgekommen; wir habt ihr kommuniziert und wie ging es mit eurer Karriere los? Wie lange wart ihr bereits auf der Erde, bis wir uns dann begegnet sind?“, fragte sie ihn nun mit heller Neugier. Sie wunderte sich, warum erst oder gerade jetzt ihr all diese Fragen einfielen. Und da war sie nicht die Einzige: „Das sind aber ganz schön viele Fragen. Aber mich wundert es auch, warum ich dir bisher noch gar nichts Genaues darüber erzählt habe. Über meine erste Zeit auf der Erde ... Aber leg dich erst einmal zu mir, Schätzchen, und dann erzähle ich dir alles.“ Freudig ließ sie sich neben ihn sinken und drehte sich zu ihm, während er den Kopf an seinem gestützten Ellenbogen legte und mit der rechten Hand sanft über ihre Wange strich. „Also Miss Tsukino ... Wir haben uns ja im Februar vor zwei Jahren kennengelernt, aber wir sind schon im Juni des vorherigen Jahres hier auf der Erde gelandet. Wir mussten uns auch erst einleben; und du weißt ja aus eigener Erfahrung, dass es nicht so einfach ist, die Karriereleiter sofort hinaufzusteigen. Wir wollten ja so berühmt wie möglich werden, und schließlich waren wir das auch - auf der gesamten Erde überall bekannt. Wir sind auch schon in anderen Ländern gewesen, doch als wir dann in Japan gelandet sind, haben wir uns gleich dazu entschieden, hier zu bleiben, denn ... hier wird auch unsere Heimatsprache gesprochen. Wir haben uns hier gleich wohlgefühlt.“, begann er mit seiner Erzählung, strich seiner Freundin dabei immer wieder durch die Haare und ließ vereinzelte Strähnen durch seine Finger gleiten. Er liebte es, mit ihren Haaren zu spielen. „Ihr sprecht auf eurem Planeten, also auf eurem Land, auch Japanisch?“, fiel sie ihm verblüfft ins Wort. Okay, daran hatte sie nun eigentlich tatsächlich gar nicht gedacht, also was für eine Sprache sie sprachen. Und erst jetzt fiel ihr auf, dass das schon merkwürdig war; immerhin kamen sie aus einem ganz anderen Sonnensystem, sprachen aber die gleiche Sprache wie sie? Warum hatte sie das nicht schon eher hinterfragt? Der junge Mann mit den onyxschwarzen Haaren nickte zur Bestätigung lächelnd. „Ja. Wir haben auch eine Sprache, mit der wir uns verständigen können; haben auch mehrere Sprachen, so wie ihr auch. Und wir mussten auch Englisch lernen. Die Bewohner bei uns auf Euphe sind vergleichbar mit den Menschen hier auf der Erde; wir sind also keine Aliens mit irgendeiner nicht zu entziffernden Geheimsprache oder sonst etwas.“, stellte er belustigt klar, konnte sich dabei ein Lachen nicht verkneifen. Und so brachen sie beide in schallendes Gelächter aus. Doch dann wurde Seiya wieder etwas ernster. „Aber ich bin froh, dass wir uns dann in Japan sesshaft gemacht haben. Sonst wäre ich dir niemals begegnet.“, flüsterte er und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Na ja, es dauerte aber auch nicht lang, bis wir wirklich die oberste Spitze erreicht hatten. Auf das Singen sind wir gekommen, weil das das einzige gemeinsame Hobby von uns dreien war. Wir haben alle drei gerne gesungen, und wir wurden schon oft von den Erdenbewohnern darauf angesprochen, dass wir eine sehr angenehme, sanfte Sprechstimme hätten. Und auch unser Aussehen hat bei jedem Eindruck hinterlassen. Denn wir haben einfach dieses Außergewöhnliche an uns; eine fremde Ausstrahlung, weil wir ja nicht von der Erde kommen, und das kommt anscheinend unbewusst sehr gut an. Die weiblichen Fans haben ja auch immer geschwärmt, dass es so wäre, als ob wir nicht von dieser Welt wären, weil wir bei ihnen so einen ... perfekten Eindruck machen. Weil wir eben von einem weit entfernten Planeten kommen und nicht so menschlich wirken. Deswegen stachen wir auch so heraus aus der Menge. Im Unterbewusstsein hat das jeder wahrgenommen, aber natürlich haben sie bewusst keinen blassen Schimmer von der Wahrheit gehabt. So war es für uns ganz einfach, immer weiter aufzusteigen und die berühmteste Gruppe der Welt zu werden. Das ist das Geheimnis unseres Erfolges.“, fuhr er ruhig mit seiner Erzählung fort. Usagi hatte ihm aufmerksam gelauscht und bekam ganz große Augen. Denn sie merkte, dass seine Aussage auch auf ihre eigenen, geheimen Gedanken von damals zutraf. Auch heute noch. Er war wirklich zu perfekt, um menschlich zu sein. Er hatte diese besondere Aura, und alles an ihm ... wirkte einladend auf sie. Seine Haare, seine Stimme, sein Duft, sein Atem, seine Ausstrahlung, seine Augen, seine Lippen, seine Hände, sein gesamter Körper ... Das alles verzauberte sie. Und auch sie war diesem Zauber hoffnungslos erlegen. „Ich verstehe ... Konntet ihr euch auch gut einleben? Wenn ich mir vorstelle, auf einem ganz fremden Planeten zu sein, den ich nicht kenne, wird mir da schon ganz mulmig. Ich würde mich sogar unwohl fühlen, wenn ich nur in einem anderen Land wäre, weil ich mich gar nicht verständigen könnte. Mein Englisch ist miserabel ... aber das muss ich dir ja nicht sagen.“, sprach Usagi etwas verlegen und sah auf seine nackte Brust. So wunderbar definiert; nicht zu viel und nicht zu wenig: Die perfekten Proportionen ... „Na ja, Yaten fiel es sehr schwer; du kennst ihn: Er kann sich noch nicht mal seinen Freunden öffnen. Am Anfang wollte er gar nicht raus, hat sich ständig in seinem Zimmer versteckt. Taiki versuchte durch seinen sachlichen Intellekt, mit dieser neuen Situation umzugehen. Durch seine nahezu brillante Beherrschung der wichtigsten Fremdsprachen konnte er sich wenigstens immer sehr gut mit allen verständigen und unterhalten, aber auch er war doch in sich gekehrt und wollte keinen zu nahe an sich heranlassen; auch er hat keinem vertraut. Und ich ... du kannst es dir ja sicher denken: Ich war natürlich von Anfang an sehr offen für Neues. Ich fand es total aufregend, auf einem anderen Planeten zu leben. Es war etwas ganz Anderes als immer im Palast eingesperrt zu sein. Okay, ‚eingesperrt‘ ist vielleicht übertrieben; ich habe ja nichts Anderes gekannt, und deswegen hat es mich auch nicht allzu sehr gestört. Aber hier ... habe ich endlich meine Freiheit entdeckt. Gut, unser Terminplan war oft total überfüllt mit diversen Proben, Auftritten und sonstigem Kram, aber dennoch war es eine ganz tolle, neue Erfahrung, nicht im Palast zu leben, sondern in der freien Gesellschaft. Und es war das erste Mal, wo ich endlich ununterbrochen ein ganzer Mann sein konnte. Endlich konnte ich meine Männlichkeit in vollen Zügen ausleben und musste mich nicht ständig im Körper einer Frau befinden. Es war einfach toll.“ Usagi runzelte die Stirn. Eine Aussage seinerseits gefiel ihr ganz und gar nicht, doch sie verstand nicht so ganz, warum. Schließlich konnte sie noch nicht einmal den Inhalt dieser Aussage genau erklären. „Du konntest deine Männlichkeit ausleben? Was heißt das genau?“, fragte sie mit so einer ehrlichen Naivität, welche Seiya das Herz butterweich werden ließ. „Ach, mein Schätzchen ...“, raunte er zärtlich und nahm sie ganz fest in seine Arme. Ihm war einfach so sehr danach zu Mute. Sie zu knuddeln und nie wieder loszulassen. „Damit meine ich Dinge, die ein typischer Mann eben so macht. Ich konnte mich behaupten, durfte endlich auch typisch männliche Sportarten betreiben, musste mich einfach nicht mehr verstecken ... Einfach die Tatsache, dass ich mit Leib und Seele ein Mann sein konnte. Und natürlich genoss ich auch die Zuneigung und Aufmerksamkeit meiner weiblichen Fans, das gebe ich ja zu. Ich liebe es einfach, im Mittelpunkt zu stehen und begehrenswert zu sein. Das ist ja wohl für jedes Ego toll.“ Bei Usagi schrillten sofort die Alarmglocken. „Hast du dich etwa damals schon mit diversen Frauen verabredet?“, sie musste sich sehr bemühen, damit ihre Stimme noch einigermaßen leise klang. Schließlich war es schon spät und sie wollte die anderen nicht unsanft aus dem Schlaf reißen. Ihr Gesicht wurde knallrot vor Eifersucht. Seiya kicherte leise. Ihre Reaktion amüsierte ihn zutiefst. Hach, wie sehr er sie doch liebte. Wie konnte er ihr all seine Liebe jemals zeigen? Die Frage konnte er sich sofort selbst beantworten: Er würde es niemals schaffen. Diese Liebe, die er für sie empfand, war nicht zu demonstrieren, geschweige denn in Worte zu fassen. Seine Liebe zu ihr war einfach ... grenzenlos. Und da noch nicht einmal sicher war, dass das ganze Universum grenzenlos war, würde er ihr sie auch nie auf diesem Universum zeigen können. Unmöglich. Irgendwie doch sehr frustrierend ... Doch diese Tatsache hinderte ihn trotzdem nicht daran, sein Bestes zu geben und ihr weiterhin jeden einzelnen Tag seine Liebe, so gut wie es ihm nur gelang, zu zeigen. „Machst du dich etwa lustig über mich?“, fragte Usagi mit gespielt beleidigtem Schmollmund. „Aber nein: Das würde mir doch nicht im Traum einfallen.“, stritt Seiya mit beschwichtigender Ironie ab. Gott, er musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Er schnitt das alte Thema wieder an: „Zugegeben: Ich habe mit den Fans geflirtet und ihnen schöne Augen, ja. Aber sie waren alle nur ... Eine von vielen Millionen. Es hat mir einfach Spaß gemacht und ich hatte nie ernsthafte Absichten gehabt. Ich war auch noch nie mit einem Fan alleine, habe sie angefasst oder habe mich alleine mit ihr getroffen. Es waren immer etliche andere Fans dabei. Also mal hier und da ein machohafter Spruch, aber das war’s auch schon, so diskret bin ich dann schon geblieben. Du warst die Erste, die ich um ein Date gebeten habe ...“ Seine Erklärung beruhigte sie ungemein. Und sie fühlte sich auch geschmeichelt, dass sie wirklich die Erste gewesen war, mit der er eine richtige Verabredung gehabt hatte. Sie überspielte diese Freude jedoch mit einem empörten Gesichtsausdruck: „Gebeten? Du hast es doch schon beschlossen gehabt und hast mir nur frech Bescheid gesagt, dass wir uns um 11 Uhr beim ‚Jordan Park‘ treffen würden. Ich frage mich, warum ich damals wirklich darauf eingegangen bin ...“ Seine Mundwinkel zuckten. Er musste sich sehr anstrengen, um nicht vor Belustigung in Gelächter auszubrechen. Das würde ihr bestimmt nicht gefallen. „Tja, du konntest einfach meinem Charme nicht widerstehen. Was ich dir aber auch nicht verübeln kann.“, gab er ihr die schlichte Antwort und blieb dabei so ernst wie nur möglich. Usagi biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste genau, dass er damit Recht hatte. Aber das zugeben? Nie im Leben! „Wie ist Euphe so?“, lenkte sie geschickt ab. „Ein sehr cleveres Ablenkungsmanöver.“, dachte sich Seiya grinsend, doch beließ es dabei. „Euphe ... Habe ich dir nicht schon gesagt, dass ich dich eines Tages mal hinbringen werde? Dann kannst du dir selbst ein Bild daraus machen. Da möchte ich dir nichts vorwegnehmen.“, er blieb standhaft und verriet so gut wie gar nichts. Mit zärtlicher Stimme fuhr er fort: „Und jetzt schlaf. Es ist schon spät.“ „Gott, habe ich dein Essen vermisst. Es ist schon eine Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal so gut gegessen habe und so satt war.“ Richtig vollgegessen, aber unendlich glücklich, schmiss sich Takeru auf Makotos Bett. Schmunzelnd ging Makoto auf ihn zu und setzte sich auf die Bettkante. „Das freut mich sehr, dass dir das Essen so gut geschmeckt hat.“, erwiderte sie errötend. Dann blickte sie auf und sah ihm tief in die Augen. „Ich bin so froh, dass du gekommen bist. Mein sehnlichster Wunsch ist damit in Erfüllung gegangen. Aber trotzdem hätte ich es nie für möglich gehalten ... Es erscheint mir alles so unrealistisch, ich meine ... Du bist es wirklich, oder?“, fragte sie ihn kleinlaut. Schmunzelnd setzte der Student sich auf. „Bin ich jetzt schon so lange weg, dass du mich nicht einmal mehr erkennst? Muss ich mir langsam Sorgen machen?“, ärgerte er sie und hob dabei prüfend eine Augenbraue. Abwehrend hielt sie sich die Arme vor die Brust. „Nein, nein. Natürlich erkenne ich dich; ich würde dich immer wiedererkennen. Es ist einfach nur viel zu schön, um wahr zu sein.“, wieder wurde sie rot. Verdammt, sie war inzwischen sogar schon verlobt mit diesem Mann, und trotzdem war sie immer noch so nervös in seiner Gegenwart. Das lag bestimmt auch daran, weil sie sich schon so lange nicht mehr gesehen hatten. Es waren schließlich schon drei Monate her. Zwar eigentlich keine so lange Zeit, aber es kam ihr doch wie eine Ewigkeit vor. Und dennoch war diese Vertrautheit zwischen ihnen sofort wieder da gewesen. Es war einfach nicht mit logischen Worten zu erklären, was sich da nun zwischen ihnen genau abspielte. Wobei doch die Liebe generell nicht mit einfachen Worten zu erklären war, oder? Takerus Lächeln verschwand nicht, als er sich zu ihr hinüberbeugte. Kurz vor ihren Lippen machte er Halt. „Aber ich bin hier. Bei dir.“, raunte er, hob seine Hand und streichelte behutsam ihre Wange. „Ja ...“, hauchte Makoto und schloss ihre Augen, um diesen Moment so lange es ging auszukosten. Mit all ihren Sinnen genoss sie diese neu entfachte Nähe zwischen ihnen, einzig und allein auf ihr Augenlicht verzichtete sie. „Zukünftige Frau Ohida ... Sind Sie glücklich?“, erklang seine fragende Stimme, und obwohl sie so leise war, erfüllte sie ihr ganzes Herz mit so einer unglaublichen Wärme, wie sie es schon immer nur bei ihm erlebt hatte. Nur war es diesmal ... noch viel intensiver. Makoto stieß unbewusst lange die Luft aus ihren Lungen heraus, denn sie hatte nicht bemerkt, dass sie für längere Zeit die Luft angehalten hatte. Sie öffnete langsam ihre Augen und sah tief in seine. Dunkelgrüne Augen trafen auf hellgrüne. So viel wollte sie ihm darauf antworten, doch in diesem Moment brachte sie ein weiteres Mal nur ein Wort heraus: „Ja ...“ Ein kleines Wort, doch mit einer enormen Bedeutung. Und in dieser Situation mehr als nur ausreichend. „Das erleichtert mich sehr. Es ist nämlich meine Lebensaufgabe, Sie glücklich zu machen. Das ist das Ziel, welches ich mir selbst gesetzt habe. Und wie Sie wissen, bin ich extrem ehrgeizig.“, ein freches Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, doch seine Augen waren nach wie vor zärtlich. „Küss mich endlich.“, drängte sie leise. Sie konnte es nicht mehr erwarten. Konnte nicht mehr ... warten. Er war höchstens einen Zentimeter von ihren Lippen entfernt; sie konnte seinen frischen Atem riechen, sog ihn tief in sich auf und nun ... wollte sie ihn auch endlich schmecken ... und spüren ... Und endlich ... überbrückte er diese winzige Distanz zwischen ihnen und gab ihr einen sanften, unschuldigen Kuss ... Doch dabei würde es heute Nacht nicht bleiben ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)