Growing Rose Of Love (Teil 2) von Lina_Kudo (Aufblühende Rose der Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 58: Ice-Skating ----------------------- Kapitel 58: ICE-SKATING Schlittschuhlaufen ****Rückblick**** „Ich liebe dich.“, kam es sanft von Takeru zurück; er stützte sein Kinn auf seine ineinander verschränkten Hände und lächelte sie durchdringend an. Doch seine Augen ... waren gequält und von Trauer umhüllt. Makotos Herz füllte sich nach diesen drei kleinen Worten wieder vollständig mit der Wärme und Liebe. Es war so, als ob ihr Herz diese Momente so gut es ging in sich einsaugte und als Vorrat abspeicherte, um die nächste Zeit ohne Takeru zu überstehen. Sie blinzelte schnell, da sie merkte, wie ihre Augen wieder feuchter wurden. „Ich liebe dich auch ...“, erwiderte sie sein Liebesgeständnis und strich mit der Hand virtuell an seiner Wange. Und so unterhielten sie sich noch sehr lange. Es war fast so, als ob sie sich wirklich gerade gegenübersaßen und miteinander redeten. Aber auch nur fast. Es war natürlich nicht damit zu vergleichen, wie wenn er wirklich hier bei ihr wäre. Doch ... es half. Es half ihnen, mit dieser räumlichen Distanz umzugehen, und sie gaben sich gegenseitig die nötige Kraft in dieser schwierigen Zeit. ****Rückblick**** Usagi, Ami, Rei, Minako, Makoto, Seiya, Taiki, Yaten und Yuuichiro haben sich nach dem Unterrichtsschluss alle gemeinsam im Crown versammelt, weil sie heute nach der ganzen Lernerei mal wieder einen entspannten Tag mit der gesamten Truppe verbringen wollten. Sie diskutierten gerade darüber, was sie heute unternehmen könnten und es kamen die unterschiedlichsten Vorschläge. Yaten wollte sich lieber entspannen und einen „gechillten“ Tag gestalten, während Minako zwar unternehmungslustiger war, doch auch nicht so recht wusste, was sie wollte. Taikis Vorschlag war der Besuch eines Kulturfestivals, doch außer Ami war niemand von dieser Idee begeistert. Rei bevorzugte es ebenfalls lieber ruhig und wäre gerne wieder in eine Magiervorstellung gegangen, wo sie jedoch lediglich Yuuichiro bereitwillig begleitet hätte. Makoto hielt sich dezent heraus. Es war ihr egal, was sie unternahmen; Hauptsache, sie taten mal wieder etwas zusammen. Und zuletzt Seiya und Usagis Vorschlag, die wie aus einem Munde sprachen: „Gehen wir Schlittschuhlaufen!“ Verwundert blickten sie sich gegenseitig an, denn abgesprochen hatten sie sich nicht. Yaten stöhnte entnervt auf. „Darauf hab ich ja so gar keine Lust!“ Doch mit dieser Einstellung stand er ganz alleine da und legte seine Hand seufzend auf die Stirn. „Na gut, wenn es unbedingt sein muss.“ „Ach komm schon, sei kein Spielverderber, Yaten! Wenn es nach dir ginge, würden wir doch sowieso nur alle zu Hause rumsitzen und nichts tun, allerhöchstens vielleicht ins Kino gehen. Wir brauchen mal wieder Action und Spaß, und was ist da im Winter besser geeignet als Schlittschuhlaufen?“, setzte sich Seiya durch, bevor er sich seinem Schätzchen widmete. „Du ... fährst gerne auf dem Eis?“, fragte er sie ungläubig mit einer leisen Belustigung in der Stimme, die nicht vollständig zu verbergen war. „Ja, was dagegen?“, fragte sie gespielt beleidigt, denn ihr war die Stichelei keinesfalls entgangen. „Machst du dich etwa über mich lustig?“, drohend blitzten ihre Augen auf. Abwehrend hob Seiya die Hände. „Nein, nein, das würde ich doch niemals wagen!“, er gab sich alle Mühe, nicht ironisch zu klingen, was ihm auch ziemlich gut gelang. Versöhnlich legte er einen Arm um ihre Taille. „Es hat mich nur überrascht, denn das war das erste Mal, dass du von dir aus eine richtig sportliche Aktivität vorgeschlagen hast. Darüber bin ich natürlich positiv überrascht.“, fügte er schnell hinzu, betonte dabei besonders das Wörtchen ‚positiv‘ und lächelte sie entschuldigend an. Wie konnte sie ihm da noch länger böse sein, wenn auch nur gespielt? Sie seufzte tief. „Warum denn auch nicht, Eislaufen können wir nur in dieser Jahreszeit, und ich hab so richtig Lust darauf.“, meldete sich auch Makoto zu Wort, nachdem auch der Rest einverstanden war. Sie erhoben sich und begaben sich auch schon gleich auf dem Weg zum Schlittschuhplatz. „Ich hab echt keine Lust, ich schaue euch lieber von draußen zu.“, kündigte Yaten augenverdrehend an, als die anderen sich an die lange Schlange angestellt haben, um sich Schlittschuhe auszuleihen. „Das kommt gar nicht in Frage! Du läufst mit!“, Minako duldete keine Widerrede. Genervt fuhr sich Yaten durch die Haare. „Ich will aber nicht, warum willst du das zur Abwechslung nicht einfach mal gleich akzeptieren?“, fuhr er sie mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck an, der ihr nicht verborgen blieb. Sie stutzte. „Ich ... Ich möchte nicht, dass du hier als Einziger draußen stehst und auf uns wartest. Dass nur wir unseren Spaß haben und du draußen schmollst. Außerdem ... habe ich mit dir am meisten Spaß. Es hat also für uns beide nur Vorteile.“, sie verengte ihre Augen zu Schlitzen. „Oder hast du mir vielleicht irgendetwas zu sagen?“, fragte sie scharf nach. Sie war nicht auf den Kopf gefallen und konnte schon ahnen, wo sein Problem lag. „Nein. Na gut, dann fahre ich halt mit!“, entschied er sich sofort. Er wollte es nicht zugeben. Wollte nicht zugeben, dass er nicht Schlittschuhfahren konnte; erst recht nicht vor Minako. Er wollte sich nicht vor ihr blamieren und in ihren Augen immer ihr Held sein ... Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie richtig stolz auf ihn war. Jeder Mann hier konnte Schlittschuhlaufen, bloß er nicht. Nein, das konnte er ihr nicht antun. Er würde es schon irgendwie schaffen, dass es so aussah, als würde er das Eislaufen beherrschen. Jeder Andere schaffte es doch auch, also konnte es doch nicht so schwer sein. Er war zwar nicht sportbegeistert, doch das hieß nicht, dass er total unsportlich war. „Wird schon schief gehen.“, redete er sich in Gedanken optimistisch zu. Was er allerdings nicht wusste, war, dass sich noch jemand unter ihnen nie auf dem Eis fortbewegt hatte. Von dem er das eigentlich hätte wissen müssen; aber daran hatte er in seiner eigenen, verzwickten Situation überhaupt nicht gedacht ... „Ami?“, raunte Taiki ihr leise zu. „Ja?“, sie horchte neugierig auf. Denn er sprach nur mit ihr; in so einem leisen Ton, dass es keiner mitbekommen sollte. Sie fühlte sich so geehrt, dass sie es war, die er so vertraut ansprach, so dass er sofort ihre komplette Aufmerksamkeit hatte. Taiki ging ganz anders an die Sache heran als Yaten. Cleverer. Er wollte nämlich niemandem etwas beweisen. Bevor er nämlich sich erst recht vor allen blamierte, wenn er auf dem Eis auf die Schnauze fiel, stellte er lieber von Anfang an alles klar. Doch ... herausposaunen wollte er es auch wieder nicht. Und wer war in dieser Gruppe die Person, der er am nächsten stand? Natürlich Ami. Äh ... Natürlich? „Ich ... bin noch nie Schlittschuh gelaufen und gehe ganz stark davon aus, dass ich es nicht bei der ersten Berührung auf dem Eis sofort beherrschen werde.“, gestand er ihr dezent und lächelte sie mit einer Spur von Verlegenheit an. Ami lächelte warm und verständnisvoll. Sie war gerührt, dass er es ihr verraten hatte, denn das zeigte ihr, wie sehr er ihr vertraute. „Das ist doch kein Problem; ich bringe es dir bei, okay? Ich bin mir sicher, dass du es schnell lernen wirst.“, gab sie ihm Mut, und als er sie mit so einem warmen, aufheiternden Lächeln sah, wurde er das erste Mal in seinem Leben richtig rot um die Nase. Dies nahm Ami jedoch nicht zur Kenntnis. Sie hatte sich bereits weggedreht, um zu sehen, wie lange die Warteschlange noch war. „Außerdem bin ich froh, dass ich dir auch mal etwas beibringen kann, wo du mir doch schon das Geigenspielen gelehrt hast.“, ergänzte sie freundlich. „Ich danke dir.“, flüsterte er ihr leicht heiser, aber dennoch sanft zu. Er war ... total von ihr ergriffen. Denn sie tat genau das, was er sich wünschte, ohne es auszusprechen. Sie verstand ihn einfach, auch ohne Worte. Er hätte nämlich gewollt, dass sie es ihm beibrachte und niemand Anderes. Er hatte sich gewünscht, dass sie ihn nicht bloßstellte, was sie auch nicht getan hatte. Sie war einfach ... eine unglaubliche Frau. Definitiv. Denn sie war die erste Frau, die ihn komplett in ihren Bann gezogen hatte. „Wie lange dauert das denn noch?“, beschwerte sich Rei, die ihre Arme vor der Brust gekreuzt hatte und ungeduldig mit dem rechten Fuß auf den Boden tippte. „Bald sind wir eh an der Reihe; nicht so ungeduldig.“, versuchte Yuuichiro, Reis Feuer zu zügeln, doch erntete von ihr augenblicklich einen finsteren Blick, sodass er sofort innehielt und vor Schreck keinen Ton mehr herausbrachte. Rei nahm davon Notiz, sah ihn noch eine Weile düster an, um ihn zu ärgern, bevor sich dann endlich ein Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete und sie sich sanft bei ihm einhenkelte. „Jetzt hab doch nicht gleich so eine Angst vor mir oder bin ich etwa so eine Furie?“, fragte sie ihn und zog dabei lächelnd eine Augenbraue. Yuuichiro wusste im ersten Augenblick gar nicht, was er dazu sagen sollte. „Nein, natürlich nicht. Und selbst wenn es so wäre, hätte ich nichts dagegen. Ich liebe doch dein Temperament und finde es süß, wenn du sauer wirst.“, versicherte er ihr und kratzte mit seiner freien Hand verlegen an seinem Hinterkopf, nach den richtigen Worten suchend. Rei sog scharf die kalte Luft ein. Er liebte es, wenn sie sauer war? Womöglich sogar, wenn sie auf ihn sauer war? Wie war das möglich? Ihr wurde wieder warm ums Herz und ihr Puls schlug wieder deutlich schneller. „Ich ... habe einfach nur die Befürchtung, dass wenn du sauer bist, auch nicht glücklich bist. Deswegen bekomme ich gleich Angst. Ich habe keine Angst davor, dass du mir eine überbrätst oder mich anschreist, solange du dich dabei gut fühlst, wenn du so schön aus dir herausgehen kannst. Doch die Angst, dass die Wut dich automatisch auch unglücklich machen könnte ... Es ist diese Angst, die mir einen Schrecken einjagt. Ich möchte dich glücklich machen. Egal wann; egal wo; egal wie. Das ist meine Lebensbestimmung: Dich glücklich zu machen.“, gestand er ihr herzerweichend und sah ihr dabei mit so einer Zärtlichkeit in die Augen, die Rei noch nie erlebt hatte. „Könnt ihr uns bitte einen Moment entschuldigen? Wir sind wieder da, sobald wir an der Reihe sind.“, sagte sie schnell den anderen Bescheid, griff entschlossen nach seinem Arm und zog ihn mit sich in den nebenstehenden kleinen Wald. Okay, man konnte es nicht direkt als ‚Wald‘ bezeichnen, aber es gab dort viele Bäume um sie herum und es war auch keiner in unmittelbarer Nähe, der sie belauschen könnte. Errötend ergriff die Miko seine Hände mit ihren und sah ihn mit einer paradoxen Mischung aus leichter Unsicherheit und tiefer Entschlossenheit in die Augen. „W- Was ist denn los, Rei?“, fragte der Tempeldiener sie sanft. Was wollte sie ihm so Wichtiges mitteilen, dass sie ihn so energisch von den anderen weggezerrt hatte? Er hatte so gar keine Idee, denn je mehr er sich anstrengte, desto weniger schlauer wurde er aus dieser Sache. Also beschloss er, gar nicht erst nachzudenken und abzuwarten, bis sie ihn selbst von seiner Ungewissheit erlöste. „Yuuichiro, ich ...“, begann sie mit etwas zittriger Stimme und schloss ihre Augen. „Reiß dich mal zusammen, Rei! Es wird nun endlich an der Zeit, ihm deine wahren Gefühle endlich mit den Worten zu offenbaren, die schon seit Ewigkeiten in deinem Herzen schlummern. Du bist jetzt seit über zwei Monaten offiziell mit ihm zusammen, hast es aber immer noch nicht auf die Reihe gekriegt, diese läppischen drei Worte auszusprechen. Nimm endlich all deinen Mut zusammen, Rei Hino!“, mahnte sie sich in Gedanken selbst und schluckte ihren schweren Kloß hinunter. Wieder sah sie auf und blickte ihm fest in die Augen, doch als sie in seine erwartungsvollen Augen sah, verlor sie ihren Mut und sah wieder zu Boden. Warum war das nur so schwer? Die Gefühle ... am liebsten wollte sie sie herausschreien, weil ihre Liebe zu ihm in ihr fast zu explodieren drohte, und doch schaffte sie es nicht, es zu tun. Zerknirscht biss sie sich auf die Unterlippe. „Ich ... kann nicht sooo gut Eislaufen. Kannst du mich vielleicht ... an der Hand halten und mich ein wenig führen? Denn ich muss mich immer erst warmlaufen, vor allem am Anfang bin ich noch sehr wacklig auf den Beinen.“, sagte sie niedergeschlagen und hätte sich im nächsten Moment selbst dafür ohrfeigen können. Warum stellte sie sich nur so an? Wenigstens war es die Wahrheit, die ihr auf die Schnelle eingefallen war: Sie war wirklich keine so begnadete Eisläuferin und wusste, dass Yuuichiro das ausnahmsweise besser beherrschte als sie. Eigentlich hätte sie ihm diese Tatsache auch nicht so vor die Füße gelegt, doch dazu konnte sie sich immerhin leichter überwinden als dazu, von ihren wahren Gefühlen zu berichten. Yuuichiro hob verwundert die Augenbraue. „J- Ja ... klar.“, stieß er langsam hervor und ein ganz eigenartiges Gefühl durchströmte ihn. War es ... Enttäuschung? Doch warum? Er hatte doch gar nichts erwartet ... Warum war er dann so enttäuscht? Er schüttelte dieses Gefühl ab und sah sie aufmunternd an. „Ich lasse dich schon nicht im Stich; dein Wunsch ist mir Befehl.“, lächelnd nahm nun er seine Hand, verschränkte seine Finger in ihre und ging mit ihr wieder zu den anderen. „Na, was habt ihr denn da im Dunkeln so getrieben?“, fragte Seiya mit einem schelmischen Grinsen. „Wir haben gar nichts getan!“, zischte Rei ihn missgelaunt an. Das Letzte, wofür sie nun nach dieser persönlichen Niederlage aufgelegt war, waren schlechte Witze auf ihre Kosten. Seiya winkte lächelnd ab. „Schon gut, schon gut.“, gab er nach, denn er war einfach viel zu gut gelaunt, um sie sich von jemanden verderben zu lassen. Aber eigentlich .... hatte er ja so gut wie immer gute Laune und ließ sie sich von niemandem kaputtmachen; eher steckte er andere damit an. „Seiya, wir sind an der Reihe!“, rief Usagi entzückt, ging zum Empfang, nannte ihre Schuhgröße und zahlte gleich die Gebühr dafür, was Seiya ihr anschließend gleich tat. „Juhu!“, Makoto tobte sich auf der Eisfläche so richtig aus und fuhr wie eine Eisprinzessin. Alle anerkennenden Blicke waren gespannt auf sie gerichtet. Als sie mit ihrer Präsentation fertig war, klatschten alle Beifall und sie bekam auch eindeutige Angebote von verschiedenen Herren, doch bei jedem lehnte sie höflich ab. Sie hatte nicht das Bedürfnis, mit irgendeinem Mann zu laufen - außer mit ihrem Verlobten. Da sah sie es schon ziemlich eng, vor allem, weil bei allen klar war, dass sie auch anderweitige Absichten hatten und nicht nur mit ihr laufen wollten. Als Nächstes starteten Ami und Taiki auf der Fläche. Sie stand bereits auf dem Eis; Taiki stand noch zögernd auf dem sicheren Boden. „Komm schon!“, ermunterte Ami ihn und streckte ihm beide Hände entgegen. „Vertrau mir.“, sprach sie sanft, und Taikis Herz setzte dabei kurz aus. Tief holte er Luft und ließ die eisige Kälte des Sauerstoffs in seine Lungen gleiten. „Ja ...“, sofort betrat er das Eis. Er vertraute ihr. Wenn nicht ihr, dann niemandem auf diesem Universum. Ebenfalls streckte er seine Hände aus, und das war das erste Mal, dass sie sich so an die Hand nahmen - beide spürten das Knistern zwischen ihnen, redeten sich jedoch ein, dass es wohl dem anderen nicht so ging und es nur eine Einbildung war. Geduldig erklärte sie ihm die ersten Schritte; er hörte ihr lernwillig zu und versuchte, ihre Schritte nachzuahmen. Dabei stellte er sich sehr gut an. Na, bei der Lehrerin war das auch kein Wunder. Ein Grinsen durchzuckte seine Mundwinkel. Unschlüssig stand Yaten nun an der Schwelle zwischen Sicherheit und Gefahr. Was hatte er sich da nun schon wieder eingebrockt? Typisch; sein Stolz würde ihn am Ende noch ins Grab bringen. „Was ist los?“, fragte seine Freundin ihn unschuldig, die hinter ihm stand und darauf wartete, dass er sich zuerst auf den Eisboden wagte. Inzwischen hatte sie ihn schon durchschaut und wusste, dass er wohl das Eislaufen nicht beherrschte, doch sie wollte ihn noch so lange hinhalten, bis er endlich von sich aus ihr gestand, dass er es nicht konnte. Und um offen zu sein ... amüsierte es sie sehr, ihn so hilflos zu sehen. „Äh, Yaten? Wird’s bald, wir wollen auch mal fahren!“, brummte Seiya, der mit Usagi händchenhaltend hinter ihnen getreten war, doch da fiel ihm etwas Bedeutendes ein und er schlug sich selbst gegen die Stirn. „Ach, das habe ich ja auch total vergessen: Du kannst ja gar nicht Schlittfahren!“, verriet er seinen langjährigen Freund. Als er Yatens vernichtenden Blick auf sie wahrnahm und Minakos amüsierten, wusste nun auch er, was Sache war. „Oh ... Du hast es Minako also noch gar nicht gesagt ... Na ja, sei froh, dass ich dir die Arbeit genommen habe, sonst wärst du womöglich auf die Fresse gefallen bei dem jämmerlichen Versuch, so zu tun, als könntest du es.“, der Sänger grinste ihn breit an und fuhr ziemlich schnell in die Bahn, um der Wut seines Stiefbruders zu entkommen. Usagi konnte sogar mit ihm Schritt halten, da ihre Hände ja immer noch ineinander verschlungen waren. Yaten traute sich gar nicht, sich umzudrehen und Minako in die Augen zu sehen. Er versuchte, sich mit dem Gedanken abzulenken, es Seiya heimzuzahlen, sobald er ihn in die Finger bekam. „Mein lieber Yaten.“, ertönte Minakos bedrohliche Stimme. Yaten zuckte zusammen und durchfuhr sofort eine Gänsehaut. „Oh je, was mache ich jetzt nur?“, fragte er bettelnd, als ob er hoffte, dass ihm nun irgendjemand aus der Patsche helfen könnte. Er spürte, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte und ihn ruckartig nach hinten drehte, sodass er direkt in das Gesicht Minakos schauen musste. „Wann hattest du vor, mir das zu sagen?“, fragte sie ihn streng und stemmte dabei ihre Arme auf die Hüften. Sie spielte ihre Rolle gut. „Äh ...“, mehr bekam er nicht heraus. Er konnte ihr ja schlecht sagen, dass er gar nicht vorhatte, es ihr zu erzählen, denn das würde ihre Wut nur noch mehr entfachen. Und das wollte er mit allen Mitteln verhindern. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe herum, unfähig, irgendetwas zu sagen. Denn sie anlügen oder ihr weiter etwas vorspielen konnte und wollte er ja auch nicht mehr. Unaufrichtigkeit hasste er auch wie die Pest. Eigentlich. „Tut mir leid.“, presste er hervor und sah schuldbewusst zu Boden. Minako weitete die Augen. Yaten entschuldigte sich? Ihr Yaten? Ihr Blick wurde nun sanfter. „Warum wolltest du es mir denn nicht sagen? Ich habe doch schon längst gewusst, dass du nicht Schlittschuhlaufen kannst und nur darauf gewartet, dass du mir endlich mal die Wahrheit sagst.“, sprach sie mit weicher Stimme. Erschrocken blickte dieser hoch. „Du wusstest die ganze Zeit davon?“ Frustriert ließ er seinen Blick wieder sinken. War er etwa so leicht zu durchschauen? Und warum hatte sie nichts gesagt? So hatte nämlich auch sie ihm etwas vorgespielt und sich heimlich über ihn den Hintern abgelacht. Er stand nun da wie eine Witzfigur. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Warum hast du mir dann nichts gesagt, anstatt dich insgeheim über mich lustig zu machen?“, fuhr er sie gekränkt an und sah sie mit einer Mischung aus Enttäuschung, Kränkung, Verzweiflung und Zorn an. Minako war von seinem Gefühlsausbruch so schockiert, dass ihr erst einmal der Mund offen blieb. „I- Ich wollte dich damit nicht kränken, Yaten. Ich habe gedacht, dass wenn ich dich darauf anspreche, du dann noch frustrierter wirst, und so habe ich dir die Wahl gelassen; dir die Chance gegeben, es mir selbst zu sagen statt dich damit zu überrumpeln.“, rechtfertigte sich Minako und hoffte, dass dieser Streit nun nicht eskalierte. „Für mich sieht es eher so aus, als ob du mich bloßstellen wolltest.“, kam es unversöhnlich von Yaten zurück. Er blickte zur Seite und traute sich gar nicht so recht, ihr weiterhin direkt in die Augen zu sehen. Denn sie war so richtig schockiert von seinem Ausbruch. Fast schon ... ängstlich? Sofort tat es ihm wieder leid, dass er so aus der Haut gefahren war, aber er konnte sich einfach nicht dazu überwinden, jetzt gleich wieder einen Schritt auf sie zuzugehen. Das war überhaupt nicht seine Art, aber vielleicht war es an der Zeit, diesen sturen Charakterzug etwas zu ändern, wenigstens abzudämpfen? Er kniff seine Augen zusammen und fuhr sich überfordert über die Haare. „Sorry.“, murmelte er und traute sich nicht, sie anzusehen. Irritiert über den plötzlichen Sinneswandel sah sie ihn perplex an. Wie sollte sie nun damit umgehen? „Sch- Schon gut. Mir tut es leid. Ich wollte dich wirklich nicht vor allen zum Affen machen; im Gegenteil.“, entschuldigte sie sich ein weiteres Mal stotternd. Nun plagten ihn richtige Gewissenbisse. Er baute Mist, schrie sie aus einem dummen Grund an und nun entschuldigte sie sich auch noch dafür? Verzweifelt schüttelte er den Kopf und ging schnell auf sie zu. „Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Ich war einfach nur ... ach, mein Temperament ist wieder mit mir durchgegangen.“, versuchte er ihr zu erklären, doch da legte sie einen Zeigefinger auf seine Lippen und ließ ihn so verstummen. „Scht. Du musst mir dein Wesen nicht erklären. Ich kenne ihn in- und auswendig, und ich liebe dich so, wie du bist.“, beschwichtigte sie ihn, und das stimmt ja auch: Sie wusste, dass er sehr schnell an die Decke ging, nur war das vorhin das allererste Mal so richtig an sie gerichtet gewesen; deswegen war sie im ersten Moment auch ein wenig erschrocken darüber gewesen. Doch nach diesem ersten Mal ... wusste sie nun, wie sie damit umzugehen hatte. Wortlos starrte er sie unverwandt an, bevor er die Arme um sie legte und sie an sich zog. „Ich bessere mich, wenigstens dir gegenüber.“, versprach er ihr ins Ohr und streichelte sanft ihren Rücken entlang. Die junge Frau lächelte leicht und blickte dann zu ihm hoch. „Komm, ich bringe es dir bei. Wir wollten uns doch heute einen lustigen Tag mit den anderen machen, oder etwa nicht?“, fragte sie nach, und als er dann zögernd nickte, ergriff sie sein Handgelenk und zog ihn auf die Eisfläche. Währenddessen waren die anderen bereits mittendrin. „Wow! Du bist wirklich wahnsinnig gut!“, bewunderte Seiya sein Schätzchen, die durch den gesamten Platz schwebte und dabei auch noch gelungene Kunststücke vorführte. Inzwischen hatte sie ziemliche Fortschritte gemacht; die zukünftige Mondprinzessin erwachte langsam in ihr. Ihm fiel die Kinnlade herunter, als er sah, wie grazil und anmutig sie sich bewegte. So ... hatte er sie noch nie gesehen. Sie war nicht mehr das kleine, tollpatschige Mädchen, welches wegen jeder Kleinigkeit heulte. Sie war die zukünftige Königin über ihr Sonnensystem, und vor allem in diesen Momenten kam die Königin in ihr auch zum Vorschein. Sie bewegte sich einfach ... wie eine Eisgöttin. Er holte sie ein, denn in Sachen Geschwindigkeit hatte er dennoch die Nase vorn, hob sie hoch und sie machte einige elegante Hebefiguren. Andere Besucher, darunter auch ihre Freunde, sahen ihnen gespannt bei ihrer Vorstellung zu und klatschten laut in die Hände, pfiffen, während sie sich an gewagtere Figuren herantrauten, die ihnen alle auch mit Bravour gelangen. Yuuichiro und Rei liefen auch Hand in Hand, trauten sich jedoch nicht solche Kunststücke zu, da vor allem Rei froh war, dass sie einigermaßen in normalem Tempo laufen konnte, ohne dabei schmerzhaft hinzufallen. Doch dank Yuuichiro war sie auch mutiger und traute sich auch, etwas schneller zu laufen. Und mit ihm machte es auch richtig Spaß. Denn seine Hand in ihrer; er an ihrer Seite; er in ihrer greifbaren Nähe ... Ein sichereres Gefühl konnte sie sich nicht vorstellen. Und zum ersten Mal wurde ihr klar, wie ... angewiesen sie auf ihn war, ohne es jemals gemerkt zu haben. Mit einem Mal kamen alle Gefühle in ihr für ihn hoch, die nun einfach heraus mussten, bevor sie drohte, durch ihre eigenen Gefühle zu ertrinken. „Ich liebe dich!“, sprach sie lauter aus als beabsichtigt und wurde sofort so knallrot, dass sie bei einem Wettbewerb gegen eine überreife Tomate, wer nun eine intensivere Röte besaß, problemlos hätte gewinnen können. Der junge Mann mit den längeren, braunen Haaren war so verblüfft, dass er kein Wort herausbrachte. Damit hatte er nun wirklich überhaupt nicht gerechnet. Rei sprach ihre Gefühle aus. Okay, er wusste zwar, dass sie tiefe Gefühle für ihn hegte - sonst wären sie ja nicht zusammen - doch es aus ihren Lippen zu hören ... das war nichts Vergleichbares. Schon seit dem Moment, wo er sie das allererste Mal in seinem Leben gesehen hatte, hatte er sich gewünscht, diese Worte von ihr zu hören. Oh ja, für ihn war das zweifelsohne Liebe auf den ersten Blick gewesen. Er hatte sich so sehr nach diesen drei magischen Worten von ihr gesehnt. Doch bisher war es ihm immer wie ein nie erfüllender Wunsch vorgekommen. Umso mehr warf es ihn aus der Bahn, dass aus diesem Wunsch plötzlich Realität wurde. Nach all den Jahren ... Die Wucht dieser wenigen, aber doch so bedeutungsvollen Worte traf ihn hart. Natürlich im positiven Sinne, doch - er hatte Angst, dass das alles gerade gar nicht geschah. Das alles war so schön und zugleich so absurd. Er traute sich gar nicht, zu atmen geschweige denn sich zu rühren. Aus Angst, dass durch einen winzigen Atemzug dann dieser Traum schlagartig vorbei sein würde. Wie eine Seifenblase zerplatzen könnte. Er war so sehr in seinen Gedanken vertieft, dass die Bestätigung kurze Zeit folgte - mit einem sehr schmerzhaften Aufprall gegen einen ziemlich unbeholfenen Yaten, der gerade seine ersten Eislaufschritte alleine zu bewältigen versuchte. Nicht einmal Rei hatte es kommen sehen - zu sehr war sie darauf fixiert, Yuuichiros Miene zu deuten. „Kannst du nicht mal aufpassen?“, herrschte Yaten ihn gleich wütend an. „Sorry, war keine Absicht.“, nuschelte dieser entschuldigend und hielt ihm versöhnlich seine Hand entgegen, die der Hobbyfotograf grummelnd annahm. „Tut mein Hintern weh ...“, meckerte er leise, nahm die Entschuldigung jedoch an und lächelte wieder dankbar. Er wollte sich seine Laune nicht wieder verderben lassen. Yuuichiro nahm Rei wieder bei der Hand, die er beim Aufprall automatisch losgelassen hatte, um sie nicht mit in den kleinen Unfall hineinzuziehen, und lief mit ihr weiter. Ein Strahlen zauberte sich auf seinem Gesicht. „Es ... war also kein Traum!“, rief er enthusiastisch und lächelte sie liebevoll an. Rei runzelte verständnislos die Stirn. „Traum?“, hackte sie nach und hob eine Braue. „Deine Liebeserklärung ... Dieser Vorfall eben hat so wehgetan; es kann also kein Traum gewesen sein.“, klärte er sie lachend auf und mit einem Schwung hob er sie mit beiden Händen hoch, um sich mit ihr immer wieder um seine eigene Achse zu drehen, bis den beiden total schwindelig war. Doch das war ihm egal. „Ich liebe dich auch so sehr, Rei Hino.“, schrie er laut hinaus und erntete von allen Seiten entweder anerkennende oder eher leicht beschämende Blicke. Doch das war ihm egal. Sogar Rei war es egal. Denn im Moment waren sie einfach viel zu glücklich ... Taiki konnte inzwischen ganz passabel mit den Schlittschuhen umgehen. „Du lernst wirklich schnell!“, lobte Ami ihren ‚Schüler‘. „Nicht so schnell, wie du Geigespielen gelernt hast. Vielen Dank für deine Geduld.“, gab er bescheiden zurück und seine Augen glühten vor ... ja, vor was? Freundschaft? Plötzlich hatte er das Verlangen, sich bei ihr auf eine unkonventionelle Art zu bedanken. Es war merkwürdig, denn er überlegte gar nicht, bevor er diesen Gedanken in die Tat umsetzte, was ihm eigentlich so gar nicht ähnlich sah. „Darf ich mich bei dir bedanken?“, fragte er sie zärtlich. Ami stockte der Atem. Diese Zärtlichkeit, die sich sowohl in seiner Stimme als auch in seinen Augen widerspiegelte, blieb von ihr nicht unbemerkt. Doch es war so ... neuartig und fremd, dass sie gar nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte. Erst Sekunden später fand sie ihre Stimme zurück. „Du hast dich doch gerade bedankt.“, meinte sie höflich und setzte ein unsicheres Lächeln auf. Der Größte von ihnen lief unbeirrt auf sie zu, lächelte sie lange an, bevor er sich zu ihr herunterbeugte und ihr einen sanften Kuss auf die Wange drückte. „Danke.“, flüsterte er, nachdem sich seine Lippen von ihren Wangen gelöst und sich ihrem Ohr genähert hatten. Ami stieß lautlos die Luft aus ihren Lungen aus und merkte erst dadurch, dass sie, als er angefangen hatte, sich ihr zu nähern, die Luft angehalten hatte. Von dem längeren Sauerstoffmangel war sie ganz blass geworden und schaute mit verwirrter Miene zu Taiki hoch. „Hab ich ... was Falsches getan?“, frage Taiki leise, als sie nach Minuten immer noch keinen Laut von sich gegeben hatte. Erst jetzt wurde ihm das Ausmaß seiner Tat bewusst, eigentlich jetzt erst auch die Tat selbst. Was hatte er nur getan? Hatte er sie nun abgeschreckt; sie von sich gestoßen? „Bitte nicht.“, dachte er sich mit steigender Angst. Die Kurzhaarige erwachte aus ihrer Erstarrung und schüttelte vehement den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“, stritt sie ab und zwang sich zu einem unbeschwerten Lächeln. Nun gab es keinen Zweifel mehr. Die Reaktion ihres Körpers hatte es ihr nun verraten: Sie liebte Taiki. Niemand hatte etwas von diesem kleinen Kuss mitbekommen, außer einer. Seiya hatte sein breitestes Grinsen aufgesetzt, als er zufällig gerade in Begleitung mit Usagi, die diesen süßen Anblick leider verpasst hatte, an ihnen vorbeifuhr. „Erwischt, Taiki.“, dachte er sich in Gedanken und lachte sich dabei ins Häuschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)