Wenn der Himmel sich zu zieht von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 9: Hochzeitsfeier und Gefühlschaos ------------------------------------------ Auch ich sah mich immer wieder nach ihm um. Doch ich konnte ihn nicht sehen. Es waren zu viele Menschen hier. Henna hatte ein kleines Mädchen zum spielen gefunden und Emmet hatte mir versprochen auf die Beiden aufzupassen, sodass ich mich auf die Suche machen konnte. Doch ich fand ihn nicht, niemand hatte ihn gesehen. Erst zum Essen tauchte er wieder auf, aber ich fand keine Möglichkeit um mit ihm zu sprechen wir saßen an verschiedenen Tischen. Er sah zwar immer wieder zu mir und Henna hinüber, aber der Ausdruck in seinen Augen war anders. Ich konnte gar nicht genau sagen, was ich in ihnen sah. Aber es war deutlich kälter zwischen uns geworden. Seine Blicke waren immer noch lang und intensiv, aber sie erstrahlten nicht mehr in derselben Freude wie am Mittag vor der Kirche. Ich konnte es gar nicht abwarten, dass das blöde Essen endlich vorüber war. Der Hunger war mir vergangen und irgendwie wurde mir das auch alles zu viel. So hatte ich das nicht gewollt. Es war doch alles so gut gelaufen. Gab er auf? Einfach so? Und mit einem Schlag kamen all die Erinnerungen zurück. Jedes verletzende Detail unserer Beziehung, all die schönen Momente, es überrollte mich und ich konnte nicht länger da sitzen. Ich stand so eilig auf, dass der Stuhl nach hinten überkippte. Erschrocken blickte Henna von ihrem Teller zu mir auf, so wie auch alle anderen Gäste. „Es… tut mir leid!“, stammelte ich und verließ eilig den Saal, eine erdrückende Stille lag in dem Saal und nur das Klackern meiner Absätze war zu hören. Als ich die schwere Tür aufdrückte, hörte ich noch wie Henna nach mir rief, aber ich wusste das Emmet bei ihr war. Bestrafte Edward mich dafür, dass ich nach schier unglaublich langer Zeit, jemanden kennengelernt hatte, der mir vielleicht wieder etwas mehr bedeuten würde als Freundschaft? Nahm er es mir übel? Natürlich war es nicht schön, aber was sollte ich tun? Mich einmauern? Erst als mir die frische Luft entgegen wehte beruhigte ich mich langsam. Und doch lief ein Schauer über meinen Körper. Ich lehnte mich an die gemauerte Säule und blickte auf die bunte Blumenwiese. Kurze Zeit später hörte ich, wie sich die Tür erneut öffnete, doch ich konnte mich nicht umdrehen. Sicherlich war es Rosalie oder Emmet. Ich schloss einen Moment die Augen und versuchte mir eine plausible Erklärung zu überlegen. Doch dann stieg mir ein unverkennbarer Duft in die Nase und ich wusste wer mir gefolgt war. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken und die kleinen Härchen an meinen Armen stellten sich auf. Doch es war mir nicht unangenehm. Im Gegenteil, ich war froh, dass er mir gefolgt war. Und nur einen Augenblick darauf spürte ich seine warmen Hände auf meinen Oberarmen, er strich sanft darüber. Ich neigte den Kopf leicht zur Seite und blickte über meine Schulter zu ihm. „Edward, ich…!“ „Schhh…ist schon gut! Ich weiß gar nicht warum mich das so überrascht hat. Ich meine… sieh dich an, Bella… du siehst wundervoll aus und bist eine herzensgute Frau. Ich wünsche dir viel Glück und alles Gute.“, sagte er mit belegter Stimme, ich hörte seinen Widerwillen so etwas zu sagen, es schien ihm unheimlich schwer zu fallen. Ich drehte mich um und sah ihn völlig perplex an. „Aber…!“ „Nein, nicht… ich versteh schon.“ Wieder unterbrach er mich. Er blickte mir noch einmal tief in die Augen und wandte sich dann zum gehen. Und das soll es gewesen sein, nein. „Edward!“, rief ich lauter als nötig und griff seine Hand. Traurig blickte er zu mir zurück. Und ich warf all meine Bedenken, alle Zweifel über Bord und ging die wenigen Schritte, die zwischen uns lagen auf ihn zu. Ich streckte mich zu ihm hoch, legte meine Arme um seinen Nacken und zog ihn zu mir hinunter. Sanft berührten meine Lippen die seinen. Sie waren weich und schmeckten immer noch genauso köstlich, wie ich sie in Erinnerung hatte. In mir schien ein Feuer zu explodieren, mein Körper brannte und ich konnte nicht einen klaren Gedanken fassen. Erst befürchtete ich er würde sich mir entziehen, mich von sich weisen, doch er schien nur überrascht. Ich spürte wie er seine Arme um mich schlang und mich an sich zog. Seine warmen Hände strichen zärtlich über meine nackte Haut auf meinem Rücken. Sofort war das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit wieder da. Ja, es fühlte sich richtig an. Es fühlte sich an wie nach Hause kommen. Ja, Edward war mein Zuhause und er würde es immer sein. Ich spürte die starken Muskeln seiner Armen, die mich dennoch sanft wie eine Blume hielten. Es war ein sanfter liebevoller Kuss, indem so viel Sehnsucht und Zärtlichkeit lag, dass ich mich am liebsten nie wieder von ihm gelöst hätte. Unsere Zungen verbanden sich zu einem innigen Spiel, das ich ewig hätte weiter spielen können. Doch dann zog ich mich sanft, aber bestimmt zurück. Ich löste mich von ihm und senkte kurz den Blick. Dann schlug ich die Augen auf und sah in die grünen Smaragde, die mich verwirrt und dennoch verliebt ansahen. „Du verstehst gar nichts!“, hauchte ich ihm zu und lächelte leicht. „Dann erklär es mir?“, forderte er und legte den Kopf schief. Ich nickte „Es ist nichts so wie du denkst.“ „Was ist mit diesem Ray?“ „Ja, es gibt ihn, aber Edward… er bedeutet mir nicht im Geringsten das, was du für mich bist. „Aber Henna nennt ihn deinen Freund, aber sie braucht nicht Daddy zu ihm sagen? Da hat mich ganz schön aus der Bahn geworfen, Bella… was läuft denn da?“ Ich ließ mich nicht beirren und setzte meinen Satz fort. „Und … er wird es auch nie. Denn ich liebe dich noch. Ich war ein paar Mal mit ihm aus… mehr war da nicht, Edward! Und das ist für jetzt und hier erst mal genug. In Ordnung? Nicht reden – nur fühlen!“, endete ich, meine Stimme war nur ein flüstern und ich sah suchend in seine Augen. Er nickte und sah mich unverwandt an. „Bella, es gibt so viel was ich dir noch erzählen muss, was ich dir unbedingt sagen muss.“ Ich legte ihm den Finger auf die Lippen.“ „Später!“, flüsterte ich bevor ich mich erneut zu ihm hochstreckte um ihn zu küssen. Er verkürzte den Weg in dem er sich zu mir hinunter beugte und meine Lippen sanft in Empfang nahm. Seine Hände strichen sanft über meine Wangen, dann über meinen Hals hinab zu meinen Schultern und fanden schließlich wieder ihren Platz auf meiner Taille und meinem Rücken. Als wir uns das nächste Mal voneinander lösten zog er mich in seine Arme und wir blieben in einer innigen Umarmung stehen. Ich fühlte seinen warmen Körper an meinem und endlich fühlte ich mich wieder ganz. Das dunkle Loch in meinem Herzen hatte sich zusammen gezogen und geschlossen. Ich schloss die Augen und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Wie sehr hatte ich das vermisst. Wie sehr hatte ich ihn vermisst? Wahnsinnig. Aber jetzt konnte ich hier stehen und ich hatte keinerlei schlechtes Gefühl wegen seinem Ausrutscher. Nein, das war die Vergangenheit und ich würde sie ruhen lassen. Edward und ich gehörten zusammen. Für immer. „Du hast mir so sehr gefehlt!“, flüsterte er an meinem Ohr und wieder überlief mich einer dieser wohligen Schauer. Ich presste mich fester an ihn, meine Hand strich sanft über seine Brust, während meine andere an seinem Rücken halt suchte. „Du mir auch.“, gab ich zu und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Doch es gelang mir nicht so wirklich und nun tropften kleine Tränen auf das weiße Hemd von Edward und hinterließen dort ihre Spuren. Er bemerkte wie mein Körper von unterdrückten Schluchzern immer wieder geschüttelt wurde. Er drückte mich sanft etwas von sich weg und legte mir den Zeigefinger unter das Kinn, sanft hob er mein Gesicht an. „Nicht weinen!“, flüsterte er und strich die Tränen von meinen Wangen. „Ich bin doch da!“ Ich nickte und bemühte mich um ein Lächeln. Ja, er war wieder da. Er war wieder in meinem Leben und in meinem Herzen. Doch war er aus meinem Herzen in der ganzen Zeit überhaupt verschwunden? Nein. Edward Cullen hatte sich hartnäckig in meinem Herzen verschanzt. Ich lachte leise und ließ mir die letzten Tränen wegwischen. „Wollen wir wieder reingehen?“, fragte er mich ruhig und sah mir dabei immer wieder prüfend in die Augen. Ich nickte kurz „Wie sehe ich aus?“, fragte ich ihn leise. Das wundervolle schiefe Lächeln erschien auf seinem Gesicht und neigte den Kopf. „Du siehst wunderschön aus.“, sagte er dann ernst und fasste mich an der Hand. Langsam wandte er sich zum gehen und ich folgte ihm. Wie immer schon. Beinahe fühlte es sich an, als hätte nie etwas zwischen uns gestanden. Henna erwartete uns bereits an der Tür, Emmet hielt sie auf dem Arm und alberte mit ihr herum. Doch an ihren geröteten Augen sah ich, dass sie geweint hatte. Sofort als sie uns sah, verstummte sie und blickte erst Edward dann mich an. Dann erschien wieder dieses strahlende Lächeln und sie streckte wild die Arme nach uns aus. Emmet übergab Henna an Edward und nahm mich zur Seite. „Alles in Ordnung, Bells?“ „Ja, es ist alles in Ordnung, großer Bruder.“, sagte ich erleichtert und seufzte glücklich. „Ich besorg dir mal einen Drink!“, meinte mein Bruder und strich mir noch einmal über den Arm bevor er in der Menge verschwand. Die meisten dieser Leute kannte ich gar nicht. Wie groß der Freundes und Familienkreis der Cullens war – beeindruckend. Dann sah ich Esme, die auf mich zu kam. Ihr Blick war besorgt, sie fasste mich an der Hand und drückte sie leicht. Abwartend sah sie mich an. „Es geht mir gut!“, sagte ich zu ihrer Beruhigung. „Das ist schön, ich dachte schon es wäre wieder etwas zwischen euch passiert.“ Sie machte eine kurze Pause und musterte ihren Sohn, der Henna auf den Schultern trug. „Er ist wie ausgewechselt, wenn ihr beide da seid. … Ist denn jetzt alles wieder in Ordnung, zwischen euch?“ „Wir müssen noch über einige Dinge sprechen, aber nicht heute. Das ist Alice Tag, aber ich denke… wir versuchen es noch mal.“ „Oh, Kinder, das wäre so schön. Bella du fehlst uns so in Phoenix.“ „Ja, ihr habt mir auch gefehlt.“, sagte ich und umarmte die Mutter meines Freundes. In der Zeit wo Edward und ich draußen waren, waren die Tische abgeräumt worden und viele Leute tanzten bereits. Es herrschte eine tolle Stimmung. Ich wippte bereits zu der Musik als Emmet neben mir stand und mir einen Cocktail in die Hand drückte. „Muss ich ihn verhauen?“, fragte Emmet und hob eine Augenbraue. Ich, die gerade an dem Cocktail nippte verschluckte sich beinahe weil ich über Emmets Gesicht so lachen musste. Er klopfte mir brüderlich auf den Rücken. Ich schüttelte halb lachend, halb hustend den Kopf. Der Cocktail schmeckte hervorragend auch wenn ich nicht genau sagen konnte was drin war. Eine ganze Weile beobachteten Emmet und ich wie Edward mit seiner Tochter umging. Er tanzte mit ihr und sie drehte sich wie eine kleine Prinzessin an seiner Hand. „Das ist meine Tochter, ist das zu fassen?“, murmelte ich und blickte stolz zu Emmet, dann wieder zurück. „Ja, sie ist bezaubernd, wie ihre Mum. Ich bin froh, dass du hergekommen bist!“, sagte er dann und blickte mich ernst an. „Ja, ich auch. Ich bin lang genug davon gelaufen.“ Emmet legte einen Arm um meine Schulter und zog mich an sich. „Und?... Wirst du auch zurück nach Hause kommen?“ Ich dachte einen Moment darüber nach. „Lass uns ein wenig Zeit.“, sagte ich schließlich. „Bella kommt nach Hause, Bella kommt nach Hause!“, flötete er und zwinkerte mir zu. Ich lachte und er stimmte mit ein. „War das ein „Ja“?“ Ich zuckte die Achseln und er zog mich wieder an sich. „Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst!“, sagte mein Bruder dann und küsste mich aufs Haar. „Kommst du klar? Ich werde mal sehen wo Rosalie steckt.“ „Ja, geh nur. … Emmet?... Danke!“ Statt einer Antwort verneigte er sich kurz vor mir, was mir so viel sagte wie: Immer wieder gern. Immer noch schmunzelte ich über meinen Bruder, als Edward mit Henna auf mich zu kam. Er trug sie auf dem Arm, sie war wohl schon ziemlich erschöpft. „Hey, ihr zwei. Bist du müde, Schatz?“ Henna nickte nur und rieb sich die Augen. „Dann werde ich mich mit ihr mal auf den Weg machen!“, sagte ich und strich Henna über die Wange. „Ich fahr euch!“, schlug Edward vor. „Nein, willst du auch schon gehen? Das können wir Alice nicht antun!“, sagte ich und durchsuchte die Menge nach meiner Freundin. „Hallo, oh da ist aber jemand müde!“, meinte Esme, die sich neben Edward stellte und Henna eine Locke aus der Stirn strich. „Ja, ich wollte sie jetzt ins Hotel bringen.“, meinte ich dann „Du willst schon gehen? Da wird Alice sicher traurig sein.“ „Ja, aber sie muss ins Bett!“ „Wisst ihr was, bleibt ihr zwei nur hier. Carlisle und ich nehmen sie mit zu uns.“ „Was? Aber das geht doch nicht, ich möchte euch nicht den Abend verderben.“ „Papperlapapp, wir nehmen sie mit. Keine Widerrede!“ Ich gab mich geschlagen und nickte dankbar. „Vielen Dank, das ist wirklich lieb von euch!“ „Wir haben unsere Enkelin auch gerne bei uns, das ist reiner Eigennutz!“, sagte Esme lachend und winkte Carlisle zu, der sich gerade auf uns zu bewegte. Sie ging ihm entgegen und erklärte ihm schnell was sie vorhatte. Ein leuchten in Carlisles Augen zeigte mir das er genauso begeistert davon war wie Esme. Also gab ich mich geschlagen. „Henna, Oma und Opa nehmen dich mit, dann kannst du schlafen. Ist das in Ordnung?“ Henna nickte müde, doch plötzlich riss sie die Augen noch einmal auf „Aber morgen seid ihr wieder da?“ Edward lachte leise und nickte ihr zu. „Ich komm dich wecken!“, versprach er ihr und küsste sie auf die Nasenspitze. Auch ich verabschiedete mich mit einem gute Nacht Kuss von meiner Tochter, dann waren die drei auch schon verschwunden. Ich blickte noch auf die Tür durch die sie gegangen waren, als ich Edwards sanfte Stimme an meinem Ohr vernahm. „Sie passen gut auf sie auf.“ Ich wandte mich ihm zu „Ja, da bin ich mir sicher.“ Er musterte mich einen Augenblick und ein jungenhafter Schalk trat in seine Augen, dann hielt er mir seine Hand hin. „Tanzen?“, fragte er herausfordernd. Ich nickte grinsend und legte meine Hand in die seine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)