Wenn der Himmel sich zu zieht von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 5: Fremder Mann ----------------------- „Entschuldige bitte, aber ich mein… bist du verheiratet?“ Überrascht sah ich ihn an, sollte Alice wirklich recht behalten. „Nein!“, antwortete ich schlicht und wich seinem Blick aus. „Ja, aber…?“, begann er und machte eine ausschweifende Handbewegung. „Ja!“, sagte ich und lachte traurig „dazu ist es nicht gekommen.“ Er nickte und sein Blick hielt meinen gefangen. Ich ging ein paar Schritte und rieb mir die Arme, es war kühler als ich dachte. Ich hörte seine Schritte hinter mir und kurz darauf berührte er meine Schultern, er hatte mir sein Jackett über die Schultern gelegt. Die kurze Berührung seiner Hände an meiner Haut, löste ein angenehmes Kribbeln aus. „Danke!“ Schon eine kleine Ewigkeit habe ich so etwas nicht mehr gefühlt. Ich spürte wie sich mir ein kleines Lächeln auf die Lippen schlich. „Wir können auch wo anders hingehen wenn es dir zu kalt wird.“ Ich wandte meinen Kopf und blickte wieder in diese wunderbaren Augen. Sie harmonierten so unglaublich mit den schwarzen Haaren, dann die langen schwarzen Wimpern die, die das flüssige Karamell seiner Augen umrahmten. „Nein, nein… es geht schon.“, rief ich eilig und schmunzelte. War ich etwa aufgeregt? Nein. Oder doch? „Oh verzeih bitte… ich bin Ray…Ray Dixon. Ich denke, dass hätte ich zu Anfang tun sollen, anstatt dich nach einem Ring zu fragen.“, er lachte verschämt und rollte ein bisschen mit den Augen. „Schon in Ordnung. Bella, ich heiße Bella.“, sagte ich darauf und streckte ihm meine Hand entgegen. Behutsam ergriff er sie und wieder kribbelte es in meinem Körper. Seine Haut war warm und weich. Wieder blickte ich auf die weichen Hände hinab, die mir schon im Laden aufgefallen waren. „Ich wollte dich heute Nachmittag eigentlich fragen, ob du mal mit mir essen gehen würdest?“ „Dann tu es doch jetzt!“, sagte ich herausfordernd und blickte direkt in seine Augen. Einen Moment sah er mich überrascht an, dann schmunzelte er und legte den Kopf schief. „Würdest du mit mir essen gehen, vielleicht am Wochenende?“ „Ja, sehr gerne Ray!“ „Gut dann… darf ich dich Zuhause abholen?“, fragte er ruhig und griff nach meiner Hand, er führte sie an seinen Mund und küsste zart meinen Handrücken. Ich nickte lächelnd. Ich nahm einen von den Bierdeckeln vom Tisch und zog einen Kulli aus meiner Handtasche. „Du bist ja gut ausgerüstet!“, bemerkte er lachend. Ich sah ihn an und errötete ein wenig. Jedoch ließ ich mich nicht weiter beirren und schrieb meine Adresse darauf. Dann hielt ich ihm den Deckel hin, zog ihn jedoch wieder zurück kurz bevor er ihn greifen konnte. „Halb acht am Samstagabend!“ „In Ordnung, ich werde da sein!“, sagte er grinsend. Ich sah ihn an und versank erneut in den karamellfarbenen Augen. „Und wie lange lebst du schon in Florida?“, fragte ich ihn und wir gingen ein paar Schritte auf das Geländer der Terrasse zu. Er stützte sich daran ab und blickte in die Ferne, die nur schemenhaft wahrzunehmen war. „Schon immer! Und du?“, sagte er dann und neigte seinen Blick zu mir. „Erst seit… hm…drei Jahren. Ich bin zu meiner Mutter gezogen, das heißt ich habe schon meine eigene Wohnung, aber in ihrem Haus!“ Was redete ich da nur wieder, fragte ich mich und strich mir einige unwillige Strähnen aus der Stirn. „Ursprünglich komme ich aus Forks, dann lebte ich für einige Zeit in Phoenix und jetzt… jetzt bin ich hier!“ Er nickte und blickte dann wieder in die Dunkelheit. „Wie alt ist die Kleine?“ „Oh, Henna, sie ist drei Jahre alte, naja, eigentlich dreieinhalb.“ „Man sieht, dass sie deine Tochter ist, die langen dunklen Locken und ihr weiches Gesicht. Unverkennbar Bella!“, sagte er schmunzelnd. Man sieht ganz eindeutig, dass sie Edwards Tochter ist, dachte ich und kurz schmerzte mich der Gedanke, hier mit einem anderen Mann zu stehen. „Ja, wirklich? Das finde ich gar nicht!“, überspielte ich meinen Gedanken und lachte leise. „Und seit wann bist du Single?“, fragte ich ihn offen heraus und betrachtete sein Profil. Er hatte männliche aber weiche Gesichtszüge. Er musste sich frisch rasiert haben, denn nicht ein Stopel war zu sehen. Ich merkte das ich ihn anstarrte und wandte ebenfalls den Blick in die Dunkelheit. „Seit ca. einem Jahr. Es hat nicht mehr gepasst. Sie war Anwältin, ständig im Job unterwegs. Wir hatten einfach keine Zeit mehr füreinander.“ „Oh.“, das war das einzige was ich dazu sagen konnte. Edward wollte Arzt werden… oder war es inzwischen. Er würde auch keine Zeit haben. Er würde auch nicht da sein. Die ersten Jahre als Assistenzarzt waren schwer. Viele Doppelschichten und so weiter. Ich dachte schon wieder an ihn. Schluss damit. Ich wollte Ray Dixon wenigstens eine faire Chance geben. „Ich bin schon ziemlich spät dran, muss morgen früh raus. Wir sehen uns Samstag?“ „Ja, kein Problem wir sehen uns Samstag! Ich werde dann jetzt mal nach meinen Freunden sehen.“ „Ja… ähm Bella…!“ „Ja?“ „Es war schön dich wiederzusehen!“ „Ja, das fand ich auch!“, erwiderte ich leise und verschwand dann wieder im Inneren. Mit einem guten Gefühl im Bauch steuerte ich auf die Theke zu, Jasper erblickte mich zuerst, fast schien es mir als hätte er die gläserne Tür nicht aus den Augen gelassen, die auf die Terrasse führte. Dann fiel ich auch in Alice Blickfeld, es war das erste mal, dass ich ihren Blick nicht deuten konnte. Als befände sie selbst sich in einem Zwiespalt. Auf die eine Weise freute sie sich für mich, doch auf die andere musste sie wohl die letzte Hoffnung, die sie für Edward und mich noch hegte aufgeben. Und auf eine gewisse Weise bremste mich ihr undefinierbarer Blick, sie brachte das Kribbeln für Ray zum stoppen und ließ mich wieder ins Nachdenken abdriften. War ich nicht genauso zwiegespalten? Sollte ich jetzt schon wieder was Neues anfangen. Ich mein… es liegen drei Jahre dazwischen und dennoch haben sich meine Gefühle für Edward nicht geändert. War es da richtig sich auf einen anderen Mann einzulassen? Wusste ich was ich wollte? Dennoch konnte ich Ray doch erst mal kennenlernen. Oder nicht? Alice Stimme riss mich aus den Gedanken „Und?“, fragte sie mich neugierig, doch es war zu spät ich hatte ihre Gedanken bereits in ihren Augen lesen können. Sie dachte an Edward. Genauso wie ich. Ich machte eine beiläufige Handbewegung und wollte es darauf beruhen lassen. „Komm schon!“, rief Alice und schmunzelte. Ich seufzte tief „Wir gehen Samstagabend essen.“ „Das ist doch prima!“, rief sie mir zu. Doch irgendwie nahm ich dir diese Freude nicht so richtig ab. Natürlich sie gab sich Mühe, sie wollte mir eine gute Freundin sein. Und das war sie. Aber ihr Blick hatte mich wieder dahin gebracht wo ich schon vor drei Jahren war. Edward, den ich einfach nicht vergessen konnte. Irgendwie war an diesem Abend die Luft raus. Jasper tanzte noch zweimal mit mir und mit Alice, dann irgendwann in den frühen Morgenstunden gaben die Beiden es wohl auf und schoben mich in Richtung Ausgang. Jasper lief ein Stück vor um uns ein Taxi zu besorgen, als Alice mich zurückhielt. „Bella, ich… ich wollte dir den Abend nicht vermiesen.“ „Aber das hast du doch gar nicht!“, beteuerte ich und legte meine Hände an ihre Schultern. „Doch das habe ich, du hast es in meinen Augen gesehen, du weißt was ich denke. Aber Bella, es ist jetzt so lange her und ich verurteile dich keinesfalls wenn du dich neu verliebst. Du bist frei und solltest nicht noch länger allein bleiben. Wenn mein Bruder dich so sehr verletzt hat, dass es nicht heilt… dann halt nicht länger an ihm fest. Triff dich mit Ray und finde heraus was du empfindest. Doch solltest du glauben, du kannst Edward nicht vergessen, dann gib euch noch eine Chance, Bella. Ich möchte… ich möchte nur das du weißt das ich IMMER für dich da bin, ok?“ „Ich danke dir. Wirklich Alice, du bist meine beste Freundin, gleich nach Jasper!“, sagte ich lachend und zwinkerte, doch in Wahrheit kämpfte ich mit den Tränen. Es rührte mich wirklich sehr, was meine Freundin da sagte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)