Wenn der Himmel sich zu zieht von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 4: "BlackNight" ----------------------- Geistesabwesend starrte ich auf mein Spiegelbild. Ich sah noch immer so aus wie vor einigen Jahren, als Alice mir dieses Kleid geschenkt hatte. Nur die Haare waren länger geworden. Es saß auch immer noch so, trotz der Geburt meiner Tochter hatte ich wieder zu meiner Figur zurückgefunden. Doch dieses Kleid riss alte Wunden auf. Es weckte Erinnerungen, die lieber hätten weiterschlafen sollen. Wieder erinnerte ich mich an die Feier bei den Cullens. Wie Mrs. Pherson mir erklärte, Edward und ihre Tochter würden demnächst heiraten, bei dem Gedanken an diesen Irrtum schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Dennoch blieb der bittere Nachgeschmack. Kurz darauf, ja, nur ein paar Monate später war alles vorbei. Das Lächeln verschwand und ich spürte wie ich mühsam gegen die Tränen ankämpfte. „Ich habe dir was mitgebracht, du musst das nicht anziehen, Süße!“ Ich blickte Alice durch den Spiegel an. „Doch. Ich möchte es tragen. Es war ein Geschenk von dir!“, antwortete ich ihr leise und strich über den feinen Stoff. Alice lächelte mir liebevoll zu und trat einen Schritt näher. „Wir haben es versaut. Es hätte alles gut werden können. Aber. Wir haben es zerstört. Einfach so.“ Wieder sah ich Alice durch den Spiegel hinweg an. Dann wieder auf mein Spiegelbild. „Bella, es ist nicht deine Schuld, hör auf damit. Es ist Jahre her. Du musst aufhören zu trauern. Du musst endlich wieder Leben. Lebe für dich, Lebe für deine Tochter, die so wundervoll ist.“ Alice lief um das Bett rum und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Du siehst fabelhaft aus.“, sagte sie schmunzelnd und hob anerkennend die Augenbrauen. Erst jetzt kam ich dazu mir Alice genauer anzusehen. Sie trug nicht wie üblich enge und überaus sexy Sachen. Eine bunte Seidenbluse und eine weiße Jeans kleideten ihren zierlichen Körper. „Alice, so kenn ich dich gar nicht!“, sagte ich misstrauisch und wandte mich ihr ganz zu. „Tja, Typwechsel ist gut für den Kleiderschrank.“, antwortete sie schnell und wich meinem Blick aus. „Was ist da los? Du verschweigst mir doch irgendwas?“ Ich zog die Augenbrauen zusammen und suchte ihren Blick. Sie trippelte von einem Bein auf’s andere und verhielt sich total merkwürdig. „Alice?“, hakte ich noch einmal nach und fasste ihre Hände. Als ich ihre Hände in meine nahm bemerkte ich den funkelnden kleinen Ring an ihrem Ringfinger. „Alice!“, brachte ich tonlos heraus und sah mir den Ring genauer an. „Du heiratest? Ich meine …. du und Jasper, …ihr …heiratet?“, stammelte ich ungläubig. Sie nickte nur zögernd. „Sag es nicht Jasper… er wollte es dir so gern sagen!“, sagte sie eilig und blickte mich flehend an. „Seit wann? Und warum hat mich keiner von euch angerufen? Ich mein was habt ihr euch dabei gedacht? Es ist großartig Alice, ich freu mich so sehr für euch zwei.“, quiekte ich und schlang die Arme um meine Freundin. „Ähm Bella, also… da ist noch etwas! Und das wollte ich dir sagen“, nuschelte sie an meinem Hals. Ich schob sie sanft zurück und sah ihr neugierig in die Augen. Sie löste sich von mir und trat einen Schritt zurück dann hob sie langsam die Seidenbluse an und gab den Blick auf ihren sonst flachen Bauch frei. Eine leichte Wölbung ließ erkennen, dass sie Schwanger war. „Ich bekomme ein Baby!“, sagte sie und konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. Wie versteinert glotzte ich sie an, doch als ich Worte zu mir durchdrangen und mir bewusst wurde, was sie da gerade gesagt hatte nahm ich sie stürmisch in die Arme. Und wir beide konnten ein Lachen nicht länger zurückhalten. „Alice das sind fantastische Neuigkeiten!“, rief ich mit Tränen in den Augen, echten Freudentränen. „Ja, Jasper und ich möchten das wenn das Baby auf die Welt kommt auch seinen Namen trägt. Also heiraten wir noch diesen Sommer. Und du wehe dir du kommst nicht. Also nehm dir für den 20.07 nichts vor verstanden.“ Ich nickte immer noch lächelnd und blinzelte die Freudentränen weg. „Lass dich nochmal drücken ja?“, rief ich lachend und zog sie wieder in meine Arme. Sie erwiderte meine Umarmung und strich mir sanft die Tränen von den Wangen. Kurz darauf befreite sie sich von mir und sah mich strahlend an. „So und jetzt wird ein bisschen gefeiert, also … los geht’s!“ „Ja!“, rief ich lachend und folgte ihr gut gelaunt. Im Wohnzimmer trafen wir auf Jasper, der wie immer blendend aussah. „Herzlichen Glückwunsch!“, flüsterte ich ihm ins Ohr als ich ihn kurz umarmte. Als ich mich von ihm löste sah er mich strahlend an „Ich werde Papa!“ „Ja.“, antwortete ich mit sanftem einem Lächeln. Endlich im „Blacknight“ angekommen steuerten wir direkt auf die Bar zu. Jasper sprach bereits mit dem Barkeeper und bestellte für uns. Alice verdrückte sich kurz zur Toilette, sie musste unheimlich oft zur Toilette, weil sie einfach so viel trank. Denn ganzen Tag über hatte sie schon drei Liter runtergespült. Natürlich war es wie immer sehr heiß in Florida, aber sie hatte mir versichert, dass es ihr gut ging. Also lehnte sie es auch verhement ab als ich sie begleiten wollte. Während ich ihn noch nachsah wie sie sich durch die Menge drängte, stupste Jasper mich an und hielt mir einen Longdrink hin. Ich schnupperte vorsichtig und nippte dann daran. Es schmeckte hervorragend, irgendwie nach Mango und Limone, ganz fein konnte man auch den Alkohol schmecken, aber es war eine gute Mischung. Ich prostete Jasper zu und er stieß sein Glas an meines. Wieder lag das gewohnte Lächeln auf seinen Lippen. Gott, wie hatte ich ihn vermisst. Sollte ich doch zurückkehren? Ich wusste, dass wenn die Beiden erst wieder weg waren, der Drang danach wieder furchtbar werden würde. Warum konnte ich es nicht einfach alles vergessen, abhaken und wieder nach Hause fahren. Nach Phoenix zu meinen Freunden, die mehr so sehr fehlten. Zu Edward… der mir so sehr fehlte. Ich versank völlig in Gedanken, erst als Jasper mir das Glas aus der Hand nahm fand ich mich in der Realität wieder. Ich erblickte auch Alice die mich mitfühlend ansah. Wann war sie zurück gekommen? Doch bevor ich sie fragen konnte, zog Jasper mich schon zur Tanzfläche. Oh je, wie lange war es her, dass ich tanzen war? Ja, ich wusste es noch ganz genau… es war mit Edward… Während ich Schwanger war und meine Füße noch sehen konnte, waren wir zusammen aus. Es war so ein toller Abend. „Bella?“ „Ja?“ „Geht es dir gut?“, fragte mich Jasper dicht an meinem Ohr, während er die Hand auf meinen Rücken legte und mich fester an sich zog. „Ja… ja, klar… ja, es geht mir gut. Wieso fragst du?“ „Du denkst immer noch an ihn. Habe ich recht?“ Statt einer Antwort bis ich mir auf die Lippe und legte meinen Kopf auf Jasper Schulter. Ich nickte schwach und schloss einen kurzen Moment die Augen um die aufsteigenden Tränen zurück zu kämpfen. Jasper drückte mich noch einmal fester an sich und drehte mich dann schwungvoll in eine Drehung hinein. Ich wusste, dass er wusste, dass ich nicht weiter darüber sprechen konnte. Und ich war ihm dankbar, das er da war. Ich fühlte mich immer gleich besser wenn meine Freunde um mich herum waren, deshalb verfolgte mich auch jetzt schon der dunkle Gedanke, dass sie bald wieder weg waren. Dann war ich wieder die fürsorgliche Mutter, die bei Barneia in der Galerie arbeitete. Jetzt fühlte ich mich um Jahre zurückversetzt. Ohne die ganze Last, denn ich wusste meine Freunde teilten sie mit mir und waren für mich da. Rhythmisch bewegte Jasper uns beide zu der Musik. Und wie immer hatte ich bei seiner Führung keinerlei Schwierigkeiten. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen und Jasper zwinkerte mir zu, was so viel hieß wie: „So gefällst du mir viel besser!“ Ich warf einen Blick zu Alice, die sich angeregt mit einer braunhaarigen Kellnerin unterhielt. Alice hatte nie Schwierigkeiten jemanden kennenzulernen. Egal wo sie erschien, waren einige Augenpaare auf sie gerichtet. Sie hatte einfach eine unglaubliche Ausstrahlung. Als der Song endete waren wir verschwitzt aber zufrieden. Jasper schob mich vor sich her auf die Theke zu, immer einen wachsamen Blick auf seine zukünftige Frau und die vielen Hände die an unseren Körpern vorbei glitten. Sobald einer Anstalten machte, mich anzufassen, schob er sich ganz Gentleman dazwischen. Ja, ich hatte ihn wirklich wahnsinnig vermisst. Ebenso meinen kleinen Sonnenschein Alice, sie hatte mir so wunderbar beigestanden als die Trennung von Edward frisch war. Und auch jetzt half sie mir wo sie nur konnte. Sie meinte nur, ich solle mich nicht so anstellen, dass wäre schließlich selbstverständlich. Aber ich empfand es nicht als Selbstverständlich, sie war mir nichts schuldig, immerhin war sie seine Schwester. Aber sie stand mir bei. Und ich wusste, dass sie dennoch auch für Edward immer ein offenes Ohr hatte, aber er sprach nicht darüber. Soweit ich wusste mit niemandem. Als wir die Theke erreichten, reichte Alice uns bereits neue Getränke. Dankbar ergriff ich das kalte Glas und trank ein paar Schlücke. Dann wurde ich sanft an der Schulter berührt, ich drehte mich und blickte in die karamellfarbenen Augen vom Nachmittag. „Hi!“, rief er mir zu und lächelte auf eine Art und Weise, die mir die Knie weich werden ließ. „Hallo!“, rief ich zurück und versuchte mein entgleistes Gesicht wieder zum Lächeln zu bringen. „Wollen wir reden?“ Ich nickte nur und ergriff seine Hand, als er sie mir zu streckte. Ich warf Alice und Jasper einen entschuldigenden Blick zu, doch Alice hob nur beide Daumen und zwinkerte mir zu. Dann verschwanden wir in der Menge. Ray führte mich durch die tanzenden Leute und bahnte sich uns einen Weg hindurch. Dann ging er auf die große Glastür, die hinausführte zu. Er trat hindurch und hielt sie mir auf. Die kühle Nachtluft Floridas strömte mir entgegen und ich atmete sie gierig ein. Die frische Luft tat gut. Als wir im freien waren löste er seine Hand von meiner und ging noch einige Schritte, den Blick hatte er auf den klaren Sternenhimmel gerichtet. 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