After all von Foe (Lelouch & C.C.) ================================================================================ After all --------- Die Nachmittagssonne hatte ihre liebe Mühe durch die dichten Baumkronen mein Gesicht zu streicheln, als ich im saftiggrünen Gras lag und den Marienkäfer auf meinem Finger betrachtete. Idiotischerweise geriet ich tatsächlich in Versuchung, die Punkte auf seinem roten Rücken zu zählen. »Dreizehn,« kam es letztlich nüchtern von mir. Nach einem fragenden Blick, den Lelouch auf mich warf, erklärte ich ihm die ganze Sache, obwohl ich mir blöd vor kam. Vielleicht war ich einfach davon überzeugt gewesen, dass wir etwas Glück gebrauchen konnten. »Das sieht dir gar nicht ähnlich,« bekam ich nur als Antwort. Hatte er nichts dazu zusagen, dass unser Marienkäfer dreizehn Punkte hatte? Es machte mich unglücklich, mir die Frage zu stellen, warum um Himmelswillen ein Marinenkäfer dreizehn Punkte hatte und ich ihn finde. Es gab bestimmt Hunderte von seiner Art in dieser Gegend. Ich seufzte. »Ich weiß, Lelouch, ich war neugierig und bereue es jetzt,« gab ich ihm leise zurück und setzte das Tier ins Gras zurück. Hielt das Schicksal für uns keine Zeit des Glückes bereit? Ich riskierte einen verstohlenen Blick zu dem großen jungen Mann, der unser Pferd zum Bach geführt hatte, damit es trinken konnte. Schweigend lauschte ich, dem plätschern des Wassers, während ich nicht anders konnte, als ihn zu mustern. In dem Augenblick, als ich endlich zur Besinnung kam, wandte ich schnell den Blick ab und betrachtete mein errötetes Gesicht im Wasser. Somit herrschte vorerst Stille in diesem Abschnitt des Waldes. Doch irgendwann vernahm ich dann Lelouchs Stimme hinter mir, aber ich ließ ihn nur meinen Rücken anstarren. »Wie lange ist es jetzt her, C.C.?,« fragte er mich auf einmal, dabei klang er ziemlich wehmütig. Ich war nicht sonderlich überrascht über die Frage. Bis jetzt hatte er eigentlich nichts gesagt und wirkte eher abwesend, als er uns mit der Kutsche ein ganzes Stück voran gebracht hatte. Kein Wunder also, dass er dadurch kein Zeitgefühl mehr hatte. »Vor zehn Tagen habe ich dich vom Friedhof abgeholt, nachdem du mir per Telefon mitgeteilt hast, dass du noch lebst,« sagte ich und schloss einen Moment die Augen. Ich erinnere mich lebhaft an diese Nacht, als ich völlig aufgelöst dorthin gelaufen bin, um ihn zu sehen. Unsterblichkeit. »Zu der Zeit, als du mit Suzaku den Pakt gemacht hast, wusstest du schon, dass du nicht wirklich sterben wirst?« Ich wollte im klaren darüber sein, ob es nur wieder ein Spiel, eine Aufführung gewesen war. Irgendwie ahnte ich wie mich ein Paar violetter Augen ansah. Emotionslos, so, als habe es keine wirklich Bedeutung für ihn. »Es spielt eigentlich keine Rolle mehr, ob ich es dir verrate oder nicht. Nein, ich war mir nicht darüber im klaren. Ich habe es ohne die Versicherung durchgezogen, dass es für mich einen Morgen gibt. Und wie du siehst bin ich erst einen Tag später wieder zu mir gekommen und habe so erfahren, dass mir viele weitere Jahre noch bleiben.« »Aha...,« ich fuhr mir durch das Haar und war doch irgendwie froh. Ich hatte mir also nicht umsonst Sorgen, um ihn gemacht. Verlegen erinnerte ich mich an die Tränen, die meine Wangen heruntergeglitten waren. Ach Lelouch... Er war ein besonderer Mann, außergewöhnlich und einzigartig für mich. Ich habe noch nie die Bekanntschaft mit so einem Mann machen dürfen. Ich warf kurz einen Blick nach hinten zu ihm, wo er mich etwas empört ansah. »Dass klang aber nicht überzeugend. So, als sei es dir ganz egal, ob ich nun tot bin oder lebe,« murmelte er. Ich musste lachen, als er abwartend eine Augenbraue hochzog. »Was erwartest du von mir, Lelouch Lamperouge? Nach allem bin ich immer noch C.C., wenn du das nicht ertragen kannst, musst du dich wohl von mir fernhalten.« Seltsamerweise wartete ich auf sein Lächeln, dass letztlich auch kam. Ein zartes Lächeln, das es wert war, sich vor ihm nieder zu knien, umspielte seine Lippen und er fuhr sich lässig durch das Haar. »Das ist wohl wahr, ich denke, ich kann dir noch einmal vergeben. Aber C.C., wieso sagst du nicht mal offen, was du wirklich über mich denkst? Doch sag nichts schlechtes, dass mir das Herz brechen könnte, ja?,« meinte er nur ungerührt und sah mir tief in die Augen. Noch konnte ich diesem Anblick entfliehen. »Tz... Ich hätte nicht gedacht, dass du daran deine Zeit verschwendest. Ehrlich gesagt, überrascht es mich, dass du mich offensichtlich nicht durchschauen kannst, dabei bist du doch angeblich so schlau,« höhnte ich leise und hielt meine Hand kurz ins Wasser, ehe ich aufstand und das Wasser von meiner Hand abschüttelte. »Nun, normale Menschen sind ein offenes Buch für mich, aber du alte Hexe bist dann doch nicht so leicht zu lesen. Es wundert mich nur, dass du mich nicht zurückgelassen hast und stattdessen geradewegs zu mir gerannt bist, sobald ich dich angerufen habe,« merkte der Schwarzhaarige an, woraufhin ich doch etwas getroffen war. War es so gewesen? Nicht fähig dazu, mich auch an meine Empfindungen zu diesem Zeitpunkt zu entsinnen, frage ich mich, ob es wirklich den Eindruck auf ihn gemacht hatte, dass für mich eine Welt untergegangen wäre, falls er tatsächlich diese Welt und obendrein mich verlassen hätte. »Wer weiß? Wir sind nach wie vor Kameraden, oder? Wir haben schließlich einen Vertrag,« murmelte ich nachdenklich vor mich hin, ungeachtet dessen, ob er es hörte oder nicht. »Diese alte Leier schon wieder, C.C.? Dir ist hoffentlich bewusst, dass ich jetzt in meiner Verfassung deinen Wunsch nicht mehr erfüllen kann.« »Voll und ganz. Ich denke nur, dass ein ewiges Leben mit dir an der Seite nicht mehr so einsam und deprimierend ist...,« ich stellte erschüttert fest wie meine Stimme immer leiser wurde bis sie nur noch ein Säuseln war. Irritiert, fasste ich an meinem Bauch zu, der sich etwas zusammenkrampfte. »Oh? Eine Liebeserklärung? Schmeichelhaft.« Ich hörte wie Lelouch leise ein amüsiertes Lachen von sich gab. War das denn so abwegig? Früher oder später würde er schon merken, dass wir nur einander haben und das für immer. Niemand konnte uns besser verstehen, wie wir selbst. Es war ihm und mir nicht möglich, das Leben normaler Menschen zu führen und normale Beziehungen zu haben. »Sei nicht albern, warum sollte ich irgendetwas für dich fühlen?,« fragte ich tonlos, dabei hatte ich ihn eigentlich bissig anfahren wollen. Doch nun waren diese Worte, die Worte, welche die normale C.C. aussprechen würde und nicht eine verliebte und angeschossene Frau. Nun, vielleicht war das auch besser so. »Gutes Aussehen, Charme und Intelligenz. Dies sind Schlagworte mit denen man mich beschreiben könnte, findest du nicht?« Was ist mit Egoismus und Arroganz? Ich schloss eine Weile die Augen und überlegte mir meinen nächsten Schritt. »Wie schön, dass du mittlerweile wieder unbefangen deine Eitelkeit ausleben kannst, Lelouch,« kam es kühl von mir und schritt mit erhobenem Haupt an ihm vorbei. »Du vergisst deine jetzige Situation, nicht wahr? Du bist nicht länger mehr der schlaue Schüler Lelouch, nicht Zero und auch nicht mehr Oberhaupt von Britannia. Alles was dir geblieben ist, sind die Fetzen eines Kindes der Straße.« »Und du.« »Ja, und überraschender Weise selbst ich,« bestärkte ich unweigerlich seine zwei Worte. Was er gesagt hatte, machte mich wahrlich glücklich. Irgendwie hatte er es herzlich gesagt, wie er damals meinen Namen genannt hatte. Ich wollte mich zu ihm umdrehen, aber plötzlich hatte er die Arme um mich gelegt und sein Kopf lag auf meiner Schulter. »Könntest du mich noch einmal bei meinem Namen nennen, bitte?« Und er nannte ihn und es ließ mein Herz schneller schlagen, was ich nicht erwartet hatte. Ungläubig schielte ich zu ihm und spottete dann damit, dass er sich wie ein verliebter Kerl aufführte. »Du bist nicht besser,« murmelte er und drückte mich fest an ihn. »In den vergangenen Minuten hast du mir einiges über dein Inneres verraten.« Ich seufzte leise. Er hatte also irgendwie durchschaut, dass ich absichtlich wie immer spielen wollte. Etwas verärgert, biss ich mir auf die Unterlippe. Sein Körper war so warm, aber aus Reflex hätte ich ihn beinahe von mir gestoßen. Allerdings hatte er es nicht zugelassen und verpasste mir tatsächlich einen Knutschfleck. Ich starrte ihn entgeistert an, bis ich mich etwas an seine Nähe gewöhnt hatte. Unsere gemeinsame Zeit zusammen sorgte wohl bei uns beiden für Körperstarren. Anders konnte ich es mir nicht erklären, dass er die Umarmung nicht lösen wollte. Damals hatte ich gar nicht gemerkt wie uns die ganzen Probleme und Geheimnisse, die wir miteinander teilten, zusammengeschweißt hatten. »Lelouch...würdest du lachen, wenn ich dir sage, was ich über dich denke?,« verlangte ich dann verschüchtert zu erfahren und sah errötet zu Boden. »Na klar, wenn es etwas peinliches ist,« gab er grinsend zurück und ließ mich endlich frei. Beschämt versteckte ich meinen roten Kopf so gut es möglich war unter meinen Händen. »Wieso habe ich auch etwas anderes erwartet?,« fragte ich mich leise und blickte ihn wütend an. Was war mit ihm? Sein Verhalten war ebenso ein guter Grund sich über ihn zu lustig zu machen. Lelouch benahm sich lächerlich, dabei habe ich nicht den Verdacht, dass er mich absichtlich wie einen Vollidioten dastehen lässt. Wohlmöglich muss noch einige Zeit verstreichen, bis wir offen miteinander umgehen können. »Komm,...,« er nannte meinen Namen erneut. Doch es klang nicht so liebevoll wie vorhin. Also fiel er wieder in sein altes Muster hinein, indem es ihm zu anstrengend war, meinen Namen zu sagen. Einen Moment hielt ich inne und wartete bis mein Kopf eine neue Gesichtsfarbe angenommen hatte, dann kletterte ich hinten auf die Kutsche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)