the reason why ... von JO89 ================================================================================ Kapitel 1: the worst desicion ----------------------------- Es ist ein eisiger Wintertag, Stunden zuvor ist noch Unmengen Schnee auf die ohnehin bedeckten Straßen und Dächer von Hogsmade gefallen. Die Nacht ist soeben über uns hereingebrochen. Mein Vater und ich verlassen gerade Gringotts. Es ist echt schweinekalt draußen, deswegen schiebe ich meine Hände in die Umhangtaschen. Eisblumen schmücken die Fenster fast eines jeden Hauses. Ich schaue die Straße hinunter und überlege, ob ich noch in die Nocturn Gasse biegen soll. Überall brennen noch die Lampen. „Ich bin sehr stolz auf dich mein Sohn.“, höre ich meinen Vater sagen, ich nicke nur, denn wirklich glücklich machen mich diese Umstände nicht gerade. Wir gehen ein Stück und dann bleiben wir beim Brunnen stehen. Mein Vater steht vor mir, stattlich, die Arme hinterm Rücken, womöglich die Hände gefaltet. Ich dagegen lehne mich gegen den Brunnen, weil ich es nicht besser weiß und weil ich viel zu erschöpft bin. Mutter und Vater haben mich mit meiner Verlobten den ganzen Tag über durch Hogsmade gescheucht. Oh, ich lasse es über mich ergehen, einzuwenden habe ich schon lange nichts mehr, ist ja nur meine Hochzeit, die sie vorbereiten, nichts weiter. Ich schaue meinen Vater an und dann blicke ich an ihm vorbei und schaue wieder die Straße hinunter. Es ist nicht mehr viel los, dabei war es erst halb Acht. Mein Vater fängt zu reden an: „Draco, du kannst dich nicht so gehen lassen! Du bist ein Malfoy und…“ …musst dich deinem Namen entsprechend verhalten? Ihm alle Ehre machen? Irgend sowas hat er wohl gesagt, ich hör ihm nicht mehr zu. Wisst ihr eigentlich, wie anstrengend es ist? Vater und Mutter schleppen mich von einem Geschäft ins nächste, nur um herauszufinden, welche Billets wir den Gästen schicken sollen. Nur um herauszufinden, welche Glasur die Torte haben soll. Nur um herauszufinden in welcher Farbe alles gestaltet werden soll. Ich atme noch einmal tief durch. „Hast du mich verstanden, Draco?“, höre ich ihn erbost fragen. Ich richte mich auf, gehe ein Stück weg vom Brunnen, wenn auch widerwillig, und antworte so ruhig und würdevoll, wie es mir meine Nerven von ermöglichen: „Jawohl, Vater.“ Wenn ich daran denke, die Hochzeit wäre erst im Juli und wir planen seit Ende August… Wenn meine Eltern mir etwas Luft zum Atem lassen würden, ich würd irgendwann von alleine drauf kommen, was ich will… Ist ja nicht so, als ob ich mir keine Gedanken darüber machen würde, ist ja nur meine Hochzeit, also nichts von Bedeutung. Ich schaue in den Himmel und schlucke. Ja, es hat sich Frust aufgestaut, ja ich kann das ewige Gerede meiner Eltern und meiner Verlobten nicht mehr hören. Willst du Altrosa, Beige, Blassblau oder Weiß für den Untergrund der Billets? Willst du in weiß, oder Beige heiraten? Obwohl Schwarz wär auch schön, einem Magier deines Formats entsprechend. Welche Torte, eine fruchtige oder eher etwas Schokoladiges…. Oh es ist nicht so, dass sie mich nicht fragen, sie wollen nur keine Antwort. Ich höre Stimmen, Frauenstimmen um genau zu sein. Vater hat ein schmales Lächeln auf den Lippen, dann muss es wohl Mutter mit meiner Verlobten sein, ich drehe mich in die Richtung um und sehe sie aus Madam Malkins kommen. Sie haben wohl was Passendes für die Hochzeit gefunden… Mutter strahlt bis über beide Ohren. Sie mag meine Verlobte, das weiß ich, ist ja nicht so, dass ich mich mit ihr verlobt hätte. Ich bin eines Tages vom Ministerium - ja ich arbeite wie mein Vater dort – nachhause gekommen und dann ist sie mir vorgestellt worden. Es war eine unumstößliche Entscheidung der Eltern, ihrer und meiner. Ich sehe meine Verlobte an, sie lacht, scheint glücklich zu sein. Ich frag mich, ob sie überhaupt glücklich darüber ist, dass sie mich heiraten soll. Wir kennen uns ja nicht lange und wirklich viel zu tun haben wir auch nicht miteinander. Meistens ist sie mit meiner Mutter unterwegs. Ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit mir glücklich werden kann, wie denn auch, sie weiß nicht, ob ich sie jemals gefragt hätte mal mit mir auszugehen, hätten wir uns unter anderen Umständen kennengelernt. Und ich weiß nicht, ob sie ja gesagt hätte. Obwohl, vielleicht hätte ich sie nie gefragt, sie ist zwar schön, gebildet, eine Vela. Aber ihre Augen haben nichts Herzliches, oder nicht viel. Gut, manchmal, aber auch nur manchmal, glaub ich, sieht sie mich mit einer gewissen Wärme an, vielleicht freut sie sich ja doch meine Frau zu werden. Egal, ich werd sie nicht danach fragen. Mutter und sie stehen neben uns und wir setzen uns in Bewegung. „Sollen wir noch in den Tropfenden Kessel oder Zu den drei Besen?“, höre ich meine Mutter mit ihrer zuckersüßen Stimme, die, die sie immer hat, wenn sie zufrieden ist. Ich spüre ihre Blicke auf mir lasten und zucke nur mit den Schultern und meine leise: „Ich richte mich nach euch…“ Vater und Mutter gehen vor mir, meine Verlobte neben mir. Ich sehe sie nicht an. Meine Eltern ignorieren uns, wieder mal, wie so oft an diesem Tag. Sie reden über irgendwelche Hochzeitsvorbereitungen, welche weiß ich nicht, vieles erfahre ich erst, wenn es so gut wie fest steht, alles geplant. Mutter hat mal gemeint, wir hätten ohnehin so viel Stress, da müssen wir uns über Kleinigkeiten wie Geschenke, die wir den Gästen überreichen, keine Gedanken machen. Oh, ich würde mir Gedanken machen, wenn sie mal mit mir reden würden. Ich weiß noch nicht mal, wer zur Hochzeit kommen soll, aber meine Eltern wissen es. Sie haben angeblich schon alle informiert, nur die Karte würden sie noch erhalten. Als ich gefragt hab wie viele es wären, haben sie mich ganz geschockt angesehen und gemeint, ich müsse mich mehr mit der Hochzeit auseinander setzen, ist ja schließlich meine. Ich hätte am liebsten geschrien, aber das gehört sich ja nicht. Ich hab dann irgendwas von 200 gehört, die sollen schon zugesagt haben. Und dann ist meine mich vernichtende Frage gekommen, wie viele denn noch ausstehend sind. Mutter hat mich ganz geschockt angesehen und ein paar Namen aufgezählt, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Sie hat irgendwann gestoppt und gemeint es wären noch rund 300 Leute, Magier von bestem Hause. Da musste ich schlucken. Also das ganz große Event. Meine Verlobte hackt sich bei mir ein und streichelt meinen Unterarm. Sie hat durchaus nette Seiten an sich, auch wenn ich sie nicht wirklich kenne. Ein besorgter Blick ihrerseits, ich linse sie nur überrascht an. „Draco, kann ich mit dir reden?“, fragt sie mich dann leise und wir bleiben stehen. Meine Eltern gehen weiter, registrieren gar nicht, dass wir nicht mehr an ihren Schuhsohlen kleben. Ich sehe sie an. Das Mondlicht verstärkt die blasse Wirkung ihrer hellen Haut. Sie schluckt und ich merke, sie fühlt sich nicht besonders wohl. Will sie mit mir reden um die Hochzeit zu verschieben? Will sie die Verlobung lösen? Ich fänd es jedenfalls nicht schlimm, sie bedeutet mir ja nichts. Es wär kein großer Verlust. Sie sieht zu meinen Eltern, ich schlucke. Der Wind weht mich von hinten an, die unangenehme Kälte sitzt mir im Nacken. Sie nimmt meine Hand und zieht sie aus der Umhangtasche. Ich sehe sie nur weiter an. Ihre Finger fahren zärtlich über meine Handfläche. Ich atme noch einmal tief ein. Die Stille wird mir unerträglich. „Und? Etwas Schönes für die Hochzeit gefunden?“, frage ich endlich, sie hätte wohl noch ewig gebraucht um zu reden, und dann meine ich weiter: „Ein schönes Kleid, das deine Schönheit unterstreicht?“ Ich war mir noch nie um einen dummen Spruch verlegen, und das war einer. Ihre Augen leuchten auf. Ein zartes Lächeln schenkt sie mir. Sie zieht die Luft in sich hinein und ich höre sie anfangen: „Weißt du, das ist eines der Dinge…“ Sie stoppt und sieht mich verlegen an. Ich schaue sie ernst an, kein Lächeln, gar nichts. „… die ich so an dir schätze…“, meint sie weiter und ich nicke leicht. Dann blicke ich zu meinen Eltern, sie haben immer noch nicht angehalten und diskutieren heiß über Vorbereitungen. „.. und liebe…“, höre ich sie sagen. Mir stockt der Atem und langsam, so habe ich das Gefühl, wird mein Körper taub, bei den Händen angefangen. Mein Mund wird schmal und meine Augen größer. „Draco?“, fragt sie unsicher. Ruckartig drehe ich mich zu ihr und sehe sie an. Ich bin sprachlos und weiß zum ersten Mal seit langem nicht, was ich antworten soll. Ihr Lächeln verschwindet, sie sieht mich traurig an. Dann nehme ich ihre zierlichen Hände in meine und drücke sie zärtlich. Und dann schlucke ich. Ein dicker Klos ist in meinem Hals und nimmt mir die Luft. Meine Zunge wird taub, ich schlucke wieder. Meine Reaktion zaubert ihr wieder das Lächeln ins Gesicht, das bezaubernde Lächeln, dem viele meiner Kollegen verfallen sind. Ja, viele beneiden mich um diese Frau. Und ich weiß, ich liebe sie nicht. „Ich weiß, du bist nicht der, der mit Worten um sich schmeißt, wenn er jemanden mag…“ Ich nicke nur und denke mir meinem Teil, sie weiß ja so viel von mir. Ich muss mich beherrschen um nicht die Augen zu verdrehen. „Und schon ein Kleid gefunden?“, wiederhole ich meine Frage von vorhin um nicht desinteressiert zu wirken, was ich ja eigentlich bin. Sie sieht auf meine Hände. „Nicht wirklich, es gibt zwar schöne, aber…“ Sie hört auf, ich merke, wie sie nervös wird, ihre Unterlippe beginnt zu zittern. Wie aus Reflex lege ich meinen Arm um ihre Schulter und lächle sie freundlich an und meine: „Man heiratet ja nur einmal, da soll ja auch alles perfekt sein, du findest schon noch das Richtige.“ Sie strahlt mich an, ein Lächeln bis über beide Ohren. Sie greift nach meiner anderen Hand. Wir gehen los, ein Stück, um meine Eltern nicht ganz zu verlieren. „Bist du glücklich?“ Ich habe mich die ganze Zeit über auf die Straße konzentriert und sie nicht angesehen, und dann kommt diese Frage. Was soll ich ihr denn antworten? Nein? Mein Kopf ist steif, ich will sie nicht ansehen, ehe mir nicht das passende eingefallen ist. Ich darf sie doch nicht unglücklich machen, meine Eltern würden durchdrehen. Ich spüre ihren Blick, wie er mich durchdringt, und ich kann mich nicht mal davor schützen. Ich drücke sie etwas mehr an mich, nicht weil ich ihre Nähe so schön finde, es ist einfach noch kälter geworden. Ich spüre ihren Kopf auf meiner Schulter ruhen. Bestimmt lächelt sie. Irgendwann bringe ich die Worte raus: „Ich hab doch dich an meiner Seite…“ …was will man mehr? Und ich frage mich, ob es noch schlimmer kommen kann. Eine Frau heiraten zu müssen, für die man nichts, aber auch wirklich gar nichts empfindet. Ich hör sie seufzen, ist wohl die richtige Antwort gewesen, oder die, die sie einfach von mir zu hören erwartete. Meine Eltern sind endlich stehen geblieben. Wir stoßen zu ihnen. Der Wind bläst heftig. Ich freu mich schon auf ein heißes Getränk. „Ihr seid so ein süßes Paar!“; hör ich meine Mutter sagen und ich seh sie geschockt an. Mit einer solchen Aussage habe ich nicht gerechnet, obwohl, man sollte ja mit allem rechnen. Dann bemerke ich den abwertenden Blick meines Vaters, nicht zu mir, aber zu jemandem hinter mir. Ein genervtes Stöhnen, das ich höre, bringt mich dazu, mich umzudrehen. Vor mir stehen Potter, das Wiesel und das Schlammblut. Es ist schon eine Weile her, als ich sie das letzte Mal gesehen hab. Im Ministerium bin ich ihnen noch nicht über den Weg gelaufen, zum Glück. Viele Jahre sind vergangen, seit dem Abschluss in Hogwarts. Jetzt bin ich 24. Und ich muss gestehen, auch wenn ich gern an die Schulzeit zurückdenke, bin ich doch froh, die Drei nicht mehr zu sehen. „Malfoy, was für eine Überraschung!“, höre ich Wieselbee sagen und den genervten Klang, der mitschwingt, in seiner Stimme. Ein komischer Anblick. Granger klammert nach der Hand von dem Wiesel, ein perfektes Paar, genauso blöd, selbstlos und mutig wie eh und je. Echt ätzend. Und ich hielt meine Schöne in den Armen. Feixend sehe ich das Pärchen an. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihnen so begegnen würde. Potter nickt mir zu und spricht mir seine Glückwünsche wegen der Hochzeit aus, Rückgrat hat der Junge ja. Ja, mittlerweile schätzen wir uns, oder respektieren…. Aber egal… Diese Aussage von Potter veranlasst mich triumphierend zuzusehen wie das Wiesel ihn böse ansieht und dann mit kleinen, schlitzigen Augen wieder zu mir sieht und zischt: „Hast dir wohl doch noch eine Dumme gefunden, die dich will!“ Oh, er ist wohl ein schlechter Verlierer, weil die Frauen nie so hinter ihm her gewesen sind, wie bei mir. Aber er hatte ja das Schl… Granger... Ich atme noch einmal tief durch. Meine Verlobte neben mir sieht das Wiesel betroffen an, ja, es ist ein mieser Seitenhieb gewesen. Das lass ich nicht mit mir machen und deswegen, nur um es ihm heimzuzahlen, grinse ich breit während ich ihm ordentlich Konter gebe: „Oh Wiesel, zeig doch ein einziges Mal in deinem Leben Grips und halt die Klappe.“ Sein Auge beginnt zu zucken. Es macht den Anschein, als ob er gleich explodieren würde. Granger stellt sich vor ihn und funkelt mich böse an. „Du bist…“, fängt sie an und dann hören wir jemanden rufen: „Hallo, tut mir Leid, hat etwas länger gedauert!“ Ein Rotschopf bleibt neben Potter stehen. Sie stützt sich bei den Knien ab, die Haare hängen ihr ins Gesicht. Der Atem war unregelmäßig. „Ginny…“, kommt es von Granger überrascht. Was wollte sie mir noch gleich an den Kopf werfen? Sie sieht mich an, leicht säuerlich. Sie hat wohl ihren Frust vergessen. Meine Mutter, so edel und ruhig wie sie für gewöhnlich ist, besonders heute, stellt Potter eine hinterhältige Frage und das mit dem nettesten Lächeln, das sie zu bieten hat: „Und? Wann ist es bei Ihnen so weit?“ Sie sieht zwischen Potter und seiner kleinen Freundin hin und her. Nach einem verdutzten Blick, den meine Mutter von den beiden empfing, wurde sie genauer: „Na, wann wollen Sie denn heiraten? Kinder wollen Sie doch sicher.“ Potter kratzt sich verlegen am Hinterkopf und sieht zu Wieselette. Sie wissen noch keinen Termin. Gut so, hätt ich auch gern. Und ich Trottel lass mich dazu überreden die Handschellen im Juli anzulegen, echt grauenhaft. „Gehen wir noch Zu den drei Besen?“, fragt Potters Freundin und nachdem die anderen Drei eingestimmt haben nickt uns das Quartett anerkennend zu, obwohl, bei Grangers Freund hat man gemerkt, dass es wirkliche Überwindung gewesen sein muss. Ich schlucke wieder. Dann schaue ich in den Himmel. Der Vollmond ist wirklich schön, viel zu schön, für so einen grässlichen Tag. Meine Verlobte zupft an meinem Ärmel und ich höre sie sagen: „Komm!“ Ich sehe zu ihr und bemerke, meine Eltern sind schon fast am anderen Ende der Straße. „Ein Abendsparziergang ist doch so schön!“, meint meine Verlobte strahlend und als sie merkt, dass ich mich nicht bewege fordert sie mich auf: „Jetzt komm in die Puschen, Draco!“ Sie zieht fester an meinem Arm. Oh ja, sie will mich regelrecht hinter sich her schleifen. Und ich bin der dumme Hund, der mit sich so etwas machen lässt, genau… Ich sehe in die Richtung meiner Verlobten, und, eigentlich schaue ich nicht sie an, sondern nur die Häuser, und es werden Erinnerungen wach, von Hogwarts, schöne und auch weniger schöne. Aber sie sind es alle Wert in Erinnerung zu bleiben. Wir gehen an Flourish & Blotts vorbei, dem Bücherladen. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie jemand die Tür zu dem Geschäft aufreißt und hineinstolpert. Es ist schon viel zu spät, der Laden schließt doch gleich, geht es in mir vor, doch trotzdem muss ich mich interessiert nach dem Jemanden umdrehen. Wer hat denn den ganzen Tag nicht die zeit gefunden um in Flourish & Blotts zu schauen. Ich sauge ruckartig die kalte Nachtluft ein, als mir bewusst wird, wem ich da nachgesehen hab. Ich sehe meine verlobte mit großen Augen an und stammle: „Ich hab da noch was vergessen, geh doch mal vor, ich komm gleich nach!“ Sie sieht mich völlig irritiert an und als ich mich zum gehen abwende, greift sie nach meiner Hand. Ich schaue noch einmal zu ihr. Sie sieht besorgt aus. „Betrifft es unsere Hochzeit?“, will sie unsicher wissen. Ihre Stimme ist brüchig. Hat sie etwa Angst etwas falsch gemacht zu haben? Nein, hat sie nicht. Ich nicke, hauche ihr einen Kuss auf ihre Pfirsichwange und lüge sie eiskalt an, ohne mit der Wimper zu zucken: „Sonst würd ich dich doch nicht hier in der kalten Nacht stehen lassen, mein Engel.“ Ich lächele, und hoffe, sie merkt nicht, dass es aufgesetzt ist. Nein, sie strahlt mich überglücklich an. „Gut.“, haucht sie, streichelt mir nochmal liebevoll über meine kalte Wange und dreht sich weg. Sie sehe ihr nach, sie will zu meinen Eltern. Und dann blicke ich wieder in den Himmel. Will ich überhaupt so eine große Hochzeit? Muss sie so pompös sein? Kann es nicht im kleineren Rahmen sein? Wer braucht schon 500 Leute die er sowieso nicht kennt? Ist es wegen dem Ruf? Das sind alles unnütze Fragen, die mir durch den Kopf gehen, während ich auf das Geschäft zurase. Kaum zu glauben, was ich jetzt mache, ich werde es sicher bereuen. Ich schlucke nochmal und bleibe vor der Eingangstür stehen, der Besitzer, der auf der anderen Seite der Tür steht, will gerade zusperren. „Es ist geschlossen.“, höre ich ihn sagen. Ich sehe ihn geschockt an und protestiere: „Sie haben noch Besucher, und ich muss mit einem von ihnen reden!“ So schnell konnte ich gar nicht schauen, hat er mich auch schon in den Laden gezogen gehabt und gemeint: „Aber beeilen Sie sich.“ Ich nicke. Und sehe mich um, der Geschäft ist noch genauso finster wie früher. Hätte nicht gedacht, dass ich da noch mal einen Fuß reinsetze. Ich setze mich in Bewegung, wieder, wie vorhin, denn vorhin weiß ich auch nicht, wie lange ich noch draußen gestanden bin. Ich frage mich, ob ich wirklich mit meiner Verlobten glücklich werde, immerhin renne ich grad wem ganz anderen nach. Ich zwänge mich durch die schmalen Gänge des Raumes. Überall Bücher… Wie kann man so etwas nur mögen? Ich versteh die Leute nicht, die Stunden damit verbringen ein Buch zu lesen, gut ich bin nie eine Leseratte gewesen, es gibt so viel interessanteres, Quidditch zum Beispiel. Ich seh mich um und dann gehe ich die Stufen des Geschäftes hinauf. Ein Blick auf das Geländer genügt, Flourish & Blotts ist noch genauso staubig und modrig wie zu Schulzeiten. Ich rümpfe die Nase und schlucke, echt widerlich. Wie kann man sich freiwillig in so einem Schuppen aufhalten? Wer ist so dumm? Ein schiefes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, ich. Und dann blicke ich durch eine Tür in den nächsten Raum. Da ist sie, die Person, die ich gesehen hab. Sie steht bei einem Bücherregal, hat ein Buch aufgeschlagen und ist ganz vertieft. Bemerkt hat sie mich noch nicht. Neben ihr ist ein Fester. Der Mond scheint rein. Ich seh mir den Rest des Raumes an und gehe einen Schritt leise hinein. Und was stelle ich fest? Wenige Kerzen brennen, richtig romantisch, würden ein paar trottel von sich geben, ich find’s einfach nur kitschig. Dann schaue ich wieder zu der Person, schön. Ihre Haare leuchten im Licht des Mondes. Während ich mich im Stillen frage, was ich hier eigentlich tue, und ob es richtig ist, gehe ich fast lautlos auf sie zu. Kurz vor ihr bleib ich stehen. Sie hat sich nicht groß verändert, aber sie ist schöner geworden. Sie trägt ein leichtes, fruchtiges Parfum. Ich schließe meine Augen. Ich genieße den kurzen Moment. Vorher ist mir gar nicht aufgefallen, wie sehr sie mir eigentlich gefehlt hat, das kleine Genie. Ich merke die Wut in mir aufsteigen, wenn ich daran denke, dass sie so einen Trottel wie das Wiesel als Freund hat. Ich atme schwer aus. Sie sieht auf. „Hallo Hermine“, kommt es von mir wie aus der Pistole geschossen. Meine Stimme hört sich ganz anders an und… Sie dreht sich um und sieht mich ganz geschockt mit ihren schönen haselnussbraunen Augen an. Ihr Mund klappt etwas auf und das Buch hält sie nur noch zittrig in den Händen. „Malfoy?“, höre ich sie fragen. Granger ist wohl echt etwas überfordert. Wir sehen uns an. Ich merke, sie will irgendetwas sagen. Strähnen ihrer wilden Lockenmähne hängen in ihr wundervolles Gesicht. Ich streiche sie ihr hinters Ohr, und realisiere es nicht mal wirklich. Sie schluckt. Hermine hat wirklich schöne Lippen. Ich betrachte sie, und so unsicher wie sie mich gerade anstarrt, muss ich ihr wohl mit meinem Blick das Gefühl gegeben haben, sie auszuziehen. Ich seufze. Sie umklammert das Buch fester, immer noch nicht im Stande etwas zu sagen. „Wie geht es dir?“, will ich mich erkundigen. Ein schmales Lächeln ist im Moment das einzige, was ich ihr schenke. Sie stellt das Buch ins Regal zurück und sieht mich fassungslos an. Dann fragt sie: „Malfoy, was machst du hier?“ Sie klang etwas zornig. Ich atme noch einmal tief durch und lege vorsichtig meine Hand auf ihre Wange. Sie schließt für einen kurzen Moment die Augen, ein schwacher Moment für sie. Ich sehe sie an und, ja, sie lässt mein Herz schneller schlagen. Sie ist bezaubernd. Und das Licht des Vollmondes lässt sie so makellos erscheinen. Ich komme noch einen Schritt auf sie zu und lege meine andere Hand auf ihre andere Wange. Ich beobachte sie. Warte auf ihre Reaktion. Ihre Augen werden größer und sie schluckt. Anscheinend ist sie starr vor Schock. Nein, ich hätte mir auch nie erträumt, dass das hier einmal eintreten könnte. Leise hauche ich ihr die berühmten drei Worte ins Ohr. Ein Satz, den ich bis jetzt noch nie über die Lippen gebracht habe. Unsere Wangen streifen einander, genauso wie unsere Nasenflügel. Und dann, bei Merlin bin ich unsicher… Ich spüre die Hitze, wie sie meinem Hals rauf kriecht. Ich merke, wie meine Wangen Farbe bekommen. Und dann ihre Augen, ihre wunderschönen Augen, sie sehen mich an. Ich muss mich trauen. Darauf gewappnet, dass ich gleich eine Ohrfeige von ihr kassieren würde, versuche ich mein Glück. Langsam lege ich meine Lippen auf ihre. Eine angenehme Wärme durchströmt meinen Körper. Ich beginne immer wieder sanfte Küsse auf ihre Lippen zu verteilen, in der Hoffnung sie würde ihn erwidern, doch nichts. In meiner Ehre gekränkt löse ich mich wieder von meinem Ein und Alles. Und sehe sie traurig an. Ich will mir, eigentlich, definitiv nicht die Blöße geben, nein, aber ich komme mir grad vor wie so ein kleiner Schuljunge, der von seiner ersten Liebe abgewiesen worden ist, so richtig eiskalt abgeblitzt. Sie sie mich mit riesigen Augen an. Für einen Moment, denke ich, sie hätte mich nicht verstanden und, vielleicht grad deswegen, wiederhole ich meinen Satz von vorhin: „Ich liebe dich, Hermine.“ Ich schlucke. Und schmerzlich wird mir bewusst, wie sehr ich mich da in etwas verrannt hab, sicher meine Gefühle sind echt, gar keine Frage! Aber, selbst wenn sie etwas für mich empfinden würde, es hätte keine Zukunft. Ich will mich von ihr abwenden und gehen. Gerade setze ich an etwas zu sagen, da packt sie mich an meinem Button-Down. Ich merke nur wie ich sie geschockt ansehe. Ihre Augen sind wässrig, richtig glasig. Oh, noch nie ist mir so schnell bewusst geworden, welch fatalen Fehler ich begangen habe. Unbewusst ziehe ich sie in eine Umarmung und flüstere liebevoll: „Sch… Nicht weinen, mein Engel.“ Sie war so schön und… zerbrechlich, die starke Hermine Granger. Und dann, dann schloss ich meine Augen, ich küsste sie nicht, aber sie mich. Ach Merlin, es fühlt sich so gut an und ich hab mir in diesem Moment gewünscht, dieser Kuss solle nie aufhören. Ich und mein Mädchen stehen in dem staubigsten Loch von ganz Hogsmade und küssen uns, zärtlich, liebevoll, leidenschaftlich. Ich hab alles um mich herum vergessen. Es zählte ja nur sie. Und nach einer Ewigkeit, wie es mir scheint, haben wir voneinander abgelassen. Glücklich lächle ich sie an. Auch sie lächelt. Wenn ich ehrlich bin, ich schäme mich immer wieder, wenn ich zu einem solch wundervollen Wesen wie ihr Schlammblut sage, und es ist keine Entschuldigung, wenn ich mir eingestehen muss, es einfach die Macht der Gewohnheit. Ihr Lächeln verschwindet langsam, ich frage mich wieso. Ist sie nicht glücklich oder? „Oh mein Gott Ron….“, stammelt sie und geschockt dreh ich mich um, mit der Befürchtung er stünde hinter mir und hätte uns gesehen. Aber nein, da war niemand, oder ist er schon wieder abgehauen? Ich seh sie besorgt an und streichle über ihre Wangen. Ich wollte schon fast fragen, was mit ihm sei, aber als sie sich abwendet, wird mir deutlich vor Augen geführt, dass sie offensichtlich realisiert hat, dass sie ihm grad nicht wirklich treu gewesen war, genauso wenig wie ich Greengrass. Ich blicke sie traurig an. Dann höre ich Schritte. „Draco?“, ruft eine Frauenstimme, eindeutig meine Verlobte. Sie sehe Hermine noch einmal an, sie beißt sich auf die Unterlippe. Ich weiß, sie würde das Wiesel niemals verlassen. Ich gehe einen Schritt zurück, Meine Liebe sieht mich mit wässrigen Augen an. „Hier!“, melde ich mich unbewusst und sehe zu wie sich Hermine selbst umarmt. „Ah, da bist du!“, freut sich meine Verlobte. Ich dreh mich zu ihr und lächle schmal, aufgesetzt. Und obwohl ich sie nicht liebe, muss ich mir eingestehen, sie ist doch nicht so eiskalt, sondern fürsorglich und warm. Sie sieht geschockt zu Hermine und staucht mich gleich mit den Worten zusammen: „Draco, kannst du nicht einmal freundlich sein?“ Und dann entschuldigt sie sich, ohne es wirklich zu wissen, was ich getan hab, für mein Fehlverhalten. Ich schlucke nur. Unweigerlich muss ich feststellen, wie ich mich wie ferngesteuert neben Astoria stelle, einen Arm um sie lege und sie anlächle. „Gehen wir, Schatz, diene Eltern warten draußen“, höre ich ihre Zuckersüße Stimme. Ich dreh mich mit ihr um und frage sie, ob sie nicht beige am Schönsten fände für die Billets. Sie strahlt mich an und nickt. Ich drücke ihr einen Kuss auf die Stirn und blicke dann noch einmal zu Granger. Sie steht da wie festgefroren. Sie schluckt und ich sehe die ersten Tränen über ihren rosigen Wangen laufen. Und es stimmt mich nicht glücklich. Wir biegen um die Ecke, die Stufen runter. „Eine schöne Hochzeit!“, hör ich Hermine noch schreien, was Astoria ein noch bezaubernderes Lächeln auf die Lippen legt. Sie drückt sich an mich und ich hole tief Luft. Es war nie meine Absicht gewesen, dass es so kommt, aber es gibt wohl keinen anderen Weg mehr. Um den Menschen, den ich über alles liebe, nie zu verletzten darf ich ihm nie zu nahe kommen. So kann ich mir sicher sein, dass er nie wegen mir weinen wird. Er wird glücklich werden, nur nicht mit mir an seiner Seite. Ich hätte ihn sowieso viel zu oft verletzt, das habe ich schon früher. Und gerade weil ich diese Person liebe, gehe ich diesen Weg. Sie hätte mir nie verziehen. Es hätte nie eine Zukunft gegeben. Das habe ich mir irgendwann geschworen, meine wahre Liebe nie zu verletzten, doch ich habe kläglich versagt. Ich habe sie weinend zurückgelassen und ich fühle mich echt schlecht. Meine Eltern stehen draußen vor der Tür. Mutter lächelt glücklich. „Warum bist du eigentlich umgedreht?“, frage ich Astoria mit einem schmalen Lächeln. „Du hast mir gefehlt.“, entgegnet sie und ihrem Blick nach zu urteilen, muss sie schwer in mich verliebt sein. Ich nicke und küsse sie. Oh ich war ein Narr, wenn ich geglaubt hab, Hermine mit meinem Eingeständnis zu erobern. In der Vergangenheit ist doch so viel passiert, was nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Meine Familie wäre nicht das Problem gewesen, sie hätte es irgendwann akzeptiert, wenn ich eine Muggelstämmige heiraten würde. Nur sind Dinge geschehen, die nicht passieren hätten dürfen, auch wenn sie mich gemocht hätte, sie hätte mir meine Fehler von damals bestimmt nicht verzeihen können. Ich sehe zum Mond, Astoria in meinem Arm, ja, er scheint wirklich viel zu schön für so einen grauenvollen Tag. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Das war's. LG JO89 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)