Die Nacht trug deinen Namen von Jadis ================================================================================ Kapitel 9: N E U N ------------------ *angerannt kommt* *abrupt abbremst und mit qualmenden Sohlen zum Stehen kommt* *aus der Puste ist* *mit einem Skript wedelt, welches sie in der Hand hält* *keuch* Ich. Hab. Es. *weiter keucht* Es. Ist. Hier. *erst wieder zu Luft kommen muss* *Tief durchatmet* Okay... jetzt gehts wieder... ... Und es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Aber zu meiner Verteidigung hab ich zu sagen, dass ich mein Notebook geschrottet hatte (zum Glück hab ich immer eine Sicherheitskopie von allen Daten zur Hand)... und dann war auch noch mein Internet im Ar... also... an einer Stelle wo es kein Tageslicht sehen konnte... whatever... Ich danke euch trotzdem, dass ihr in meiner Abwesenheit fleißig weiter Kommies geschrieben habt. Danke schön! Viel Spaß erst mal hiermit! ~~~~~ In einem Meer von Schmerzen kam ich wieder zu mir. Vom Hinterkopf zog sich ein hundsgemeiner Schmerz den Nacken herunter bis in den Rücken. Ich tastete vorsichtig nach der schmerzenden Stelle und zog meine Finger blutig zurück. Dann dämmerte es mir. Ich richtete mich schnell auf. Zu schnell. Ich keuchte, als es in meinem Kopf zu hämmern anfing und sich alles um mich drehte. Meine Brust tat höllisch weh und ich konnte kaum schmerzfrei atmen. Ja, definitiv gebrochene Rippen. Da das Adrenalin in meinem Körper abgebaut war, nahm ich den Schmerz nun überdeutlich wahr. Die kleinen Schnittverletzungen waren nicht das Problem, doch mein Kopf brachte mich beinahe um, von meinem Handgelenk ganz zu schweigen. Ich richtete mich auf, diesmal mit aller Vorsicht und kroch zu meiner Couch, wo ich mich anlehnen konnte. Bereits diese kurze Anstrengung hatte meine ganze Kraft beansprucht und ich lehnte schwer atmend an der Sitzgelegenheit. Ich betastete mit meiner gesunden Hand meinen zerschundenen Körper und kam zu der Einsicht, dass es vielleicht doch gar nicht so schlimm war, wie ich erst dachte. Meine Hand fuhr über einen großen Glassplitter der tief in meiner Wade steckte und ich versuchte ihn herauszuziehen. Erfolglos. Alles was ich erreichte, waren noch mehr Schmerzen. Okay, vielleicht war es doch so schlimm wie ich dachte. Ich war mit meinen Kräften am Ende, schloss die Augen und döste weg. Die Zeit floss dahin wie eine zähe Flüssigkeit. Das einzige Geräusch war das konstante Ticken meines Weckers, welches sich in mein Bewusstsein hämmerte. Ich wusste nicht, ob Sekunden, Minuten oder Stunden vergangen waren. Doch es war mir egal, als sanfte Hände mein Gesicht berührten und leise flüsternde Worte zu mir sagten. Ich konnte nicht antworten, war zu schwach um meine Augen zu öffnen. Doch ich hatte keine Angst, als sich Arme unter meine Kniebeugen und hinter meinen Rücken schoben und mich vorsichtig hochhoben, denn mein Geruchssinn funktionierte noch einwandfrei. Ich biss die Zähne zusammen, als ein stechender Schmerz durch mich hindurchjagte und mich zum Zittern brachte. Glas knirschte und ich kuschelte mich nah an Bills Oberkörper. Dann fühlte es sich an, als würde ich in ein tiefes Loch fallen, und ich beschloss, dass es besser war das Bewusstsein zu verlieren, als sich übergeben zu müssen. ~ Als ich erwachte war es Tag und schwerer Regen prasselte gegen ein Fenster. Ich starrte an eine Zimmerdecke die mir nicht bekannt vorkam, also drehte ich meinen Kopf auf die Seite und erschrak beinahe zu Tode, als Lisa, die auf einem Stuhl neben mir gesessen hatte, in die Höhe sprang und überschwänglich anfing auf mich einzureden. „Rey-Rey! Endlich bist du wach! Langsam hab ich angefangen mir ernsthaft Sorgen zu machen. Wie geht es dir? Brauchst du irgendwas? Keine Sorge, du bist im Krankenhaus. Hast du Schmerzen?“ Schmerzen? Oh ja, das konnte man wohl sagen. Ich sah auf meinen Arm hinab und entdeckte eine Transfusionsnadel auf meinem Handrücken. Na super, ich hasste Nadeln. Außer, wenn es um Tätowiernadeln ging, aber das war eine andere Geschichte. Wenn jetzt ein Schmerzmittel in meine Blutbahn gepumpt wurde, war es auf alle Fälle nicht ausreichend. Ich sah zu dem Beutel der die Transfusionsflüssigkeit enthielt und neben meinem Bett stand. Er war noch so gut wie voll. Hm, vielleicht hatte es noch nicht angefangen zu wirken. „Was-?“ „Was passiert ist?“, kam Lisa mir zuvor und ich nickte nur. Natürlich wusste ich ganz genau was passiert war – als ob ich das jemals vergessen würde – mich interessierte jedoch ihre Version der Geschichte. „Du wurdest überfallen. In deiner Wohnung. Seltsamerweise wurde nichts gestohlen, aber deine Einrichtung sieht aus, als hätte ein tasmanischer Teufel in deinem Wohnbereich gewütet. Sei froh, dass du mit dem Leben davon gekommen bist.“ Ja, das war ich. „Moment mal. Du warst in meiner Wohnung?“ Lisa hievte eine meiner Reisetaschen auf die weiße Bettdecke und ich zuckte zusammen, als sie die Stelle streifte, wo der Glassplitter mich verletzt hatte. „Ich hab dir ein paar Sachen mitgebracht. Du wirst wohl ein paar Tage hier bleiben.“ „Wie bist du-?“ „Wie ich in deine Wohnung gekommen bin?“ Ich widerstand dem Drang ihren Kopf gegen das Metallgestell des Krankenbettes zu schlagen, weil sie mich schon wieder unterbrochen hatte. „Ich sag dir, es war nicht einfach dem alten Drachen den Schlüssel abzuluchsen, aber als Jimmy ihr vor Augen führte, was er mit ihrer Milz anstellen würde, konnte sie gar nicht schnell genug den Zweitschlüssel zum Vorschein bringen.“ „Jimmy?“, konnte ich noch fragen, als wie auf ein Stichwort die Tür aufging, Jimmy zwei Pappbecher herein balancierte und die Tür wieder mit dem Ellbogen schloss. „Rey-Rey!“, freute er sich zu sehen, dass ich wach war. „Na super. Jetzt muss ich noch einen Kaffee an der Stationsschwester vorbeischmuggeln.“ Ich brachte ein Zombie-Lächeln zustande. „Lass mal, ich bin versorgt“, ließ ich ihn wissen, hob meinen Arm und der Transfusionsschlauch baumelte vor meiner Nase hin und her. Jimmy übergab Lisa die Heißgetränke, griff nach einem zweiten Stuhl, zog ihn neben Lisa und setzte sich. „Du siehst furchtbar aus“, brummte er ohne große Umschweife und Lisa boxte ihn in die Seite. Ja, Jimmy war noch nie ein Freund schmeichelnder Worte gewesen. Bamm! Die Wahrheit direkt ins Gesicht. Wenn ich nur halb so schlimm aussah, wie ich mich fühlte, dann war es wie er sagte: furchtbar. „Mach dir keine Gedanken, Rey-Rey“, beruhigte er mich und tätschelte unbeholfen meinen eingegipsten Unterarm. „Lisa übernimmt deine Schichten. Werd du erst mal wieder ganz gesund. Hast du den Täter sehen können?“ „Nein!“, sagte ich schnell und schüttelte den Kopf, wünschte mir jedoch augenblicklich ich hätte es nicht getan, da ein bis dahin dumpfer Schmerz anfing zu pochen. „Ich konnte nichts erkennen.“ „Wie ist er überhaupt rein gekommen? Das Schloss war in Ordnung. Das muss wirklich einer vom Fach gewesen sein“, sinnierte Lisa in einer eins a Sherlock Holmes-Pose und strich sich nachdenklich übers Kinn. „Wer war es eigentlich der dich hierher gebracht hat? Die Schwestern haben gesagt, irgend so ein Typ hat dich auf Händen tragend in die Notaufnahme geschafft.“ „Ich“, begann ich zögerlich und sah in zwei Gesichter die mich aufmerksam musterten. „Kann mich an Nichts erinnern“, log ich schließlich und Jimmy meinte, dass es wohl an der Gehirnerschütterung liegen müsse. „Vielleicht war es ja der Täter selber“, schlussfolgerte Lisa und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. „Die müssen der Polizei eine Täterbeschreibung zukommen lassen.“ „Oh, nein, nein!“, rief ich und tat so, als hätte ich einen Geistesblitz, während mich Jimmy unverhohlen musterte und Lisa eine Augenbraue in die Höhe zucken ließ. „Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich hab mich auf die Straße gerettet und ein Passant hat mich gefunden. Ja genau, so war’s.“ Gut, von meiner Theaterkarriere verabschiedete ich mich in dem Moment, als meine Besucher sich eindeutige Blicke zuwarfen. Jimmy war der Erste der sich erhob. “Dann lassen wir dich mal allein. Kommst du, Lisa?“ „Äh ja“, meinte Lisa und stand so schnell auf, dass der Stuhl beinahe umfiel. „Du brauchst jetzt viel Ruhe. Erhol dich und mach dir keine Gedanken, ich gieße deine Pflanzen und füttere deinen Fisch.“ „Ich hab keinen Fisch“, sagte ich verwundert, doch Lisa wollte mich gar nicht hören. Ich zweifelte ernsthaft an ihrer Zurechnungsfähigkeit. „Wir schmuggeln dir morgen ein Paar Donuts und einen Hotdog mit rein. Das Krankenhausessen soll ja ungenießbar sein.“ Jimmy packte Lisa ungeduldig an den Schultern und zog sie mit sich zur Tür. Sie kämpfte dagegen an, weil sie mir unbedingt noch sagen wollte, dass es bei Dunkin Donuts eine Aktion gab und man somit leicht drei Dollar sparen konnte. Sie winkte zum Abschied und ich verzog den Mund zu einem weiteren Zombie-Lächeln. Jimmy zwinkerte mir zu und schloss hinter sich die Tür. Küsschen, Küsschen, dachte ich und kicherte in mich hinein. Leise seufzend sah ich mich im Raum um. Ein Einzelzimmer, kein Fernseher. Zeitschriften? Fehlanzeige. Nur steriles, kahles Weiß. Mein Blick wanderte zum Fenster. Es regnete noch immer in Strömen. Irgendwie hatte das etwas Beruhigendes. Ich beobachtete wie die Regentropfen an der Fensterscheibe abperlten. Als mir das zu langweilig wurde, ging ich dazu über zuzusehen wie die Transfusionsflüssigkeit immer weniger wurde. Schließlich gähnte ich und reckte mich so gut es ging. Mein Blick wanderte zur Tür und ich zuckte zusammen, als Bill mit am Körper herabhängenden Armen mitten im Raum stand und mich mit ausdruckslosen Augen ansah. Ich war heute so oft zusammengezuckt, dass es an meinen Nerven zu zehren begann. Ich bemerkte, dass er schrecklich traurig aussah. Und das zerriss mir fast das Herz. Aus irgendeinem Grund konnte ich es nicht ertragen ihn so zu sehn. Er hatte einfach nicht das Recht so unglücklich dreinzublicken. „Wie geht’s dir?“, wollte ich wissen und richtete mich auf. „Wie’s mir geht?“, fragte er ungläubig und seine Stimme wirkte geisterhaft. „Du bist unglaublich. Du wärst um ein Haar Vampirfutter gewesen und du fragst ernsthaft wie es mir geht?“ Ich blinzelte, sah kurz nach links und rechts, dann wieder zu ihm zurück und nickte langsam. „Ja“, bestätigte ich. „Ich habe diese fürchterlichen Geräusche gehört und mir Sorgen um dich gemacht. Was ist denn passiert?“ Übergangslos saß er auf der Bettkante und hatte seine Stirn gegen meine gelegt, hielt meine Wange mit seiner Hand. „Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen, hörst du?“ Ich schluckte. „Adrian ist jetzt hinter dir her“, informierte ich ihn und mich beschlich Verwirrung, die die Grenze zur Besorgnis stürmte. Der Verrückte wechselte seine Zielobjekte ja wie andere Leute ihre Unterwäsche. „Er will dich aus dem Weg räumen bevor-“ „Ist schon gut“, sagte Bill und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich war dankbar, dass ich den Satz nicht zu Ende sprechen musste. „Ich komme ihm einfach zuvor. Dann hat das alles ein Ende.“ Alles? Nein, ich wollte nicht, dass wirklich alles endete. „Sagst du mir was passiert ist?“, wollte ich wissen. „Er hat mir drei ausgewachsene Werwölfe zur Begrüßung geschickt“, sagte er ohne zu zögern und in einem Plauderton, als wäre es alltäglich. Mein Herz setzte einen Schlag aus und schlug dann stolpernd weiter. Werwölfe? „Es hat eine Weile gedauert, bis ich mit ihnen fertig war. Als ich in deiner Wohnung war, war Adrian bereits verschwunden. Und er hat dich wirklich nicht gebissen?“ Er hatte es ungläubig gefragt und mir wurde übel. Ich hatte wirklich mehr Glück als Verstand gehabt. Ich lehnte mich gegen Bills Oberkörper und er legte seine Arme zögernd um mich. Mehr körperliche Nähe durfte ich von ihm wohl nicht erhoffen. „Nein“, sagte ich nur. Zu mehr war ich nicht fähig. „Er hat die Stadt verlassen“, erzählte Bill und ich spürte wie erleichtert er war, doch auf meiner Liste der ungeklärten Fragen kam eine weitere hinzu. Das ergab alles keinen richtigen Sinn. Wollte uns Adrian in einem unerklärlichen Anflug von Großzügigkeit Zeit lassen unsere Wunden zu lecken, bevor es zum großen Showdown kam? Unvorstellbar. Geistig abwesend nestelte ich an einem Knopf von Bills Lederjacke herum und ließ einen kleinen Seufzer hören. „Du bist so sexy.“ Er packte mich an den Schultern und hielt mich auf Armlänge von sich. „Entschuldigung?“ Ich sah ihn mit meinen großen blauen Augen an, blinzelte. „Was denn?“ „Was hast du gerade gesagt?“ „Ich habe gar nichts gesagt.“ Ich HATTE nichts gesagt… oder? Ich meine... ich war doch noch im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten und konnte kontrollieren, ob ich etwas nur dachte oder wirklich laut aussprach. Oder? … ODER? Oh. Mein. Gott. Ich hatte es ausgesprochen. Er hatte es tatsächlich fertig gebracht in wenigen Tagen mein Gehirn zu Mus zu machen. Unvermittelt ließ er mich los und stand auf. Ich wollte schreien. Er sah mich schon wieder so traurig an. „Ich komme dich morgen wieder besuchen. Schlaf gut.“ Und puff, schon war er ohne ein weiteres Wort und ohne irgendein Anzeichen, dass er je hier gewesen war, verschwunden. Fehlte nur noch der Feenstaub, dachte ich verbittert und ließ mich in ein hartes Kissen sinken. Es lebe der Komfort. Kurz bevor ich einschlief und von dunklen Augen träumte, machte ich mir eine geistige Notiz. Memo an mich selbst: Nie wieder eindeutige Komplimente machen. Ich nahm aber auch jedes verdammte Fettnäpfchen mit. ~ Bill hatte Wort gehalten. Er war mich am nächsten Tag wieder besuchen gekommen, und auch an den darauf folgenden Tagen, doch stimmte dies mich eher traurig. Er verhielt sich kalt und zurückweisend, und blieb immer in einer Ecke des Raumes stehen, ließ genug Abstand zwischen uns, dass ich nicht einmal mehr seinen Geruch wahrnehmen konnte. Er hatte sogar aufgehört mir die obligatorische Frage des Tages zu stellen. Er stand einfach nur da, sah zum Anbeißen gut aus – haha, Wortwitz – und sah mich an, als würde er die ganze Zeit einen inneren Kampf austragen. Ich zog eine Schnute und blickte aus dem Fenster. Regen klopfte laut dagegen, als hätte jemand einen Eimer Wasser gegen die Scheibe geschüttet. Ja, ich schmollte, denn ich verstand Bills Verhalten nicht. Meine Güte. Es war ja nicht so, dass ich ihm meine unsterbliche Liebe gestanden hatte und auf Knien anflehte mich zu seiner Gefährtin zu machen – nicht, dass es jemals so weit kommen würde. Es war nur eine objektive Meinung die mir aus Versehen rausgerutscht war. Er hatte absolut keinen Grund so zu reagieren. Ich seufzte. War wohl wieder so eine Vamp-Sache. Die Stunden vergingen, ohne dass er auch nur einen Laut von sich gegeben hatte und genauso lautlos verschwand er auch. Bill war gleichermaßen ein Dickkopf wie ich. ~ Eine Woche nach meiner Einlieferung, wurde ich entlassen. Der Bruch am Handgelenk würde noch eine Weile brauchen, ehe er verheilt war, und auch zwei Rippen waren noch angeknackst, aber die kleineren Schnittwunden waren so gut wie verheilt und ich durfte wieder nach Hause. In Tom’s Diner brauchte ich nicht mehr zu erscheinen. Mary hatte mir gekündigt, als sie von meiner Krankschreibung erfuhr und forderte mein Arbeitsoutfit gewaschen und gebügelt zurück. Man könnte meinen, dass Krankheit kein Kündigungsgrund sei, doch ich wollte mich einfach nicht mit ihr streiten. Sollte die Schlange doch an ihrem eigenen Gift sterben. Insgeheim war ich froh über die Kündigung. Jetzt musste ich mir zwar einen neuen Nebenverdienst suchen, aber immer eins nach dem anderen. Erst einmal die Ausgeburten der Hölle – also Adrian, bevor hier falsche Mutmaßungen entstehen - zur Strecke bringen, dann über einen Job nachdenken. Schade, dass ich „Buffy – the Vampire Slayer“ nie gesehen hatte. Es war Sonntag und ich trug bequeme Jeans, ein weites T-Shirt, rote Convers, und war mit einem Plüsch-Löwen in der gesunden Hand auf dem Weg in eine Gegend von Cincinnati wo die besser verdienenden Bürger wohnten. Der Bus mit der Nummer H/S 601 in dem ich saß, fuhr vorbei an Grundstücken mit sauber gestutzten Hecken, gemähten Rasen, altgriechischen Statuen im Garten und mit einem Fuhrpark in der Einfahrt, dass ich nur mit den Ohren wackeln konnte. Von meiner Haltestelle aus musste ich nur einmal die Straße überqueren und hatte mein Ziel erreicht. Ich war aufgeregt, wie jedes Mal, als ich die Einfahrt entlang lief und meine Kleidung glatt strich. Die Gardinen der Nachbarshäuser wackelten verräterisch. Ein Wunder, dass noch niemand die Polizei gerufen hatte. Ich umklammerte den rosa Plüsch-Löwen, strich mir eine Locke aus dem Gesicht und klingelte. Die Sekunden zogen sich in die Länge und eine Frau mittleren Alters öffnete die Tür. Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte, als sie mich verwirrt ansah. „Ms. Morgan?“, fragte die mexikanische Haushaltshilfe Gracey. „Was machen Sie denn hier?“ „Ich“, machte ich einen Versuch meine Fassung wiederzuerlangen. Was für eine überflüssige Frage war das denn bitteschön? „Ich wollte meine Tochter besuchen.“ Ich hielt den Löwen in die Höhe. „Tut mir Leid. Sie ist nicht da.“ „Nicht da?“, überschlug sich meine Stimme fast. „Und wann wollten mir die Hansons das mitteilen?“ „Wir haben ihrer Vermieterin eine Nachricht hinterlassen, weil Sie nicht erreichbar waren. Sie wollte sie umgehend weiterleiten.“ Mein Augenlid begann unkontrolliert zu Zucken. „Wissen Sie, heute ist doch der große Ausflug mit dem ganzen Kindergarten. Die Kleine hat sich schon so lange darauf gefreut.“ Ja, Salz in die Wunde und dann richtig tief rein reiben. In meinen Gedanken schmiedete ich Mordpläne. Würde es wie ein Unfall aussehen, wenn die Wilson mit gebrochenem Genick im Treppenhaus liegen würde? Hm, nicht wenn sie ein Fleischerbeil im Rücken hatte. „Okay“, beruhigte ich mich und sagte mir, dass es nicht die Schuld der Pflegefamilie war. Trotzdem zog ich das Wort in die Länge bis es fünf Silben hatte. Mein Tag war im Eimer. „Wann ist der Ausweichtermin?“ Gracey trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. Sie schien sich nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen. „Der war gestern“, sagte sie schließlich und ich überlegte mir, ob es auffallen würde, wenn die Wohnung der Natter in Flammen aufgehen würde. Stumm drückte ich Gracey den Löwen in die Hand und biss mir auf die Unterlippe. Nur nicht die Nerven verlieren. „Würden Sie Aaliyah sagen, dass ich da war, und ihr den Löwen geben? Es war ein Missverständnis. Ich hab die Nachricht nicht bekommen.“ Ob sie traurig gewesen war, dass ihre „Tante“ Rey-Rey nicht gekommen war um mit ihr auf den Spielplatz, und anschließend ein Eis essen zu gehen? Ich versuchte nicht daran zu denken, nuschelte ein „Wiedersehen“ und machte auf dem Absatz kehrt um schnellstmöglich das Weite zu suchen. Rückläufig betrachtet, hätte es mich vermutlich wundern müssen, dass der dunkle Cadillac nicht in der Einfahrt stand. Ich rannte förmlich an der Haltestellte vorbei und joggte bis zur Übernächsten. Die Schmerzen in der Brust bemerkte ich gar nicht, doch ich schwitzte so sehr, dass die Haut unter dem Gips anfing unangenehm zu kribbeln. Es wunderte mich nicht, dass ich unweit neben der Haltestelle Bill erspähte, der auf mich zu warten schien. Er trug eine schwarzgetönte Sonnenbrille und trotz starken Windes wehten sein Haar und seine Jacke nur leicht. Sein Ausdruck verriet, dass er wusste, was mir gerade widerfahren war. Ich ließ mich neben ihn ins Gras fallen und beobachtete, wie die Sonne sich durch die Wolken kämpfte. Ich schloss die Augen, als sie es geschafft hatte und ihre Strahlen mein, sowieso schon erhitztes, Gesicht wärmten. „Ich hasse diese Frau“, sagte ich leise und öffnete die Augen, als sich ein Schatten über mein Gesicht legte und Bill auf mich hinab sah. „Soll ich sie für dich töten?“, fragte er tonlos und ich richtete mich entsetzt auf. „Nein!“ Ich konnte seine Augen nicht sehen, doch seine Lippen formten sich zu einem leisen Lächeln und mir wurde klar, dass er einen Scherz gemacht hatte. „War das gerade ein Witz?“, fragte ich gespielt erstaunt und er zuckte nur, weiterhin lächelnd, mit den Schultern. „Das war ein Witz!“ Dies waren also die ersten Worte, die wie seit Langem wieder miteinander sprachen. Und es hatte mir gefehlt. „Ich wollte dich etwas fragen“, begann er plötzlich und seine Miene war wieder eine Maske. Ich wurde hellhörig und stand auf. Das klang ganz und gar nicht nach der täglichen Frage. „Würdest du heute Abend mit mir ausgehen?“ Ich war mir sicher, dass es sich hierbei auch um einen Scherz handeln musste, konnte jedoch kein Anzeichen in seinem Auftreten erkennen, welches mir meine Vermutung bestätigte. „Das war jetzt kein Witz, oder?“, informierte ich mich sicherheitshalber noch einmal und kämpfte mit meinen Haaren, die mir der Wind ins Gesicht trieb. „Kein Witz“, bestätigte er schlicht und meine Synapsen tanzten Tango. Ein Date? Heute Abend? Mit IHM? „Soll ich mir was Schickes anziehen?“ „War das ein ‚Ja’?“ Ich antwortete nicht, dies tat ich jedoch auf eine sehr bezeichnende Weise. ~ Ende des 9. Kapitels ~ Und jetzt sagt mal. Was glaubt ihr wie ein Vampir-Date aussieht? Ürigens... der Trailer freut sich auch über Kommies *in Beschreibung deut* Oh, eine Frage hab ich noch: Sollten meine Kapitel Namen bekommen oder ist es okay, dass sie "N E U N" etc. heißen??? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)