Fünf Mal, die Dean seinen Bruder küsste von Bittersweet_Symphony (Und einmal, als er es nicht tat) ================================================================================ Kapitel 5: Das vierte Mal ------------------------- Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte. Anm.d.A.: Entgegen aller Verwirrungen, war das letzte Kapitel nicht das Ende der Story, keine Sorge ;) Nach diesem Kapitel wird noch ein weiteres folgen, -dann- erst ist die Geschichte zu Ende. Das Kapitel hier ist übrigens mein bisher liebstes aus der ganzen Story, also hoffe ich, dass es euch auch gefallen wird. :) Das vierte Mal ----------- Deans persönliche Hölle bricht dreiundzwanzig Stunden, sechsundvierzig Minuten und fünfundfünfzig Sekunden vor dem Ablauf seines Jahres los, aber wer zählt schon mit. Er hat schon vor einiger Zeit begriffen, dass der Deal ein Fehler war – zumindest was einige Vertragspunkte angeht – aber er hat es noch nie so deutlich gespürt wie jetzt. Nicht mal mehr ein ganzer Tag bleibt ihm noch, ein Tag mit Sam, ehe er wortwörtlich zur Hölle fahren wird. Wie sieht die Hölle überhaupt aus? Wird es ein großer schwarzer Raum sein, ohne Gerüche oder Geräusche, wo niemand Deans Schreie hören wird? Wird er auf andere Seelen treffen? Wird er gefoltert werden? Bei allem Ungewissem steht es dennoch fest, dass er Sam nicht wiedersehen wird. Morgen wird sein letzter Tag mit Sammy sein und dann ist es vorbei. Eine Ewigkeit ohne Sam. Plötzlich scheint sich alles mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu zu bewegen – die Wände des heruntergekommenen Motels schieben sich ihm entgegen, Schwefelgestank liegt in der Luft und in der Ferne kann er schon das Bellen dämonischer Hunde hören, die gekommen sind, um ihn einzusammeln. Mit einem Ruck sitzt Dean aufrecht im Bett und sein Blick geht sofort zu Sam, der schlafend in seinem Bett liegt. Also muss es seine Einbildung sein, er muss schon langsam den Verstand verlieren, ansonsten wäre Sam beim kleinsten Geräusch schon alarmiert gewesen. Mit einer Hand greift sich Dean an seine sich hektisch heben und senkende Brust, mit der anderen schlägt er die Bettdecke zurück. Er muss raus, raus aus der bedrückenden Enge des Raumes und er braucht Luft, er kann kaum noch atmen, und er wird noch vor Ablauf seines Deals sterben, das spürt er ganz genau. Mit hastigen Schritten stolpert Dean in das kleine Badezimmer und kaum dass er die kalten Fliesen an seinen nackten Füßen spürt, beruhigt er sich etwas, aber es hilft nicht viel und schon im nächsten Moment geht er vor der Toilette in die Knie. Er wird sich übergeben müssen, sonst wird er ersticken und wäre das nicht eine Art für Dean Winchester zu gehen? Erstickt im Badezimmer eines schäbigen Motels mitten im Nirgendwo von Arizona. Doch als er sich über die Schüssel beugt, bringt er nichts außer einem trockenen Husten zustande und die Enge um seine Brust löst sich einfach nicht und er kann nichts dagegen machen. Leise seufzend lässt Dean sich nach vorne fallen, legt seine Stirn an den kühlen Rand des Toilettensitzes und versucht, ruhig ein und aus zu atmen. Er muss sich einfach nur beruhigen, die Kontrolle wiederfinden, dann wird es vorbei sein. Aber egal, wie sehr er sich auch bemüht, seine Atmung bleibt hastig und stockend und er bekommt nie genug Sauerstoff in seine Lunge. Starke Arme legen sich von hinten um seinen Oberkörper, ziehen ihn von der Toilette weg und an eine warme, breite Brust. „Shhh, Dean, es ist alles okay, beruhige dich.“ Sam klingt noch etwas benebelt vom Schlaf, aber in seiner Stimme schwingt deutliche Sorge mit. „Nein, Sam.. ich.. Sammy.“ Dean schüttelt schwach den Kopf, versucht Sam irgendwie klar zu machen, dass nicht alles okay ist – er ist gerade am Ersticken, verdammt – aber er bekommt nicht genug Luft, um einen ganzen Satz zu bilden. Sam drückt ihn lediglich stärker an sich und beginnt, sie beide leicht vor und zurück zu wiegen. Normalerweise hätte Dean nun protestiert – er ist kein Baby – aber die Bewegung ist seltsam beruhigend. „Doch, Dean, glaub mir, es ist alles in Ordnung. Du hast einfach nur eine Panikattacke, das ist alles. Versuch ruhiger zu atmen.“ „Kann nicht“, presst Dean mühsam hervor und wieso will sein Bruder ihm das nicht glauben?! Er würde ja ruhiger atmen, wenn er könnte! Deans Frustration muss auch für Sam deutlich spürbar sein, denn im nächsten Moment streichelt eine Hand sanft durch Deans Haare, immer und immer wieder. „Du kannst. Versuch einfach, meine Atmung zu imitieren.“ Sam drückt sich näher an Deans Rücken heran, so dass dieser nun ganz genau die gleichmäßigen Bewegungen von Sams Brust spüren kann. Langsam schließt Dean die Augen und versucht, sich seinem Bruder anzupassen. Es funktioniert nach einer Weile. Sams regelmäßige Atmung und die Wärme und Nähe, die von ihm ausgehen, sind genug, um Deans wie verrückt pochendes Herz wieder zu beruhigen und nach und nach erlangt Dean auch wieder Kontrolle über seine Atmung, atmet gleichmäßig tief ein und aus. Er fühlt sich erschöpft und ausgelaugt, als hätte er drei Tage hintereinander nicht geschlafen und Dean beschließt, dass eine Panikattacke so ziemlich eine der widerlichsten Arten ist, zu ersticken. Ein paar Minuten bleiben beide still sitzen, Sams Arme weiterhin fest um Dean gelegt, der sich angestrengt auf seine Atmung konzentriert. Es dauert etwas, aber dann dreht Dean sich schließlich langsam um und das ohne großen Abstand zwischen sich und seinen Bruder zu bringen, aber er beschließt, das zu ignorieren. Es ist mitten in der Nacht und er hat gerade eine Panikattacke hinter sich, da darf man wohl etwas anhänglich sein. Dean muss den Kopf etwas anheben, um in Sams Augen sehen zu können und als er sie findet, sind sie genauso geweitet und ängstlich, wie Deans noch vor wenigen Minuten waren. Und Dean findet einen kurzen Moment der Bewunderung für Sam, der nach außen hin so ruhig bleiben kann, wenn er genauso viel Angst hat wie sein Bruder. Als Dean nur starrt und nichts sagt, räuspert sich Sam kurz. „Hey“, flüstert er leise und sein Lächeln ist mehr als wackelig. „Hey“, ist alles, was Dean hervor bringt und er versucht, das Lächeln zu erwidern, aber es fällt genauso schwächlich aus wie das seines Bruders. Sein Blick geht kurz an Sam vorbei und fällt auf die große Uhr an der Wand des Badezimmers und Dean kann sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. „Scheint, als wäre es jetzt soweit, nicht wahr? Heute ist mein großer Tag, Sammy.“ Es ist ein schlechter Versuch, die Stimmung aufzulockern, der zum Scheitern verurteilt ist. Sam kneift die Lippen in einer dünnen Linie zusammen und schüttelt den Kopf. „Ich will davon jetzt nichts hören.“ Und das wundert Dean gar nicht. Sam hat das letzte Jahr alles in seiner Macht stehende unternommen, um Dean zu retten und wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich jeden Dämon fünfmal zur Hölle und zurück geschickt, wenn ihnen das irgendwie geholfen hätte. Und nun, nach einem anstrengenden Jahr, das Sam alles abverlangt hat, ist er an dem Punkt angekommen, an dem er sich eingestehen muss, dass es vorbei ist. Er wird Dean nicht retten können. Dean weiß nur zu gut, wie sich das anfühlt. Die Hilflosigkeit, Verzweiflung und Wut, die er spürte, als er Sams leblosen Körper vor sich liegen hatte, ist ihm noch immer in die Erinnerung eingebrannt. Nur dass Dean seinen Bruder damals zurückholen konnte. Sam wird ihn gehen lassen müssen. Sein Bruder starrt an Dean vorbei auf einen unbestimmten Punkt und Dean weiß, dass Sam gerade sehr weit weg ist. Die Arme, die noch immer um Dean gelegt sind, schließen sich fester um ihn, als könnte Sam ihn somit bei sich halten, auch wenn die Hölle ihre Untertanten schickt, um Dean zu holen. Und Dean merkt mit einem unguten Stich im Magen, dass Sammy nur Sekunden davon entfernt ist, in Tränen auszubrechen vor lauter Frustration und Trauer. Deans erster Impuls ist es, das zu verhindern, mit allen Mitteln. Sein nächster Impuls ist es, Sam zu küssen, hier und jetzt. Und da Dean heute sterben wird, Sam somit kein normales Leben mehr für ihn aufgeben kann und das hier seine letzte Chance ist, gibt er dem Impuls nach. „Sam.“ Deans Stimme ist eindringlich und eine seiner Hände krallt sich in Sams Oberarm, fest genug, dass Sam aus seinen Gedanken gerissen wird. Kaum sieht Sam ihn wieder an, hat Dean sich vorgebeugt und seine Lippen auf die seines Bruders gelegt. An diesem Kuss ist nichts zaghaft oder zärtlich, wie noch bei ihrem ersten. Er ist einnehmend und fordernd, voller Verzweiflung und Abschied und für einen kurzen, schrecklichen Moment hat Dean die Befürchtung, Sam würde ihn zurückweisen. Noch bevor er sich von ihm lösen und entschuldigen kann, wird Dean auf einmal gepackt und im nächsten Moment spürt er die kalten Fliesen an seinem Rücken durch den dünnen Stoff seines Shirts hindurch. Für ein paar Sekunden dreht sich alles und Dean weiß weder, wo oben noch unten ist, aber Sams Lippen auf seinen sind ein Anker, an dem Dean sich festhalten und orientieren kann. Und es geht alles zu schnell, viel zu schnell – Dean war mit einem Kuss einverstanden, nicht mit einer Bekanntschaft mit dem Boden des Badezimmers – aber anstatt zu protestieren schiebt er seine Hände in Sams Haare und versucht einfach, mitzuhalten. Sein Bruder lässt ihm keine einzige Pause mehr. Während Dean noch versucht, die ganze Situation überhaupt zu verstehen, hat Sam sich schon über ihn gebeugt und schiebt seine Hände unter Deans Shirt – brennende Berührungen auf seiner Haut – während er Deans Beine einfach auseinander drückt und sich dazwischen gleiten lässt. Es ist zu viel auf einmal, als das Dean sich darüber beschweren könnte, wie ein Mädchen einfach herum geschoben zu werden und er dreht seinen Kopf erst weg, als die Not zu atmen nicht mehr zu ignorieren ist. Sams Lippen wandern weiter zu Deans Hals, hinterlassen eine feuchte Spur auf dessen Haut und Dean versteht langsam, wo das alles hinführt. Er kann nicht einmal annähernd die Kraft aufbringen, so zu tun, als würde er es nicht wollen. Nur eine Sache gibt es da noch, etwas muss noch klargestellt werden und deshalb schiebt Dean seinen Bruder halbherzig an den Schultern von sich – ein eher erfolgloser Versuch, bis Dean leise „Sam, Sam, warte“, sagt, was seinen Bruder dazu bringt, reichlich unwillig von ihm abzulassen. „Gott, Dean, ich schwöre, wenn du mir jetzt sagst, dass du das nicht willst...“ Aber Dean hört nur mit einem Ohr hin, zu sehr ist er damit beschäftigt, Sam an zu starren. Sams Haare sind verwuschelt – Deans Schuld – seine Lippen rot und geschwollen – ebenfalls Deans Schuld – und er hat ein Glitzern in den Augen, das Dean nicht einordnen kann. Verlangen, Liebe, Verzweiflung, Trauer, Hoffnung, all das spiegelt sich in Sams Blick wieder und Dean merkt zum ersten Mal, dass er schon vor Jahren hätte Ja sagen sollen. „Nein, Sammy – Ich meine, Ja... Ich wollte dir nur sagen“, bricht Dean ab, denn dieser Teil ist schwer. Und Dean will nicht sterben und er liebt seinen Bruder so sehr, dass er manchmal nicht weiß, wohin mit den ganzen Gefühlen und wie konnte er nur jemals denken, dass ein einziges weiteres Jahr mit Sam genug sein könnte? Sam will davon nichts mehr hören, aber Dean war ein Idiot und er muss es jetzt sagen. „Ich bereue den Deal nicht, Sam.“ „Dean.“ Sam klingt gequält und als wolle er Dean gleich den Mund verbieten, aber es stimmt. Dean will nicht sterben, aber er würde es jederzeit tun, wenn es heißt, dass Sammy leben darf. Ehe Sam noch etwas sagen kann, redet Dean hastig weiter. „Und egal, wie das heute ausgeht - ich wollte dir nur sagen, dass... Ja, Sam. Meine Antwort ist Ja.“ Sams Blick ist so ungläubig und so voller Hoffnung zugleich, dass es weh tut, ihn anzusehen, aber Dean muss es auch nicht lange tun. Sein Bruder hat sich wieder zu ihm hinunter gebeugt und küsst ihn nun mit einer Intensität, als wäre Dean das einzige auf der Welt, das einen Sinn ergibt. Danach geht ein Bild ins nächste über und alles, was Dean sieht, hört und fühlt ist Sam. Zweiundzwanzig Stunden, dreiundfünfzig Minuten und sechsunddreißig Sekunden später wird sich heraus stellen, dass Dean Recht behalten sollte. Sam wird ihn gehen lassen müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)