Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 69: Ein Altaria zum Schmusen ------------------------------------ Ausdruckslos starrte Faith in das Gesicht von Evan McCloud, wobei sie wusste, dass jede Sekunde, die sie schwieg, es nur noch schlimmer machte. Schließlich begann sie hysterisch mit der Hand zu wedeln und aufgesetzt zu lachen. „Was, ich? Mit Joel? Ein Paar? Iwo.“ Lachend schwankte sie nach vorne und setzte sich in Bewegung, wobei alles, was sie tat, mit Argusaugen von Evan registriert wurde. „Du irrst dich, Evan.“ Er schwieg einen Moment, dann setzte auch er sich wieder in Bewegung und lächelte in sich hinein. „Tja, das scheine ich dann wohl zu tun.“ Mit einem Augenzwinkern drehte er den Kopf zu Mira und war ihr so nahe, dass er flüstern konnte, ohne dass Faith es mitbekam. „Ist die immer so?“ „Eigentlich nicht“, entgegnete Mira leise, woraufhin Evans Lächeln zu einem Schmunzeln wurde und er lediglich stumm nickte. „Schade eigentlich, dass ihr kein Paar seid, Faith. Ihr passt gut zusammen, finde ich. Aber gut, wenn ihr nicht zusammen seid, stört dich die Sache mit Eva sicherlich auch nicht.“ Augenblicklich blieb Faith stehen und zog Evan am Hemdkragen zu sich heran. „Eva? Welche Sache mit Eva? Wer ist Eva?“ „Das kümmert dich doch nicht etwa, Faith?“ „Wer ist Eva!“, pöbelte sie nun, auch wenn sie Evan wieder los ließ. Aufgebracht schnaubte sie und verschränkte die Arme vor dem Körper. „Los, rede!“ Lachend winkte Evan ab. „Hey, beruhige dich wieder, ich wollte nur etwas testen. Ich kenne keine Eva, das habe ich mir ausgedacht.“ „Willst du mich verarschen? Das ist nicht lustig, klar!“ „Faith, er meint das doch nicht böse.“ Beschwichtigend legte Mira ihr eine Hand auf die Schulter und sorgte mit leichtem Druck dafür, dass die Gruppe weitergehen konnte. Insgeheim war sie aber sehr froh darüber, dass Faith scheinbar etwas für Joel zu empfinden schien, auch wenn sie sich das selbst wohl nie eingestehen würde. Sie hatte immer die Befürchtung gehabt, dass Faith nicht ganz ehrlich zu ihr, was ihre Gefühle für Itsuki betraf. Mira wollte keinen Streit mit ihrer besten Freundin, nur weil sich beide in den gleichen Jungen verliebt hatten. Als sie gegen Abend das Moor hinter sich lassen konnten, ging die Landschaft nahezu nahtlos in die Anfänge des Finsterwalds über. Nadelbäume reihten sich dicht an dicht und es dauerte geschlagene zwei Stunden, bis Evan, Mira und Faith mit ihrem gewählten Schlafplatz zufrieden waren. Gemeinsam scharrten sie eine Kuhle in den Waldboden, um dort ihr Lagerfeuer zu entfachen. Dann baute jeder sein Zelt auf und sie verteilten schnell die weiteren Aufgaben für ihr Lager. Faith und Folipurba suchten Feuerholz, wobei Folipurba mit dem Nadelwald nichts anfangen konnte. Pausenlos jammerte das Pflanzenpokémon und machte lange Beine, als es über die am Boden liegenden Nadeln lief. Evan hob gut fünfzehn Meter vom Lager entfernt eine kleine Toilettenstelle aus und Mira bereitete mit ihrem kleinen Reisekochtopf eine Gyrospfanne mit Reis vor. Als alle drei gemeinsam mit ihrem Pokémon am Lagerfeuer saßen, waren Evan und seine drei Pokémon die Hauptattraktion. Der Koordinator hatte sein Lumineon zuerst mit Futter versorgt und musste es die ganze Zeit halten, weil es auf dem Waldboden nicht zurechtkam. Anschließend landete es wieder im Pokéball, ebenso sein Jugong. Nur Evans Startpokémon, ein prächtiges Altaria, wurde draußen gelassen und schmiegte seinen weichen Körper an Evans Seite. „Dein Altaria ist so wunderschön“, schwärmte Mira in einer Tour und berührte seufzend die weichen Federn am Körper des Drachenpokémon. „Und weich ist es auch. Hach, ich wünschte, meine Pokémon hätten auch so schöne Federn.“ Zeitgleich gaben Evoli, Hunduster und Sheinux ein pikiertes Murren von sich. Mira lächelte ihnen entschuldigend zu und rückte näher an Evan heran, damit sie weiterhin Altaria streicheln konnte, dem die Streicheleinheiten sichtlich gefielen. „Ihr habt natürlich auch schönes Fell.“ Dann wandte sie sich wieder Evan und seinem Altaria zu. „Wie viele Bänder hast du schon gewonnen?“ „Drei“, antwortete er und die beiden verfielen in eine lockere Plauderei über Wettbewerbe. Noch immer ein wenig eingeschnappt von Evans Verhalten ihr gegenüber sah Faith zu, wie bei Mira dieses Mal das Eis erstaunlich schnell gebrochen zu sein schien. Sie seufzte, nahm sich den letzten Rest Gyrosreis und erklärte sich bereit zu spülen. Eine Reaktion darauf bekam sie jedoch nicht, also machte sie sich einfach schweigend an die Arbeit und zog danach ihre fünf Pokémon wieder in die Pokébälle zurück. Faith wusste nicht, was sie von all dem hier halten sollte. Evan hatte etwas an sich, was dafür sorgte, dass man ihm nicht misstraute und ihn gerne als Kumpel an seiner Seite hatte. Selbst Mira verstand sich super mit ihm und zeigte nichts von ihrer Schüchternheit. Aus diesen Gründen konnte Faith ihm auch nicht wirklich böse sein, aber es nervte sie, dass erst Trixi ihre Andeutungen machte und jetzt auch Evan sie aufzog. Was hatten nur alle mit Joel und ihr? Er war ihr Rivale, verdammt noch mal! Ihr Blick fiel zurück auf die beiden Koordinatoren am Lagerfeuer, Miras eifersüchtige Pokémon und das flauschige Altaria von Evan. Faith seufzte, streckte die müden Glieder und schaute in die Finsternis des Waldes hinein. Um Mira und Evan noch ein wenig Privatsphäre zu gönnen, stand sie auf und verließ das Lager. Bereits nach wenigen Metern streckten die Schatten der Nadelbäume ihre Klauen nach Faith aus. Sie fröstelte, was jedoch nicht an der Kälte lag, die in dieser Septembernacht, der letzten des Monats, um ihre Beine waberte. „Na toll“, fluchte sie leise und rieb sich die Arme unter der Regenjacke. Wenn der Temperatursturz anhielt, musste sie sich noch ihre Winterjacke von ihrer Mutter schicken lassen, bevor ihre Reise sie in ihre Heimatstadt Litusiaville führte. Zum Glück würde das Zelt mit dem Schlafsack und der zusätzlichen Decke sie warm halten. In solchen Nächten wünschte sie sich nur, dass sie am nächsten Morgen ohne Lungenentzündung aufwachte. Als in ihrer Nähe Äste knacksten, zuckte sie zusammen und schaute sich nach dem Feuerschein des Camps um. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie weit sie schon entfernt war. Nur noch sehr schwach konnte sie erkennen, welchen Weg sie wieder zurück nehmen musste. Ein Hoothoot huschte lautlos an ihr vorbei und streifte mit seinem Flügel ihr Bein, woraufhin sie erschrocken zur Seite sprang, das Gleichgewicht verlor und in einen kleinen Busch stürzte. Nachdem sie ihren Fall halbwegs abgefangen hatte, fluchte sie erneut und rieb sich die schmerzenden Hände. Ein Knurren dicht hinter sich ließ sie panisch den Kopf nach hinten drehen. Mira lachte über einen Witz, den Evan gemacht hatte. Es war unglaublich, aber sie hatte noch nie einen Jungen getroffen, der ihr von Anfang an so sympathisch war. „Es ist schön, dass du mit uns nach Schloss Dunkelstein kommst“, sprach sie und merkte, wie sie etwas rot auf den Wangen wurde. Evan lächelte und stupste Miras Schulter mit seiner eigenen an. „Ich freue mich auch, vor allem über deine Bekanntschaft.“ Verlegen blickte Mira nach unten, dann wieder auf und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Vielen Dank, Evan.“ „Wofür bedankst du dich? Du bist so ein hübsches Mädchen, Mira. Du hast gar keinen Grund schüchtern zu sein.“ „Weißt du, das denke ich mir manchmal auch, aber dann muss ich an Itsuki denken und… Ach, ich weiß nicht, das ist kompliziert.“ Geduldig hörte Evan ihr zu. „Ich kenne diesen Itsuki nicht, aber wenn du in ihn verliebt bist, ist daran doch nichts kompliziert? Steh zu deinen Gefühlen und warte nicht, bis du keine Chance mehr hast.“ Gerade wollte sie ihm widersprechen, da schreckten beide verstört zusammen. „Hilfe!“ Faiths schriller Schrei schien den ganzen Wald zu durchstoßen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)