Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 63: Ein starker Gegner ------------------------------ Es hatte zu regnen begonnen, kurz nachdem Mira und Faith gemeinsam zum Frühstücken in die Kantine des Pokémoncenters gegangen waren. Dass es bald Oktober sein würde, merkte man schon deutlich daran, dass es allgemein kühler, dunkler und regnerischer geworden war. Auch jetzt, als die beiden Mädchen vor der Arena von Moorbach standen, schüttete es wie aus Eimern. Mira klammerte sich an ihrem Regenschirm fest. „Lass uns schnell ins Trockene gehen.“ Faith konnte diesem Wunsch nicht widersprechen, klopfte und drückte die Tür der Arena auf. „Hallo? Jemand da?“ „Brüll hier nicht so rum, ich bin nicht taub.“ Der stechende Blick eines hellblauen Augenpaares kam von einem Schreibtisch aus, dann erhob sich Jacob, der Arenaleiter von Moorbach, mit einem missbilligenden Schnauben. „Und macht die Tür hinter euch zu, sonst regnet es rein.“ Mira warf Faith einen fragenden Blick zu, schloss jedoch sofort wie gewünscht die Eingangstür, zog den Regenschirm zusammen und lehnte ihn gegen die Wand. Jacob beobachtete sie, verschränkte die Arme vor dem Körper und nickte Faith zu. „Bist du hier, um gegen mich um den Torforden zu kämpfen?“ „Ja, genau.“ „Du machst nicht gerade den Eindruck, dass du gegen mich gewinnen könntest“, höhnte Jacob, fuhr sich durch die grünen Haare und winkte Faith zu sich heran. „Aber da es meine verkommene Pflicht ist, werde ich deine aussichtslose Herausforderung annehmen.“ Kurz schielte er zu Mira. „Und deine Freundin muss dich anfeuern kommen, nein wie niedlich. Los, kommt mit, zur Arena geht es hier entlang.“ Die beiden Mädchen folgten schweigend dem Arenaleiter in einen großen Raum, der Ähnlichkeit mit einer Sporthalle hatte. Es gab an den Seiten ein paar Holzbänke, auf einer von ihnen ließ sich Mira nun nieder und drückte Faith ganz fest die Daumen. „Du schaffst das!“ Faith lächelte, legte ihre Jacke ab und trat auf das Kampffeld. Wie schon bei den Arenakämpfen zuvor begann ihr Herz schneller zu schlagen und das Adrenalin wurde durch ihre Adern gepumpt. „Ich bin bereit.“ Jacob nickte. „Wer zuerst alle drei Pokémon des Gegners besiegt hat, gewinnt. Ich beginne mit Bisaknosp.“ Er entließ das stolze Pflanzenpokémon, das sich einmal schüttelte und dann mit festem Blick in die Mitte des Feldes trottete. Sie nickte ebenfalls und holte Tauboga aus seinem Pokéball. Faith glaubte fest daran, dass Tauboga das schaffen konnte, denn es hatte den Typenvorteil, war flink und clever. Als Jacob sah, dass sie bereit war, räusperte er sich und begann den Kampf. „Bisaknosp, Giftpuder!“ „Tauboga, Windstoß! Lass das Puder nicht an dich herankommen!“ „Tau!“, gurrte das Flugpokémon, flog einen eleganten Bogen und erzeugte einen Windstoß, der Bisaknosps Puder gegen den Boden drückte. Das Pflanzenpokémon mit der Blüte auf dem Rücken biss die Zähne zusammen und ließ auf Befehl seines Trainers zwei Ranken hervorschnellen, sodass es Tauboga einen kräftigen Rankenhieb verpassen konnte. Doch anstatt die Ranken wieder zurückzuziehen, umfasste Bisaknosp damit beide Fußknöchel von Tauboga und zog es näher an sich heran. „Wieso…?“, fragte Faith sich laut. Sollte Bisaknosp ihr Tauboga nicht lieber auf Abstand halten? „Los, Ruckzuckhieb!“ Tauboga schnellte nach unten, doch durch einen kräftigen Ruck wurde es mitten im Flug nach hinten gerissen und auf den Boden geschleudert. Wie bei einer Kampfsportart hatte Bisaknosp die Kraft des Angreifers einfach in einen Gegenangriff umgewandelt. „Sehr gut gemacht, Bisaknosp“, lobte Jacob sein Pokémon und grinste. „Und jetzt Rasierblatt!“ Faith konnte nur zusehen, wie Tauboga sich gerade aufrappelte und dann auch schon wieder von den scharfkantigen Blättern erneut niedergestreckt wurde. Doch zu ihrem Glück war Tauboga ein Kämpfer, sprang auf die Beine und erhob sich wieder in die Luft, um einen Windstoß einzusetzen. Bisaknosp war anfällig gegenüber dieser Attacke. Es kniff die Augen zusammen und taumelte kurz, verkraftete den Angriff aber. Anschließend begann die Knospe auf seinem Rücken zu leuchten und Sonnenenergie zu sammeln. „Oh nein, es will Solarstrahl einsetzen! Tauboga, schnell, setz eine Windhose ein!“ Die Drachenattacke ließ die Windhose direkt um Bisaknosp entstehen, doch durch den Wirbel hindurch schoss der leuchtende Strahl, der Tauboga erwischte und wie einen Stein zu Boden fallen ließ. Zerknirscht zog Faith ihr Pokémon zurück in den Pokéball. Kopfschmerzen kündigten sich an und es pochte in ihren Schläfen. Wieso musste Bisaknosp auch so stark sein? Als nächstes schickte Faith ihr Startpokémon Bibor in den Kampf. Es konnte vielleicht keine Flugattacke, aber es hatte einen starken Willen. Bisaknosp feuerte zweimal hintereinander Rasierblätter auf Bibor, als wäre Faiths Pokémon eine Zielscheibe in der Luft. Bibor ließ sich das natürlich nicht gefallen, setzte mit Duonadel zum Angriff an und wurde von einem Rankenhieb zu Boden gewischt. Auch ein zweiter Angriffsversuch mit Furienschlag scheiterte, weil Bisaknosp Bibor mit Rasierblatt auf Abstand halten konnte. „Bibor, bitte versuch Giftstachel!“ Mittlerweile war Faith schon richtig am Verzweifeln. Sie ballte immer wieder die Hände zu Fäusten und hatte Angst vor der Niederlage, die sie auf sich zukommen sah. Zwar konnte Bibor mit der Giftattacke einen Volltreffer landen, doch ein gezielter Tackle seitens Bisaknosp beendete auch diesen Zweikampf und Faith sah sich gezwungen das noch junge und kampfunerfahrene Glumanda in den Ring zu schicken. Glumanda schaute sich ängstlich um und zuckte zusammen, als Bisaknosp ein kampflustiges Knurren von sich gab. „Glu…“ „Glumanda, setz Glut ein!“ „Manda…“ Mit großen Augen tapste Glumanda auf Faith zu, um sich zwischen ihren Beinen vor dem Gegner zu verstecken. Bisaknosp war schneller. Es knallte Glumanda einen Rankenhieb um die Ohren, sodass die kleine Feuerechse auf den Boden fiel und vollkommen verschreckt zwischen seinem ersten richtigen Gegner und seiner Trainerin umherblickte. „Glu…“, schluchzte es. „Glumanda, steh auf und setz Glut ein!“ Faiths Worte klangen fast wie ein Befehl. Glumanda hingegen begann nur noch mehr vor Angst zu zittern, rollte sich zu einer Kugel zusammen und hielt sich mit den Krallen die Ohren zu. „Manda manda…“ In diesem Moment erkannte Faith, was für einen entsetzlich großen Fehler sie begangen hatte. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen und sie rannte sofort zu ihrem Feuerpokémon, damit sie sich an seine Seite knien konnte. „Jacob, es ist genug, du hast gewonnen.“ „Du gibst auf?“ „Ich werde nicht zulassen, dass Glumanda sich noch weiter ängstigt.“ Faith achtete gar nicht mehr auf die weiteren Worte des Arenaleiters, sondern nahm ihr Glumanda auf den Arm, um sich bei ihm zu entschuldigen und es zu trösten. Beruhigend tätschelte sie ihm den Rücken. Es war wohl noch ein weiter Weg, bis die Narben, die Team Dark ihnen allen zugefügt hatte, verheilt waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)