Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 46: Team Darks Rückkehr - Teil 1 ---------------------------------------- Unmittelbar nach dem Frühstück hatte Faith ihrem anhänglichen Folipurba die TM Spukball beigebracht, da sie der Ansicht war, dass das Pflanzenpokémon diese Attacke gut gebrauchen könnte. Nun stand sie jedoch abreisefertig mit dem Rucksack auf dem Rücken im Foyer des Pokémoncenters und wartete geduldig, bis Matt und Itsuki sich von Schwester Joy die nächste Route erklären ließen. Als sich die vier Trainer in Bewegung setzten und Nautica City bald hinter ihnen lag, hingen graue Regenwolken wie schwere, bemalte Wattekugeln am Himmel. Eine leichte Brise wehte und zerzauste Faith und Mira regelmäßig die Frisur, doch davon ließen sich die beiden Mädchen nicht weiter stören. „Nautica City ist eine tolle Stadt“, schwärmte Mira und warf einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf die Skyline hinter sich. „Sie ist sehr geschäftig und lebendig, aber irgendwie mag ich das.“ „Ich hätte ja gedacht, dass du die Ruhe und Natur in Waldhausen vorziehst.“ Matt grinste und zwinkerte in Miras Richtung, woraufhin sein Kramurx Heather, das wie immer auf seiner Schulter thronte, einen missbilligenden Laut von sich gab. Das schwarze Vogelpokémon führte sich oft wie eine kleine Diva auf und so war es auch jetzt eifersüchtig auf alle weiblichen Wesen, die Matt nahestanden. Das Trio und Matt – er wollte sie vorerst begleiten, bis er eine neue Spur von Damian Draco fand – hatten schon bald die Route zum Finstermoor erreicht. Laut Reiseführer würden sie einige Tage unterwegs sein, wobei Übernachtungen im Moor nur in einem ausgewiesenen Pokémoncenter ratsam waren. Moorbach, die nächste Stadt, in der es die vierte Arena für Faith und den nächsten Wettbewerb für Mira gab, lag mitten im Moor und war bekannt für die vielen seltenen Pokémon, die rund um die Stadt im Moor zu finden waren. Seufzend betrachtete Faith den Himmel, es sah eindeutig nach Regen aus. „Wir hätten morgen abreisen sollen, dann würde uns heute Nachmittag der Regenschauer erspart bleiben, der im Radio angesagt wurde.“ Matt zuckte lediglich mit den Schultern, er war ein Mensch, der bei Wind und Wetter draußen war, ihm machte es nichts aus. Mira hingegen stimmte Faith sofort zu. Sie hatte sich angesichts des Moores extra ein Paar geblümter Gummistiefel in Nautica City gekauft, liebäugelte jetzt jedoch damit, sie sofort anzuziehen. „Ich will keine nassen Füße kriegen, meine Schuhe sind zwar wasserdicht, aber wenn es wirklich so stark regnet, bringt das auch nichts.“ Itsuki und Matt verfielen bald in ein lockeres Gespräch über das Training ihrer Pokémon, während Mira und Faith sich ein paar Meter zurückfallen und die Zeit in Nautica City revuepassieren ließen. Beide Trainerinnen waren froh, dass die Stimmung innerhalb ihrer kleinen Gruppe wieder entspannt und fröhlich war. Nach zwei Stunden legten sie ihre erst kleine Pause ein, beobachteten Schwalbini und Taubsi am Himmel und gönnten auch ihren Pokémon einen kleinen Snack. Da ihr Tagespensum der Route jedoch noch lange nicht erfüllt war, brachen sie die Pause nach zwanzig Minuten an, zogen die Pokémon zurück in die Pokébälle und marschieren weiter. Gegend Abend erreichten sie eine kleine Holzhütte am Straßenrand, die von Trainerin auf der Durchreise für eine Übernachtung genutzt werden konnte. Die Hütte war sehr einfach eingerichtet, ein kleiner Aufenthaltsraum diente zeitgleich als Wohn- und Schlafzimmer mit einem Campingkocher in einer Ecke. Ein Badezimmer mit einer vorsintflutlichen Dusche, einem kleinen Waschbecken und einer neuen Toilette war als Nebenraum angebaut. Die vier Trainer schoben die braune Couch an die Wand, rollten ihre Schlafsäcke auf dem Boden aus und gingen auch kurz darauf schlafen. Die letzten Stunden ihrer Wanderung hatte sich der Regenschauer immer deutlicher angekündigt, nun prasselte er leicht gegen die einzige Fensterscheibe des Raums und wiegte die Jungtrainer in einen unruhigen Schlaf. Faith riss die Augen auf. Es war mitten in der Nacht und das Geräusch eines kleinen LKWs hatte sie geweckt. Zumindest war sie sich sicher, dass sie sich das nicht eingebildet oder geträumt hatte. Vorsichtig krabbelte sie aus ihrem Schlafsack und schwankte zum Fenster, wobei sie aufpassen musste, dass sie auf keine Gliedmaßen der drei anderen trat. Neugierig spähte sie hinaus und konnte tatsächlich die roten Rücklichter eines nachtschwarzen Transporters entdecken. Faith kniff die Augen zusammen, schaute genauer hin… und sog scharf die Luft ein. Oh Gott! Sie stolperte zurück, trat auf Itsukis Hand und entschuldigte sich bei ihm, während dieser mit einem mürrischen Blick die Augen öffnete und sich aufsetzte. „Faith, was ist los… Leg dich wieder hin.“ Der Blonde rieb sich gähnend über die Augen, war jedoch schlagartig hellwach, als Faith ihm vollkommen aufgelöst von ihrer Entdeckung draußen berichtete. Itsuki verzog skeptisch das Gesicht, stand jedoch auf und folgte Faith zurück zum Fenster. „Verdammt“, murmelte er schnell und drehte sich zu Matt und Mira um, die beide noch tief und fest schliefen. „Wir müssen sie wecken.“ „Ich mache das Licht an.“ „Nein!“ Sofort hielt Itsuki sie zurück, packte ihr Handgelenk und zog sie vom Lichtschalter weg. „Wenn wir jetzt das Licht anmachen, werden wir sofort entdeckt und kriegen ein riesiges Problem. Das scheint nur ein LKW mit Lieferungen zu sein, wenn wir Glück haben, sind die beiden Männer dort draußen keine Intelligenzbestien und wir können uns aus dem Staub machen, ohne dass sie uns bemerken.“ „Du willst davonlaufen?“, zischte Faith ihm zu und rieb sich leicht fröstelnd über die nackten Unterarme. „Sollten wir nicht irgendetwas unternehmen?“ „Hn… Was ist los? Wieso seid ihr wach?“ Miras zarte Stimme erklang im Raum. Die Koordinatorin gähnte herzhaft und stupste Matt in die Seite, woraufhin auch dieser aufwachte und zu Itsuki starrte, der ihnen kurz die Lage erklärte. „Team Dark ist gefährlich, das haben wir ja schon erlebt. Ich bin der Meinung, dass es vernünftig ist, wenn wir uns anziehen, unsere Sachen packen und verschwinden, bevor uns jemand entdeckt. Wir könnten ein paar Kilometer weiter ein neues Nachtlager errichten und morgen früh eine Nachricht an Officer Rocky schicken.“ „Ich bin auch dafür“, murmelte Mira sofort und schlüpfte bereits in ihre Hose und Schuhe. „Wir sollten uns nicht unnötig in Gefahr begeben.“ „Das ist Team Dark“, sprach Matt eindringlich, rollte seinen Schlafsack währenddessen zusammen und streifte ein Hemd über seinen nackten Oberkörper. „Sie sind vielleicht gefährlich, aber wir sind zu viert und die nur zu zweit. Wir könnten ihnen ein Stück folgen und schauen, wohin sie fahren. Wenn es brenzlig wird, hauen wir einfach ab. Außerdem sind da ja noch unsere Pokémon.“ Nervös kaute Faith auf ihrer Unterlippe und schaute in der Dunkelheit zwischen Matt, der sie eindringlich anschaute, und Mira und Itsuki, die beide eher besorgt wirkten, hin und her. „Ich schätze, es spricht nichts gegen Matts Vorschlag, nicht wahr? Wir packen alles zusammen, halten uns bedeckt und folgen dem LKW ein Stück. Dann verschwinden wir sofort.“ „Faith.“ Itsuki machte einen Schritt auf sie zu, seine eisblauen Augen wirkten unergründlich, doch für einen kurzen Moment schien Sorge durch sie zu blitzten. „Mit Team Dark ist nicht zu spaßen. Sie verüben Anschläge, sie sind gefährlich und niemand weiß, was sie eigentlich planen oder wollen. Wir sollten uns da nicht einmischen.“ „Ich kann nicht einfach gar nichts tun, versteh das bitte.“ Einen Moment zögerte sie, dann legte sie ihre Hand auf seine Schulter. „Itsuki, denk nur an die Pokémon, denen sie schaden. Was, wenn wir welchen helfen könnten? Wir müssen es wenigstens versuchen und schauen, wohin der LKW fährt.“ Einen Moment herrschte Stille im Raum, dann drehte Itsuki sich wortlos zu seinen Sachen und räumte alles in seinen Rucksack. Faith lächelte dankbar, dann waren auch schon bald darauf alle vier fertig angezogen und streiften sich ihre Rucksäcke über. Vorsichtig öffneten sie die Tür und schlichen sich jeder mit klopfendem Herzen in die Nacht hinaus, wo sie an Bäumen vorbei den roten Rücklichtern des LKWs folgten, der sie langsam zu einer Seitenstraße führte. Es dauerte nicht lange, dann tauchte der Eingang zu einem alten Bunker vor ihnen auf, vor dem der LKW gehalten hatte. „Die Männer sind dort reingegangen“, murmelte Mira nervös, ihre Stimme klang gepresst und von der Angst verzerrt. „Lasst uns jetzt verschwinden.“ Beruhigend legte Matt einen Arm um Miras Taille, bewegte sich jedoch selbst keinen Millimeter fort. „Wir sind schon so weit gekommen.“ Faith zögerte nicht und schaute auch nicht in die Gesichter von Mira, Matt oder Itsuki. „Ich will mich nur ein wenig umsehen.“ Mit diesen Worten setzte sie sich in Bewegung und ging direkt auf den Eingang des Bunkers zu, dessen Steintreppe sie unter die Erde führen konnte. „Faith!“ Das nervöse Zischen von Mira war kaum mehr als ein Wispern, als sie sich ängstlich zu einer kleinen Baumgruppe zurückzog. „Ich bin nicht lebensmüde, ich gehe da nicht rein!“ „Ich werde Mira nicht alleine lassen.“ Wie ein großer Beschützer stellte Matt sich neben sie und zog sie an sich, was Mira auch geschehen ließ. Itsuki und Faith tauschten einen kurzen Blick miteinander aus, dann zückten beide einen Pokéball und traten die ersten Stufen nach unten. Keinen Augenblick später wurden beide von der Finsternis des Bunkers geschluckt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)