Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 38: Matt ---------------- „Und du willst mir partout nicht sagen, von wem das Armband ist?“ „Das kann dir doch egal sein“, murrte Faith zum wiederholten Male an diesem Morgen und fuhr sich genervt durch die vom Duschen noch nassen Haare. „Ich mische mich doch auch nicht ein, wenn du Mira ein Silberkettchen schenkst.“ Itsukis eisblaue Augen ruhten starr auf Faith, als wären sie nicht in der Lage irgendeine emotionale Regung zu zeigen, doch wenn man ihn genauer kannte, wusste man, dass dem nicht so war. Plötzlich huschte Itsukis Blick zur Seite und seine Augen verengten sich minimal. „Was will der denn hier.“ „Guten Morgen ihr drei.“ Joel klopfte Faith im Vorbeigehen auf die Schulter, hielt jedoch inne, als er das kupferfarbene Armband an Faiths Handgelenk erkannte. Ein siegreiches Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Wie ich sehe, trägst du es. Das ist schön, es steht dir.“ „Danke, Joel.“ Faith ließ Itsuki keine Sekunde aus den Augen und verspürte wohlige Genugtuung, als sie seine schlechte Laune registrierte, die mit Joels Eintreten auf einen neuen Tiefpunkt gesunken war. „Es war wirklich sehr nett von dir es mir zu schenken.“ „Wie kommst du dazu ihr Schmuck zu schenken?“, zischte Itsuki und umfasste das Brötchenmesser so stark, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Joel bemerkte dies, runzelte die Stirn und ließ sein Grinsen allmählich verschwinden. Er legte es nicht auf einen Streit mit Itsuki an, nur weil Faith ihm offensichtlich eins auswischen wollte. „Ich wüsste nicht, dass das verboten ist. Und jetzt entschuldigt mich, Trixi wartet schon.“ Er löste sich von Faith und ging gemächlich zu seiner Schwester ans Büffet, wo er sich Brötchen und Obstsalat auf sein Tablett lud. „Wieso nimmst du es an, wenn es von Joel stammt?“ „Er war nur nett zu mir, Itsuki, also führ dich bitte nicht so auf.“ „Wenn ich auch mal etwas dazu sagen darf…“ „Nein“, kam es gleichzeitig von Itsuki und Faith, weshalb Mira kurz zusammenzuckte und schweigend die Reste ihres Müslis löffelte. Nach fünf Minuten des Schweigens stand Faith auf, brachte ihren leeren Teller und das Besteck zum Geschirrwagen und kehrte zurück an den Tisch. „Mira, es ist wirklich okay für mich, wenn er dir das Armband schenkt. Es freut mich, dass ihr zwei euch so gut versteht, aber bitte kritisiert mich nicht länger dafür, dass ich Joel nicht länger an die Gurgel gehen will.“ „Ich habe doch gar nichts gesagt, was Joel und dich angeht.“ Mira verzog beleidigt das Gesicht und brachte ebenfalls ihr Geschirr weg, Itsuki folgte ihr. „Warum können wir nicht einfach so wie immer zueinander sein, hm? Itsuki, du hörst auf Joel mit deinen Blicken foltern zu wollen. Und du Faith, lässt das Thema auch gut sein. Wolltest du heute nicht ohnehin der Arena einen Besuch abstatten?“ „Ja, wollte ich“, bemerkte Faith sofort und war mit ihren Gedanken wieder ganz im Training. Gestern Abend hatte sie Folipurba ihren drei anderen Pokémon vorgestellt und wie erwartet war die offene, lustige Art des Pflanzenpokémon sofort bei allen gut angekommen. „Kommt ihr mit?“ „Ich begleite dich gerne“, sagte Mira sofort, setzte ihr übliches Lächeln auf und versetzte Itsuki einen leichten Stoß in die Seite, woraufhin auch dieser zustimmte. „Schön. Gehen wir gleich los?“ Faith nickte. „Meinetwegen. Je eher ich mir die Arena mal angeschaut habe, desto schneller können wir trainieren. Unser Training heute Nachmittag steht doch noch, Itsuki?“ Etwas unsicher war sie da schon. Seit sie mit Itsuki reiste, war die Stimmung zwischen ihnen nie so schlecht gewesen wie an diesem Morgen. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl, dass er sie dafür strafen wollte, dass sie sich zurzeit gut mit Joel verstand. War das etwa so eine Jungen-Sache, die sie nicht verstand? Womöglich. „Sicher, aber erwarte nicht, dass ich dich verschone. Deine Pokémon müssen stärker werden, wenn du den Arenaleiter Daniel besiegen willst. Er setzt Normalpokémon ein.“ „Ja das weiß ich doch“, erwiderte Faith und schnitt eine Grimasse, während sie das Pokémoncenter verließen und sich auf den Weg zur Arena machten. Misstrauisch starrte Faith das kleine Messingschild an der Hauswand an. Das sollte die Arena von Nautica City sein? Sie sah nicht aus wie eine Arena, eher wie ein Bürogebäude oder etwas in der Art. Die Glaswände waren verspiegelt, sodass man nicht ins Innere sehen konnte, doch auf dem Schild stand eindeutig ihr Zielort. „Kann ich euch helfen?“ Faith drehte sich um und schaute direkt in das Gesicht eines Mannes, der sie durch seine Brille hindurch aus schwarzen Augen musterte. „Ja, ich bin Faith Loraire und würde mir gerne die Arena anschauen. Ich möchte Daniel, den Leiter, herausfordern. Ist er da?“ „Nein.“ Der Mann schob seine Brille den Nasenrücken ein Stück hinauf und musterte Faith, als wäre sie eine ansteckende Krankheit. „Er flittert.“ „Er macht was?“ Verständnislos schaute Faith ihr Gegenüber an, woraufhin der Mann schnaubte. „Du bist wohl nicht mit sonderlich viel Auffassungsgabe gesegnet. Er hat geheiratet und ist jetzt in den Flitterwochen auf den Orange Inseln. Ich bin David, sein Bruder, und vertrete ihn. Wenn du um den Klauenorden kämpfen willst, musst du mich herausfordern.“ Die Jungtrainerin legte den Kopf schief. „Gut… Dann möchte ich mir trotzdem gerne die Arena anschauen.“ „Das hier ist kein Kinderkarussell, das man sich einfach mal anschauen kann.“ Erneut schnaubte der Mann genervt. „Wenn du kämpfen willst, komm her. Ansonsten lass dich hier nicht blicken, ich bin Arzt und habe noch zu tun.“ Ohne auf weitere Worte zu warten, drehte David sich um und ging fort. Das Trio schaute David etwas vor den Kopf gestoßen nach, dann zuckte Faith mit den Schultern und streckte sich. „Da kann man wohl nichts machen. Lasst uns zum Pokémoncenter gehen, dann können wir trainieren und heute Mittag eine Pizza essen gehen.“ Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg zum Pokémoncenter, wo Mira nach wenigen Metern im Foyer wie angewurzelt stehen blieb. Ihre Augen weiteten sich ein wenig und sie starrte einen jungen Mann an, der sich gerade einen Zimmerschlüssel von Schwester Joy geben ließ. Auf seiner Schulter thronte ein Kramurx, das die Umgebung kritisch beäugte. „Mira, alles okay?“ Besorgt berührte Faith ihre beste Freundin am Arm, aber Mira reagierte gar nicht auf die Frage. Der Junge drehte sich zu ihnen um, seine bronzefarbenen Haare fielen in unordentlichen Strähnen über ein Stirnband in sein Gesicht. „Mira!“ Ein breites, offenes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Er kam in großen Schritten auf sie zu, das Kramurx auf seiner Schulter krächzte und flatterte zu einer Stuhllehne. „Das ist ja ewig her, seit wir uns gesehen haben.“ Mira schluckte und nickte ihm zu, dann bildete sich ein rosa Schimmer auf ihren Wangen. „Hallo, Matt.“ Nervös nestelte sie an einer ihrer langen Haarsträhnen herum. „Wie geht es dir, Prinzessin?“ Matt beugte sich zu ihr runter und küsste sie auf die Stirn, was dafür sorgte, dass Mira knallrot anlief. Faith klappte derweil der Unterkiefer herunter und Itsukis Gesichtszüge wurden ausdruckslos. Was hatte das zu bedeuten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)