Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 29: Alleinsein ---------------------- Ohne Mira war es einfach nicht mehr dasselbe. Faith hatte in den letzten beiden Tagen nur Trübsal geblasen und jetzt stand sie gemeinsam mit Itsuki vor einer Weggabelung der Route, die von Bad Puvicia wegführte. Wo Mira gerade steckte, wusste sie nicht, und durch ihren ständigen Tatendrang musste Faith einfach weitermachen, auch wenn es ihr im Moment sehr schwer fiel. Sie musste Itsuki nicht sagen, dass sie Miras freundliches Wesen vermisste, denn dem kühlen Blonden erging es scheinbar nicht anders, er war noch schweigsamer als sonst. „Was machen wir jetzt?“ Itsuki fuhr mit der Hand über die beiden Holzschilder und seufzte. „Wenn wir den linken Weg nehmen, könnten wir uns den Puvicia Naturschutzpark anschauen, dort gibt es auch zwei kleine Dörfer.“ Er warf ihr einen abschätzenden Seitenblick zu und ließ wieder seine Hand sinken. „Faith, eine Antwort bitte.“ Sie murmelte etwas Undeutliches vor sich hin, legte dann den Kopf schief und las die beiden Schilder durch. Das linke Schild trug die Aufschrift Puvicia Naturschutzpark und das rechte Schild Nautica City, die Stadt der nächsten Arena unterhalb des Gebirges. „Ich will zur nächsten Arena“, meinte Faith bestimmt und drehte sich zu Itsuki um. „Der Naturschutzpark ist mir egal, ich bin keine Koordinatorin und muss die beiden Dörfer Feuerstadt und Glutexia nicht sehen, die Wettbewerbe dort interessieren mich nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern und wartete auf seine Antwort. Itsuki musterte sie eingehend, dann schüttelte er den Kopf und seufzte. „Ich finde es auch nicht schön, dass Mira nicht mehr bei uns ist, aber deswegen musst du nicht deine schlechte Laune an mir auslassen.“ „Ich bin nicht schlecht gelaunt“, fuhr ihn die Türkishaarige sofort von der Seite an und knirschte mit den Zähnen. „Na schön, ich bin schlecht gelaunt, aber in diesen blöden Naturschutzpark will ich trotzdem nicht gehen.“ „Ich schon.“ Itsukis eisblaue Augen schienen Faith zu durchbohren, doch sie wich keinen Millimeter von ihrem Standpunkt ab und erwiderte seinen eindringlichen Blick, bis Itsuki sich über die Augen fuhr und wieder seufzte. „Hör mal, Faith, vielleicht ist es besser, wenn wir hier getrennte Wege gehen.“ „Was?“ Mit einer Mischung aus Überraschung und Verwirrtheit blinzelte sie ihm entgegen. „Willst du Mira jetzt suchen gehen oder was. Sie ist freiwillig mit Kohana mitgegangen, da können wir nichts machen.“ „Faith“, sprach Itsuki gedehnt. „Ich bin nicht auf meine Reise gegangen, um von einer Stadt in die nächste zu hetzen und die Orden zu gewinnen. Ich habe zwei Orden und das reicht mir, die Erfahrungen auf diesem Gebiet sind mir nicht mehr wichtig. Der Naturschutzpark ist für seine einzigartige Vegetation bekannt, durch die Vulkanasche ist der ganze Boden äußerst fruchtbar und viele seltene Pokémon leben dort. Der Abstecher in den Park dauert vielleicht eine Woche und diese Zeit werde ich mir jetzt nehmen. Wenn du unbedingt von Bad Puvicia weg willst, weil du Mira hinter dir lassen willst, dann tu das – alleine. Ich werde mir den Park ansehen.“ Faith schaute ihn an und ihr Gesicht wandelte sich zu einer neutralen Miene, bis sie mit den Schultern zuckte und den Gurt ihres Rucksacks enger schnallte. „Mach doch, was du willst. Du hast Recht, du sammelst keine Orden, ich aber. Ich möchte nicht länger hier beim Vulkan bleiben, es gibt auch anderorts schöne Gegenden. Ich bin zu abenteuerlustig, als dass ich die nächste Arena lange warten lassen möchte.“ „Deshalb denke ich, dass es ganz gut ist, wenn sich unsere Wege hier trennen.“ Sie schmollte ein wenig, zog sich ein braunes Haargummi vom Handgelenk und band sich ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz. „In Ordnung. Aber wir sehen uns wieder, ja?“ „Ich werde in einer Woche nachkommen, wir treffen uns vermutlich irgendwann in Nautica City.“ Faith zögerte einen Moment, dann nickte sie und stimmte zu. Sie hatte kein Problem damit gehabt alleine zu ihrer Reise aufzubrechen, sie würde auch kein Problem haben sie alleine weiter zu führen. „Dann sehen wir uns dort.“ Erleichterung machte sich auf Itsukis Gesicht breit und er lächelte sie an. „Auf Wiedersehen.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und Faith konnte nur erahnen, ob er wirklich so abgebrüht und kühl war, wie er sich immer gab. Sie schaute ihm noch ein paar Sekunden nach, dann schlug sie den entgegengesetzten Weg ein und holte ihren Reiseführer heraus, um sich den Artikel über Nautica City durchzulesen. Damit sie nicht so alleine war, entließ sie jedoch noch ihre drei Pokémon, die ihr Gesellschaft leisten sollten. Taubsi drehte augenblicklich mit einem erfreuten Gurren seine Runden über ihr in der Luft, Bibor flog surrend gemütlich neben ihr her und Voltilamm trottete in einigem Abstand vor ihr, um hier und dort von ein paar Beeren oder Gras zu naschen. Schließlich nickte Faith zufrieden und widmete sich dem Artikel. Nautica City – Die Stadt der tausend Seen Früher als kleine Handelsstadt im strategisch günstigen Drehkreuz zwischen Bad Puvicia, Litusiaville, Lapidia, Moorbach und Schloss Dunkelstein gelegen, hat sich Nautica City heute zu einer der größten Städte des Landes entwickelt. Nicht nur das größte Kaufhaus in Finera bietet hier alles, was das Kundenherz begehrt, sondern auch eine Reihe von Casinos und Spielhallen formt die berühmte Vergnügungsmeile Nauticas. Sehenswert ist zudem die einzigartige Seenlandschaft in der Stadt und im Umland, die eine atemberaubende Flora und Fauna zu bieten hat. Die dritte Arena der Region mit dem Typ Normal befindet sich ebenfalls in der Stadt der tausend Seen und der Arenaleiter Daniel freut sich über neue Herausforderer. Faith klappte den Reiseführer zu und steckte ihn mit einem zufriedenen Grinsen weg. Normalpokémon hatten keinen Vorteil gegen ihr Team, allerdings auch keinen Nachteil. Mit einem Kampfpokémon hätte sie gute Chancen, aber Faith wollte sich eigentlich keins fangen, ein Geistpokémon wäre hingegen im Nachteil. Doch da das alles mit ihrem Team nicht zutraf, sah sie gute Chancen, dass sie mit etwas Training gleich im ersten Anlauf den Orden gewinnen konnte. „Bibor bor“, kam es surrend von ihrem Starter und sie wandte den Kopf zu der Wespe an ihrer Seite um. Bibor warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und schaute dann wieder geradeaus. „Sag nichts, ich weiß selbst noch nicht, was ich davon halten soll, dass Mira und Itsuki weg sind.“ Faith schwieg eine Weile und kickte dabei einen kleinen erstarrten Lavabrocken vor sich her. „Aber Itsuki könnte Recht haben, vielleicht tut uns allen etwas Abstand gut. Wir haben schon einige Sachen zusammen erlebt, beispielsweise den Angriff von Team Dark, aber wir brauchen auch jeder unseren Freiraum. Itsuki und ich zum Beispiel mehr als Mira, wenn ich sie richtig eingeschätzt habe.“ „Bor.“ Bibor blickte sie aus den Augenwinkeln mit seinen großen, roten Augen an, sagte zu dem Thema aber nichts mehr und verfiel auf Taubsis Initiative in ein lockeres Fangspiel. Faith schaute ihren drei Pokémon beim Laufen zu, verfiel aber schnell wieder in Gedanken. Sie wollte unbedingt in der nächsten Arena kämpfen, aber was, wenn Mira tatsächlich nach Feuerstadt oder Glutexia gereist war, um dort an den Wettbewerben teilzunehmen? Nein, das ging sie nichts an, immerhin war Mira freiwillig gegangen. Faith schüttelte den Kopf und legte einen Schritt zu, was ihre Pokémon natürlich sofort bemerkten und sich ihrem Tempo anpassten. „Kommt, beeilen wir uns. Ich möchte vor Einbruch der Dämmerung den Fuß des Berges erreicht haben, dort gibt es eine Unterkunft.“ Und so machte Faith sich alleine auf den Weg nach Nautica City, alle drei Jungtrainer gingen getrennte Wege. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)