endless winter von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Zwar benutz ich hier keine Songs, aber nächstes Kapitel vielleicht wieder. Lasst mir die Freude, hab sie gerade erst wieder für mich entdeckt ;-) Viel Spaß beim Lesen und hinterlasst bitte eure Meinung hierzu =) PS: die wenig-weniger-Sache ist übrigens Absicht -------------------------------------------------------------------------------- Als Remus am nächsten Morgen aufwacht, fühlt er sich so gut und so schlecht wie noch nie in seinem Leben. Nichts was er jemals erlebt hat, kann mit diesem Gefühl der Befreiung nach seinem gestrigen Ausbruch mithalten. Doch er hat sich auch noch nie so leer gefühlt wie jetzt. Es ist, als wäre da, wohl mal sein Herz gewesen ist, ein riesiger, unmöglich wieder zu füllender Abgrund entstanden. Er traut sich nicht, sich zu bewegen, denn er hat Angst vor dem, was kommen wird und er fürchtet sich, dass es vielleicht nie wieder kommt. Irgendwann hält er es nicht mehr aus und regt sich. Genauso leer wie er ist auch sein Bett. Kein schwarzhaariger Junge liegt neben ihm, der eine Wärme ausstrahlt, die ihn bis in die kleinste Faser seines Körpers wärmt. Der noch halb schlafend seinen Namen säuselt und wohlig knurrend die Nase in seiner Halsbeuge vergräbt. Der sich an ihn schmiegt und mit den Fingern in seine Haare fährt um ihn dann sanft zu kraulen. Der diese ganz besondere Art hat, ihm vom Bauch hoch zur Brust zu streicheln. Der ihn erst vorsichtig auf den Mundwinkel küsst, um herauszufinden, ob er überhaupt in Kuss-Stimmung ist. Der manchmal leise vor sich hin schnurrt, wenn Remus ihn gedankenverloren streichelt. Niemand, der ihn festhält, wenn er aufstehen will, obwohl es doch eigentlich schon höchste Zeit ist, um pünktlich zum Unterricht zu kommen. Nur das heute kein Unterricht ist. Gestern war der letzte Schultag, die Weihnachtsferien sind angebrochen. Eigentlich bleibt er in den Ferien immer in Hogwarts. Wegen ihm. Die Härte seiner Worte holt ihn wieder ein. Er sieht Sirius´ Gesicht vor sich, die Verletztheit darin, der Unglaube in seinen Augen und es tut ihm beinahe leid. Aber nur beinahe. Zumindest redet er sich das ein. Nachdem er im Bad gewesen ist und sich fertig gemacht hat , vermeidet er es demonstrativ, auch nur in die ungefähre Richtung von Sirius´ Bett zu schauen, sondern zerrt er seinen großen Koffer unter dem Bett hervor und packt wahllos Klamotten in eine Reisetasche. "Du brauchst dir keine Mühe zu geben, Remus. Er ist weg." James klingt ein bisschen abweisend. Auch er packt zusammen. Peter sagt gar nichts, sondern ist schon voll und ganz damit beschäftigt, seinen sperrigen Schrankkoffer die Treppe hinunter zu hieven. Remus wirft einen Blick auf das ungemachte, aber verlassene Bett und will fragen, wo er hin ist. Nach Hause wohl kaum. Sirius würde ums Verrecken nicht freiwillig zum Grimmauldplace zurückkehren. James kommt ihm mit seiner Antwort zuvor. "Ich weiß nicht, wo er hin ist. Hat sich nicht verabschiedet." Er knallt den Deckel seines Koffers zu und jetzt ist Remus sich sicher, dass James wütend auf ihn ist. Sorgfältig zieht er den Reißverschluss seiner Tasche zu und wirft sich seine Jacke über. Es kann ihm doch egal sein, wo Sirius hin ist. Gestern ist er ja wohl deutlich genug gewesen. Nur weil er ihn vermisst, kann er nicht schon wieder weich werden. Nicht schon wieder. Nie wieder. Das hat er sich fest vorgenommen. Jemand sehr weises hat ihm mal gesagt, er müsste nur auf seine Gefühle vertrauen und er würde den richtigen Weg wählen. Doch das kann er in Bezug auf Sirius nicht. Alles was ihm das bringt, sind noch mehr Schmerzen und die will er nicht mehr. Er macht sich auf den Weg nach unten, von wo aus es erst zum Bahnhof und dann mit dem Zug zurück nach London geht. Zwar weiß niemand zu Hause Bescheid, dass er über Weihnachten nach Hause kommt, doch es ist ihm gleich. Dann schickt er eben eine Eule voraus oder meldet sich anderweitig, damit sein Vater ihn vom Bahnhof abholt. Er könnte auch hier bleiben, doch diese Möglichkeit verwirft er sofort wieder. Allein der Gedanke daran, zwei Wochen allein in dem Bett schlafen zu müssen, das noch immer nach Sirius riecht, macht ihn ganz krank. Er muss nach Hause um Kraft zu tanken. Kraft, die er dringend benötigt, um das alles zu ertragen. James und Peter sind ungewöhnlich ruhig. Die erste Hälfte der Fahrt spricht keiner von beiden ihn auf vorige Nacht an und James lenkt ihre Gespräche so geschickt, dass sie nicht auf Sirius oder Remus zu sprechen kommen. Gestern hat er ihm gesagt, dass er ihn hasst. Dass es aus ist und er ihn nie wieder sehen will. Er hat gelogen. Natürlich hat er das. Das Gegenteil ist der Fall. Er will Sirius nicht aufgeben, aber er muss. Um seiner selbst willen. Nur einmal in seinem Leben. Aber hat Sirius ihn Ernst genommen? Hat er etwas Dummes getan? Nein. Schwachsinn. Wahrscheinlich liegt er schon wieder mit irgendwem im Bett und lässt sich trösten, weil sein Notnagel ihn abserviert hat. Remus´ Überlegungen sind furchtbar ungerecht, er weiß das. Doch anders schafft er es nicht, sich zu kontrollieren. Sirius will, dass er genau über diese Sachen nachdenkt. Dass er sich Vorwürfe macht und sich dann entschuldigt. Aber dieses Mal wird er seinen Willen nicht bekommen. Remus hat unterschätzt, wie lange die Fahrt nach London dauert, wenn sich niemand mit einem unterhält. Und so tut er das, wovon er bis jetzt dachte, dass er es vermeiden könnte. Er sieht aus dem Fenster und sehnt sich. Sehnt sich nach dem Unverschämten, der ihn sonst im Zug immer als Kopfkissen missbraucht. Ein Seufzen kommt über seine Lippen und lässt ein kleines Stück der Scheibe beschlagen. „Wenn du gestern ein wenig weniger aggressiv gewesen wärst, wäre er noch da.“, sagt James plötzlich. Remus erschrickt. Er hat gar nicht mitbekommen, dass die beiden aufgehört haben, miteinander zu reden. Wie immer, wenn James mit ihm über Sirius reden will, fühlt Remus sich auch dieses Mal sofort wieder angegriffen. Die beiden sind wie Pech und Schwefel. James würde immer zu seinem besten Freund halten. „Ich weiß nicht, was dich das angeht.“, gibt er deswegen zurück. Sein abwertender Tonfall ist Moonys Art, zu zeigen, dass er sich in die Ecke gedrängt fühlt. „Es geht mich seit dem Moment etwas an, in dem er spurlos verschwunden ist. Du hast zu ihm gesagt, dass er sich verpissen soll.“, schnappt James zurück. „Hast du schon in deinen Sachen gesucht? Er hat bestimmt einen Zettel hinterlassen oder sowas in der Art.“ Remus gibt sich wirklich Mühe, gefasst zu klingen. Wenigstens den Schein muss er wahren. In Wirklichkeit sieht er Sirius auf diversen Autobahnen, Bürogebäuden oder Brücken stehen, kurz davor, sich in die Tiefe zu stürzen. James schüttelt den Kopf. „Er hat rein gar nichts hinterlassen.“ DAS ist sehr ungewöhnlich. Wenn nicht ihm, dann teilt er mindestens James seine kühnen Selbstmordpläne mit. „Du kennst seinen Hang zu Extremen.“ So hat er James noch nie gesehen. Dieser ernste Gesichtsausdruck will so gar nicht zu ihm passen. Er sorgt sich. „Falls du mich dazu überreden willst-“, setzt Remus an, doch James unterbricht ihn. „Es ist mir vollkommen egal, ob ihr zusammen seid oder nicht. Ich will nur, dass es euch beiden gut geht.“ Wann zum Teufel ist James nur so erwachsen geworden? „Und deswegen hättest du das gestern Nacht auch ein bisschen taktvoller formulieren können. Du weißt, wie er manchmal reagieren kann, wenn man ihn so anfährt. Besonders wenn es sich bei diesem >man< um dich handelt.“ „Hey! Du weißt nicht, wie er zu mir war...-“ „Ich will es auch gar nicht wissen. Das ist eine Sache zwischen euch und wenn du zur Abwechslung mal nicht in Selbstmitleid ertrunken wärst, sondern mit ihm geredet hättest, dann wäre die ganze Sache vielleicht auch anders verlaufen. Aber du musst ja warten, bis dir der Kragen platzt.“ „Da muss ich zustimmen. Ich hatte ganz schön Bammel vor dir.“, wirft Peter ein. „Wer hat dich denn gefragt, Wormtail?“, giftet Remus den kleinsten von ihnen an. Als er Peters Miene sieht, tut es ihm sofort wieder leid, doch die Entschuldigung bleibt ihm ihm Hals stecken. Irgendwo zwischen den Schuldgefühlen und dem Trotz, den er empfindet, wenn er an gestern denkt. „Du warst wütend, das verstehe ich. Aber ich liebe ihn auch und...- Ach. Ist ja auch egal. Er wird sich schon melden. Hoffentlich.“, murmelt James noch und dreht sich halb von ihm weg. Die Unterhaltung ist beendet und zwar nicht friedlich. Jetzt weiter mit ihm zu reden, würde nichts bringen. In einem Punkt sind Sirius und James sich besonders ähnlich: in ihrer Sturheit. Den Rest der Fahrt lässt Remus sich von seinen Schuldgefühlen zerfleischen. Wie soll er von Sirius loskommen, wenn er sich ständig Sorgen um ihn machen muss? Das alles bringt ihn sogar so weit, sich einzugestehen, dass er wirklich bereut, was gestern war. Nach einer eisigen Verabschiedung von James und Peter am Bahnhof kramt er etwas Muggelkleingeld aus seiner Tasche und sucht ein Münztelefon. Seine Mutter ist eine Muggel, deswegen haben sie ein Telefon, dass er anrufen kann. Nicht mal eine Minute, dann ist das Gespräch beendet. Sein Vater wird in einer halben Stunde hier sein. Sie freuen sich, dass er sich doch dazu entschieden hat, Weihnachten zu Hause zu verbringen. Remus verdrängt die Erinnerungen an vergangene wundervolle erste Ferientage, wo es weder eine Stephenie noch einen Paul im Schloss gegeben hatte und er Sirius für sich ganz allein gehabt hatte. Missmutig setzt er sich auf seine Tasche und wartet. Das trübe und nasskalte Wetter tut sein Übriges. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)