Efeu von Ur (Schlicht und Immergrün) ================================================================================ Kapitel 17: Song to say goodbye ------------------------------- Das Kapitel ist nach dem gleichnamigen Song von Placebo benannt, der einer meiner Charaktersongs für Anton ist ;) Das Kapitel ging mir ziemlich leicht von der Hand und es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich hoffe, dass es euch auch gefällt! Das Kapitel ist diesmal für :) Viel Spaß beim Lesen, Liebe Grüße, _________________________ Er hatte etwas falsch gemacht. Irgendetwas. Und er wusste nicht, was es gewesen war. Was konnte es sein, das Anton dermaßen aus der Fassung gebracht hatte? Die Uhrzeit? Nein. Er war immerhin wach gewesen, er hatte Klavier gespielt. Hatte Elias ihn beim Klavierspielen gestört? Nein. Das hatte Anton bisher nie gestört. »Sauf dich von mir aus zu Tode, aber lass mich bloß mit deinem Scheiß- Alkohol in Ruhe!« Alkohol. Scheiß- Alkohol. Seine Gedanken rasten ziellos umher, er hatte keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte. Nicht einen Moment lang dachte er daran, dass Anton vielleicht überreagiert hatte. Wenn Anton schon dermaßen sauer wurde… wo er doch sonst immer genau darüber nachdachte, was er sagte, was er tat. Elias war angetrunken gewesen. Anton hatte das in Rage versetzt. Aber wieso? Er schlief schlecht in dieser Nacht und sagte Christine am nächsten Morgen ab. Er wunderte sich kaum darüber, dass sie ihm schrieb, dass sie stattdessen mit Dominik ins Kino gehen würde. Es war ihm egal. Er konnte sich auf nichts konzentrieren. Nicht einmal auf die Musik, die ihn normalerweise immer beruhigte, wenn er schlechte Laune hatte oder deprimiert war – was zugegebenermaßen selten genug vorkam. Er tigerte in seinem Zimmer auf und ab, hatte keinen Hunger – was noch seltener vorkam als schlechte Laune – und lauschte angestrengt, ob er irgendein Geräusch aus der anliegenden Wohnung erhaschen könnte. Aber er hörte nichts. Kein Klavier. Und auch sonst nichts. Er klingelte zweimal. Einmal am Vormittag und einmal am frühen Abend, doch weder Antons Mutter noch Anton selbst machten ihm auf. Am Sonntag telefonierte er mit Alex, die allerdings auch keinerlei Ahnung hatte, wieso Anton dermaßen ausgerastet war. »Vielleicht hatte er einfach einen schlechten Tag?«, meinte sie wenig überzeugt. Elias zermaterte sich das Gehirn. Anton sprach nicht mit ihm. Und er hasste Streit. Jeglicher Art. Trotzdem irritierte es ihn ein wenig, dass er sich so schlecht deswegen fühlte. Das Klavier schwieg auch am Sonntag und Elias hatte es zwar erwartet, doch das machte den Anblick des leeren Treppenhauses am Montag auch nicht besser. Anton war bereits vorgegangen. Er wusste es. Eigentlich sollte er langsam damit anfangen, die Unterlagen für sein Abitur zu sortieren. Notizen zu schreiben, zusammen zu fassen. Aber der Montag floss in einem brackigen Bach aus Nichtstun dahin und als es dunkel wurde, lag er in Boxershorts und T-Shirt auf dem Bett, das Gesicht zur Decke gewandt und sich die Schläfen massierend, weil er tatsächlich Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken bekommen hatte. Und dann hörte er es. Drüben in der anderen Wohnung erklang das Klavier. Elias kannte die Melodie von irgendwoher, konnte sie aber nicht zuordnen. Aber das war nun ohnehin egal. Er stand hastig auf, versäumte es aus lauter Eile, sich Socken oder eine Hose anzuziehen und huschte ins Wohnzimmer. Seine Eltern saßen mit Nathalie in der Küche und aßen Abendbrot. Er schob die Balkontür auf und eiskalte Luft, die nach Schnee und Winter roch, peitschte ihm unsanft ins Gesicht. Der Himmel war sternenlos und von stumpfen, dicken Wolken bedeckt, die nicht einmal das Mondlicht durchdringen konnte. Einen Moment lang zögerte er, schob die Tür wieder zu und huschte zurück in sein Zimmer. Seine Mutter würde ihn bei lebendigem Leib häuten. Fahrig kramte er nach einem Zettel und einem Stift. Er fand einen schwarzen Edding und malte große Druckbuchstaben darauf. »Es tut mir Leid!« Während er mitsamt dem Zettel zurück ins Wohnzimmer schlich, lauschte er aufmerksam der Musik. Er erkannte die Melodie nun, auch wenn das Lied als Klavierstück ungewohnt und etwas fremd klang. Es war ‚Song to say goodbye’ von Placebo. Er versuchte sich den Text ins Gedächtnis zu rufen, während er barfuß und ausgesprochen luftig bekleidet hinaus in die Nacht trat. Hinter sich schob er die Balkontür wieder zu. Seine Augen huschten hinüber zum anderen Balkon, der vielleicht einen Meter von dem ihren entfernt in der Luft hing. Im dritten Stock. Er zitterte heftig, als er sich den Zettel in den Bund seiner Boxershorts schob und beherzt einen Fuß auf die Balkonbrüstung setzte. Er hatte keine Höhenangst, aber trotzdem war ihm mulmig zumute. Er spürte die raue Oberfläche des Betons unter seinen nackten Füßen, als er – mit dem Gesicht zur Hauswand – einen halben Spagat hinlegte und seinen rechten Fuß auf die Brüstung von Antons Balkon setzte. Ein eisigkalter Wind blies ihm durch die Haare und ließ ihn frösteln. Er wurde normalerweise nie krank. Aber er hatte das dunkle Gefühl, dass er sein Immunsystem gerade unnötig herausforderte. Eine ganze Minute, so kam es ihm vor, stand er dort oben, breitbeinig, zwischen den Balkonen, mit hämmerndem Herzen, das Stück Papier an seinen Bauch gedrückt. You are one of god's mistakes. You crying, tragic waste of skin. I'm well aware of how it aches. And you still won't let me in. Der Text schoss ihm durch den Kopf, während er der Melodie im Nebenzimmer lauschte, das nun so nah war. Er konnte helles Licht durch die dunklen Vorhänge von Antons Zimmer schimmern sehen. Er musste nur seinen zweiten Fuß auf die Brüstung von Antons Balkon ziehen. Das war alles. Now I'm breaking down your door, To try and save your swollen face. Though I don't like you anymore You lying, trying waste of space. Er holte tief Luft, dann machte er einen kleinen Satz, zog seinen Fuß von der Brüstung seines Balkons und schwankte einen Moment lang, ehe er nach vorn kippte und mit dem leisen Klatschen nackter Füße auf dem Boden von Antons Balkon landete. Tiefe Atemzüge halfen ihm ein wenig dabei, sein schnell klopfendes Herz zu beruhigen. Er zog den Zettel aus dem Bund seiner Shorts und trat zitternd an die Scheibe, hob beide Hände und klopfte gegen das Glas. Die Musik drinnen verstummte auf der Stelle, während Elias nun heftig zitternd und bebend vor Kälte das Papier an die Scheibe drückte und hoffte, dass Anton die Vorhänge beiseite ziehen würde. Eine kleine, eiskalte Ewigkeit lang geschah nichts, dann glitten die Vorhänge zur Seite und Anton stand ihm gegenüber, das Gesicht verwundert und misstrauisch gleichzeitig, während seine dunklen Augen von Elias’ Gesicht zu dem Stück Papier und dann über die leichte Bekleidung seines Nachbarn huschten. Elias probierte es mit einem halben Grinsen, aber seine Muskeln schienen eingefroren zu sein. Und dann öffnete Anton die Tür und starrte ihn vorwurfsvoll an. »Hast du sie noch alle? Bist du schon wieder betrunken? Was machst du halbnackt da draußen?«, fragte er und Elias schlüpfte schnell an ihm vorbei in das warme Zimmer dahinter. Er hielt immer noch den Zettel in der Hand und erst einen Moment später wurde ihm bewusst, dass er gerade das erste Mal in Antons Zimmer war. Er stand mittendrin. Auf einem hellgrauen, ziemlich weichen Teppich. »Stocknüchtern«, entgegnete Elias mit vor Kälte bibbernden Zähnen und hob seine freie Hand, um zu schwören, dass er nichts getrunken hatte. Anton schnappte ihm das Stück Papier aus der Hand und starrte es an. Dann starrte er Elias an. »Du spinnst. Echt. Du hast sie nicht mehr alle. Wir haben minus sechs Grad da draußen!« Elias versuchte es erneut mit einem Grinsen. Anton grummelte etwas Unverständliches, dann legte er das Schild auf seinem Klavier ab und deutete auf ein zweischenkliges, dunkelblaues Sofa. Elias ging hinüber, ließ sich darauf nieder und rieb sich die Hände. Obwohl es hier drin angenehm warm war, fror er erbärmlich. Anton schien das zu bemerken, dann er ging zu seinem breiten Bett hinüber, schnappte sich die Bettdecke und warf sie über Elias, sodass sie auch seinen Kopf bedeckte. Elias musste lachen, zog sich die Decke vom Gesicht und wickelte sich so gut es ging darin ein. »Willst du einen Tee?«, fragte Anton ihn und seine fast schwarzen Augen bohrten sich in die von Elias. Der schaute zurück und war immer noch einfach nur dankbar dafür, dass Anton die Tür geöffnet hatte. Er nickte. »Schwarz, grün, Hagebutte, Kamille, Kräuter, Früchte-«, begann Anton aufzuzählen. Elias musste schon wieder lachen. »Irgendwas. Ich trink sonst nur Eistee. Irgendwas, das du auch magst«, meinte er. Anton musterte ihn ein wenig irritiert, dann zuckte er mit den Schultern und verschwand aus dem Zimmer. Leise schloss sich die Tür hinter ihm und Elias war allein in dem großen Raum, der drüben in seiner Wohnung das Wohnzimmer war. Er schaute sich um. Die ganze Fensterfront vor dem Balkon war mit dunklen Gardinen verhangen. Das gesamte Zimmer war grau, weiß und dunkelblau gehalten. Das Klavier war schwarz und stand dem Sofa schräg gegenüber in einer Ecke neben der Tür. Das Bett, das mindestens 1,40 m breit war, war mit dunkelblauer Bettwäsche und einem weißen Laken bezogen. Es gab nicht viele persönliche Dinge hier und alles war penibel aufgeräumt. Es gab ein sehr breites, weißes Regal mit haufenweise Büchern darin, ebenso wie Notenhefte und einige Klassik- CDs. Elias sah auch Shinedown und Three Doors Down. Der Schreibtisch war so groß, dass Elias sich gar nicht vorstellen konnte, wofür Anton all den Platz brauchte. Ein kleiner Laptop stand in der Mitte des weißen Tisches und wirkte merkwürdig verlassen auf der großen Arbeitsfläche. Ein Becher mit Stiften und eine Ablage für Papiere, mehr war nicht darauf zu sehen. Vor dem Sofa stand ein kleiner Glastisch, auf dem nichts lag. Ein Fernseher stand in einem TV- Regal dem Sofa gegenüber. Er konnte aufgrund der Größe des Zimmers die Titel der Filme nicht lesen. Kein einziges Poster zierte die Wände, keine Fotos. Das Zimmer sah aus wie aus einem Möbelkatalog. Seine Augen blieben am weißen Nachtschrank hängen, der neben dem Bett stand. Ein Wecker war darauf platziert worden. Und daneben stand ein Bilderrahmen. Elias konnte das Foto nicht sehen, das darin war, weil das Bild mit dem Rücken zu ihm stand. Gerade überlegte er, ob er aufstehen und es sich ansehen sollte, als Anton zurück ins Zimmer kam, eine Tasse mit dampfendem Tee in der Hand. »Schwarzer Tee mit Milch und Zucker«, kommentierte Anton, als er Elias die Tasse mit einer karamellfarbenen Flüssigkeit reichte, die aussah wie Milchkaffee. Die heiße Tasse zwischen seinen Fingern brachte ihn zum Aufseufzen und er legte seine Hände darum. »Danke«, entgegnete er und schaffte ein Lächeln, da seine Muskeln offenbar langsam wieder auftauten. Anton ging hinüber zu seinem Klavier, setzte sich auf den Klavierhocker und beobachtete Elias dabei, wie er vorsichtig in die Tasse hinein pustete, damit der Tee schnell abkühlte und er ihn trinken konnte, ohne sich die Zunge zu verbrennen. »Und danke, dass du mich rein gelassen hast«, fügte er hinzu. Anton schnaubte und wandte den Blick von ihm ab. »Du kletterst auf meinen Balkon, hast kaum was an… da kann ich dich nicht draußen stehen lassen. Wieso hast du das gemacht?«, wollte er wissen. Elias senkte den Blick in seine Tasse und starrte auf die milchige Flüssigkeit darin. »Du hast nicht aufgemacht, als ich geklingelt hab… ich wollte mich entschuldigen«, murmelte er leise und etwas verlegen. Wenn irgendjemand ihn bei seiner Kletteraktion beobachtet hatte, dann würde er nun sicher als perverser Stalker in irgendeine Akte aufgenommen werden. »Wofür?«, fragte Anton ruppig, wandte sich von ihm ab und drehte sich zu seinem Klavier um. Elias sah, wie sich die schlanken Finger auf die weißen Tasten legten, als wollte er wieder zu spielen beginnen. »Weiß ich nicht. Aber ich hab offensichtlich was falsch gemacht. Und deswegen wollte ich mich entschuldigen«, erklärte Elias ein wenig bedröppelt. Anton schwieg eine ganze Weile lang. Er hatte den Kopf gesenkt, als würde er seine Finger betrachten, die vollkommen ruhig und bewegungslos auf den kühlen Tasten des Klaviers lagen. »Du willst dich für etwas entschuldigen, von dem du gar nicht weißt, was es eigentlich ist?«, wiederholte Anton, als wollte er sichergehen, dass er es auch richtig verstanden hatte. Elias nahm einen Schluck Tee und räusperte sich verlegen. »Ähm, ja… Ich wollte nicht, dass du noch sauer auf mich bist. Bist du noch sauer?«, erkundigte er sich vorsichtshalber. Anton wandte sich wieder zu ihm um und sah ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen an. »Du hättest dir den Hals brechen können«, sagte er, ohne auf Elias’ Frage zu antworten. Elias nahm noch einen Schluck Tee. Es schmeckte nicht schlecht. »Aber du hast die Tür nicht aufgemacht«, erwiderte Elias und er wusste, dass er wie ein kleiner Junge klang. Anton starrte ihn an. »Na und? Du hättest dir den Hals brechen können!«, sagte er nun etwas heftiger. »Dann mach das nächste Mal die Tür auf!«, beharrte Elias. Anton schüttelte ganz leicht den Kopf, so als könnte er nicht ganz glauben, was er da sah und hörte. »Bist du noch sauer?«, fragte Elias noch einmal. Anton sah ihn an. Diese Augen waren so dunkel. Elias fragte sich einen bescheuerten Moment lang, ob diese Augen irgendwann einmal heller gewesen waren, als Anton sein Lächeln noch nicht verlernt hatte. »Weiß nicht…«, sagte Anton schließlich leise. Elias seufzte und nahm noch einen Schluck Tee. Er hatte noch nie vorher schwarzen Tee mit Milch und Zucker getrunken. Er wusste, dass ihn dieser Geschmack und auch der Geruch nun immer an Anton erinnern würden. »Wieso bist du sauer?«, wollte Elias wissen. Er ahnte, dass er wieder Glatteis betrat, genauso, wie er es schon bei seiner Liebeskummerfrage getan hatte. Antons Finger verhakten sich ineinander und er legte den Kopf in den Nacken, als wollte er seine Decke mustern, die einfach nur Raufaser- weiß war. »Ich mag keine Drogen. Keine Zigaretten. Keinen Alkohol«, sagte er zur Decke und Elias sah, wie sich die Hände in Antons Schoß ein wenig verkrampften. Er spürte deutlich, dass etwas auf ihn zurollte wie eine unaufhaltsame Lawine, die einen begrub und erstickte. Er fragte nicht weiter nach, trank nur seinen Tee und sah Anton abwartend an, beobachtete, wie er weiterhin die Decke musterte, als wäre sie besonders spannend. Oder so, als würde die weiße Decke ihm dabei helfen, das zu sagen, was er als nächstes sagte. »Mein Vater ist Alkoholiker.« Das Zimmer schien zur Seite zu kippen und Elias hatte das Gefühl, er müsste sich am Sofa festhalten, um nicht zu fallen. Seine Hände griffen die Teetasse etwas fester und er schluckte nervös. »Sauf dich von mir aus zu Tode, aber lass mich bloß mit deinem Scheiß- Alkohol in Ruhe!« Familie Nickisch, die – so wie Elias sie kannte – nur aus Anton und seiner Mutter bestand, war also eigentlich ein kompliziertes Gebilde aus drei Teilen. Elias versuchte sich vorzustellen, wie es sein musste, wenn der Vater ständig betrunken war. Er scheiterte kläglich. Seine Familie war so heil, wie es nur sein konnte. Er hatte eine liebevolle Mutter und einen humorvollen, verpeilten Vater. Eine Pokémon- verrückte Schwester und eine, die gerade in der Pubertät steckte. Alles war vollkommen normal. Sein Leben war vollkommen normal. Er hatte Freunde, er war beliebt, er sah nicht schlecht aus und hatte gute Noten. In seinem Leben war nie irgendetwas schief gelaufen. Und hier saß er in einem Katalog- Zimmer mit einem Jungen, dessen Mutter sich durch die Weltgeschichte vögelte und ihre Liebhaber mit nach Hause brachte und dessen Vater ein Alkoholiker war. Elias hatte keine Ahnung, was man zu so etwas sagen konnte. Er hatte Leute getröstet, wegen Nichtigkeiten wie Liebeskummer oder Streit mit den Eltern. Aber niemals hatte er jemanden gekannt, der so ein Leben hatte wie Anton. »Er hat meine Ma betrogen und als sie ihm die Scheidungspapiere auf den Tisch geknallt hat, hat er angefangen zu trinken. Entzugskliniken bringen nichts. Irgendwann säuft er sich zu Tode. Ist nur eine Frage der Zeit… deswegen mag ich keinen Alkohol.« Antons Stimme klang hart und ungnädig und so, als würde ihn an seinem Vater nichts mehr liegen. Elias’ Kehle war staubtrocken. Es war merkwürdig, Anton so sprechen zu hören, der normalerweise immer so bedächtig, ruhig und sachlich sprach. Er konnte förmlich die Mauern sehen, die sich hinter Antons Augen aufgebaut hatten. You are one of god's mistakes. You crying, tragic waste of skin. Elias trank den Tee aus und beugte sich vor, um die Tasse auf den Glastisch zu stellen. Endlich senkte sich Antons Kopf und er blickte Elias direkt in die Augen. »Es war also eigentlich gar nicht deine Schuld. Aber ich kann nichts dafür. Wenn jemand, den ich… wenn jemand in meiner Nähe Alkohol trinkt, dann setzt es bei mir einfach aus«, murmelte er leise und seine Wangen färbten sich rot. Elias’ Herz machte einen unerklärlichen Satz und er fuhr sich durch die Haare. Vor einigen Minuten war ihm noch eiskalt gewesen, jetzt war ihm plötzlich ziemlich heiß. »Ich hab keine Ahnung, was ich dazu sagen soll«, nuschelte er verlegen und unangenehm berührt. Anton legte den Kopf schief und musterte ihn. »Macht nichts. Das ist besser als alles, was man dazu sagen kann. Außerdem gibt es ohnehin nichts mehr an diesem Thema, worüber man noch reden kann.« Antons Stimme verlor sich und Elias schälte sich langsam aus der Bettdecke. I'm well aware of how it aches. And you still won't let me in. Anton hatte ihm ein Geheimnis erzählt. Aber Elias hatte das deutliche Gefühl, dass es nicht dieser Umstand allein war, der die dunklen Augen so traurig aussehen ließ. Doch er fragte nicht weiter nach. Anton drehte sich zu seinem Klavier um, legte erneut die Finger auf die Tasten und begann zu spielen. It’s a song to say goodbye… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)