I want you, I need you, I'm yours... von Shane- (Ruki x Miyavi / Nebenbei: Aoi x Kai UND Uruha x Reita!) ================================================================================ Kapitel 1: You're everywhere! ----------------------------- „Den Kopf bitte etwas mehr in den Nacken legen!“ Ein Seufzen entfuhr mir, als ich die Anweisungen des Photografen brav befolgte und meinen Blick wieder gen Himmel richtete. Wie lange stand ich hier nun schon, an die kalte Steinmauer gelehnt, die Hände in den Hosentaschen der schwarzen Jeans vergraben und ein Bein leicht angewinkelt gegen den Widerstand hinter mir abgestützt? Schon viel zu lange, für meinen Geschmack. Es war ziemlich kalt für Mitte April und trotzdem musste ich dieses lächerliche ärmellose weiße Shirt tragen. Ich hatte auf dieses Projekt von Anfang an keine Lust gehabt, aber die PSC schien sich davon eine Menge Gewinn zu versprechen, denn sonst würden sich jetzt nicht alle Musiker des Labels überall verstreut auf diesem alten Fabrikgelände aufhalten und in irgendwelche Posen verkrampft Photos von sich schießen lassen. Das Ergebnis sollte dann wohl eine riesige Photokollektion sein, die- in fünf Bänden abgeschlossen- von der PSC auf den Markt gebracht werden würde. Und dafür würden wir uns alle eine Woche lang auf verschiedenen Locations aufhalten müssen und in irgendwelche Outfits gestopft von den ca. 20 Photografen abgelichtet werden müssen, so dass alle am Ende zufrieden sein würden... Alle, außer vermutlich die Musiker. Inzwischen versuchte ich, so gut ich konnte, einen verträumten Blick aufzusetzen, um es diesem bescheuerten Photografen Recht zu machen. Nur leider würde mich dieser graue Himmel dort oben wohl eher nicht dazu bringen können verträumt zu schauen. Ich konnte förmlich die belustigten Blicke meiner Bandkollegen auf mir spüren und räusperte mich leise, um dann etwas die Augen zu verengen. Verträumt... Ach, ich konnte nicht verträumt schauen, verdammt! „Ruki, der Blick ist viel zu verbissen!“, hörte ich Aoi gackern und ballte die Hände in meinen Hosentaschen zu Fäusten. Der Photograf sagte auch etwas, doch das hörte ich schon gar nicht mehr. Meine Augen weiteten sich ein Wenig, als ich auf dem Dach des Gebäudekomplexes gegenüber eine Person entlang marschieren sah, gefolgt von einem aufgeregten Photografen und einigen Visagisten, die wild gestikulierten. Doch die interessierten mich eigentlich gar nicht mehr. Ich starrte nur auf die Person, die vorne weg lief und (so weit ich das erkennen konnte) nicht sehr begeistert etwas sagte, dann den Kopf schüttelte und stehen blieb, um die Verfolger anzumotzen. Die Set-Scheinwerfer im Hintergrund sorgten für ein besseres Bild und mir entwich doch glatt ein leises Seufzen, als ich ihn eine Weile so betrachtete. Er tippte dem Photografen wütend mit dem Zeigefinger gegen die Brust und dieser wich etwas zurück, nur um schüchtern etwas zu erwidern. Irgendwie brachte mich diese Szene zum Lächeln... „Perfekt! Bild ist im Kasten. Nun ist Kai an der Reihe!“, rissen mich plötzlich die Worte des Photografen vor mir aus meinen Gedanken. Wie bitte? Ich blinzelte gegen den Scheinwerfer an und stellte mich verdutzt gerade hin, um kurz danach die Hände aus den Taschen zu ziehen. Kai kam lächelnd auf mich zu und klopfte mir auf die Schulter. „Gut gemacht.“, lachte er bei meinem verwirrten Gesicht und schubste mich sachte in die Richtung, wo die Anderen saßen und mich überrascht musterten. „Wow, Ruki! Ausgerechnet du, der mit dem Minenspiel vor der Kamera die meisten Probleme hat, schafft doch tatsächlich einen herzzerreißenden verträumten Blick gen Himmel! Und das Lächeln dabei war oscarreif!“, stichelte Uruha, als ich mich erleichtert seufzend neben ihn auf einem der Stühle nieder ließ und sofort verzog sich mein Mund zu einer beleidigten Schnute. „Idiot.“, murmelte ich, musste dann aber zusammen mit den Anderen lachen. Zumindest hatten sie nicht bemerkt weshalb das Bild dann doch noch so schnell im Kasten gewesen war. Dass ausgerechnet sein Anblick ungewollt dazu geführt hatte, mussten die Anderen nun wirklich nicht wissen. Meine Gedanken rasten und ich merkte, wie mein Blick langsam wieder in Richtung des Daches gegenüber wanderte. Er war verschwunden. Vermutlich hatte er auf diesen Zirkus keine Lust mehr gehabt und hatte alle Mitarbeiter am Set einfach dort oben stehen lassen. Zuzutrauen wäre es ihm jedenfalls. Ich schloss kurz die Augen, um mich zu konzentrieren und blickte dann zu Kai, der seine Arbeit wie immer zu aller Zufriedenheit erledigte. Ich sollte heute so professionell, wie möglich arbeiten. Es war absolut tabu weiter an ihn zu denken! Kai war schon nach 5 Minuten fertig mit Allem und jetzt konnte ich zu meiner Freude dabei zusehen, wie Aoi sich fast schon so abquälte wie ich zuvor. Der Photograf erwartete von ihm, dass er an der Mauer herab gesackt saß und der Kamera einen sehnsüchtigen Blick schenkte. Aoi’s Leiden entschädigte meine Qualen fast gänzlich. Dennoch fragte ich mich, wie unser Management nur auf solche Photo-Ideen kam. Ich wollte gerade einen netten Spruch für unseren Gitarristen ablassen, als ich plötzlich eine Puderquaste im Gesicht hatte, die mich überrascht husten ließ. „Still halten, Ruki-san!“, mahnte mich die Stimme unserer Visagistin und unter leisem Röcheln schaffte ich es dann mich nicht mehr zu bewegen. Während meine Augen geschlossen waren, hörte ich, wie Uruha mich auslachte. Gott, ich konnte ja auch nichts dafür, dass man bei mir ständig das Makeup korrigieren musste! „Deine gute Laune wird nicht mehr lange halten, wenn du so weiter machst...“, grummelte ich gnadenlos in die Puderquaste und endlich verschwand diese aus meinem Gesicht, worauf sich zwei Hände an meinen Haaren zu schaffen machten. Aber zum Glück konnte ich jetzt die Augen öffnen und Uruha’s skeptischen Ausdruck betrachten, der die Arme verschränkt hatte und sich dann leicht säuerlich eine braune Strähne aus dem Sichtfeld wischte. Dann streckte er mir die Zunge heraus und ich musste grinsen. Ja, unser Lead-Gitarrist wusste, dass mit mir nicht zu spaßen war. „Das mit Aoi scheint ja noch eine Weile zu dauern und ich bin schon fertig. Kann ich mir etwas die Beine vertreten gehen?“, fragte ich nach weiteren 5 Minuten, in denen Aoi keinen Schritt weiter gekommen war, unseren Band-Leader und dieser nickte nur nachdenklich, während sein Blick auf den Gitarristen geheftet war. Ich stutzte kurz, doch dann nutzte ich die Chance und erhob mich hastig. „Bis gleich!“, sagte ich noch und verschwand von unserem Set. Einige Eindrücke später (darunter auch ein demütig vor Shou kniender Saga im Licht der Set-Scheinwerfer, was sehr grotesk aussah) hatte ich den großen Hinterhof des Fabrikgeländes verlassen und schlenderte in eine der großen Lagerhallen, die an den Hof angrenzten. Auch hier gab es ein aufgebautes Set. Und zwar das von SuG. Das bedeutet: quietschbunt und sehr chaotisch. Kaum war ich durch das halb offene Tor hindurch ins Innere getreten, wurde ich Zeuge einer sehr skurrilen Szene, in der der Photograf zusammen gesackt auf einem der aufgebauten pinken Sessel saß und weinte, während die 5 Mitglieder SuG’s wild durch das Set rannten und die Visagistinnen ärgerten. Ich seufzte tief und schüttelte resigniert den Kopf. Als ein lachender Takeru an mir vorbei rannte, packte ich ihn am Arm und hob eine Augenbraue, da der Vocal mich mit großen Augen überrascht anblickte, als wäre ich irgendeine komische Erscheinung. „Wer hat euch denn unter Drogen gesetzt?“, fragte ich schließlich und beobachtete skeptisch, wie Takeru den Kopf schief legte und blinzelte. „Drogen?“, erwiderte er verwirrt und einen Moment überlegte ich, ob der Sänger echt nicht wusste, was Drogen waren, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, als ich 5 leere Redbull-Dosen auf dem Boden erspähte. Ich ließ Takeru los und dieser fuhr sich dann mit der Hand durch die blonden Haare, worauf er dann etwas hibbelig an seinen bunten Extensions herum fummelte. „Wer hat euch das zu trinken gegeben?“, wollte ich wissen und versuchte Ruhe zu bewahren, während ich auf die Dosen zeigte. Chiyu schmierte derweil Yuji’s Gesicht mit pinkem Lippenstift ein, was mich angewidert das Gesicht verziehen ließ. „Na ja, wir waren so müde, weil wir so früh hatten aufstehen müssen und da hat uns Miyavi eine Tüte gereicht, als er hier vorbei kam und da waren die Dosen drin gewesen...“, nuschelte Takeru und hüpfte nun von einem Bein aufs Andere, ein deutliches Zeichen dafür, dass er unter Bewegungszwang litt. Wieso hatte ich eigentlich gefragt? Es war doch so klar gewesen, wer dafür verantwortlich war. Schon wieder war ich mit ihm konfrontiert worden und nur schwer schaffte ich es ihn erneut aus meinen Gedanken zu vertreiben und mich wieder auf das vor mir zu konzentrieren. Ich blickte zu dem weinenden Photografen und versuchte mir nicht mit den Händen übers Gesicht zu fahren, da ich das Makeup nicht wieder ruinieren wollte. Ich konnte jetzt schlecht einfach abhauen und die Set-Mitarbeiter einfach ihrem Schicksal mit 5 verrückten auf Redbull gebrachten SuG-Mitgliedern überlassen. Oder doch? Nein, das wäre kaltherzig und gemein. Ich bemerkte, wie sich Takeru ungeduldig auf die Unterlippe biss und überlegte fieberhaft, was ich nun tun könnte. Ich allein könnte niemals ganz SuG auf Redbull allein bändigen. Masato tat in dem Moment jedoch Dinge mit seiner Gitarre, die ganz danach aussahen, als würde diese es nicht mehr lange überleben, was mich dann dazu brachte einfach ganz spontan zu reagieren. Mit einigen schnellen Schritten war ich bei den Scheinwerfern und auf einen Schlag wurde alles in der Halle in völlige Dunkelheit gehüllt, als ich die Stecker aus der Hauptsteckdose zog. Es kehrte plötzlich eine überraschte Stille ein, die mich erleichtert aufseufzen ließ. „Okay, folgendes! Alle, die eine Dose Redbull getrunken haben, setzten sich jetzt ohne Widerworte auf den Boden und halten die Klappe, dann mache ich das Licht wieder an!“, teilte ich laut den Anwesenden mit und wartete dann ein paar Sekunden. Es gab ein Wenig Geraschel und ich hörte, wie sich ein paar Personen bewegten. Dann war wieder völlige Stille und ich schaltete die Scheinwerfer vorsichtig wieder an. Als ich mich umblickte, stellte ich zu meiner Zufriedenheit fest, dass sich tatsächlich alle SuG-Mitglieder brav auf den Boden gesetzt hatten. Der Photograf sah mich verwirrt und mit immer noch tränenden Augen an und die Visagistinnen seufzten erleichtert auf. Alle Blicke ruhten auf mir und ich wollte gerade den Mund öffnen und etwas sagen, als ich eine mir wohl bekannte Stimme hinter mir vernahm. „Was ist denn hier los? Ruki, was hast du mit SuG gemacht?“, lachte die etwas raue, aber so schöne Stimme hinter mir und ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken. Verdammt, wieso musste er jetzt hier auftauchen? Nur schwer schaffte ich es, mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich holte einmal tief Luft und drehte mich dann zu Miyavi um, der mich aus seinen raubtierähnlichen Augen heraus belustigt musterte und mit verschränkten Armen an dem Stahltor lehnte durch das ich zuvor herein gekommen war. Er trug eine enge schwarze Hose mit schnörkelartigen bunten Mustern darauf und ein schwarz-silbernes ärmelloses Shirt, sowie viele Ketten um den Hals. „Was ich mit ihnen gemacht habe?“, fragte ich ungläubig, als ich es geschafft hatte diesen Anblick innerlich zu verarbeiten und wieder einigermaßen klar im Kopf zu werden, „Die Frage ist doch wohl eher, was du mit ihnen gemacht hast!“ Erneut deutete ich mit einem Finger auf die leeren Redbull-Dosen am Boden und verdrehte die Augen, als ein dreckiges Grinsen über Miyavi’s Gesicht glitt, was aber auch schnell wieder verschwand. „Ich habe gar nichts getan. Ich habe ihnen lediglich etwas gegen ihre Müdigkeit gegeben.“, verteidigte sich der Solist nun und kam auf mich zu. Bitte bleib weg, schoss es mir durch den Kopf, doch ich versuchte ruhig zu bleiben, mich innerlich für diesen Gedankengang schämend. „Du müsstest eigentlich wissen, dass sie sowieso schon zur Hyperaktivität neigen. Da gibt man ihnen doch nicht auch noch Redbull!“ Ich wusste, dass alle Augen im Raum auf uns gerichtet waren und irgendwie verschaffte mir das ein noch unangenehmeres Gefühl, als allein schon Miyavi’s Nähe in mir auslöste. „Ach Ruki, sei doch nicht so streng... Ich wollte doch nur für ein Wenig Spaß am Set von SuG sorgen.“, sagte mein Gegenüber nun mit einem Mitleid erregendem Gesichtsausdruck und hinter mir konnte ich den Photografen schluchzen hören. Ich seufzte und begann mir langsam mit den Zeigefingern die Schläfen zu massieren. „Ich glaube, sie hatten jetzt genug Spaß...“, murmelte ich nur leise zur Antwort. Ich hatte absolut keine Lust mich jetzt mit dem Solisten auseinander zu setzen. Vor allem nicht, wenn mein Herz mir ohnehin schon bis zum Hals schlug und sich ein unbändiges Kribbeln in mir ausbreitete, wenn Miyavi mich ansah. Ich konnte nichts dagegen tun. Schon seit Wochen quälte ich mich mit diesen neuen fremden Gefühlen herum und gerade als ich beschlossen hatte ein Wenig Abstand von dem Größerem zu nehmen, da dachte sich die PSC dieses Projekt aus. Ich war hier einfach nur ein armes Opfer, mehr nicht! Ich konnte machen, was ich wollte, überall sah ich ihn, immer wurde er in meiner Gegenwart erwähnt, alles schien sich nur noch um den großen Sänger zu drehen. Er war einfach überall und löste in mir diese Flut an Gefühlen aus, die ich nicht kannte. „Ruki, geht es dir nicht gut?“, riss mich die Stimme aus meinen Gedanken, die ich gerade am wenigsten und doch am meisten hören wollte. „Ja, alles okay. Ich glaub, ich sollte jetzt wieder zu meinem Set gehen. Aoi müsste es inzwischen geschafft haben. Und du kümmerst dich um den Schlamassel, den du hier angerichtet hast.“ Miyavi öffnete natürlich sofort den Mund, um zu widersprechen, doch ich hob nur schnell die Hand und er schloss ihn wieder, damit ich fort fahren konnte. „Und jetzt sag mir nicht, du hättest keine Zeit, denn ich habe zufälliger Weise gesehn, wie du deine Arbeit am Set hingeschmissen hast, nachdem dir die Lust an dem Theater vergangen war.“ Okay, das war vielleicht ein Wenig interpretiert, doch Miyavi’s Gesichtsausdruck sagte mir sofort, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. „Also, viel Spaß noch... Und wehe du machst die Situation noch schlimmer, denn dann kannst du alles dem Management erklären.“, sagte ich noch grinsend und war auch schon aus der Halle verschwunden, bevor Miyavi es überhaupt schaffte eine perplexe Antwort zu geben. Wieder an der frischen Luft atmete ich sofort einige Male tief ein und aus. Ich hatte es überstanden. Langsam machte ich mich wieder auf den Weg zu meinem Set und versuchte das Gefühlschaos in meinem Inneren zu beseitigen, was Miyavi wieder einmal in mir ausgelöst hatte. Mein Herz flatterte immer noch unregelmäßig und mir war plötzlich ziemlich warm in diesem ärmellosen Shirt. Ich versuchte mich schon mal mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich ihm in dieser Woche wohl noch viel öfter über den Weg laufen würde, als mir lieb war... Scheiße, was machst du nur mit mir? _________________________________________________________________ Nachwort: So, das ist das erste Kapitel! Ich hoffe, es hat euch gefallen. ^^ Ich würde mich riesig über Kommentare freuen, die entweder ein Lob oder konstruktive Kritik beinhalten, damit ich weiß, was ich vielleicht besser machen muss! Insperiert haben mich die Videos eines netten Mädchens aus Youtube, deren Mexx-Namen ich noch heraus finden muss! Ihr ist diese FF auch gewidmet! Wer sich die Videos ansehen will, muss nur in meine Beschreibung gucken! ^.~ Ich bin zuversichtlich, dass ich es schaffe, diese FF zu einem erfolgreichem Ende zu führen! ^^ Also bis Bald, miyavi-- ♥ Kapitel 2: You're so stupid! ---------------------------- Ich konnte mir das Lachen doch tatsächlich nicht verkneifen, als ich nach einer halben Ewigkeit, wie es mir schien, wieder an mein Set zurückkehrte. „Ne, oder?“, kicherte ich, während mein Körper vor unterdrücktem Glucksen unbändig zitterte, „Der ist ja immer noch nicht fertig!“ Ich hörte gar nicht auf das missbilligende knurren, das aus Aoi’s Mund kam, stattdessen ging ich vor Lachen in die Hocke, da meine Beine drohten nachzugeben. Kai stand bei Aoi und hatte, bis ich gekommen war, wohl beschwichtigend auf den Gitarristen eingeredet, während der Photograf auf einem Liegestuhl saß und eine rauchte, anscheinend genüsslich seine unerwartete Pause genießend. Unser Drummer schenkte mir und auch Uruha, der mit in mein Gelächter eingestimmt hatte, einen mahnenden Blick, kniete sich zu Aoi und redete auf ihn ein, er solle sich beruhigen. Jedoch veranlasste mich dies nur noch zu heftigeren Lachern und ich hielt mir bebend den Bauch. Reita schien das alles eher weniger komisch zu finden. Er saß dort neben Uruha, hatte die Arme verschränkt und den Mund verzogen, so wie er es immer tat, wenn er genervt von etwas war. Die Nasenbinde ließ dieses Bild noch missmutiger aussehen und Uruha, scheinbar völlig unbeeindruckt von Reita’s Gesichtsausdruck, hielt sich an dessen Schulter fest, sich nun völlig seinem Lachkrampf hingebend. „Hört auf zu lachen! Ich kann doch auch nichts dafür, dass es einfach nicht klappen will!“, moserte Aoi nun laut und erhob sich vom Boden, „Ich schwöre, ich mache euch und das Management fertig!“ Kai seufzte und stand kopfschüttelnd ebenfalls auf. „So bringt das auch nichts.“, sagte er nachdenklich und legte Aoi beruhigend eine Hand auf die Schulter. Ich hatte es inzwischen mit Mühe geschafft mich wieder aufzurichten und mein lautes Lachen auf ein leises Kichern zu beschränken. Kai hatte ja irgendwie Recht. Wir würden mit Sicherheit Überstunden einlegen müssen, wenn Aoi nicht bald das Motiv, was gewünscht war, hinbekam. Genau diese Tatsache schien auch Reita’s miese Laune zu erklären, der sich jedoch nicht gegen Uruha’s Klammergriff wehrte. Der Lead-Gitarrist schien sich im Gegensatz zu uns keine Sorgen um seine wertvolle Freizeit zu machen, was mich doch stark wunderte; war Uruha doch immer der jenige, der sich beschwerte, dass sein Privatleben wegen der Band zu kurz käme. „Und was machen wir jetzt?“, meldete sich plötzlich unser Photograf zu Wort und schnippte seine Zigarette seitlich in den hellen Kies. Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich auf einen der herum stehenden Stühle, wobei ich Kai fixierte. Dieser schien sich ernsthaft den Kopf zu zerbrechen. Aoi beobachtete ihn ebenfalls und wirkte in der Nähe unseres Leaders immer wie ein zahmes Kätzchen. Erst jetzt bemerkte ich, dass Uruha gar nicht mehr lachte. Ich wandte den Kopf und erblickte zu meinem Erstaunen ein laszives Grinsen auf seinem Gesicht, während seine Augen sich auf Kai und Aoi fokussiert hatten. Oje, was ging ihm denn nun wieder durch den Kopf? Reita und ich tauschten vielsagende Blicke und genau in dem Moment erhob sich Uruha in einer fließenden Bewegung von seinem Stuhl. „Also ich habe da eine ganz wundervolle Idee!“, verkündete er laut und dieses unheimliche Grinsen wurde noch ein Stück breiter. Nun richtete sich auch die Aufmerksamkeit der Anderen auf ihn und Aoi wich sofort skeptisch einen Schritt gegen die Mauer hinter ihm zurück, wobei er den Kopf schüttelte. „Sobald das wieder irgendwas perverses ist, dann kannst du das sofort vergessen!“ Kai blickte nur mit einer gehobenen Augenbraue zwischen den Beiden hin und her und ich beobachtete gespannt, wie Uruha ungerührt auf den Schwarzhaarigen zuging. „Immer mit der Ruhe. Das ist ganz harmlos.“, schmunzelte er und sah sich dann kurz nach dem Photografen um, „Schnappen sie sich ihre Kamera. Ich liefer ihnen das Bild, was sie haben wollen.“ Ich hörte, wie Reita neben mir ungläubig schnaubte, doch war ich viel zu gespannt auf das, was der Brünette nun vor hatte, als dass ich mich zu ihm umgedreht hätte. Inzwischen hatte sich der Photograf wieder vor sein Stativ gestellt und wartete. Uruha, der jetzt Aoi und Kai erreicht hatte, packte Letzteren am Arm und zog ihn mit sich in die Richtung, wo sich der Photograf befand. Der schwarzhaarige Gitarrist blickte ihm verständnislos nach. „Was soll das denn jetzt?“, fragte er sichtlich verwirrt und auch ich hatte verwundert beide Augenbrauen gehoben. Kai ließ sich zwar durch die Gegend bugsieren, aber schaute nicht gerade begeistert aus der Wäsche. „Moser nicht, nimm lieber wieder deine vorgegebene Position ein.“, erwiderte Uruha leichthin und stellte sich mit Kai hinter den Photografen und sein Stativ. Aoi klappte einen Moment lang empört der Mund auf, doch dann zupfte er sich die schwarze Jeans mit den goldenen Nähten zurecht, zog kurz am Kragen seines weißen Hemdes und sackte wieder in die gewünschte Position an der Wand hinab, wobei er jeweils einen Unterarm auf eines seiner Knie ablegte und die Hände locker in den Gelenken hängen ließ. Er schaute skeptisch zu Uruha und Kai, der sich von Ersterem so hinter den Photografen schieben ließ, dass Aoi ihn gut im Blick hatte. In mir kam jedoch schon eine leise Ahnung auf, was das werden sollte. Ich musste leicht grinsen, als Uruha Kai zufrieden auf die Schulter klopfte und ihm anzüglich zu zwinkerte, bevor er zurück zu Reita und mir kam, sich seinen Stuhl neben meinen zog und sich setzte. „Glaubst du echt, dass das was bringt?“, fragte ich ihn leise und bemerkte, wie Reita uns einen verwirrten Blick zuwarf. War ja klar gewesen, dass der wieder nichts mitbekommen hatte. Uruha kicherte. „Ach, ich denke schon...“ In dem Moment schaute Aoi Hilfe suchend zu uns herüber. „Und jetzt?“, fragte er unsicher und auch Kai sah uns an, wobei sich in seinem Blick einfach nur Verständnislosigkeit wieder spiegelte. „Na, schenk der Kamera einen sehnsüchtigen Blick!“, lachte der brünette Gitarrist neben mir und auch ich musste leise glucksen. Reita schien dagegen immer noch nichts begriffen zu haben, sowie Aoi, der nur verwirrt blinzelte. Doch in Kai’s Augen blitzte plötzliches Verständnis auf und er warf uns einen schockierten Blick zu, worauf sich ein Rotschimmer auf seinen Wangen bildete. Uruha und ich achteten jedoch kaum darauf, da wir beide Aoi genau fixiert hatten. Dieser zuckte nun mit den Schultern und ließ einen hoffnungslosen Seufzer über seine Lippen gleiten, bevor er den Kopf zur Kamera wandte. Gespannt sogen der Gitarrist neben mir und ich selbst jede noch so kleine Regung im Gesicht des Schwarzhaarigen auf, der erst verdrießlich auf das Objektiv der Kamera starrte, doch dann, kaum merklich, wanderten seine Augen etwas zur Seite und bevorzugten es lieber Kai anzustarren, der dort hinter dem Photografen stand und eher einer rot angelaufenen Statue glich, als einem Menschen. Jetzt dauerte es keine 5 Sekunden mehr und es blitzte drei Mal, bevor der Mann hinter dem Stativ zufrieden aufseufzte und unser Drummer hinter ihm zusammen zuckte. „Super, das wars dann für heute!“, freute sich der Photograf und streckte sich ausgiebig, bevor er begann sein Stativ abzubauen und dabei einem Mitarbeiter seine Kamera reichte, der zuvor herbei geeilt war, um zu helfen. Aoi saß immer noch dort an der Wand und schien die Situation nicht so recht zu begreifen, ebenso wie Kai, der es zwar schaffte sich endlich zu bewegen und auf uns zu kam, aber ziemlich blass um die Nase wirkte. Während Uruha immer noch zufrieden mit sich und der Welt grinste, war meine Freude leicht abgeflaut und ein merkwürdiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Das Geschehen hatte mich nun doch recht schmerzhaft wieder an mich und meinen verträumten Blick aufgrund eines gewissen Solisten auf dem Dach gegenüber erinnert. Und wenn ich daran dachte, dass Uruha und ich nun schon seit einiger Zeit wussten, dass Kai und Aoi ineinander verliebt waren, es sich aber offensichtlich nicht eingestehen wollten, dann fragte ich mich natürlich, was das dann vorhin für mich und mein Verhältnis zu dem großen Sänger bedeutete. Nein, Ruki, nicht daran denken!, mahnte ich mich innerlich selbst und verscheuchte Miyavi wieder einmal schweren Herzens aus meinen Gedanken. So konnte das doch echt nicht mehr weiter gehen. Ich konnte ja noch von Glück reden, dass meine Bandkollegen noch nichts mitbekommen hatten, also sollte ich es nicht auch noch herausfordern. Vor allem bei Uruha musste man vorsichtig sein. Der Typ war vielen ein komplettes Rätsel. Auch wenn ich ihn schon besser verstand als manch anderer, so wusste ich noch lange nicht genug von ihm, um mir sicher sein zu können, dass er nicht doch irgendwie Verdacht schöpfte. Bei dem Gedanken lief mir ein leichter Schauer über den Rücken. „Ruki? Hey, Ruki! Nicht träumen!” Eine Hand wedelte plötzlich vor meinen Augen herum und der helle Kiesboden, auf den ich bis gerade noch gestarrt hatte, verschwamm leicht, während ich die Hand kurz fixierte und dann aufblickte. „Hä? Was ist?“, nuschelte ich und Uruha lachte amüsiert, worauf er seine Hand zurück zog. Jetzt bemerkte ich, dass mich alle ansahen und sofort schoss mir leichte Schamesröte ins Gesicht. Der Brünette Gitarrist, sowie Kai und Aoi standen vor mir und Reita hatte sich gerade erhoben, um einem Mitarbeiter seinen Stuhl zu übergeben. Uruha seufzte, als ich mich einen Moment lang nicht rührte und zog mich dann auf die Beine, worauf eine Visagistin sofort meinen Stuhl mitnahm. „Du kannst träumen, wenn du zu Hause bist.“, sagte Kai nun und schmunzelte leicht, worauf ich mir verlegen mit der Hand durch die Haare fuhr. Unser Drummer zog einen kleinen Zettel aus seiner Hosentasche hervor und blickte kurz darauf. „Morgen müssen wir noch einmal um 9 Uhr hier sein, dann werden die Gruppenphotos mit den anderen Musikern gemacht. Zumindest mit denen, die heute ihre Gruppen- und Einzelbilder geschafft haben oder noch schaffen werden. So... Und jetzt haben wir frei.“, schloss Kai seine kurze Rede ab und als hätte Uruha auf nichts anderes gewartet, war er plötzlich schon einige Schritte von uns entfernt, winkte kurz und verschwand dann um die nächste Ecke, wo sich der Parkplatz befand. Reita brummte ein leises „Ciao“ und ging Uruha dann eher gemächlich hinterher. Kai klopfte mir kurz auf die Schulter. „Wir sehen uns dann.“, sagte er lächelnd, wie immer und wandte sich dann zu Aoi, „Und ich fahr dich dann wieder, was?“ Der Gitarrist nickte, hob kurz die Hand für mich zum Abschied und machte sich dann auch mit unserem Drummer auf den Weg zum Parkplatz. Ich winkte ihnen flüchtig und musste grinsen. Aoi’s Wagen stand nun schon seit knapp einer Woche in der Werkstatt und er ließ sich von Kai überall hin kutschieren. Ich fragte mich langsam, ob Aoi den Abholtermin für sein Auto nicht absichtlich hinaus schob, doch dieser beteuerte uns fast täglich, dass es da so ein schlimmes Problem mit der Pumpe und den Bremsen gab, sodass das wohl noch eine Weile dauern würde. Während Reita sich dann immer über die unfähigen Mechaniker aufregte, tauschten Uruha und ich jedoch nur einen kurzen Blick und zuckten dann mit den Schultern. Als Aoi und Kai aus meinem Sichtfeld verschwunden waren, sah ich mich kurz unschlüssig um. Hier waren noch viele Bands bei der Arbeit. Es war ja auch gerade mal erst 17 Uhr. Ich hatte vorhin nur Screw schon vom Set abhauen sehen, während Alice Nine sich immer noch mit den Gruppenbildern abquälten und noch nicht mal bei den Einzelphotos angelangt waren. Deren Set befand sich nämlich als einziges mit unserem auf dem Hinterhof und so hatte ich die Gruppe jetzt gut im Blick. Nao schien ziemliche Probleme damit zu haben, dass er seinen Hinterkopf auf Saga’s Schulter ablegen und mit beiden Händen in den Hosentaschen lässig an der Brust des Bassisten lehnen sollte, wobei dieser den rechten Arm in die Hüfte gestemmt hatte und ziemlich lasziv in die Kamera blickte. Shou, Hiroto und Tora schienen dafür eine kurze Pause zu haben, denn sie standen etwas abseits, unterhielten sich und tranken etwas aus der Wasserflasche, die ihnen gereicht worden war. „Sag bloß, ihr seid schon fertig?“ Mit einem Mal zuckte ich so heftig zusammen, dass ich mir ein unangenehmes Ziehen im Nacken zu zog. Was zum Teufel hatte ich dem Idioten dort oben im Himmel nur getan, dass er mich so bestrafte? Konnte es heute denn überhaupt noch schlimmer kommen? Zum zweiten Mal an diesem Tag musste ich aufgrund der Person, die offensichtlich wieder einmal hinter mir stand, tief durchatmen und meinen Herzschlag beruhigen, bevor ich mich umdrehte und erneut in Miyavi’s grinsendes Gesicht blickte, das mir sofort die Knie weich werden ließ. Doch ich hieße ja nicht Ruki und wäre der Sänger von the GazettE, wenn ich mir dies anmerken lassen würde... Oder? Folglich lächelte ich nur leicht und zuckte kurz mit den Schultern. „Ja, wir haben Aoi dank Uruha doch noch dazu gebracht, dass der Photograf das gewünschte Motiv bekam und Kai, Uruha, Reita und ich wir waren ja schon fertig mit den Einzelbildern. Und was ist mit dir? Muss ich mich beim Management beschweren gehen, oder hast du alles wieder in Ordnung gebracht?“ Bei meiner letzten Frage bogen sich Miyavi’s Mundwinkel noch ein Stückchen weiter nach oben und er fuhr sich mit der Hand triumphierend durch die schwarzen Haare, wobei ich mich bei dem Wunsch ertappte diese durch meine Finger gleiten zu spüren, doch fast augenblicklich hätte ich mich selbst dafür schlagen können. „Du glaubst es vielleicht nicht, aber SuG hat unter meiner Aufsicht ihr Photoshooting zu aller Zufriedenheit erledigt und ist soeben vom Set verschwunden.“, kicherte der Sänger und salutierte vor mir, wobei ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen konnte. „Gut, dann will ich dir das mal glauben. Sollte es jedoch anders sein, dann gnade dir Gott.“ Mit mir hat er ja schon keine Gnade..., dachte ich dabei wehmütig und unterdrückte den Drang dem Himmel einen bösen Blick zuzuwerfen. „Ich lüg dich schon nicht an, keine Sorge!“, meinte Miyavi leicht beleidigt drein schauend, doch dann grinste er wieder und deutete mit dem Daumen über die Schulter. „Du wolltest ja jetzt sicher auch nach Hause fahren, oder?“ Ich verstand, was er damit sagen wollte, nickte und setzte mich dann zusammen mit dem großen Sänger in Bewegung. Mein Herz wummerte wie ein Presslufthammer, während ich langsam neben Miyavi her schlenderte und versuchte meine Gedanken auf etwas anderes als den Solisten zu lenken. Ich durfte morgen nicht vergessen das Outfit, das ich noch anhatte, wieder mitzubringen. Schließlich gehörten die Teile ja nicht uns. Wir würden morgen dann vielleicht neue Klamotten bekommen. Ja... Ach, verdammt! Das war doch total dämlich! So würde das nicht funktionieren... Mein Blick wanderte unauffällig zu dem Anderen neben mir, der die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte und leise vor sich hin pfiff. Nur zu gerne wollte ich ihm jetzt näher sein, ihn in meine Arme ziehen... Oh mein Gott, nein! Das ging jetzt eindeutig zu weit! Ohne weiter nachzudenken schlug ich mir mit der Handfläche heftig gegen die Stirn, wobei ich den leichten dumpfen Schmerz richtig genoss. Das hatte ich schließlich für solche Gedanken verdient. Miyavi war jedoch urplötzlich stehen geblieben und blickte mich erschrocken an. „Was war das denn jetzt?“, fragte er perplex und ich ließ meine Hand langsam sinken. Okay, da musste ich mich jetzt wohl raus reden. „Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich vergessen hab das Licht in meinem Flur auszumachen, als ich das Haus verlassen hab.“, log ich schnell und runzelte über meine eigene Einfallslosigkeit leicht die Stirn. Miyavi schien das jedoch nicht aufzufallen, denn er nickte nur und ging dann mit einem „Ach so“ einfach weiter. Ich blinzelte kurz, doch dann folgte ich dem Solisten schnell und wir kamen schließlich auf dem großen Parkplatz vor dem Fabrikgelände an. Ich sah gerade dem pinken Tourbus von SuG hinterher, der auf die Hauptstraße fuhr (vermutlich hatten sie alle noch etwas in der PSC zu erledigen und waren deswegen zusammen mit dem Bus gekommen), da hörte ich, wie Miyavi neben mir schockiert aufschrie und zuckte aufgeschreckt zusammen. „Was ist denn los?“, fragte ich sofort verwirrt und wandte mich zu ihm um, worauf der Sänger nur entsetzt mit dem Finger zur Hauptstraße deutete, wo sich ein Abschleppdienst gerade an einem schwarzen Mercedes, der auf dem Bordstein parkte, zu schaffen machte. „Jetzt sag mir nicht, dass du der jenige bist, der so dumm war und da geparkt hat.“, sagte ich vorwurfsvoll und allein die Tatsache, dass Miyavi sofort los rannte um sein Baby zu retten, bestätigte meinen Verdacht. Wahrscheinlich hatte er mit dem Wagen auf dem Fabrikparkplatz keinen Platz mehr gefunden. Aber trotzdem konnte echt nur Miyavi so blöd sein und sich stattdessen so eine bescheuerte Stelle zum parken aussuchen. „Halt! Stop! Nicht wegfahren! Nein!“, hörte ich den Solisten verzweifelt rufen und sah, wie er wild mit den Armen rudernd über die Hauptstraße hechtete. Doch leider war es zu spät, denn der Abschleppwagen hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und fuhr direkt vor Miyavi’s Nase davon. Irgendwie musste ich leise lachen, als ich sah, wie der Sänger dem Abschleppdienst den Mittelfinger hinterher reckte und dann mit hängenden Schultern zurück über die Straße zu mir kam. „Ähm... Ich weiß, ich bin selber Schuld und so...“, begann er, als er wieder vor mir stand und blickte mich wie ein kleines Kätzchen an, „Aber könntest du mich vielleicht nach Hause fahren?“ Augenblicklich setzte mein Herz für einen Moment aus und nahm nur stolpernd und sehr langsam seine Funktion wieder auf, während ich meinen Gegenüber perplex anblinzelte. Innerlich verfluchte ich die erneute Parallele, die sich zwischen uns beiden und Aoi und Kai wieder nur zu deutlich zeigte... ___________________________________________________________ Nachwort: Eines vorweg: Ich habe keinen Schimmer welche Farbe SuG's Tourbus hat, aber ich fand Pink grad so passend! xD Also... Das war das zweite Kapitel zu dieser FF und ich bin selbst total überrascht, wie schnell ich dieses fertig bekommen habe. Vor allem da es länger ist als das erste! O.o Wir haben jetzt 22:22 Uhr und ich habe morgen Schule, weswegen ich jetzt keine Lust mehr habe das Kapitel selbst beta auf Tipfehler zu lesen... Also verzeiht mir bitte den ein oder anderen kleinen Tipfehler! Ich werde es vllt noch nach kontrollieren, vllt aber auch nicht! Und dann müsst ihr sowieso damit leben! xD Mal sehen, wann ich Kapitel 3 anfange. Hängt davon ab, wann mich wieder der Ideenreichtum packt. ;P Aber ich denke allzu lange werdet ihr nicht warten müssen! ^-^ Also, ich freue mich wie immer über Kommentare! Ein tolles Lob oder konstruktive Kritik, suchts euch aus! Beides ist mir willkommen! ^.~ Bis dann! ^-^/) Kapitel 3: You're a lovable madman ---------------------------------- Vorwort: Wow, diesmal gibts ein Vorwort von mir! xD Kurz zum Titel des Kapitels. Für die, die nicht wissen, was er bedeutet: You're a lovable madman = "Du bist ein liebenswerter Verrückter" ^^ So... Na, ich bin doch mal echt schnell, oder nicht? xD Aber ich glaube nicht, dass ich einen täglichen Rythmus beibehalten kann, tut mir Leid! Ich hab ja auch noch diverse andere Dinge zu tun! ^^" Das Kapitel ist leider kürzer als die Anderen, aber ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel, es muss leider so sein. Das, was ich als nächstes vorhab kommt in Kapitel 4 rein! ^.~ Also, ich freue mich auf eure Kommis! Viel Spaß beim lesen! miyavi-- ♥ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Da vorne rechts.“, wies Miyavi mich an, während ich den Blick auf die Straße vor mir gerichtet hatte und es doch tatsächlich langsam zu genießen begann, dass der Solist neben mir im Wagen saß. Dabei hatte ich vorhin noch mit dem Gedanken gespielt ihn einfach stehen zu lassen und Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen. Doch dann hatte mir eine Stimme eindringlich in Erinnerung gerufen, wie kindisch ich mich damit verhalten würde und mein Stolz hatte mich letztendlich dazu gebracht mich nicht von der Stelle zu rühren und zaghaft auf Miyavi’s Frage zu nicken. Der Andere hatte daraufhin so glücklich gelächelt, dass ich ihm fast vor der Nase kollabiert wäre. Wieso musste ich mich in seiner Nähe immer so schwach fühlen? Ich war ja sonst nicht gerade auf den Mund gefallen, wie es mir auch schon so oft von meinen Bandkollegen bestätigt wurde. Himmel, wenn das jetzt so weiter ging mit mir, dann konnte ich mich sicher bald einweisen lassen. „Wah, Ruki! Du solltest doch rechts rum!“, hörte ich Miyavi plötzlich erschrocken sagen und bemerkte, dass ich soeben an der Kreuzung einfach geradeaus gefahren war. „Huch? Sorry.“, murmelte ich und fuhr hastig in eine kleine Gasse, um zu wenden. Na toll... So was konnte ja auch nur mir passieren! Ich hatte schon automatisch den Weg zu mir nach Hause eingeschlagen. „Ich hab wohl vergessen, dass ich dich im Wagen hab und wollte schon zu mir fahren.“, lachte ich dann etwas dumpf und bemerkte, wie Miyavi mich von der Seite her ansah. „Weißt du, was ich glaube?“, sagte der Größere seufzend und ich sah aus den Augenwinkeln, wie er die Arme hinter dem Kopf verschränkte. „Nein, was glaubst du denn?“, stellte ich die Gegenfrage und fuhr das kurze Stück wieder zurück, bevor ich dann links abbog und mich damit wieder auf dem richtigen Weg befand. „Du bist verliebt.“ ZONG! Ein lautes Quietschen ertönte, während mein Körper nach vorne ruckte und mir der Gurt schmerzhaft in die Halsbeuge schnitt. Ich hörte, wie Miyavi neben mir schockiert aufschrie und konnte verschwommen erkennen, wie er sich mit den Händen auf den Armaturen vor sich abstützte. Hinter meinem Auto kamen drei weitere quietschend zum Stehen, worauf ein ohrenbetäubendes Hupen losbrach. Mein Atem ging ruckartig und immer noch ruhte mein Fuß auf der Bremse. „Autsch, verdammt! Was sollte das denn!?“, grummelte mein Beifahrer und rieb sich das linke Handgelenk, „Du kannst hier doch nicht so einfach eine Vollbremsung mitten auf der Straße hinlegen! Ruki? ... Hallo?“ Ich wandte mich langsam zu Miyavi um, der mich besorgt musterte. Doch eigentlich sah ich ihn gar nicht wirklich. In mir brach pure Panik aus und jedes meiner Organe schien sich qualvoll zusammenzuziehen. Wusste er etwa, dass ich...? Natürlich musste er es wissen, sonst hätte er das nicht gesagt! Aber wie...? Moment, an was dachte ich da eigentlich? Ich fühlte mich ja schon beinahe ertappt, dabei war ich doch gar nicht in ihn verliebt, also war es auch kein Grund sich so aufzuregen! Außerdem war es total abwegig, dass er was gemerkt hatte. Denn Miyavi war offenkundig blind für die Gefühle anderer, was auch alle wussten. Oder etwa doch nicht? Oder hatte er gerade einfach nur geraten und zufällig ins Schwarze getroffen? Argh, da gab es doch nichts ins Schwarze zu treffen! Schließlich war ich ja gar nicht verliebt! Jawohl! Erst an dem schmerzhaften Pochen meiner Schläfen bemerkte ich, dass meine Gedanken gerade eindeutig Ähnlichkeit mit Uruhas Wohnzimmer aufwiesen; nämlich pures Chaos! Erschöpft von der plötzlichen Flut an gegensätzlichen Gefühlen ließ ich meinen Kopf mit der Stirn auf das Lenkrad sinken und hatte Miyavi neben mir schon wieder vollkommen vergessen, bis mich eine Hand sanft an der Schulter berührte und ich so heftig aufschreckte, dass mein Kopf nur noch mehr zu schmerzen begann. „Ich glaube, ich muss mir ernsthafte Sorgen um dich machen.“, sagte der Solist ruhig und ich vermied es sorgfältig ihn anzusehen, während meine Schulter unter seiner Hand unbändig zu kribbeln anfing. „Du solltest jetzt aber trotzdem weiter fahren, die hinter uns werden gerade ziemlich ungemütlich.“ Erst jetzt hörte ich das Hupen der Autos hinter mir wieder. Seufzend nahm ich meinen Fuß von der Bremse und legte ihn stattdessen aufs Gaspedal, worauf sich der Wagen auch wieder in Bewegung setzte. Zu meinem Bedauern musste ich auch feststellen, dass die Hand von meiner Schulter verschwand. Er sollte sie gefälligst wieder dorthin verfrachten! Und ich sollte gefälligst aufhören so einen Müll zu denken... Mit einem Mal herrschte eine drückende Stille und da half es auch nichts, dass ich das Fenster ein Wenig herunter kurbelte. Miyavi’s Blicke schienen sich in mich hineinzubohren, während sich meine Finger so stark um das Lenkrad zusammen zogen, dass die Knöchel schon weiß hervor traten. „Jetzt links.“, flüsterte der Andere fast schon und nickend bog ich bei der nächsten Gelegenheit ab. Schweigen... Einfach pures Schweigen... Nach ca. drei Minuten hielt ich es nicht mehr aus und holte einmal tief Luft, um dieses Thema ein für alle mal aus der Welt zu schaffen. „Wie kommst du darauf, dass ich verliebt sein könnte?“, fragte ich nun vorsichtig und war froh, dass mich die Tatsache, dass ich es war, der das Auto fuhr, dazu zwang auf die Straße zu schauen und nicht auf den großen Sänger neben mir. „Na ja...“, begann Miyavi dann nach einer Ewigkeit in der ich mir nichts sehnlicher gewünscht hatte als mich in Luft aufzulösen um dieser absoluten Peinlichkeit zu entgehen. „Du weißt ja, ich habe überhaupt keine Ahnung von anderen Leuten und ihrer Gefühlswelt...“ „Oh ja...“, nuschelte ich so leise dazwischen, dass der Andere es nicht hörte. Mir vielen sofort so einige Szenen ein, die diese Aussage nur zu gut belegten. Zum Beispiel als er damals den armen Shou mit den Worten, dass es doch nur ein One-night-stand gewesen sei abgespeist hatte. Dabei hatte jeder gewusst, dass der Sänger von Alice Nine über beide Ohren in ihn verschossen gewesen war; nur er selbst hatte es natürlich nicht bemerkt. Oder als... Ach, egal. Ich hatte gerade rechtzeitig meinen Gedankengang beendet, denn der Andere fuhr nun unbeirrt fort: „...Aber irgendwie scheinst du mit den Gedanken immer irgendwo anders zu sein und da hab ich eben halt einfach geraten, dass du vielleicht verliebt bist.“ Augenblicklich klappte mir die Kinnlade herunter und einen kurzen ungläubigen Blick auf den Solisten ließ ich mir nicht nehmen. „Oh, links.“, sagte Miyavi rasch und ich bog ab, dann wandte ich mich ihm wieder zu und behielt die Straße aus den Augenwinkeln heraus im Blick. „Nur weil ich etwas öfter in Gedanken versunken bin schließt du daraus, dass ich verliebt bin? Meinst du nicht, dass es auch genug andere Gründe gibt, weshalb man in Gedanken versunken sein könnte? Zum Beispiel wegen einem toten Verwandten?“, brauste ich mit einem Mal auf und versuchte das Zittern in meinen Händen zu unterdrücken. Nur wegen so einer Kleinigkeit musste er mir so einen Schock versetzen? Und ich hatte schon gedacht, dass er vielleicht herausgefunden haben könnte, dass ich in ihn... Stop! ... Ich war ja gar nicht verliebt... „Ein Verwandter von dir ist gestorben?“, fragte mein Beifahrer nun bestürzt und ich verspürte jäh den Drang meinen Kopf auf das Lenkrad zu donnern. Wenn ich nicht mit Sicherheit gewusst hätte, dass das neben mir Miyavi war, dann hätte ich geglaubt, dass der Andere ernsthaft krank war. Nicht, dass man das bei ihm völlig ausschließen konnte... „Nein, zumindest nicht, dass ich wüsste.“, seufzte ich nach einer kurzen Pause und irgendwie vergaß ich über die Dummheit des Solisten, dass ich eigentlich sauer auf ihn sein wollte. „Du kannst da vorne auf dem kleinen Parkplatz parken. Ich wohne in einem der Apartments dort oben.“, meinte Miyavi plötzlich und ich folgte seinem ausgestreckten Finger mit den Augen. „Okay, kein Problem.“, murmelte ich und hielt mit dem Wagen auf besagtem Parkplatz, der sich rechts vor dem Hochhaus befand, von dem aus sich ein kleiner Kiesweg durch einen mit Gras bewachsenen Vorgarten zur Hauptstraße erstreckte und sich ca in der Mitte abzweigte, um zu der Parkmöglichkeit zu führen, wo wir uns nun befanden. Unschlüssig blickte ich mich nach dem großen Sänger um, der sich langsam abschnallte und mich dann seufzend ansah. Mit großer Mühe versuchte ich die Hitze nieder zu kämpfen, die in mir aufzusteigen drohte. Was schaute der Andere denn so? „Hab ich dich eben mit meiner Vermutung so stark getroffen?“, platzte er jetzt heraus und ich blinzelte einen Moment verdutzt, bis ich wieder wusste, was er meinte und schüttelte hastig den Kopf. „Ich war nur überrascht darüber.“ Überrascht? Über alle Maßen geschockt traf es wohl eher... „So sehr, dass du eine Vollbremsung mitten auf der Straße machen musstest?“, fragte der Solist sachte nach, als hätte er meine Gedanken erahnt und ich zuckte mit den Schultern. „Jedem das Seine.“, antwortete ich schnell und so kurz angebunden, dass selbst Miyavi merken musste, dass ich das Thema für beendet hielt und dabei musste ich mir nicht einmal Gedanken darüber machen, ob der Andere es nicht doch anders interpretieren würde. Meinen letzten Erfahrungen nach, war er dazu ja gar nicht fähig. Und tatsächlich. Mein Beifahrer zuckte nur mit den Schultern und öffnete die Autotür. Er schwang eines seiner langen Beine nach draußen und wollte gerade aussteigen, während ich schon zu einem erleichterten Aufseufzen ansetzte, doch dann drehte er sich noch mal zu mir um. „Also bist du nicht verliebt?“ Mein kopf wollte dem Lenkgrad so gerne guten Tag sagen... „Nein, Miyavi, bin ich nicht.“, erwiderte ich barsch und stemmte beide Hände in den Rücken des Anderen, um ihn aus meinem Wagen zu bugsieren. „Tschüss!“, fügte ich dann noch mit Nachdruck hinzu und der Größere verließ seufzend mein Auto. „Schon gut, schon gut. Bis morgen.“, meinte er und winkte mir noch kurz, bevor er die Autotür zu drückte und mit in den Hosentaschen vergrabenden Händen den Kiesweg hinauf zur Haustür marschierte. Endlich durfte ich erleichtert aufseufzen und mein Kopf durfte auch dem Lenkrad guten Tag sagen. Das kühle Leder war eine Wohltat für meine Stirn und plötzlich schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen, worauf ein ganz leises Kichern meine Kehle verließ. Ich strich mir vereinzelte blonde Strähnen aus den Augen und schloss diese. Wie schaffte er es immer wieder mich so oft aufzuregen und mich gleichzeitig ebenso häufig zum Lachen zu bringen? Der Typ war doch echt die Krönung, total verrückt und durchgeknallt... Ein liebenswerter Irrer eben... Kapitel 4: Reita's Fear of heights and you're not there! -------------------------------------------------------- Vorwort: Hm, ich glaub, ich mag Vorwörter lieber! xD Alsoooo, hier ist nun Kapitel 4! *Jubel* Titel: Reita's Höhenangst und du bist nicht da! Ich habe momentan so wenig zu tun, dass ich einfach schreibe, um meine Langeweile loszuwerden! Zuerst tat ich mich jedoch schwer, da sich meine Kreativität eine Auszeit genommen zu haben schien, doch nachdem ich mich für 10 Minuten auf mein Bett geschmissen hatte und mich dabei von Musik bedudeln lassen hab, kamen einige Ideen in mir hoch und zack saß ich wieder am Laptop und meine Finger flogen über die Tasten! ;P Dafür ist das Chap hier auch wieder etwas länger! ^___^ Ja, ich wunder mich über meine ungewöhnliche Geschwindigkeit im Produzieren von Kapiteln, aber das ist nur zu eurem Vorteil! xD Aber trotzdem Leute! Lasst es euch nicht zur Gewohnheit werden! das wird definitiv nicht die ganze Zeit so laufen!!! Außerdem habe ich nun als Nebenpairing auch Uruha und Reita mit rein genommen, was einiges zusätzlich erschweren wird (meine Kreativität noch mehr fordern wird), aber ich werde mir weiterhin Mühe geben! Es ist jetzt ganz Gazette bei den Charakteren vertreten! Ich würde euch raten da mal reinzuschauen! ^^ Dennoch wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen! (Um nette Kommentare wird gebeten! ^.~) miyavi-- PS: Das Kapitel wurde wieder Abends hochgeladen (22:50 Uhr), weshalb ich wieder einmal keine Lust hatte auf meine Tipfehler beta zu lesen! Also überseht diese am Besten einfach! Ich werde nicht mehr nach korrigieren, dazu fehlt mir echt die Lust! >_> ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Das ist doch wohl ein schlechter Witz.“, grummelte ich und zupfte ziemlich genervt an dem Kragen meiner schwarzen Lederjacke herum, die perfekt zu der ebenfalls schwarzen Lederhose passte. Überall waren Ketten an dem Stoff befestigt und diese klimperten auf eine leise, aber trotzdem nervtötende Art, wenn man sich bewegte. Und als wäre das nicht schon genug stand die Sonne auch noch hoch oben am Himmel, während keine einzige Wolke in Sicht war. Dabei störte es dieses grell leuchtende Ding anscheinend wenig, dass hier unten gerade jemand zu zerfließen drohte. „Ein ziemlich schlechter Witz...“, ergänzte nun Uruha, der neben mir in der am Set aufgebauten Maske saß und seinen roten Ledermantel mit jedem Blick darauf zu verfluchen schien. „Das ist garantiert eine neue Foltermethode für arme PSC-Musiker. Gestern sollten wir anscheinend erfrieren und heute versuchen sie uns durch einen Hitzschlag zu töten.“ Der Gitarrist schaute ziemlich finster drein, wobei ich ihm in nichts nachstand. „Und jetzt auch noch diese Tonnen an Makeup...“, stöhnte ich leidvoll, als ich die mir wohlbekannte Puderquaste im Gesicht spürte. „Hört auf zu motzen, das macht es nur noch schlimmer.“, ermahnte uns Kai, der schon fertig umgezogen, geschminkt und frisiert war. „Darf ich euch daran erinnern, dass wir umso schneller fertig sind, desto konzentrierter wir arbeiten?“ Uruha zog beide Augenbrauen leicht zusammen und wandte sich unter dem unwilligen Knurren seiner Visagistin zu unserem Band-Leader um. „Darf ich dich daran erinnern, dass du hier als Einzigster in einer ärmellosen Lederweste herumlaufen kannst?“ Dazu konnte ich nur zustimmend in die Puderquaste nicken und verärgert murren, als ich jemanden an meinen Haaren herumziehen spürte. Super, jetzt kümmerten sich also schon zwei Visagistinnen um mich. „Ich kann auch nichts an den Outfits ändern. Ich hab sie mir ja nicht ausgesucht.“, murmelte Kai jetzt ein Wenig kleinlaut zu Uruha, der begonnen hatte sich mit der Hand fast schon verzweifelt Luft zuzufächeln. „Oh mein Gott, und gleich müssen wir auch noch aufs Dach für die Photos. Das wird noch mal doppelt so heiß werden.“, nuschelte er und war froh, als die Visagistin endlich von ihm abließ und verschwand. „Moment, hab ich das gerade richtig verstanden? Aufs Dach!?“, ertönte plötzlich eine schockierte Stimme hinter mir. Leider war ich nicht fähig mich umzudrehen, doch ich wusste genau wer es war. Ein kleines Schmunzeln legte sich auf mein Gesicht, während Uruha die Finger miteinander verschränkte und ziemlich breit grinste. „Aufs Dach.“, sagte er sachlich und ich hörte genau, wie Reita hinter mir gequält stöhnte. „Nicht aufs Dach...“, flehte er nun anscheinend Kai an, denn dieser antwortete als nächstes. „Doch, leider. Dort werden die PSC-Gruppenbilder geschossen.“ „Aber ich hab doch...“, begann unser Bassist, doch brach mitten im Satz einfach ab. „Höhenangst.“ „Aoi, halt die Klappe!“, fauchte er nun den Schwarzhaarigen an, der für ihn zu Ende gesprochen hatte, als er gerade zu uns gekommen war. Jetzt schienen die Visagistinnen der Meinung zu sein, dass es bei mir nichts mehr zu machen gab, denn sie ließen von mir ab und wuselten davon, anscheinend um den nächsten Musiker zu quälen. Während ich mich erleichtert erhob, spürte ich, wie das Leder an den Beinen unangenehm spannte und klebte. Offensichtlich durften wir heute alle durch die Hölle laufen. Unwillkürlich fragte ich mich, welches Outfit gerade Miyavi aufgedrängt wurde, doch schnell verwarf ich den Gedanken wieder. Das war ja nicht mehr zum aushalten. Miyavi hier, Miyavi da, Miyavi überall... „Höhenangst, Höhenangst...“ „Aoi!“ Erschrocken musste ich zur Seite ausweichen, als Reita ohne Rücksicht auf Verluste wie eine Dampflok an mir vorbei preschte und auf unseren schwarzhaarigen Gitarristen losging, der einen überraschten Laut von sich gab und hinter Kai Schutz suchte. „Himmel, wie könnt ihr hier auch noch herum turnen. Ich hab schon das Gefühl bei jedem Schritt zu schmelzen!“, moserte Uruha empört und in dem Moment kam einer der Mitarbeiter zu uns herüber. „The Gazette hoch zum Dach.“ Ein qualvolles Stöhnen ging durch unsere Reihen, wobei Reita unter dem Makeup leicht blass zu werden schien. Doch der Mann wollte uns keine Zeit mehr geben, denn er ging direkt voraus und wir waren gezwungen ihm zu folgen. Ich ging hinter Aoi her und wollte gerade mit ihm und Kai im Inneren der Fabrik verschwinden, als ich merkte, dass Uruha und Reita gar nicht hinter mir waren. „Ruki?“ Aoi lugte hinter der schweren Eisentür zu mir herüber, da ich stehen geblieben war. „Warte, Uruha und Reita trödeln. Ich hol sie eben.“, meinte ich hastig und rannte das kurze Stück am Gebäude entlang zurück zu unserer Maske. Gerade als ich um die Ecke biegen wollte, brachte mich Reita’s aufgebrachte Stimme dazu stehen zu bleiben und lieber vorsichtig um die Ecke herum zu schauen. Uruha stand mit in die Hüfte gestemmten Händen vor dem Bassisten und blickte ihn verdrießlich an. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind.“, stellte er gerade nüchtern fest und ich spitzte die Ohren, um auch nichts zu verpassen. „Tu ich nicht! Ich kann erhöhte Orte nun mal nicht leiden.“ „Na und? Du kannst aber auch nicht weglaufen. So etwas gehört nun mal mit zu unserer Arbeit.“ Reita begann nervös seine Hände zu kneten und kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum, wobei ich leise seufzte. So konnte Uruha ihn sicher nicht dazu bewegen mitzukommen. In so einer Situation war Einfühlungsvermögen gefragt. Und kaum stellte ich dies innerlich fest, legte unser Lead-Gitarrist plötzlich jeweils eine Hand rechts und links auf Reita’s Schultern. „Wir werden einfach so schnell wie möglich unsere Arbeit machen und dann von dort verschwinden. Außerdem bin ich ja da um auf dich aufzupassen.“ Bei seinen letzten Worten hatte sich ein Lächeln auf seine Lippen gelegt, das so sanft aussah, dass ich für einen Moment verwundert blinzelte. Vor allem weil es nicht zu seinem neckenden Tonfall passen wollte. Doch der Bassist schien dies nicht zu bemerken, denn er brummte nur etwas, was sich für mich nach „mach dich nicht über mich lustig“ anhörte und Uruha lachte, worauf er ihm mit beiden Händen durch die blonden Haare wuschelte. „Hey, die sind frisch gestylt!“ „Ups... Egal, das richten wir gleich wieder.“ Leise kichernd wandte ich mich dann von der Szene ab, als ich sah, wie der Gitarrist Reita’s Hand packte und ihn mit sich in meine Richtung zog. Schnell lief ich zu der großen halb geschlossenen Eisentür zurück und drängte mich in das kühle Innere, damit die Beiden nicht merkten, dass ich sie belauscht hatte. Ich hatte gerade einen Fuß auf die erste Stufe der großen Wendeltreppe in der Mitte der leeren Fabrikhalle gesetzt, die aus dem selben Eisen wie die Tür bestand und von einer Art Gitterkäfig umgeben war, als Uruha Reita auch schon durch besagte Tür herein zog. „Da seid ihr ja.“, meinte ich grinsend, wobei meine Stimme ein Wenig durch den Raum hallte und augenblicklich hatte der Gitarrist die Hand, die er bis gerade noch gehalten hatte, losgelassen. Doch das war noch nicht mal nötig gewesen, denn auch Reita hatte eine Bewegung gemacht, die ganz danach aussah, als wollte er seine Hand dem Anderen entreißen. „Warum bist du denn noch hier?“, fragte Uruha verwundert, doch in seinem Gesicht war nicht das Geringste zu lesen. Wie immer versteckte er jede Emotion hervorragend hinter seinen dunklen Augen. Er kam mit Reita zu mir herüber und dabei mussten sie über einige alte Ziegelsteine steigen, die hier herumlagen. „Ich hatte bis eben noch überlegt ob ich euch holen sollte, weil ihr so lange gebraucht habt.“, war meine leicht geflunkerte Antwort und Reita murmelte etwas unverständliches, während Uruha skeptisch eine Augenbraue hob. Ja, bei ihm war es schwerer mit einer Lüge durchzukommen, ohne dass er etwas merkte und vermutlich ahnte er auch schon ein Wenig, aber er würde mich jetzt sowieso nicht darauf ansprechen. „Kommt schon, die Anderen warten.“, sagte ich also und fing an die Treppe hinaufzusteigen. Der Gitarrist nickte und folgte mir, doch dann blieb er stehen, was ich daran merkte, dass die Schritte hinter mir verstummten. „Reita?“ Auch ich hielt inne und seufzte, worauf ich mich zu dem Bassisten umdrehte, der am Treppenabsatz stand und unschlüssig zu uns hoch starrte, aber nichts sagte. „Ruki, geh bitte schon mal vor. Ich mach das.“, grummelte Uruha nach einem kurzen Schweigen und da ich nicht noch mehr Zeit verschwenden wollte, machte ich, was er sagte. Die verdammte Lederhose verfluchend stieg ich höher und kurz bevor ich ganz oben angekommen war, wagte ich einen Blick nach unten zu den beiden anderen. Flüchtig konnte ich erkennen, wie der Brünette Reita an der Hand Stufe für Stufe mit sich zog und leise auf ihn einredete, dann nahm ich den letzten Absatz und trat hinaus ins Freie. Das Dach war riesig und sofort prallte nicht nur die Sonne auf mein Outfit, sondern auch die ganzen Set-Scheinwerfer, die überall aufgebaut waren. Stühle standen herum und Kabel schlängelten sich über den Untergrund. In der Mitte des Daches war eine große Leinwand aufgebaut vor der schon einige Musiker und Mitarbeiter standen. Es wurden Sachen abgeklärt, Visagistinnen wuselten herum und schminkten alles und jeden nach, der ihnen zwischen die Finger kam und mehrere Photografen hantierten an ihren Kameras herum. „Da bist du ja endlich. Wo sind Uruha und Reita?“ Ich zuckte kurz zusammen und wandte mich dann zu Kai um, der zu mir herüber gekommen war. „Uruha leistet Hilfestellung beim Treppensteigen.“, schmunzelte ich und der Leader schien zu begreifen, denn er lachte leise. „Na ja, es fehlen auch noch Einige von den anderen Bands, aber ich hoffe, dass wir bald vollzählig sein werden.“ Ich wollte gerade etwas erwidern, als ich etwas sah, was mir empört den Mund aufklappen ließ. Kai legte fragend den Kopf schief und als ich mich endlich wieder gefangen hatte, schaffte ich es etwas zu sagen: „Das gibt’s doch nicht! Schau dir mal die Outfits von Kra und Alice Nine an!“ Der Leader seufzte und nickte leicht. „Ich weiß.“ Ich konnte es nicht glauben. Die liefen doch tatsächlich alle in wettergeeigneten Klamotten durch die Gegend, alberten herum und schienen kein Bisschen so zu leiden, wie ich. Das war unfair, absolut unfair! Gerade ging ein grinsender Keiyuu in einer mit bunten Lettern bedruckten Jeans und schwarzem, ebenfalls bedrucktem, T-Shirt an mir vorbei und fing sich dabei einen so tödlich Blick von mir ein, dass er sofort die Geschwindigkeit seiner Schritte erhöhte. Alice Nine trugen dagegen alle dunkle elegante Stoffhosen und dazu weiße lockere Hemden, die mit einigen Rissen und schwarzen Bändern verziert waren. SuG war bunt, wie immer, aber auch die Jungs waren in mehrere Schichten Stoff gewickelt, denn Takeru bewegte sich ein Wenig steifer als sonst in dieser merkwürdigen Jeansjacke an der jede menge Krimskrams baumelte. Und zu meiner Zufriedenheit konnte ich jetzt auch sehen, dass Kagrra in ihren Hakamas ungefähr genauso litten, wie wir. Trotzdem schienen noch Einige zu fehlen, so wie Kai gesagt hatte. „Nein Reita, jetzt bloß nicht umkippen.“, hörte ich auf einmal Kai sagen und bemerkte, dass Uruha endlich mit dem Bassisten oben angekommen war, der noch um Einiges blasser aussah als zuvor. Ich verdrehte leicht die Augen, wollte mir das Theater nicht noch mal antun und entfernte mich von den Dreien, als ich Aoi weiter hinten erblickte, wie er sich mit Tora unterhielt. Mein Körper schien Schweißschicht für Schweißschicht unter dem Leder davon zu schmelzen und jeder noch so kleine Schritt war die Hölle für mich. Ich blickte mich noch einmal um und jetzt viel es mir erst auf. Auf halbem Weg zu Aoi blieb ich stehen und blinzelte verdutzt. Hier fehlte doch definitiv ein gewisser verrückter Solist, der zwischen den Musikern herumwuselte und diese wie immer zur Weißglut trieb. Das konnte doch nicht sein. Er war bis jetzt immer aufgetaucht, egal ob er Lust hatte oder nicht. Als gerade Isshi geschäftig an mir vorbeilaufen wollte, packte ich diesen am Arm, wie ich es schon einmal bei Takeru getan hatte und er wandte sich fragend zu mir um. „Ruki?“ „Sag mal, hast du Miyavi heute schon gesehen?“ Ich sah Isshi nicht an sondern blickte mich weiter suchend um, doch als der Sänger von Kagrra antwortete, schaffte ich es ihn anzuschauen. „Nein, hab mich auch schon gewundert, als ich sein Auto nicht gesehen habe.“ „Na ja, das wurde auch gestern abgeschleppt... Aber du hast ihn echt nicht gesehn?“, hakte ich noch mal nach und der Größere blinzelte mich perplex an, bevor er lachte. „Abgeschleppt? Echt?“ Ich nickte nur knapp und als Isshi meinen Blick sah, wurde er wieder ernst. „Ich hab ihn wirklich nicht gesehn. Shou hat vorhin auch schon Keiyuu gefragt. Der weiß auch nichts.“ „Ach so...“, antwortete ich dumpf und ließ den Anderen los, der mich noch einmal verwundert anschaute, doch dann weiter ging, um wohl einige Worte mit einem Photografen zu wechseln. Warum fühlte ich mich plötzlich so leer? Hatte ich so sehr erwartet den Solisten hier zu sehen und hatte ich mich etwa so sehr darauf gefreut? Seufzend stemmte ich die rechte Hand in die Hüfte und ließ den Blick noch einmal umher wandern, wobei ich mich immer mieser fühlte. Meine Laune schien ihren Tiefpunkt erreicht zu haben. Ich wollte ihn sehen, unbedingt! Und ausgerechnet jetzt schienen mir die Sonne und die Scheinwerfer gar nichts mehr auszumachen, denn meine schwitzende Haut fühlte sich auf einmal ziemlich kühl an. Ich will dich sehen! Ich will, dass du hier bei mir bist! Ich will, dass du lachst und wie immer alle anderen hier nervst! Ich will verdammt noch mal nicht traurig sein, nur weil du nicht da bist! Kapitel 5: To the unlucky freedom beckons! ------------------------------------------ Vorwort: Yeah, endlich melde ich mich mit einem neuen Kapitel zurück! ^-^ Kein Wunder, es sind ja auch Herbstferien... *Sfz* Die 12. Klasse bringt mich um ~ >.< Deswegen hoffe ich, dass ihr mir das lange Warten verzeihen könnt. Ich versuche in der folgenden Woche noch eines zu fabrizieren, weiß aber noch nicht, ob das klappen wird. Ich bin zuversichtlich, dass euch dieses Kapitel gefallen wird und sollte dies nicht der Fall sein, dann sagt mir das bitte im Kommi! Dann weiß ich ja, was ich verbessern muss! ^^" Wer irgendwo doch noch einen Rechtschreibfehler entdecken sollte, der kann ihn behalten, denn so viele mache ich ja nun wirklich nicht! xD Ansonsten appelliere ich hier nun auch mal an meine lieben Schwarzleser! Gefällt euch meine FF denn auch? xD Nun ja... Zum Titel: "To the unlucky freedom beckons" = "Dem Pechvogel Freiheit winkt"~ Und nun viel Spaß beim Lesen!~ _______________________________________________________________________________________ So langsam reichte es mir wirklich! Ich konnte ja schon an nichts anderes mehr denken, als an ihn! Es wirkte sich sogar allmählich auf meine Arbeit am Set aus und das war absolut unbrauchbar. Mal abgesehen davon, dass meine Konzentration auf Grund dieser Wahnsinnshitze sowieso schon ziemlich in den Keller gesackt war. Ständig wuselten Visagistinnen um mich herum und mussten mein Make-up auffrischen. Und als würde es ihr besonderen Spaß machen mich noch mehr zu quälen, blieb die Sonne wo sie war und verdrängte jede noch so kleine Wolke vom Himmel, die ihr in die Quere kommen wollte. Konnte es denn überhaupt noch schlimmer kommen? Ja, konnte es durchaus. Das musste ich nämlich schmerzhaft feststellen, als ich nichts ahnend über ein Scheinwerferkabel stolperte, das ganz plötzlich vor meinen Füßen auf dem Boden lag, und nun im hohen Bogen mit einem überraschten Aufschrei durch die Luft flog, bevor ich ziemlich unsanft auf dem harten Boden aufkam. „Ruki! Alles in Ordnung?“, hörte ich Kai erschrocken rufen und grummelte gegen den harten Stein unter meinem Gesicht. Na, zumindest hatte ich mir mein Outfit nicht aufgerissen. Das sah bei meinen Handinnenflächen jedoch ganz anders aus. Mein Gesicht war schmerzverzerrt, als ich mich langsam aufrichtete und mich mit meinen Händen abstützen wollte. Vorsichtig kniete ich mich hin und betrachtete nun resigniert und tief seufzend meine blutigen Handflächen. Ich hörte schnelle Schritte und als ich aufblickte, kniete sich ein besorgter Kai neben mich und packte mich an den Handgelenken, worauf er die Wunden betrachtete, mich kurz eingehend ansah und dann jemandem zuwinkte. „ich glaube für dich ist das Shooting erst mal gelaufen.“, sagte er und ich konnte ihm deutlich ansehen, dass ihm diese Tatsache so gar nicht gefiel. Meine Augen wanderten wieder zu meinen Händen. Ich hatte sie mir ziemlich übel aufgerissen, denn langsam tropfte bereits die rote Flüssigkeit von ihnen auf den Boden und trocknete dort ein. Nun ja, zumindest ein paar Gruppenbilder hatten wir schon im Kasten. Dann würde ich halt nicht auf allen zu sehen sein. Irgendwie war mir das ja doch ganz recht. Zwei Frauen eilten jetzt auf mich zu und halfen mir auf die Beine. Als ich mit dem linken Fuß auftrat, musste ich jedoch kurz ein Auge zukneifen. Vermutlich hatte ich mir das Fußgelenk ein Wenig verdreht. Das wurde ja echt immer besser... Kai war inzwischen davon gewuselt und wechselte einige Worte mit den Managern und den Photografen. Die beiden Frauen, vermutlich waren sie so etwas wie Hilfskräfte, zogen mich nun mit sich, wobei ich gequält aufstöhnte. Ein Ziehen wanderte durch meinen Fußknöchel und meine Handflächen pochten schmerzhaft. „Setzen sie sich hier hin, Ruki-san.“, brabbelte die Blonde von den beiden und drückte mich auf einen der Stühle, die hier überall herumstanden und jetzt, wo ich so darüber nachdachte, auch ziemliche Stolpergefahren darstellten. Die Schwarzhaarige hatte einen Kasten auf ihrem Schoß, als sie sich vor mich kniete und jetzt eine meiner Hände in die ihren nahm und sie ein Wenig drehte, um sich die Wunde genau zu betrachten. Dann öffnete sie den Kasten, holte einen weißen Lappen heraus, befeuchtete ihn mit einer klaren Flüssigkeit aus einem Plastikbehälter und tupfte mit dem jetzt feuchten Tuch über meine aufgerissene Handfläche, was mir ein schmerzvolles Aufzischen entlockte. Ich hab echt nur noch Pech im Leben, beschloss ich in Gedanken und blendete alles um mich herum aus. Den Schmerz, die Frau, die den Schmerz gerade noch schlimmer machte, dieses verdammt heiße Wetter... Und was blieb zurück? Das Gesicht eines frech grinsenden Miyavis, den ich mental sofort mit einem Gewehr abschoss, damit er mich nicht mehr weiter belästigen konnte. Zumindest war ich gedanklich ein recht guter Schütze, was ich in der Realität bei den Schießbuden auf dem Jahrmarkt bis jetzt leider noch nie wirklich hatte unter Beweis stellen können. Aber das war eine andere Geschichte... „So, das war's.“, drang die glockenhelle Stimme der Blondine jetzt an meine Ohren und als ich verdutzt blinzelnd zu meinen Händen blickte, befand sich an jeder von ihnen ein weißes Verband, welche meine Finger auf beiden Seiten ziemlich in ihrer Beweglichkeit einschränkten. Während die beiden Frauen mich nun zufrieden lächelnd anblickten, schenkte ich ihnen nur ein missmutiges schiefes Grinsen. „Danke.“, sagte ich matt und die Beiden erhoben sich, verbeugten sich leicht und schlenderten schließlich angeregt plaudernd davon. Kurz darauf kam der zuvor ausgeblendete Schmerz wieder zurück und meine Wunden pochten unangenehm gegen die eng angelegten Verbände. Ich spürte auch die Hitze wieder, die mich schon zuvor fast um den Verstand gebracht hatte und gerade verdrehte ich die Augen angesichts der Tatsache, dass dieser Tag als einer der Schlimmsten in meinen Erinnerungen eingebrannt bleiben würde, da bemerkte ich aus den Augenwinkeln, wie Kai, Uruha, Aoi und Reita, der sich ein Wenig so bewegte, als könnte das Dach zu seinen Füßen jeden Augenblick nachgeben, auf mich zukamen. „Ich hab das abgeklärt. Du hast für heute Feierabend, aber morgen solltest du trotzdem zum nächsten Shooting auftauchen.“, erklärte Kai und sein Blick verriet mir, dass ihn das alles inzwischen ziemlich nervte. Uruha warf immer wieder prüfende Blicke zu Reita und seine leicht verzogenen Mundwinkel ließen darauf schließen, dass es mit seiner Engelsgeduld auch bald zu Ende sein würde, während Aoi als Einziger so wirkte, als könnte heute nichts mehr seine Laune trüben. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und ich begann mich dunkel zu fragen, ob sein Weg nach Hause gestern eventuell viel angenehmer als meiner verlaufen war. „Gut, dann fahre ich jetzt in die Freiheit.“, antwortete ich schließlich leicht lächelnd und auch Kai’s mahnender Blick brachte mich nicht dazu meine Aussage zu bereuen, denn schließlich wurde mir nun zumindest eine Last von den Schultern genommen. Nämlich die lästige Arbeit. Nur aus den Augenwinkeln bekam ich mit, dass die anderen Bands schwer im Stress waren und von A nach B wuselten, wobei so manches Gesicht gar nicht mehr so glücklich aussah, wie es zuvor vielleicht noch der Fall gewesen war. Das beste Beispiel dafür war Keiyuu, der ja eigentlich als ‚Sonnenscheinchen’ in der PSC galt und nun mit einem Gesicht wie 10 Tage Regenwetter herum lief. Oh ja, angesichts dieser offensichtlichen Tatsachen konnte ich wirklich froh sein, dass man mich nach Hause schickte. Vorsichtig schaffte ich es wieder auf die Beine zu kommen, wobei ich genau darauf achtete den linken Fuß nicht zu sehr zu belasten. Sobald ich von dem Dach runter war, würde ich mir die ätzenden Lederklamotten vom Leib reißen (so weit das mit den verbundenen Händen denn ging), meine lockere Jeans und das einfache T-Shirt wieder anziehen und dann nach Hause fahren ohne auf die Geschwindigkeitsvorgaben zu achten. „Uruha, ich glaub mir wird schlecht.“, hörte ich Reita unterdrückt jammern, als ich mich gerade zu der Wendeltreppe, die mich in die Freiheit führen würde, umgewandt hatte und ein resigniertes Seufzen von Uruha folgte unmittelbar auf diese Äußerung. „Ich gehe an euch Vollidioten noch mal irgendwann kaputt!“, beschwerte sich Kai und ich hob schweigend, aber ziemlich breit grinsend die Hand zum Abschied. „Bis morgen dann.“, meinte ich knapp und versuchte nicht ganz so auffällig davon zu humpeln, während die Anderen mich scheinbar schon vollkommen vergessen hatten und eine lautstarke Diskussion losbrach. Ein letztes Mal warf ich einen verdrießlichen Blick auf das Durcheinander hier auf dem Dach des Fabrikgebäudes und den kleinen Stich angesichts der Tatsache, dass Miyavi nicht unter all den Leuten war, ignorierte ich gekonnt, denn nur Sekunden später konnte ich wieder lächeln, da nun endlich deutlich angenehmere Klamotten und ein weiches Bett auf mich warteten. So schaffte ich es dann auch erstaunlich schnell zu der großen Wendeltreppe, die mich wieder nach unten ins Fabrikinnere führen würde. Gerade hatte ich nach dem Geländer gegriffen, als mich jemand aufhielt. „Ruki, kann ich dich noch was fragen?“ Leicht verwirrt wandte ich mich zu Aoi um, der mir anscheinend gefolgt war und mich nun leicht verlegen anblickte. Ich ließ das Geländer wieder los und hob eine Augenbraue. „Klar, schieß los. Aber bitte schnell, ich will aus diesen scheiß Klamotten raus.“ Der Gitarrist verdrehte leicht die Augen bei dieser Aussage und ich zuckte mit den Schultern. „Was denn?“, fragte ich mit unschuldigem Blick und Aoi hatte seine Augenbrauen weit nach oben gezogen, um mir deutlich zu machen, dass er auf diese Frage nicht antworten würde, da ich die Antwort sowieso kannte. Also seufzte ich nur resigniert und der Andere schwieg einen Moment. „Mal angenommen...“, begann er zögernd und ich wurde sofort hellhörig. Auf so einen Anfang konnte nur etwas spannendes folgen. „Mal angenommen du wirst von jemandem nach Hause gebracht und vor deiner Wohnung unterhaltet ihr euch noch kurz im Wagen. Eigentlich willst du dann aussteigen, aber die Person, die dich gebracht hat, hält dich plötzlich auf und küsst dich fast ins Koma, bevor sie dich mit knallrotem Kopf aus dem Auto wirft und davon fährt... Was würdest du tun?“ Ein Schweigen von ungefähr 5 Minuten trat ein, während ich meinen Gegenüber anstarrte, wie einen rosa Elefanten auf High-Heels. Dass Aoi sich dabei sichtlich unwohl fühlte und begann auf seiner Unterlippe herumzukauen, bekam ich nur am Rande mit. In meinem Kopf wiederholte sich diese absurde Geschichte bereits zum dritten Mal, als ich es endlich schaffte den Mund zu öffnen. „Kai hat dich gestern fast ins Koma geknutscht?!“, platzte es aus mir heraus und der Schwarzhaarige zuckte stark zusammen. „Pscht! Doch nicht so laut!“ Sein Blick huschte über das Dach, um sicherzugehen, dass Kai uns auch ja nicht von irgendwo belauschte, was mir ein leises Glucksen entlockte. „Das ist doch nicht komisch! Stell dir mal vor das hätte jemand mit dir gemacht!“, warf Aoi mir vorwurfsvoll entgegen und sofort erstarb mein Kichern im Kern. Unwillkürlich musste ich an das Erlebnis von voriger Nacht denken. Bilder schossen mir durch den Kopf. Was wäre nun gewesen, wenn Miyavi mich plötzlich gepackt und geküsst hätte? Im Gegensatz zu Aoi wäre ich wohl wirklich ins Koma gefallen. Allein die Vorstellung von den Lippen des Solisten auf meinen brachte mich dazu rot anzulaufen und die Gänsehaut auf meinen Armen und in meinem Nacken prickelte unangenehm unter den Lederklamotten. Verdammt, wieso stellte ich mir so etwas absurdes überhaupt vor? „Ruki?“, holte mich jetzt Aoi wieder in die Realität zurück und schnell verscheuchte ich all diese Bilder meiner Phantasie und dieses bescheuerte Gefühl aus meinem Kopf. „Sorry, ich hab's mir nur gerade wirklich vorgestellt.“, brabbelte ich gedankenlos als Antwort vor mich hin und der Gitarrist machte große Augen. „Wirklich? Und mit wem hast du dir das vorgestellt?“ „Ganz ehrlich, Aoi... Du bist ein guter Freund und ich hab dich sehr gern, aber das geht dich nun wirklich nichts an.“, zischte ich ihm bedrohlich entgegen und er lachte peinlich berührt. „Stimmt, du hast recht und eigentlich hab ich dich ja um Hilfe gefragt... Also jedenfalls habe ich bis jetzt kein Wort mit Kai gewechselt, seit er mich heute abgeholt hat und wir uns einen guten Morgen gewünscht haben. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.“ Eine meiner Augenbrauen wanderte skeptisch in die Höhe und ich verschränkte die Arme, worauf ich es schon sofort bereute, da meine Handflächen mir das augenblicklich mit ziemlichen Schmerzen quittierten. „Du weißt nicht, wie du dich verhalten sollst? Pack ihn dir nach dem Shooting, drück ihn gegen die nächste Wand und revanchier dich für gestern.“, sagte ich sachlich und zuckte mit den Schultern, als Aoi mich verdutzt anblinzelte. Nun gut, vielleicht war das doch ein Wenig drastisch und eigentlich ein komplett bescheuerter Rat, aber klar denken konnte ich mittlerweile sowieso nicht mehr. Zum Einen hatte die Hitze mein Gehirn weggeschmolzen und zum Anderen blockierte das Bild von einem mich küssenden Miyavi irgendwie jeden weiteren Zugang zu meinem Oberstübchen. Eigentlich wollte ich jetzt nur noch nach Hause. „Ähm... Nun, also... Danke für den Rat...“, murmelte Aoi jetzt ganz in Gedanken versunken und ich wollte noch etwas sagen, da drehte der Andere sich aber auch schon um. „Also gute Besserung, bis morgen.“ Der Gitarrist hob die Hand zum Abschied und eilte nun einfach wieder zum Set zurück ohne mich noch einmal zu Wort kommen zu lassen. „Na hoffentlich macht er's jetzt nicht wirklich...“, nuschelte ich leicht besorgt, wandte mich dann wieder der Treppe zu und begann diese vorsichtig hinunter zu steigen. Ehrlich gesagt hatte ich gerade absolut keine Lust mich weiter um Aoi und Kai zu kümmern und mir Gedanken darum zu machen, was mein hirnloser Rat nun bei dem Gitarristen ausgelöst haben mochte. Ich wollte nur noch nach Hause! Unten angekommen humpelte ich nun mit vor Schmerz verzogenem Gesicht den Weg zurück, den wir heute Morgen noch gegangen waren. Dabei hob ich das linke Hosenbein ein Wenig an und als meine Augen einen ziemlich blau angeschwollenen Fußknöchel erblickten, verdeckte ich diesen schnell wieder mit dem schwarzen Leder. Bei der provisorisch aufgebauten Maske am Hinterhof, schmiss ich mich erschöpft auf einen der Stühle und begann mich aus diesem bescheuerten Outfit zu schälen, was sich mit meinen verbundenen Händen doch ziemlich schwierig gestaltete, doch letzten Endes schaffte ich es dann in einer beachtlichen Zeit von 10 Minuten. Meine Tasche war schnell gegriffen, meine Jeans und das T-Shirt hervorgekramt und dann auch angezogen. Erleichtert raffte ich mich aus dem Stuhl wieder hoch, warf mir die Tasche über die Schulter und humpelte dann zufrieden und mit dem Gedanken an mein Bett zu meinem Wagen. Kopfschüttelnd registrierte ich das Bild eines mich küssenden Miyavis, welches immer noch in meinem Bewusstsein herum schwirrte und innerlich wies ich mich energisch zurecht, denn ich war ein Realist. Ja, ich war bisher noch nie auf die Idee gekommen auch nur an irgendwelche Sachen zu denken, die unrealistisch waren und mit 99%iger Wahrscheinlichkeit sowieso nie eintreffen würden. Wieso sollte ich also jetzt damit anfangen? Richtig... Weil es Miyavi gab. Kapitel 6: Too much time to think... ------------------------------------ Ich war schon lange zu Hause gewesen, hatte ein schönes Bad genommen, wobei ich versucht hatte meine Verbände nicht nass zu machen - was mir natürlich nicht gelungen war - und mir gerade bequeme Klamotten angezogen, während mein Knöchel sich immer wieder schmerzhaft bemerkbar machte, da klingelte es an meiner Tür. Es war kein normales Klingeln und Abwarten, dass jemand öffnete, nein. Es war ein Sturmklingel-Kommando vom feinsten. Genervt grummelnd humpelte ich aus dem Bad und in Richtung Haustür, wobei ich überlegte mir eine leisere Klingel anzuschaffen. Eine viel leisere. „Ja, ich komme ja schon!“, rief ich der Tür entgegen, doch den Sturmklingler schien das wenig zu interessieren, denn der machte einfach weiter. Ich stand kurz vor einem Hörsturz, als ich endlich die massive Holztür erreichte und diese wütend aufriss, soweit das mit meinen Verbänden überhaupt möglich war. „Himmel Herr Gott zur Hölle nochmal, was soll-“, weiter kam ich mit meinem Gefluche nicht, denn in dem Moment sprang mir ein heulendes Etwas in die Arme und riss mich zu Boden, wobei ich schmerzerfüllt aufstöhnte. Das würde jetzt auch noch einen blauen Fleck am Steißbein geben... „Das ist alles deine Schuld!“, jammerte das zerzauste, schwarzhaarige Wesen und klammerte sich an mich. Ich versuchte mich irgendwie aufzurichten und konnte die Tür gerade mit meinem gesunden Fuß zu schieben, als mich mein Besucher am Kragen packte und wütend anfunkelte. „Hast du gehört? Es ist deine Schuld!“ Ich blickte in die mit Tränen überfluteten Augen und seufzte tief. „Du hast es doch nicht ernsthaft getan, oder?“, fragte ich leise und mein Gegenüber verengte die Augen unheilverkündend. „Natürlich habe ich es getan!“, fauchte Aoi mich an und ließ mich schließlich los. Ich hatte schon ernsthaft Angst gehabt, dass er mich verprügeln würde. Doch er stand einfach auf und rauschte an mir vorbei in mein Wohnzimmer. Ich blickte ihm noch eine Weile verständnislos nach, ehe ich mich mit einem leisen Grummeln und einigem Schwanken wieder auf die Beine hievte. Mein Knöchel protestierte, doch ich folgte Aoi ohne zu humpeln ins Wohnzimmer, wo dieser es sich auch schon auf dem großen, schwarzen Ledersessel bequem gemacht hatte und mich sofort wütend ins Visier nahm, als ich den Raum betrat. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. „Willst du-“ „Nein, will ich nicht!“, brauste er dazwischen und ich ließ meine Hand sinken, die in Richtung Küche gezeigt hatte. Auch gut. Mit einem Seufzen ging ich zum Sofa und ließ mich in dieses sinken, was mein Knöchel mir dankte. Irgendwie hatte ich jetzt keine Nerven für dieses Drama. Es herrschte noch einen Moment eisiges Schweigen, während Aoi mich fokussierte, wie ein Jäger seine Beute, doch dann beschloss ich einfach mal anzufangen. Es war immerhin besser das ganze so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. „Hör zu... Du bist sauer, das versteh ich und es tut mir auch leid, ehrlich... Aber willst du mir nicht erstmal erzählen, was überhaupt genau vorgefallen ist?“ Die Augen des Schwarzhaarigen verengten sich zu Schlitzen und seine Schultern begannen leicht zu zittern. „Was ist denn so schief gelaufen?“, hakte ich vorsichtig nach und hoffte, dass er mich nicht gleich wieder anspringen würde. Ich konnte mir echt nicht vorstellen, was so schlimmes passiert sein konnte. Immerhin hatte Kai Aoi doch das letzte mal fast ins Koma geküsst, oder nicht? „Ich... hab getan, was du gesagt hast.“, begann mein Kollege langsam und seine Augen wurden direkt wieder ein wenig wässrig. „Als das Shooting vorbei war, sind wir zum Parkplatz gegangen und er hat mich weiter eisern angeschwiegen. Also hab ich's nicht mehr ausgehalten und ihn in die nächste Ecke gezogen... Erst lief es auch gut... Also er hat mitgemacht.“ Ich blinzelte ein paar mal. Das klang doch jetzt gar nicht so schlimm. Aoi ballte die Fäuste. „Doch nur für ca. eine Minute, dann hat er mich plötzlich weg geschubst und angestarrt als wäre ich irgendeine Erscheinung...“ Eine Träne hatte sich aus den Augenwinkeln einen Weg über seine Wange gebahnt. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen. „Und dann...?“, fragte ich vorsichtig nach. „'Was soll das!?'“, entfuhr es Aoi in erhöhter Lautstärke und ich wusste, dass er Kai gerade zitierte, auch wenn ich kurz zusammen gezuckt war. „'Hör auf damit! Ich bin doch nicht schwul!'“ „Autsch...“, murmelte ich leise und irgendwie wurde mir schlecht. Noch mehr Tränen begannen zu laufen, während der Gitarrist versuchte diese wegzuwischen. „Ich hab mich dann einfach umgedreht und bin weg gelaufen. Direkt hierher... Um dich zu verdreschen.“ Ich schluckte, doch Aois Worte klangen zwischen einem lauten Schluchzen nicht mehr wirklich bedrohlich. Ich seufzte und stand auf. „Ich bring dir ein Glas Wasser.“, sagte ich und er nickte nur leicht, während er weiter versuchte sich wieder zu beruhigen. In der Küche angekommen öffnete ich langsam den Schrank, doch anstatt mir ein Glas zu nehmen, starrte ich einfach nur unschlüssig vor mich hin. Mir tat Aoi leid und ich konnte Kais Verhalten auch nicht wirklich nachvollziehen. Immerhin war es doch offensichtlich, dass er auch etwas für den Schwarzhaarigen fühlte. Unwillkürlich dachte ich wieder an einen gewissen großen Sänger und mein Magen zog sich noch mehr zusammen. Es war sinnlos meine Gefühle weiterhin zu leugnen. Ich und mein verdammter Stolz. Immer stand er mir im Weg. Aber es war ja nicht nur das. Ich hatte auch Angst. Ja, ich hatte Angst! Wie würde Miyavi reagieren, wenn ich ihn plötzlich küssen würde? Gut, er würde vermutlich mitmachen. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Er würde sogar die Nacht mit mir verbringen und dann? Ich dachte an Shou und verzog das Gesicht. Mein Stolz würde mir verbieten den Schmerz zu zeigen, doch innerlich würde es mich zerfressen bis ich daran kaputt ging. Ich konnte mir das ganze Szenario einfach viel zu gut vorstellen und das war das Problem. Ich wusste wie Miyavi drauf war und trotzdem... Trotzdem liebte ich diesen Vollidioten. „Ruki!?“ Ich zuckte zusammen. Da hatte ich meinen Besuch doch glatt vergessen. Schnell schüttelte ich den Kopf, um wieder klar im Kopf zu werden und griff dann nach einem Glas. Aus dem Kühlschrank holte ich eine Flasche Wasser und machte mich mit beidem wieder auf den Weg ins Wohnzimmer. Unter den fragenden Blicken von Aoi machte ich mich daran ihm etwas Wasser einzugießen und reichte ihm das Glas schließlich. Die Wasserflasche stellte ich auf dem Glastisch ab und dann sank ich auch schon wieder in mein bequemes Sofa hinab. „Was hast du da so lange gemacht?“, wollte er direkt wissen und erst jetzt fiel mir auf, dass der Gitarrist sich inzwischen beruhigt hatte. Lediglich die leicht geröteten Augen ließen noch auf seinen kürzlichen Heulanfall schließen. „Nichts.“, schmetterte ich die Frage dann auch sofort ab und kam zum eigentlichen Thema zurück. „Was wirst du jetzt tun?“ Aoi blinzelte kurz und zuckte dann mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, ehrlich. Das war einfach so ein harter Schlag ins Gesicht, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.“ Er trank einen Schluck und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Morgen fahre ich jedenfalls wieder mit meinem Wagen.“ Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln. Im Gegensatz zu Reita hatte ich ihm nämlich nicht abgekauft, dass das Auto tatsächlich noch in der Werkstatt stand. „Mach das. Vielleicht solltest du Kai jetzt erstmal ein wenig Zeit geben.“ Aoi nickte langsam. „Aber aufgeben ist nicht, klar? Er empfindet eindeutig auch etwas für dich und muss sich das wohl zuerst selbst eingestehen.“, sagte ich und hoffte, dass es ihn wenigstens etwas aufmunterte und tatsächlich lächelte der Gitarrist leicht, ehe er das Glas abstellte und aufstand. „Gut, dann werd' ich wohl auch mal wieder... Sorry, dass ich dich so angemacht hab. Ich weiß, du meintest es nur gut.“ Ich stand ebenfalls auf und winkte ab. „Ach was. Mein Rat war einfach beschissen. Vermutlich hatte ich einfach schon einen leichten Sonnenstich.“ Aoi lachte leise. „Ja, wäre nicht auszuschließen.“, gab er noch neckend von sich, ehe er sich zum Gehen wandte. Ich wollte ihm schon folgen, um ihn zur Tür zu bringen, doch er warf mir noch einen forschenden Blick über die Schulter zu. „Lass mal. Du solltest deinen Fuß schonen.“ Mit großen Augen starrte ich dem Schwarzhaarigen hinterher, der erst das Wohnzimmer und dann auch mit einem letzten „Bis dann.“ die Wohnung verlassen hatte. Sofort ließ ich mich wieder auf das weiche Sofa fallen. War es doch so offensichtlich gewesen? Ich verzog das Gesicht und ein leises Grummeln schlich sich aus meiner Kehle. Verdammt... Es war inzwischen früher Abend und ich starrte gelangweilt auf meinen Flachbildfernseher gegenüber, während ich mich auf dem kühlen Leder ausgestreckt hatte und meine bandagierten Hände auf meinem Bauch lagen. Das unangenehme Pochen ließ mich einfach nicht zur Ruhe kommen, da half auch nicht die neueste Quiz-Show, die mit ihrer Abgedrehtheit so einiges übertraf, was ich bisher gesehen hatte. Und selbst wenn der Schmerz in meinen Händen nicht wäre, waren meine wirren Gedanken wohl nervenaufreibend genug, um auch den letzten Rest Entspannung zu vertreiben. Zuerst dachte ich darüber nach, wie sich Kai und Aoi morgen verhalten würden und wie ich helfen konnte, dass die Band und unsere Arbeit nicht darunter litt. Dann ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich mich fragte, ob Miyavi morgen wieder da sein würde. Ich war doch echt bescheuert. Kaum sah ich diesen Mistkerl nur einen Tag lang nicht und schon vermisste ich ihn wie ein verliebter Teenie! Okay, ich war vielleicht verliebt, aber schon lange kein Teenie mehr! Doch bevor ich diesen schwachsinnigen Gedanken weiter nachhängen konnte, holte mich mein vibrierendes Handy auf dem Couchtisch wieder zurück ins Hier und Jetzt. Meine Augen hefteten sich auf das Smartphone, welches schon wieder vollkommen ruhig da lag. War wohl nur eine Sms. Ich versuchte es mit einer Hand zu greifen und reckte mich ein wenig, wobei das Leder unter mir etwas knarzte. Doch durch das Verband entglitt es mir auch direkt wieder und fiel auf den Teppich. Knurrend richtete ich mich schließlich auf und angelte mit beiden Händen danach. Hey Rukilein! Würdest du mich morgen eventuell abholen und mit zum Shooting nehmen? Die Dreckskerle haben meinen Wagen immer noch und sonst wohnt keiner halbwegs in der Nähe. Du wärst echt meine Rettung!(>人<) Rukilein? Ich las die Zeilen nochmal und starrte dann auf den Absender, ehe ich den Atem anhielt und das Handy fast wieder fallen gelassen hätte. Es war doch nur eine verdammte Sms und schon schlug mir das Herz wieder bis zum Hals. Aber es war eine Sms von Miyavi... Oh Gott, nein! Ich musste mich zusammen reißen. So weit kam es jetzt noch, dass ich nur wegen einer Sms durchdrehte. Ich starrte noch eine Weile auf das Display und atmete tief durch. Okay, ganz ruhig. Das würde ich schon hinbekommen. Das tippen fiel mir wegen der Verbände sichtlich schwer, aber irgendwie würde das schon klappen. Was krieg ich dafür? Haha, so einfach würde ich es ihm nicht machen, bestimmt nicht! Sollte er sich ruhig etwas einfallen lassen, dieser... Einen Kuss? Mit einem dumpfen Aufprall landete das Handy wieder auf dem Teppich. Der Mund stand mir offen, während mir das Blut langsam aber sicher in den Kopf schoss. Was zum...? Dieser... Das Schlimme an der Sache war ja, dass er das auch noch ernst meinte! Der hielt sich echt für den geilsten Typen unter der Sonne und für mich war er das auch noch. Wenn ich schon daran dachte, wie er mich... Nein! Sofort hatte ich das Handy wieder in den Händen. Ein verlockendes Angebot, aber da musst du dir schon was besseres einfallen lassen. Guter Konter. Ich merkte gar nicht, dass ich inzwischen breit grinsend da saß und mein Handy erwartungsvoll anstarrte. Und es dauerte nicht mal eine Minute. Ich lad dich nach dem Shooting zum Essen ein! Mein Herz wollte sich jetzt gar nicht mehr beruhigen. Was sollte ich antworten? Es war nur ein Essen und er würde zahlen. Aber wir wären unter uns und ich wusste nicht, ob ich das aushalten würde. Verliebtsein war doch bescheuert... Na gut. Ich bin morgen um 9:00 Uhr da. Scheiße, jetzt hatte ich doch so schnell nachgegeben... Ich seufzte leise und dennoch grinste ich. Ja, ich freute mich ernsthaft auf morgen. Ich würde so viel Zeit mit Miyavi verbringen und allein bei dem Gedanken kribbelte es in der Magengegend. Ich war aufgeregt. Super! Danke, Rukilein! Du bist der Beste. Gute Nacht und bis Morgen. (•◡•) / Das Handy legte ich langsam auf den Couchtisch und starrte es noch eine Weile an, ehe ich mich zurück in das Sofa sinken ließ und meinem pochenden Herzen lauschte, was sich gerade einfach nicht beruhigen wollte. Ich hatte doch komplett den Verstand verloren. Ich freute mich wie ein kleines Kind, war aufgeregt und hatte dennoch Angst. Mein Blick heftete sich an die Decke und ich hoffte inständig, dass morgen nichts schief ging... Dass ich ruhig bleiben konnte und dass er nichts merken würde. Kapitel 7: Not funny -------------------- Als ich auf den Parkplatz vor Miyavis Wohnung fuhr und zum Stehen kam, seufzte ich leise auf. Ich war echt froh, dass ich mir den linken Knöchel verletzt hatte und nicht den rechten. Sonst wäre das Gasgeben und Bremsen jedes Mal mit einem unangenehmen Schmerz begleitet worden. Nach dem Aufstehen glich die Farbgebung einem dunklen Lila-Gelb-Ton und ich wusste, dass ich damit wohl noch länger zu tun haben würde. Die Verbände hatte ich abgenommen und die betroffenen Stellen an den Handflächen bedeckten nun große Pflaster. Es hatte sich genügend Schorf gebildet und da hielt ich Verbände nicht mehr für angebracht. Ich starrte in den Rückspiegel und mir damit direkt selbst in die Augen. Ich war nervös. Konnte man mir das ansehen? Ich verengte die Augen ein Wenig und nach einer knappen Minute entschied ich, dass ich mir keine Sorgen machen brauchte. Dieser Idiot würde doch sowieso nichts merken. 'Du bist verliebt.' Ich schnaubte. Nein, daran würde ich jetzt sicher nicht denken! Ich atmete einmal tief durch und beruhigte mich langsam. Jetzt fiel mir auf, dass sich jemand mit einem breiten Grinsen meinem Wagen näherte. Mein Herz setzte fast aus. Der große Sänger trug eine enge, schwarze Lederhose und ein weißes, ärmelloses Hemd. Seine Haare waren perfekt gestylt wie immer und seine Arme waren mit schwarzen und goldenen Lederbändern verschnürt. Die für seine Schlaksigkeit doch sehr gut definierten Muskeln konnten diese jedoch nicht verdecken. Oh Gott, konnte er dieses Outfit bitte auch beim Shooting tragen? Mein Mund war mit einem Mal staubtrocken und ich konnte nicht verhindern, dass ich starrte. Ich starrte Miyavi an, der mit großen Schritten immer näher kam. Meine Hände umklammerten das Lenkgrad und ich konnte von Glück reden, dass meine Wunden nicht wieder aufgingen. Plötzlich ging die Tür meines Wagens auf und ich zuckte leicht zusammen, als der Sänger sich auf den Beifahrersitz fallen ließ, woraufhin die Tür wieder zufiel. „Guten Morgen.“, begrüßte er mich lächelnd, doch dann wirkte er relativ verwirrt, als er mir ins Gesicht sah. „Rukilein, ist alles okay mit dir? Du bist ganz rot.“ „Halt die Klappe.“, murrte ich nur und ließ das Auto an, ehe ich mich daran machte den Parkplatz zu verlassen. Gut, so musste ich jetzt wenigstens auf die Straße schauen. „Und... guten Morgen.“, sagte ich dann noch und Miyavi lachte leise. Warum musste der Kerl auch so verdammt gut aussehen? Gerade in diesen Klamotten... „Danke, dass du mich mitnimmst.“, sagte er schließlich nach einem kurzen Schweigen und ich schlug den Weg zum Fabrikgelände ein. Das merkte offenbar auch mein Beifahrer, denn er räusperte sich kurz. „Falsche Richtung. Wir müssen zum Stadtrand.“ Ich sah ihn einen Moment verdutzt von der Seite her an. „Wieso das denn?“ „Weil wir bei der Fabrik fertig sind. Schon vergessen? Mit dem Shooting gestern war die Location abgeschlossen und es geht auf zur nächsten.“ Ach ja... Ich hatte fast vergessen, dass wir in dieser einen Woche die Locations öfter wechseln würden. Aber welche war jetzt nochmal dran? Ich runzelte leicht die Stirn. Stadtrand... Was war denn da? „Dort hat sich doch vor kurzem dieser neue, riesige Zirkus niedergelassen. Die stellen uns das Gelände für heute zur Verfügung.“, erklärte Miyavi jetzt als hätte er meine Gedanken erraten. Irgendwie ärgerte es mich, dass er so gut informiert war, obwohl er gestern nicht einmal beim Shooting gewesen war. „Weiß du, wo wir-“ „Ja...“, unterbrach ich ihn grummelnd und schlug direkt die richtige Richtung ein. Warum hatte Kai es nicht für nötig befunden mir gestern nochmal über die weitere Planung Bescheid zu geben? Na ja, vielleicht hatte er einfach andere Dinge im Kopf. Wie zum Beispiel Aoi... Ich seufzte leise. Wenn dieser Idiot neben mir nicht wäre, wäre ich heute sonst wohl als einziger wieder zur Fabrik gefahren. Plötzlich schob sich ein langer, schlanker Zeigefinger in mein Blickfeld und stupste gegen das Pflaster meiner linken Hand. „Was hast du denn da gemacht?“, vernahm ich dann die Frage, während der Finger kurz über den Rand des Pflasters strich. Ich hielt den Atem an und spürte die Gänsehaut gefolgt von einem leichten Kribbeln im Nacken. Mein Blick huschte zur Seite und traf auf die Augen des Sängers. Dieser sah mich neugierig an. Verdammt... Der Finger wurde zurück gezogen und meine Anspannung löste sich ein wenig. Schnell richtete ich den Blick wieder auf die Straße, bevor ich noch einen Unfall baute. „Bin gestern über ein Scheinwerferkabel gestolpert und hab mir die Handflächen aufgerissen.“, antwortete ich schlicht und versuchte mich innerlich wieder zu beruhigen. Diese unvorhersehbaren Aktionen von Miyavi brachten mich echt an den Rand der Verzweiflung, doch solange er mich nicht wieder dazu brachte eine Vollbremsung hinzulegen, war noch alles im grünen Bereich. „Irgendwie hätte ich das gerne gesehen.“, gluckste der Sänger neben mir und ich knurrte leise. „Das war überhaupt nicht lustig. Es tat saumäßig weh. Außerdem war es abnormal heiß und unsere gesamte Band war in schwarzes Leder gestopft worden! Da hätte ich dich gerne mal gesehen!“, moserte ich und warf ihm einen wütenden Blick zu, der wohl weniger wütend, sondern eher beleidigt aussah, denn wieder lachte Miyavi. „Schon gut, schon gut, ich bin still.“ „Und wo warst du überhaupt?“, stellte ich dann die Frage, die mich schon die ganze Zeit brennend interessiert hatte. Damit konnte ich zumindest auch von meinem Sturz ablenken. „Ich hatte ja kein Auto.“ „Hättest mich doch da schon fragen können, ob ich dich abhole.“ „Ne... Gestern war einfach ungünstig.“ „Weil?“ „Ist nicht wichtig.“ Wieder knurrte ich. Wie ich das hasste, wenn er das tat. Ich war neugierig, aber ich wusste, dass weiter nachfragen nichts bringen würde, also ließ ich das Thema sein und konzentrierte mich wieder auf die Straße. Fast hätte ich die rote Ampel übersehen und musste daher etwas stärker bremsen. „Sag mal, du bist doch so gut informiert. Welches Shooting steht denn heute an?“, fragte ich schließlich als die Ampel wieder auf Grün gesprungen war und bog ab. „Die Crossovers.“, antwortete Miyavi und ich konnte ihn aus den Augenwinkeln grinsen sehen. Ja, darauf freute der Sänger sich wohl am meisten. Schließlich würden bei diesem Shooting die Bands fleißig durchgemischt werden. Dann gab es kunterbunte Gruppen- und Doppelbilder und da es auf einem Zirkus-Gelände stattfinden würde, gab es sicherlich auch entsprechende Outfits. Irgendwie hatte ich ein wenig Angst davor in was für Klamotten sie mich stecken würden. „Das wird sicher lustig...“, murmelte mein Beifahrer und sein Grinsen wurde noch ein Stück breiter. Vermutlich plante er insgeheim schon wieder ein paar Sabotage-Aktionen. Ich seufzte leise und bog noch einmal ab, worauf wir auch schon das riesige Zirkuszelt sehen konnten, welches in seiner rotblauen Farbe ein paar kleinere Häuser überragte. Ich fuhr nur kurz darauf auf den riesigen Vorplatz, wo nicht mehr viele freie Parkplätze übrig waren und belegte direkt den nächst besten. Ich erkannte einige der Wagen hier auf den ersten Blick und wusste, dass auch Kai schon hier sein musste und wenn Aoi seine Ankündigung wirklich wahrgemacht haben sollte, dann war dieser mit Sicherheit nicht dabei. Nachdem ich den Motor abgestellt hatte und die Tür öffnen wollte, spürte ich jedoch eine große Hand, die mich am Arm packte. Ein kleiner Ruck ging durch meinen Körper, als ich ein kleines Stück in Richtung Beifahrersitz gezogen wurde. Überrascht wandte ich den Kopf zu dem Übeltäter um und starrte direkt in ein paar dunkle, wunderschöne Augen. Das war gar nicht gut... Mein Herz begann wild zu schlagen und es fühlte sich an, als stünde ich kurz vor einem Herzinfarkt. In meiner Magengegend kribbelte es penetrant, während die Hand an meinem Arm leichten Druck ausübte. Den Atem hatte ich angehalten und mir wurde warm, als das Augenpaar noch ein Stück näher kam. Miyavi blickte mir direkt in die Augen, während unsere Gesichter nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren. Ich war vollkommen unfähig mich zu rühren, während in meinem Inneren das absolute Gefühlschaos ausbrach. Was hatte er vor? „Bist du sicher, dass du keinen Kuss willst?“, hauchte er mir leise entgegen und ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. In mir setzte alles aus. Ich reagierte nicht, während die Temperatur im Wagen rasant anzusteigen schien. Ich schrie mich innerlich an, dass ich mich endlich rühren sollte, dass ich dieser Situation entkommen musste, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Seine Augen fixierten meine und ein Schauer nach dem anderen jagte mir den Rücken hinab. „Rukilein?“ Wieder sein Atem auf meinem Gesicht. Seine Augen blickten fragend und plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Wange. Wenn ich jetzt nichts tat, dann würde er... „Jetzt sag doch was. Du weißt, dass mir das nichts ausmachen würde... Oder?“ Das saß. Mit einem Mal war ich wieder ganz klar im Kopf und das wohlige Kribbeln verwandelte sich in ein unangenehmes Ziehen, als die Wut in mir aufstieg. Ich verengte die Augen unheilverkündend, während Miyavi mich irritiert anblinzelte. Mit Leichtigkeit riss ich mich von ihm los, öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen. Der Sänger tat es mir sofort gleich. Er schloss die Beifahrertür, während ich meine förmlich zuknallte. „Rukilein?“ „Nenn mich nicht so!“, entfuhr es mir und mit einem Aufleuchten der Scheinwerfer war der Wagen verriegelt. Ich sah ihn nicht an. Ich wollte ihn nicht ansehen. Mein Knöchel schmerzte höllisch, während ich schnellen Schrittes über den Platz ging, doch das war mir egal. Ich hörte, dass der Andere mir folgte und auch etwas sagte, doch die Worte wollten in meinem Verstand nicht ankommen. Natürlich wusste ich, dass es ihm nichts ausmachen würde. Es hatte ihm ja schließlich auch nichts ausgemacht mit dem armen Shou zu schlafen und ihn am Tag danach zutiefst zu verletzen! Wie konnte ich nur so naiv sein? Wie konnte ich so einen Kerl überhaupt lieben? Ich marschierte an den bunten Büdchen vorbei, wo man sich normalerweise die Eintrittskarten und Knabbereien kaufen konnte. Da ich sonst aber niemanden sah, mussten die Umkleidekabinen und die Maske hinter dem Zelt irgendwo sein. Immerhin war die Location deutlich kleiner als die Fabrik und da gab es nicht viele Möglichkeiten. „Ruki!“ Ich stoppte, als ich an der Schulter gepackt wurde und wandte mich nur widerwillig zu Miyavi um, der mich besorgt musterte. „Was?“, zischte ich ungehalten und er ließ mich los. „Es tut mir leid.“, nuschelte er und ich runzelte die Stirn. „Ich wollte dich nur ein wenig aufziehen.“ „Das hab ich gemerkt, aber du solltest eigentlich wissen, dass ich nicht auf solche Scherze stehe.“, antwortete ich und in meinem Innern zog sich alles zusammen. Es tat ihm wirklich leid, das konnte ich an seinem Blick erkennen. „Sorry, kommt nicht wieder vor. Aber bitte sei nicht mehr sauer auf mich.“ Es hatte sich ja wirklich nichts verändert. Meine Freundschaft war dem Sänger wohl immer noch so wichtig wie damals und das, obwohl wir inzwischen viel weniger miteinander zu tun hatten. Langsam flaute die Wut in mir ab und ich seufzte. Es war doch immer das gleiche mit ihm. „Schon gut.“, sagte ich und setzte mich dann wieder in Bewegung. „Wirklich?“ Miyavi befand sich jetzt neben mir und blickte mich unsicher an. Ich konnte nur nicken. Ich wollte das Thema beenden und nicht weiter darüber nachdenken. Das schien auch mein Begleiter zu merken, denn er bohrte nicht mehr nach. Schließlich wollten weder er noch ich, dass dies im Streit ausartete, da wir nur zu gut wussten, wie das enden würde. Schweigend liefen wir nun nebeneinander her und rechts um das ziemlich große Zirkuszelt herum. Es dauerte nicht lange und wir konnten geschäftiges Stimmenwirrwarr vernehmen. Als wir schließlich auf der Rückseite des Zeltes angekommen waren, erwartete uns ein ziemliches Chaos. Der Hinterhof war relativ klein. Daher gab es nur eine Maske und einen provisorisch errichteten Umkleideraum. Der Staff wuselte umher, kramte Kabel und Stative zusammen, während vier Visagistinnen in Rekordzeit einem Künstler nach dem Anderen Tonnen von Schminke ins Gesicht klatschten. Auf den ersten Blick konnte ich Nao und Saga erkennen, die gerade leiden mussten. Einige Klappstühle standen hier herum und unter den Angestellten stachen die einzelnen Paradiesvögel der PSC besonders hervor, sofern diese schon fertig umgezogen und gestylt waren. Jetzt marschierte einer der engagierten Photografen mit seinem Team an uns vorbei, vollgepackt mit Stativen und zwei Scheinwerfern, um die optimale Beleuchtung zu gewährleisten. Immerhin war es heute relativ bewölkt und auch etwas windig, aber nicht wirklich kalt. Gerade als ich mich begann nach Kai umzusehen, sah ich diesen auch schon auf mich zulaufen, während jemand von Miyavis Staff den Sänger ebenfalls entdeckt hatte und diesen wild zu sich winkte. „Miyavi-sama! Beeilung, Sie müssen sich umziehen!“ Ich konnte nur leise lachen, als der Größere neben mir genervt grummelte. „Ich muss dann mal...“, sagte er an mich gewandt und ich hob grinsend die Hand zum Abschied. „Bis später, Miyavi-sama.“, sagte ich neckend und fing mir noch einen tadelnden Blick des Sängers ein, der das Schmunzeln dabei aber nicht unterdrücken konnte und sich dann auch schon in die Gefangenschaft des Staffs begab. Während er sich entfernte, konnte ich deutlich aufatmen und mein Herzschlag beruhigte sich. Es war echt anstrengend so viel Zeit mit dem Sänger zu verbringen, wenn die Gefühle dabei Achterbahn fuhren. Jetzt kam auch Kai bei mir an, sah Miyavi nach und wandte sich dann mit fragendem Blick mir zu. „Frag nicht.“, sagte ich und er runzelte kurz die Stirn, doch zuckte dann mit den Schultern. „Wie du meinst. Wie geht’s dir?“ Sein Blick wanderte zu meinen Händen und ich zeigte ihm die Pflaster. „Alles gut. Tut fast gar nicht mehr weh und sollte je nach Pose auch nicht sonderlich auffallen.“, erklärte ich und Kai nickte, während er in seiner Hosentasche kramte. „Das ist gut.“ Er wirkte nicht wirklich ausgeschlafen. Die Visagistinnen hatten ihn noch nicht in den Fingern gehabt. Daher konnte ich die Augenringe nur zu gut sehen. „Alles okay bei dir?“, fragte ich besorgt nach und der Drummer hielt kurz inne, blickte mich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an und zog dann einen Zettel aus der Tasche, den er mir reichte. „Ja, alles okay. Wieso?“ Ich nahm den Zettel etwas irritiert an und fragte mich, ob Kai mich eigentlich veräppeln wollte. Es war offensichtlich, dass nicht alles okay war und trotzdem log er mich so dreist an? Ich seufzte. „Na schön. Und was ist das?“ Ich hielt den Zettel hoch. „Deine Shooting-Partner für heute. Falls du noch Fragen hast, wende dich bitte an den Staff. Ich müsste längst umgezogen und in der Maske sein.“, erklärte er mir und ich nickte. Wow, unser Leader war ja heute richtig gut drauf und alleine bei seinem Anblick mutierte man selbst zum Strahlemann... Er wandte sich in Richtung Umkleide um und ich biss mir auf die Unterlippe. Nein, du sagst jetzt nichts. Du... „Kai.“ Verdammt! Der Drummer blickte mich über die Schulter hinweg an. „Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber ich kann es nicht ertragen, wenn ihr beiden euch weiter so quält. Also überleg dir gut was du willst und rede dann mit Aoi.“ Der Ausdruck in seinen Augen verdunkelte sich und ich bereute sofort, dass ich das Thema angesprochen hatte. Doch schließlich seufzte Kai, schloss die Augen und nickte kaum merklich, ehe er sich endgültig von mir entfernte und zu den Umkleiden ging. Na gut, da hatte ich wohl nochmal Glück gehabt. Nun widmete ich mich gespannt dem Zettel in meiner Hand und faltete ihn auseinander. Darauf fand ich einen genauen Zeitplan für meine Shootings, wo genau auf dem Platz diese stattfanden und mit wem. Langsam las ich mir alles durch und... „Verdammte Scheiße...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)