Desteral Storys - Krieg auf Aira / Erzählungen von SunnyFlower (Zwischen den Zeilen....) ================================================================================ Kapitel 17: Traumfänger ----------------------- Sie sah dem prächtigen Farbenspiel inmitten der Nacht zu: Wie tausende kleiner Sterne erstrahlte das Feuerwerk für einen kurzen Moment den schwarzen Himmel, um kurz darauf zu erlischen und dann von neuen zu beginnen. „Du verpasst den Höhepunkt.“, sagte sie zu sich und sah dann durchs dunkle Zimmer, nur eine Kerze auf dem Tisch erhellte den Raum ein wenig. Neben der Kerze lagen ein Schmucktütchen und zwei Schlüssel, wovon einer noch nicht sein Schloss fand. Die junge Frau wackelte sanft mit ihren Katzenohren, ehe sie ihren Blick zum Bett schweifen ließ, wo ein junger Mann lag: Er schlief tief und fest. Tracy seufzte, aber mit einen Lächeln, denn irgendwie war der Gedanke warum er schlief einfach zu herrlich: „Du meintest doch, du verträgst nichts – Das sieht man!“ Unbemerkt schlug sie mit ihren Schweif in Takt, denn draußen spielte noch Musik; Das Fest ihret- und ihrer Gefährten wegen war noch im Gange, obwohl die Turmglocken schon zwei Uhr früh schlugen. Wieder sah Tracy gebannt in den Himmel, denn das Feuerwerk fand seinen Höhepunkt in einer gleißenden Explosion. Schnell kniff sie doch die Augen zu, mit einem lächelnden Huster. „Da hat sich mein Bruder was einfallen lassen – Es ist taghell!“ Doch schon darauf folgte wieder die Schwärze der Nacht, mit dem angenehmen Geruch von Schwarzpulver. Tracy lehnte sich an die Fensterrahmen, ragte ihren Kopf in die frische Luft: Von hier konnte sie alles sehen, die Stadt, das Fest, die Trümmer und das Blut. Schnell zog sie ihren Kopf zurück, presste ihm an die Wand des Zimmers: „Soa.“ Wie konnte sie ihm bei all dem Trubel vergessen? Sie neigte ihren Kopf und seufzte: Das war eine gutgemeinte Lüge, denn er war in ihren Gedanken, schon die ganze Zeit, und ließ sie nicht in Ruh. „Nun kann er seine Ruhe finden.“, waren die Worte ihres Gefährten gewesen, doch konnte sie es nicht. „Gehe ich deshalb nicht?!“, schoss es ihr durch den Kopf, doch verneinte sie es blitzschnell: Lyze und Soa waren grundverschieden: Er war ein ernstzunehmender junger Halbengel, Soa ein verträumter Hundejunge in der Pubertät. Vorsichtig stand sie auf, dabei die brennenden Augen reibend, und trat ans Bett. „Müssen wirklich ALLE Männer wie Engel aussehen, wenn sie schlafen?“, gab sie von sich, leicht mürrisch, doch dabei lächelnd, denn das friedliche Gesicht ihres Gefährten beruhigte sie ungemein: Sie brauchte sich wohl kaum um ihm Sorgen machen. Erneut schlug sie mit dem Schweif, ehe sie sich an den Hals fasste und spürte, wie nass er war. Sie sah daraufhin zu Lyze hinab und bemerkte, dass auch er schwitzte: Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. „Verdammt, warum ist es hier plötzlich so heiß?!“, fluchte sie halblaut und trat ans Fenster: Draußen begannen die Feierwütigen sich gegenseitig mit Getränken aller Art zu beschütten und sich die Kleider vom Leib zu reißen. Die junge Katzenfrau schluckte und drehte sich schlagartig um: Solche Szenen sah sie bei ihrer Arbeit als Sängerin eher selten. Sie spürte, dass ihr die Schamesröte ins Gesicht schoss und schüttelte heftig den Kopf. Dann tapste sie wieder zum Bett und beugte sich über ihren Gefährten: Was sollte sie tun? Es wurde binnen Minuten unangenehm heiß und sie befürchtete, er könnte sich zu Tode schwitzen, schließlich trug er immer noch sein Hemd und die Hose. Während sie nachdachte, krempelte sie ihr langes Outfit hoch, auch war es zu lang für solche Temperaturen. Sie sah zum Halbengel, ehe ihr eine zündende Idee kam: Vorsichtig beugte sie sich über ihm, sodass sie mit ihren Schnurrbarthaaren seine Wange hätte kitzeln können. Dann sagte sie „Lyze, komm schnell, Tarrence hat Lunaria!“ in einem Ton, den selbst das verschlafenste Faultierkind hätte wecken müssen, und einen Grinsen auf dem Lippen: Sie hatte sich insgeheim schon auf sein verdutztes Gesicht gefreut, doch glücklicherweise schlief der Halbengel ohne Reaktion weiter. Lächelnd setzte sich Tracy neben ihm und sagte; „Nun denn, mein lieber Freund, darf ich mir dein Hemd borgen?“ und spürte, dass ihr Herz einen kleinen Satz beim Wort „Freund“ machte. Es war verständlich, denn noch nie hatte sie selbst Freunde gehabt, schließlich kam ihre Familie an erster Stelle: So verbrachte sie die meiste Zeit mit ihren Brüdern und Schwestern und besuchte nie eine öffentliche Schule, sondern besaß schon einen Privatlehrer von Beginn an. In Erinnerungen einen Momentlang schweifend, schüttelte Tracy letztlich den Kopf: Auch wenn dieser schreckliche Krieg herrschte, so hatte sie doch durch ihm Freunde gefunden. Mit einen Lächeln sah sie in die Richtung, in der Fabrik ihres Bruders lag: Wie weit Ricci und Cliff sich wohl schon nahe waren? Sie musste kichern, denn Cliff war ein lieber Kerl und Ricci oft schrecklich naiv. Dann beugte sie sich zu Lyze hinunter und öffnete dem ersten Knopf seines Hemdes, ohne Scham, denn sie war schließlich zum Großteil mit Jungs groß geworden und Freunde waren füreinander da. Als der Turm schon 5 Uhr schlug, saß Tracy immer noch neben ihren Gefährten und sang. Dabei trug sie nur sein Hemd, denn für sie war es zu groß und so angenehm zu tragen. Immer wieder drückte sie einen Ärmel an ihre Wangen, denn je stiller es wurde, desto mehr hörte sie Soas Stimme in sich widerhallen. Er hatte seine Ruhe gefunden, doch konnte Tracy noch nicht akzeptieren, dass er fort war. Sie versuchte, klar und deutlich zu singen, doch konnte sie ein Schluchzen nicht vermeiden, was sie ärgerte, schließlich hatte sie Lyze es versprochen. Am Ende des Liedes sah sie zu ihren Gefährten, nur einen flüchtigen Moment, und flüsterte: „Ich werde nie wieder träumen…Ich…“ Erneut rieb sie ihren Ärmel an die Augen, ehe sie sich hin lag und sich ins Kissen kuschelte: „Ich werde nie wieder träumen und für dich singen, jede Nacht…Das verspreche ich dir, Soa.“ Anschließend ließ sie ihren Blick durchs dunkle Zimmere wanderten, immer und immer wieder, bis sie mit Tränenden Augen in einen tiefen schwarzen Schlaf fiel. Dabei merkte sie nicht, dass sie Lyze im Halbschlaf immer näher kam. Der sinkende Mond schien hell auf dem Tisch am Fenster: Der zweite Schlüssel wurde nicht mehr gebraucht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)