Desteral Storys - Krieg auf Aira / Erzählungen von SunnyFlower (Zwischen den Zeilen....) ================================================================================ Kapitel 19: Ein anderes Kapitel: Der Freudentag ----------------------------------------------- Es war ein herrlicher Herbsttag, getaucht im warmen Sonnenschein. Baumkronen, die sich zu färben begannen, wippten sanft im Takt des Windes. Wenige Blätter tanzten in der Luft, ehe sie zu Boden glitten - Manches verlor sich dabei in den kleinen Pfützen, die überall auf dem Weg lagen. Überall im Wald roch es nach reifen Früchten und Pilzen. An diesen schönen Tag waren auf einer kleinen Lichtung im Herzen des Waldes weiße Stühle aufgestellt. In ihrem Ganzen bildeten sie zwei Blöcke und mehrere Reihen. Auf einer kleinen Anhöhe stand der Dunkelmagier Furah und blickte auf jene beiden Stuhlreihen herab; Niemals wäre Furah mit seiner verrückten Art auf die Idee gekommen, die vielen Stühle zu zählen. Ebenso schenkte er den Personen, die auf den Stühlen saßen, keinerlei Beachtung. Dafür war er einfach viel zu nervös. Er erkannte ohnehin die meisten Gesichter nicht wieder; es waren einfach zu viele. Unbewusst begann er, seine Fingergelenke einzelnd einrasten zu lassen, sodass ein leises Knackgeräusch ertönte. Irgendetwas musste er tun. Sonst würde er wohl noch ganz und gar verrückt werden. Zwar mochte Furah es, im Mittelpunkt zu stehen. Doch schienen ihn die vielen Blicke regelrecht zu strafen. So, als würde er vor einen Richter stehen. Als würden die vielen Personen jene Jury sein, die sein Urteil verkündeten. Doch handelte es sich dabei um einen fröhlichen Anlass. „Alles okay?“, fragte eine ihn bekannte Stimme und Furah ließ von seinen Fingern ab. Ein leicht abschätziges Lächeln kam ihn über die Lippen: „Na klar- Ich bin die Ruhe selbst.“ Kurz griff er nach den langen Haaren, die sein linkes Auge verdeckten und zupfte an ihnen herum: Normalerweise verbergten sie, dass er auf diesen Auge blind war. Es war gewissermaßen ein Unfall in seiner Jugend gewesen, die ihn das Augenlicht nahm. Um nicht dauernd angestarrt werden, weil sein gesundes gelbliches Auge sich mit der Tiefe der Blindheit stich, hatte er seine Haare langwachsen lassen. Sie verdeckten nun nahezu seine gesamte linke Gesichtshälfte. Eigentlich gefiel Furah seine Frisur ganz gut. Er hatte sie schon seit Jahrzehnten. Doch in diesen Moment konnte er nicht anders, als an den Strähnen zu zupfen. In einen leicht herablassenden Ton sagte er: „Ich frage mich nur immer wieder, wieso ausgerechnet du die Zeremonie durchführst.“ „Ich kann auch gehen, wenn du willst-.“, der junge Mann neben ihn sah ihn ernst an: „Ich muss das hier nicht machen, wenn du mal wieder weglaufen willst.“ „Darf ich keinen Scherz machen?“, Furah zwinkerte ihn zu: „Wenigstens heute solltest du mir die Scherze gönnen, Lyze.“ Ein tiefes Seufzen entwich den blonden Halbengel, der eine dunkle Robe trug: „Du hast ja Recht.“ Daraufhin klopfte der Dunkelmagier ihn kurz auf die Schulter: „Na komm, ich weiß doch, sie hat es sich gewünscht, dass du den altmodischen Unsinn von dir gibst.“ „W-Was? Nein, nicht direkt-“, erwiderte Lyze, als plötzlich ein feines Violinenspiel einsetzte. Die Melodie war erfrischend und doch schien es Furah, als hätte er sie schon etliche Male gehört. Doch hatte er sie tatsächlich schon einmal gehört? Höchstwahrscheinlich hatte er sie nur öfters bei seinen Streifzügen aufgeschnappt, ohne je zu Ende gehört zu haben. Noch dazu konnte er mit Sicherheit sagen, dass diese Melodie noch nie für ihn erklungen war. Zwischen den zwei Stuhlblöcken erschien eine weibliche Person im weißen Kleid. Obwohl sie einen Schleier trug, der ihr Gesicht verdeckte, wusste Furah sofort, wer diese Person war. Natürlich wusste er es. Immerhin ging es an diesem Herbsttag nur um sie. Um sie und ihn, um genau zu sein. Doch viel mehr um sie. Um die Frau, an die er sein Herz verloren hatte. Der Arcaner spürte deutlich, dass ihn sein Herz immer mehr bis zum Hals schlug. Ein weiteres Seufzen entwich aus seiner Kehle – Er konnte es kaum noch erwarten, dass sie endlich bei ihn war. Zu seinem Unglück schritt die junge Frau allerdings sehr langsam auf ihn zu. Es gehörte zu diesen seltenen Augenblick einfach dazu. Furah versuchte, es positiv zu sehen: Schließlich würde sie dieses Kleid nur heute tragen. Nur heute konnte er ihre Schönheit darin betrachten. Sicher würde es nur wenige Minuten dauern, trotzallem schien es ihn wie eine Ewigkeit. Da die Gäste ihre Blicke ebenfalls auf die Dame im weißen Kleid gerichtet hatten, nutzte er den kurzen Moment und strich mit Magie seine Kleidung noch einmal glatt. Von Anzügen und Ähnlichen hielt Furah nicht besonders viel, waren sie doch viel zu eng und machten ihn steif. Deshalb trug er zu diesen feierlichen Anlass nur eine feine Hose sowie ein dunkles Hemd. Sicher sah er trotzalledem idiotisch darin aus. Er freute sich schon unheimlich, das butterweiche Gewand in einigen Stunden wieder loszuwerden und in seine violette Kluft schlüpfen zu dürfen. Doch heute, heute musste es sein. Es gehörte einfach dazu. Wieder führte sein Blick zu ihr. Das Kleid seiner Liebsten war ebenfalls recht schlicht gehalten. Zwar funkelten Pailetten in den verschiedensten Blumenformen an ihren ganzen Körper, bis zum Schirmrock hinab. Dennoch berührte es nicht einmal den Boden, und auf grazile Art und Weise betonte es ihren Körper, ohne eng anzuliegen. Auf ihren Kopf lag ein Kranz aus Mageriten, der den weißen Schleier hielt. Fast wirkte sie wie eine Elfe. Zumindest stellte sich Furah so Elfen vor, denn getroffen hatte er noch nie eine. Sie war eine Lichtgestalt, die selbst der Sonne an diesen Tag die Schau stahl. Es kam ihn komisch vor, doch er konnte von ihr einfach nicht absehen. Selbst dann nicht, als sie neben ihn stand und mit ihren rechten weißen Handschuh nach seiner Hand fasste. „Wir sind heute hier zusammengekommen, um...“, die Worte, die Lyze sprach, interessierten Furah nur herzlich wenig. Er hatte diese Worte schon irgendwann irgendwie irgendwo gehört. Es war doch stets dasselbe alte Gerede von Liebe. Am Ende zählten nur die Ringe als Beweis dafür, dass sie sich liebten. Die Ringe und natürlich der Kuss, den sie sich als Vermählte geben würden. An Lyzes Worte würde sich ohnehin niemand mehr erinnern. Es war nur ein unnötiges Detail, was dazugehörte – Wie lange hatte der Halbengel eigentlich noch vor, zu reden? Erzählte er etwa die ganze Weltgeschichte?! Furah wurde regelrecht ungeduldig, doch glücklicherweise sprach der Halbengel dann die Worte, die er unbedingt hören wollte: „...dann ist nun der Zeitpunkt gekommen, eure Liebe zu besiegeln.“ Mit einen kleinen, recht selbstsicheren Grinsen sah Furah zu ihr. Seiner Braut. Eine kleine Handbewegung und in seiner freien Hand erschien ein goldener Ring, in dem ein roher Smaragd eingefasst war. Manchmal war es verdammt praktisch, ein Magier zu sein. Er hob ihre Hand an und sah zu ihr: Durch den Schleier konnte er ein sanftes Lächeln erkennen. Vorsichtig schob er ihr den Ring über ihren Ringfinger und sagte halblaut: „Für die Frau....die meine Welt erhellt hat...“ Dabei wurde seine Stimme ungewollt immer leiser – Er wusste, jeder sollte es hören. Doch im Grunde seines Herzens wollte er, dass diese Worte allein ihr galten: „...als Beweis dafür, dass ihr mein Herz gehört.“ Sanft ließ er ihre Hand los und zögerte er einen kurzen Moment. Sollte er es tatsächlich wagen? Vor all diesen Personen, die er eigentlich garnicht kannte? Furah konnte sich vorstellen, dass sie sich darüber freuen würde. Immerhin war es ihr gemeinsamer Tag. Mit seiner linken Hand hob er ihren Schleier und sagte: „Tracy...Ich liebe dich.“ Dabei ging es ihn nicht um die „drei magischen Worte“, denn die hatte er schon öfters zu ihr gesagt. Besonders, wenn er betrunken gewesen war. Nein, es ging ihn vielmehr darum, dass er sie beim Vornamen genannt hatte. Sonst hatte Furah sie stets nur „Süße“ gerufen. Doch in diesen besonderen Moment wollte er eine Ausnahme machen. Jeder sollte den Namen der Frau erfahren, die geschafft hatte, ihn zu verändern. „Ich liebe dich auch, mein süßer Fu.“, erwiderte die Braut und warf sich im nächsten Moment ihn an den Hals, um ihn einen Kuss auf die Lippen zu geben. Die Personen, die hinter ihnen saßen, gaben Beifall und ein erfreutes Raunen von sich. Doch Furah spürte, dass etwas nicht stimmte – Tracy hatte ihn noch nie „Fu“ genannt. Es gab nur eine einzige Person auf der Welt, die das tat. Eine Frau, die sein Leben manchmal unerträglich machte. Die Frau, die nicht verstehen konnte, dass er ihre Gefühle niemals erwidern würde. Schnell stieß er die schöne Braut von sich und wich einige Schritte zurück: „C-Charlotte?!“ „Du kannst garnicht sagen, wie glücklich ich bin.“, in ihren grauen Augen leuchtete pure Freude: „Endlich bist du mein!“ „N-Nein, das ist nicht wahr- Das kann nicht sein!“, der Dunkelmagier deutete auf sie: „Du bist doch-!“ Doch gab die Braut nur ein Kichern von sich, dass mit einen leichten Kopfschütteln untermalt wurde: „Ach Fu...Ich weiß doch, du meintest es nicht böse.“ Mit sanften Schritten kam sie auf ihn zu und küsste für einen kurzen Moment den Ring an ihren Finger: „Wahre Liebe kann man nicht töten, das weisst du doch.“ „Ich liebe dich aber nicht!“, Furah hob seine Hand, um einen Zauber wahr werden zu lassen: „Du wolltest es nur nie glauben!“ „Das mag vielleicht sein, aber du kannst nicht trennen, was zusammen gehört- Wenn du tief in dein Herz blickst...“ „Dann sehe ich da ganz bestimmt nicht dich!“, keifte er ihr entgegen und Blitze rasten auf die schöne Braut zu. Er wollte, dass sie verschwand. So schnell, wie es nur ging. Diese Menschenfrau hatte sich seit ihrer ersten Begegnung in den Kopf gesetzt, sie seien ein Paar. Ständig hatte sie ihn verfolgt, wie eine geisteskranke Stalkerin. Mittlerweile wollte er sie nicht einmal mit einer Kneifzange anfassen. Wie er daran dachte, dass sie ihn tatsächlich geküsst hatte, wurde ihn kurz schwindelig. Sogar speiübel, doch riss er sich zusammen, und schüttelte nur kurz den Kopf. Furah wurde klar, dass seine Stalkerin jenen Ring trug, den eigentlich Tracy tragen sollte...Wo war Tracy eigentlich? Hatte Charlotte der jungen Katzenfrau etwa etwas angetan?! Die Magie, die um Charlotte schwirrte, schien sie überhaupt nicht zu stören. Obwohl Dunkelmagie dafür bekannt und gefürchtet war, dass sie alles, was damit in Kontakt kam, zerfrass. Niemand blieb von ihrer Wirkung verschont. Nicht einmal der Anwender selbst. Wie konnte es also sein, dass Charlotte nicht vor Schmerzen schrie? Trug sie etwa einen Talisman bei sich, der sie vor der Wirkung von dunkler Magie schützte? Seelenruhig erwiderte die falsche Braut: „Das Herz ist manchmal ziemlich blind.“ Sie ließ ihren Blumenstrauß aus Magariten zerfallen und eine goldene Sichel mit Verzierungen kam zum Vorschein: „Doch keine Sorge, wenn es erstmal vollkommen in meinen Besitz ist, wird es sehen, dass wir füreinander bestimmt sind.“ In einen feierlichen Ton sprach sie weiter: „Mein Geliebter Fu, hiermit gelobe ich, dich immer zu lieben – Sei es nun lebendig oder tot.“ Mit jeden ihrer weiteren Schritte wich Furah mehr zurück: „Vergiss es!“ Er wollte abermals einen Fluch auf sie losschicken, doch spürte er, wie plötzlich zwei große Gestalten ihn an den Armen packten. Sie rissen ihn auf seine Knie: „He- Was soll das?!“ Der Dunkelmagier versuchte, herauszufinden, wer sie waren, doch erkannte er nur Schemen in ihren Gesichtern. „Wir lassen nicht zu, dass du unserer Schwester wehtust.“ „Wie kam es nur dazu, dass sie sich in jemanden wie dich verliebte?“ „Jemanden wie dich hat sie nicht verdient.“ Die Stimmen der beiden Gestalten waren rau und vorwurfsvoll. Wie Messerstiche bohrten sich ihre Worte in die Brust des Dunkelmagiers und schienen ihn zu lähmen. Nur wenige Schritte von ihn entfernt stand Charlotte, mit einem sanften Lächeln: „Vergiss sie, Fu.“ „N...Nein...“, er schüttelte den Kopf: „I-ch-“ „Du hast dein Leben lang nur Schandtaten begannen.“ „Dir sollen wir unsere Schwester anvertrauen?“, wie die Stimmen der beiden Gestalten wieder ertönten, kniff Furah schmerzvoll die Augen zusammen. Sie nahmen ihn den Atem. So sehr, dass er das Gefühl hatte, er müsste ersticken. In seiner Verzweiflung rief er: „Lyze...Bitte hilf mir-!“ Doch wie er den Blick des Halbengels erwiderte, erschauderte er – In Lyzes beiden verschiedenen farbigen Augen konnte er nur reine Abscheu erkennen. In einem eiskalten Ton erwiderte er: „Sie ist meine beste Freundin...Ich habe nie verstanden, wieso sie sich ausgerechnet in dich verliebt hat.“ Dann wendete er sich von Furah ab und verließ die Anhöhe. „LY-ze! Lyze, komm zurück!“, der Arcaner schrie, doch zogen die Gestalten ihn im nächsten Moment nach oben, sodass er mit Charlotte auf Augenhöhe war. Sanft strich Charlotte ihn über die Wange: „Sshhh....Es wird alles gut...“ Ihr Blick hatte tatsächlich etwas Warmes und schien voller Liebe. Doch war es nicht die Liebe, die Furah wollte. „Wo...Wo ist Tracy...?“, er konnte nicht widerstehen, zu fragen. Obwohl er sich vor der Antwort mehr als fürchtete. „Das Katzenmädchen...? Sie ist nicht hier.“, Charlotte hob mit drei ihrer Finger sein Kinn an: „Keine Sorge, sie wird sicher eines Tages auch jemanden finden...Irgendjemanden.“, sanft drückte sie ihn einen Kuss auf die Stirn auf: „Jetzt ist es aber Zeit, dass du mir dein Herz gibst.“ Sie hob die goldene Sichel an und Furah begann, sich in den festen Griff zu winden: „N-Nein! Lasst mich los-!“ Doch schien der Griff unerbittlich. Er war nicht einmal in der Lage, Magie einzusetzen. Die Angst war zu groß, als dass er einen klaren Gedanken fassen konnte. Irgendeinen Gedanken fassen konnte. Je mehr er gegen die beiden Gestalten kämpfte, desto mehr schienen ihn seine Kräfte zu verlassen. Desto mehr stockte ihn der Atem. „Wir lassen nicht zu, dass du unserer Schwester dein Herz schenkst.“ „Sie hat etwas Besseres als dich verdient.“ „Du hast diese Frau verdient.“ Mit jeden Wort der Gestalten verlor Furah den Mut, zu handeln. Erschöpft ließ er den Kopf hängen; Was, wenn sie tatsächlich Recht hatten? Was, wenn er Tracy tatsächlich nicht verdient hatte? „Es wird nur kurz wehtun, das verspreche ich dir~“, flüsterte Charlotte in einen mehr als sanften Ton. Wie die Klinge ihrer Sichel auf seine Brust herabsauste, kniff Furah die Augen so fest zusammen, wie er nur konnte. „Du gehörst mir allein, Fu.“, ihre Worte hallten noch in der aufkommenden Dunkelheit wieder. Dennoch konnte Furah nicht aufhören, an Tracy zu denken; Die Frau, die er eigentlich sein Herz schenken wollte. War er tatsächlich nicht gut genug für sie gewesen? Wie ein Nebelschweif verschwamm das Bild von ihr immer mehr vor seinen inneren Auge... Furah riss die Augen auf und schreckte hoch: „Tra-cy-!“ In der nächsten Sekunde fasste er sich fast krampfhaft an die Brust: Sein Herz schlug so schnell, fast schien es ihn aus den Brustkorb zu springen. Sein ganzer Oberkörper schmerzte und seine Arme fühlten sich wie Blei an. Jeder seiner Atemzüge war hektisch, nur sehr langsam wurden sie regelmäßiger. Er war schweißgebadet, obwohl es Herbst war und die Nächte bereits kühler wurden. Sein langes, dunkelgrünliches Haar klebte förmlich an ihn und der Schweiß rann über seine Schläfen. Es war kein schönes Erwachen, und mit jeden Atemzug wurde es ihn immer mehr klar; Es war alles nur ein Traum gewesen. Ein mehr als skuriller Traum. Ein Alptraum. Dennoch starrte er noch eine ganze Weile durch das Zimmer. Ohne dabei wirklich etwas wahrzunehmen. Das Licht der Morgensonne schien schon vollkommen in den großen Raum. Daraus schlussfolgerte er langsam, dass es später Morgen war. Vielleicht sogar schon Mittagszeit. Er hatte viel länger als sonst geschlafen. Nach solch einen Traum überraschte es ihn ganz und gar nicht; nur selten hatte er Alpträume, doch dieser hatte ihn solch einen Schrecken eingejagt, dass seine Hände sogar noch leicht zitterten. Er führte sie sich an sein Gesicht und seufzte tief: Das war kein gutes Zeichen. Ein absolutes miserables Zeichen war das. Höchstwahrscheinlich strafte ihn sein Gewissen dafür, was er vor einiger Zeit getan hatte. Doch blieb ihn keine andere Wahl; er wusste weder ein noch aus. Zum Teil war es ja auch ein Unfall gewesen. Eigentlich wollte Furah Charlotte garnicht töten. Er wollte sie nur mit einen Fluch belegen. Einen harmlosen Fluch, der dafür sorgen sollte, dass sie eine unglaubliche Abneigung gegen ihn entwickelte. Damit sie ihn endlich in Ruhe ließ. Wer nicht hören konnte, musste eben fühlen. Doch noch viel wichtiger war es für Furah, dass sie Tracy in Ruhe ließ. Schließlich sah Charlotte in der jungen Katzenfrau eine ernstzunehmende Konkurrentin. Eine Konkurrentin in der Liebe um dem Dunkelmagier. Nicht nur einmal hatte Charlotte ihr gedroht - Zwar nie mit den Tod, doch hätte sie Tracy mit Sicherheit erpresst. Vielleicht hätte Charlotte sogar Gewalt angewendet, um ihr Ziel zu erreichen. Der Dunkelmagier hätte der Esoterikerin alles Mögliche zugetraut, selbst Dinge, die er sich lieber nicht vorstellen wollte. Furah wusste, er musste einfach etwas tun; sonst hätte Charlotte womöglich noch vollkommen den Verstand verloren und Tracy wirklich geschadet. Er hatte einen ganzen Tag an den Fluch gearbeitet, der sie ein für alle Mal aus seinen Leben fernhalten sollte. Dass eben dieser letztendlich dazu führte, dass die junge Frau vor seinen Augen zu Grunde ging, das hatte der Arcaner nie gewollt. Er wusste, dass seine Dunkelmagie unberechenbar war – Deshalb hatte er eigentlich einen recht harmlosen Fluch gewählt. Doch war er trotzalledem zu stark gewesen; Als sie Furah näher kam, ging sie in Flammen auf. Sie verbrannte bei lebendigen Leib, bis nichts mehr von ihr übrig blieb. Niemals hätte Furah gedacht, dass dieser Fluch eine solche Wirkung entfalten würde. Der Arcaner wischte sich den Schweiß aus den Gesicht und seufzte ein weiteres Mal. Auch wenn Charlotte ein unheimlicher Quälgeist gewesen war, so hätte er doch nie gewollt, dass sie auf solch quallvolle Weise endete. Es war wirklich nicht seine Absicht gewesen. Trotzdem, er wusste, nur die wenigsten würden ihn dies glauben - Deswegen verschwieg er es. Niemand sollte je über sein tödliches Missgeschick erfahren. Doch war es Furah von vornerein klar, dass er es eines Tages jemanden erzählen musste. Irgendwann musste er die Wahrheit erzählen, auch wenn sie unglaublich klang. Denn sonst, so fürchtete er, würde das nicht der einzige Alptraum bleiben. Wie er über diesen Traum nachdachte, konnte er nicht anders, als abschätzig zu lächeln: Hatte er da wirklich von seiner Hochzeit geträumt? Es war planke Ironie, denn eigentlich hielt er nicht besonders viel von der Ehe. Hochzeiten waren ihn ebenso ein Graus – Soviel Romantik an einen Tag hielt doch kein Mann aus. Wozu überhaupt heiraten? War es nicht Liebesbeweis genug, sich auch nach Jahren nicht einander an die Gurgel zu springen? Nein, so etwas wie eine Hochzeit oder die Ehe kam Furah nicht ins Leben. Der Dunkelmagier musste den Kopf schütteln, wie er versuchte, sich an seinen Liebesschwur zu erinnern. Er tat es nicht, doch waren es sicher kitschige Worte gewesen. Die Sache mit Charlotte musste sein Unterbewusstsein gehörig durcheinander gewirbelt haben. Hochzeiten, die waren definitiv nicht sein Fall. Eigentlich war er schon froh darüber, dass es überhaupt Frauen gab, die seine verdrehte Sichtweise verstanden. Es weibliche Wesen gab, die glücklich darüber waren, dass er an ihrer Seite war. Zugegebenerweise gab es nicht viele von ihnen, doch es war immer noch besser als nichts. Das viele Grübeln über seinen Alptraum hatte einen positiven Nebeneffekt - Langsam kam Furah zur Ruhe. Sein Herzschlag normalisierte sich und auch das Zittern seiner Hände hatte aufgehört. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und murmelte leise: „Dieses Bett ist auch viel zu weich...“ Obwohl der Arcaner die letzte Zeit seines Lebens auf Bäumen und Moosfeldern geschlafen hatte, so hatte er sich doch recht schnell daran gewöhnt, wieder in Betten zu schlafen. Das Bett, indem er nun lag, war sehr groß und mit den feinsten Stoffen bezogen. Es besaß eine Reihe weicher Federkissen, wobei eines davon nun feucht war und andere neben den Bett lagen. Furah musste sich in seinen Alptraum regelrecht gewälzt haben. Er nahm das feuchte Kissen in die Hand und drückte es ein paar Mal, als wolle er es aufschütteln: „Typisch Adel, verschwenderisch bis in die kleinste Ecke.“ Dann wanderte sein Blick zu der Person, die neben ihn lag. Die Person war der Grund dafür, dass er überhaupt in diesem Bett lag; Mit einen glücklichen Lächeln hatte Tracy eines der Federkissen regelrecht umarmt, und ihr Gesicht war zur Hälfte darin verschwunden. Ihr mittellanges schwarzes Haar war vollkommen durcheinander und die weißen Katzenohren sanft angelegt. Furah konnte sie leise atmen hören. [...] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)