Watching your Footsteps von -Krone- (Seung-Hyun X Ji-Yong) ================================================================================ Kapitel 8: Oh my Friend ----------------------- Young-Bae, Seung-Ri und Dae-Sung kamen mies gelaunt ins Apartment zurück. So hatte ihr Besuch nicht laufen sollen und Young-Bae war seit einer Stunde damit beschäftigt, Seung-Ri klar zu machen, dass jeder von ihnen nur gestresst war und ihr Streit nicht seine Schuld war. Wenn sie allein gewesen wären, hätte er ihn einfach geküsst, solang bis er jeden Gedanken aus seinem Kopf gelöscht hätte, aber das waren sie nicht. "Hyung, sollte ich vielleicht zu ihm gehen und mich entschuldigen?", fragte der Jüngste mit belegte Stimme und blickte zur Tür des Zimmers herüber. Da Seung-Hyuns Schuhe am Eingang standen, konnten sie davon ausgehen, dass er wirklich hier war. Young-Bae schüttelte den Kopf und streichelte ihm über den Rücken. "Ich denke, das ist keine gute Idee. Ich werde erstmal sehen, ob er sich wieder beruhigt hat, vorher lasse ich dich nicht in seine Nähe." Letzteres sagte er mit einem kleinen Zwinkern und trotzdem war es sein voller Ernst. Er gab es ungern zu, aber in diesem instabilen Zustand würde er ihrem Ältesten sogar zutrauen, handgreiflich zu werden. "Komm Seung-Ri, wir machen was zu Essen." Dae-Sung nahm den Jüngeren nun am Oberarm und zog ihn fort, da er noch immer nicht überzeugt schien und Young-Bae war ihm dankbar dafür. Nun konnte er sich endlich ganz in Ruhe Seung-Hyun widmen. Vorsichtig trat er in ihr Zimmer und schloss die Tür direkt hinter sich. Der Ältere saß auf seinem Bett, dem Fenster zugewandt. "Hyung, wir sind wieder zurück.", eröffnete er mit einer banalen Information. Für einen kurzen Moment lag Seung-Hyun eine sehr unnette Bemerkung auf den Lippen, aber er schluckte sie herunter und sagte lieber überhaupt nichts. Seit er vor einer halben Stunde zuhause angekommen war, hatte er mit angezogenen Beinen auf seinem Bett gesessen und die Wand gegenüber angestarrt. Er hatte sich beruhigt, aber seine Laune war nicht besser gworden. Young-Bae kam einige Schritte auf ihn zu. "Hör mal, wir müssen reden." "Ach was du nicht sagst!" Seine Stimme klang gepresst, so als müsste er sich eine ganze Menge verkneifen. Am liebsten hätte Young-Bae sich zu dem Älteren auf das Bett gesetzt, aber er hielt es in der momentanen Situation für angebrachter, in der Mitte des Raumes stehen zu bleiben. Nervös setzte er einige Male an, nach den richtigen Worten suchend. Und während er dies tat, fragte er sich, ob er Seung-Hyun erzählen sollte, was Ji-Yong ihm im Dämmerzustand noch eindringlichst aufgetragen hatte. Zu guter Letzt ließ er sich auf sein eigenes Bett fallen und entschied sich, einfach zu beginnen. "Im ersten Moment hab ich das Selbe gedacht, wie du. Ich fragte mich auch, warum sich Seung-Ri nicht mehr darum bemüht hat, dass Ji-Yong im Bett bleibt. Aber...du kennst Ji-Yong und du kennst Seung-Ri, du weißt wie sie zueinander stehen, genauso gut wie ich." Er bemerkte wie Seung-Hyuns Kopf sich unruhig bewegte, als wollte er ein Gegenargument bringen, aber letztlich schien er sich zu entscheiden, den Jüngeren noch etwas weiter sprechen zu lassen. "Es liegt nicht daran, dass wir uns um Ji-Yong nicht genauso viele Sorgen machen würden wie du. Manchmal wissen wir einfach nicht, wie wir uns verhalten sollen. Wir wollen so sehr darauf achten, dass dem anderen nichts zustößt, dass wir dabei ein bisschen blind für seine Gefühle werden. Ji-Yong wollte sich unter allen Umständen entschuldigen und er hat keinen anderen Weg gesehen als diesen und Seung-Ri hat nichts dagegen getan, weil er wusste, dass es ihm danach besser gehen würde." Young-Bae war sich nicht vollkommen sicher, aber die Haltung seines Freundes erschien ihm nicht mehr ganz so verkrampft. Vielleicht könnte er es wagen, ihm etwas näher zu kommen. Bedächtig erhob er sich von seinem Bett und ließ sich neben dem anderen nieder. Seung-Hyun rutschte nicht von ihm weg, dies nahm er als Zeichen der angehenden Versöhnung. Er sollte es ihm sagen. "Bevor... bevor wir gegangen sind, hat er meine Hand genommen. Der Griff war nicht fest, weil er fast schon wieder eingeschlafen war, aber wenn er wach und bei Kräften gewesen wäre, hätte er mir sicher die Finger zerquetscht. Er hat gesagt, dass ich dich so schnell wie möglich finden und in Sicherheit bringen soll. Selbst wenn du dich wehren solltest." Seung-Hyun hatte das Gefühl, es sei ein Messer, dass ihm diesen Stich versetzte, aber es waren nur die Worte Young-Baes. Nein, die Worte Ji-Yongs. "So eine verdammte Scheiße!!" Er vergrub den Kopf in seinen Armen und kämpfte gegen die bitteren Tränen an, die ihm die Kehle hinaufstiegen. Etwas in ihm, dass diesen ganzen Schlamassel verursacht hatte, war gebrochen, zersplittert und nun floss es aus ihm heraus. Verdammt ja, er hatte sich daneben benommen, viel mehr, er hatte große Scheiße gebaut und sich all seinen Freunden gegenüber wie der letzte Dreck verhalten und nun musste er irgendwie damit klarkommen. Er hob seinen Kopf erneut und versuchte zu grinsen. "Ich bin ein beschissener Freund, oder?" Es klang sehr bitter. Young-Bae legte ihm die Hand auf die Schultern.z "Niemand ist dir böse. Aber versuch in Zukunft, dich ein bisschen besser unter Kontrolle zu haben. Und du solltest dich vielleicht bei Seung-Ri entschuldigen, er hat sich große Vorwürfe gemacht." "Okay, ich... lass mich bitte noch einen Moment in Ruhe." Young-Bae nickte und verließ das Zimmer. Bevor er es betreten hatte, hatte er Angst gehabt, dass es wieder zu einem Streit kommen würde, nun fühlte er sich sehr beruhigt. Er betrat die Küche, in der Seung-Ri und Dae-Sung sich leise unterhaltend über einem Berg Gemüse standen, um dieses zu schälten und kleinzuschneiden. "Ich habe ihm ein wenig ins Gewissen geredet, es geht ihm wieder besser", berichtete Young-Bae und ließ sich seufzend auf einen der Küchenstühle sinken. Im Moment sehnte er sich nur nach einem ruhigen Tag. Oder auch nur eine ruhige Stunde. Einen Augenblick nur mit Seung-Ri, in dem er alles um sich herum vergessen konnte. Aber er hatte das dumpfe Gefühl, dass er damit in nächster Zeit nicht rechnen konnte. Resigniert griff er nach einer Paprika und begann sie in kleine Würfel zu schneiden. Nur kurze Zeit später vernahmen sie ein leises Hüsteln aus Richtung des Türrahmens. Es war Seung-Hyun, der ein wenig aussah wie ein begossener Pudel. "Ich glaube, ich muss mich bei euch entschuldigen..." Sein Blick war unruhig, als er dies sagte und er blieb weiterhin am selben Fleck, Abstand zwischen sich und seinen Freunden wahrend. "Ich war einfach total daneben. Besonders deinetwegen fühle ich mich mies, Seung-Ri. Ich hoffe, du kannst meine Entschuldigung annehmen." Es war, als käme Seung-Ri an seine Brust geflogen. Auf einmal stand er vor ihm und schlang seine Arme glücklich lächelnd um den Hals des Ältesten. Der Stein, der ihm vom Herzen genommen wurde, als Seung-Hyun sich derart ehrlich bei ihm entschuldigte, war riesig. So leicht wie er sich fühlte, war es einfach auf seinen Freund zuzurennen und ihn zu umarmen. Beinahe hatte er befürchtet, dass der Ältere ihn wirklich verachten würde, weil er Ji-Yong in eine gefährliche Situation gebracht hatte. Young-Bae und Dae-Sung warfen sich unterdessen vielsagende Blicke zu und lächelten, über diese herzerweichende Szene. Dann könnten sie ja endlich zur Ruhe kommen und etwas essen. "Ob Ji-Yong Hyung ohne uns klar kommt?", rutschte es Seung-Ri während ihrer Mahlzeit heraus, was ein Innehalten aller zur Folge hatte. Wie schon so oft an diesem Tag trat eine unbehagliche Stille zwischen sie. Seung-Hyun musste unweigerlich daran denken, dass nun niemand bei ihrem Leader war, der ihn aufwecken könnte, wenn er wieder Albträume hätte. "Ich denke er ist ohne uns erstmal besser dran. Wenn wir da sind, regt er sich viel zu schnell auf", versuchte Dae-Sung die Stimmung wieder ins Lot zu bringen. "Ja, da hast du wahrscheinlich recht", stimmte der Jüngere mit einem verunglückten Lächeln zu, doch eigentlich war es überhaupt nicht zum Lachen. Sie verbrachten den Rest des Tages größtenteils im Wohnzimmer. Keiner von ihnen hatte wirklich die Energie, etwas zu tun und doch wollten sie beisammen sein. Jedes Gespräch, das sich nicht um ihre Situation drehte, wirkte erzwungen gelassen und so endete es damit, dass sie den Fernseher sprechen ließen. Young-Bae war der Erste, der sich nach Stunden, wie es schien, erhob, wobei er über Seung-Ris Nacken streichelte. Daraufhin verschwand er auf sein Zimmer. Der Jüngere ließ sich noch einige Minuten Zeit, dann entschuldigte er sich ebenfalls und folgte seinem Freund. Als er ihn fand, saß dieser leise lächelnd auf seinem Bett und wartete. "Komm her." Seung-Ri lächelte sanft und trat auf den anderen zu, um sich dann vor das Bett sinken zu lassen und seinen Kopf in Young-Baes Schoß zu betten. Er spürte die sanfte Hand in seinem Nacken und genoss den ersten Moment der Nähe seit einer gefühlten Ewigkeit ausgiebig. Wäre er eine Katze gewesen, hätte er auf der Stelle zu schnurren begonnen. Als Young-Bae sich vorbeugte und einen zarten Kuss in das kurze Haar hauchte, hob der Jüngere den Kopf wieder, um seinem Freund in die Augen sehen zu können. Er lächelte breit und erwartete den Kuss, der ihm geschenkt wurde. Er war sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. "Und was machen wir, wenn einer von den anderen reinkommt?", kicherte Seung-Ri. "Dann reden wir ihnen ein, dass sie unter Wahnvorstellungen leiden!" Young-Bae lachte und schloss die Arme um den Jüngeren, um ihn aufs Bett zu ziehen, was dieser lachend mit sich machen ließ. Wie der Ältere es sich erhofft hatte, waren zumindest für diesen Moment alle Sorgen wie weggeblasen. Er ließ sich auf die Matratze sinken und zog den dünnen Körper Seung-Ris mit sich, dann küsste er ihn erneut, diesmal leidenschaftlicher. "Gott, wie habe ich das vermisst", flüsterte er, als sie sich kurz voneinander lösten, um nach Luft zu schnappen, dann zog er den anderen wieder an sich, rollte sich auf den Rücken. Als sie sich das erste Mal geküsst hatten, hatte keiner von ihnen etwas gesagt und auch in den wenigen Minuten, die sie in den letzten Tagen für sich gehabt hatten, hatte sie sich nicht getraut, die magischen drei Worte auszusprechen. Nun wo Seung-Ri hier lag, halb über Young-Bae gebeugt, seine Zunge spürend, seine Hände, seine Wärme, brannten sie in seier Kehle, aber er traute sich noch nicht. Er hatte Angst, er könnte alles kaputt machen und so ließ er sich einfach in die starken Arme Young-Baes fallen und hoffte, dass seine Gefühle ebenso stark erwidert würden. Wieder wurde er umgedreht. Young-Bae packte den Körper seines Freundes und drehte nun ihn auf den Rücken. Küsste erst seine verführerischen Lippen, dann seinen Hals, das Schlüsselbein, das keck unter dem großen T-Shirt hervorblitzte. Seung-Ris Atem ging ein wenig schneller. Er vergrub die Hände in den Haaren seines Freundes, krallte sich in sein Shirt, versuchte ihn mit Bewegungen seiner Beine dazu zu bringen, sich wieder nach oben zu bewegen, um seine wartenden Lippen zu liebkosen. Doch Young-Bae grinste nur still in sich hinein und rutschte noch weiter nach unten, schob seine Hand unter Seung-Ris Shirt, streichelte dessen Oberkörper und platzierte feuchte Küsse knapp über seinem Hosenbund. Ein leises Stöhnen war seine Belohnung. Diesmal kicherte der Jüngere nicht mehr. Er wollte es nicht mehr als Spiel sehen, was sie taten. Es war ihm ernst und so zogen Wellen der Erregung durch seine Glieder, welche ihm ein angenehmes Kribbeln auf der Haut bescherten. Young-Baes Küsse waren hinterhältig platziert und jeder Punkt, den er berührte, wurde glühend heiß. Seung-Ris Atem stockte, als der Ältere seine Zunge in seinen Bauchnabel stieß und ihn voller Verlangen auskostete. Dessen Hand war in dieser Zeit schon zu seinem Bein gerutscht. Er hob es an und legte es über seine Schulter. Allein die obszöne Pose ließ den Jüngeren erneut und lauter stöhnen, sodass er sich vor Schreck die Hände vor den Mund schlug. Die anderen durften sie nicht hören. "H-hyung", entkam es hastig seinem Mund, bevor er ein Keuchen ausstieß. "Bitte, sei nicht so gemein zu mir, sonst..." Doch Young-Bae ignorierte die schwachen Beschwerden und ließ seine Zähne in die weiche Haut am Bauch gleiten, um genüsslich daran zu saugen. Das gefiel ihm. Das ließ ihn alles vergessen. Und den Tönen nach zu urteilen, die Seung-Ri von sich gab, als er dessen T-Shirt noch höher schob und seine Zunge jetzt um die harte, kleine Brustwarze kreisen ließ, schien es diesem auch zu gefallen. Young-Bae dachte gar nicht daran, jetzt aufzuhören, dazu bereitete ihm das hier viel zu viel Vergnügen. "Ich... Hyung...", es war mehr ein Hauchen, unterbrochen von einem unterdrückten Laut der Entzückung, als der Ältere sanft in die Brustwarze biss, die er eben noch liebkost hatte. "Bitte... wenn jemand reinkommt..." Doch Seung-Ris Mund und der Rest seines Körper sprachen eine andere Sprache, denn er schlang die Beine fest um den Körper des anderen, drückte ihn an sich, hob seine Hüfte, um ihn noch näher an sich zu spüren. "Oh Gott...!", seufzte er und kam sich dabei erneut sehr obszön vor, doch dies alles war so gut, so richtig, dass er es um keinen Preis der Welt beenden wollte. Am liebsten hätte er sich dem anderen ganz hingegeben, doch das Bewusstsein, dass im Nebenzimmer zwei seiner Freunde saßen, die von alledem keinen blassen Schimmer hatten, war zu stark. Dieser Gedanke war auch der einzige, der Young-Bae davon abhielt, dem Jüngeren sämtliche Kleidung vom Leid zu reißen und ihn zu verwöhnen, bis er nicht mehr sehen noch stehen konnte. So begnügte er sich damit, Seung-Ri wenigstens ein bisschen die Sorgen der letzten Tage vergessen zu lassen. Er schlang sanft die Arme um den Oberkörper des anderen und zog ihn eng an sich, um erneut seine süßen Lippen zu kosten. Erleichtert ließ dieser sich gegen den Älteren fallen und atmete in tiefen Zügen dessen Geruch ein. Sein wild schlagendes Herz beruhigte sich langsam und er musste fast grinsen. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und sie hätten ein Problem gehabt. Dabei drängte sie die Vorstellung in seinen Geist, wie sie sich beide still und heimlich in ein Stundenhotel einschlichen, um ungestört zu sein. Er lachte leise. "Was ist so lustig?" "N-nichts.", stammelte der Jüngere und blickte Young-Bae mit hochrotem Gesicht an. Wieder durfte er dessen streichelnde Hände spüren und sich in der Berührung verlieren. Er konnte wirklich an nichts anderes denken als an diesen Mann. "Hyung, ich würde so gern heute Nacht mit dir zusammen sein...", sprach er in traurig sehnsüchtigem Tonfall seine Gedanken aus. Und Young-Baes Seufzen zeigte ihm, dass es wirklich nicht möglich wäre. "Ich verspreche dir, dass ich dich bald, wenn alles sich gebessert hat, an einen schönen Ort einladen werde. Und dort werden nur wir beide sein." "Was für ein Ort denn?" "Das ist ein Geheimnis." Lächelnd tippte er dem Jüngeren auf die Nase und verwickelte ihn erneut in einen Kuss. Jemand strich ihm durch die Haare, er spürte es ganz deutlich. Die Berührung war sanft und vertraut. Die Finger gingen vorsichtig und langsam vor, arbeiteten sich tiefer, bis sie sogar über seine Wangen streichelten. Sie schienen das, was sie taten zu genießen. Und Ji-Yong, er genoss es ebenfalls. Er konnte sich noch daran erinnern, dass er nach dem Mittag müde geworden war. In der Hoffnung, dass die anderen heute wieder in heiterer Laune zu ihm kommen - dass Seung-Hyun zu ihm kommen würde - war er eingedöst. Seine Hoffnung schien erfüllt worden zu sein. Selig seufzte er auf und begann seine Augen zu öffnen. Kurzzeitig lag ein Schatten über ihm, doch noch bevor er völlig erwacht war und klar sehen konnte, verschwand die streichelnde Hand und er vernahm Schritte, die sich entfernten, zu letzt das Geräusch der Tür, welche ins Schloss fiel. Verwirrt rieb er sich den Schlaf aus den Augen und blinzelte ins helle Tageslicht. Niemand befand sich im Raum, aber er wusste genau, dass jemand bei ihm gewesen war. Und dieser jemand schien kurze Zeit später wieder zu ihm zurück zu kommen. Seung-Hyun kam ihn besuchen. Ji-Yong setzte sich sogleich auf, als er ihn sah. Er konnte sich bereits besser bewegen als am Vortag. Wie vorhergesagt, hatte der Arzt ihm die Halskrause schon am gestrigen Abend abgenommen. Der Ältere wagte sich nicht, näher heranzutreten und Ji-Yong verstand warum. "Ich wollte dir nicht weh tun", gab er leise von sich, um seinem Freund zu zeigen, dass er ihm gegenüber keine Wut mehr verspürte. "Das alles... tut mir leid...", sagte Seung-Hyun, wobei es ihm schwer fiel, seinem Gegenüber in die Augen zu sehen. "Du hast das Richtige getan, als du mich rausgeschmissen hast. Ich war echt ziemlich dumm. Ich habe auch mit Young-Bae geredet und mich bei Seung-Ri entschuldigt. Und... und bei dir wollte ich mich auch entschuldigen." Er war sehr froh, als Ji-Yong ihm die Hand entgegenstreckte und fühlte ein freudiges Kribbeln von der seinen aus den Arm hochwandern, als er sie ergriff. Er trat wieder nah an das Bett heran und versuchte, den Freund in die Arme zu schließen. Als dieser keine Anstalten machte, zu protestieren, Drückte er ihn sanft an sich. Endlich war dieser dumme Streit vergessen. "Ich werde mich in Zukunft am Riemen reißen", versprach er und ließ sich neben Ji-Yong sinken. "Warum bist du eigentlich eben so schnell wieder abgehauen, hast du Angst vor meiner fürchterlichen Rache gehabt?", fragte der Juengere lachend und legte den Kopf auf die Schulter seines Freundes. Da er jedoch keine Antwort erhielt, hob er diesen wieder und blickte in ein verständnisloses Gesicht. "Wie meinst du das?" "Du... du warst doch gerade schonmal hier, oder nicht?" Seine Augen weiteten sich in unguter Vorahnung. "Ich hab doch genau gespürt, dass jemand bei mir war, als ich aufgewacht bin. Ich dachte, du wärst das gewesen..." Seine Stimme hatte leicht zu zittern begonnen und auch Seung-Hyun hatte Angst vor dem, was er sagen musste. "Ji-Yonga... ich bin gerade erst gekommen...!" "W-wirklich?" Der Ältere drückte ihn ein Stück von sich und sah ihm fest in die Augen. Ji-Yong war noch sehr durcheinander, er war eben erst erwacht, vielleicht... "Bist du dir sicher, dass es kein Traum war?" "Ja, ich bin sicher. Da war eine Hand in meinen Haaren und ich hab jemanden atmen hören und Schritte. D-du warst es nicht?" Seung-Hyuns Augen blickten toternst. Er schüttelte entgeistert den Kopf und vernahm, wie zusehens Unruhe in den Jüngeren einkehrte. Dieser hob seine Hand unsicher und legte sie an seine Stirn. Er bemühte sich, Ruhe zu bewahren. In den letzten Tagen war viel passiert, er hatte eine Gehirnerschütterung erlitten, er hatte Albträume. Es könnte auch eine Halluzination gewesen sein. Vergebens versuchte Ji-Yong sich selbst von dieser These zu überzeugen, bis ihm der kleine zusammengefaltete Zettel auffiel, der in seinem Schoß lag. Mit bebenen Händen nahm er ihn an sich und entfaltete ihn. Eigentlich wollte er nicht lesen, was dort stand. Er fürchtete sich davor, doch etwas trieb ihn dazu. 'Obwohl du wusstest, dass wir uns noch nicht treffen dürfen, hast du mich gesucht. Ich verstehe , dass du dich nach mir verzehrst, aber du hast gegen die Regeln verstoßen. Deshalb musste ich dich bestrafen. Ich hoffe, dass du es verstanden hast und ab jetzt brav sein wirst. Schone dich für mich, bis ich wieder zu dir komme, mein Engel.' Mit einem Mal schien das Papier in seinen Händen glühend heiß zu werden. Er schleuderte es von sich, sodass es zu Boden fiel. Mit angstverzerrtem Gesicht wandte er sich seinem Freund zu. "Er war hier." Flüsterte er heiser. Er war hier gewesen und er hatte ihn berührt, hatte ihn gestreichelt. Ein grauenerregender Schauer ging durch seinen Körper. "Das kann doch alles nicht wahr sein!" Seung-Hyuns Stimme klang, als würde dieser am liebsten rüde Flüche durch in den Raum brüllen. Und so war es auch, aber er hielt sich zurück. Das würde die Situation auch nicht verbessern. Stattdessen öffnete er die Arme, um Ji-Yong aufzufangen. Dieser erwiederte die Umarmung, wirkte aber unerwartet gefasst. "Irgendwie kommen wir damit schon klar" Und in diesem Moment war es mehr Wut als Angst die aus ihm sprach. Ji-Yong kuschelte sich eng an den anderen. "Das ist doch alles nicht yu fassen. Ich will, dass es aufhört! Was habe ich bloß getan, dass ich soetwas verdient habe?" Seung-Hyun wusste keine Antwort, wie konnte er auch. Es war nicht Ji-Yongs Schuld, dass dieser Verrückte hinter ihm her war. Er trug keine Verantwortung für die Situation, genausowenig wie der Baum vor dem Fenster es tat. Vielleicht war er nur einmal zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Aber sie mussten endlich wissen, wer der Mensch war, der ihr Leben derart durcheinander brachte, der alles kaputt machte, was sie jemals gehabt hatten. Sie mussten es wissen, bevor noch etwas viel Schlimmeres passierte. Seung-Hyun malte sich die grauenvollsten Horrorvisionen in seinem Kopf aus. Er wollte es nicht zulassen und wollte kein Wort darüber verlieren, aber in seinen Gedanken zogen sich dicke, schwarze Wolken zusammen. Doch im Moment genoss er den schmalen Körper in seinen Armen und war sehr froh, dass Ji-Yong den erneuten Angriff so gut zu verkraften schien. "Wenn du es willst, werde ich sofort dem Entertainment Bescheid geben, damit sie auch hier Security anfordern. Das Krankenhaus scheint ja keinen besonders großen Wert auf die Sicherheit seiner Patienten zu legen. Ich versteh sowieso nicht, warum sie das noch nicht gemacht haben. Sie können ja nicht automatisch davon ausgehen, dass es im Krankenhaus sicherer ist, als bei uns im Appartementhaus." Seung-Hyun streichelte sanft über den Rücken seines Freundes. Sein Blick fiel auf den zerknüllten Zettel am Boden und wieder spürte er, wie die Funken der Wut sich entzündeten und seine Seele malträtierten. Wie konnte dieser Perverse es wagen, so in ihr Leben einzugreifen?! "Ja, du hast recht. Ich glaube, das wäre sicherer." Für einen Moment wusste der Ältere nicht, wovon Ji-Yong sprach, die Wut hatte ihn zu sehr eingenommen, doch dann fiel es ihm wieder ein. "Wenn du denkst, dass ich duch kurz alleine lassen kann, würde ich sofort anrufen. Ansonsten kommen die anderen in ungefähr einer halben Stunde und ich kann warten, bis sie da sind." "Ich weiß, es ist wichtig... aber ich hätte dich gerne noch ein wenig bei mir..." Ji-Yong kuschelte sich an Seung-Hyuns Brust und ließ sich die beruhigenden Streicheleinheiten gefallen. Dieser nickte. Er würde gerne noch eine Weile hier sitzen und die Nähe genießen, auch wenn sie unter unerfreulichen Umständen zustande gekommen war. Gut, dass Seung-Hyun hier war. Gut, dass sein Freund bei ihm war, ging es dem Jüngeren wieder und wieder durch den Kopf. Wenn er völlig allein gewesen wäre, hätte die Gefahr bestanden, dass die Panik wieder von ihm Besitz ergriff. Aber darüber musste er sich keine Sorgen mehr machen. Während er in der Umarmung verweilte und den Schutz spürte, welchen sie ihm gab, verdrängte er jeden Gedanken an die fremde Person, die bei ihm gewesen war, als er schlief. Es würde ihnen nicht weiterhelfen, wenn er wieder einen Rückfall erlitt. Er wollte dies nicht. Nicht für sich und nicht für seine Freunde. Ihre Freunde, die, wie Seung-Hyun es angekündigt hatte, eine halbe Stunde später zu ihnen stießen und auf den ersten Blick erkennen konnten, dass sie sich wieder vertragen hatten. Aber lang konnte sich niemand darüber freuen. Dae-Sung entdeckte den Zettel auf dem Boden, das Auge darauf und Ji-Yong berichtete erneut. "Ich werde unseren Manager anrufen. Es ist nicht zu fassen, dass dieser Verrückte sich hier so leicht reinschleichen konnte." Beinahe wäre Young-Bae noch ein 'was er alles hätte anstellen können' herausgerutscht, aber er schluckte den Satz wieder herunter. Ji-Yong selbst schien sich diese Frage bereits gestellt zu haben und es wäre nicht hilfreich, über Dinge zu sprechen, die nicht passiert waren. "Ich werde mich beim Personal beschweren gehen." Dae-Sung erhob sich nun ebenfalls von seinem Stuhl und folgte dem Älteren zur Tür hinaus. Ji-Yong kam sich etwas nutzlos vor. Natürlich, was sollte er tun? Und doch, als die anderen die Situation sofort in ihre Hände nahmen, hatte er das Gefühl, keinerlei Verantwortung mehr zu tragen. Seung-Hyun schien seine Gedanken erraten zu können, denn er streichelte ihm beschwichtigend durch das Haar. Lächelte ihn aufmunternd an, auch wenn ihm nicht danach zu mute war. "Wir machen das schon und du wirst gesund." "...ja..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)