Blutmond von Deikith (Kaname/Zero) ================================================================================ Kapitel 3: Wie im Rausch ------------------------ Vielen Dank für die lieben Kommentare :) Ich freue mich sehr, dass euch die Story so gut gefällt! Wie im Rausch Deutlich stand das Unverständnis in den hellen Augen des Jüngeren, als er wieder und wieder mit seinem Blick von Kanames Gesicht zu dessen Hals hin und her wanderte. Was war der Plan, den dieser… den der Vampir verfolgte. Mit Erstaunen stellte Zero fest, dass ihm im Moment sogar der Elan fehlte, sich verächtliche Bezeichnungen für den Älteren einfallen zu lassen. Er verstand nicht, welchen Zweck Kaname mit seinen Taten und Worten in diesem Augenblick verfolgte. Gab es überhaupt einen? Oder war das Einzige, was er hier verfolgte, ein krankes Spiel, welches er zu gewinnen drohte, spürte Zero doch sehr deutlich, wie das Brennen in seiner Kehle immer deutlicher wurde. Diese Omnipräsenz machte es aber auch immer schwieriger, die Hitze unter Kanames Haut zu ignorieren. Oh, wie deutlich konnte er den Fluss des Blutes darunter spüren. Das Gefühl war so deutlich, dass er den Puls des Älteren direkt an seinen Fingern spüren konnte und es schien, als würde sich sein eigener Puls diesem anpassen. „Hör auf damit.“ Wieder erschrak der Jüngere. Seine Stimme. Er konnte seine Stimme nur deswegen als die Eigene identifizieren, da sie offensichtlich seiner Kehle entstammte, alles andere hätte ihn wohl nicht verraten. Wie fremd diese Worte in seinen Ohren doch klangen. „Warum? Wieso sollte ich aufhören, wenn du es doch bist, der seine Existenz verleugnet und den das Verlangen augenscheinlich quält, Zero?“, wisperte nun Kaname an seinem Ohr. Verdammt! Was wollte Kuran? Was hatte er denn getan, dass er solch eine Behandlung auch nur im Ansatz verdient hatte? Er verstand nicht, was der Hausvorstand daraus gewann, ihn so zu quälen. Nichts hatte er getan, was dies auch nur in Ansätzen entschuldigen konnte. Aber vielleicht war es auch nur das, was er genau ob dieser verhassten Existenz verdient hatte. Er hasste sich doch selbst, wie sollten andere ihn dann wertschätzen? Ein gequältes Keuchen verließ seine Kehle, die mit jeder Sekunde mehr und mehr zu brennen schien und die ihn mehr und mehr als das verriet, was er war – ein Monster. Unruhig wanderten seine Augen nun wieder zu Kanames Kehle. Es wäre so einfach, seine Zähne in die makellose, fast weiße Haut zu graben und das Blut, welches er deutlich spüren – ja fast schon schmecken – konnte, seine Kehle hinabfließen zu lassen. Für einen Moment fragte Zero sich ernsthaft, wie das Blut dieses Reinblüters schmecken musste. War es etwas besonderes, solches Blut kosten zu dürfen und sollte er Kanames Darbietung gar als eine Art Hochachtung werten? Nun war es ein Wimmern, welches das einzige Geräusch im sonst menschenleeren Park war. „Ich bin kein Monster, welches sich am Blut anderer befriedigt! Ich bin nicht wie du!“ An dieser Aussage gab es nichts, was man als falsch hätte deklarieren können. Definitiv war Zero nicht wie Kaname, auch wenn man sie auf den ersten Blick wohl beide als Vampire klassifizieren würde. Jedoch könnte der Unterschied zwischen ihnen nicht größer sein. Während Kaname geboren war, als höchste Klasse der Vampire, ein Reinblüter, welcher einer namenhaften Familie entsprang, war Zero als Mensch auf diese Welt gekommen und erst durch ein tragisches Schicksal, welches vier Jahre zurücklag, zu einem Wesen geworden, das er am allermeisten verachtete. Welch‘ Ironie sich manchmal auf der Bühne des Lebens ereignete. „Oh, das weiß ich sehr wohl, Kiryuu“, meinte Kaname leise, während er mit einer beinahe zärtlich anmutenden Handbewegung eine Strähne hinter Zeros Ohr strich. „Aber ich sehe mich selbst auch nicht als Monster. Meine Existenz ist nichts, was ich mir so ausgesucht habe. Trotzdem töte ich nicht wahllos, wie diese Wesen, die du so sehr verachtest. Langsam solltest du anfangen, eine Grenze zwischen den Gestalten zu ziehen, die es auf dieser Erde gibt.“ Obwohl ihm bewusst war, dass Kanames Worte der Wahrheit entsprachen, zeigte Zeros Blick nur reine Ablehnung. Kaname wirkte dagegen fast ein wenig enttäuscht. Wieso sperrte der Silberhaarige sich so sehr gegen diese augenscheinlichen Wahrheiten? Es war nicht so, dass Kaname nicht verstehen konnte, wieso Zero Vampire verabscheute. Auf der anderen Seite musste er doch selbst erkennen, dass es wie auch bei Menschen immer Unterschiede gab; alle über einen Kamm zu scheren war falsch und konnte letztlich gar fatal sein. „Ich will das nicht hören. Schon gar nicht von dir, Kuran!“, fauchte Zero ihn da auch direkt an. „Du magst vielleicht ein besserer Vampir sein, aber letztlich bist du eben nur ein widerlicher Blutsauger. Ich habe keine Lust mehr, meine Zeit mit dir zu verschwenden!“ Die Situation war sicherlich keine, die sonderlich humorvoll war, trotzdem kam Kaname nicht umhin, ein leichtes Lächeln über seine Lippen schleichen zu lassen. „Du möchtest also mit diesem Verlangen, welches durch deinen Körper strömt, einfach zurückgehen… Und was machst du dann? Wirst du ihm nachgeben und dich wieder am Blut eines unschuldigen Mädchens laben? Oh, glaube mir, dass ich weiß, an wem du deinen Durst stillst.“ Seine Finger tanzten sachte über Zeros Hals. Er konnte deutlich das Blut darunter rauschen spüren. Ja, Zero hatte dieses Verlangen und es würde nicht mehr lange dauern, bis er es würde stillen müssen. „Gib nach, Kiryuu. Es ist doch nichts Schlimmes…“ Doch auch wenn die Worte so leicht über Kanames Lippen kamen und den Jüngeren scheinbar einlullen wollten, wusste Zero immer noch, dass es eben doch etwas Schlimmes war. Würde er dem Drang nachgeben, wäre er nicht im Geringsten besser als diese Wesen, die er hasste. Und er hasste Kaname fast mehr, als die anderen. Weil er Recht hatte… Jedes Wort, was diese sinnlichen Lippen verließ, entsprach auf gewisse Art und Weise der Wahrheit und genau diese Tatsache machte es für den Silberhaarigen noch qualvoller. Wieso konnte dieser Kerl jegliche Gedanken seinerseits so gut verstehen, wieso blieb ihm keine Regung verborgen? Erst jetzt, mit einer unglaublichen Verzögerung wurde ihm klar, dass er seine Finger wohl bereits seit geraumer Zeit, vielleicht sogar seit Beginn dieses zweideutigen Gespräches über das Verlangen nach Blut, in den Stoff von Kanames Ärmel gekrallt hatte; so fest, dass es fast weh tat. Aber was, wenn er sich nun löste? Würde dann der letzte Halt fehlen und ihn fallen lassen? Würde er ins Trudeln geraten und sich plötzlich in einem Strom niemals endenden Verlangens wiederfinden? Zero kniff die Augen zusammen, um die nun wieder allgegenwärtige Präsenz von Kaname - und damit auch dessen Blutes, welches er nun wieder so unglaublich deutlich wahrnehmen konnte – zu verdrängen. Vergeblich. Im Inneren hatte er den Kampf doch längst verloren. //Wieso wehrst du dich so? Zubeißen und für einen Moment das genießen, was du bekommst… Was ist daran falsch?// Diese falsche Stimme, die den Kampf in seinem Inneren repräsentierte, wurde immer lauter. Gott, wie er diese Streitgespräche doch hasste! In seinen eigenen Zwiegesprächen realisierte er plötzlich die Nähe noch viel mehr. Ihm wurde klar, dass Kaname ihn näher an sich zog, enger an dessen Körper, der warm war… Erstaunlicherweise. Aber wieso auch nicht? Hatte er etwa diese dummen Kindermärchen über eiskalte Vampire geglaubt? Fast hätte er gelacht, wäre er dazu noch im Stande gewesen. Zero spürte, wie sanfte Finger über sein Gesicht strichen und langsam sein Kinn anhoben, gleichzeitig traf ihn der Geruch von Blut, den er nun umso deutlicher wahrnehmen konnte, beinahe wie ein Schlag. „Nein“, hauchte er. Doch diese Form der Gegenwehr war bereits in ihren Grundzügen zum Scheitern verurteilt. Die Hand, die sich weiterhin in Kanames Kleidung krallte zitterte leicht. „Stille dein Verlangen… Danach wird es dir besser gehen.“ Oh, wie Recht Kaname damit hatte – erneut – aber er wollte das nicht. Nicht auf diese Weise… nicht von… ihm… Sanft strich der Dunkelhaarige durch Zeros Haar und ließ seine Hand an dessen Hinterkopf verweilen, hatte er dadurch schließlich auch die Möglichkeit, diesen näher bei sich zu halten und ihn gleichzeitig daran zu hindern, sich zu lösen. Auf der anderen Seite glaubte Kaname nicht, dass Zero überhaupt noch Anstalten machen würde, sich zu entfernen. Er spürte bereits, wie der schlanke Körper in seinen Armen immer mehr nachgab. Doch ihm war auch klar, dass es nicht Zeros Art war, einfach nur seinem Drang nachzugeben. Er musste kämpfen… und letztendlich würde er den Kampf doch verlieren. Das war sein Schicksal… Für einen kurzen Moment durchlief Zero der Gedanken, dass es angenehm war, so gehalten zu werden, wäre es nicht die Person, die er derartig verachtete, welche jenes warme, angenehme Gefühl in ihm auslöste. Wieder war da Wut, die in ihm aufkeimte. Wieso brachte dieser verdammte Blutsauger - dieses Monster - nur immer alles aus den Fugen? Der Silberhaarige kniff die Augen zusammen und versuchte noch einen kleinen Augenblick lang die Gefühle zu kontrollieren, welche immer stärker wurden, letztlich verlor er aber. Ein Umstand den er sicherlich später, wenn er wieder zu Verstand gekommen wäre, bereuen würde; jetzt konnte er sich jedoch keine Gedanken darüber machen. Fast wie von selbst näherte er sich nun dem Älteren und legte seine Lippen an den Hals. Ein Keuchen entkam seiner Kehle, als er das Blut dermaßen deutlich wahrnehmen konnte. Wie sollte er nun widerstehen können, wo das, wonach es ihn so verlangte, so nahe war? Irgendwo weit im hintersten Teil seines Bewusstseins spürte er, wie Kanames Griff fester wurde, aber es spielte für ihn in keinster Weise eine Rolle, denn seine Konzentration war nun gänzlich auf etwas anderes gerichtet. Blut. Das Blut eines Reinblüters. Zero konnte – und wollte vielleicht auch gar nicht mehr – widerstehen. Seine Zunge glitt fast ein wenig hektisch über die warme Haut. Darunter konnte er die Venen ausmachen, die das, wonach es ihn so verlangte, durch den schlanken Körper des dunkelhaarigen Vampirs transportierten. Der Biss war kurz und das leichte Zusammenzucken des Älteren nahm Zero kaum war. Es war nicht sehr angenehm, gebissen zu werden, selbst für einen Vampir nicht, er aber war nicht in der Lage, sich darüber tiefergehende Gedanken zu machen. In diesem Augenblick hatte die Seite an ihm überhand gewonnen, die es nach dem reinen Blut dürstete. Kaum das die warme Flüssigkeit seine Lippen benetzte, fühlte er sich befriedigt, doch natürlich war das nicht ausreichend, um ihn wirklich zufrieden zu stellen. Zero griff nun seinerseits in Kanames Haare, um ja verhindern zu können, dass der Ältere sich am Ende noch losriss und ihn hier zurückließ; ein Umstand, den er dem Braunhaarigen durchaus zutraute. Hitze breitete sich in ihm aus, als das Blut seine Kehle hinab lief. Allein das Gefühl gab ihm eine innere Ruhe zurück, die er vermisst hatte. Vielleicht war es das, was diesen Blutdurst ausmachte und möglicherweise war es eine Erklärung dafür, warum es diese Wesen nach Blut dürstete. Kaname ließ ihn gewähren. Sollte Zero dazu übergehen, sich zu sehr an seinem Blut zu berauschen, würde er ihn aufhalten, doch noch war es im Bereich des Annehmbaren. Das Gefühl der spitzen Zähne in seiner Haut war nicht unbedingt angenehm, eher war es ähnlich wie Nadeln, die sich leicht in die Haut bohrten, aber er hielt still. Obwohl es seltsam anmuten mochte, war es ein seltsam gutes Gefühl, den Jüngeren zu halten. Vielleicht lag das einfach in ihrer Verbundenheit, die trotz ihrer eigentlichen Verschiedenheit nun mal da war. Zwar war Zero kein geborener Vampir, aber letztlich war er eben einer. Möglicherweise verband sie dieser Umstand auf eine gewisse Art und Weise… Und dann war es vorbei. Zero hatte selbst gemerkt, dass es nun besser war, sich zu lösen, da er sonst vielleicht etwas Schlechtes anrichten könnte. Keuchend hielt er den Kopf gesenkt. Ja, es tat gut und er stellte fest, dass das Blut eines Reinblüters wirklich eine andere Wirkung hatte. „Geht es dir besser?“, fragte Kaname nach einem Moment leise. Noch immer hatte er den Jüngeren nicht losgelassen, denn wenngleich er nun auch gestärkt war, musste er das alles noch auf sich wirken lassen. „Ich hasse dich“, murmelte Zero, den Blick weiterhinauf den Boden gerichtet. „Du weißt, wie sehr ich es verabscheue, ein Wesen zu sein, wie du und trotzdem zwingst du mich dazu! Ich verstehe nicht, was Yuki an dir findet. Du bist schrecklich.“ Ohne etwas zu sagen entschied Kaname sich dafür, dass er es durchaus riskieren konnte, den Jüngeren nun loszulassen. „Siehst du das so?“, fragte er ruhig. „Nun Zero, du wirst schon bald zu mir kommen“, hauchte er ihm dann noch ins Ohr, nachdem er sich kurz zu dem Silberhaarigen gebeugt hatte. Ehe Zero über die Worte nachdenken konnte, hatte der Ältere sich wieder entfernt und schritt in der Dunkelheit davon. Das Pochen an seinem Hals hatte nachgelassen, aber das Gefühl, den Jüngeren so nahe bei sich zu spüren, würde so schnell nicht verschwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)