Valentin's Day von NexMen (Aus Trauer wird Liebe) ================================================================================ Kapitel 2: Neue Bekanntschaft ----------------------------- Ryan schien die Rose so fest zu drücken, dass es ein Wunder war, dass diese noch nicht ihre Blüten verloren hatte. Der Schmerz in seiner Hand durch die Dornen merkte er sogar weniger, als den in seinem Herzen. Es erdrückte ihn fast schon und er konnte keine seiner Tränen zurück halten. In diesem Moment war er ein gebrochener Mann, wie ihn kaum jemand kannte. Ryan hörte sein eigenes Schluchzen in der Kälte des Februars. Doch als er sich langsam zu beruhigen schien, nahm er noch ein anderes Geräusch wahr. Der knirschende Schnee unter den Füßen einer sich nähernden Person. Doch er konnte trotz allem nicht einfach so tun, als wäre er ein starker Mann, der nie eine Träne vergießen würde. Doch er riss sich etwas zusammen und blickte auf die Person, die nun neben ihm zum stehen kam. Ryan lag immer noch frierend auf den Knien, doch es störte ihn nicht. Auch nicht, als er vor Schreck in das Gesicht seines Gegenüber warf. Das konnte nicht sein … „Entschuldigen Sie, aber wissen Sie zufällig, wo hier ein paar Blumenvasen stehen?“, fragte eine zarte Stimme, die Ryan so vertraut vor kam. „Dort hinten, bei den Gießkannen“, antwortete Ryan leicht stockend und wies mit dem Finger an eine recht brüchige Mauer. Dort hingen mehrere Gießkannen aus Plastik und Metall und in einem Regal an der Seite standen verschneite Vasen. „Vielen Dank!“ Die junge Dame vor Ryan schaute ihn fröhlich an, wie es zuvor nur einen Menschen gegeben hatte, der ihm so herzerwärmend ein Lächeln schenken konnte. Sie war ihr so ähnlich ... Ryan merkte, wie das plötzliche Glück wieder zu verschwinden schien, nachdem sie sich umgedreht hatte. Als hätte sie ihm nur durch ihre Anwesenheit Wärme geschenkt, die sie wieder mit sich nahm, als sie ging. Was war das nur? Er konnte sich nicht erinnern, sie je vorher einmal gesehen zu haben. Ob sie öfters hierher ging? Ryan schaute ihr wie hypnotisiert hinterher und langsam merkte er seine kalten Knie im Schnee liegen. Er drehte sich wieder zum Grab hin und nach langem legte er die Rose nieder auf das kleine, mit weißen Flocken bedeckte, Beet vor dem Grabstein. Als er seine Hand öffnete, sah er die kleinen aufgestochenen Stellen, die die Dornen der Rose zurück gelassen hatten. Doch selbst das Blut beunruhigte ihn nicht. Vielleicht war es ein Zeichen. Der Schmerz seiner Hand würde vergehen, vielleicht ja auch der Schmerz in seinem Herzen, wenn er nur auf die richtige Person treffen würde. Und es wäre doch möglich, dass er dieser Person gerade begegnet war. Doch er wusste es nicht wirklich. Ryan erhob sich nach langer Zeit in der Kälte und spürte immer noch den Schmerz in seiner Hand, der jedoch langsam zu verschwimmen schien. Er holte ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und tupfte sanft das wenige Blut von seiner Hand, in der er die Rose bis vor wenigen Augenblicken noch hielt. Es brannte ein wenig, doch nicht so stark, wie Ryan vorher gedacht hätte. Langsam und in Gedanken versunken, ließ er das Taschentuch wieder in seine Tasche gleiten und blickte auf den weißen Schnee zu seinen Füßen, der an einigen Stellen zu funkeln schien wie Edelsteine. Was machte er noch hier? Trauer würde ihm seine Liebe auch nicht mehr zurück bringen. Und nur deswegen entschied sich Ryan auch endlich, den Friedhof wieder zu verlassen. Sein Blick hebte sich nun, damit er nur noch den Ausgang im Blick haben konnte. Er würde wiederkommen, dass war sicher, aber trotz all dem Schmerz musste das Leben doch weiter gehen. Und er würde sein Leben weiter leben. Irgendwie. Gerade war Ryan dabei, mit den Gedanken ganz woanders, das kleine Tor hinter sich zu verschließen, bevor er mehr oder minder davon abgehalten wurde. „Entschuldigung, ich will auch noch raus“, sagte wieder diese zarte Stimme, die Ryan immer noch nicht aus dem Kopf gehen konnte. „Oh, Verzeihung. Ich war wohl gerade nicht wirklich anwesend“, belächelte er ihre Aussage leicht. Wer war nur diese Frau? „Schon gut. Ist ja nicht ihre Schuld“, entgegnete sie auf Ryans Aussage wie selbstverständlich. Sie hatte so etwas anziehendes an sich, wie man es kaum richtig zu beschreiben glaubte. „Bitte, nach Ihnen!“, gab sich Ryan sehr höflich und wies sie galant an, den Friedhof verlassen zu können während er das Tor noch mit den Händen fest hielt. „Vielen Dank!“, kam es wieder wie engelsgleiche Harfenklänge aus ihrem Mund. Sie erinnerte Ryan an jemanden, und er wusste sogar an wen. An seine geliebte Sheera. Doch das konnte einfach nicht wahr sein. Das wäre, selbst für einen Traum, viel zu schön gewesen. „Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte diese Frau, die ihm so bekannt schien und doch so fremd, erneut mit ihrer warmen Stimme. „Was? Ja, sicherlich. Entschuldigung!“ Ryan hatte gar nicht mehr bemerkt, dass er wieder in Gedanken versunken war und alles um sich herum vergessen hatte. „Sie wirken irgendwie etwas abwesend.“ Die sanfte Stimme streichelte sein Herz, wie es zuvor nur seine Sheera je hatte tun können. „Tut mit Leid, aber ich bin heute wirklich etwas abgelenkt von meinen Gedanken“, lächelte Ryan mit gesenktem Kopf, damit sie es nicht zu schnell sehen konnte. Ryan schloss das kleine Tor, nachdem die Frau zu ihm nach draußen gekommen war. Immer wieder dachte er an Sheera, und immer wieder schien es, als sei sie zu ihm zurück gekommen. „Auf Wiedersehen! Vielleicht trifft man sich einmal wieder“, wollte sich die junge Frau verabschieden. Ryan hob reflexartig den Kopf, denn er wollte sie ungern bereits gehen lassen. „Wie wäre es, wenn wir am Wochenende einen Kaffee zusammen trinken?“ Toll gemacht, Ryan. Das war die älteste und schlechteste Anmache aller Zeiten, dachte sich Ryan wütend über sich selbst. Und das nur, weil sie ihn an seine verstorbene Frau erinnerte. „Leider trinke ich keinen Kaffee. Aber vielleicht... eine heiße Schokolade wäre ganz schön“, antwortete sie sanft. Sie trank keinen Kaffee? Sheera mochte auch nie Kaffee trinken, denn er war ihr meist zu herb. Selbst gesüßt schmeckte er ihr nicht. „Gut, dann auf eine Tasse heiße Schokolade... Am Samstag so gegen 14 Uhr vielleicht?“, setzte Ryan seinen Näherungsversuch fort, als sei es selbstverständlich, so etwas zu fragen. „Im Café >Romania< vielleicht? Wenn sie das kennen...“, schloss sie an Ryans Aussage an und bestätigte somit bereits die Uhrzeit. War sie eigentlich auch alleine? So wie Ryan? „Ich freue mich schon darauf, sie wiederzusehen“, äußerte sich Ryan höflich und verbeugte sich recht leicht als Zeichen seiner Freude übe diese Zusage. „Ich freue mich auch.“ Ihr Lächeln schien nicht von dieser Welt zu kommen. Es war wie ein Sonnenstrahl in einem dunklen Raum, der sonst kein Licht hinein ließ. Sie drehte sich um und ging in Richtung des Parkplatzes, der ein wenig entfernt vom Friedhof stand. Immer mehr erinnerte sie Ryan... Immer mehr an seine Sheera... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)