Valentin's Day von NexMen (Aus Trauer wird Liebe) ================================================================================ Kapitel 1: Ein harter Weg ------------------------- Der Himmel behielt eine recht graue und bedeckte Farbe an sich, während die leichten, kleinen, weißen Schneeflocken langsam zur Erde hin tanzten. Der Boden blieb bedeckt von einer kalten, schimmernden Pracht, die der Schnee hinterließ. Kinder spielten in den Gärten und bauten Schneemänner oder sie nahmen sich ihren Schlitten und fuhren die kleinen Wege damit entlang, während ihre Eltern den Schlitten zogen. Allgemein hätte man sagen können, dass es einfach nur ein schöner Februartag war, der die Leute etwas mehr auf den Sommer warten ließ. Doch Ryan dachte nicht einmal ansatzweise an das Wetter, nicht an den Schnee, nicht einmal gerne an diesen Monat. Er stampfte mit einer scheinbar emotionslosen Miene durch den Schnee, der ihm den Weg schier zu versperren versuchte. Der Weg fiel ihn an diesem Tag schwerer als sonst. Es war kein Schmerz in den Gliedern, den er hatte. Nein, der Schmerz, den er verspürte, saß tiefer als jeder Bruch, den ein Mensch im Körper hätte haben können. Auf seinem Weg begegneten ihm auch einige Pärchen. An diesem Tag war das ja nichts ungewöhnliches. Doch mit jedem weiteren, glücklichen und meist auch frisch verliebten Pärchen kamen immer mehr Erinnerungen hoch. Erinnerungen, die den Schmerz in seinem Herzen noch etwas größer werden ließen. Immer wieder dachte Ryan an sie. Ja, an sie. An seine verlorene, große Liebe. Er konnte sie nicht vergessen. Dieses herzliche Lachen, das sie immer zeigte. Ihre leuchtenden, blau-grauen Augen. Ihre Ausstrahlung. Einfach alles an ihr war wunderbar. Ohne es bemerkt zu haben stand Ryan nun stumm und in Gedanken versunken auf diesem einen Fleck. Er dachte immer noch an die vergangenen Zeiten mit ihr. Wie konnte es nur so geendet haben? Ryan blickte einmal kurz auf und schaute auf einen kleinen Blumenladen, der geöffnet hatte. Ohne wirklich darüber nachzudenken, ging er in diesen kleinen, beschaulichen Laden hinein und schaute sich etwas um. Er erblickte in einer der vielen Vasen mehrere rote Rosen, die noch ein wenig glänzten von dem Wasser, dass auf den Rosenblüten noch hing. Er nahm sich eine der schönsten heraus, die ihm sofort ins Auge stieß und ging zur Kasse um zu bezahlen. „Soll ich Ihnen die Rose einpacken? Oder noch etwas mit ran machen zu einem kleinen Strauss?“, fragte die Verkäuferin höflich. „Nein danke, aber das geht schon so“, antwortete Ryan mit einem recht gleichgültigen Ton, auch wenn er versuchte, freundlich zu wirken. Er nahm die rote Rose, verließ den kleinen Blumenladen wieder und setzte seinen Weg fort. Fast alles an diesem Tag erinnerte Ryan an sie. Selbst diese Rose. Vielleicht wollte er sie deshalb mitnehmen. Doch er wusste es selbst nicht. Nichts schien seinen Schmerz heilen zu wollen. Warum musste sie ihn auch verlassen? Meist gab Ryan sich sogar noch die Schuld daran, obwohl er es, auch wenn er es sich noch so gewünscht hätte, nicht beeinflussen konnte. Seine Füße trugen ihn scheinbar sonst immer einfach so zu seinem gewünschten Ziel. Er dachte schon lange nicht mehr über den Weg nach, denn er betrat ihn fast täglich seit einem Jahr. Doch an diesem Tag fiel es ihm doch schwer. Auch wenn ihm der Weg an sich so gut bekannt war, schien es, als wollten seine Beine am liebsten am Boden fest wachsen. Doch er schleppte sich weiter den verschneiten Weg entlang. Winter, eine Jahreszeit, die die weiße Pracht auf die Erde fallen ließ. Doch für Ryan schien der Winter schwarz zu sein, wie nicht einmal die Nacht es sein konnte. Die Zeit schien für ihn fast still zu stehen. Dieses eine Jahr kam ihm bereits vor wie zehn Jahre. Was hatte sich doch nur alles verändert? Er blieb stehen, den Kopf zur Erde geneigt. Er wusste, dass er angekommen war. Er stand nun vor einem geschlossenen Tor, das nicht einmal höher als bis zu seinem Bauch ging. Hinter einer an der Seite verlaufenden Mauer war ein großes Gelände, gut gepflegt und mehr, als ein bloßer Garten es sein könnte. Ryan blickte hoch, hoch zu einem Kirchturm, der gerade anfing zur vollen Stunde zu läuten. So prunkvoll und doch auch so altertümlich. Mehr als 600 Jahre war sie alt. Doch sie schien noch zu glänzen, fast wie am ersten Tag ihrer Erbauung. Doch wer wusste das schon, ob es wirklich so war. Ryan öffnete das alte Tor, welches sich mit einem großen Quietschen bemerkbar machte. Doch es störte Ryan nicht. Das Tor wurde schon seit Ewigkeiten nicht mehr geölt. Er schloss die Tür wieder hinter sich ohne auch nur ein wenig seine Miene zu verziehen. Er wirkte so, als hätte er keinerlei Gefühle. Jedenfalls keine, die man ihm hätte ansehen können. Ryan strich den sonst so staubigen Weg entlang. Auch hier hatte der Winter keinen Halt gemacht. Der Schnee bedeckte den Großteil des Bodens. Einige Gräber waren frei vom weißen Sand, den der Himmel jedes Jahr brachte. Scheinbar hatten sich bei diesen schon einige Angehörige um die Pflege gekümmert. Auf einigen Ruhestätten waren auch frische Blumen zu entdecken. Hier waren vor kurzen einige Angehörige. Obwohl man das auch anhand der Fußabdrücke im Schnee hätte sagen können. Ryan durchschritt weiter die Ruhestätte der Toten, wie es einige manchmal lieber ausdrückten. Sein Ziel lag fast am anderen Ende bei den neueren Gräbern, die erst vor wenigen Jahren ausgehoben wurden. Er hielt die Rose immer fester in seiner Hand, als könnte sie ihm sonst noch entgleiten. Die Fußspuren im fast frischen Schnee wurden immer weniger. Mit jedem Schritt kam der Schmerz in Ryan höher und höher. Wut kochte in ihm hoch, doch der Schmerz und die Trauer ließen diese nicht wirklich zum Ausbruch kommen. Fast am Ende des eingezäunten Friedhofs angekommen, blickte er auf einen Grabstein aus weißem Marmor, der eine etwas ungewöhnliche Form hatte. Es war nicht einfach eine Steintafel, denn sie wirkte viel jugendlicher und moderner. Die helle, durchlaufende Struktur hob diesen Grabstein von allen anderen dunklen und tristen in der ganzen Umgebung ab. Doch es war nicht wirklich das Grab, was ihn festhielt, auch nicht der Stein an sich, sondern die Inschrift ließ ihm das Herz brechen. Hier ruht in Frieden Sheera Egerie 30.05.1982 - 14.02.2008 Ich werde dich nie vergessen, mein Engel. Als Ryan sich die Schrift zum bestimmt zweihundertsten Mal angesehen hatte, konnte er nicht anders. Er brach zusammen, fiel auf seine Knie in den kalten Schnee. Die Tränen rannen ihm über die Augen wie leise Bäche, doch sein Schluchzen gab diesen eine Stimme. Das Leben war ungerecht, mehr sogar als ungerecht. Sie war noch nicht einmal 26 Jahre alt, da riss der Tot sie aus dem Leben. „Sheera, meine geliebte Sheera... Warum nur?“, fragte sich Ryan, während er weiterhin versuchte seine Tränen zurück zu halten. Nie wieder würde er wahrscheinlich wirklich lieben können. Er wollte auch niemand anderen, als seine geliebte Frau wieder haben. Warum nur? Warum nur sie? Warum gerade an diesem Tag? Warum genau am Valentinstag? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)