Schlaflos von Cookie-Hunter (Der Albtraum endet nie...) ================================================================================ Kapitel 32: In unserem Element ------------------------------ Während Kaoru seinen Laptop aufstellte und dafür sorgte, dass dieser dauerhaft Zugang zu Strom hatte, gab Kyo den fast vollständigen Text Preis, sodass die anderen Drei jetzt mit Lesen beschäftigt waren. „Papa? Darf ich auch mitlesen?“ Akio versuchte vergeblich einen Blick auf den Zettel zu erhaschen. Er wollte auch wissen, was in dem Text stand. Für ihn war es unheimlich spannend zu erfahren, was sein Onkel da geschrieben hatte und wie daraus dann später ein fertiger Song entstand. „Papa!“ „Gleich, mein Kleiner“, vertröstete Toshiya ihn, die Augen weiterhin aufs Papier und die niedergeschriebenen Zeilen gerichtet. „Du darfst gleich mit mir zusammen lesen, Akio“, versprach Kaoru, der ja auch wissen wollte, worum es ging. „Aber Kyo könnte mir in der Zwischenzeit ja mal zeigen, welches Lied er meint.“ Erwartungsvoll sah er den Kleineren an. Der Sänger nickte und rutschte näher an den Älteren heran, der bereits den Ordner mit den Musikstücken aufgerufen hatte. Gut, dass sie zumindest durchnummeriert waren, damit man einzelne Stücke wiederfinden konnte. „Die sechsundzwanzig ist es.“ „Alles klar.“ Kaoru öffnete die Datei und sorgte dafür, dass dieser Song fürs Erste in einer Dauerschleife abgespielt werden würde. „Der Text ist... wow“, meldete sich Shinya irgendwann zu Wort und die anderen Beiden stimmten ihm mit einem Nicken zu. Kurz hörte er dem Lied zu. „Ja.... Ja, noch ein paar kleine Änderungen und das wird ein Hit.“ Kyo schmunzelte über die Begeisterung, die Shinya an den Tag legte. Ihr 'Küken' blühte ja richtig auf. „Was für Änderungen schweben dir denn vor? Mehr am Text oder doch an der Melodie.“ „Der Melodie. Bei dem Text könnte ich mir gut noch eine Untermalung mit Klavier vorstellen.“ Die Augen von Dai und Toshiya fingen an zu glänzen. Und auch Kyo überlegte kurz, versuchte sich das Ganze vorzustellen. Und er musste sagen: Die Idee gefiel ihm. Es passte zu dem Text und zu der Art und Weise wie er dazu singen wollte. „Wenn ihr mir mal endlich den Text herüber reichen würdet, dann könnte ich auch einen Beitrag leisten“, seufzte Kaoru und hielt den anderen Dreien fordernd die Hand hin. Mit einem schiefen Grinsen reichte Daisuke den Text an ihren Leader weiter, wandte sich dann wieder an die beiden Jüngsten, die rege besprachen, wie man denn den Song perfekt machen könnte. Derweil enthielt sich Kyo weiteren Äußerungen, da er erst noch das Urteil von dem Mann neben ihm abwarten wollte. Ihm war die Meinung von allen Vieren wichtig. Akio war ganz nahe an Kaoru herangerutscht, gab aber schon nach einigen Zeilen auf. „Ich verstehe den Text nicht. Und da sind so viele Schriftzeichen drin, die ich noch nicht kenne.“ „Das macht nichts Akio“, wurde er von Kaoru getröstet. „Selbst wir verstehen die Texte von Kyo nicht immer.“ „Aber das macht nichts. So lange ich verstehe, worum es geht, reicht mir das schon“, erklärte Kyo mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „ Und eigentlich schreibe ich meine Texte ja in erster Linie für mich selbst. Jedoch ist es immer wieder spannend, wie die Menschen meine Texte interpretieren.“ „Ich würde den Text trotzdem gerne verstehen“, nörgelte Akio und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit einem liebevollen Lächeln zog Toshiya seinen Nachwuchs auf seinen Schoss: „Wenn du älter bist, dann wirst du das schon. Dann kannst du auch schon alles lesen.“ Der kleine Junge zog einen Schmollmund: „So lange will ich aber nicht warten.“ „Ach, du.“ Lachend wuschelte der Bassist dem Kleinen durch die Haare. In dem Punkt war er hin und wieder ganz der Papa. In der Zwischenzeit war Kaoru fertig mit Lesen, legte das Notizbuch zurück auf den Tisch. „Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen, Kyo. Das ist wirklich ein sehr schöner Text. Und er passt hervorragend zu der Melodie.“ „Kein Wunder“, entgegnete Kyo. „Schließlich habe ich den zu dieser Melodie geschrieben.“ „Und was hältst du von der Idee mit der Klaviermusik?“, fragte Shinya neugierig. „Sehr viel. Das kann wirklich etwas sehr Schönes werden. Aber mich würde auch interessieren, wie du dir den Gesang vorgestellt hast, Kyo. Dann können wir uns ein besseres Bild von dem Gesamtwerk machen.“ „Ich merke schon. Ich muss jetzt singen.“ Kyo entledigte sich seiner Jacke, war es doch mittlerweile angenehm warm. Zudem störte sie beim Singen nur. „Natürlich musst du.“ Daisuke sah in entrüstet an. „Wenn du schon einen Rundruf startest und etwas von Proben faselst, dann schließt das mit ein, dass du singst.“ Kyo nahm sich sein Notizbuch, zog es ihrem zweiten Gitarristen kurz über den Schädel. „Baka.“ Er stellte sich auf die kleine Bühne, holte ein paar mal tief Luft. „Startest du das Stück noch Mal von vorne?“, fragte er Kaoru, der daraufhin nickte und dem Wunsch des Kollegen nach kam. Kyo wartete ein paar Sekunden, ehe er zu dem zu hörenden Gitarrenspiel einsetzte. Spätestens als er beim Refrain ankam, benötigte er die aufgeschlagene Seite nicht mehr. Er klappte das Buch zu, sang aus dem Gedächtnis weiter. Gebannt sahen ihm die Anderen zu. So war es schon sehr schön, berührte tief in ihnen drin etwas. I bleed as my way of compensating everything to you How heavy is blood? Happiness and sadness lies too close Umaretekuru asu no te wa juunsui sono mama de namida de kimi ga mou mienai Kigeki no namida yori dare yori mo hakanaku ubawareru mama kegareru mama koko ni ai wo... kimi wo mioroseru hitotsu no kanransha tada kuzureiku senritsu sae amaku kirei de kowai asai kotoba yori taiyou ni sarasareta kagi ga yakitsuku kokoro ni fure Nachdem die Melodie verklungen und es wieder still in dem Raum war, sah Kyo zu seinen Freunden, wartete auf eine Reaktion ihrerseits. Auf irgendeine Rückmeldung zu dem, was er da gerade getan hatte. Aber da kam nichts. Sie sahen ihn nur stumm an. Einzig das Glitzern in ihren Augen gab einen Hinweis darüber, wie es in ihnen aussah. „Jetzt sagt doch schon was!“ Allmählich fühlte er sich reichlich unwohl in seiner Haut, während er auf der kleinen Bühne stand. Wieso sagten die denn nichts? Langsam aber sicher hatte er das Gefühl immer kleiner zu werden. Er kam mit Kritik zurecht. Mit fehlender allerdings mal gar nicht. „Jungs?“ Kaoru fasste sich als erster. Zwar starrte er Kyo noch immer an, doch zumindest hatte er seine Sprache wieder gefunden: „Entschuldige. Aber es ist einfach zu schön, dich wieder singen zu hören.“ Zustimmend Gemurmel und einheitliches Kopfnicken der anderen drei Dir en Grey Mitglieder. Erleichterung machte sich in Kyo breit, dennoch schüttelte er den Kopf: „Und deswegen bekomme ich keine Rückmeldung? Ich dachte, wir wollen hier etwas schaffen.“ „Rückmeldung... Also“, stammelte sich Die zurecht, kratzte sich kurz am Hinterkopf. „Ähm, Shinya, wie gut ist dein Klavierspiel noch?“ „Das fragst du jetzt nicht allen ernstes, oder? Ich hab seit Ewigkeiten nicht mehr gespielt. Das ist völlig eingerostet. Und spielen konnte ich eh nie wirklich gut.“ Kaoru überlegte. „Yoshiki könnte uns bestimmt helfen, aber das wäre jetzt ein bisschen kurzfristig.“ „Zumal wir auch erst einmal Noten für ihn bräuchten“, warf Toshiya ein. Doch Daisuke winkte ab. „Der ist so gut, wenn wir ihm was vor summen, dann dürfte er das auch so hinbekommen. Aber Klavier wäre wirklich schön. Und zwar hatte ich mir gedacht, dass...“ Stunden saßen sie zusammen, spielten diesen einen Song immer mal wieder mit Gesang und ohne, aber zu einem abschließenden Ergebnis kamen sie nicht wirklich, denn nur die Vorstellung von Klaviermusik reichte ihnen nicht aus. So sprach man schließlich über einige weitere Texte, diskutierte über weitere Songs. Darüber was passte, was besser noch geändert werden sollte und wie. Während die anderen mit der Arbeit weiter machten, fuhr Toshiya zusammen mit Akio nach Hause, um dessen Sachen zu holen und anschließend zu Akemi zu bringen, da das Wochenende ja jetzt zu Ende war. Als er zurück kam merkten jedoch die Anderen, dass irgendetwas anders war. Ihr Bassist war kaum ansprechbar und starrte, scheinbar fassungslos, Löcher in die Luft. Shinya stupste in irgendwann so stark an der Schulter an, dass Toshiya zur Seite fiel. Aber regungslos liegen blieb. „Das muss etwas ganz Ernstes sein“, diagnostizierte er. Kopf schüttelnd ging Kaoru zu dem Jüngeren, versuchte es mit wach rütteln. Was von Erfolg gekrönt war. „Kaoru?“ „Ja, genau der.“ „Wie bin ich denn wieder in den Proberaum gekommen?“, fragte Toshiya, nachdem er sich einmal umgesehen hatte. „Durch die Tür, wie denn sonst“, seufzte der Band-Leader. Der Jüngere war ja noch verwirrter als sonst. „Hättest du jetzt mal die Freundlichkeit uns zu erklären, warum du so weggetreten warst?“ Von einem Moment auf den anderen fing Toshiya das Grinsen an, seine Augen funkelten. „Sie hat mich geküsst.“ „Hä?“, kam es von den anderen Vieren. „Akemi!“ Toshiya richtete sich wieder auf, grinste noch breiter als zuvor. „Sie hat mich geküsst. Auf den Mund! Ist das nicht wunderbar? Es gibt noch eine Chance für uns.“ Während die anderen Drei sich noch ein wenig skeptisch ansahen, schlich sich auf Kyos Lippen ein Lächeln. Er freute sich ehrlich für seinen Freund. Und er hatte auch gehofft, dass es zwischen den Beiden irgendwann besser wurde. Zwar hatte er mit kleineren Schritten gerechnet, aber da es in die richtige Richtung ging, nahm er es so, wie es war: Positiv. „Und wie kam es dazu?“, fragte Die vorsichtig nach. Denn er hatte noch allzu gut in Erinnerung, wie fertig Toshiya gewesen war, als die Trennung offiziell gewesen war. „Keine Ahnung, es ist einfach passiert. Ich bin mit Akio zu ihrer Wohnung gefahren, was ja an sich schon ein Premiere gewesen ist, und hab ihr erklärt, warum ich ihn gebracht habe. Akio ist vorhin ganz vergnügt um sie herum gehüpft und hat ihr erzählt, dass wir geprobt haben. Dann hat sie den Kleinen gebeten seine Sachen in sein Zimmer zu bringen und kaum war er um die Ecke, da hat sie mich so komisch angesehen. Ich hab erst gedacht: Mist, jetzt hält sie mir einen Vortrag. Wieso, weshalb, warum auch immer, aber Frauen sind da ja erfinderisch. Und von einem Moment auf den anderen hat sie angefangen zu lächeln und mich geküsst!“ Toshiya freute sich wie ein Schneekönig. Er sah definitiv eine Zukunft für sich und seine kleine Familie. Oh, wie sehr er sich das doch wünschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)