Mathematik von NaruxHina-Fan (Ais neue Studien) ================================================================================ Kapitel 1: Studien ------------------ Es war dunkel in der kleinen Kammer, die früher einmal als Keller fungiert hatte. Das einzige Licht kam von einer kleinen Neonröhre an der Wand, die eine große Tafel nur spärlich erleuchtete. Wieder fügte sie eine Zahl hinzu. Sie starrte gebannt auf das von künstlichem Neonlicht erhellte Whiteboard. Formel über Formel bedeckte die Oberfläche der weißen Platte. Der schwarze Edding hob sich deutlich vom Untergrund ab. Eine Zuordnung jagte die nächste, mit nur einem Ziel. Immer und immer wieder grübelte sie über dieses Theorem und heute hatte sie sich an dessen Lösung versucht. Komplizierte Funktionen wurden zu einem einzelnen Term kombiniert. Das junge Mädchen betrachtete die Ziffern und Variablen vor ihr. Weit war sie schon gekommen, doch die Lösung hatte sie noch nicht erreicht. Wie pflegte er immer zu sagen? „Es gibt nur eine Wahrheit und ich finde sie!“ Sein breites, selbstsicheres Grinsen tauchte wieder vor ihrem geistigen Auge auf. Wenn er die Wahrheit finden konnte, dann musste sie das doch auch können! Wozu hatte sie sonst lange Jahre studiert und sich eins ums andere Mal an solch schwierigen Aufgaben geübt? Doch anstatt sich auf ihr Problem zu konzentrieren, schweiften ihre Gedanken ab. Immer wieder erschien ihr sein Gesicht. Es konnte vermutlich keine bessere Ablenkung geben, als ihn. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, auf das Gesicht einer Erstklässlerin in langen, weißen Gewändern mitten in einem dunklen Raum. Geistesabwesend streifte ihr Blick die vielen Bücher in all den Regalen um sie herum. Jedes Einzelne beschäftigte sich mit Mathematik, Physik, Biologie oder Chemie. Alle, bis auf das eine. Ihre Augen blieben, wie jedes Mal bisher, an ihm hängen. Die kleinen gläsernen Röhrchen in durch chemische Nebenprodukte verkrusteten Holzständern und der schimmernde Bildschirm des Hochleistungsrechners waren ihr in diesem Moment völlig egal. Sogar die Zahlen auf der Tafel wurden aus ihrem Geist verdrängt, nur für dieses Buch…und für ihn. Der Titel des Folianten war in goldenen Lettern auf den Buchrücken gedruckt. Das bisschen Licht, das die Regale erreichte, enthüllte Arthur Conan Doyles „Studien in Scharlachrot“. Langsam schüttelte sie den Kopf. Wie konnte sie das nur lesen? Sie musste sich selbst gestehen, die Antwort war leicht: er. Er war der Auslöser, er war der Funke. So ging es nun schon fast 2 Jahre. Eine süße Röte legte sich auf ihre Wangen. Wiederum tauchte ein Bild von ihr vor ihr auf. Sie konnte ihn sehen, wie er seine Nase mal wieder in einem dieser Romane vergrub. Das kleine, junge Gesicht täuschte über die Schmerzen und das Leid, die er im Laufe seines Lebens erlitten hatte, hinweg. Der zufriedene, konzentrierte Ausdruck seiner Augen ließen ihn glücklich wirken. Mit ausholenden Gesten rezitierte er die Zeilen aus Conan Doyles Meisterwerken. Wie oft hatte er sie wohl schon gelesen? 10 Mal? 100 Mal? Sie wusste es nicht. Alles, was für sie zählte, was dieses Lächeln. Die Röte auf ihrem Gesicht wurde wieder etwas stärker. Immer, wenn sie an ihn dachte, passierte das, ihrer sonstigen Art vollkommen zum Trotz. Wohlige Wärme stieg in ihr auf. Was hätte man denn erwartet? Sie war eine junge Frau mit nun gut 19 Lebensjahren! Da darf man solche Gefühle doch empfinden, oder? Ihr kleiner Körper strafte ihre Gedanken Lügen. Den Kopf heftig schüttelnd versuchte sie all das zu verdrängen und wandte sich wieder ihren Studien zu. In letzter Zeit hatte sie große Fortschritte gemacht. Auf ihrem Schreibtisch neben der blitzsauberen Tastatur lag eine kleine silberne Schatulle. Dort drin fand sich das Gegenmittel. Ja, es war noch nicht ganz ausgereift, aber für mindestens 24 Stunden konnte sie sich und ihn nun zurück verwandeln. Doch diese Frage hatte sie noch nicht gelöst, also konzentrierte sie sich wieder auf die Aufgabe auf dem Whiteboard. Mit einem leisen Ploppen öffnete die Braunhaarige mit dem leichten Rotschimmer ihren Edding auf ein Neues und machte sich daran, das Theorem zu Ende zu rechnen. Beflügelt vom Forscherdrang brachte der Stift ganze Welten der Physik, Biologie und Chemie zu Fall. Neue, unentdeckte Lande taten sich vor der jungen Chemikerin auf. Für sie und für ihn… Erschöpft lies er sich auf das Sofa im Haus des alten Professors fallen. Wieder war ein Tag vorbei und wieder wandelte ein Verbrecher weniger auf Japans Straßen. Er hatte das kleine Sakko neben sich geworfen und das weiße Hemd etwas aufgeknöpft. Wie ein erwachsener Mann saß der kleine Junge ermattet auf der weichen Couch. Seine rote Fliege, die er immer um den Hals trug, lies er lässig herab hängen. Ein lauter Seufzer entwich seiner Kehle. Mehr als genug für einen Tag, dachte sich der Braunhaarige, und doch ein Erfolg! Lautstark fiel die Tür ins Schloss, als der weißhaarige Erfinder nach Hause zurück kehrte und seinen Detektivfreund erspähte. „Na Shinichi, wie war dein Tag?“, brummte er. Wiederum musste der Kleine seufzen. „Ja, ging schon…einer weniger, aber immer noch keinen Hinweis auf die Organisation. Langsam denke ich, ich komme nie voran.“, antwortete er frustriert. Agasa, der alte Professor, lächelte milde und versuchte ihm Trost zu spenden, doch es schien nichts zu helfen. Es hatte ihn also wieder einmal eine seiner schlechten Stimmungen gepackt, dachte der Dickere bei sich und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Mit einem tiefen Zug leerte er das Gefäß, nur um es gleich darauf wieder zu befüllen. „Du Shinichi“, meinte er plötzlich. „Was hältst du davon, wenn du mal nach unserer kleinen Wissenschaftlerin siehst? Sie hat sich seit gestern mal wieder in ihrem kleinen Labor verbarrikadiert und kommt nicht raus. Ich glaube, sie arbeitet mal wieder an etwas ganz Schwierigem und könnte sicher etwas Aufmunterung vertragen.“ Die Antwort des Schülerdetektivs bestand nur aus einem Murren, jedoch erhob er sich kurz darauf und machte sich auf den Weg in den Keller. Seine Hand schloss sich um den silbern glänzenden Türgriff, der das Licht der Sonne, das durch die großen Fenster in das Anwesen des Erfinders drang, reflektierte, und öffnete die breite Stahltür. Dunkelheit drang zu ihm hinauf. Hat die eigentlich nie Licht an? Er nahm vorsichtig eine Stufe nach der anderen, um nicht zufällig einen Fehlschritt zu tun und die gesamte Kellertreppe hinunter zu fallen. Immer tiefer tauchte er in das Dämmerlicht in dem langen Gang ein. Der Schein, der durch den Spalt der Tür drang, reichte lange nicht aus, um den gesamten Weg nach unten auch nur etwas zu erleuchten. Er nahm sich fest vor, das nächste Mal das Licht einzuschalten. Als er endlich unbeschadet unten angekommen war, öffnete er so leise wie möglich die Tür in ihr Reich. Sie würde sicher wieder wie gebannt auf ihren Bildschirm starren und sich um die Lösung ihres sozusagen … kleinen … Problems kümmern. Er öffnete den Eingang einen Spalt breit und lugte hinein, doch ihr Schreibtischstuhl war verweist und das sonstige Strahlen des LCD-Schirms war nur ein geringes Glimmen. Dann bemerkte er das Neonlicht, das von recht zu ihm drang. Er vergrößerte den Spalt und schlich heimlich in den Raum. Da stand sie. Ihre Silhouette war von Schatten gezeichnet. Der grelle Schein der Neonröhre erleuchtete ihr wunderschönes, blasses Gesicht, das von rotbraunen Haaren eingerahmt wurde. Sie trug wie immer den langen, weißen Kittel des Chemikers. Doch anstatt vor ihrem PC zu sitzen, betrachtete sie gespannt eine große, weiße Tafel voll mit lauter schwarzen Zahlen und Buchstaben. Ihre Hand huschte darüber, um immer neue Umformungen und Substitutionen vorzunehmen. Elegant bearbeitete sie Formel um Formel. Shinichi begriff den Großteil dessen nicht, was auf der Tafel zu finden war. Aufgaben solches Kalibers überließ er lieber der kleinen Forscherin mit der bezaubernden Figur. Seine Qualitäten lagen wo anders… Sie hatte nicht bemerkt, wie er eingetreten war. Ihr Geist drehte sich um mathematische Funktionen und um ihn. Das, woran sie rechnete, würde vermutlich beide Probleme lösen. Sie schreckte auf, als sich plötzlich eine kleine, sanfte Hand auf ihre Schulter legte. Ruckartig drehte sie sich um und schaute direkt in seine Augen. Unweigerlich tauchte das Rot auf ihren Wangen wieder auf. Seine Hand fühlte sich berauschend an. Die ganze Zeit hatte sie an ihn gedacht und nun stand er da. „Shi…ni…chi…“, war das Einzige, was sie in diesem Moment herausbrachte. „Hallo Shiho.“, begrüßte er sie und grinste. „Hab ich dich etwa erschreckt?“ Seine Stimme troff nur so vor Schadenfreude und trotzdem machte es sie glücklich, sie zu hören. Das durfte sie jedoch jetzt nicht zeigen, denn sie wusste genau, wie es dann weitergehen würde. Also drehte sie trotzig ihren Kopf weg und starrte wieder ihr Whiteboard an. „Pff, sei stolz auf dich!“, murrte sie künstlich und widmete sich wieder ihrer Aufgabe. „Ach komm Ai, sei doch nicht gleich so eingeschnappt.“, protestierte er und stellte sich neben sie. Ganz unmerklich berührte seine Hand die ihre und schon wurde ihr wieder warm. Sie konnte nicht anders, als sich ihm wieder zuzuwenden und ihn anzusehen. Im Neonlicht wirkten seine Gesichtszüge ausgeprägter, wieder erwachsen. Sie stellte sich vor, wie es wäre, wenn ER vor ihr stehen würde, Er erwachsen und in Groß. Die Röte stieg ihr immer stärker ins Gesicht und ihr wurde immer wärmer. Sie versuchte, sich ihre Gefühlslage nicht anmerken zu lassen, doch es gelang ihr keineswegs… Er schaute zwischen ihr und der Tafel hin und her, nur um festzustellen, dass mit ihr etwas nicht stimmen konnte. Unbewusst legte Shinichi seine Hand auf ihre rechte Wange und fühlte ihren Puls. Ihr Herz schlug schnell und ihre Temperatur war erhöht. „Du Shiho, sag mal, geht’s dir nicht gut? Du bist so…heiß.“, stotterte er, sich der Zweideutigkeit seiner Worte unbewusst. Peinlich berührt starrte sie zu Boden. „Nein, nein, mir geht es gut….ich arbeite nur an dieser Aufgabe hier.“, wimmelte sie ihn ab und bereute sofort wieder, was sie gesagt hatte. Wollte sie diese Arbeit nich vor ihm geheim halten? Tja, zu spät. „Na, und wie kommst du voran?“, fragte er und wandte seine Aufmerksamkeit der kleinen, silbernen Schatulle auf dem Schreibtisch zu. „Alles ok, ich komm gut voran“, stammelte sie hastig, vielleicht etwas zu hastig. Shinichi schien dies jedoch nicht aufzufallen, er spielte lieber mit dem kleinen Silberkästchen herum. Er klappte den Deckel auf und bestaunte gebannt den Inhalt. Die kleinen rotweißen Kapseln, die in seinem Inneren auf einem weichen Schaumstoff Platz gefunden hatten, verhießen gute Fortschritte. „Hey hey, deine Forschungen scheinen tatsächlich Blüten zu tragen.“, grinste er und spielte mit einer der Tabletten. Sofort protestierte sie lauthals, er solle doch nicht so achtlos mit dem Prototyp des Gegengifts umgehen. Er legte das winzige Wundermittel zurück in seine Verpackung und schloss den Deckel, nicht jedoch, ohne ein genervtes Murren von sich zu geben. Schnell wandte er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie und die Tafel. „Hat das Gekritzel da etwas mit dem Gegenmittel zu tun?“, fragte er. „Nein, nein…das ist was ganz was anderes!“, brach es aus ihr hervor und sie war plötzlich gezwungen, in den Boden zu starren. Dies lies Shinichi stutzig werden. „Ai?“ Er trat dich an sie heran und legte seine Hand nach CIA-Manier wieder auf ihre Wange. „Verheimlichst du mir etwa etwas?“, forderte er sie heraus. Sie erwiderte seinen Blick vorsichtig. „Nein, natürlich nicht.“, log sie, doch ihr hoffnungsloser Versuch scheiterte kläglich an ihrem erhöhten Puls. Der Detektiv konnte des Anstieg spüren und bohrte deshalb erst Recht nach. „Ai! Was ist das da an der Tafel, raus mit der Sprache!“ „Das geht dich…nichts an.“, stotterte sie unsicher. „Das sind meine ganz persönlichen Forschungen!“ „Worüber handeln sie denn?“, verlangte er skeptisch nach einer überzeugenden Antwort. „Naja…ähm…“, stammelte sie ganz entgegen ihrer sonst so selbstsicheren Art. „Ich versuche etwas zu…berechnen.“ Shinichi gab sich mit dieser Antwort erst Recht nicht zufrieden und bohrte weiter nach. Schließlich konnte sie es nicht mehr verborgen halten. „Ich versuche eine Formel für die Liebe zu finden!“, schrie sie ihm förmlich entgegen… Verdutzt starrte er sie an. Eine Formel für Liebe? Das haben schon viele versucht, aber bisher war es noch niemandem gelungen. Und schon drängten sich ihm Fragen über Fragen auf: Wie kann man so etwas berechnen? Kann man so etwas überhaupt berechnen? Lassen sich Gefühle steuern und wenn ja, durch was? Doch über allem schwebte die Frage nach dem Warum. Warum wollte Shiho eine Formel für die Liebe finden und für wen? Seine Neugier übermannte ihn. „Warum Ai, warum suchst du solch eine Formel? Und für wen?“ Das Letzte war kaum mehr zu hören, doch die junge Frau hatte es verstanden. Sie schaute ihm tief in die Augen und die wohlige Wärme breitete sich über ihren ganzen Körper aus. Ihr Blick schien sich zu verschleiern und ihr Verstand schaltete sich ab. Ihr letzter Gedanke war: Dann lass uns mal von meinen Forschungen profitieren, du Meisterdetektiv… Dann schnappte sie sich zwei der kleinen Kapseln aus dem unscheinbaren Silberetui und küsste ihn… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)