Written in Blood von Ange_de_la_Mort (Saix/Xigbar, Roxas/Axel, many, many more) ================================================================================ Der neue Job ------------ Blood red lips traced with a tongue they shine, Cut through a crowded room. A look can say a lot sometimes. Immer wieder öffnete sich die Eingangstür zur angesagtesten Disco in ganz New York. Jugendliche strömten in Scharen hinein, lachten, tanzten und betranken sich. Von Zeit zu Zeit verschwand eines der dümmlich grinsendes Pärchen in einer dunklen Ecke – oder schlich sich durch den Notausgang hinaus, was eigentlich verboten war, wie man ihnen auch immer wieder einzubläuen versuchte, doch scheinbar waren die Hormone stärker als ein gut gemeinter Ratschlag. Auch, wenn jener Ratschlag von einem schlecht gelaunten, vernarbten und überaus bedrohlich aussehenden Securitymann kam. Dämliche Kinder! Leise seufzend begab Braig sich zurück zur Bar und lehnte sich an die Theke, nippte an seinem Glas, vergrub dann die Hände in den Hosentaschen. Im Stillen beschwerte er sich pausenlos über seinen Job, beschimpfte seine unfähigen Kollegen und Arbeitgeber, regte sich über die Gäste auf und spielte mit dem Gedanken, den ganzen Laden einfach in die Luft zu jagen. Öffentlich hielt er natürlich den Mund. Schließlich war er nicht dumm und wusste doch, dass er Glück gehabt hatte. Nicht jeder fand ausgerechnet in dieser Stadt sofort einen Job. Wieder seufzte er und sah zum Eingang, beobachtete die neuen Gäste, die die Disco betraten. Dann stutzte er. Musterte einen der Neuankömmlinge genauer. Ein dunkler, maßgeschneiderter Anzug schmiegte sich an einen schlanken Körper, wachsame, bernsteinfarbene Augen überblickten die Umgebung. Und … war das das Licht oder hatte der Kerl wirklich blaugefärbte Haare? Tatsache. Hatte er. Braig schüttelte den Kopf. Der Kerl hatte sich eindeutig in der Tür geirrt – die Schwulenbar war nebenan! Amüsiert betrachtete er den Kerl, sah zu, wie er sich neben Braig an die Theke setzte und ein Bier bestellte. Oh, mit dem Gesöff würde er seine helle Freude haben! Das Bier war alles andere als gut in dem Laden. Die Teenager bestellten es nämlich nie, die wollten nur ihre bunten Cocktails mit so viel Zucker darin, dass sie den Alkohol nicht mehr schmeckten und sich hinterher wunderten, warum sie so schnell betrunken wurden. Und wirklich, als Braigs neuer bester Freund einen Schluck trank und dann angewidert das Gesicht verzog, musste Braig sich sehr zurückhalten, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. „Furchtbarer Laden hier“, meinte der Typ mit einer Tonlage, die genauso schmierig und ölig klang wie seine Haare es waren. Braig zuckte nur mit den Schultern. „Es gibt genügend andere Clubs in der Stadt.“ Gepaart mit seinem arroganten Lächeln kam diese Aussage genauso an, wie sie es sollte: 'Such dir einen anderen Laden, du Arschloch, und geh mir nicht auf den Geist!' „Weiß ich“, sagte er und lächelte. „Aber ich hab mir diesen Laden schon sorgfältig heraus gesucht. Sie sind von der Security, ja?“, fragte er und neigte den Kopf ein wenig zur Seite, deutete auf Braigs T-Shirt, auf dem in weißen Lettern 'Security' stand. Braig schüttelte den Kopf, verdrehte die Augen und antwortete mit ironischem Grinsen. „Nein. Solche Shirts mit Aufdruck sind einfach nur der Renner dieses Jahr.“ „Sehr amüsant.“ „Nicht wahr?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Genug mit den Witzen. Was wollen Sie?“ In den Augen des anderen blitzte es unergründlich. „Ihnen ein Angebot machen, das Sie nicht abschlagen können.“ Das war Braig dann sogar einen weiteren Schluck aus seinem Glas wert. Der Typ war wirklich bescheuert. Jetzt kam er sogar mit Filmzitaten an. „Na dann lassen Sie mal hören.“ Die Finger des anderen strichen über den Rand des Glases und erst jetzt fiel Braig auf, dass sein Gegenüber Handschuhe trug. Das blaugefärbte Haar wurde mit einer Handbewegung nach hinten gekämmt und Braig wurde grinsend gemustert. „Wie viel verdienen Sie in der Bruchbude hier am Tag?“ „Was geht Sie das an?“ „Reines Interesse.“ Er zuckte mit den Schultern und lächelte, ließ sich offensichtlich nicht aus der Fassung bringen. „Darf ich raten? Zwanzig Dollar, wenn's hochkommt, hab ich Recht?“ Auf eine Antwort wartete er überhaupt nicht. „In unserer Organisation bekommen sie täglich ungefähr das Hundertfache, wenn Sie es richtig anstellen. Ihnen wäre ein Leben in Luxus gewiss.“ Seine Stimme wurde leiser, schmeichelnder. „Wir brauchen kräftige Männer wie Sie.“ Aha. Clever, sehr clever. Erst einmal mit den Vergünstigungen anfangen, einem erst einmal Honig ums Maul schmieren, ehe man über die eigentlichen Einzelheiten des Jobs redete. Der Kerl war nicht dumm. Im Gegenteil. Und Braig merkte, wie sein Interesse geweckt wurde. „Und wofür werden 'Männer wie ich' gebraucht? Um Möbel in die Villen reicher Snobs zu schleppen?“, meinte er mit gewisser Ironie in der Stimme. Der andere schmunzelte, schüttelte den Kopf, erhob sich. „Nicht doch. Aber könnten wir Näheres draußen besprechen?“ "Ah. So geheime Dinge, dass man sie vor betrunkenen Teenagern verbergen muss?" Aber gut, sollte der Kerl seinen Willen haben. Braig bedeutete einem seiner Kollegen, mal kurz seinen Posten zu übernehmen und folgte dem anderen nach draußen, wo ihnen ein Schwall kühler Nachtluft entgegen strömte, der Braig in seinem dünnen Shirt leicht frösteln ließ. "Also?", fragte er und legte den Kopf schief. Der Mann sah Braig ernst an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, wenn Sie sich bereit erklären, mit uns zusammen zu arbeiten, winken Ihnen Reichtum und Macht. Es gibt nur einen Haken bei der ganzen Sache: Ihr neuer Job wäre nicht unbedingt legal." "Genauere Informationen bitte", sagte er nur und lehnte sich mit dem Rücken an die kalte Wand, schauderte ein wenig, versuchte aber, so wenig Gefühlsregungen wie möglich zu zeigen. Nicht ganz legal? Was sollte er sich darunter vorstellen? Diebstahl? Erpressung? Seine Augen wurden ein wenig schmaler. Vielleicht sogar Mord? "Ich lasse mich auf nichts ein, ohne die Details zu kennen." "Unsere Organisation wird im Allgemeinen auch gerne als Mafia bezeichnet." Die Stimme des Fremden war von einer Sekunde auf die andere kälter als die Nacht geworden. "Wir verdienen unser Geld hauptsächlich mit Waffen- und Drogenschmuggel." Mafia. Das war nun doch überraschend. Braig hätte ja mit vielem gerechnet, aber dass ein Mitglied der Mafia an seine metaphorische Tür klopfte, das war … nicht vorauszusehen gewesen. War der Kerl überhaupt echt? War das nicht wirklich nur ein Witz? Jemand, der von seinem Arbeitgeber geschickt worden war und ihm Angst einjagen sollte, damit er seinen Job besser erledigte? Oder war das eine dieser Fernsehshows mit versteckter Kamera, bei denen die Leute verarscht wurden sollten? Falls ja, fand Braig das wirklich nicht witzig. "Und wie soll einem Schmuggelei zu Macht verhelfen?", fragte er sarkastisch und lächelte. "Das mit dem Geld kann ich ja noch verstehen, aber Macht ...? Oder gehört das zu den falschen Versprechungen, die einem die Mafia macht, ehe man mit Beton an den Füßen in den Ozean geworfen wird?" Nicht, dass ihn Geld und Macht nicht interessierten ... aber solange er sich nicht sicher sein konnte, dass er nicht gerade aufs Kreuz gelegt wurde, konnte er den Kerl nicht ernst nehmen. Sein Gegenüber schmunzelte. "Beton an den Füßen und in den Ozean? Das gehört zu den falschen Klischees. Nein, wir pflegen unsere Leichen sauberer zu beseitigen, falls das überhaupt nötig ist.“ "Oh, wundervoll, dann müsste ich mir immerhin um mein Begräbnis keine Sorgen machen", sagte er und lachte leise. Dann stutzte er, als der andere seine Jacke etwas nach hinten streifte und eine schwarze, glänzende Pistole zum Vorschein kam. Braig schluckte. Er sollte wohl besser aufhören, mit dem Typen zu scherzen. „Sie würden mir nicht glauben, wenn ich Ihnen erzählen würde, wie viele Mafiosi in den Parlamenten dieser Welt sitzen und es durch Schmuggel und geschickten Betrug leicht dorthin geschafft haben." Er blinzelte und hob eine Augenbraue. Das glaubte er auch nicht. Aber das sollte er jetzt wohl besser nicht erwähnen … "Na, wenn Sie das sagen, wird es ja wohl stimmen." Er seufzte und zuckte mit den Schultern. "Das ist mir immer noch ein wenig zu vage, was Sie mir da erzählen ..." "Mit Ihrer Statur würden Sie als Auftragskiller anfangen. Der Job ist besonders gut bezahlt und immer noch einer der harmlosesten, wenn man vergleicht, was passiert, wenn die Polizei einen unserer Schmuggler erwischt. Sie bekommen Waffen, Kleidung und Unterkunft gestellt und wenn Sie Ihre Aufträge gewissenhaft erledigen, geht es ganz schnell nach oben." Auftragskiller ... Braig schluckte. Seine Gedanken rasten. War es nicht unvorsichtig von dem anderen, ihm das einfach so vorzuschlagen? Was, wenn Braig sich jetzt umdrehen und die Polizei informieren würde? Jetzt kannte er ja das Gesicht des Mannes. Nein ... gegen die Mafia konnte die Polizei nichts ausrichten. Aber er kannte den Kerl jetzt - also was, wenn er ablehnte? Würde man ihn dann - sauber oder unsauber, das war egal - um die Ecke bringen? Und natürlich brauchte er das Geld. Er strich sich über die Narbe auf der linken Wange, so, wie er es immer tat, wenn er nervös war. "Was, wenn ich kein Interesse haben sollte?", fragte er vorsichtig. "Dann werden Sie nie wieder von uns hören oder sehen." Ja, aber von Braig würde auch niemand mehr hören oder ihn jemals wieder zu Gesicht bekommen, da war er sicher. Und er hielt nicht viel davon, im Schlaf abgeknallt zu werden. Er schluckte wieder. Das war hilfreich. Wirklich. Oder eben auch nicht. Zumindest brachte es Braig dazu, erst richtig nervös zu werden. Gut, das konnte aber auch an dem Lächeln des Kerls liegen, denn wer die Zähne so zeigte, der führte kaum etwas Gutes im Schilde. Er schluckte einmal mehr. Eine Wahl hätte er wohl nicht. "Einverstanden", sagte er und war sich sicher, dass er damit das Tor zu seiner persönlichen Hölle geöffnet hatte. "Ich nehme an." Sein Gegenüber zwinkerte ihm kurz zu. "Eine sehr gute Wahl. Wenn Sie mir dann bitte folgen würden? Oder haben Sie noch irgendwelche persönlichen Besitztümer, die Sie gern mitnehmen würden?" Ein kaum merkliches Kopfschütteln. Nein, er hatte nicht wirklich etwas, das ihm was bedeutete. Woher auch? Von welchem Geld, welcher Verwandtschaft, welchen Freunden? Braig spürte, wie ihm ein kalter Schauder den Rücken herab lief, als ihm klar wurde, dass es nicht einmal jemand merken würde, wenn ihm der Typ eine Kugel durch den Schädel jagte. Niemand würde ihn vermissen ... "In Ordnung." Der Mann zog einen Schlüssel aus der Tasche, drückte einen Knopf, und die Lichter eines schwarzen, unscheinbaren Autos leuchteten auf. "Steigen Sie ein." Mit einem leisen Seufzen stieß er sich von der Wand ab und öffnete die Tür zur Beifahrerseite, ließ sich auf dem Sitz nieder und schnallte sich an. Wartete und war trotz allem gespannt darauf, wohin die Reise gehen würde. Der andere stieg ebenfalls ein und schnallte sich an, dann parkte er aus und fuhr auf die Autobahn. Während die Lichter anderer Autos und Straßenlaternen an ihnen vorbei zischten, sagte er: "Dann wird es wohl Zeit, dass wir uns einander vorstellen. Mein Name ist Saix Edison. Und mit wem habe ich die Ehre?" Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah aus dem Fenster, versuchte, seine Gedanken zu ordnen. So sehr gefiel ihm die Sache doch noch nicht ... und das würde sie wohl auch nie. "Hm?", fragte er, als er mitbekam, dass der andere etwas sagte. Dann strich er sich durch die langen Haare und lächelte schief. "Braginsky. Braig Braginsky", meinte er leise. "Freut mich, Mr. Braginsky." Braig freute es weniger. Er war ein Idiot gewesen. Er hätte sagen sollen, dass er zigtausend Leute kannte, dass sie nach ihm suchen würden, wenn er plötzlich verschwand. Aber so … hätte er auch gleich sein eigenes Todesurteil unterschreiben können ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)