110! The god of insanity(!)... von G_O_D (... and the hellhound.) ================================================================================ Kapitel 8: noch einmal atmen ---------------------------- Breating one more time... (Jay) Durch das stetige Prasseln des Regens, das ferne Donnern und das Kreischen und Schaben, mit dem die Aliens über die Festung herfielen, hörte Jay dennoch ein Geräusch, welches ihn daran erinnerte, dass die Festung auf einer Halbinsel errichtet wurde. Es glich dem Donnern des Unwetters über ihm, doch mit jedem Schritt welcher ihn näher an den Rand brachte, der nun vor ihm durch die Schlieren des Regens sichtbar wurde, kam es ihm so vor, als würde auch der Boden unter ihm im Takt der Wellen leicht vibrieren. War es so? Hatte die Natur dieses Mondes die Schändungen, welche der Krieg in den letzten Tagen über den Planten ziehen lassen hatte, endgültig satt und begann sich nun zu rächen? Im Anbetracht der Tatsache, dass der Sturm, der nun über Festung wütete keinesfalls natürlich war, sondern definitiv einer höheren Macht zuzuschreiben sein kann, war es auch leicht vorstellbar, dass die Wellen ebenfalls kein Aufschrei der gequälten Natur waren. Vielleicht waren ja auch fehlgegangene Schüsse des orbitalen Bombardements für die gewaltigen Wellen verantwortlich. Zwar waren die Bordgeschützte der Flotte gleichermaßen für ihre Zerstörungen als auch für ihre Präzisionen bekannt, aber eben dieses seltsame Unwette rüber der Festung sorgte dafür, dass die Strahlen gebrochen und damit umgeleitet wurden. Jay war es einerlei. Er sah am Rande seines Sichtfeldes die tödlichen Schatten, die ihn jagten. Er hörte ihre Krallen über das Metall kratzen, hörte ihre Schreie und fühlte ihre Wut. Sie waren wütend und wollten nur den Grund für ihre Wut vernichten. Und genau dieser Grund befand sich in einer Kiste, welche Jay hinter sich herschleifte. Der Tod war ihm im Grunde gewiss und nur durch ein Wunder war er dem Gevatter nicht einmal eine halbe Stunde aus den Fängen entkommen. Ginge es nach Statistiken wäre Jay nicht einfach nur tot, sondern schon längst Vergessenheit. Sein Leben hing täglich an einem seidenen Faden und nur wenige wussten wirklich, wie nahe er dem Tod in jeder Sekunde seiner Existenz war. Zu wörtlich… zu traurig. Die Geschichte hatte ihre Schattenseiten, welche eine persönliche Vendetta daraus machten. Jay gegen den Tod. Ein ewig während Kampf. Oder bis einer der beiden sterben würde. Ein Ereignis, welches sich später als nichtig herausstellte und nichts geändert hatte. Doch in diesem Moment, standen die Zeichen noch darauf, dass dieser Konflikt irgendwann enden könnte. In diesem Moment war es noch kein ewiger Kampf gewesen. In diesem Moment, war Jays Welt noch in Ordnung. Oder zumindest so in Ordnung, wie sie sein konnte, wenn man um sein Leben läuft und dabei auf einen Abgrund zulief, der mehr als 200 Meter weiter unten im Meer endete. Ein seltsamerweise witziger Gedanke ging Jay durch den Kopf, welcher seinen Wahnsinn nur mehr bestätigte. Als Kind hatte er immer geglaubt, dass es regnet, wenn Engel weinen. Er war in der Wüste aufgewachsen und daher war Regen etwas, was nicht alltäglich war. Zwar hatte es auf seinem Heimatplaneten öfter geregnet als es für Wüsten für gewöhnlich der Fall war, aber dennoch war Regen etwas, dass man als Seltenheit hätte bezeichnen können. Nun war er schon lange kein Kind mehr, doch der Gedanke, dass Regen mit weinenden Engeln zusammenhängen könnte, war in seinem Hinterkopf verblieben. Nicht als etwas, woran er noch glaubte, sondern als etwas, dass er sich als Trost einreden konnte. Und vielleicht war genau das der Grund, warum ihn dieser Gedanke besänftigte und jegliche Angst vor dem Tod nahm. Nicht der Gedanke, dass er so wichtig sei, dass sogar Engel um ihn weinen würden, zumindest nicht allen Engel, war daran beruhigend. Nein in diesem Moment dachte er nur an zwei Engel, welche um ihn weinen würden. Vielleicht weil sie nicht wollten, dass er stirbt, vielleicht aber auch aus Freude über sein Ableben und der damit verbundenen Wiedervereinigung. Seine Tochter und deren Mutter wären diese Engel. Die Engel welche um ihn weinen würden. Der Abgrund raste auf ihn zu. Stehen bleiben war keine Option. Sterben stand außer Frage. Einzig die Art wie er abtreten konnte, blieb ihm überlassen. Er entschied sich dafür zu springen. Denn auf einen langwierigen Kampf gegen die Aliens hinter sich, hatte er keine Lust. Das war seltsam, denn gerade er war eigentlich bekannt dafür keinem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Zumindest den meisten Konflikten. Aber etwas hatte ihn verändert. Etwas war mit ihm geschehen. War es die Tatsache, dass er selbst beinahe gestorben war. Oder war es, dass ihm bewusst wurde, wie viel er nach diesem Kampf kotzen würde? Aber würde sein Ableben ihn nicht genau davor bewahren? Vielleicht glaubte er auch in diesem Moment noch daran, dass er für seine Sünden irgendwann büßen müsste und wollte daher nicht unbedingt sterben, wenn er für so viele Tode verantwortlich war. Er konnte es später nicht mehr mit Genauigkeit sagen, aber er vermutete, dass es damit zusammenhing, dass er für seine noch lebende Tochter überleben wollte. Und sollte er sich von der Mauer stürzen bestand wenigstens noch die geringe Möglichkeit zu überleben. Und doch, war jene Möglichkeit schwindend gering. Dann erblickte er etwas. Ein paar Meter vor ihm lag eine Leiche eines Space Marines und direkt daneben lag die Waffe des Soldaten. Ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte, konnte Jay aufgrund der Powerrüstung nicht erkennen. Aber war das im Grunde nicht auch egal? Der Captain wunderte sich nur, weil er sich diese Frage gestellt hatte. Als er an dem toten Körper vorbeikam, beugte er sich im Laufen hinunter und hob die Waffe auf. Er warf einen Blick auf die Munitionsanzeige und was er sah, war gleichermaßen niederschmetternd, als auch aufbauend. Das Magazin war noch halbvoll, aber das war ihm im Grunde egal. Er würde die Munition nicht brauchen aber im Bezug auf die Aussicht stehen zu bleiben, oder stehen bleiben zu müssen, und zu kämpfen, würde ihm die Waffe nicht mehr lange Dienst leisten. Die zweite Anzeige war aufbauender. Im angebrachten Granatwerfer war noch ein Geschoss. Ein Geschoss. Jays Gedanken rasten. Er kannte da ein Gerücht. Ein Gerücht, welches ihm unter Umständen das Leben retten könnte. Jay hatte keine Ahnung woher dieses Gerücht stammte, er wusste nicht einmal noch, von wem er es gehört hatte. Er wusste einzig von der Existenz jenes Gerüchts. Nun war der Moment gekommen dieses Gerücht zu überprüfen. Er erreichte den Rand, trat ein letztes Mal auf und sprang dann bei der Bruchlinie weg, dort wo schon die Festungsmauer angeschlagen war und somit ein kleiner Teil fehlte. Im Sprung noch drehte er sich auf den Rücken und sah, wie nahe ihm die Aliens schon gewesen waren. Eine der Kreaturen hieb mit einer Klaue nach der Kiste, verfehlte sie knapp und stattdessen schlug es auf das kalte Metall des Bodens. Dann fiel Jay. Immer noch mit dem Gesicht nach oben gewandt sah er die Kreaturen, welche ihn gejagt hatten, am Rand stehen bleiben und im nachblicken. Einigen fauchten, andere zuckten mit ihren Krallen, aber keines der Monster wagte es ihm zu folgen. Jay lachte triumphierend auf und dann, verstummte er plötzlich. Ein Blitz hatte die Stelle erleuchtet, wo er weggesprungen war und zwischen den Aliens hatte er noch eine Gestallt gesehen. Eine bekannte Gestallt. Schwarze Kapuze, schwarze Kutte, ein eingefallenes Gesicht und eine Sense. Der Tod stand dort und starrte Jay mit hartem Blick hinterher. Und Jay schluckte, denn das Gesicht des Todes erinnerte ihn an… Die Mauer wurde wieder ins Zwielicht gehüllt und der Schatten des Todes war verschwunden. Das Donnern der Brandung traf Jays Ohren mit voller Wucht. Er schaffte es sich im Fall umzudrehen und sah die aufgewühlten Wellen auf sich zukommen. Seine Hand ließ den Griff der Kiste los, denn nun hatte das Leuchtfeuer, welches die Aufmerksamkeit der Aliens auf ihn gelenkt hatte, seinen Nutzen erfüllt. Stattdessen fasste er das Gewehr fest mit beiden Händen und versuchte die Waffe gegen den Druck seines Falls zu stabilisieren. Er hatte nur eine Chance, sogar wenn er mehr als nur einen Schuss gehabt hätte. Er musste den richtigen Augenblick erwischen, sonst wäre es umsonst gewesen. Doch zuerst musste er den Kräften, welche der Fall aus einigen hundert Metern Höhe überstehen. Um ihn herum leuchtete etwas blaues auf, was ihn wie eine Blase umgab. Ein lächeln schaffend erkannte er, dass es der Schutzschild war, der ihn vor Schaden bewahren sollte, als das leuchten immer heller wurde und mit einem Mal verschwand, trat Entsetzen in seine Augen. Der Druck auf seinen Körper verstärkte sich, wurde unerträglich und der Captain fühlte, wie sein Körper sich in eine Ohnmacht retten wollte, um seine Nerven zu schonen. Seine Sicht begann zu verschwimmen und die Luft wurde ihm aus der Lunge gepresst. Dann schrie ihn eine Stimme in seinem Kopf an, dass der Moment gekommen war. Der Moment um den Abzug zu betätigen und zu hoffen, dass er den folgenden Augenblick überleben würde. Genau in dem Augenblick wo er den Abzug durchzog, geschah etwas seltsames. Jay fühlte, als wäre sein Fall abrupt verlangsamt worden. Nicht so plötzlich um das Wasser zu sein, welches bestimmt hart wie Beton sein müsste, sondern eher so, als würde ihn etwas langsamer machen. Er öffnete die Augen und sah verschwommen das Licht der Explosion. Er schaffte es ein letztes Mal einzuatmen, dann wurde er von den Flammen verschluckt und im nächsten Augenblick tauchte er in das kalte Wasser ein. Für einen kurzen Augenblick verlor er das Bewusstsein, kam aber gleich wieder zu sich und begann mit kräftigen Bewegungen zu schwimmen. Er wusste nicht mit Sicherheit ob er in die richtige Richtung schwamm, noch hatte er eine Idee, wie tief er unter Wasser sein musste. Seine Muskeln kreischten, seine Lunge brannte und ein entfernter Teil in seinem Gehirn warf ihm mit zahlreichen Fluchworten vor, dass er die Wüste hätte nie verlassen dürfen. Die Wellen warfen ihn hoffnungslos herum und Jay ergab sich seinem Schicksal. Er schloss die Augen, ließ sich treiben und sein Körper schien seine Entscheidung zu akzeptieren. Sein Leben begann vor ihm abzulaufen. In kurzen Bildern und Szenen, wie es schon knapp 2 Tage zuvor schon einmal passiert war. Doch dieses Mal konnte er nicht ausweichen. Dieses Mal konnte er sich nicht auf die Hilfe eines anderen verlassen… oder doch? Zwei Gesichter stiegen ihm ins Bewusstsein. Das erste war Julia. Eine Bekanntschaft. Mehr nicht. Oder etwa doch? In Jays Hirn begann sich der Teil leise zu Wort zu melden, der den Überlebenstrieb steuerte. Ein zweites Bild kam ihn vor Augen. Das Gesicht seiner Tochter. Er hörte sie förmlich in seinem Kopf, wie sie mit verweintem Gesicht und halb erstickter Stimme fragte: „Warum, Daddy? Warum? Hattest du nicht versprochen, mich immer zu beschützen?“ Jay riss die Augen auf wollte brüllen. War das wirklich er, oder war das vielmehr die primitive Bestie in ihm, welche er als einen Teil von sich akzeptiert hatte? Luftblasen entstiegen seinem weit aufgerissenem Mund, sprudelten an Jays Augen vorbei und zeigten ihm den Weg. Mit kraftvollen Zügen schwamm er, vergaß alle Müdigkeit der letzten Tage, alle Schmerzen der Kämpfe, alle Sünden, die er begangen hatte. Für ihn zählte nur eins. Überleben. Überleben für seine Tochter. Ein Blitz am Himmel zeigte ihm, wie nahe er der Oberfläche war und er mobilisierte alle verbliebenen Kräfte in seinen Armen und Beinen. Überleben! Das war sein Antrieb. Überleben, aber nicht seiner selbst willen. Dann durchbrach er die Oberfläche und schnappte kräftig nach Luft. Er schwamm auf der Stelle, trat das Wasser und sah einen gewaltigen Brecher auf sich zukommen. Sofort tauchte er wieder unter und ließ die Welle über sich hinwegrollen. Als er wieder auftauchte und sich fragte, wie er von dort verschwinden sollte, hörte er ein vertrautes Dröhnen. Er blickte hoch und sah direkt über sich seinen Kumpel Chris, welcher auf der heruntergelassenen Rampe eines Transporters kniete und ihm die Hand entgegenstreckte. Dabei fragte er mit einem Grinsen: „Dürfen wir dich mitnehmen?“ Auch Jay begann zu grinsen und packte Chris’ Hand und zog sich hoch. Dabei dachte er für sich: „Manche Erinnerungen vergisst man nie.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)