Broken von Tamura ([SasuxSaku] Is it too late?) ================================================================================ Kapitel 1: To live a lie ------------------------ Der erste Schluck des Alkohols brannte in seiner Kehle und trieb ihm Tränen in die Augen. Sasuke ignorierte die Zeichen seines Körpers, von dem Hochprozentigen abzulassen, und richtete seinen Blick auf das einzige Fenster des Zimmers. Das leise Rauschen des Windes füllte den Raum und beruhigte den Uchiha, lies ihn seinen nächtlichen Spaziergang zumindest für einen Augenblick vergessen. Blitze zogen über den Nachthimmel des Feuerreichs, und wie grelle Risse am Horizont, erhellten sie die dunklen Straßen Konoha’s nur Sekundenbruchteile. Das Donnern unterbrach für einen Augenblick den Geräuschteppich des Regens und lies ein lautes Krachen ertönen. Sasuke störte sich nicht an dem schlechter werdenden Wetter. Ganz im Gegenteil. Seine roten Sharinganaugen leuchteten aus der Finsternis des Zimmers und bildeten einen ungewöhnlichen Kontrast zu dem in Dunkelheit gehüllten Raum. Er beobachtete den Nachthimmel, registrierte dabei jeden Blitz beinahe in Zeitlupe mit seinem Bluterbe. Es half ihm, seine Gedanken zu sortieren und seine übliche Gelassenheit zu finden. Wie lange hatte er nun schon trainiert, Herr über seine Gefühle zu werden? In jeder anderen Situation blieb er emotionslos und war in der Lage, selbst die gefährlichsten Aufgaben zu bewältigen. Und nun reichte schon ein einfacher Blick in ihre jadegrünen Augen, um all diese hart erarbeitete Verschlossenheit seiner Empfindungen zu lösen? Erneut erschien ihm ihr überraschtes Gesicht vor Augen. Was musste sie jetzt bloß von ihm denken, so einfach wie er davongelaufen war? Sasuke führte die Flasche Sake ein weiteres Mal an seine Lippen und lies von all den Gedanken an seine frühere Teamkollegin ab. Das lang erwartete Gefühl der Taubheit breitete sich langsam in seinem Körper aus, und mit jedem Schluck des Alkohols wurde es leichter, zu vergessen. Die Einsamkeit zu ertragen, die ihn umgab. Es war kurz nach acht, als Sakura die eintönigen, in weiß gehaltenen Korridore des Krankenhauses entlang schritt. Sie war müde, und ihre Gedanken kreisten noch immer um die Ereignisse vergangener Nacht. Die Kunoichi hatte nach Sasukes plötzlichem Auftauchen kein Auge mehr zu getan. Seit Stunden plagte sie nun die Frage, warum er sie so spät noch besucht hatte. Was immer der Schwarzhaarige auch für einen Grund gehabt hatte, sie würde es herausfinden. Und sie hatte auch schon eine Idee, wer ihr dabei behilflich sein könnte. Als der Uchihaerbe an jenem Morgen aus einem unruhigen Schlaf erwachte, brauchte sein Verstand ein paar Sekunden, um mit dem Rest seines Körpers gleich zu ziehen. Es fühlte sich an, als würde er gerade aus einem tiefen Nebel tauchen, erst nach ein paar Augenblicken wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Der neue Morgen traf Sasuke wie ein Schlag ins Gesicht und sein Kopf drohte beinahe zu zerbersten, als er langsam einen Fuß vor den anderen in Richtung seiner Küche setzte. Ein leises Klopfen an seiner Haustüre kündigte dem Uchihaerben morgendlichen Besuch an, ehe er noch die Chance auf eine Tasse Kaffee hatte. Erst als seine Finger bereits den kalten Türgriff umschlossen hatten, hielt er plötzlich inne. Was, wenn Sakura vor hatte, ihn für seinen nächtlichen Spaziergang aufzusuchen? Wollte er sie jetzt schon sehen? Seine Befürchtungen wurden jedoch mit einem lauten, „Komm schon, ich weiß dass du hier bist, Teme“, zerschmettert. Sasuke öffnete die Tür langsam und bedachte sein in orange gekleidetes Gegenüber mit einem emotionslosen Gesichtsausdruck. „Hey. Siehst ja ganz schön verschlafen aus“, meinte Naruto mit Enthusiasmus beladener Stimme. „Was man von dir nicht behaupten kann“, kam die trockene Antwort des Uchihas. Das Paradegrinsen des blonden Shinobis verwandelte sich in einen etwas ernsteren Gesichtsausdruck, ehe er sich an dem Schwarzhaarigen vorbei in dessen Haus drängte. Sasuke machte sich nicht die Mühe, ihn aufzuhalten. Naruto lies sich ohnehin nie von etwas abhalten. Stattdessen schlenderte der Uchihaerbe langsam zurück in seine Küche und setzte den verdienten Kaffee auf. „Was verschafft mir die Ehre für deinen Besuch?“ Naruto lies sich Zeit mit der Antwort. Ein beunruhigendes Zeichen, wenn man den Chaoten länger kannte. Er schien nervös zu sein. „Sakura hat mich eben angerufen.“ Sasuke hatte Mühe, den Inhalt seiner Kaffeetasse nicht auf den Küchenboden zu verteilen, als er sich ruckartig zu Naruto drehte. Die Blicke der beiden trafen sich und der Blonde musterte ihn aufmerksam. Das Ozeanblau seiner Augen wirkte dabei etwas trüber als sonst. Er schien sich Sorgen über etwas zu machen. „Sie meinte, ich soll mal auf nen Sprung zu dir vorbei schauen. Ob alles in Ordnung wäre. Ist es das?“ Der Schwarzhaarige setzte ein verächtliches Grinsen auf und schloss die Augen für einen Augenblick. Ob alles in Ordnung sei? „Und das konnte sie nicht selbst erledigen?“ Der Chaot bedachte die Frage mit einem Schulterzucken und erwiderte: „Keine Ahnung. War irgendwas zwischen euch beiden?“ Sasuke führte den Becher in seiner Hand an die Nase und füllte seine Lungen mit den Duft des heißen Kaffees, ehe er einen Schluck davon nahm. So ungern er seinen Freund auch anlog, er konnte ihm die Wahrheit über die plötzlich entdeckten Gefühle zu Sakura nicht anvertrauen. Vor allem deshalb nicht, weil sie doch immer seine große Liebe gewesen war. „Wüsste nichts“, kam also die Antwort des Schwarzhaarigen mit einem missmutigen Blick über den Rand seiner Kaffeetasse. Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und massierte vorsichtig seine Schläfen. „Könnte ja sein, dass sie dich einfach mal wieder aus dem Haus bekommen wollte. Vielleicht hat sie sich Sorgen gemacht, weil du die meiste Zeit hier allein rumhängst“, überlegte Naruto, während er die Hände hinterm Kopf verschränkte. Seine Stimme klang ein wenig vorwurfsvoll. Sasuke wusste, dass er sich in letzter Zeit sehr zurück gezogen hatte. Er verbrachte viele Stunden damit, seine plötzlichen Gefühle für Sakura zu verstehen. Vermutlich bereitete er damit seinem ehemaligen Teamkollegen immer noch Kopfzerbrechen. „Ich bin noch nicht so lange zurück, und… brauch einfach nur Zeit, mich wieder… einzuleben“ Naruto nickte in Gedanken versunken. „Vielleicht hast du ja recht. Naja, wie auch immer. Ich muss jetzt zu Tsunade. Hab anscheinend ne neue Mission und bin schon spät dran. Versuch einfach mal, dich wieder ein wenig unter die Leute zu mischen. Bis dann, Teme.“ „Bis dann.“ „Hey, alles ok bei dir?“ Ino war nicht entgangen, dass ihre rosahaarige Sandkastenfreundin der Unterhaltung wenig Aufmerksamkeit schenkte. Schließlich hatte sie während der letzten paar Minuten keinen Ton von sich gegeben. Sakura erwiderte den Blick ihrer Freundin und bemerkte ihren besorgten Gesichtsausdruck. „Ähm, klar. Mir ist nur gerade was durch den Kopf gegangen, nichts weiter.“ Die blonde Medic-Nin stieß ein leises Seufzen aus. Warum musste sie nur immer so stur sein. War es denn so schwer, über ihre Probleme zu sprechen? „Komm schon, denkst du, ich fall auf so was rein? Irgendwas bedrückt dich doch. Seit Beginn unserer Mittagspause geht das jetzt schon so. Du starrst Luftlöcher in die Gegend und grübelst vor dich hin. Also, was hast du wirklich?“ Sakura konnte sich diese Frage selbst nicht so recht beantworten. Warum musste ihr Sasuke auch nur immer wieder das Leben zur Hölle machen? Bis vor kurzem war sie der Überzeugung gewesen, nichts mehr für ihn zu empfinden. Und nun hatte sie schon wieder den halben Tag damit verbracht, an ihn zu denken. „Tut mir leid Ino, es ist nichts. Ich hab letzte Nacht kaum geschlafen und bin ziemlich müde, das ist alles. Mach dir keine Sorgen.“ Die Yamanakaerbin schien nicht sehr überzeugt, beließ es aber bei einem weiteren Seufzen. Sakura war dankbar, dass die Blonde ihr merkwürdiges Verhalten nicht erneut ansprach. Denn sie wollte ihrer Freundin noch nichts von Sasukes nächtlichem Besuch erzählen, war der Uchiha schließlich noch nie ein gutes Gesprächsthema zwischen den beiden gewesen. Sie konnte jetzt nur noch abwarten, ob Naruto vielleicht schon etwas herausgefunden hatte. Es war mittlerweile spät am Nachmittag, der Regen schien noch stärker geworden und fiel nun schräg zu Boden, als Sasuke in eine weitere Seitengasse einbog. Der Schwarzhaarige hatte keine Ahnung, was er hier eigentlich wollte. Als das Glockenspiel beim Betreten des Shops seine Ankunft Preis gab, spulte Ino ihren üblichen Begrüßungston ab. Zumindest, bis sie ihren ungewöhnlichen Besucher erblickte. Der Uchihaerbe zog seine Regenjacke aus und lies sie auf einen Stuhl nahe dem Eingang fallen, ehe er seinen Blick in ihre Richtung lenkte. Er kam langsam näher, zögernd beinahe, und hielt kurz vor dem Tresen des Blumenladens. „Hi“, war seine knappe Begrüßung. Ino brauchte ein paar Sekunden, bevor sie zu einer Antwort fähig war. Warum tauchte er plötzlich hier auf? Soweit sie sich erinnern konnte, war der Schwarzhaarige noch nie in den Laden gekommen. Sasuke lies währenddessen seinen Blick durch das kleine Gewächshaus schweifen, ehe er auf ein paar hübsche Blumenarrangements zu seiner Linken fiel. Der Regen prasselte heftig auf das gläserne Dach und erzeugte eine leise Geräuschkulisse, als Ino endlich zurück zu ihrer Stimme fand. „Ähh…Hi. Was machst du hier?“ Der Uchihaerbe änderte seine Position nicht und erwiderte nach ein paar Augenblicken: „Solltest du mich nicht so was wie “Was darf’s denn sein?“ fragen?“ Inos Gesichtsausdruck änderte sich von überrascht zu skeptisch. „Du willst Blumen kaufen?“ Sasuke drehte den Kopf in ihre Richtung und seine dunklen Augen musterten sie eindringlich. „Hab ich das Schild draußen missverstanden? Yamanka – Blumenladen?“ Die Blonde verdrehte die Augen und räusperte sich demonstrativ. „Willkommen im Yamanka Blumenladen, was darf’s denn sein?“ Die Lippen des Uchihaerben formten ein kleines Lächeln und er richtete seinen Blick wieder auf den zuvor entdeckten Blumenstrauß. Ino folgte seinen Augen und kam langsam vom Tresen hervor. Sie zog das Gesteck vorsichtig aus der Vase und reichte es dem Schwarzhaarigen. Sasuke lies seine Fingernspitzen langsam entlang des silbernen Bandes gleiten, seine Augen auf die weißen Rosen im Zentrum gerichtet. „Für wen sind sie?“ Früher hätte ihre Stimme traurig geklungen. Traurig, dass ihr Sasuke-kun Blumen für jemand anderes kauft. Mittlerweile war es nur noch ein Ton von Neugier, der in ihrer Frage mitschwang. Er richtete jene unleserlichen dunklen Augen erneut auf ihre und holte sein Portmonee aus der Tasche. Trotz aller Vorsätze in Sachen “Ich bin über ihn hinweg“ beschleunigte sich ihr Herzschlag. „Das weiß ich selbst noch nicht so genau“, waren seine einzigen Worte. Sakura war schlecht gelaunt. Sie starrte unentwegt auf das Handy in ihrer Hand, als würde es die Antwort auf ihre so brennende Frage bereithalten. Auch Naruto hatte nichts herausgefunden, was ihr weitergeholfen hätte. Nur, dass Sasuke nach wie vor die meiste Zeit zuhause verbrachte. Langsam überlegte sie, ob sie sich das alles nur eingebildet hatte. Vielleicht war es einfach nur ein ungewöhnlicher Traum gewesen. Nur ein Traum, wie so vieles. Oder er war aus einem anderen Grund gekommen. Sie versuchte es sich auszureden. Jenen Blick, den sie vergangene Nacht in seine Augen gesehen hatte. Dieses seltsame Leuchten der sonst so kalten, dunklen Augen. Als ob er doch etwas für sie empfinden würde. Und sie fühlte sich wieder wie das kleine Mädchen von damals. Wieder voller Hoffnung, dass er sie doch lieben könnte. Sie musste lachen bei dem Gedanken an früher. Eine Zeit, in der alles was sie wollte sein Lächeln und ein paar nette Worte waren. Und sie grinste und schüttelte langsam den Kopf. Denn ihre frühere Liebe war nur ein kleiner Junge, mit schwarzen, dunklen Augen, einem Gesichtsausdruck wie aus Stein gemeißelt und einem kalten Herzen gewesen. Und trotzdem hatte sie manchmal noch Hoffnungen. Sie liebte ihn nicht mehr. Sie hatte sich diesen Satz schon so oft gesagt. Immer und immer wieder. Sie war reifer geworden, erwachsen mittlerweile. Und sie wollte nicht ewig auf ihn warten. Nein, sie liebte ihn nicht mehr. In jenem Moment fühlte sie nicht den Knoten in ihrem Hals, der sie kaum Atmen lies, ihr Herz ,das ein wenig schmerzhafter schlug als Sekunden zuvor und die kleine Träne, die ihre Wange entlang glitt und zu Boden fiel. Sie liebte ihn nicht mehr, wiederholte sie immer wieder. Und sie glaubte es tatsächlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)