In Good Faith von Glasschmetterling ================================================================================ Chapter 4 - It ain't necessarily so ----------------------------------- In Good Faith – Chapter 4: It ain't necessarily so „Verzeihung... es heißt, du könntest jeden imitieren... sogar die Stimme...“ „... sogar die Stimme.“ „Warum bleibst du dann nicht ständig in Verwandlung, verstehst du, und siehst aus wie alle anderen auch?“ „Weil das nicht nötig sein sollte.“ „Was hältst du von ihr?“ Ororo Munroe blickte von der Geschichtehausarbeit, die sie gerade korrigierte – oder korrigieren sollte, korrigierte sie sich abwesend – auf und lehnte sich in diesem Stuhl zurück, in dem sie sich vorkam wie ein kleines Mädchen, das sich in das Arbeitszimmer seines Vaters geschlichen hatte und jetzt Geschäftsfrau spielte. Oder Schulleiterin. Nicht einmal behaupten, dass Logan sie überrascht hatte, konnte sie, denn eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er hier auftauchen würde, sobald Anne Lewis aus dem Haus war – dass er gewartet hatte, bis die Kinder im Bett waren, war wohl seinem neu entwickelten Sinn für Taktgefühl zuzuschreiben. „Sie scheint kompetent zu sein, was ihr Unterrichtsfach angeht.“ Logan zuckte mit den Schultern und ließ sich in einen der bequemen Stühle fallen, blickte durch das offene Fenster nach draußen in den Abend, schien für einen Moment die Luft zu prüfen, bevor er antwortete. „Scheint... das ist das Wort, auf das es ankommt. Oder Unterrichtsfach, wenn ich es mir recht überlege.“ Ororo hob die Augenbrauen. „Was meinst du?“ „Was ich meine?“ Sie hatte mit einem bissigeren Tonfall gerechnet, doch Logan klang fast milde, irgendwie resigniert, ein Zug an ihm, den sie seit Jeans Tod öfter wahrgenommen hatte und der ihr nicht gefallen mochte. Logan war ein Kämpfer, es immer gewesen, das hatte sie sich so oft gesagt, wenn sie seine tiefen Augenringe gesehen hatte, ihn in Momenten der Trauer gestört hatte, die er so verzweifelt vor allen anderen zu verbergen suchte... dass diese Eigenschaft ihn ausgerechnet jetzt verlassen sollte, machte ihr mehr Sorgen als sehr viel anderes, das im Moment an dieser Schule vorging. Einschließlich einer gewissen jungen Lehrerin. Logan schnaubte. „Das Mädchen ist so grün hinter den Ohren, dagegen sehen die Männchen vom Mars richtig farblos aus... denkst du wirklich, jemand wie sie, der keine Ahnung vom Leben hat, ist der Richtige, um den Kindern beizubringen, wie grausam die Welt dort draußen sein kann? Wie weh die Ablehnung tun kann?“ „Sie war die einzige Mutantin, die sich beworben hat... und wir brauchen die Unterstützung. Dringend. Und das weißt du genauso gut wie ich.“ Ororo konnte nicht verhindern, dass die Erschöpfung, die sie quälte, sich in ihre Stimme, in ihre Gestik schlich, und fast wütend fuhr sie sich mit der Hand über die Augen, bestrebt, ihre Schwäche zu verbergen. „Natürlich weiß ich das...“ Er klang fast entschuldigend, fiel ihr auf, und ein wenig schuldbewusst, trotzdem schien Logan nicht gewillt, die Diskussion darauf beruhen zu lassen. „Trotzdem sollten wir bedenken, dass sie den Kindern nicht nur Mathematik beibringt... sie ist auch ein Vorbild, jemand, an den sie sich wenden werden, wenn sie Rat brauchen, und wie soll sie ihnen Rat geben, wenn sie nicht einmal weiß, was sie mit sich selbst oder ihrer Mutation anfangen soll.“ Ororo legte nun endgültig ihren roten Stift weg und verschränkte die Arme auf der Tischplatte, widerstand aber der Versuchung, ihren Kopf darauf zu legen. „Und du bist dir sicher, dass sie im Moment damit die Einzige ist?“ Logan blickte ruckartig auf, die plötzliche Schärfe in seinen dunklen Augen traf sie heftig, und sie seufzte auf, legte ihr Kinn nun doch auf ihren Armen ab, bevor sie der unausgesprochenen Frage nachgab. „Ich war mir so sicher, für die richtige Sache zu kämpfen... und jetzt weiß ich nicht einmal mehr, ob zu kämpfen überhaupt die richtige Entscheidung war. So viele sind gestorben... Jean, Scott, Charles... all diese Menschen auf Alcatraz... und tief drinnen lauert immer dieses Gefühl, dass ich schuld bin. Dass ich es besser hätte machen können, dass wenigstens ein paar von ihnen noch am Leben sein könnten, wenn ich nur schneller, stärker, mächtiger gewesen wäre... oder wenn jemand anderer an meiner Stelle gestanden hätte.“ „Nein.“ Unbeholfen streckte Logan seine Hand aus, drückte ihren Arm, doch auch wenn Trost zu spenden für ihn ungewohnt zu sein schien, in seinen Worten lag kein Zweifel. „Niemand hätte besser sein können als du... wenn du zweifelst, Storm, dann nur deswegen, weil du dich schuldig fühlst, weil du überlebt hast. Und dafür gibt es keinen Grund.“ „Ich weiß doch, dass es... dass es dumm ist und irrational... aber ich kann einfach nichts dagegen tun.“ „Es ist nicht dumm. Es ist eine Reaktion, für die du nichts kannst... genauso wenig wie Kitty, Bobby und Peter.“ Ororo riss die Augen auf, doch er schnaubte nur freudlos. „Daran hast du nicht gedacht... du hattest zu viel mit der Schule um die Ohren, als dass du dafür Zeit gehabt hättest.“ Zähneknirschend stellte sie fest, dass sie es nicht mochte, wenn Logan Ausreden für sie fand – sie hätte die Zeit finden müssen, irgendwie, und wenn sie dafür jeden verdammte Stein auf dem gesamten Anwesen hätte umdrehen müssen. „Trotzdem...“ „Trotzdem was?“ Er klang fast trotzig, wie jemand, der sie zur Vernunft zwingen wollte, auch wenn ihnen beiden klar war, dass das nicht funktionieren würde. „Hättest du dich vierteilen sollen? Dich vollkommen aufreiben und nicht nur halb? So wenig glücklich ich mit Lewis auch bin... dass wir Unterstützung brauchen, sehe ich auch, also lass dich bloß nicht vom Gegenteil überzeugen, nur weil ich meine große Klappe nicht halten kann.“ Ororo seufzte auf, ließ sich aber zu einem Nicken herab. Was hätte sie auch tun sollen? Ihren widerspenstigen Gefühlen Vernunft einflößen zu wollen hatte beim letzten Mal schon nicht funktioniert... und beim vorletzten Mal... und beim vorvorletzten. Aber Logan hatte es gut gemeint... und sie wenigstens wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. „Ich werde mir Mühe geben.“ Logan schnaubte. „Natürlich wirst du das...“ Sie nahm ihren Stift wieder zur Hand, während sie überlegte, ob er das eigentlich ernst gemeint hatte oder nicht. Das Geräusch trat auf Zehenspitzen in ihre Träume, wie leise tropfendes Wasser breitete es sich aus, ein dumpfer Knall, den sie nicht so recht zuordnen konnte und der ihrem schlafenden Selbst doch keine Ruhe ließ. Es hatte Bedeutung, und zwar eine, die sie kannte, doch ihre trügerische Erinnerung vermochte ihm nichts zuzuordnen, während ihre Augen über das hohe Gras wanderten, nach einer Gefahr suchten. „Ororo.“ Hastig wandte sie den Kopf. Ein erstickter Laut, als hätte jemand vor Schmerz aufgestöhnt. Sie spürte, wie ihr Herz schneller pochte. „Ororo.“ „Ororo, wach auf.“ Mit einem unterdrückten Schrei schreckte sie hoch, schlug instinktiv die kalte Hand auf ihrer nackten Schulter zur Seite, während sie nach ihren Fähigkeiten griff, den Sturm beschwor, um sich zu verteidigen. „Ororo!“ Ihr Kopf ruckte zur Seite, ihr Blick erfasste die dunkle Gestalt auf dem Boden neben ihrem Bett, von wo ihr das Glimmen gelber Augen antwortete. „Kurt! Hast du mich erschreckt. Was machst du hier?“ Im gleichen Maße, wie sie sich entspannte, flaute auch der Wind ab, der nach den Vorhängen gegriffen, das Glas auf ihrem Nachttisch und die Fensterscheiben zum Wackeln gebracht hatte, und sie streckte ihre Hand aus, schaltete das Licht ein. „Oh mein Gott!“ Blut, dunkles Blut tropfte auf den Teppichboden, bedeckte warm ihre Schulter, wurde vom Saum ihres Nachthemdes aufgesogen, malte rote Schlieren auf ihre Bettdecke, und für einen Augenblick glaubte sie, mit ihr selbst wäre etwas geschehen, bevor sie die tiefe Wunde an Kurts Arm sah, auf die er seine Hand presste. „Was ist passiert?“ Noch während sie sie aussprach, erkannte sie, wie unwichtig diese Frage im Moment war, und glitt, ohne dass sie es überhaupt bemerkte, aus dem Bett, ließ sich neben Kurt auf die Knie sinken. Die Verletzung war noch frisch, Blut sprudelte weiter daraus hervor und hinter seinen blauen Hautfarbe begann er bereits, blasser zu werden, was einen Schub von Sorge in Ororo auslöste. „Kannst du gehen? Wir müssen in den Keller.“ Kurt wirkte nicht besonders sicher, was diese Frage anging, obwohl er zögerlich nickte, und sie beschloss, es nicht darauf ankommen zu lassen, sondern zog seinen Arm nach oben, um den Blutverlust zu mindern, während sie auf die Füße sprang. „Warte hier.“ Noch während sie den Gang hinunterhetzte, zu Logans Tür, bemühte sie sich, so leise wie möglich zu sein, hoffte, dass wenigstens ein paar der Kinder nicht von ihrem Ausbruch geweckt worden waren. Die Geräusche aus den Schlafräumen belehrten sie zwar eines besseren, doch war das im Moment eine tröstliche Hoffnung, eine, an die sie sich klammerte, während sie, ohne zu klopfen, in das Zimmer eintrat. Logan schlief, und zwar nicht besonders ruhig, sein Atem ging unregelmäßig und wahrscheinlich hatte er wieder einen dieser Albträume aus seiner Kollektion, zu der seit Jeans Tod einige neue Schmuckstücke hinzugekommen schienen, aber dafür hatte sie nun wirklich keine Zeit. Ororo griff nach der Karaffe auf seinem Nachttisch und macht einen Schritt zurück. „Logan... Wach auf!“ Keine Reaktion. Sie holte Schwung und das kalte Wasser ergoss sich über sein Bett, seine Kleidung, sein Gesicht... er zuckte zusammen, prustete, setzte sich auf. „Scheiße... verdammt, was ist...?“ Für einen Augenblick schien er wirklich nicht zu wissen, wo er sich befand, seine Krallen hatten sich bereits halb ausgefahren, als sein Wolfsblick sich auf Ororo richtete, er sie wie mit Laserstrahlen fixierte, während sie vorsichtshalber noch ein wenig zurückwich. „Was ist passiert?“ „Kurt ist hier... aber er ist verletzt, und du musst mir helfen, ihn in den Keller...“ „Schon klar.“ Logans bewusster Verstand hatte sich zurückgemeldet, sofort die Kontrolle über ihn übernommen, und er schwang sich aus dem Bett, kümmerte sich ebenso wenig wie sie darum, was er gerade anhatte. „Er ist in meinem Zimmer.“ Ihre Schritte hinterließen auf dem weichen Teppichboden kaum ein Geräusch, wieder wunderte sie sich darüber, wie ein so massiger Mann wie Logan dazu in der Lage war, während sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie Marie ihren Kopf aus dem Mädchenzimmer steckte, auf einen scharfen Blick hin allerdings fast sofort wieder verschwand. Es würde später genug Zeit sein, mit den Kindern zu sprechen – jetzt musste sie sich erst um Kurt kümmern. Er sah nicht gut aus, das verriet ihr nicht nur die ungesunde Blässe in seinem dreieckigen Gesicht, sondern auch die Besorgnis auf Logans Miene, als er sich über ihn beugte, seinen Arm über seine Schulter zog. „Komm... hilf mir ein wenig, Junge...“ Hastig trat Ororo auf die beiden zu, sie sahen für einen Moment nicht so aus, als ob sie das Gleichgewicht würden halten können, doch Logan winkte nur entschlossen ab, und schließlich verlegte sie sich darauf, die Türen zu öffnen und den Lift zu bedienen. Sie spürte ihre Ungeduld bei jedem einzelnen Schritt, wünschte sich, dass sie nur schneller gehen könnten, während sie nicht wusste, was sie mit ihrer ungebändigten Energie, die der Furcht in ihrem Inneren entsprang, anfangen sollte. Weder sie noch Logan waren Ärzte, und auch wenn sie eine solide Ausbildung zur Sanitäterin erhalten hatte, wusste sie doch nicht, was sie mit einer ernsthaften Verletzung anfangen sollte... und diejenige unter ihnen, welche das gekonnt hätte, war nicht mehr hier. Sie seufzte leise. „Soll ich Hank anrufen?“ „Nein...“ Die Stimme kam von Kurt, der mittlerweile an der weißen, gekachelten Wand des Liftes lehnte und wie sie darauf wartete, dass er sie ein Stockwerk tiefer trug, und trotz der Tatsache, dass seine Haut um einige Töne heller war als normalerweise, klang er überraschend fest. Zumindest, wenn sie die Umstände bedachte. „Es ist nicht so schlimm, wie es sein könnte...“ Seine Versicherung allein hätte nicht ausgereicht, sie zu beruhigen, doch der Blick aus seinen gelben Augen war nun klarer als zuvor und er schaffte es, fast ohne Hilfe von Logan hinüber zur Krankenstation zu gehen und auf einer der Diagnoseliegen Platz zu nehmen. Ororo beugte sich über ihn, noch immer sickerte Blut zwischen den drei Fingern seiner Hand hervor, die er auf die Wunde an seinem Oberarm gepresst hielt. „Hilfst du ihm mit der Jacke?“ Logan nickte, schälte Kurt fast aus diesem abgewetzten Ding mit den merkwürdigen Punkten, das fast an einen Mantel erinnerte, während Ororo sich die Finger wusch, an denen noch immer Blut klebte, und ihre Hände desinfizierte. So wenig professionell sie in ihrem knappen Nachthemd mit den roten Flecken auch wirkte, zumindest in einem gewissen Ausmaß wusste sie, was sie tat, und langsam wandte sie sich wieder um. Logan hatte mittlerweile auch ein Loch in Kurts Hemd geschnitten, damit sie die Wunde besser behandeln konnte, und ihn in eine liegende Position gebracht, eine Situation, die ein merkwürdiges Gefühl des Déjà-Vus in ihr auslöste. Um den Gedanken an die Frau, die ihn damals untersucht hatte, zu vertreiben, griff sie entschlossen nach dem Desinfektionsmittel. „Das wird jetzt ein wenig... Moment.“ Langsam runzelte sie die Stirn, ignorierte, dass Logan neben ihr ebenfalls gestutzt war, und betrachtete die Verletzung genauer, bevor sie sich an Kurt wandte, die Flasche in ihrer Hand hatte sie für den Moment vollkommen vergessen. „Wie ist das passiert?“ Seine gelben Augen wanderten über ihr Gesicht und für einen Moment schien er zu zögern, bevor er sich leise räusperte, fast schuldbewusst... fast verlegen. „Sie haben auf mich geschossen.“ „Und?“ Mit einer fließenden Bewegung stieß Logan sich von der holzgetäfelten Wand ab, betrachtete sie aus dunklen Augen, die sein Interesse zu verbergen suchten, und Ororo verbarg ihr erschöpftes Lächeln, indem sie die Tür des Gästezimmers hinter sich schloss. „Ich habe ihm ein leichtes Schmerzmittel gegeben, und er schläft jetzt... es geht ihm schon viel besser. Ich glaube, es war mehr der Schock über das, was passiert ist, als die Wunde, was ihm so zu schaffen gemacht hat.“ Logan trat unruhig von einem Bein auf das andere. „Und was ist passiert? Das möchte ich nämlich eigentlich wissen, weißt du?“ Ororo schnaubte, beschloss aber, dass gerade nicht der beste Zeitpunkt wäre, um ihn mit seiner neu gefundenen sozialen Ader aufzuziehen – und dass der Gang vor den Zimmern der Schüler nicht der beste Ort war, um dieses Thema zu diskutieren. „Komm lieber.“ Die Küche war so leer, wie sie es sich nur wünschen konnte, und erschöpft ließ sie sich auf einen der Stühle sinken, nach dem Adrinalinschub schlug die Müdigkeit nun umso stärker zu und am liebsten hätte sie sich einfach wieder in ihr Bett gekuschelt... aber das musste noch warten... wenigstens, bis Logan wusste, was sie wusste. „Bier?“ Abwesend schüttelte sie den Kopf, während er die Flasche öffnete, es behagte ihr noch immer nicht, dass alkoholische Getränke im Kühlschrank lagerten, aber Logan hatte in dieser Hinsicht schon immer seinen eigenen Willen durchgestetzt und... Schluss damit. Wenn du es noch länger hinauszögerst, wird es auch nicht besser. Auch er schien zu dieser Ansicht gekommen zu sein, denn er verließ seinen gewohnten Posten an der Theke und nahm auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz. „Also... was hat dich so aus dem Konzept gebracht, Storm?“ Sie zwang sich, ihn anzusehen, den Blick von den Fugen zwischen den strahlend blauen Fliesen des Tisches abzuwenden. „Wie es aussieht, wurde Kurt von Fanatikern aus der Anti-Mutanten-Bewegung angegriffen.“ Er zuckte nur mit den Schultern, seine augenscheinliche Gelassenheit brachte sie aus dem Konzept. „Und das überrascht dich?“ Ororo legte den Kopf schief, sein zynischer Tonfall behagte ihr gar nicht, und doch schien er die Regung unter Kontrolle zu haben, brachte es sogar fertig, vollkommen ruhig auf seinem zurückgekippten Stuhl zu sitzen. „Ich weiß nicht... wahrscheinlich schon. Ich habe gehofft, dass es nach Hanks Berufung zum Botschafter bei den Vereinten Nationen und der neuen Gesetzesinitiative, die die Gleichstellung in der Verfassung verankern sollte, besser wird... und uns niemand mehr angreift.“ Logan lachte freudlos. „Ororo... ich weiß nicht viel über Menschen, aber dass sie gerne zu Gewalt greifen, wenn sie sich bedroht fühlen, sollte auch für dich nichts Neues sein.“ „Bedroht?“ Langsam hob sie die Augenbrauen. „Wieso sollten sie sich bedroht fühlen...?“ „Nun... all jene, die bis jetzt Mutanten für eine Gefahr für die Allgemeinheit hielten, haben sich in den letzten Jahren eigentlich sehr gut vertreten gefühlt. Zuerst durch Senator Kelly, dann durch den Präsidenten... aber das hat sich durch die neue Position der Regierung geändert, und das zu einem für uns sehr ungünstigen Zeitpunkt.“ Er schwieg für einen Moment, nahm einen tiefen Zug aus seiner Flasche, bevor er sie mit einem lauten Klirren auf dem Tisch abstellte. „In dem Kampf auf Alcatraz hat eine große Gruppe von Mutanten sehr eindrucksvoll – und vor allem verdammt öffentlich – bewiesen, wie gefährlich sie sein können – und damit meine ich nicht nur die Bruderschaft, sondern auch uns X-Men. Das hat die Befürchtungen all jener, die Angst vor uns haben, angestachelt, und zwar genau in dem Moment, in dem sie sich von der Regierung weniger geschützt fühlen. Also kein Wunder, dass die Leute Panik schieben... und auf uns schießen.“ Er klang zynisch... aber wen hätte das angesichts des Szenarios, das er gerade beschrieben hatte, auch überrascht? „Ich wusste nicht, dass du dich für Politik interessierst...“ Fast automatisch winkte er ab. „Es ist leichter, bewaffnet mit einer Sandschaufel in einer Sandkiste Öl zu finden als einen Mutanten, der sich nicht für Politik interessiert. Lässt sich kaum vermeiden, irgendwie... siehst du ja auch an den Kindern.“ Obwohl sie es nicht wollte, musste sie lachen, die Vorstellung von Logan, wie er neben Dreijährigen ein Loch in den Sand grub, war einfach zu verlockend... und so wie er grinste, hatte er diese Reaktion auch beabsichtigt. „Da wir das Thema jetzt abgehakt hätten... hat Kurt dir irgendwelche Details verraten?“ Unsicher zuckte sie mit den Schultern. „Nicht wirklich. Sie kamen einfach in seine Kirche, als er geschlafen hat... brüllten Parolen, warfen Flaschen... und als er flüchten wollte, haben sie auf ihn geschossen. Ich hatte gehofft, das wäre jetzt endlich vorbei...“ Nachdenklich berührte sie ihre Wange, schüttelte den Kopf. „Es war pures Glück, dass er sich ausgerechnet hierher teleportiert hat... wenn er irgendwo anders gelandet wäre, vielleicht mitten zwischen anderen...“ „Glück, ja?“ Logan grinste. „Und von allen Orten dieser Erde ist er ausgerechnet in deinem Schlafzimmer gelandet...“ Überrascht blickte sie auf. „Was meinst du damit?“ „Nichts... ich sollte vielleicht nur noch erwähnen, dass du in diesem Nachthemd wirklich vorteilhaft aussiehst... und dass Kurt das sicher auch bemerkt hat. Ist ja so gut wie unmöglich, das nicht zu tun.“ Sie spürte, wie die Röte ihr in die Wangen schoss, als sie an sich hinabblickte, dunkles Blut verkrustete auf ihrer Schulter, hob sich schwarz von ihrer schokoladenfarbenen Haut ab, hatte sich in der Kuhle an ihrem Schüsselbein gesammelt. Auch der Saum und der Träger ihres Nachthemdes, die Spitzen ihrer Haare waren verklebt, und sie seufzte auf – sie musste unbedingt duschen, bevor sie sich wieder ins Bett legte. „Höre ich da Sarkasmus in deiner Stimme?“ Logan zwinkerte. „Würde ich niemals wagen. Wer bin ich auch, mich zwischen eine Frau und ein Kompliment zu stellen...“ Ororo lächelte und spürte, wie eine erneute Welle der Dankbarkeit für seine Anwesenheit über sie hinwegschwappte, ohne ihn hätte sie schon längst nicht mehr gewusst, was sie mit den Kindern, mit der Schule anfangen sollte... und er brachte sie immer zum Lachen. „Natürlich...“ Langsam erhob sie sich von ihrem Stuhl, streckte sich, räkelte ihre Schultern. „Trotzdem sollten wir jetzt besser noch ein wenig schlafen. Es wird schon hell... und morgen wird sicher ein anstrengender Tag.“ Logan nickte. „Was wirst du tun?“ Seine Frage bezog sich nicht auf ihre Planung für einen mehr oder weniger freien Samstag, dessen waren sie sich beide unangenehm bewusst. „Ich weiß es nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)