In Good Faith von Glasschmetterling ================================================================================ Prolog: Prologue ---------------- Disclaimer: Alle Rechte an den X-Men liegen bei Marvel Comics und ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte, die auf den drei X-Men-Kinofilmen aufbaut. *** In Good Faith – Prologue Die Sonne brannte heiß auf die von schmucken, grünen Vorgärten gesäumte Straße herab, während Emma Lewis in einer Pose strapazierter Geduld auf ihrem Fahrrad saß und ihren Kaugummi mit den Zähnen malträtierte. „Komm schon, Anne.“ „Aber es ist so steil...“ Ihre Schwester blickte zweifelnd den Hügel hinab, das konnte sie sogar von seinem Fuße aus sehen, fast vermeinte sie sogar, ihr angestrengtes Stirnrunzeln zu erkennen, das sie immer aufsetzte, wenn sie intensiv über etwas nachdachte. „Das ist nicht steil – das ist gerade richtig“, entgegnete sie mit all der Autorität der Älteren und winkte aufmunternd. „Außerdem willst du doch kein Angsthase sein, oder?“ Es waren diese Worte, die immer wirkten, wenn Anne sich gegen irgend etwas sträubte, und so auch jetzt. Entschlossen setzte sie sich wieder auf ihr eigenes Fahrrad, stieß sich ab, trat sogar noch in die Pedale, um schneller und schneller zu werden und ihrer großen Schwester zu beweisen, dass sie alles war... aber kein Feigling. Und es machte Spaß, das wusste Emma aus eigener Erfahrung – etwas, das auch Anne gerade herauszufinden schien, zumindest legte ihr Schrei, halb triumphierend, halb ängstlich, das nahe. Ihre zerzausten, blonden Strähnen wehten im Fahrtwind und grinsend winkte sie ihrer Schwester zu... Der Aufprall kam so plötzlich, dass Emma auch Jahre später nicht zu sagen vermochte, was geschehen war. Fast wie in Zeitlupe sah sie, wie der Vorderreifen von Annes Fahrrad gegen eine der großen, grauen Mülltonnen prallte, das quietschende Geräusch von zerknülltem Metall drang auf sie ein. Hart ging ein Ruck durch den pummeligen Körper ihrer Schwester, aber nur für einen Augenblick, dann wirbelte sie wie eine weggeschleuderte Puppe durch die Luft, bevor sie auf dem Gehsteig aufschlug. Emma versuchte zu schreien, aber sie konnte es nicht. Sie wollte sich bewegen, aber sie konnte es nicht... wollte helfen, und konnte es nicht, vermochte nur, Anne anzustarren, die wie tot auf dem grauen Beton lag. „Emma?“ Für einen Moment wusste sie nicht, woher die dünne, erschrockene Stimme kam, doch dann begriff sie, denn ihre Schwester bewegte sich, rappelte sich vorsichtig auf, wandte sich um. Tränen liefen ihr über die Wangen, und doch wirkte ihr Gesicht merkwürdig entrückt, so als hätte sie noch kaum begriffen, was hier geschehen war, als wollte sie nach ihrem Fahrrad greifen, aufstehen und weiterfahren. Kurz hatte auch Emma die Hoffnung, sie würde genau das tun können – bis sie das Blut auf dem Boden sah, den rot verschmierten Knochen, der aus ihrem zierlichen Kinderarm hervorstand wie ein abgebrochener Zahn. „Oh mein Gott, Anne...“ Sie überbrückte die wenigen Meter, ohne sich später daran zu erinnern, mit einem Schritt schien sie bei ihrer Schwester zu sein. „Oh mein Gott...“ „Was ist?“ Anne wirkte verwirrt, allerdings nur für einen Moment – dann folgte ihr Blick dem Emmas, und sie zuckte zusammen, als hätte man sie geschlagen. Auch der Schmerz schien erst jetzt zu treffen, denn ein dumpfes Schluchzen, nicht viel mehr als ein Wimmern suchte sich seine Bahn über ihre zitternden Lippen. „Einen Krankenwagen... wir brauchen einen Krankenwagen...“ Hilfesuchend blickte sie sich um, doch die Vorgärten wirkten verlassen, niemand kam aus einem der Häuser gerannt, erklärte, dass alles gut werden würde, und sie fühlte, wie alles auf sie eindrang, begriff, dass zwölf Jahre doch zu wenig waren, um mit einer Situation wie dieser alleine fertig zu werden. „Emma...“ Die Tränen waren mehr geworden, hinterließen helle Spuren auf den Wangen ihrer Schwester, und sie konnte nichts tun... nichts. Langsam ließ sie sich auf den Boden sinken, nahm Anne in den Arm, drückte sie so vorsichtig an sich, wie sie gerade vermochte, und streichelte ihr über die hellen Haare. „Es wird gut, Liebling... es wird doch alles gut.“ Und Mom und Dad werden dich umbringen... du hast versprochen, auf sie aufzupassen. Hoch und heilig hast du das versprochen... und du hast es nicht geschafft. Doch der Gedanke an ihre Eltern war nichts im Vergleich zu der Schuld, die sie selbst spürte, die ihr jedes Mal, wenn sie Anne ansah, das Herz zusammenkrampfte. „Es wird alles gut...“ „Emma... was... was passiert mit mir?“ Die Angst ließ sie aufschrecken – und im selben Moment, in dem sie die Augen öffnete, den offenen Bruch anstarrte, wünschte sie, sie hätte es nicht getan. Der Knochen schob sich zurück in den Körper, langsam, aber stetig, ohne, dass irgendjemand ihn berührt hätte... er tat es einfach, als ob er seinen eigenen Willen hatte, und ein leises Knirschen verriet ihr, dass er sich wieder mit den anderen Splittern verband. Auch die Fleischwunde hörte auf zu bluten und schloss sich langsam, neue Haut bildete sich über der Stelle, bis nichts als ein gezackter Fleck auf Annes gebräuntem Arm verriet, was geschehen war. Und ebenso sicher, wie Emma wusste, dass das vollkommen unmöglich war, wusste sie auch, dass sie es getan hatte. „Tut... tut es noch weh?“ Ihre Schwester schüttelte langsam den Kopf, sie schien noch irritierter zu sein als sie und blickte zu ihr auf, fragend, auf der Suche nach einer Erklärung, die sie ihr nicht geben konnte. „Was... was ist passiert?“ Zögerlich zuckte Emma mit den Schultern, bevor sie nicht ganz wahrheitsgemäß antwortete: „Ich weiß es nicht.“ „Es... es hat sich merkwürdig angefühlt... aber ziemlich cool.“ „Cool...“, wiederholte sie langsam, als würde sie das Wort prüfen, und schüttelte dann den Kopf. Fünf Jahre mehr Lebenserfahrung als ihre Schwester hatten ihr beigebracht, dass das, was eben passiert war, vielleicht cool war – aber sicher nicht gut. Weder für sie noch für ihre Schwester. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)