Anders...? von abgemeldet (Nicht mehr normal...?) ================================================================================ Kapitel 1: One-Shot ------------------- Wir sind bei dir zu Hause. Ich sitze auf deinem Sofa, die Beine angezogen. Du nimmst die restlichen zwei Drittel der Couch ein. Du passt fast komplett darauf, nur die Beine hast du ein Stück angewinkelt und gegen die Lehne gestützt. Du bist nicht besonders groß. Aber mich stört es nicht, bin ich doch selbst nur zehn Zentimeter größer als du. Auch du kümmerst dich inzwischen nicht mehr darum. Früher fandest du es blöd, dass du so klein bist. Aber jetzt ist es dir egal. Mir ist es auch egal. Ich muss lächeln. Dein Kopf liegt halb auf meinem Schoß, halb auf meinem Bauch. Meine eine Hand krault deinen Nacken kurz unter dem Haaransatz deiner blonden Haare. Blond - genau wie meine. Mir gefällt es, wenn du deine Haare blond hast. Du färbst sie oft, aber meistens sind sie blond. Dir gefällt es wohl auch. Meine andere Hand liegt auf deinem Bauch, auf der Decke in die du dich gewickelt hast. Du hast sie bis an dein Kinn heraufgezogen. Wir starren beide auf den Fernseher. Es läuft irgendein Horrorfilm, den ich bestimmt schon mindestens zwei Mal gesehen habe. Ich schaue oft Horrorfilme. Meistens mache ich mich über sie lustig. Fürchten tu ich mich eigentlich nie. Außer vor Clowns und Porzellanpuppen. Die sind gruselig. Aber ich achte überhaupt nicht auf den Film, ich bin zu sehr in meine Gedanken versunken. Plötzlich bewegst du dich. Ruckartig. Du richtest dich auf und deine eine Hand krallt sich in die Decke, mit der anderen umklammerst du meine Hand. Hat dich etwas erschreckt? Vielleicht etwas in dem Film? Schützend lege ich meinen einen Arm um dich mit deren Hand ich gerade noch deinen Nacken gekrault habe. Du kuschelst dich enger an mich und umschließt meine Finger noch etwas fester. 'Jungs machen so was nicht', schießt es mir durch den Kopf, 'das machen nur Mädchen. Bei Mädchen ist das normal, bei Jungs nicht.' Der Film ist zu Ende. Du schaltest den Fernseher aus. Stille umfängt uns. Plötzlich drehst du dich zu mir um. Du siehst mich mit leicht schräg gelegtem Kopf an. Wieder muss ich lächeln. Auch du lächelst. Dann umarmst du mich. Einfach so. Auch ich lege meine Arme um dich und streiche dir sanft über den Rücken. Minutenlang verweilen wir einfach so ohne ein Wort zu sagen. Und ich genieße den Moment. Du auch? Als wir uns wieder von einander lösen, glaube ich dich leise seufzen zu hören. 'Jungs machen so was nicht...' „Danke...Aki“, sagst du nur. „Wofür?“, frage ich leicht verwirrt. Du antwortest nicht und lächelst nur still vor dich hin. Dann rutschst du wieder ein Stück auf dem Sofa nach unten und legst den Kopf auf meine Schulter. Du schaust mich an. Ich will den Mund aufmachen um etwas zu sagen, doch als hättest du es vorhergesehen, legst du mir schnell einen Finger auf die Lippen. „Sag jetzt nichts“, flüsterst du, „das würde den Moment zerstören...“ Ich nicke stumm und lege meinen Kopf auf deinen. Wir schließen beide die Augen. '...das machen nur Mädchen.' Irgendwann drehe ich mich seitlich um. Du öffnest die Augen und es scheint mir als würde in deinem Blick kurz Enttäuschung aufflammen. Fandest du es etwa auch so schön? Doch ich ziehe dich nur zu mir und du lehnst dich an mich und bettest den Kopf auf meiner Brust. Dann schaust du mich von unten her an. Mein Blick wandert über dein Gesicht und bleibt erst an deinen Augen hängen, bevor er weiter zu deinen Lippen schwirrt. Verwirrt drehe ich den Kopf zur Seite. Ertappe mich dabei, wie ich rot werde als ich mich frage wie sie sich wohl anfühlen. Das ist selbst für Mädchen nicht normal, geschweige denn für einen Jungen. Noch immer die ungewohnte Hitze auf meinen Wangen spürend, lege ich mein Kinn auf deinen Schopf. Es scheint dich nicht zu stören, zumindest sagst du nichts dergleichen. Mein Blick huscht durch den Raum und bleibt an der Uhr an der gegenüberliegenden Wand hängen. Ich seufze enttäuscht auf, als ich die Uhrzeit registriere. 22:54 Uhr zeigen die roten Ziffern an. Schon fast um Elf und wir haben morgen Unterricht. Wir sind beide in der selben Klasse, obwohl ich siebzehn bin und du erst sechzehn. Du bist der Jüngste in unserer Klasse. Auch das hat dich früher immer geärgert, genau wie das mit deiner Körpergröße. Aber jetzt ist es dir egal, genau wie es mir immer egal war. Du hast mir einmal erzählt wie es gekommen ist, dass du ein Jahr jünger bist als die anderen in der Klasse, mich eingeschlossen. Du bist damals in der Grundstufe wohl gleich von der ersten in die zweite Klasse hoch versetzt wurden, weil du so gut warst und schon alles wusstest. Damals sind alle neidisch auf dich gewesen, später in der Mittelstufe haben sie dich dann gehänselt. Wegen der Größe und dem Alter. Auch als du dann in der Oberstufe in meine Klasse gekommen bist, sind da ein paar Leute gewesen, die dich gemobbt haben. 'Taka-chan' haben sie dich immer genannt und dich damit dermaßen auf die Palme gebracht. Doch bei mir war das nicht so. Ich bin der einzige der dich so nennen darf. Bei mir wirst du nicht böse. Mein Blick auf die Uhr bleibt dir nicht verborgen, genauso wenig wie mein Seufzen. Du legst den Kopf in den Nacken und schaust mich an. „Willst du nicht die Nacht bei mir bleiben?“, fragst du und mir entgeht nicht, dass du 'bei mir' gesagt hast und nicht 'hier' wie du es sonst tust. „Ja, gerne“, antworte ich wahrheitsgemäß, „aber ich hab meinen Schulkram gar nicht hier.“ „Ach, ich doch egal. Ich geb dir morgen was von mir.“ „Gut...“ Dann schweigen wir wieder. Ich lege meine Arme um deinen Bauch und puste dir leicht ins Haar. „Lass das“, grinst du mich an. Deine Hände hast du über meine auf deinem Bauch gelegt. Nach einer Weile beginnst du damit mir leicht mit dem Daumen über den Handrücken zu streicheln. Ich vergrabe mein Gesicht in deinen Haaren und atme deinen Geruch ein. Lange bleiben wir so liegen. Die Ziffern deiner Uhr zeigen 23:36 Uhr an, als ich leise seufze und mich rege. Du öffnest deine Augen, die du geschlossen hattest und blickst mich an. „Tut mir Leid“, sage ich und grinse entschuldigend, „aber ich muss aufs Klo.“ Auch du lächelst und lässt mich dann aufstehen indem du dich hinsetzt. Ich strubbel dir kurz durch die Haare bevor ich in deinem Bad verschwinde. Als ich wieder hinaustrete, hast du schon deinen Schlafanzug angezogen. In einer Hand hältst du den kleinen Stoffbären, den du vor vielen Jahren als kleines Kind von deinen Eltern bekommen hast. Sie sind bei einem schweren Wohnungsbrand gestorben und weil du keine weiteren Verwandten hast, wohnst du schon jetzt allein in der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung und hältst dich mit kleinen Nebenjobs und dem zusätzlichen Geld von der Schule über Wasser. Der Teddy ist dir wahnsinnig wichtig, er ist fast das einzige was dich noch an deine Eltern erinnert. Wie du dort so vor mir stehst, in deinem dunkelblauen Schlafanzug, dem Bären in der linken Hand und der anderen in den Haaren siehst du total niedlich aus. Ich schlucke und senke den Kopf als ich bemerke wie mir das Blut in die Wangen schießt. Warum zum Teufel denke ich bloß, dass du niedlich bist und werde dabei auch noch rot?! „Alles klar, Aki?“, fragst du mich und ich nicke schnell dem Boden zu, bevor du etwas bemerkst. Dann folge ich dir in dein Schlafzimmer. Du hast ein großes Bett, da passen wir beide drauf. Du kriechst sofort unter die Decke während ich noch unschlüssig vor dem Bett stehe und an dem Saum meines Oberteils herum zupfe. Letztendlich ziehe ich es mir doch einfach über den Kopf und lasse es auf den Boden fallen, meine Hose gesellt sich wenig später dazu. Ich stehe nur noch in Boxershorts vor dir. Du siehst mich mit großen Augen an. Ich höre wie du trocken schluckst. Ich versuche nicht darüber nachzudenken und mir nichts anmerken zu lassen und lege mich einfach neben dich. Gefällt dir mein Körper etwa? Oder ist das nur eine meiner Wunschvorstellungen? Und was zur Hölle denk ich hier eigentlich gerade? Um mich selbst von meinen verqueren Denkensweisen abzulenken, frage ich das erstbeste das mir gerade einfällt. „Sag mal, Taka, hast du eigentlich eine Freundin?“ Noch während ich dir diese Frage stelle, kommt mir in den Sinn, dass wir uns noch nie über unsere Liebesbeziehungen unterhalten haben. Normalerweise reden wir über alles. Aber dieses Thema haben wir immer umgangen. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst noch nie in einer solchen Beziehung war. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine einzige Freundin. Vermisst habe ich aber auch noch nie etwas. Aber all das hindert dich doch nicht daran, dieses Thema zur Sprache zu bringen. Einen Moment sagst du nichts. „Nein“, antwortest du schließlich, „nein, ich hatte noch nie eine Freundin...“ „Da bist du nicht der einzige, Taka-chan, ich hatte auch noch nie eine Beziehung.“ „Hm...“ Wieder bleibt es eine Weile still, bis du, wie es mir scheint, etwas widerstrebend sagst: „Ich glaube, dir kann ich es erzählen. Ich hoffe du findest es nicht zu schlimm...Es ist nämlich nicht so...wie du denkst. Also ich meine, ich hatte schon Beziehungen, nicht sehr viele und auch nie welche über längere Zeit, aber ich hatte schon Beziehungen. Jedoch hatte ich noch nie eine Freundin...“ Du schaust mich vorsichtig an. Wartest wohl auf meine Reaktion. Ich brauche eine Weile bis ich die Informationen verarbeitet habe. Ich öffne den Mund um etwas zu sagen, stocke aber. „Meinst du...Also meinst du damit, dass du...“, beginne ich, doch du nimmst mir die Sache aus der Hand. „Ja, genau. Ich...ich bin schwul.“ Du ziehst dir dein Kissen über den Kopf und vergräbst ihn darin. Ich starre dich immer noch etwas perplex an. „Also, ich muss zugeben, erwartet hätte ich das jetzt nicht wirklich. Aber schlimm finden tu ich es auch nicht.“ Du linst mich hinter dem Kissen hervor an. „Wirklich nicht?“, fragst du ungläubig. „Nein, ehrlich nicht.“ Ich nehme dich in den Arm. „Danke! Es...es ist bloß immer so unendlich peinlich es irgendjemandem zu erzählen...und schwer...sich überhaupt erst zu überwinden, es zu tun“, nuschelst du in dein Kopfkissen. „Das glaub ich dir“, murmel ich leise und stelle mir vor, wie es wäre wenn ich jemandem erzählen müsste, dass ich schwul sei. Plötzlich kommt mir die Frage in den Sinn, ob du vielleicht schon mal in mich verliebt warst, oder...oder bist? Ich ziehe dir das Kissen weg und blicke dich an. Wir liegen uns gegenseitig anschauend in deinem Bett, nah beieinander. Warst du schon einmal in mich verliebt?! Wenn ja, würdest du es mir sagen? Hättest du Angst, dass ich dann nichts mehr von dir wissen will? Dass ich dich abweisen würde? Wie wäre meine Reaktion? Würde ich dich abweisen? Was? Ob ich dich abweisen würde?! Natürlich würde ich das, oder?! Ich bin ja nicht schwul. Trotzdem...der Gedanke an dein trauriges, enttäuschtes Gesicht, obwohl du wusstest, dass das geschehen würde, macht mich fast krank. Würdest du vielleicht sogar weinen? Wegen mir weinen? Ich will dich nicht weinen sehen, nicht wegen mir, nicht wegen irgendjemand anderem! Überhaupt wegen nichts! Warum denke ich so? Und...wenn ich dich nicht abweisen würde? Wenn ich es probieren würde, mit dir zusammen zu sein? Zusammen. Wie würdest du in diesem Fall reagieren? Würdest du mich ungläubig ansehen? Es mir nicht glauben? Würdest du mich küssen? Oder mich einfach nur schüchtern anlächeln, so wie du es früher immer getan hattest als wir uns angefreundet haben? Würdest du meine Hand in deine nehmen? Und würdest du es in der Öffentlichkeit Tokyos zeigen? Würde es dir etwas ausmachen? Würde es mir etwas ausmachen? Händchen haltend mit dir durch die Weltmetropole Tokyo zu laufen? Und wenn du mich küssen würdest? Wie es sich wohl anfühlen würde dich zu küssen? Du kannst es bestimmt gut... Mit wohl leicht abwesendem Blick schaue ich dich an. Betrachte dein Gesicht, deine dunklen Augen, deine gerade Nase, deine vollen Lippen. 'Nicht mehr normal...?' „Du fragst es dich jetzt bestimmt“,holst du mich aus meinen Grübeleien. Ertappt senke ich den Blick. „Was soll ich mich bestimmt fragen?“ Ich habe da schon eine ganz genaue Vorahnung. Nervös zwirbel ich die Ecke deines Kopfkissens zwischen Daumen und Zeigefinger. „Stell dich nicht doof, Aki, du weißt doch was ich meine und ich wette, dass du es dich fragst. Das würde jeder machen.“ Doch ich sage nichts und du fährst fort. „Du fragst dich, ob ich in dich verliebt bin...Hab ich recht?“ „Nun...“, beginne ich und denke mir, dass Leugnen sowieso nichts bringen würde, „...ja.“ Doch wider erwarten, sagst du jetzt kein Wort. Es bleibt still. „Und...bist du nun...?“ Meine Stimme verliert sich als ich die kurze Stille unterbreche. Du hebst den Kopf und stützt dich mit dem Ellenbogen ab. Siehst mich einige Augenblicke lang an, bevor du dann zögerlich antwortest. „Ich...bin mir nicht sicher...,aber ich glaube irgendwie...schon...“ Jetzt siehst du mich nicht mehr an. „Können...können wir trotzdem weiter befreundet sein?“, fragst du mich schließlich kleinlaut. „...Ja“, gebe ich nach einem kurzen Moment zu bekennen. „Wir kommen schon klar.“ Ich habe ein komisches Gefühl im Bauch. Hängt es mit deinem Geständnis zusammen? Ich glaube schon. Du hast den Blick wieder gesenkt. „Was geht dir durch den Kopf?“, frage ich dich. „Naja, ich hab mich nur gefragt...ich meine, würde es für dich in Ordnung gehen...also, ob ich dich...nur einmal küssen darf?“ Ich überlege einen Moment. Soll ich oder soll ich nicht? Allerdings, was habe ich schon zu verlieren? Obwohl, was ist wenn ich nicht gut küssen kann? Viel Praxis hatte ich ja bis jetzt noch nicht. „Taka?“ Du schaust weg. „Na los, mach schon. Du darfst.“ „Was...?“ Verständnislos blickst du mich an. Du hast wohl nicht erwartet, dass ich darauf eingehe. „Küss mich!“ „Macht es dir wirklich nicht aus?“, gibst du vorsichtig zu bedenken. Ich schüttle den Kopf. „Mach schon. Ich geb dir meine Erlaubnis.“ Ich grinse dich unsicher an und setze mich auf. Du musterst mich noch einmal genau, wohl um abzuschätzen ob ich es ernst meine. Dann setzt auch du dich etwas aufrechter hin. Total unsicher rutschst du hin und her. Ich lächle dir aufmunternd zu, obwohl ich bestimmt nicht weniger unsicher bin als du. Nein, ich bin bestimmt noch viel aufgeregter. Schließlich habe ich noch nie viel geküsst und erst recht nicht einen Jungen, der zumal auch noch mein allerbester Freund ist. Wir sitzen auf deinem Bett und sehen uns an. Langsam kommst du näher. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Plötzlich erscheint ein Gedanke wie ein greller Schriftzug in meinem Kopf. Ich werde gleich meinen besten Freund küssen!! Aber jetzt gibt es kein zurück mehr und es ist ja nicht so, dass ich nicht neugierig bin. Das ich es nicht vielleicht auch will? „Also dann...“, murmelst du, beugst dich noch ein Stück nach vorn, schaust mich noch ein letztes Mal an, wie um noch einmal zu überprüfen ob ich auch wirklich nichts dagegen hab und dann legst du ganz sanft deine Lippen auf meine. Es ist ein sehr schüchterner Kuss, aber nach ein paar Sekunden verändert sich etwas. Du schließt deine Augen, legst deine Hände in meinen Nacken und ziehst mich noch ein Stück näher zu dir. Deine Lippen legen sich fester auf meine und du übst leichten Druck aus, intensivierst so den scheuen Kuss. Auch ich schließe meine Augen, lege meine Arme auf deine Hüfte und gehe auf den sanften Druck ein. Meine Hände streichen unablässig an deinen Seiten auf und ab, wandern irgendwann in dein Haar, krallen sich dort fest und ziehen dich zu mir. Ich spüre wie du deine Lippen leicht öffnest und will es dir gleich tun, doch in diesem Moment reisst du dich abrupt von mir los und rückst ein beachtliches Stück von mir ab. „Aki, es tut mir Leid!! Ich...ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Bitte verzeih mir! Es wird nicht wieder vorkommen!!“, sprudelst du drauflos. „Schscht...immer mit der Ruhe. Das könnte jedem passieren“, beruhige ich dich leise und rücke näher zu dir. „Und...wie war es...?“ Du schaust mich an als hättest du gerade ein Ufo gesehen, dann schüttelst du kurz den Kopf. „Es fühlt sich...gut an...irgendwie...irgendwie...“ „...richtig?“, frage ich leise und bringe damit meine eigenen verwirrenden Gefühle zum Ausdruck. „Ja“, hauchst du schließlich kaum hörbar, „...aber, aber wieso...also du...hä...?“ Ich runzle belustigt die Stirn. Wohl wissend, dass ich dich mit meiner Aussage verwirrt habe. „Ich weiß...auch nicht...es...war halt einfach so...“ Ich senke den Kopf. „Wollen...wollen wir es...nicht noch einmal ausprobieren?“, frage ich mehr als schüchtern und fahre mit dem Finger irgendwelche Muster auf der Bettdecke nach. Du leckst dir über die trockenen Lippen. „Aki ich...ich weiß nicht...ich versteh das alles nicht...ich verstehe dich nicht. Ich glaube wenn wir es nochmal versuchen dann...dann kann ich mich bestimmt nicht mehr beherrschen.“ „Das nehme ich in Kauf. Es ist mir egal.“, erwidere ich nur und überbrücke schnell das letzte Stück zwischen uns. Fast schon brutal und mit einer Leidenschaft die ich mir selbst nicht zugetraut hätte, küsse ich dich. Du versteifst dich merklich, doch dann scheint es als ob es dir plötzlich auch egal ist, ob du nun die Beherrschung verlierst oder nicht. Deine Hände finden wieder den Weg in meinen Nacken und ich öffne leicht meinen Mund um mit der Zunge sanft über deine Lippen zu streichen. Du keuchst erschrocken auf, beendest den Kuss diesmal jedoch nicht. Dann öffnest auch du die Lippen und stupst sacht mit deiner Zunge gegen meine. Ich gehe darauf ein und schon bald höre dich leise aufseufzen als wir einen Kampf um die Dominanz beginnen. Ich drücke dich in die Kissen und küsse dich – und mich wahrscheinlich auch – um den Verstand. In meinem Körper kribbelt es überall. Ist das bei dir auch so? Ich löse den Kuss. „Du Taka?“, frage ich außer Atem. „Ja~...?“, keuchst du. „Kribbelt es bei dir auch im ganzen Körper?“ „Ich...bei dir etwa auch...?“ „Hai.“ Erneut beuge ich mich ein Stück hinab und küsse meinen besten Freund. Der jetzt wohl schon mehr als ein 'nur' ein bester Freund für mich ist? Und ich für ihn...wohl schon etwas länger... „Das ist...doch nicht normal...“, sage ich noch immer schwer atmend nach ein paar Minuten, da wir uns schließlich trennen mussten, weil uns beiden die Luft knapp geworden war. „Für mich war es schon eine ganze Weile nicht mehr normal...und für dich nun wohl auch nicht mehr“, sagst du und siehst mich an. „Es ist vielleicht nicht...normal, aber es fühlt sich doch...richtig an, oder Aki?“ „Das tut es Taka, das tut es...“ Wie schweigen eine Weile, dann erhebe ich wieder die Stimme. „Ich glaube ich weiß, warum ich noch nie eine Beziehung hatte. Ich habe immer nur nach Mädchen Ausschau gehalten, vielleicht hätte ich mal am anderen Ufer gucken sollen.“ Ich lache und du stimmst mit ein. Immer noch grinsend lehne ich mich über dich, um dir abermals einen sanften Kuss auf die Lippen zu drücken. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich gerade bin, Aki“, hauchst du leise und wirst rot. „Oh doch, glaub mir, das kann ich. Ich bin es nämlich auch.“ Du pieckst mir in den Bauch. „Spinn' nicht rum!“ „Tu ich gar nicht, es stimmt wirklich.“ „Das kann es aber überhaupt nicht. So glücklich wie ich gerade, kann niemand sein. Ey!“ Ich habe begonnen dich durchzukitzeln, dabei stoße ich versehentlich mit dem Ellenbogen an deinen Teddy und befördere ihn somit vom Bett. „Oh, tut mir Leid, Taka“, sage ich und will ihn schon vom Boden aufheben, als du mich zurück hältst. „Lass ihn liegen, Aki, ich habe heute etwas viel wichtigeres bekommen, als diesen alten Bären...“ Erstaunt sehe ich dich an, hebe das Stofftier dann aber trotzdem auf und setze es auf deinen Nachttisch. Ich will gerade den Mund aufmachen, doch sagen kann ich nichts, da du meine Lippen schnell mit deinen versiegelt hast. „Wir sollten langsam schlafen...schließlich haben wir morgen noch Schule.“ „Ach ja...das hatte ich jetzt glatt vergessen“, grinse ich. Für einen Moment schauen wir uns nur still an. Dann kuschelst du dich dicht an mich und gibst mir den letzten Kuss des Tagen. Mein Blick fällt auf deinen Radiowecker. Nun gut, dann vielleicht doch nicht mehr der letzte Kuss diesen Tages, denke ich mir und lächel leicht. Die grünen Ziffern zeigen 00:02 Uhr. Mit einer Geste die so uralt ist wie die Welt, verschränkst du deine Finger mit meinen und gemeinsam driften wir ab, ins Reich der Träume. Es ist die erste Nacht seit vielen Jahren, die du ohne deinen Teddybären einschläfst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)