Kômyô von abgemeldet (檜佐木 修兵) ================================================================================ Prolog: Pain ↓ -------------- Die feinen Schneeflocken, die vom grauen und tristen Himmel herabrieselten, verfingen sich in ihrem mittellangen rostbraunen Haar, welches etwas unordentlich auf ihre Schulter herab fiel. Ihre Wangen waren, dank der Kälte, ganz rosig und in den graugrünen Augen blitzte es kurz undefinierbar auf. Wie sie diese Kälte doch hasste! Und erst der Schnee, welcher mittlerweile bis zu ihrem Knöcheln reichte, durch diesen Miu nun wohl oder übel hindurch waten musste. Ihre Zehen waren schon ganz taub und sie fror entsetzlich. Denn unter ihrem dicken ockerfarbenen Mantel trug sie nicht mehr als einen dünnen grauen Blazer und den dazugehörigen Rock. Wie gut, dass sie heute morgen noch in aller Aufregung an einen weinroten Schal gedacht hatte, welcher fest um ihren Hals gewickelt worden war und in diesem sie nun ihr Gesicht bis zur Hälfte hin verstecken konnte. Aber Miu hatte halt einen guten Eindruck bei der Hochschule hinterlassen wollen, in dieser sie heute ihre Aufnahmeprüfung abgelegt hatte. In zwei Wochen würde es entweder eine Zusage oder eine Absage geben. Sie hoffte natürlich stark auf Ersteres. Ein GANZES Jahr hatte sie nämlich durchgelernt, nur um dort zu bestehen und schließlich angenommen zu werden. Denn sie wollte nach ihrem Studium weg von hier. Raus aus Karakura-Town*[1], rein in die weite Welt und ferne Länder bereisen. Oh ja, das war ihr großer Traum. Es stahl sich ein kleines Lächeln von ihren leicht bläulich gefärbten Lippen und automatisch beschleunigten sich ihre Schritte darauf hin ein klein wenig. Der Schnee knirschte unter ihren Schuhen hörbar und die weiße Pracht glitzerte, weshalb Miu sich sofort die Frage stellte, warum sie den Winter denn eigentlich so sehr hasste? Im Grunde genommen war es doch ein sehr friedlicher Anblick. Die Kinder tollten im Schnee, fuhren Schlitten und die Bäume waren vereist, was wahrlich ein kleiner Hingucker war. Miu blieb an einer recht abgelegenen Straße stehen und rieb ihre klammen Hände aneinander. Die Ampel zeigte rot und sie trat ungeduldig von einem Fuß zum anderen,… bis urplötzlich ein entsetzlicher Schrei die Luft zerriss, worauf sich bei ihr sämtliche Härchen im Nacken aufstellten. Was zum Teufel war das gewesen?! Wie in Zeitlupe drehte sich die junge Frau herum und erstarrte. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen und sie glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Die widersprüchlichsten Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. Nur wenige Meter von ihr entfernt auf einem grünen Abfallcontainer saß eine hässliche und furchteinflössende Kreatur. Ihr großer Kopf war mit einer Knochenmaske bedeckt und glühend rote Augen starrten ihr fast schon fiebrig entgegen. “Kami-sama*[2]”, hauchte Miu mit erstickter Stimme und ihr warmer Atem zeigte sich in Form eines kleinen weißen Wölkchens. Das da musste eine Einbildung sein oder gar ein übler Scherz. Sie machte einen Schritt zurück und die Kreatur einen gewaltigen Satz nach vorne, sodass sie nur noch ein Meter voneinander trennte. Ihr entwich ein spitzer Schrei und die Starre, die sich ihres Körpers bemächtigt hatte, löste sich. Ihr schoss nur ein Wort durch den Kopf: Flieh. Miu wirbelte herum und hetzte blindlings über die leere Straße. Sie traute sich nicht über ihre Schulter zurückzublicken. Aber eins wusste sie auch so,… das Monster folgte ihr. Das spürte sie. Miu bog, nachdem sie die Straße hinter sich gelassen hatte, scharf nach rechts ab und lief so schnell, wie es ihre langen Beine denn erlaubten über ein schneebedecktes Fußballfeld. Durch die beißende Kälte schossen ihr warme Tränen in die Augen, die über ihre Wangen rannen und sich in ihren Ohren verirrten. Ihr Haar wirbelte umher, ihre Lungen brannten und ihr Puls raste. Sie konnte nicht mehr. Erst die schlaflose Nacht, dann die nervenaufreibende Prüfung, die Kälte und letztendlich dieser Lauf! Nach jedem Meter wurden ihre Beine schwerer und das Stechen in ihrer Brust schlimmer. Und dann wieder dieser Schrei,… nur diesmal viel näher, beängstigend nah. Das Nächste was Miu dann spürte war Schmerz. Sie hatte den Stoff ihrer Jacke und des Blazers an ihrem Rücken zerreißen hören können. Sie japste erschrocken nach Luft und fiel vornüber - auf ihre Knie. Die mächtige Pranke der Kreatur hatte brennende Kratzer auf ihrem Rücken hinterlassen, aus diesen nun warmes Blut sickerte. Panik bemächtigte sie und sie kroch nun auf allen vieren weiter, kam jedoch nicht weit, da ein kräftiger Schlag gegen ihre rechte Schulter die junge Frau zur Seite kippen ließ. Miu landete auf ihren Allerwertesten und starrte dem Ungeheuer nun direkt in die glühend roten Augen. Ihr schlug ein fauliger Atem entgegen und sie kämpfte gegen die Übelkeit an. “Hab ich dich endlich, Mensch”, grollte es zufrieden und bleckte seine gelblichen Zähne. Miu stockte. Das Vieh konnte reden? “Was willst du von mir?”, schrie sie lautstark und etwas schrill. Ein Traum. Das konnte nur ein Traum sein. Sie konnte schon nicht mehr ihre Hände spüren und der Schmerz am Rücken wurde immer unerträglicher. “Dich fressen”, antwortete die Kreatur leise. Miu wollte zurückweichen, jedoch legte sich die große Pranke des Monsters auf ihre Brust und drückte ihren Körper in den kalten Schnee. Ihr blieb die Luft weg und sie kniff schmerzerfüllt die Augen zusammen. Vielleicht würde das Vieh dann ja einfach verschwinden und der Schmerz verebben? Nein, ganz sicher nicht! Sie blinzelte und das Monster verschwamm wegen der vielen Tränen vor ihren Augen. Sie kämpfte gegen die Dunkelheit an, die versuchte sie einzulullen. Sie durfte nicht aufgeben. Die Kreatur stieß einen weiteren Schrei aus, der jedoch nicht wie die Vorigen klang. Nein, dieser hier war schmerzerfüllt. Der Druck auf ihrer Brust verschwand und lebensnotwendige Luft strömte in ihre Lungen. Die Sicht klärte sich allmählich wieder. Miu richtete sich mit einem erstickten Husten etwas auf und sah gerade noch wie sich das Monster vor ihren Augen auflöste. Was zum,…? Dort, wo noch eben dieses hässliche Vieh saß, stand nur wenige Schritte davon entfernt ein junger Mann ganz in schwarz. Seine Kleidung war fremdartig und glich die aus dem Edo-Zeitalter. Er trug einen Shihakushô*[3] ohne Ärmel und an seinem Obi*[4] pragte ein Katana*[5]. Hatte er etwa dieses Monster damit aufgeschlitzt?! Miu schluckte und ihre prüfenden Blicke wanderten höher,… zum Gesicht des jungen Mannes, welches einige Narben aufwies. Aber das wohl auffälligste war die Zahl 69 auf seiner linken Wange. Oh man, was war das denn nur für ein Freak? Aber er hatte sie gerettet, oder? Ein Dank wäre dann doch das Mindeste. “Uhm,……danke”, murmelte sie etwas verschüchtert. Der Typ schien überrascht und ging einen raschen Schritt auf sie zu. “Du kannst mich sehen?”. fragte er sie verdutzt und seine dunkle Stimme jagte ihr eine Gänsehaut ein. “Natürlich kann ich dich sehen!”, schoss sie etwas wütend zurück. War der denn völlig bekloppt? “Verflucht! Der Zeitpunkt hat sich also verschoben. Aber es erklärt die Hollow-Vermehrung”, brabbelte er darauf hin für sich selbst leise und war dann auch schon direkt neben ihr. Wovon redete er da? “Was für ein Zeitpunkt? Und was ist ein Hollow?”, fragte Miu irritiert und versuchte wieder so halbwegs auf die Beine zu kommen. Ihr war kalt und ihr Rücken brannte. Nur hatte sie da leider die Rechnung ohne ihren geschwächten Körpers gemacht und sie drohte nach links zu kippen. Sie machte sich auf eine unsanfte Landung gefasst, die zu ihrer Verwunderung jedoch gar nicht eintrat, da er junge Mann seinen linken Arm um ihre Hüfte gelegt hatte und sie nun an seinen warmen Körper gedrückt hatte. Ihre Wangen färbten sich rosa. “Lass mich gefälligst los, du Perversling!”, zeterte sie empört und versuchte sich von ihm wegzudrücken, aber leider ohne Erfolg. Denn er hielt sie hartnäckig fest und sie war im Augenblick ohnehin ziemlich kraftlos. “Ich erkläre dir alles später. Ich bringe dich jetzt erst einmal nach Hause, Takada-san.” Woher…? War der Kerl vielleicht ein Stalker oder warum kannte er ihren Namen? “Nein, ich brauche keine Hilfe von einem weltfremden Ma-Maha~n.” Der Rest ihres Satzes ging in einem erschrockenen Kreischen unter, da er sie ohne Vorwarnung von den Füßen riss, indem er seinen rechten Arm unter ihre Kniekehlen gelegt hatte und sie mit Leichtigkeit anhob. “Lass mich sofort runter. Ich rufe die Polizei. Das ist sexuelle Belästigung!” Aber anscheinend ging Mius Gezeter bei ihm von einem Ohr zum anderen wieder raus, da er sich nun mit ihr stumm und blitzschnell in Bewegung setzte und am Ende des Fußballfeldes sogar auf eins der niedrigen Dächer sprang. Ihre Hände krallten sich sofort Halt suchend in seinen Gi*[6] fest und sie kniff ihre Augen fest zusammen. Sie hatte Höhenangst und der beißende Wind schlug ihr mächtig um die Ohren. “Mein Name ist Hisagi Shûhei”, begann er leise nah an ihrem Ohr zu reden und sein warmer Atem kitzelte ihre Haut. “Ich bin ein Shinigami und wache über dich schon seit etwa einen Monat. Also sei ruhig und vertrau mir. Deine Wunde muss behandelt werden.” Und so begann wohl das Abenteuer ihres Lebens,… ~~~~~~ Erklärung: [1]* Dort lebt auch Ichigo [2]* Anrede Form für Gott [3]* die Tracht eines Shinigamis [4]* ist der weiße Gürtel, der die Kleidung zusammenhält [5]* japanisches Schwert [6]* japanische Oberbekleidung Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)