Home Outing von Serpentia (DieXKao; devoted to "Glass skin") ================================================================================ Kapitel 7: 1.7 -------------- Die Schreie waren selbst von der Straße aus zu hören gewesen. Die Passanten stockten sobald sie in Hörweite kamen, einige blieben auch stehen, um zu horchen aus welcher Wohnung es her schallte, aber niemand schien besonders erstaunt zu sein oder gar besorgt. Das war es, dass Kaoru am meisten verwunderte, wenn seine Sorge ihn denn mal einen Sekundenbruchteil an etwas anderes als Die denken ließ. „Der Alte schon wieder...“, sagte jemand in der Nähe, aber Kaoru konnte ihn nicht ausmachen, um ihn fertig zu machen. War das alles was die Menschen hier dachten? Diese fade Resignation. War dort kein Interesse um der Familie zu helfen, diesem Mann Einhalt zu gebieten? Nachdem das Gebrüll aprupt geendet hatte, versuchte Kaoru sich weiter zu beherrschen, um nicht hochzurennen. „Unterbrich uns nicht“, hatte Die ihn geheißen, „Egal was passiert, egal was du hörst oder siehst, komme mir nicht zur Hilfe. Wenn ich es nicht alleine schaffe, dann ist nichts erreicht.“ Sein Freund wollte nicht, dass Kaoru wie Takeo sich für ihn schlug und er musste das akzeptieren. Weil Die keine schwache Frau war, die beschützt werden wollte, sondern ein erwachsener Mann. Kaoru verstand das, ihm ging es genauso. Nur wohin sollte er mit seinem Beschützerinstinkt? Oder mit seiner Angst um Die? „Verdammter Egoist“, murmelte er und rief Die an. Die Wohnungstür stand offen, sodas ein heller Schein auf den betongrauen Flur fiel. Kaoru entdeckte seinen Freund neben einem Fenster und zu dessen Füßen lag der Vater mit geschlossenen Augen, das Gesicht zur Zimmerdecke und die Glieder seltsam von sich gestreckt. So bewegungslos... „Ist er tod?“ Wer hatte das gefragt? Hatte Kaoru seine Gedanken laut ausgesprochen? Nein, Die fragender Blick belehrte ihn eines Besseren. Hieß das, Die stand dort am Fenster seit das Schreien geendet hatte ohne zu überprüfen, ob sein Vater noch lebte? Kaoru kniete sich neben den Mann un hielt sein Ohr über dessen Mund. Ganz leise ging da nur noch ein rasselnder Atem, der Luftzug war aber deutlich zu spüren. „Er atmet“, gab er knapp bekannt, Dies Schweigen war unheimlich; nicht zu wissen was geschehen war, war unheimlich. „Ich dachte nicht, dass er hinfällt. Ich hab’ ihm nur eine runtergehauen, aber er ist gestolpert und mit dem Kopf aufgeschlagen.“ Kaoru nickte nur und fühlte sich wie der Komplize eines Attentäters, der die Reste entsorgte, als er den schweren Körper auf sie Seite rollte –in die stabile Seitenlage. Als er vor seinen Jahren den Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein gemacht hatte, hatte es außer Frage gestanden, dass er es jemals brauchen würde, so war er überrascht, wie gut er sich daran erinnerte, welches Körperteil wie zu legen war. Selbst bewusstlos waren die Brauen im sonst entspannten Gesicht des Vaters zusammengekniffen. Was war in Die vorgegangen, dass er so zugeschlagen hatte? Kaorus Abneigung gegen Gewalt ging nicht pber den zivilen Mindestabstand hinaus, doch hatte er es noch nie mitbekommen, dass sich Die geschlagen hatte, geschweige denn pberhaupt jemanden damit gedroht hatte. Der mit Gewalt aufgezogende Die verabscheute sie gewöhnlicherweise. Aber dann war doch eh nicht sie gewöhnlich hier in Mie, alles war anders, alles war seltsam. Nachdem er den Vater auf den Boden gebettet hatte –er wusste nicht einmal mehr, ob diese Seitenlage sinnvoll war –ging er endlich zu seinem Feund, der mit dem Rücken zm Sonnenfenster stand, sodass Kaoru sein Gesicht nicht genau erkennen konnte. „Daisuke.“ Flüsternd sprach er dessen vollen Namen aus und wllte das verdunkelte Gesicht in beide Hände nehmen, ihn küssen, Trost spenden, doch als er nah genug war, stoppten seine Finger mit einem Sicherheitsabstand zur Haut. Die linke Wange war geschwollen, direkt auf dem schönen Knochen bis hoch kurz unterm Auge. Blut rann aus der geplatzten Unterlippe, nur ein wenig war zu sehen, denn Die leckte es alle paar Sekunden ab. Was sollte Kaoru tun? Sagen? Ganz behutsam legte er seine Fingerspitzen in Dies Nacken, vergrub sie höher in den Haaren –stetig mit der Angst ihn auf einer Prellung zu berühren, die noch nicht durch einen Bluterguss sichtbar geworden war. Die wendete sein Gesicht ab und senkte die Augenlider, seine Scham war offensichtlich, doch Kaoru fiel nicht ein, wie er ihn hätte beschwichtigen sollen. „Lass uns gehen“, sagte er schließlich mit erstickter Stimme, „Ich bring dich hier raus.“ Ohne Rücksicht auf seinen schreienden Körper fiel Die bei diesen Worten über Kaoru her und schloss ihn fest in seine Arme, hielt ihn fest, um genauso fest gehalten zu werden. So blieben sie eine gute Weile stehen, beide tief und schwer atmend, sodass sich ihre Brustkörbe kräftig aneinander drückten. Schließlich legte Kaoru seinen Arm um Dies Schulter und schob ihn quer durch das Zimmer in den Flur. „Bleib hier“, flüsterte er ihm ins Ohr und ließ ihn vor der Tür stehen, die er hinter sich schloss, als er ins Zimmer zurück ging. Der klumpige Körper lag noch immer unbewegt in der Mitte des Raumes. Kaoru musste sich überwinden, um noch einmal so nah heranzugehen, dass er die Atmung und den Puls überprüfen konnte. Danach nahm er des Vaters Handy aus dessen Hosentasche und versuchte die Nummer seiner Lebenspartnerin auszumachen. Im Telefonbuch waren mehr Frauennamen verzeichnet als man diesem alten Mann zutrauen würde. Auch in der Anrufliste fans dich kein Name, der besonders häufig gewählt worden war. Das gleiche ergab sich im Nachrichtenfach. Dort war nichts gespeichert. Ein wenig enttäuscht war Kaoru schon. Er hätte der Frau, die Dies Mutter den Mann ausgespannt hatte, gerne für die Befreiung bedankt und sie für ihr selbstverschuldetes Schicksal genugtuend bemitleidet. Nun konnte er sie nicht erreichen, um ihr die Pflege des alten Sackes aufzuerlegen. Warten bis dieser wieder zu Bewusstsein kam wollte er nicht, ihn allein lassen und später für diese Verantwortungslosigkeit gerade stehen noch weniger. Wie erwachsen er geworden war. Vor drei oder vier Jahren noch, hätte er noch dreimal draufgetreten, statt sich um das fette Insekt zu kümmern. Er wählte die Nummer des nationalen Notrufs, las die Adresse von einem Briefumschlag ab, dann ließ er das Handy achtlos vor den Vater fallen. „Kafkas Verwandlung“, sagte er laut und ging zur Tür hinaus. I lay my head on top of the heavy and closed out door and I pray Die Holztür war kühl gegen Dies Stirn. Auf dem Flur war es still und dunkelgrau. Grau. Das beschrieb Die nun. Seinen Gedanken der letzten Wochen hatten um diesen einen Moment des Sieges gekreist, nun blieb die Siegesfreue aus. Seine Lebensaufgabe war erfüllt, konnte er nun nicht beruhigt aufhören zu leben? Er schloss nun ein Kapitel ab, aber die verbleinde Leere in Ihm gab keinen Stoff um neue Seiten zu füllen. Was nun? Was tun? Und warum überhaupt? Die Tür öffnete sich unvorhergesehen, sodass Die überrascht nach vorne stolperte und seinem Freund in die Arme fiel. Kaoru fing ihn gut mit sicherem Griff und stakren Armen. „Komm, lass uns gehen, bevor jemand kommt.“ Widerspruchslos ließ Die sich mitziehen, nur einen Augenblick lang drehte er sich um, sah durch die offene Tür einen alten Mann liegen, dahinter einen kleinen Jungen, der still unter dem Fenster saß, seine Arme um die angewinkelten Beine geschlugen, den Blick star gerade aus. „Ich lass euch jetzt allein“, flüsterte Die und sah wie nach einer langen Zeit zum ersten Mal Kaoru an, der mit entschlossenem Blick nach vorne die Treppen hinunter trampelte. Stockwerk für Stockwerk hinunter, raus aus Mie in die abgelegende Villa... Kaoru glaubte immer seinen Weg zu kennen. „Du, Kao“, sagte Die mit freundlicher Stimme da und sein Freun machte einen zustimmenden, brummenden Ton, „Das Leben geht doch weiter, oder?“ Kaoru blieb auf dem Treppenabsatz stehen, griff nach Dies Nacken um ihn mit kräftiger Hand zu einem Kuss hinunter zu ziehen. „Wir werden nicht zulassen, dass es endet!“ Das Grau, das den Flur beherrschte, konnte das Braun in der Iris von Kaorus Augen nicht besiegen. So just please don't go Please don't go Be close to you Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)