Home Outing von Serpentia (DieXKao; devoted to "Glass skin") ================================================================================ Prolog: Hier sind wir --------------------- Er war sich immer noch nicht sicher, ob es eine gute Idee war. Bisher hatte sich zwar gezeigt dass auch schlechte Ideen funktionierten, wenn er und Die spontan und flexibel genug mit ihrer Umsetzung waren, aber ein bisschen Nervosität blieb eben doch. Die Landschaft flog wie ein Videofilm am Fenster des Schnellzuges vorbei. Kaoru musste schon nach einigen Sekunden wieder wegsehen, um seine müden Augen nicht zu überanstrengen. Stattdessen sah er seinen Gegenüber an, der vertieft in ein Gameboyspiel war. Die: groß und schlank mit den dazugehörigen, langen Gliedern und schmalen Gesicht. Ein schmales, aber reicht weiches Gesicht besaß der junge Mann, um das herum kurze, knallrote Haare sprossen. Kaoru studierte dieses Gesicht und war zufrieden. Bis noch vor Kurzen war dieses Gesicht abgemagert und kantig gewesen. Endlich war Die wieder in einem gesunden Nährzustand. Trotz der freundlich-weichen Gesichtszüge war Die keineswegs weiblich. Dünn, aber nicht zierlich. Die Art wie er sich bewegte und kleidete war wie die jedes anderen Mannes. War es nur Kaorus subjektive Wahrnehmung oder waren Die und er tatsächlich so absolut normal anzusehen. Zwei junge, Männer in einem Zug, unterwegs von der Metropole Tokyo in der sie lebten in die Region Kansai ihrer Heimatstädtchen, über Weihnachten und Neujahr Friede, Freude & Eierkuchen und dann zurück zur Arbeit. Nichts besonderes, nichts schlimmes. Konnte diese Reise also eine so genannte „schlechte Idee“ sein? „Du kriegst also doch noch die Flatter!“ Kaoru zuckte zusammen. Die grinste ihn belustigt an und holte ihn aus seinen Gedanken zurück in die Realität. Woher wusste dieser Bastart...? „Gut zu wissen, dass du auch nur ein Mensch bist“, sagte Die, während er seinen Gameboy wegsteckte und eine Wasserflasche aus seinem Rucksack kramte, „Manchmal glaube ich, dass du zu sehr weißt, was du willst.“ „Ich dachte, das wäre mein Problem“, sagte Kaoru scherzend, „Dass ich meiner selbst zu sicher bin.“ „Das du dir einredest, sicher zu sein.“ Das gewinnende Grinsen war paradoxe Ironie. Die, der unsicherste, zweifelndste Mensch, den Kaoru kannte. „Shrink“, schimpfte er lachend. Kaorus mentale Macken schienen das Einzige zu sein, bei dem sich Die sicher war. „Ich bin mir sicher bei dieser Aktion“, betonte Kaoru, „Jedenfalls was den Zweck und die Ausführung angeht. Das Ergebnis sehen wir dann ja.“ Um seine Worte zu beweisen, hielt er den Blickkontakt zu Die, auch als dieser ihm die Wasserflasche reichte. Mit der rechten Hand ergriff er die Flasche, mit der linken nahm er dies ausgestreckte Hand und hielt sie fest, während er mit dem Daumen sanft über den Handrücken strich. „Du meinst“, begann Die, „Unsere Botschaft wird ’rüberkommen und dann haben wir es endlich hinter uns. Nur die Reaktion wird eben...“ „Wir werden damit klarkommen!“ Die legte seine freie Hand über ihre angefassten und zog Kaoru zu einem kurzen Kuss heran. Aus den Augenwinkeln bemerkte er die Passagiere auf den Sitzen an der anderen Seite des Ganges reagieren. Ein junger Mann sah kurz überrascht her, schloss dann aber eilig die Augen um sich schlafen zu stellen, eine ältere Dame schüttelte den Kopf und fing an mit ihrer Nachbarin zu tuscheln. Die kam nicht umher die Reaktionen zu beobachten, sie zu interpretieren, bewerten in wie weit sie ihn bewerteten. Kaoru bemerkte es, fasste seinen Freund am Nacken, um ihn zu einem anderen Kuss zu zwingen. Kein kurzer Schmatzer zum Mutmachen, sondern ein Kuss, der nicht ganz so in einen öffentlichen Schnellzug gehörte. Nicht notwendig, wenn jemand Die fragte (irgendjemand –Kaoru fragte nicht). Es war kein Kuss der Zuneigung ausdrücken sollte oder sie stärkte. Es war ein Kuss für ihre Beobachter, für die tuschelnden Damen. Seht her, schrie Kaoru, auch wenn ihr es nicht ertragen könnt, wir sind hier. Zerreist euch die Mäuler, wir sind trotzdem noch wie wir sind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)