Strange World von MissBloodyEnd ================================================================================ Kapitel 13: Liebe? Nein, danke! ------------------------------- Meine Freunde haben ganz schön Probleme, was? Die einen haben Liebeskummer, die anderen wiederum schweben im Liebesglück. Und dann gibt es noch die Menschen, die nicht wirklich wissen, was sie von dem Ganzen halten sollen. Wie ich zum Beispiel. Klar, alle können gerne zu mir können, uns sich ausheulen, mich volllabern, oder desgleichen. Auch wenn ich nicht mit eigenen Erfahrungen prallen kann, habe ich dennoch ein offenes Ohr. Aber so recht anfangen, kann ich mit der Liebe nicht viel. Ich war zwar schon offener geworden, aber dadurch war ich auch keine Labertasche geworden. Außerdem war ich auch viel zu sehr mit meinem Kendotraining beschäftigt. Ich nahm immer öfter an großen Wettkämpfen teil und hatte auch schon ein paar gewonnen. Doch genau das schien meinen Beliebtheitsgrad in der Schule zu steigern. Das war nicht meine Absicht, auch wenn mir das oft von neidischen Jungs nachgesagt wurde. So fing also mein erstes Jahr am Gymnasium an. Mit Vorurteilen und Mädchenschwärmereien. Immerhin wurde es nie langweilig... In den Pausen ging ich den Leuten aus meinem Jahrgang besser aus dem Weg. Entweder saß ich alleine auf einer Bank, oder gesellte mich zu den Kari und den anderen. Was mich anscheinend noch „cooler“ machte. „Wow, der hängt mit denen aus der Neunten und Zehnten rum..“ „Oh, wenn er so nachdenklich auf der Bank sitzt, sieht er richtig süß aus.“ Hilfe... Es war Frühling, als waren das die Hormone. Oder? ODER? Ich bekam Angst. Was hätten sie denn gesagt, wenn ich ein Jahr früher da gewesen wäre, und bei Tai, Sora und Matt gesessen hätte? Wären dann Sachen gekommen wie: „Wow die aus der Oberstufe!!“ „Sind die nicht etwas zu alt für ihn?“ Es war doch zum verrückt werden. Yolei hatte mich im Fahrstuhl ausgelacht. „Hey, hey, hey! Mach dir doch deswegen keinen Kopf. Du bist halt ein interessanter, niedlicher Typ. Auf den stehen wir Mädchen nun einmal!“ Ha, ha... Aber wollte ich das überhaupt? Wollte ich beliebt sein? Wollte ich, dass man auf mich stand? Ich glaubte, nicht.... so wirklich... Da war ich etwas gespaltenen. Eine Seite meinte, jau, dass finde ich großartig, die andere wiederum meinte nee, lieber nicht. Vielleicht waren das die Hormone.. Scheiß Pubertät. Allerdings musste ich halt einsehen, dass ich keine Neun mehr war. Ich kam allmählich in das Alter, wo man sich auch mal alleine mit Mädchen traf, und halt die ganzen Sachen anfing, wie Knutschen oder Händchen halten. Auch wenn ich mich äußerlich weiter taff gab, und darüber lachte, bekam ich innerlich Bammel. Wie küsste man ein Mädchen? Und warum machte ich mir darüber Gedanken, wenn ich mich doch eigentlich aus dem Thema raushalten wollte? Es war ein bisschen zum Verzweifeln... Selbst beim Kendo konnte ich diese Sache nicht vergessen. Sie bohrte sich von Tag zu Tag mehr in mein Gehirn. Meinen Großvater machte das stutzig. „Cody, was ist mit dir los? Du bist heute sehr unkonzentriert...“, sagte er und setzte seinen Schutzhelm ab. Ich tat es ihm gleich und schaute beschämt auf den Boden. „Ähm...“ Nun, es war vielleicht gar nicht so schlecht, wenn ich mal mit ihm darüber redete. Schließlich war er doch voller Erfahrungen. Und mit wem sollte ich sonst reden? Mit meiner Mutter? Nee, dass war, glaubte ich, nicht so gut.. „Na los, sag schon. Du weißt doch, wenn du ein Problem hast, kannst du es mir ruhig erzählen...“, fuhr er fort und setzte sich. Wieder machte ich ihn nach. Wie erklärte ich meinen Großvater nun diese verzwickte Lage? „Also... die... die Mädchen in meiner Schule scheinen sich für mich zu interessieren, und.. ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll...“ Plötzlich fing lauthals an zu lachen. Ich erschrak. Was war daran so lustig? „Entschuldige, Cody... Ich lache nur, weil ich gestern Abend noch mit deiner Mutter darüber gesprochen hatte, wann du wohl mit dem Thema anfangen würdest... Das es nun aber so flott ging, hatte ich nicht ganz vermutet...“ Ich schaute ihn verwirrt an. Eltern, beziehungsweise meine Mutter und mein Opa warteten auf solche Dinge?.. Das machte mich doch etwas stutzig. Dabei dachte ich sonst immer, dass die Eltern einen am liebsten für immer und ewig einsperren wollten. Verlustängste und so. Nun kam alles ganz anders. Mein Großvater nahm eines dieser komischen Dinger zum lutschen und machte wieder diesen Knutschmund, der mir auf die Nerven ging. Ich guckte ihn grimmig an. „Ach ja, als ich so alt war, wie du, da hatte ich auch meine erste Freundin... Ai hieß sie...“ Super, jetzt fing er wieder an, mit seinen stundenlangen Geschichten, über längst vergangene Zeit... SO gern ich sie auch hörte, brauchte ich in diesem Moment etwas Unterstützung.. „Aber das erzähle ich dir später. Ich kann mir denken, dass dich das jetzt weniger interessieren würde...“ Ich nickte heftig. Alles was später war, war mir lieber. Auch das mit der Liebe. „Macht es dich denn so nervös, mit einem Mädchen zu sprechen? Ich meine mit der Yolei und Kari sprichst du doch auch...“ „Das ist nicht dasselbe...“, sagte ich und wurde rot. Yolei kannte ich schon eine halbe Ewigkeit, und auch Kari war eine meiner besten Freunde. Das zählte einfach nicht. Mein Großvater verstand offensichtlich und nickte immer wieder mit dem Kopf. „Nun, du kennst sie auch schon... Ihr seit gute Freunde... Und die Mädchen aus der neuen Schule sind ja neu.. Hat denn da schon eine konkrete Annäherungsversuche gestartet?“, wollte er wissen und brachte mich noch mehr in Verlegenheit. Ich mochte das Thema von Sekunde zu Sekunde immer weniger. Aber dennoch: Da war tatsächlich ein Mädchen, dass mich schon mal gefragt hatte, ob ich Lust hätte, mit ihr mal Eis essen zu gehen, oder ins Kino. Sie war ebenso nervös wie ich. Wahrscheinlich auch ihr erste Mal... Wah, wie sich das nun wieder anhörte... Mein Opa wartete. „Ähm... ja, da war jemand....“ „Jemand?“ Er bohrte. Ich kniff die Augen gequält zusammen. „Ja...“ „Wie heißt das gute Kind denn?“ In meinen Ohren rauschte das Blut. Lag es an ihr, oder an dieser Bohrerei? „Sie heißt.. Kaname, wenn ich mich nicht irre..“ Ich irrte mich nicht. Ihr Name schwirrte mir schon die ganze Zeit im Kopf herum. Mein Großvater fing an zu lächeln. „Kaname hm? Netter Name... Sieht sie denn auch nett aus?“ Er nahm mir immer mehr Luft. Dabei dachte ich, er wollte mir nur bei dem Problem helfen, dass nicht nur eine Einzelne, sondern mehrere mich „mochten“. Ich brauchte doch nur einen Tipp, wie ich damit umgehen sollte... Nun waren wir bei Kaname Uikano gelandet. Sie ging in meine Klasse, saß, wie von Lehrer bestimmt, neben mir und war außerordentlich freundlich. Ich meinte sie sogar noch von der Grundschule zu kennen. Sie war bisher die Einzige, die sich wohl getraut hatte mich mal um eine Verabredung zu bitten. Ich hatte noch nicht zugesagt, hatte aber auch nicht abgesagt. Jetzt wartete sie bestimmt darauf, dass ich zustimmte. Ein Schauer lief mir den Rücken runter. „Ich schließe aus deiner körperlichen Reaktion, dass sie wohl nicht ganz dem entspricht, was du dir so vorgestellt hast, nicht wahr?“ Ich hatte mir bisher noch nie vorgestellt, was für ein Typ Mädchen ich mochte. Ich wollte mir auch nichts vorstellen. Dachte ich zumindest. Mein Opa sah sie wahrscheinlich schon am Esstisch bei uns sitzen. Für ihn war alles bereits klar. Das sah ich in seinen Augen. „Nein, nein, dass verstehst du falsch! Ich finde sie... hü..hü..“ Verdammt, mir kam noch nicht mal das Wort über die Lippen. Warum war es so schwer für mich über Mädchen zu sprechen? Ich rieb mir verzweifelt die Schläfen, um meinem Kopf beim Denken und Sprechen zu unterstützen. Mein Großvater fing an zu lachen. „Meinst du vielleicht hübsch? Mensch Cody, ich wusste ja gar nicht, dass dir das so schwer fällt. Ich dachte du hast diese zurückhaltende Art abgelegt. Du warst doch so viel offener.. Was ist los?“ Ja, er hatte recht. Mich überfiel gerade wieder mein altes Laster. Aber doch nur, weil ich so eine Panik hatte, mich das erste Mal in jemanden zu verlieben. Der erste Kuss, und was weiß ich was alles dazu gehörte, dass alles kam jetzt doch sicher auf mich zu! Ich war mit zum zerreißen angespannt, je mehr man mich damit konfrontierte. „Ich bin so hypernervös, Großvater. Ich habe angst, ich könnte etwas falsch machen. Ich blamiere mich bestimmt bei ihr, ich benehme mich sicher wie ein Trottel ich..“ Mein Opa kippte mir einen Becher voller Wasser ins Gesicht. Schock. „Ganz ruhig, mein Junge.“, meinte er und reichte mir ein Handtuch. „Jetzt wollen wir uns doch erstmal wieder runterfahren, und entspannen. Alles was du dir da zusammen spinnst, ist völliger Unsinn. Du bist dreizehn Jahre alt. Klar, ist das alles neu und noch unerforscht. Aber nur, weil dich ein Mädchen vielleicht zu einem Eis eingeladen hat, oder was weiß ich, heißt das noch lange nicht, dass ihr sofort knutschend in einer Ecke verschwinden müsst. Du bist noch so jung, lass das alles locker auf dich zu kommen. Sicher, die Mädchen fangen in dem Alter an zu schwärmen, aber das heißt nicht viel. Sie bewundern dich vielleicht einfach nur, sie müssen nicht unbedingt, wie sagt ihr Jugendlichen immer, auf dich abfahren. Und sollte es doch soweit kommen, mach das, für das du dich bereit fühlst, der Rest kommt schon von selbst..“ Ich trocknete mir aufmerksam zuhörend das Gesicht ab. Mein Großvater konnte einen doch ganz schnell wieder beruhigen. Deswegen mochte ich es wahrscheinlich auch so sehr, mir bei ihm Rat zu holen. Auch wenn er manchmal mit seinen alten Geschichten anfing. Ich stand auf und fühlte mich um einige Tonnen leichter. „Danke Großvater. Du hast mir sehr geholfen..“, bedankte ich mich und lächelte. „Das ist doch selbstverständlich. Du weißt, du kannst immer zu mir kommen!“ Mit den Worten beendete er die heutige Stunde. Und so war es beschlossen. Ich wollte die Einladung von Kaname herzlichst annehmen. Die Liebe ließ ich erstmal warten. Ich glaubte, dafür war ich noch nicht bereit. „Kaname?“ Gleich am nächsten Morgen wollte ich die Gelegenheit nutzen, um mit ihr zu sprechen. Entweder sie wollte nicht mehr, oder ihr Angebot stand noch. „Cody? Was gibt’s?“, fragte sie und lächelte. „Du hast mich doch den Tag gefragt, ob wir mal was zusammen machen wollen... Gilt das noch?“ Sie sah mich verwundert an. „Aber klar.. Hast du es dir überlegt?“ „Jap. Warum auch nicht. Ich meine wir könnten schließlich richtig gute Freunde werden, nicht wahr?“ „Deswegen doch! Ich finde dich nämlich super!“, sagte sie und zwinkerte. Das ließ mich wieder zurückschrecken. Solch ein Zwinkern konnte mehr heißen. „Hey, guck nicht so. Oder dachtest du, dass ich dich gleich überfalle und mit Küssen übersähe? Nein, darauf war ich eigentlich nicht aus!“, lachte sie und klopfte mir auf die Schulter. Allein an dem Schlag konnte ich erkennen, dass sie eindeutig eher der Kumpeltyp war. „Nein, nein, wie kommst du darauf? Lass uns nur gute Freunde werden. Mehr möchte ich auch nicht..“, entgegnete ich und fing auch zu lachen. „Dann sind wir uns ja einig! Ach und... dein Opa gibt dir doch Kendounterricht oder? Kann ich da dann auch mal zu gucken? Ich find das voll cool!“ Und schon gings los. Die üblichen Gespräche, die ich auch mit Yolei führte. Es war alles ganz locker. Und welch Überraschung: Sie mochte Kendo. Ein Sport der bei den meisten Mädchen die ich kannte eher abturnend war. Da kann man mal sehen, wie anders Mädchen sein konnten, wenn man sie erstmal richtig kennenlernte. Ich sollte nicht immer gleich davon ausgehen, dass man mich mit Liebe überschütten wollte. Denn dafür hatte ich noch das ganze Leben Zeit! 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