Strange World von MissBloodyEnd ================================================================================ Kapitel 44: Lieblingsmensch --------------------------- Eine kleine Wohnküche, ein Badezimmer, ein Schlafzimmer. Sogar ein kleiner Balkon. Große Fenster. Das war sie, die Wohnung, in der Matt und ich künftig zusammenwohnen würden. Gemietet von seiner Mutter, die sich mit meinem Vater darauf geeinigt hatte, dass sie sich die Miete teilten. Auch Matt und ich mussten unseren Teil beisteuern. Und wir mussten selbstverständlich für uns selbst sorgen. Das hieß für uns beide, dass wir uns Jobs suchen mussten. Wovon vor allem Matt eher semi-begeistert war. Aber was musste, dass musste. Und mir war es ehrlich gesagt sogar ganz lieb, dass wir unseren Eltern nicht komplett auf der Tasche liegen würden. Das war für mich der reinste Horror. Kisten stapelten sich in allen Ecken, vor uns lag noch eine Menge Arbeit. Unfassbar. Das war unsere Wohnung. Noch vor Kurzem saß ich in einem Flugzeug. Und jetzt zog ich mit dem Mann zusammen, dem ich vor fast vier Jahren einen selbst gebackenen Kuchen an Weihnachten geschenkt hatte, und ihm gesagt hatte, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Dieser Mann, der mit seinem liebevollen Lächeln noch immer jeden Tag mein Herz höher schlagen ließ. Dieser Mann, der einfach alles für mich war. Ich war so egoistisch gewesen. Damals, als ich beschloss in einem anderen Land zu studieren. Ja, dass war mein Wunsch. Aber ich hatte nicht bedacht was ich Matt damit eigentlich angetan hätte. Er hatte die härteste Schale die wohl jemand haben konnte. Zumindest tat er immer so, als hätte er eben solche. Aber eigentlich war er zu tiefst sensibel und gefühlvoll – Vollblutmusiker eben. Auf seinem Herzen war ich herumgetrampelt. Doch das ihm das alles unfassbar schmerzte begriff ich erst, als ich im Flieger saß und realisierte, dass das echt war und es natürlich zu spät war. Um umzukehren. Und mich wieder in seinen warmen Armen zu vergraben. Das war mein Lieblingsort. Mein Kopf auf seinen Schultern, seine Arme um mich gelegt. Sein Duft in meiner Nase. Seine Stimme an meinem Ohr, entweder summend oder singend. Gott, wie ich seine Stimme liebte. Diese sanfte, tiefe, warme Stimme. „Madame Sie sehen sehr gut aus in dieser Wohnung, aber im Moment stehen Sie dezent im Weg.“ Ich drehte mich hektisch um, nur um beinahe mit Matt zusammen zu stoßen, der noch eine weitere Kiste mit der Aufschrift „Musik“ trug. Ich lächelte und trat zur Seite. Wo wir unseren Kram lassen sollten, war mir noch ein Rätsel. Aber das war mir egal. Zu glücklich war ich über die Tatsache, bei Matt sein zu können. So sollte es sein und nicht anders. Mit der Hilfe unserer Eltern hatten wir einen kleinen Transporter organisieren können, in dem die wichtigsten Sachen von ihm und mir reingepasst hatten, samt einigen Möbeln die wir aus unseren Zimmern oder von unseren Eltern gesponsert bekommen hatten. Während mein Vater gerade mit meiner Mutter den Transporter wieder zurückfuhr, waren Matts Eltern – ja seine Mutter und sein Vater – auf dem Weg zu einem nahe gelegenen Supermarkt gefahren, um für uns einkaufen zu gehen. Das wir das auch selbst gekonnt hätten, sei mal da hingestellt. Matt genoss die ungewohnte Aufmerksamkeit die ihm seine Eltern entgegenbrachten, und das wollte ich ihm keineswegs madig machen. Matt stellte die Kiste zu den anderen und drehte sich erschöpft zu mir um. Er wischte sich über die Stirn, legte den Kopf schief und grinste er mir zu. Ich seufzte erleichtert. „Da ist aber jemand zufrieden...“, stellte er leise fest und schlich zu mir herüber, legte seine Hände auf meine Hüpften und zog mich eng an sich heran. Ich umschloss sein Gesicht mit meinen Händen und ließ meine Finger über seine Wangen streichen. Seine Stirn berührte meine und so schauten wir uns beide tief in die Augen. „Ich bin der glücklichste Mensch der Welt...“, flüsterte ich und küsste ihn. Kurz aber liebevoll. „Dann habe ich mein Ziel ja erreicht...“, hauchte er mir entgegen und küsste mich zurück. Und nochmal. Und nochmal. Bis er mich fest in seine Arme schloss und den Kuss intensivierte. Meine Knie wurden weich. Matt musste sich meist nie wirklich groß anstrengen um mich heiß zu machen, so dass ich in seinen Armen dahin schmolz und in regelrechter Trance verfiel. Ein Blick. Ein Lächeln. Ein Kuss. Ja manchmal auch einfach nur eine Bewegung oder ein Seufzen. Der Mann hatte mich fester im Griff, als er sich wahrscheinlich vorstellen konnte. Matts Hand fuhr unter mein T-Shirt und strich meinen Rücken entlang. Er grinste in unseren Kuss, lachte fast. Er hatte offensichtlich bemerkt, dass ich keinen BH trug. Aber mal ehrlich: die Dinger waren die reinsten Gefängnisse und am Tag unseres Umzuges wollte ich es so bequem wie nur möglich haben. Matt unterbrach den Kuss und sah mich kurz an. „Ist deine Unterwäsche noch am Flughafen?“, scherzte er und ich schubste ihn schmollend von mir weg. Er lachte und zwinkerte mir entschuldigend zu. „Freiheit für gequälte Brüste!“, rief ich mit ausgestreckten Armen, was ihn nur noch mehr zu lachen brachte. Dabei müsste ihm das doch sehr gefallen. Mit großer Freude dachte ich an all die Momente zurück, in welchen Matt überfordert an dem Stück Stoff herum gezupft hatte. Zu seiner Verteidigung war zu sagen, dass er über die Jahre zu einem wahren Profi geworden war, und den Verschluss eines BHs mittlerweile mit dem kleinen Finger öffnen konnte. Ohne mit der Wimper zu zucken. Dennoch fand er sie äußerst lästig. „Das ist doch sehr zuvorkommend von mir...“, gab ich zu und lächelte, den Kopf schief gelegt, und nestelte anspielend am Saumen meines T-Shirts. Matt zog eine Augenbraue hoch und war sichtlich interessiert. Das mit dem sexy sein versuchte ich erst seit Kurzem, und traf damit anscheinend ins Schwarze. Er schien meine neue Offenheit vollends zu genießen. „Aber ich hatte doch erst Geburtstag...“ Wir tauschten einen vielsagenden Blick aus, Sekunden verstrichen, ehe wir beide übereinander herfielen wie hungrige Wölfe. Leidenschaftlich küssten wir uns und ich vergrub meine Hände in seinen Haaren, während er sich keuchend meinen Hals hinab arbeitete und mich gegen die Wand hinter mir presste. Meine Finger wanderten von seinem Kopf zu seinem Hemd, dass ich aufgeregt aufknüpfte um seine warme Haut spüren zu können. Gierig strich ich über seinen Oberkörper und zeichnete mit meinem Zeigefinger die Abzeichnungen seiner Muskeln nach. Er stöhnte mir zitternd ins Ohr. Gänsehaut überrollte mich in Wellen, als ich seine Unterlippe über eine Halsbeuge wieder hoch über meine Wange fahren spürte. Matt küsste mich innigst und ließ seine Hände schließlich unter mein T-Shirt wandern, strich sanft über meine Brüste und entlockte mir ein Seufzen. Meine Haut brannte förmlich unter seinen Berührungen. So wie seine Hände jeden Zentimeter meines Körpers erkundeten, immer wieder und wieder über meine Haut strichen. Ich streckte mich ihm entgegen, als er sich erneut auf den Weg nach unten bahnte, heiß atmend mein Schlüsselbein, meine Brüste, meinen Bauch bis zum Bund meiner Shorts entlang küsste. Ich schloss die Augen, legte den Kopf nach hinten und ließ ihn die Schleife meiner Hose öffnen und sie meine Beine heruntergleiten lassen. „Wir sind wieder da-ha!“, rief Natsuko, Matts Mutter, und sah ihrem älteren Sohn dabei zu wie er gerade vor seiner Freundin kniete und mit seiner Zunge und Fingern zwischen ihren Beinen hantierte. Ich erstarrte zu Stein in der Hoffnung, mit der Wand verschmelzen zu können. Matt sah weniger schockiert zu mir auf, dann zu seiner Mutter, die beschämt in der Tür stand. Panisch schnappte ich mir meine Hose und verschnürte sie so eng, dass ich mir ins Fleisch schnitt. „Hi Mom...“, sagte er, als wäre nichts unangenehm an dieser Situation und winkte ihr sogar zu. Zögerlich winkte sie zurück und ließ die Einkaufstüte fallen. Hiroaki, Matts Vater, tauchte hinter ihr auf blies den letzten Zug seiner Zigarette aus, eher er den Stummel weg schnippte. Er stellte sich neben Natsuko und sah uns, wenig beeindruckt, an. „Hm...“ Das war alles was er dazu sagte. Er hob die Tüte vom Boden auf und ging achtlos an uns vorbei, um die Sachen in der Küche abzustellen. Natsuko stand nach wie vor perplex in der Tür. Takeru und Kari tauchten hinter ihr auf. Ach, hatte ich das nicht erwähnt? Die beiden waren mitgefahren. Ganz vergessen. Und genau diese beiden sahen uns nun vielsagend an. T.K. schüttelte sichtlich erheitert den Kopf, während Kari rot anlief. Kinder. „Es zieht.“, rief Matt und stand endlich auf und ging mit derselben Ignoranz wie sein Vater zu unseren Gästen, die in der Tür standen, schob sie weiter in den Flur und schloss die Tür. Kari stolperte kichernd auf mich zu, während ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Vergebens. „Schicke Wohnung.“, sagte sie und ich konnte in ihrem Tonfall hören, was sie eigentlich meinte. Ich sah sie mit gequälter Freundlichkeit an, ihre Anspielung ignorierend. Das Mädchen war 15 und ich wollte irgendwie nicht darüber reden, was gerade geschehen war. „Ja... Schicke Wohnung...“ Sie sah beschämend zu Boden und machte Kreise mit ihrem Fuß. Ich seufzte, sah hilfesuchend zu meinem Freund, der allerdings nur grinsend die Schultern zuckte. Kari schaute mich durchdringend an, fast so, als hätte sie Fragen. Fragen zu dem, was sie zwar nicht gesehen, aber vermuten konnte. Aber sie schien sich nicht zu trauen. Konnte ich auch gut verstehen. Vor all den anderen. Zumal mir die Sache mindestens 300 Mal unangenehmer war. „Die Kisten stapeln sich ja schon bis zur Decke. Wie wollt ihr das denn alles hier unter kriegen?“, fragte T.K. und wirklich keiner hätte ihm dankbarer für seine Ablenkung sein können als ich. Das konnte er mir anscheinend ansehen und verbeugte sich, seine Cappy lüftend. „Das passt schon. Alles eine Frage der Technik.“, antwortet Matt, der sich zwischen seine Eltern gekämpft hatte, um ihnen sofort das Regiment in der Wohnung nichtig zu machen, und zu zeigen, wer der Herr im Haus ist. Das musste er von seinem Vater haben, der war nämlich sichtlich erbost. Aber geduscht. Und bei klarem Verstand. So wie früher. „T.K. setzte sich an den Tisch, den unsere Väter schon hereingetragen hatten und schaute sich um. Kari wirkte immer noch unbeholfen. Da ich so etwas schlecht bis gar nicht mit ansehen konnte, packte ich sie am Ärmel und zog sie Richtung Schlafzimmer. „Komm ich könnte deine Hilfe brauchen...", log ich nur um festzustellen, dass es eh keinen interessierte. Kari folgte mir wortlos in das kleinere Zimmer. Matts Bett, das deutlich größer war als meins, lag in seinen Einzelteilen auf dem Boden verstreut. Sehr viel mehr würde hier eh keinen Platz haben. Aber wir mussten hier noch einen Schrank rein kriegen und davor grauste es mir jetzt schon. Und wie gern würde ich vorher streichen. Weiß war immer so eintönig. „Soll ich dir etwa beim Bettaufbauen helfen?", fragte Kari mit ungläubigen Unterton und ich wandte mich grinsend um. „Glaubst du wirklich du bis mitgefahren um nur zu zu gucken?", neckte ich sie und sie stöhnte. „Ich bin nicht zum arbeiten hier...", murmelte sie was mich laut auflachen ließ. „Wer herkommt, muss damit rechnen, dass er oder sie einen Schraubenzieher in die Hand kriegt." Sie stöhnte erneut und ließ die Schultern hängen. Immerhin war die peinliche Röte aus ihrem Gesicht gewichen. Natürlich war es nicht meine ursprüngliche Intension gewesen, mit Kari das Bett aufzubauen. Aber wenn sie es schon mal zur Sprache brachte. Mein Vater hatte einen unnötig großen Werkzeugkoffer mitgebracht, mit dem ich wahrscheinlich die ganze Wohnung in ihre Einzelteile zerlegen und sie anders wieder zusammensetzen konnte. Das Monster stand zu meinen Füßen und wog bestimmt eine Tonne. Alles was wir für das Bett brauchten war eine Bohrmaschine. Kari stöhnte zum dritten Mal als ich mich hinunter beugte, den Kasten öffnete, aber zu meiner Enttäuschung feststellte, das genau das, was wir brauchten, gar nicht da war. Der Klassiker. Aber hey, mir stand eine Armee an Muttern und Schraubenschlüsseln zur Verfügung. Damit konnte ich lästige Nachbarn bewerfen. Aber nicht das Bett aufbauen. „Du hast Glück.", grummelte ich und sah zu Kari auf, die mich bis jetzt mit schmollend angesehen hatte. ihr Gesicht erhellte sich prompt, als sie aus meiner Mimik las, das sie nichts tun musste. „Ohhh, kein passendes Werkzeug?", fragte sie und ich konnte ihre Freude förmlich riechen. Angesäuert lächelte ich ihr zu. Dann brachte ich eben etwas anderes zur Sprache. „Du sahst vorhin so aus, als würdest du mit mir reden wollen?“, stichelte ich, und ihr Gesicht wurde sofort wieder rot. Angespannt sah sie auf die im Raum verteilten Bretter. „Hab ich mich da etwa getäuscht?“ Sie schüttelte hektisch den Kopf, suchte nach Worten. „Ich... hab ich mich nur gefragt...“, stammelte sie und begann ihre Hände zu kneten. „Wie das so ist... wenn man... Na ja...“ Sie verdrehte die Augen, zu meiner Belustigung. Wollte Kari etwa wirklich von mir wissen, was ich dachte, was sie wissen wollte? „Na?“ „Wie... ist denn das so?“, meinte sie und streckte ihre Arme fragend aus. Meine Augen weiteten sich. „Du weißt schon, was ich meine.“ „Weiß ich das?“ „Sora!!“ „Entschuldige....“ Ich zwinkerte ihr zu, aber sie verschränkte schmollend ihre Arme vor der Brust. Seufzend verdrehte ich die Augen, versuchte mich einige Jahre zurück zu versetzten, zurück in die Zeit, in der ich wie Kari gefühlt hatte, wenn es um „Du weißt schon, was ich meine.“ ging. Unsicherheit. Neugierde. Erwartungen, die man hatte. „Mach dir nicht zu viele Gedanken, Kari.“, sagte ich schließlich. „Wenn der Moment gekommen ist und es sich richtig anfühlt, dann wirst du deine ganz eigenen Erfahrungen machen. Lass es auf dich zukommen. Das mag vielleicht doof klingen, und nicht nach dem was du hören wolltest aber...“ „Nein, nein! Schon gut, danke...“, unterbrach sie mich mit den Händen wedelnd, denn T.K. lugte ins Zimmer. Heute schien der Tag der „wir kommen zum ungünstigen Zeitpunkt herein“ zu sein. Er schien über unser plötzliches Verstummen verwundert zu sein, schaute von einer zu anderen, dann zuckte er gleichgültig mit den Schultern. „Kommst du Kari? Mom will fahren. Dad und sie haben sich gerade über die richtige Zubereitung von Spiegelei gestritten und jetzt steht sie vor der Tür und schmollt.“, erklärte er als wäre es das Normalste der Welt. Das lag wohl auch daran, dass er Streits zwischen seinen Eltern kannte. Aber Spiegelei? Kari sah nervös und enttäuscht zu mir herüber und ich schenkte ihr ein warmes Lächeln. Dann folgten wir T.K. raus auf den Flur, wo Kari sich immer wieder hilfesuchend zu mir herumdrehte. Matt schloss sich unserer Runde an, und sah fragend von mir zu Kari. Ich kicherte. „T.K? Kari? Beeilt euch bitte, ich würde gern vor der Dunkelheit zurück sein!“, rief Natsuko allen Ernstes von Draußen. Ich schüttelte den Kopf. Wie konnte man sich nur so anstellen? „Dürfen wir wenigstens noch Tschüss sagen?“, zischte T.K. laut zurück und drehte sich entnervt zu uns. Seine Cappy richtend grinste er uns an. „Dann wünsche ich eine schöne erste Nacht im trautem Heim.“, witzelte er offensichtlich auf vorhin anspielend. Sein Bruder boxte ihn böse gegen die Schulter woraufhin T.K. sich die schmerzende Stelle rieb. Er grinste. Das war es ihm wohl wert gewesen. „Das nächste Mal wenn du herkommst, lass ich dich eiskalt verhungern.“, grummelte Matt und bekam eine ausgestreckte Zunge als Antwort. Die beiden waren schon ein schrulliges Geschwisterpaar. „Schreibt auf jedenfall, wie es sich so anfühlt in seinen eigenen vier Wänden zu wohnen.“ Wir nickten gleichzeitig und verabschiedeten die beiden Jüngeren. Ich schickte Kari nochmal ein aufmunterndes Lächeln zu, dass sie mit einem zögerlichen beantwortete. Und dann waren sie weg. Nur Matts Vater war noch hier. Matt und ich sahen uns eine Weile an ehe wir zu seinem Vater herübersahen, der nach seinen Schlüsseln griff und scheinbar auch in Aufbruchstimmung war. Schnaubend schob er sich zu uns in den Flur, schaute zu uns und lächelte. Er klopfte seinem Sohn auf die Schulter. „Ich lass euch dann mal allein. Ihr habt ja erstmal alles... Den Rest können wir die Tage noch herüberschaffen.“ „Du hilfst uns auch nicht auspacken?“, wollte Matt wissen und schien sich sehr nach der neu aufkeimenden Aufmerksamkeit seines sich scheinbar regenerierenden Vaters zu sehnen, dass es mir fast das Herz zerriss. Seine Augen schrien quasi nach seinem Vater. „Ihr seid erwachsen. Ihr habt den Kram in die Kisten gekriegt, also könnt ihr sie auch wieder auspacken.“ Matts Mimik veränderte sich ins emotionslose, enttäuscht sah er zu, wie sein Vater ihm nochmal drückte, mir zu lächelte und sich dann durch die Tür schob. „Danke Dad...“, rief Matt noch als sein Vater in der Tür stand und uns zuwinkte. „Wofür? Ich habe doch gar nichts gemacht?“ „Trotzdem...“ Beide lächelten sich zu und damit verschwand sein Vater. Und Matts Euphorie. Ich hing mich an seinen linken Arm, legte meinen Kopf auf seine Schulter und seufzte. Mein emotionaler Freund hatte ein emotionales Tief und ich als seine Freundin musste ihn doch irgendwie emotional wieder aufbauen. „Wie wäre es, wenn wir unsere Küche einweihen und uns etwas zu essen machen?“, schlug ich vor. Keine Reaktion. Ich schaute auf nur um Matt leeren Blickes nach vorne starren zu sehen. „Matt?“ Er schreckte auf blickte zu mir herab und lächelte. Gequält. Dann, ganz langsam, nahm er mich in den Arm, drückte mich fest und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Meine Arme ebenfalls um in legend grübelte ich über tröstende Worte. Mir fiel nichts ein. „Ich kann nicht mehr...“, flüsterte er, seine Stimme voller Erschöpfung. Und diese kam nicht vom Umzug, das war mir klar. Er war entkräftet durch die getrübte Stimmung zwischen ihm und seinen Vater, der nach einigen Tagen der Ausnüchterung beschlossen hatte, sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Urplötzlich war der ungepflegtem Häufchen Elend wieder dem gut gekleideten, rasiert und gekämmten, seriösen Fernsehjournalist gewichen, der Hiroaki eigentlich auch war. Doch zwischen ihm und Matt war noch keine deutliche Besserung festzustellen. Zu Matts Unglück. Der war zwar heilfroh über die Wandlung seines Vaters, aber umso unsicherer wenn es um die nicht vorhandene Aufmerksamkeit ging. „Ach Matt...“, hauchte ich. Wie gern würde ich ihm seinen Schmerz nehmen. Wie gern würde ich mit einem Fingerschnippen all das von ihm nehmen und ihn wieder glücklich mit seinem Vater vereint sehen. Ich fühlte mich machtlos. „Sora...“Matt grummelte leise und traurig vor sich hin, drückte mich noch stärker an sich, legte seinen Kopf auf meine Schulter. Ich tat es ihm gleich, obwohl ich nicht ganz deuten konnte, was in ihm gerade vorging. Manchmal war er einfach ein Buch mit sieben Siegeln. „Essen...“, murmelte er gegen meine Schulter. „Hm?“ Er löste sich langsam von mir, schaute zu mir herunter. „Klingt gut...“ Erleichtert nickte ich. Vielleicht hatte ihm diese Umarmung ja ein wenig geholfen? Oder er tat das, was er am besten konnte: Seine Gefühle herunterschlucken und so tun, als sei alles wieder gut. Ich biss mir auf die Lippe. „Ich koche.“, sagte er und ging emotionslos mir über die Wange streichend herüber zur Küche. Die hatten wir vom Vermieter gestellt bekommen. Sie war klein, aber für unsere Zwecke reichte die einzeilige Küchenleiste vollkommen. Doch mein blonder Sternekoch war anderes gewohnt. Aber man musste nehmen was kam. Für eine große Küche hatten wir keinen Platz, geschweige denn Geld. Ich beschloss meinem Freund zu helfen, lugte ihm über die Schulter, als er prüfend in die Tüten schaute, die seine Eltern mitgebracht hatten. Erwartungsvoll schaute ich zu ihm hoch, als er schmollend die Paprika hochhielt. „Gab´s die auch in schön?“, flüsterte er und schien mich nicht wirklich wahrgenommen zu haben. „Die geht doch?“ Sofort kassierte ich den Todesblick für meine Bemerkung, was mir nur allzu deutlich machte, dass ich nichts zu sagen hatte. „Lass das mal meine Sorge sein... Willst du nicht duschen gehen oder so was?“, fauchte er die Paprika auf die Anrichte knallend, wobei das Gemüse diverse Dellen bekam. Spätestens jetzt konnte ich seine erste Frage nachvollziehen. Doch eines verstand ich nicht – wieso mein Freund mich plötzlich so anmaulte. Verletzt wich ich von der Küchenzeile weg und legte die Arme um mich. „Stinke ich oder was?“, zischte ich zurück, was er mit einem weiteren bösen Blick beantwortete. Ein Messer zückend hackte er die Paprika in der Mitte durch und machte dabei unnötig Krach. „Nein. Aber ich mag es nicht, wenn du mir beim Kochen unter den Füßen herumstehst.“ Er traf mich damit härter, als er wollte. Das erkannte ich an seiner sich ändernden Mimik, als er zu realisieren schien, was er gerade getan hatte. Matt schnellte zu mir herum, doch ich rannte bereits Richtung Badezimmer und schloss die Tür, mich dagegen lehnend. Es war nicht fair. Seine Wut gegen seinen Vater auf mich zu projizieren. Ich konnte schließlich nichts dafür. Alles, was ich wollte, war das er sich wieder mit ihm vertrug. Ich war auf seiner Seite, und nicht sein Gegner. Gefolgt war er mir nicht. Ich hörte wütendes Gefluche aus der Küche gefolgt von schnellem Hacken auf der Arbeitsplatte. Er kochte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ebenfalls wütend beschloss ich seinem „Rat“ zu folgen und wirklich zu duschen. Denn irgendwie hatte Matt recht. Ich konnte wirklich eine Dusche gebrauchen, eine, die mich entspannte. Von Umzug. Auch wenn mir das nach dem Anfall meines Freundes schwerfiel. Zitternd stellte ich dennoch die Dusche an, allein schon, um ihn zu provozieren. Wie du mir, so ich dir, mein Freund, dachte ich angepisst und wartete, bis das Wasser richtig temperiert war. Stur wie wir beide nun einmal waren, würde es dauern, bis sich einer entschuldigte. Da konnte ich auch eine ausgedehnte Dusche nehmen. Und das würde ich auch tun. Meine Klamotten in die Ecke schmeißend stieg ich in die Dusche, zog den Vorhang zu und ließ das dampfende Nass auf meinen Kopf prasseln. Ein zufriedenes Stöhnen entwich mir und ich hoffte schwer, dass Matt das nicht gehört hatte. Der sollte ruhig weiter vor sich hin schmoren. Doofkopf. Doch in vollen Zügen genießen konnte ich es nicht. Auch wenn das angenehme Wasser meine Haut vom Umzug reinwusch und die Anstrengung von Kisten packen, schleppen und hin und her fahren im Abfluss verschwanden. Matts kalte Art nachdem sein Vater gegangen war, machte mir zu schaffen. Und das nach der Umarmung. Würde ich jetzt jedes Mal so einen Eisklotz zu Hause haben, wenn Hiroaki zu Besuch war? Jetzt, wo wir zusammenwohnen würden konnten wir uns ja schließlich nicht mehr ausweichen. So groß war die Wohnung nicht. Und eigentlich wollte ich das auch nicht. Ich wollte ja mit ihm zusammen sein. Für ihn da sein. In guten wie in schlechten Zeiten. „Wenn du noch lange so heiß duschst gehst du noch ein.", hörte ich seine Stimme plötzlich von der anderen Seite des Duschvorhanges erklingen und erstarrte. Kam Matt gerade von ganz allein zu mir um sich zu entschuldigen? Oder würde ich nun noch eine weitere blöde Bemerkung ertragen müssen? „Dann muss ich dich Grummelstilzchen wenigstens nicht mehr ertragen!", antwortete ich und fand meine Bemerkung schwer gemein. Verdammt wieso musste ich es immer direkt übertreiben? Das hatte ich von Matt. „Wieso? Ich passe doch super zu dir, Dornzickchen.", konterte er und ich wusste wieder, wieso wir zusammen waren. Er hatte recht. Wir passten perfekt zusammen. Ich schnaubte. „Du bist doof!", rief ich über die Lautstärke des prasselnden Wassers und hörte ihn lachen. Ich hatte zwar so einige Frechheiten von Matt gelernt, konnte aber nicht gegen den Meister höchst persönlich bestehen. Natürlich nicht. „Ich ergebe mich...", meinte er und ich spürte wie viel Ehrlichkeit in diesen kleinen Worten steckte. Ich lächelte. Auch wenn er das nicht sehen konnte. Er kannte mich gut genug um zu wissen, dass ich es tat. Seufzend schob ich den Duschvorhang ein Stück zur Seite und schielte um die freigewordene Ecke auf meinen Freund. Matt sah mich den Kopf schief gelegt an und grinste. „Ich bin ein riesiger Idiot.", gab er zu und ich würde den Teufel tun ihm zu widersprechen. „Dich an zu meckern macht nichts besser. Es treibt nur einen unnötigen Keil zwischen uns beiden. Und du bist die Letzte auf der Welt, die ich verärgern will. Du bist doch mein Lieblingsmensch, Sora..." Entschlossen schob ich den Duschvorhang komplett auf. Matt sah mich mit offen stehendem Mund an. Ich grinste und beschloss aufzugeben. Zumindest ein bisschen. „Beweis es...", sagte ich mit tiefer Stimme und zog meinen Freund an seinem Ärmel zu mir unter die Dusche. Bereitwillig folgte er meiner Einladung, seine Klamotten sofort vollgesogen vom Wasser. Mir tief in die Augen sehend strich er mir nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht, während ich meine Hand sein nasses Hemd so weit es ging nach oben schob. „Ich liebe dich so sehr...“, hauchte er mir ins Ohr und umschloss meinen Mund mit seinem, ließ mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmern und meine Knie weich werden. Ich streifte ihm das an ihm klebende Stück Stoff ab, wobei er mir hastig half, ohne den Kuss zu unterbrechen. Seine Hände wieder auf meiner Haut spürend seufzte ich und presste meinen Körper an seinen, durch seine Haare fahrend, sein Gesicht entlang, mein Finger über seine Lippen streichend. Ich entlockte ihm ein Stöhnen ehe er begann genüsslich an meinem Finger zu lutschen, was mich erröten ließ. Vor allem weil er mich dabei vielsagend anschaute. Mit seinem Boybandmember-Gesicht. Diesem Schlafzimmerblick. Prinz Charming. Während meine freie Hand sich selbständig machte und in seine Hose griff um dort ein wenig für Stimmung zu sorgen – obwohl das nicht mehr notwendig war, denn Matt war ja so was von in Stimmung – biss mich mein Freund in den Finger und keuchte. Ich quiekte weil es weh und gut zugleich tat. „Du machst gar nichts, Fräulein.“, gurrte er und zog meine Hand wieder aus seiner Hose, woraufhin ich ihn schmollend ansah. Er beugte sich vor, sein Gesicht nur Millimeter vor meinem und schob meinen Körper hoch seine Hüpften. Ich seufzte. „Ich beweise dir jetzt, dass du mein Lieblingsmensch bist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)